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4604 ln dem vorderen oder Mundsaugnapse liegt die Nundöffnung, diese führt in eine kurze Speise- vhre und der v«, rhr entspringende Darm gabelt ich alsbald m ei Aeste, sodaß er ziemlich genau lner Stimmgabel gleicht. Die Enden beider Schenkel sind blind geschloffen, eine besondere luSwurfSöffnung fehlt durchaus. Gewöhnlich ficht vor dem vorderen Saugnapfe münden neben inander die Samen- und die eibereitenden Organe. Oie zum Legen reifen Eier gleichen in ihrer Zu sammensetzung ungemein einem Hühnerei; auch bei ihnen unterscheidet man innerhalb der harten, hornigen Schale eine eiweißähnliche Substanz, und in dieser liegt alsdann das dem Dotter des Hühnereies entsprechende eigentliche Ei, auS den, daS Junge sich entwickelt. Eiweiß und eigentliches Ei werden von getrennten Drüsen geliefert, treffen sich in der sogenannten Schalendrüse, werden hier von der Schale umhüllt und gelangen alsdann in den langen gewundenen, bei älteren Thicrcn häufig mit Tausenden von Eiern voll gestopften Eileiter. Nachdem daS Ei abgelegt ist, muß es aus dem Körper des Wirthes nach außen ge langen; geräth es alsdann durch Zufall in das Wasser, so entwickelt sich das Junge nach einiger Zeit und schlüpft auS der Schale auS, um eine Zeit lang im Wasser ein freies Leben zu führen. Es gleicht aber diese- Junge in der äußeren Ge stalt keineswegs seinen Eltern, vielmehr stellt es einen meist kurzen, wurstförmigen Körper dar, dessen Oberfläche ganz oder theilweise mit feinen, beweglichen Härchen, Wimpern genannt, besetzt ist. Seine weitere Entwickelung können wir aber nicht verstehen, bevor wir uns nicht orientirt haben Uber den Begriff des Generationswechsels, und zur Erläuterung dieser Frage erlauben wir uns zunächst eine kleine Abschweifung aus das Gebiet der Botanik. Sie alle wissen, daß man irgend eine gewünschte Pflanze auf zweierlei Wegen vermehren kann, durch das Aussäen von Samen und durch das Pflanzen von Ablegern. Der Samen stellt eine in besondere Hüllen oder Schalen eingeschloffene junge Pflanze dar, ebensogut wie der Ableger ein Sproß der erwachsenen Pflanze ist. Beide Ge bilde sind aber auf ganz verschiedenem Wege entstanden. Der Samen hat sich in der Blüthe gebildet durch Vermehrung und Wucherung einer kleinen, im Grunde des Fruchtknotens liegenden Zelle; diese Wucherung trat aber erst ein, nach dem die Zelle von einem kleinen Faden berührt worben, der selbst von dem auf die Narbe der Blüthe gefallenen, und von den Staubfäden erzeugten Blumenstaube stammt. Also zwei Ge bilde müssen zur Erzeugung des jungen Pflänz chens im Samen nothwcndig zusammentreten, Ei und Staubkorn; man bezeichnet den die Eichen producirenden Fruchtknoten der Blüthe als die weiblichen Organe, die Staubfäden als die männlichen und die ganze Entstehungsweise des jungen Pflänzchens als geschlechtlich. Be trachten wir dagegen eine Blumenzwiebel, so finden wir, daß an dieser sich sehr häufig kleine Neben zwiebeln bilden, welche, nachdem die Mutter zwiebel abgestorben ist, sehr wohl im Stande sind neue Pflanzen sprossen zu lasten. Dies sind na türliche, durch Knospung entstandene, nicht künst lich abgelöste Ableger. Zu ihrer Bildung brauchte es keiner Blüthe mit männlichen und weiblichen Organen, und die Art und Weise, wie sich eine Hyacynthe oder ein CrocuS durch diese natürlichen Ableger fortpflanzt, bezeichnen wir daher als ungeschlechtlich. Beide FortpflanzungSarten finden wir nun auch im Thierrcich und zwar ist die ge schlechtliche Fortpflanzung bei höheren Thieren die Regel. Bei niederen Thieren ist dagegen auch eine Fortpflanzung durch Knospung sehr verbreitet, und eS kann sogar der Fall sein, daS geschlechtliche und ungeschlechtliche