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. - Nkuillc Stilage zum Leipziger Tageblatt u»i> Anzeiger. Vaudeville-Theater. * Leimig, 2. Decembcr. Julius Rosen's Lust spiel „Dre Egoisten" hat-sich sehr schnell in die Gunst de» Publicum« zu setzen gewußt. Die dem Stücke zu Grunde liegende Idee ist originell und in allen 3 Acten die sorgfältige Bearbei tung deS verdirstvollen Lustspieldichters anzutreffen. Herr Dreßler verlieh dem von unheilvollen Gedanken gequälten Privatmann Düring einen ausgeprägten Charakter und erntete wohlver diente Anerkennung. In Frl. Ienrchen war die Gattin Dürings, in Frl. Bitscheck die Tochter, in Herrn Thalburg der Sohn de« Düringschcn Ehepaares vertreten. Letzterer spielte diese Rolle ungleich lebhafter und ausdrucksvoller als die im ersten und zweiten Debüt ihm übertragenen. Der Vetter Rabe war wieder eine treffliche Lei stung des Herrn Räder, während Herr Rei- chardt den August v. Wenden, Herr Schwarz den Kaufmann Runkelrübe und Herr Bär Winkel daS Oberhaupt der Stadt allenthalben befriedi gend Wiedergaben. Dasselbe gilt von Frl. Ro- winSka als Ernestine v. Wenden und Frl. Verdi als Nettche« Runkelrübe. Das Zusam menspiel klappte, um einen landläufigen Ausdruck zu brauchen, bis in die Einzelheiten, und ließ den Beifall und Hervorruf am Schluffe des Stücke« als wohlverdient bezeichnen. Nicht ganz dasselbe können wir von der komisch- mythologrscken Oper „Die schöne Galathea" lagen, welche in erster Linie unter der Indispo sition deS Herrn Meißner als Bildhauer Pygmaleon zu leiden hatte, so daß z B. die Gebet- scenc trotz der sichtbaren Bemühungen de« ge- chätzlen Sängers thatsächlich mißglückte. Auch 'rl. Rohdt als Ganymed drohte in den alten ,ehler ru verfallen, möglichst undeutlich zu sein. Bester stand eS um Herrn Rae der, welcher den Kunstenthusiasten Mydes mit dem möglichsten Aus gebot der Mimik und auch in gesanglicher Beziehung vesriedigend verarbeitete. Frl.Häufig alsGala- thea darf ebenfalls das Lob correcter und zu friedenstellender Durchführung nicht vorenthaltcn werden. „Der liebe Onkel", jener hübsche Schwank (von KneiseN, der schon in der letzten Saison stets ein volles HauS erzielt, übt auch jetzt noch seine ungeschwächte Anziehungskraft au« und bietet nebst der bekannten Salingrc'schen GesaucSposse „Nimrod" reichlichen Stoff, um einen Theater abend au-zusüllen und daS Publicum vorzüglich ru unterhalten. — Gestern Abend kam die Ge» sangSpofle „Einer von unsre Leut" (von Berg und Kalifcb. Musik von Stolz und Comadi) zum ersten Male zur Aufführung. Wir lasten dahingestellt, ob durch die zahlreichen Zwischen acte (9 Bilder) der Zusammenhang der Hand lung beeinflußt wird, oder ob eine ungenügende Vorbereitung die stellenweisen Lücken im Ensemble hcrvortreten ließ, genug, die erste Ausführung darf sich eines mehr als mittelmäßigen Erfolg« kaum rühmen. Jedenfalls aber erscheint eS an gezeigt, den wenigen Darstellern, welche bemüht waren, die Vorzüge de« Stückes in das günstigste Licht zu stellen, die Anerkennung nicht vorzuent- halten. Zuerst erwähnen wir Herrn Dreßler, welcher al- Handelsjude Isaak Stern die Treue und Anhänglichkeit an den schuldlos in Haft ge brachten Schloffermeister Frühaus lebenswahr zum Ausdruck brachte und geschickt die verschiedenen tragischen und komischen Wendungen deS Stückes zu behandeln verstand. Für den alten biedern Fruhaus war in Herrn Schwarz die geeignete Person gefunden, und auch Fräul. Verdi'« Spiel als Frühaus'S Tochter war vom besten Erfolg begleitet. Die Apothekeraehülfen Stößel und Krauß, m den Herren Meißner und