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W»W>>WW>WW>WW>W>WWWWWMWWk»WWWWWWWWWWWWW kW! S814 28. Oktober. Durch Anschlag im daß . ,LN« ikt der l rsnlu logoockl, dessen Thema: „Hochdeutsch und Niederdeutsch in ihrem historischen Verhältnis" vr. Wh. Lmrßzerverbe -Museum. (Vorläufiger Bericht.) -»> Leimig, 26. Oktober. Die Eröffnung de» neuen Kunstgewerbe-MuseumS im alte« AmtS- hause (Ecke de» ThomaSkirchhof« und der Kloster- gaffe) erfolate gestern Mittag im Beisein eine- engern Areffe- von Eingeladcnen, darunter Vice- bittaormeister vr. Georgi und mehrere Stadt- räthe, der k. Kreishauptmann v. BurgSdorff uud (kurz vor 12 Uhr eintreffend) ein Mitglied de- k. MmisttriumS de» Innern, Geh. Rath Schmalz au- Dre-den. Die Einweihung-- und Begrüßung»- Worte sprach Kaufmann Scharf, worauf Prof, vr. Springer sich über die Aufgaben und da» Treibe« de» KortschrittS» und Volk-- Nachtrag. (allge . . EomitLvorstand die Anwesenden durch die Räume de- werdenden Kunst- und Gewerbetempel» — denn so kann man die Anstalt nennen — führte und ihnen die Einzelnheiten der aufgespei cherten Schätze erläuternd bemerklich machte * Leipzig, 26. Oct. Herr Eugen Richter in Berlin theilt, wie eS scheint, in Bezug auf gründliche Abneigung gegen alle- Beweisen selbstae- Quentchcn de- Humor- zu besitzen, mit welchem Dieser seinen Standtpunct zu vertheidigen be müht war. Die Behauptung, e- bestehe in Leipzig eine Filiale des Berliner ossiciösen Preß- bureauS, hat der große fortschrittliche Volkstribun bi- zum heutigen Tage nicht mit dem leisesten Ver suche eine» Beweise-zu erhärten für paffend erachtet, und er steht sonach als ein ganz gewöhn licher Flunkerer vor dem sächsischen Publicum da. Trotzdem fühlt die Redaction der in Dresden erscheinenden „ReichSzeitung" hinreichenden Muth, um in Herrn Richter'» Fußstapfen zu treten und unter der kecken MaSke der Wohl- uvterrichtetheit das Geschwätz von der Leipziger Filiale des Berliner Preßbureau wieder aufzu nehmen. Sie vergißt sich dabei so weit, in gar nicht mißzudcutenver Werse aus die angebliche Thatsache anzuspielen, daß auch das Leipziger Tageblatt mit jener Filiale in Beziehungen ge standen habe oder noch stehe. Die Redaction der ..ReichSzeitung" wird sich gewiß nicht überrascht fühlen, wenn sie von uns, wie hiermit geschieht, die dringende Aufforderung erhält, binnen drei Tagen ihre vorerwähnte Behauptung voll ständig mit klarer und voller Nennung aller vetheiligten Persönlichkeiten als thatsächlich richtig zu erweisen; würde sie cS nicht für Ehrenpflicht erachte», dieser Aufforderung fo vollständig wie möglich zu entsprechen, so müßten wir uns iveitere schritte gegen sie Vor behalten. * Leimig < 26. Oktober. Wir empfangen aus Berlin folgende Zuschrift: habe erfahren, daß Ihr geschätztes Blatt in mrh. reren Artikeln die Dresdener Rede des Abg. Eugen Richter einer Kritik unterzogen und ihn aufgefordert hat, seine Beschuldigungen zu beweisen. Auf diesen Be- lveis wird die geehrte Redaktion vergebens matten. In der vorigen Session d«S preußischen Abgeordnetenhauses nannte Herr Richter in einer Rede über die geheimen Fond- die Kvlaisch« Zeitung officiSS, ebenso bezeichnete er mit demselben Namen die parlamentarisch« Lorre- spondenz von Mathias. Die Kölnisch« Zeitung forderte daraus Herrn Richter auf, seine Beschuldigung zu be weisen, beschuldigte ihn offen der Verleumdung, sügte außerdem hinzu, daß Letzterer ihr Anerbietungen von Beiträgen gemacht, die sie jedoch zurückgewiesen. Herr Mathias erhob gegen Herrn Richter die Beschuldigung infamer