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38 Drittes Kapitel. kämpfte und die übrigen Fahrzeuge im stark geneigten Bette des in raschem Laufe dahinfließenden Stromes hinaufschob. Nachdem die Straße in etwa einer Stunde vollendet war, legte inan am obern Ende derselben ein provisorisches Lager an, bei wel chem nach und nach auch die Kanoes anlangten. Schon war das Boot etwa die Hälfte der Strecke transportiert, als Stanlcys euro päischer Diener mit wilden Sprüngen herbeieilte: „Herr, o Herr, Emin Pascha ist angekommen!" „Emin Pascha?" „Ja, Herr. Ich habe ihn in einem Kanoe selbst gesehen. Seine rote Flagge, gerade wie die unsere (die ägyptische), ist am Heck auf gezogen. Es ist ganz gewiß wahr, Herr." Selbstverständlich stürzte alles fort; das Boot wurde fallen gelassen, als ob es ein Stück glühendes Eisen gewesen wäre. Es war thatsächlich ein Wettlauf, Herr und Diener wollten der erste sein. Auch im Lager herrschte allgemeine Aufregung. Was war die Ursache? Neun Manjema, deren Heimat östlich vom Lualaba, dem Oberlaufe des Kongostromes ist, waren angekommen. Sie er zählten, daß ihrer 50 etwa 10 Km flußaufwärts ein Lager hätten, um zu erforschen, ob auf dem Jturi, wie hier der Aruwimi hieß, ein Weg nach den Stanley-Fällen des Kongo zu finden wäre. Nur zu diesem Zwecke hätte Uledi Baljus, ihr Herr, sie ausgcsandt, der mit mehreren hundert Bewaffneten 8 Tagereisen stromaufwärts seine Niederlassung habe. Stanley gab über die Stromfahrt ihnen genaue Auskunft, worauf sie sich entfernten, um für den nächsten Tag in ihrem Lager einen festlichen Empfang der Expedition vorzu bereiten. Als indessen am nächsten Tage die Expedition bei dem Manjema- Lager anlangte, ward ihnen ein schrecklicher Empfang. Vor dem Thore lag ein Kind, buchstäblich in Stücke zerhackt, und innerhalb der Palissaden die Leiche einer Frau, die mit Speeren niedergestochen war; die Manjema selbst aber waren verschwunden. Sie waren ostwärts zu ihrem Herrn zurückgekehrt, um ihm Stanleys Auskunft zu überbringen; die Wangwana der Expedition jedoch glaubten, daß sie westwärts ihrem Aufträge entsprechend ihre Wanderung fortge setzt hätten. Infolgedessen gesellte sich zu den Leiden und Gefahren, unter denen die Expedition litt, jetzt noch eine neue. Nachdem schon in der vergangenen Nacht ein Träger mit seiner Last, einem halben