Fortpflanzung ganz regel mäßig mit einander abwechscln, daß z. B. immer zwischen eine geschlechtliche Generation eine un geschlechtliche eingeschaltet wird und diese Fort pflanzungsweise bezeichnen wir mit dem Namen Generationswechsel. Um Ihnen ein Beispiel eines solchen Generationswechsels zu geben, wende ich mich zunächst wieder zu den« Pflanzenreiche. Sie alle kennen und lieben die schönen Farren- kräutcr mit ihren zierlichen Wedeln, Sie wissen ferner auch, daß die Farrenkräuter im Gegensätze zu den meisten übrigen ihnen bekannten Pflanzen keine Blüthen tragen. Sic können an ihnen keine Fruchtknoten oder Staubfäden unterscheiden. Dagegen bilden sich an der Rückseite der Blätter zu gewissen Zeiten braune Wärzchen, auS diesen lösen sich einzelne Zellen ab, und wenn man diese auf ungeschlechtlichem Wege entstandenen Sporen oder Keim körn er aussäet, so entwickeln sich aus ihnen zwar neue Pflänzchen, diese gleichen aber in keiner Weise dem erwachsenen Farrenkraute, von dem wir ausgingen, sondern sehen ohn- g'fähr aus wie ein kleines Vcilchenblatt, das flach auf der Erde aufliegt und mit Würzelchen dem Boden angehcstet ist. Auf diesem Vor keime nun, welcher der Aufmerksamkeit des Laien sehr leicht entgeht, bilden sich Organe, die dem Frucht knoten und den Staubfäden gleichwerthig sind: männliche und weibliche Organe; in letzteren ent stehen Eichen, mit diesen verbinden sich kleine, in den den Staubfäden vergleichbaren Organen ent standene Fäden und alsbald beginnt die Ent wickelung des Eichens zu fiinem jungen Farren- krautwcdel. ZweiGenerationen.einc ungeschlechtliche, der Farrenwedel, eine geschlechtliche, der platte veilchenblattsörmige Vorkcim, wechseln mit ein ander ab: die Farrenkräntcr zeigen einen typischen Generationswechsel. Die Abwechselung zwischen beiden Generationen ist aber um so merkwürdiger, als beide nicht gleich geformt sind; und immer erst der Enkel und die Großmutter einander gleichen, während Mutter und Kind völlig ver schieden erscheinen. Gehen wir nun zum Thierreich über. Zwilchen tzydroiHolypen und Quallen besteht das ^anz gleiche Verhältniß, wie zwischen Farrenwedel und Vorkeim. Die Quallen, jene merkwürdigen, schwim menden, glockenförmigen, durchsichtigen, gallertigen Thiere, die im Meere leben, sind getrennten Ge schlechtes und erzeugen aus geschlechtlichem Wege Junge. Diese jungen Thiere sind den Eltern aber sehr unähnlich und gleichen vielmehr kurzen, ab gerundeten Cylindern, die an ihrer ganzen Ober fläche mit einem feinen Pelze von Wimpern besetzt sind. Mit Hülfe dieser Wimpern können sie im Wasser schwimmen. Diese Larven setzen sich nun nach einer gewissen Zeit auf dem Grunde deS MeereS fest, beginnen zu wachsen, werden aber nicht zu neuen Quallen, sondern zu einem kleinen Geschöpfe, das wie eine gestielte Blume aussieht. Der Stiel dieser Blume treibt alsbald durch Knospung Seitenäste und es entsteht allmälig ein Bäumchen, welches am Ende jedes Zweiges einen kleinen Polypen trägt. Dieser ursprünglich auf geschlecht lichem Wege entstandene Polypenstock pflanzt sich nun nicht auf gleichem Wege fort, sondern erzeugt durch Knospung Quallen, welche nach einer gewissen Zeit sich loslösen und frei im Meere umher schwimmen. ES wechselt also bei diesen Thieren immer eine Quallengeneration mit einer Polypen generation ab, von denen erstere geschlechtlich, letztere ungeschlechtlich sich fortpflanzt. Die ge schlechtlichen Generationen bezeichnet man als „Ammen." In ähnlicher Weise geht nun die Fortpflanzung der Saugwürmer aus dem Wege des Generations wechsels vor sich. Die oben beschriebene, aus dem Ei geschlüpfte Larve sucht sich nämlich zunächst activ ein ihr paffendes Wohnthier, meist eine Schnecke, in diese dringt sie