Verleumdung, uud stellte ihm zum Beweist Kölnisch« Zeitung wartet HLute noch aus den Beweis für di« Richter'sch« Beschuldigung. In der Fraktion der ' hrittSpattei deS Abgeordnetenhauses kam jedoch die r'sche Red« zur Sprache und wurde ihm unter An- dann vorgehalten, dcch er nicht im Namen der Frcwttml. keiuem Vorwurf der Verleumdung und der infamen Verleumdung gemacht sei! Mit der Anfeindung der nationalen Partei und - " ^ - -'cht im Widerspruch, daß Herr j«gen Honorar euer, der Danziger Zeitung ,c. »uschickte, derselbe also, soweit es sich um Gelderwerb handelt, seine hohe Stellung als Fott- schrütSmaun aufgiebt und für di« nationalliberale „großen , manne»" Eugen Richter aufmerksam ru mache». Zu erwarten ist wohl, daß die Fortschritt-Partei im Reichstag und preußischen Abgeordnetenhaus in ihrem eigenen Interesse demnächst sich etwa» ernstar mit Herrn Richter befassen wird. * Leizyig, 27. Oktober. Wir glauben, bei dem leidigen Indifferenti-mu-, der auch in unserer Stadt gegenüber den kirchlichen Dingen mehr oder minder vorhanden ist, nochmal» auf die Wichtig keit der gegenwärtig in der St. Nicolar- gemeinde stattfindenden Anmeldung zu der für die nächste Zeit anberaumten Kirchen» or- standSwahl aufmerksam machen zu sollen. Soll der Kirchenvorstand eine freisinnige Zusammen setzung erfahren, so dürfen auch die liberal denkenden Mitglieder der Kirchengemeinde die Neine Mühe nicht scheuen, entweder persön lich oder schriftlich die zur Ausübung de» WahlrechteS unbedingt nöthige Anmeldung zu bewirken. Heute, Dienstag, kann die Anmeldung nur schriftlich in den Amtswohnuogen der Herren Pastor vr. Ahlseld und ArchidiakonuS vr. Gräfe geschehen, während auf den nächstfolgenden Tag, Mittwoch, von früh 8 bis 1 Uhr und von 2 bis 4 Uhr, außerdem auch mündliche Anmeldung ent weder in der Sakristei der Nicolaikirche oder im SitzunaSlocal der Stadtsteuereinnahme (Georgen halle) festgesetzt ist. ES bedarf lediglich der An gabe deS vollständigen Namens, Stande» und Gewerbe-, de» Geburtstage- und Jahre», sowie der Wohnung. Wahlberechtigt sind alle diejenige« selbstständigen HauSväter evangelisch-lutherischer Confession, welche, gleichviel ob verheirathet oder nicht, da- 25. Lebensjahr erfüllt haben. Die Kirchnigemeinde St. Nicolai umfaßt den östlichen und nördlichen Theil der Stadt und Vorstädte dergestalt, daß sie folgendermaßen begrenzt wird: Thalstraße Nr. 1—8 und 29 d —32, Lindenstraße und Roßstraße, Nürnberger Straße Nr. 1—23 und Nr. 52—63, Roßplatz von Nr. 10 an, An der 1. Bürgerschule, Universitätsstraße, Magazin gaffe, Neumarkt, Grinnna'sche Straße von Nr. 1 an, Rathaus und Markt Nr. 1—3, Katharinen strabe, Brühl von Nr. 2 — 86/87, Theater gaffe, LöhrS Platz Nr. 1 — 3, Löhrstraße, Humboldt straße Nr. 1—9 und 25—31, Eberl,ardt- und Uferstraße, Eutritzscher und Berliner Straße. — Den: hiesigen Zöllncrbund« ist wieder eine neue Widmung zu Theil geworden. Vor lunS liegt ein Liederheft, daS den Titel führt: Fünf Lieder für vierstimmigen Männerchor. Gedichte vvn Heinrich Pfeil. 1) Unterm Lindenbaum. 2. Abendfrieden. 3. Abendseaen. 4. Drei Gläser. 