Rcichardt vertreten, griffen nebst Herrn Bär- winkel, der den Beamten Ducker darstellte, nach Möglichkeit in da« Zusammenspiel ein. Den lediglich im vierten Bilde beschäftigten Gefängniß- wärter Berger reproducirte Herr Raeder, und zwar in der wirksamsten Weise, namentlich brachte er die allzu gründliche Revision der Gefangenen- kost in der besten Fyrm zur Darstellung. Carl - Theater. Leipzig, 3. Decembcr. Offenbach« „Pariser Leben" ist ein toller Schwank, der an übertrie bener Ausgelassenheit daS Aller - offenbach'schte leistet. — Immer munter! Ziert ein gewisses Kunstinstitut der Spruch: res sever» ost verum gLvckium, so bewährt sich für da« Carltheater die Losung: Je toller, desto voller! — Auch gestern halte die Novität eine zahlreiche Zuhörer schaft hcrbcigelockt, welche, nachdem einmal der erste Act abgespielt war und die allerliebste kleine Handschuhmacherin Gabriele Möller die Führung dH Stücke« übernommen, sich ungestört einer un geheueren Heiterkeit hingab. Die animirte Stimmung erreichte ihren Höhepunkt al« Frl. Möller am Schluffe deS zweiten ActeS eine reich liche Portion improvisirter Schnadahüpsel'n zum Heften gab, von denen die meisten zündeten. Neben Frl. Möller möchten wir den Preis de« Abends Frl. Ormay zuerkennen, welche die Me talle ebensogut pointirt wie taktvoll spielte und durch die Wiedergabe der Bainharie im zweiten und de« Rondeau im fünften Akte sich al« mu sikalisch sehr «bildete Sängerin bewährte WaS e« sonst von Musik in dem Stücke giebt, ist aus- aewärmte Helena und Großherzogin; höchsten« kann man noch da« Duett zwischen Frick und Gabriele im 1 Akte, die Arie der Gabriele mit der gedämpften Trompete („Mein Mann, der Oberst-Commandant") und d,e Ariette der Pauline Die Liebe schwebt gleich Rosendüften", — vom musikalischen Standpunkte au« gelten lassen. Die Juscenirung deS Stückes ließ nichts zu wünschen übrig; namentlich überraschte der Glanz der Costume. Die Gesammtaussührung war frisch und lebendig, da alle Darsteller sichtlich bestrebt waren, ihr Beste« zu bieten. Wollten wir neben den Damen Mjjgxr und Ormay noch Namen nennen, so müßten wir den Theaterzettel wieder holen. Wir erwähnen daher nur Herrn Hampl- Gondremark, Herrn Bobinet Siegel, Herrn Pampa di MatadanoS-Jean Frick-Fort, Madame Kava- Vcc-Frau Treptow. — Der Baronin Christine (Frl. Lehmeier) war, soweit sie zu singen hat, in Gestalt einer Zofe eine kehlfertigere Assistentin zur Seite gestellt worden, welche per procura die Gesangpartie vermittelte Nachtrag. * Leipzig, 5. Decembcr. Sammtliche heute Mittag hier eingetroffene Berliner Blätter schil dern mit beredten Worten die Vorgänge in der gestrigen Reichstagssitzung. Sie sind darin einig, daß die Sitzung die stürmischeste und aufgeregteste aller bisherigen Sessionen gewesen ist. Das katholische Centrum glaubte einen wirk samen Angriff auf den Reichskanzler unternehmen zu können, eS ist aber aus die jammervollste Weife unterlegen und vor ganz Deutschland gebrand markt. Wir glauben die geehrten Leser unseres BlatteS auf den in der ersten Beilage der heutigen Nummer enthaltenen ausführlichen Bericht noch in besonderem Maße Hinweisen zu sollen. Die Nat. Zeitg." bemerkt Uber die Niederlage der ^Zentrum-Partei u. A. Folgende«: In den Öhren der Klerikalen klang der so kurze und dow so inhalwolle Erlaß, durch den die kaiserliche Ent schließung von der Zurückziehung des deutschen Ge sandten aus dem Batican zur Kenntlich des Reichstages gebracht wurde, wie ein Trompetenstoß und er trieb sie zu einem wüthenden Sturmlaufen gegen den Reichs kanzler. Aber die Wuth macht blind