mit Hülfe eines an ihrem Vordcrendc befindlichen Bohrstachels ein und verwandelt sich in ein schlauchartiges, höchstens mit einem Munde und einem unvollkommenen Darm ausgestattctes Thier, welches zu einer, im Verhältniß zur Larve sehr bedeutenden Größe heranwachsen kann. Es ist dieS die geschlechtslose Ammengeneration. Sie erzeugt durch Ablösung von Zcllballen, den Keimkörncrn, von der inneren Seite ihrer Leibcswand in sich eine ganz bedeutende Anzahl von jungen Geschöpfen, die„Cerecarien", verdeutscht „Schwanzthierchcn" heißen. Diese Cerecarien Ver halten sich zu den erwachsenen Saugwürmcrn genau wie die Kaulquappe zum Frosch. Sie gehen durch allmälige Vcrwandelung in dieselben über. Sie besitzen einen platten Verbcrkörper, der genau so gebaut ist wie der Leib eines erwachsenen <saug- wurmes, den gabelförmigen Darm und die beiden Saugnäpse zeigt, aber sic haben auch einen sich scharf von diesem Vorkörpcr absetzenden langen beweglichen Schwanz. Nachdem diese Thiere nun eine Zeit lang in der Leibcshöhle ihrer Amme gelebt haben, dringen sie nach außen, gelangen in das Wasser, leben hier eine Zeit lang frei, und wandern dann von neuem selbständig ,n ein anderes Thier, gewöhnlich wieder in eine Schnecke ein. Bei dieser Gelegenheit verlieren sic den Schwanz, kapseln sich im Inneren der Schnecke ein, und liegen nun hier als junge, noch nicht geschlechtreise Saugwürmer so lange, bis die Schnecke und sie mit ihr von dem Thiere gefressen wird, in denen sie als erwachsene, geschlechtreisc Form leben können. Sobald sie durch die Ver dauung aus ihrer Kapsel befreit werden, beginnen sie zu wachsen, die Geschlechtsorgane entwickeln sich und der EntwickelungscycluS ist vollendet. Von sämmtlichen Saugwürmern erwähnen wir hier nur zwei, nämlich den großen und den kleinen Lebcregel^Distomum deMwum und v. Irmeoo- iLtum). Beide leben im erwachsenen Zustande in den Gallenaängen der Leber und in der Gallen blase des SchäseS, des RindeS, und auch deS Menschen, kommen aber bei letzteren verhältniß- mäßig selten vor. In größerer Menge erweitern sie die Gallcngänge ganz bedeutend und rufen eine Leberentzündung hervor, welche in den meisten Fällen tödlich abläüst. Mit welcher Schnecke die jungen eingekapselten Distomcn in den Darm der Schafe gelangen, weiß man noch nicht genau, man hat die sogenannte gerandete Tellerschnecke lklanordis marginLtlw) am stärksten im Verdacht. Daß die Schafe diese schlimmen Gäste, welche die „Leberfäule" verursachen, aber bei dem Grasen an feuchten Stellen erhalten, weiß jeder Schäfer, und es ist bekannt, daß mitunter ven großen Schaszüchtern die abzugebcnden Zuchtthierc kurz vor ihrer Versendung „verhütet" oder „faul ge hütet" werden, damit sie nach kurzer Zeit zu Grunde gehen und die Anschaffung neuer noth- wendig werde. Der Mensch kann sich natürlich auch nur da durch mit Lebcregeln anstecken, daß er eine mit den eingekapselten Leberegeln versehene Schnecke verschluckt. Vielleicht ist mitunter schlecht ge waschener Salat das Mittel zur Einführung solcher Schnecken. Sinnesorgane. VH. Vortrag des Herrn Pros. Vi». Wenzel. Geruch und Geschmack haben nicht wie Ge sicht und Gehör einen für ihre speciellen Em- psindungSleistungen eingerichteten besonderen Appa rat , sondern die Organe für diese Sinne dienen auch andern Zwecken des GesammtorganiSmus. Während ferner Gesicht und Gehör von größtem Einfluß auf unsre geistige Entwicklung sind, ver mitteln jene Sinne vielmehr Dienstleistungen für daS Wohlbefinden unserer Leiblichkeit, und beauf sichtigen al« Wächter die Einnahme der Nahrungs mittel. Mit beiderlei Sinnesempfindungen ver knüpfen sich vorzugsweise die GesühlSstimmunaen de- Angenehmen und de- Unangenehmen, des Be gehrens oder ocS