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20 Tagesanbruch, oft wenn ich aus dem süssesten Schlummer aufwachte, hörte ich schon »grüne Wasserkrebse«, welche doch wohl von einigen auch zum Frühstück gegessen werden müssen, indem das englische Frühstück unser erstes und zweites einschliesst; dann kommen die Gemüsehändler, die Apfelverkäufer; das Fischweib ruft; »a pair of gay life soles« (ein paar muntere lebendige Schollen), der Austerhändler schreit: »yarmouth« lilienweisse Muscheln. 50 Juden laufen wohl täglich durch unsere Strasse und lassen ihren einförmigen Ruf: »cloak, cloak, cloak«(alte Kleider) ertönen, gleich dem nächtlichen Eulengeschrei. Dann kommt ein kurioses Fuhrwerk, ein netter kleiner Wagen, von einem Hunde gezogen, welcher mit abgetheilten und aufgespiessten Fleischstücken gefüllt ist. Das alte Weib, welches dies Fuhrwerk begleitet, lässt ihre Diskantstimme ertönen und auf das wohlbekannte »cat meat« (Futter für die Katzen) oder »dog meat« (Futter für die Hunde), kommen die geschwänzten Gäste und begleiten mit begierigen Blicken diese Rossfleischverkäuferin; denn das Fleisch ist nichts anders, als gekochtes Pferdefleisch, welches diese Leute von den Ab deckereien beziehen und denjenigen verkaufen, welche Katzen und Hunde halten. Dies Stückchen von Industrie darf Euch nicht wundern; in London wissen die Leute noch aus manchen anderen Dingen Geld zu machen. In Paris wird das Pferdefleisch an die armen Leute ver kauft und von diesen mit grossem Vergnügen gegessen, so dass neulich von medizinischer Seite der Regierung der Antrag gemacht wurde, diesen Handel öffentlich zu erlauben und darauf zu sehen, dass die Leute wenigstens gesunde Pferde schlachteten, da jetzt jeder Bauer, welcher sein rotziges Pferd nicht anders an den Mann bringen kann, es auf diese Weise zum grossen Schaden der Konsumenten abthut. Doch nun zurück zu meinem eigentlichen Thema: zum Londoner Nebel. Es ist garnicht selten, dass besonders in den belebten Strassen diese Kleinhändler karambuliren und ihre Waare sich in Wahrheit vor die Füsse werfen. Damit sind dann beide Parteien natürlich nicht zufrieden, und es kommt über den Trümmern ihrer gefallenen Grösse zum Boxen. Mit seinen Fäusten ist der gewöhnliche Mann (John Bull, wie der Pöbel hier genannt wird) gleich zur Hand. Er schimpft im Durchschnitt nicht soviel, obwohl dies hier auch verstanden wird. Aber lasst Euch eine kleine Anekdote erzählen. Gentleman ist jeder, der Höchste wie der Niedrigste und wehe demjenigen, welcher auch dem Kohlenfuhrmann abspricht, dass er ein Gentleman sei. Ein Verkäufer grüner Sprotts und ein Händler mit lilienweissen Muscheln stritten sich in einer engen Gasse um eine Kleinigkeit. »Du bist ein schmutziger, krummmäuliger, lügender Wurm, du, du