und beschämender ist wohl noch keine Niederlage gewesen, wie diejenige, welche sich die klerikale Partei gestern im Reichstage zugezogen hat. Sie selbst hatte sich das Terrain aus- aewäblt, daS sie mit nur gewöhnlicher Klugheit auf daS Sorgfältigste vermeiden mußte: dort gerade wo ihre wundesten Stellen sind, im Attentat Kullmann und in dem Verhältniß zum Ausland«, nahm sie deu Streit auf. Wer hätte es für möglich erachtet, daß ein klerikaler Redner auf der Tribüne des deutschen Reichstages mit ironischen Worten einer Schandthat gedenken würde, vor der sich alle Deutschen, bei denen das moralischeGefühl noch nicht ganz in Fanatismus untergegaugen ist, mit Ahscheu ad- wenden! Statt den unseligen Mörder abzuschütteln, der sich, wie Fürst BiSmarck charakteristisch bemerkt, an die Rockfchöße deS Eentrums anklammert, nahmen ihn die klerikalen Redner freiwillig in den Rahmen der parlamentarischen Discussion herein, nannten ihn einen ,Halbwahnsinnigen", „Unglücklichen"; sie bezeicbnetcn ihn gleichsam als das Opfer der Politik des Fürsten Bismarck! Dieses aller Scham entledigte Benebmen gab zu einer der stürmischsten Scenen Veranlassung, die der Reichstag je erlebt hat Wer hätte eine solche übermüthige Verhöhnung des sittlichen Gefühles auch wohl ohne Schmerz und Entrüstung anhören können! Dieser Tag wird unvergessen bleiben und die Spuren desselben werden noch weithin in der Geschichte unseres Parteilebens sichtbar sein. Wir erkennen die bewußte Absicht auf Seiten des Centrums, den Zwiespalt im Innern auf das Grimmigste zu vergiften und im öffentlichen Bewußtsein die Schranken niederzureißen, welche das Recht von dem Verbrechen trennen. Ein trauriger Anblick; aber ein lehrreicher, denn er legt den eigentlichen Charakter deS Streites dar, in dem wir begriffen find. Der Reichskanzler schüttelte in wahrhaft niederschmetternder Art seine Gegner. Ein blutiges Epigramm heftete er namentlich auch aus die Stirne eines Nerikalen Abgeordneten, der ihm ein „Pfui" zu rief. „Pfui ist ein Ausdruck des Ekels und der Ver achtung", rief ihm Fürst Bismarck zurück, „auch mir sind diese Gefühle nicht fremd, aber ich bin zu höflich, sie auszusprechen!" Es wird schwer sein, em solches Wort wieder von sich abzuschütteln — es hastet! Sollten die Klerikalen wirklich so naiv sein, zu glauben, man kenne dev springenden Gedanken ihres ganzen Treiben« nicht? Sie sprculiren auf einen auswärtigen Krieg, das ist die letzt« Karte, die sie auszuspielen ge denken. Dann — unterstellen sie — wird mau sie uöthig habe» und seinen Frieden mit ihnen schließen müssen; jedenfalls denken so die Gemäßigteren unter ihnen. Wie weit die Gedanken der Fanatischen gehen, mag dahingestellt bleiben. Und ist «S nicht derselbe Herr Jörg, der gestern im Reichstag die Reichsregiernng gegenüber dem Ausland« verdächtigte, welcher im baye ristben Landtag den Ausspruch thal: „Je mehr Regi menter Sie aufstellen werden, ,e mehr werden zu den Franzosen übergehen ?" Und während diese Männer mit gierigem Auge die Chancen zählen, welche etwa einem neuen Kneg günstig gedeutet werden könnten, erscheinen sie mit besorgten Gesichtern auf der Tribüne des Reichstages und bejammern die Kriegsintriguen des Reichskanzlers! Das Unglück des Vaterlandes ist eine Sach«, die in diesen Kreisen als die Hoffnung der Zu kunft, alS der Ausweg ans einem Labyrinth betrachtet wird. „Verbrecher" nannte der Abgeordnete Lasker die Abgeordneten, welche ein falsches Spiel treiben; er er- Närtr sie vor den Augm der Nation „brandmarken" zu müssen. Der Präsident rir* Herrn Lasker seiner Form Verletzung