5. Zum Quartett gehören vier! Componirt von V E. Neßler (BreSlau, Jul. Hainauer.) Der Eomponist zählt auf dem Gebiete der Männer- gesangSliteratur zu den beliebtesten Tonsetzern; auch die vorliegenden Quartette, zu denen ein alter Zöllnerbündler die.'Gedichte rerfaßte, werden zahlreiche Freunde in der Liedertafelrunde finden, zumal dieselben leicht sangbar gehalten sind. * Leimig, 26. Oktober. Als Beitrag zur Fleischfrage wird auS Jülich in der Rhem- rovinz geschrieben: „In Jülich wird da- Rind- eisch von den Bürgern mit 7 Groschen Pr. Pfd. ezablt, während e« der Militairverwaltuna zu 4'/» Groschen geliefert wird. Wenn hierin schon die Möglichkeit billigerer Preise für gute- Fleisch begründet ist, so beweist der folgende Fall die- noch eklatanter. Ein Bewohner von Mersch ver langte für ein Stück Vieh 120 Thlr.; der Metzger bot 100 Thlr. Der Eigenthümer, hiermit nicht zufrieden, schlachtete dasselbe und erlöste zu 6 Sgr. per Pfd. 135 Thlr., behielt dazu noch Haut, Ein geweide und Fett im Wcrthe von 20 Thlr., er hielt also zusammen 155 Thlr. Bei 120 Thlr. Postenpreis ergiebt dies einen Gewinn von 35 Thlr. Der Metzger würde bei 7 Sgr. 174 Thlr. incl. Haut erlangt haben. Gegenüber diesen Erwägun gen ist die Bildung eines Consum - Vereins mit Metzgerei im Gange. Auch sind mit einem Metz ger in Aldenhoven Unterhandlungen über die Lie ferung guten, fetten Rindfleisches zu 5*/, Sgr. Pr. Pfund eingeleitet." ) Leipzig, 26. Oktober. Im Grundstück Hain straße Nr. 23 gab eS gestern Abend 6 Uhr Feuerlärm. In der in erster Etage gelegenen Kraft'schen Weinstube war auf noch unermtttelte Weise eine Partie Papier unter einem Büffet in Brand gerathen, und da gerade Niemand zu gegen war, hatte da- Feuer sick> bereit- dem Büffet und den Dielen mitgetheilt, als man dasselbe gewahr wurde. ES wurden schleunigst die Feuerwehren zugezogen, doch gelang e» bald, daS Feuer zu unterdrücken und jede Gefahr zu beseitigen. so daß die Löschmannschaften nicht in Thätigkeit kamen. — Nachdem bereit- am Sonntag Abend in der elften Stunde im Gosenthale ein Maurer geselle wegen groben Unfugs und Ungehorsam» gegen polizeiliche Ruhegebote arretirt und nach mal» auf dem Naschmarkte hatte inhaftirt werden eben! pr L wenn verweisen er verschi er fortschrittlich« «ukukSeier zu legen sucht und unter andern auf die Redaktion der , welch« nicht selten die Richtrr'schen WaS in der vorstehenden Darlegung bemerkt ist, war schon mehr oder minder bekannt, e- ist jedoch nicht unzweckmäßig, wiederholt aus da» müssen, entstand ebendaselbst um Mitternacht auf- abscheulicher Exceß, dessen sich ein hie siger Schlossergeselle und ein Handarbeiter schuldig machten. Al« Polizei gegen sic einschritt, setzten sie den betreffenden Schutzleuten den entschiedensten Widerstand entgegen und vergriffen sich sogar thätlich an ihnen. Doch gelang es schließlich, die Beiden zu überwältigen und ihren Forttran». Port zu bewirken, dem sich eine ,Anzahl an derer Personen, Kameraden der Arrestanten, sowie auch ein Steinsetzer, welcher der Polizei hei- gestanden, angeschlossen hatten. Auf diesem Trans porte beging nun ein nachfolgender Handarbeiter die Rohheit, den für die Schutzmänner zeugenden Steinsetzer mit einem Steine in den Rücken zu wirsen, so daß er einigermaßen verletzt wurde. Dafür wurde aber der Handarbeiter nun selbst arretirt und wie jene beiden Excedenten nach dem Naschmarktc geschafft, wo man nunmehr alle Drei eiusteckte. Dassekb« Schickial ereilte außerdem noch zwer hiesige Dachdecker, welche obig«, Tran». Port schreiend und schimpfend gefolgt waren und sich mcht hatten zur Ruhe verweisen lassen. Auch sie wurden schließlich ergriffen uud in polizeiliche Haft genommen. — In der Zeitzer Straße hatten sich am Mon tag schon am Vormittag zwei Steinetreiber, denen wahrscheinlich zu wohl geworden, einen tüchtigen Haarbeutel angeschafft. In ihrem Ueber- muthe trieben sie auf der Straße allerhand Un fug und vergriffen sich endlich an dem Pferde eine- Geschirrführers, welche» sie