Widerwillens und Ekels. Beide Sinne unterstützen einander mannichfach in ihren Leistungen, so daß wir oft zu schmecken glauben, was wir in Wahrheit riechen (aromatische Stoffe). Unterstützend wirken für beide Sinne aber auch noch Gesicht und Getast, und wir legen manche Emvfinduna der Tastnerven der Nasen- und Mund höhle als Geruch und Geschmack aus. Der Geruchssinn ist an die beiden Ge ruchsnerven geknüpft ; werben sie durch Krankhei ten zerstört, so ist das Riechen unmöglich^ Sie ent stammen dem großen Gehirn, ziehen an der untern Gehirnflächc bis gegen das vordere Ende der Schädelkapsel, und schwellen hier zu den Ge ruchskolben an. Aus diesen gehen zahlreiche Nervenbündel hervor, welche die knöcherne Schädel kapsel an einer siebsörmig durchlöcherten Stelle, der sogen. Siebplatte, durchbohren und in die Nasenhöhle eintreten. Die Nasenhöhle stellt eine unregelmäßig ge formte Höhlung dar, welche mit den äußern Nasenöffnungen beginnt und durch die innern oder hintern Nasenlöcher in den Schlundkopf mündet. Ihre Wandungen werden nach unten hauptsächlich vom Oberkiefer- und untern Muschelknochen sowie vom Gaumenbein gebildet, nach oben hin aber von muschelsörmig gekrümmten Platten des Sicb- beins; nach vorn wird sie von der knöchernen und knorpligen äußern Nase überdacht. Eine senkrechte von der Decke bis zum Boden herabreichende, hinten knöcherne, vorn knorplige Wand, die Nasen- scheidewand, theilt sie in eine rechte und linke Hälfte. An jeder Seitenwand springen drei halb- cylindrisch umgerolltc Knochenplatten, die Nasen - muscheln, vor; zwischen ihnen und unter der untern Muschel finden sich die drei Nasengänge. Von diesen Nasengängen aus gelangt man auch in die Nebenhöhlen der Nase (Oberkiefer-, Stirn- und Keilbeinhöhlen). Endlich steht die Nasenhöhle niit dem Gesichtsorgane durch den Thränenkanal, mit dem Gehörorgane durch die Ohrtrompete in Communication. Die Nasenhöhle ist innen von der Nasenschleimhaut über zogen, welche in ihrer obern Abthcilung zarter und etwas mehr gelblich gefärbt ist und die Endigungen der Geruchsnervcn enthält, d. i. die Geruchs- rcgion. Der untere Theil der Schleimhaut ist dicker, mit zahlreichen kleinen Schleimdrüschen und sehr vielen Blutgefäßen versehen. Letztere dienen ebenso wie die Nebenhöhlen der Nase zur Er wärmung der einzuathmendcn Lust, die Schleiin- drüschen verhüten durch Absonderung deS Nasen schleimes ein zu starkes Austrocknen durch den Luststrom und begünstigen die Feinheit der Ge- ruchswahrnehmungcn. Ein mit Flimmerhaaren bekleideter cylindrischer Zellenüberzug bedeckt diese ganze Abtheilung: d. i. die Athmüngsregion der Nasenschleimhaut. — Auf der Geruchs gegend findet sich eine aus sehr langgestreckten Cylinderzellen bestehende Decke an der freien Fläche, zwischen diesen Cylinderzellen befinden sich spindel förmige Gebilde (Geruchszellen), die gegen die Oberfläche hin einen langen stäbchenförmigen Auf satz (Geruchshaar) tragen, während ihr inneres Ende ebenso wie das innere Ende der Cylinder zellen mit den Enden des Geruchsnerven in Zu sammenhang steht. Diese Zellen und Haare werden von den riechenden Substanzen erregt, diese Erregung überträgt sich als Reiz auf den Nerv und dieser leitet den letztcrn zum Gehirn. — Die riechenden Substanzen sind entweder feste aber sehr flüchtige oder gewöhnlich gasför mige Stoffe, welche durch den Luftstrom zui» Geruchönerven hin bewegt werden. Der Weg dieses LuststromS geht von den Nasenlöchern in die Nasenhöhle nach auswärts und rückwärts gegen die Geruchsrcgivn hin. Er wird von dem Strome der Einathmungsluft dadurch abgezweigt, daß die untere Nasenmuschel sich kielartig in diesen Strom so eindrängt, daß sie den Gesammtstrvm in einen horizontal aus dem Boden der