halber zur Ordnung. Die Nation wird ent scheiden, daß er materiell die Wahrheit gesagt bat. * Leipzig, 5. Dccember. Bekanntlich war vor einiger Znt der verantwortliche Rcdacteur de« Leipziger Tageblattes auf Antrag de« Mi nisterium« de« Innern wegen eine« in Nr 155 de« diesjährigen Tageblattes unter der Ueber- schrift „AmtSblättlicber Schwanengesang" abge druckten Artikel«, von dem Einzelrichter de« Kgl Gerichtsamt« I.. Herrn Hosratb Litzkendorf, zu einer Gefängnißstrasc von sechSMonaten ver- »rtheilt worden. Auf dagegen erhobenen Ein- prucb hat heute Vormittag das Königliche Be zirksgericht Hierselbst die sechsmonatige Gesängniß- trase in eine Geldstrafe von Zweihundert Thalern verwandelt. * Leipzig, 5. Decembcr. Die Kgl. preußische lieaierung hatte an den Rath unserer Stadt die ünfrage gerichtet, ob er gegen die Verlegung der Martinimesse in Frankfurt a/O. auf den Montag im Monat November Etwas einzu wenden habe. Der Rath hat daraus erklärt, daß die Verlegung mit einem directen Nachtheil für den hiesigen Platz nicht verknüpft sei und er des halb keinen Widerspruch entgegenzustellen habe. Der Rath hat ferner, wie wir vernehmen, be- chlossen, mit der Handelskammer gemeinschaftliche Schritte bei der StaatSregierung wegen gänz- ichen Wegfalles der fiskalischen Meß abgaben zu thun. * Leipzig, 5. Decembcr. Die vielen Unzuträg- icbkeiten für den Verkehr, welche aus ver Fahrstraße nach dem Berliner Bahnhose hier durch die häufige Sperrung der Uebcrgänge der Magdeburger und Thüringer Bahn vorhanden waren, wer den endlich in nicht mehr ferner Zeit beseitigt werden. Die Direktion der Berlin-Anhalter Bahn hegt die bestimmte Absicht, an jenen Stellen einen ze,lügend hohen Viaduct für den Personen- und Wagenverkehr Herstellen zu lassen und sie ist des halb niit dem Rathe unserer Stadt in Unter handlung getreten. H Leipzig, 5 Decembcr. Eines jedenfalls höchst gefährlichen Verbrechers ist unsere Polizei am zestriaen Tage in der Person eines Sch miede- icseilen in Neuschöneseld habhaft geworden. Derselbe ist beschuldigt, kürzlich einen schweren Diebstahl im Gasthaüse zu Kleinpardau, worüber bereits in vorgestriger Nummer d. Bl. berichtet wurde, sowie einen Diebstahl in Heinersdorf bei Grimma in frechster Weise verübt zu haben. Als man ihn in seiner Wohnung in Neuschöneseld er mittelte und unter Mithülse der Gensdarmerie arreliren wollte, ergriff der Schmicdegesclle, da er sich entdeckt fand, die Flucht, setzte über Zaun und Hecken und suchte sich schließlich in einem fremden Waschhause zu verbergen. Man erreichte ihn aber, nahm ihn fest und holte gleichzeitig aus einen Versteck in dem Waschhause ein döppel- äusige«, scharfgeladenes Tcrzerol sammt Muni- ion, sowie ein haarscharfes Tischmesser, womit er "ich vor seiner Flucht bewaffnet hatte, an« Tagcs- icht hervor. Unter sicherer Bedeckung, namentlich auch GenSdarmeriebegleitung, wurde der gefähr liche Mensch, welcher bereits dreimal mit dem Zuchthause Bekanntschaft gemacht hat und erst vor wenigen Monaten auS der Strafanstalt Waldhcim entlasten worden ist, herein in die Stadt tranSportirt und in gefängliche Hast ge- nommen. um von dort der zuständigen Behörde, Staatsanwaltschaft zu Borna, zur werteren Unter suchung überwiesen zu werden. * Markranstädt, 4. Dccember. In der Nacht vom 29. zum 30. November sind in, Dorfe Lausen ein Dienstknecht und ein Zimmerman» in heftigem Streit an einander gerathen und es hak der letztere dabei durch einen Messerstich in den Kops eine gefährliche Verletzung erhalten. * Groitzsch, 4. Deccmber. Gestern Abend hat sich die 5V Jahre alte