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Mt,' Sille,, mm Gchi'imcht j„ ste,' Sberlausitz. Ein Fragment von Ernst Willkomm. Wir Deutschen sind und bleiben wunderliche Leute. Einhei misch in allen Hauptstädten Europas, vertraut mit den Sitten der Chinesen, mit den religiösen Gebräuchen der Hindu und den etwaigen Alterthümern der Bewohner Ceylons, kennen wir sehr häufig nur unvollkommen die kleine Scholle der be bauten Erde, die irgend eins der vielen schlotternden Glieder unseres gesegneten Vaterlandes bildet. Weise im Auslande, zeigen wir uns als Thoren in der Heimath, große Gelehrte in der Weltgeschichte, dürfen wir uns nicht immer gründlicher Kenntnisse in der Durchforschung vaterländischcr'Zustände rüh men. Wir spotten über die geographischen Schnitzer der Fran zosen, wenn sie von fremden Ländern sprechen, aber wir ver gessen ganz und gar, daß der Franzose in seinem Lande weit mehr zu Hause ist, als die meisten Deutschen in dem ihrigen. Auch der gebildete, höfliche, geschmeidige und galante Sachse ist nicht frei von diesem nationalen Fehler aller Deut schen. Sein Vaterland, so klein es geworden ist durch die Ungunst der Zeitumstände, zählt in seinen engen Grenzen doch noch einige Landesstrecken, über deren Bewohner die sonder barsten Vorstellungen unter der Menge herrschen. Besonders übel daran ist die Oberlausitz, deren ungünstige geographische Lage sie in neuerer Zeit, d. h. seit Beendigung der Kriege Na- poleon's, aus dem belebenden großen Weltverkehr gerissen hat.