Nasenhöhle rück wärts gegen die Lunge hin strebenden und in einen nach aufwärts und rückwärts zur Geruchsregion ziehenden eintheilt. Die letztere Stromrichtung begünstigen auch die nach abwärts und vorwärts gerichteten Nasenöffnungen. Die Geruchshärchen bedürfen zu ihrer Existenz des Nasenschleims. Trockne Nasen riechen schlecht und desgleichen solche mit zu viel Schleim. Wasser und die meisten Flüssigkeiten greisen die GeruchS- härchen an, daher riecht man für einige Zeit nichts mehr, wenn man Wasser in die Nasenhöhle einzicht. Während deS Ausathmens riechen wir für gewöhnlich so gut wie gar nicht, da dieeigenthüm- liche Krümmung des hintern Theils der untern und Mittlern Muschel die Ausathmungslust von der GcruchSgegcnd abhält. Da wir die Natur der GeruchSstosie nicht kennen, können wir die einzelnen Gerüche nicht nach ihrem Charakter benennen. Wir bestimmen sie meist nach der Substanz, die sie liefert. Doch können sehr verschiedene Substanzen ähnlich riecben (Arsen, Phosphor, Knoblauch), und ähnlich zusammenge setzte verschieden. Gleichwohl besitzen viele einander ähnlich zusammengesetzte Körper ähnlichen Geruch (aromatischer Geruch z. B.). Der stechende, scharfe, beißende Geruch ist größtenthcilS ein Tastgesühl, hervorgerusen durch die Reizung der gewöhnlichen Empfinvung-nerven der Nasenschlcimhaut. Die Feinheit der GeruchSempsindung ist sehr verschie den bei verschiedenen Stoffen, aber bei sehr vielen Gerüchen viel feiner als die chemische Reaction; */r,soo Ammoniak, PhoSphorwafferstoff, ^/i,000,000 Schwefelwasserstoff und noch weniger Rosenöl oder gar Moschus genügen, um, der Luft beigemengt, deutliche Geruchsempsindunacn zu erzeugen. Viele Thiere (Hund, Fuchs, Reh rc.) riechen bekanntlich noch viel feiner als der Mensch. — Bei längerer Dauer verschwächt sich und schwindet der Geruch. Daher riecht man schlechte Luft hauptsächlich beim Eintritt in ein Zimmer, nicht wenn wir unS längere Zeit darin befinden. Um nickt zu riechen, brauchen wir nur den Athen, anzuhalten, ohne die Nase zu bedecken. Geschmack. Derselbe ist an einen Theil der nach oben ge wendeten Oberfläche der Zunge und vielleicht auch an eine Stelle deS weichen Gaumens geknüpft. Die Zunge ist ein abgeplattetes, ovales, haupt- säcklick aus rothem Muskelfleisch bestehendes, und daher sehr variabel formbares und bewegliches Organ. Man unterscheidet an ihr Spitze, Körper und Grund, ihre obere Fläche ist der Zungenrücken. Sie Hilst den Boden der Mundhöhle bilden und ist nach vorn an den Unter kiefer, nach hinten an das Zungenbein befestigt. Eine häutige Scheidewand theilt sie unvollständig in 2 Längöhälsten. Die Fleischfaserbündel lausen in ihr theils von hinten nach vorn, theils von rechts nach links, theils von unten nach oben und verflechten und theilen sick dabei in mannichfachster H Weise, so daß ein äußerst zierliches Strickwcrk derselben, namentlich gegen den Zungenrücken bin, entsteht. Durch diese Fleischfasern und ihre An ordnung werden die vielsackcn Bewegungen der Zunge beim Schlingen, Schlucken, beim Esst» und Trinken und namentlich auch die feineren Formverändcrungen und Ortsbewegungen beim Sprechen, Singen rc. vermittelt. Ein starker Nerv, der Zungcnfleisch- oder Redenerv be herrscht und leitet diese Bewegungen. Das Zungenflcisch liegt nicht frei und unbedeckt in der Mundhöhle, sondern ist von Schleim haut überzogen. Diese ist an der untern Fläche und im hintern Drittel des Zungenrückcns glatt, an den Seitenrändern mit Furchen und Wülsten und letztere wiederum mit kleinen Höckern ver sehen. An der Spitze und am größern vordern Theile des ZungcnrückenS ist sic mit zahlreichen feinen faden- oder kolbenförmigen Erhebungen, Zungenwärzchen oder Zungenpapillen besetzt, die