Ehefrau des Postpackge- hülscn Meschke von hier in der naben Scknvennigke nach mehr als zweijähriger Krankheit in einem Ansall von Lebensüberdruß ertränkt. * Burgstädt, 5. Dccember Gestern Abend ist in GöPperSdors da« Müller'sche Bauerngut ein Raub der Ftammen geworden. Die Ent- stchungSursache ist unbekannt. Berlin. Der Präsident deS Reichskanzler - amteS, Staatsminister Delbrück, soll nach der „Tribüne" den Entschluß gefaßt haben, sich mit der verwittweten Tochter eines unlängst ver storbenen hohen Staatsbeamten zu vermählen. ES würden von den Ministern dann nur noch die. Herren Campbausen und Graf Eulenburg al« Junggesellen übrig bleiben. — Die „Nat.-Ztg" schreibt: Der Gencral- Bevollmächtmte der Gußstahlfabrik Friedr. Krupp in Essen, Herr Carl Meyer hier, er sucht un« zur Berichtigung einer seit mindesten- einer Woche durch die österreichischen und deut schen Zeitungen gehenden und darauf auch im gestrigen Abendblätte der ^stationalzeitung" mit- aetheilten, den ehemaligen Dictator Langiewicz betreffenden Nachricht, die Erklärung zu ver öffentlichen, daß der :c. Langiewicz in keinem Verhältniß zur Gnststahlsabrik Friedr. Krupp in Esten steht. — DaS Barianische Schlachtfeld im Kreise Beckum Von Hofrath Esse len in Hamm. Mit einer lithographirten Karte. Die vielbehan delte Streitfrage, wo die Wahlstatt der berühmten und den Anfang der deutschen Nationalqeschichte bezeichnenden «chlacbt im Teutoburger ÄZaldc zu suchen sei. wird aus Grund eingehender Unter suchungen von dem Verfasser und, wie eS scheint, endgültig dahin erledigt, daß nicht die zur Errich tung de« Hermannsdenkmals ausgcwählte Stätte im OSninggebirge, welche« sich »wischen den Flüssen Em« und Weser hinzieht, al« Wahlstatt de« ersten deutschen FreiheitSkampse« anzusehen sei, daß viel mehr die Niederlage de« BaruS und seiner Legio nen weiter westlich zwischen den Flüssen EmS und Lippe in der Nähe de« heutigen Beckum stattge sunden habe. Für diese Annahme sprechen sowohl die Berichte der römischen Schriftsteller, mit deren Beschreibung keine andere Localität so gut al- die bezeichneten übereinstimmt, al« auch der beu tlge Befund aus der letzteren. Es findet sich nämlich gerade dort ein vpn drei Seiten um walltes Römerlager, e« finden sich ferner zwei große Steindcnkmäler mit vielen Leichen, in vier Schichten übereinander gefüllt. Eine Höhe, von welcher man die waldfreie Gegend in etwa einer Quadratmeile Ausdehnung an der Westseite de« Lager« übersieht, heißt noch jetzt der „Hermann«- berg". Eine andere Erhöhung führt den Namen „Romerlink" (Römerleichen) und ein Grundstück nahe dabei heißt „Römerhos". Alle- die« läßt sich mit den Mitthcilungen, welche Tacitu« über den Zug deS Germamcu« zur Aufsuchung de« SchlachtselveS und Bestattung der Leichen im Herbste 15 n. Ehr. macht, ganz ungezwungen ver einen, während an keinem andern Orte West- phalen« sich AehnlicheS findet. Mit diesen Nach weisungen soll jedoch dem auf den höchsten Kuppen deS OSnina errichteten Hermannsdenkmale kein Abbruch geschehen. Dasselbe steht im ehemaligen Cheruskerlande und der Verfasser findet eS ganz in der Ordnung, daß dem Heerführer in seinem Vaterland« ein Ehrendenkmal gesetzt sei, nur sollte nacb seinem Vorschläge auch auf dem Schlacht felds selbst zu Ehren der gefallenen Krieger «in Monument gesetzt werden. — In Biel in der Schweiz hat sich ein ,.Währendde« Winter Sn ichthutabn eh m- ungSverein" gebildet. Telegraphische Depesche«. Berlin, 5. Decembcr. (Reichstag.) Heute wurde die Berathung deS Etat« fortgesetzt. B« dem Etat deS Reichseisenbahnamtes wird mehr seitig namentlich