auf» Trottoir hinüberführten und wodurch sie die Passage sperr ten. Hiermit noch nicht genug, insultirten und schimpften sie noch auf verschiedene dortige Pas santen, welche sich über solche» Treiben mit Recht mißbilligend auSsprachen. Eine dazu kommende Polizeipatrouille machte schließlich dem Unfuge ein Ende, arretirte die angetrunkenen Burschen und versetzte sie nach dem Naschmarkte und zwar un mittelbar in» StockhauS. — In einem hiesigen Gasthofe, woselbst er sich kurz zuvor einlogirt, machte heute Mittag ein Postbeamter auS Naumburg in Schlesien den Versuch, sich da» Leben zu nehmen. Er schoß sich mit einem Revolver in die linke Brust, ohne aber seinen Zweck zu erreichen. Man traf ihn noch lebend an und brachte ihn mittelst SiechkorbeS in» Krankenhaus. Familiendrfferenzen scheinen den unglücklichen, erst zwanzigjährigen jungen Mann zu dem entsetzlichen Schritte veranlaßt zu haben. — Auf dem ReichSrath-platze zu Wien spielte sich in den Vormittagsstunden eines der letzten Tage eine Scene ab, die den Zuschauern beinahe da» Blut in den Adern erstarren machte. Ern bei einem dortigen Hausbesitzer im Dienst stehen de» Mädchen hatte sich der vorübergehenden Auf merksamkeit de» Sohnes desselben, eines jungen Medlciners, zu erfreuen gehabt. Am Morgen de» in Rede stehenden Tages trat sie in da- Schlafzimmer des Letzteren, und nach einem kurzen erregten Gespräche schüttete Therese, dies ist der Name deS Mädchens, den, noch im Bette liegen den jungen Manne aus einer mitgebrachten Flasche Schwefelsäure inS Gesicht, eilte dann auS dem Zimmer, das sie verschloß und dessen Schlüssel sie mitnahm, und flüchtete sich auf den Dachboden des vierstöckigen HauseS und von hier durch die Fensterluke auf das Dach. Mit ausge lösten Haaren, die verhängnisvolle Flasche in der Hand haltend, rannte Therese mit einer großen Schnelligkeit und Sicherheit bis zum Dachfirst, dann Uber die Dachrinne, den ganzen Umfang deS Gebäudes entlang. Auf der Straße hatte sich eine nach Hunderten zählende Volksmenge angesammelt, die mit Bangen jeder Bewegung de« waghalsigen Mädchens folgte. Unzählige Male glaubte man, dasselbe stürze in die Tiefe. Während ein Arzt, nachdem die Thüre erbrochen worden war, dem Verwundeten Hülfe leistete, trachteten die Organe der Behörde, »aS Mädchen, daS die kühnsten Sprünge und Gestikulationen auf dem Dache ausführte, sich die Haare auS- riß und Büschel derselben auf die Menge warf, zu bewegen, in den Bodenraum zurückzusteigen. Jndeß kein Zureden, kein Versprechen half; zwei Stunden waren bereit» in bangster Erwartung vergangen nnd noch immer war eS nicht ge lungen, die Kühne in Sicherheit zu bringen. Der anwesende Commiffär ließ nun mehrere der ge übtesten Turner der städtischen Löschmannschaft herbeiholen. Drei derselben begaben sich, nach dem sie sich mit Sicherheitsgürteln versehen hatten, durch die Dachbodenfenster auf das Dach und suchten daS Mädchen in eine Ecke zu drängen, während die anderen ,m Hosraume daS Sprung tuch bereit hielten, um im Falle, wenn Therese hinunterstürzte, sie aufzufangen. DaS Mädchen rannte noch einige Male im Halbkreis, plötzlich wurde ihr von den muthiaen Löschmännern der Weg abgeschnitten und nach hartnäckigem Kampfe bemächtigte man sich ihrer und trug sie ins Hau». Therese verweigerte jede Auskunft, hielt sich daS Gesicht mit den Händen verdeckt und weinte. Der Zustand de« Verletzten ist zwar kein lebens gefährlicher, immerhin aber fürchtet man den Ver lust eines Auges de» jungen Mannes. DaS Motiv zu der That soll verschmähte