sehr blutreich sind und in welche» zahlreiche Nerven endigen. An der Grenze gegen das hintre Drittel stehen 7—11 abgeflachte, mit einem Graben und Wall umzogene Erhebungen in Form eines V angeordnet, d. s. die umwall ten oder Gcschmackswärzchen. DaS Hintere Drittel der Zungenschleimhaut ist durch zahlreiche linsenförmige oder Balgdrüsen hügelsörmig er hoben und uneben gemacht und außerdem öffnen sich hier mit nadclstichzroßen Mündungen eine große Menge Schleimdrüsen, die durch ihre Ab sonderung das Schlingen erleichtern. Der vordere rößere, mit den Zungenwärzchen versehne Schleim- autbczirk hat wichtigere Vorrichtungen zu voll ziehen, indem er nicht blos Schmerz- und Tem- peraturenipfindungen, sondern auch das Getast und das Schmecken vermittelt. DaS Tasten geschieht am feinsten an der Zungenspitze und an den Seitenrändern der Zunge, übcrtrifft die Tast- sähigkeit der Fingerspitzen bei weitem, und diese- Tastgesühl unterstützt das Schmecken mannichfach. Der kühlende, brennende, stechende, kratzende, trockne, klebrige, sandige rc. Geschmack sind Haupt sächlich Empfindungen der Tast- und andrer Empfindungsncrven der Zunge und Mundhöhle. Sehr wichtig ist das seine Tastgesühl der Zunge bei kleinen Kindern für die Erlernung der Sprache; auch benutzen sie vorzugsweise die Zungenspitze zum Betasten der verschiedenen Dinge so, wie der Erwachsene seine Fingerspitzen. Für das Tastgc- sühl, sowie für die Schmerz- und Temperatür empfindungen sind besonders die kolben- oder pilzförmigen Papillen, weniger die fadenför migen Zungenw rzchen eingerichtet. Letztere sind am zahlreichsten lind wegen ihrer dicken Zellendecke niehr grauwcißröthlich, sie bedingen das filzige oder sammtartige Aussehen der Zunge. Die pilz förmigen Zungcnwärzchen sind wegen ihrer dünnen Zellendecke hochroth und stehen gegen die Zungen spitze und die Scitenränder hin zahlreicher, sie vermitteln außer dem feinen Getast auch noch die Geschmacksempfindungen. Hinter der Mitte des Zungenrückens, so daß wir sie beim Heraus strecken der Zunge gerade noch sehen können, be finden sich die rothaussehenden umwallten oder Geschmacks pa Pillen. In dem Ninggraben zwischen der flachen Papille und dem Rmgwall enthalten sie zahlreiche kolbenförmige Organe innerhalb ihrer dünnen Zellendecke, d. s. die Ge schmacksbecher, welche mit feinen kurzen Här chen in die Flüssigkeit, die sich von schmeckenden Substanzen in dem Graben ausbreitet, eintauchen und von diesen gereizt werden. Die diese Organe zusammensetzcnden und diese Härchen tragenden GeschmackSzellen hängen mit den Enden des Geschmacksnerven zusammen. Die Zahl der Ge- schmacksbecher mag beim Menschen an den um wallten Papillen 10,000 übersteigen, beim Rinde finden sich an die 35,000 Dieselben Becher fin den sich auch in den Furchen zwischen den blatt artigen Wülsten an den Seitenrändern der Zunge und wahrscheinlich auch an den pilzförmigen Pa pillen. Damit wir Substanzen schmecken, müssen dieselben in der Mundflüssigkeit löslich oder in flüssiger Form eingeführt werden. Wir schmecken an den verschiedenen Stellen der Zunge verschieden, z. B. Saures mehr vorn, Bittre« binten. Die meisten Geschmacke sind Gemische von Geschmacks-, Geruchs» und Tastempfindungen. Als reine Ge schmacksempfindungen sind die Wahrnehmungen von Süß, Sauer, Salzig und Bitter zu bezeichnen; doch giebt eS genug Dinge, die keinen Geschmack oder einen anders gearteten besitzen. Die Feinheit des Geschmackssinnes ist für die ver schiedenen Arten der schmeckenden Substanzen ver schieden, SüßeS nehmen wir nur bei ca. ^/loofacher Verdünnung, stark Saures oder Bittre« bei mehr als 100,000sacher Verdünnung wahr, in der Mitte stehen die salzig und laugenhast schmecken den Substanzen.