die Mitzverwaltung der Thüringer Bahn zur Sprache gebracht. Von dem Präsi denten dcS RcichSeisenbahnamts wird die Ab sendung von Commissaricn und nachdrücklicher Abhilfe zugesichert. Bei dem Etat de« auswärtigen Amtes be mängelt Windhorst die Aufhebung deS Gesandt schaftSpostenS bei dem päpstlichen Stuhl; man werde damit die Katholiken Deutschland- dem Papste nicht entfremden. Fürst BiSmarck er widert, er habe bei Durchlesung der letzten Reichs tag-Verhandlungen über diesen Gegenstand ge funden, daß er damals eine versöhnlichere Stim mung auSgedrückt habe, die er jetzt aufgeben müsse, wenn er nicht der ihin schon insinmrten Mißdeutung sich auSseden wolle, daß die Reichs regierung unter allerlei Bedingungen in Rom den Frieden nschgesucht habe. Die Reichs- regierung sei weit davon entfernt, den Papst als da« Oberhaupt der katholischen Kirche nicht anzuerkennen, daß aber bedinge noch nicht die Absendung eine« Gesandten an den Batican. Wenn die Nothwendigkeit der diplo matischen Beziehungen zu der römischen Curie eintreten sollte, habe die Reichsregierung hierzu Diplomaten in Rom, jetzt liege dazu kein Anlaß vor, weil die vor andcrthalv Jahren gehegten Hoffnungen unerfüllt geblieben sind. So länge das Haupt der katholischen Kirche seine jetzige Stellung behaupte und den KleruS zur Nicht- befolaung der Gesetze in Staaten, wo Angehörige deS KleruS leben, aneifcrn, so lange erscheine eine diplomatische Verbindung Deutschland- mit dem Papste überflüssig. Die Regierung habe den jetzigen Krieg nicbt vrovocirt; der Kampf war schon vor 1870 geplant, der französische Krieg förderte nur denselben. Daß Roin den franzö sischen Sieg erhofft habe, ist bekannt, ich kann daS Nachweisen und hoffe in dieser Angelegenheit den Herren im Preußischen Landtage wieder zu begegnen. Versailles, 4 Dccember. Nationalversamm lung. ES wurde heute die Berathung der Gesetz vorlage über die Freiheit deS Unterricht- an den höheren Lehranstalten fortgesetzt. Bischof Dupan- loup trat ftir den Gesetzentwurf ein während der Deputirte Ehallemcl Lacour denselben bekämpfte Da- linke Centrum hat den Antrag, bezüglich der Berathung der constitutionellen Gesetzvorlagen die Initiative zu ergreifen, abaelehnt. Dasselbe wil die bezüglichen Vorschläge äowartcn, zu denen sich etwa die Regierung veranlaßt sehen könnte. — Der Finanznnnister will im Januar einen neuen Gesetzentwurf einbringen, welcher eine Modifikation der bestehenden Steuern vorschlägt. London, 4 Decembcr Die Königin hat gestern in Windsor eine französische Deputation nntcr Führung de« Grafen Serrure empfangen, welche ihr Dankadressen einer großen Anzahl von Städten und Ortschaften Frankreichs für wäh rend de- letzten Krieges von der Königin zur Linderung der Kriegsleiden gegebenen Unter stützungen überreichten. Die Königin sprach für die Adressen ihren Dank auS Belgrad, 4. Dccember Die Skupschtina hat auch heute noch die Adreßdebatte fortgesetzt, ein Deputirter wurde wegen seiner Aeußerungen über d,e Person dcS Fürsten, nach Beschluß der Versammlung, für einen Monat von der Theil« nähme an den Sitzungen ausgeschlossen. B uenoS-Ayre«. 3. Decembcr Der Re gierung ist die amtliche Meldung zugeganaen, daß sich der General Mitre mit seinem Jnsur gentencorp« den RcgierungStruppen auf DiScre- tion ergeben hat. nachdem er von den letzteren in die Flucht geschlageu und aus der Flucht ein- geholt worden war. In der Provinz vueuoS- LyreS ist die Ruhe wiederhergestellt. Die Re- aierung-truppen verfolgen den Jnsuraentensührer Arredondo, dessen Avantgarde ebenfalls eine Nie derlage erlitten hat. i-j