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Unsere Deutschen Iugendbildner bemüheten sich, seitdem der redliche Basedow Lärm blies, mit gro ßem Eifer unser Lehr- und Erziehungswesen von den Abwegen und Verkünstelungen der Vorzeit auf den Pfad der. Natur zurück zu führen. Und, Gottlob! d-e große Angelegenheit ist, nach vielen selt samen Verhandlungen und manchem unnöchigen Po saunen , endlich so weit gediehen, dass, — wie alle denkenden Zugendlehrcr längst vor dem guten Pesta lozzi praktisch — jetzt sogar die Nichtden kenden theoretisch diejenige Lehr- und Erzie hungsweise für die natürlichste und beste erklä ren, welche ihre Zöglinge ohne Um- und Rückwege zum Ziele führet, sie ohne viele Künstelei erst kriechen, dann gehen und steigen lehrt, und, wo die bestehen den Verhältnisse das Hüpfen und Springen noch unabänderlich zu fordern scheinen, sie unter sicherer Leitung gleichsam eine Treppe hinan schreiten lässt, deren Stuffen dann für Ebenen gelten, weil die zu Hülfe kommende Kunst die Lücken ausfüllec und den wankenden Zögling stützet. Dies gilt von der Ver standes- und Gem üthsbildung, von der Bil dung des Menschen und des Bürgers. Zu seiner Bildung bedarf jeder Mensch eines Ideales. Giebt man ihm nicht absichtlich den Stoff dazu, so sucht er ihn sich. Er bildet sich ein Ideal, mag er sich dessen bewusst fein, oder nicht. Es schwebt ihm vor der Seele, wie dem Künstler sein Modell, wenn er es auch nicht wirklich vor sich hinstellet. Dies Ideal kann und muss er nicht bloß aus sich selbst nehmen. Er sammelt sich ein Muster bild aus dem Umblicke auf seine Umgebungen. Nimmt er es von einem einzigen Gegenstände her: so ver liert er selbst seine Eigenthümlichkcit und wird bloßes Nachbild, bloße Copie. Er muss der Vor bilder viele neben einander sehen! Aus deren Vergleichung, Unterscheidung und Ausbildung nach seiner Eigcnthümlichkeit muss er erst selbst sein Ideal schaffen. Bildet er sich nach solchem Ideale,