Liebe ge wesen sein. — „Gemalte" Politik in der Kirche. Im vorigen Sommer wurde zu Feldkirch in Throl daS Presbyterium der Pfarrkirche auS- gemalt; e« ist eine im Style de» Mittelalters gehaltene Malerei, deren Gesammteindruck ein durchaus günstiger ist. Die Kirchcnrestauration wurde, nevenbe, gesagt, nicht etwa als ultra montane Parteisache betrachtet, sie wurde von einem liberalen Magistrat eingeleilet und die Beiträge flössen reichlich, namentlich auch von liberaler Seite. Wer hätte nun unter solchen Umständen an die Möglichkeit gedacht, daß diese- gemeinsame Werk Anlaß zu einer ultra montanen Parteidemonstration ganz ordinairer Art dienen könne? Und doch ist da- scheinbar Unmögliche geschehen. Im Pre-byterium der Kircbe recht» vom Hochaltar finden sich unter dem großen Wandgemälde zwei kleinere Gemälde, sogenannte Medaillon». DaS eine dieser Medaillon- stellt die verurtheiluna der heil. Katharina vor. Auf dem Medaillon sind 4 Figuren: Link- sitzend der römische Kaiser, neben ihm sein Rathgeb« stehend, in der Mitte die heil. Katharina kaieend und hinter ihr der Henker mit entblößtem Schwert. Der Kops de» römischen Kaiser- ist nun da» für Jedermann aus den ersten Blick erkennbare Por trait de- deutschen Kaiser» Wilhelm I. Man denke sich nur einen römischen Cäsar mit weißem Backenbart. Schnurrbart und au-rasirtem stehenden RathgeberS unverkeniwar ZUge hysiognonikk, daselvst Bi-marck- mit dem Schnurrbart uud dem klei nen Harrbüschel auf dem sonst kahlen Haupte! Die beiden Figuren spielen die Hauptrolle aus dem Gemälde, .sie sind naturalistisch gehalten, während die Figur der heil. Katharina im mittel alterlichen Kirchenstyle au-geführt ist. Diese« Gemälde soll offenbar den deutschen Kaiser als Christenversolger darstellen. Die Insulte liegt auf der Hand. Aus solche Weile läßt -m reich-deutscher Preußensresser au» RegenSburz seinen Groll auS; ein Ausländer erfrecht sich die Wand einer österreichischen Pfarrkirche mit den Au-geburten eine- fanatischen Hasse» gegen die in fernem vaterlande bestehende Staatsordnung zu beklecksen. Freilich hat Herr Kolb, so heißt der Künstler, wohl nur deshalb seine Frechheit so weit treiben können, weil ultramontane Freunde in Feldkirch ihn unterstützten! — Fassung im Unglück. Verschiedene euro päische Städte haben sich bi- auf den heutigen Taz iu manchen Dingen ihre alten Traditionen zu bewahren gewußt; einzelne Straßen, selbst größere Städte zeigen nach ihrer äußeren Physik daß die Cultur, die alle Welt beleckt, dase nicht ihren friedlichen Einzug gehalten hat. To haben sich in den Städten Prag, Frankfurt und namentlich in Posen noch Ueberbleibsel jener Iuden-GhettoS conservirt, vor welchen man heute theil- staunend, theil- fragend in Anschauung ver sunken steht. Und doch schlägt oft in den Herzen der Bewohner dieses QuartrerS ein aufrichtig^ Gefühl für Pflicht und Ehrlichkeit, und an man cher derartigen Stätte kann man d«8 Wort de« Dichters bewahrheitet finden: „Tief wurzelt in unseren« Volke die Familie." Bekanntlich «st vor mehreren Tagen der Bankfirma Saul zu Posen, deren Bureaux in einem Hause in der Judenstraße zu ebener Erde liegen, durch einen nächtlichen Einbruch der eiserne Geldschrank mit einem Inhalt von 100,000 Thalern in Effecten und baarew Gelde gestohlen worden. Der Inhaber der Firmr Saul, Herr C., gehört einer streng orthodox is raelitischen Familre an, auS deren Schooß so mancher trefflicher Rabbiner hervorgegangen ist. Als Herr C. am Morgen nach dem verübten Diebstahl sich von seinem Lager erhob, uin den« alten UsuS gemäß den Frühgottesdienst in der Synagoge zu besuchen, war ihm in der Eile noch nicht» von dem ihnso hart betreffenden Schlage bekannt gewesen. Mit gewohnter Andacht sandte Herr C. inbrünstige Gevete zu Jehova; zu Hause angelangt, wurde er unter Schluchzen und Thrä- nen von seiner Faniilie empfangen, welche ihn von dem Diebstahl benachrichtigte. In dem Gesiä'le deS frommen Manne- verrleth keine Miene irgend welche innere Bewegung, mit Ruhe und Fassung sprach er die Worte: „Der Name de» Herrn sei elobt." Dann griff er nach seinen« Schlüssel und chloß damit thränenden Auge- eine «n seinem "rivatbureau befindliche Schublade auf. Plöylaö verklärte sich der Blick des Manne-, waren bock die ihm von kleinen Leuten als Depot» über gebenen Pfandbriefe und Goldsachen den Argus- augen der Diebe entgangen. Bewegt rief er aus: „Ich danke Dir, Gott, daß Du diese Armen in Deinen Schutz genommen hast." In der Stadt Posen hat man allgemeine Thcilnahme für den schwergeprüften redlichen Mann, welcher durch den Diebstahl um sein ganzes Vermögen gekommen war. Die angesehenste«« Firmen Posen» traten sofort zusammen und stellten Herrn E. die Summe von 30,000 Thlr. zur Disposition, damit derselbe sein Geschäft weiterführen kann. Bi» jetzt sind rn C. nur gegen 25,000 Thlr. de- gestohlenen ldes wieder zugestellt worden. — Die praktische Chirurgie registrirt seit den letzten 4 Jahren fast ununterbrochen Fort schrittsmomente; aber nicht allein in der Vervoll kommnung von Instrumenten und Einführung neuer Operation-methoden liegen dieselben, sondern auch — und die» ist daS Allerwcsentlichste — in der Behandlung der Wunden. Die Wahrschein lichkeit der LebenSrettuna ist hier seit der energi schen Bekämpfung der Fäulnißerzeuger ganz be deutend gestiegen. In der Berliner Charit» be handelte man schon im Jahre 1870 die Kraulen der chirurgischen Abtheilung mit den Lister'scben Pasten, welche, mit Carbolsäurelösung imprägnirt. den Hinzutritt zerstörender Stoffe, wenn nicbt änzllch, so doch erheblich verhinderten. Später man noch weiter gegangen und beginnt mit der deSinficirenden Carbolsäure-Anwcnduna schon vor und während der Operation, so daß durch fortwährendes Aufspritzen von Carbolfäurelösuua jedweder inficirende Stoff zerstört wird. Go ist da» gegey frühere Erfahrungen unglaublich klingende Resulto erzielt worden, e«ne Oberschenkel-Gelenk- au-hebung ohne Eiternno — pe«' primam iMen- tiouem — zu heilen, die sonst nur unter lang wierigem, nothwcndigem EiterungSproccsse mit starkem Kräfteangriffe verbunden und unter wenig günstigem Erfolge bewerkstelligt wurde. Prof. Bardelebcn openrte mit so pchnlicher Sorgfalt und so glücklichem Erfolge in vielen Fällen, daß er diese ver medicinischen Wissenschaft bislang un bekannten Resultate erreichte. Welche Segnungen und Fortschritte die Medicin überhaupt bringt, da- merkt die Mehrzahl eben nicht, und der Arzt ist und bleibt einer der eifrigsten Wohlthäter der Menschheit trotz seine- viel geschmähten, mit Un dank belohnten, weil von Laien kritisirten Schaffen«. Nicht der zehnte, nicht der hundertste Theil Er wachsener weiß, wa« vr. v. Langenbeck dazu bei- getragen, daß man nicht mehr so viele Einarmige und Einbeinige wahrnimmt, wie nach 1813—15; Wenige nur wissen, daß er, die Bedingungen der Snochenwiedererreugung erkennend, durch seine Resektionen selbst zerstörte Gelenke wiederherftellte. ja selbst Unter- und Ober-Kiesertheile nach der Zerstörung sich neubilden ließ. Medicin unv Naturwissenschaft sind eben jetzt im schönsten und gewaltigsten Flusse.