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Oresänel Nachrichten Sonntag. >7.NugU8tI^2^ Sela, -as geraubte Fischerdorf. Bon Willibald Omankowski, Danzig. Ich weiß e- genau, du kennst den Namen Hcla höchstens nom Hörensagen, oder wenn du in der Schule die Geographie gut gelernt hast, weiht du, dah im Nordosten deiner deutschen Heimat eine utrle Kilometer lange Landzunge sich vor die Danzigcr Bucht streckt, alS wollte ein schirmender Arm sich vor da» schöne alte Danzig legen und eS beschützen gegen das schlimme Meer. Aus dieser schmalen Landzunge, ganz am dustersten Ende, liegt da- Dors Hcla. Trotzdem von seinen fünfhundert evangelische» Fischern keiner ei» anderes als ein deutsches Wort spricht, Hai man die ganze Halbinsel den -- Polen zugesprochen. Die haben, vielleicht, weil ihnen kein besserer Name einficl, die OrtSbezcichnung Hcla belassen. Viele Sagen spinnen sich »m Heia. Die meisten passen auch aus Vinela oder umgekehrt Von der einstigen Seestadt Heia ist heute nur noch dieses Fischernrst übrig geblieben, und es würc längst von der See verschlungen worden, hätte mau nicht seit Jahrzehnten die Tanziger Huchtbäuölcr mächtige Dünenbautcn errichten lassen. lim nach Heia zu gelangen, was unter den heutigen poli tischen Verhältnissen dem Deutschen nicht eben leicht gemacht wird, must man mit dem Dampscr in zweistündiger Fahrt von Hoppot aus die Bucht durchqueren. DaS erste, maS man von Heia sieht, ist der schlanke, meiste Leuchtturm, der sich, vierzig Meter hoch, wie eine Nicsenkcrze aus dem blauen Wasser erhebt. Bis sich dann die schnialgclbe Küste zeigt und die blaugrüuen Föhrcnwäldcr dahinter. Wenn der Dampfer in Heia anlcgt, stehen dort zahlreiche Menschen in städtischen Kleidern, die das Eintreffen von Lommersreunden erwarten, oder das „Ereignis" des Tages aeniestc». Kleine Fischcrmadchen mit steifen, sonucngebleichien .'chpfchen und nackten, bronzesarbcnen Beinen halten auS irtchen Binsen geflochtene Schiffchen in den Händen. Aber sie sind schüchtern, bieten sie nicht zum Verkauf an. wiewohl die ser Hmeck ihres Hierseins ist, und verlangen keinen Preis. Gibst du ihnen dafür zehn Pfennige, so knicksen sie lächelnd und laufen davon, wie wenn sie fürchteten, dak es dich gereuen könnte, für daS schmucke Spielzeug io viel Geld auSgegcbcn zu haben. Oben, etwas abseits der Dorfstraste. iss das Hau« des Ftschers Peter Müller. Er siebt, seine Pseife schmauchend, in der Tür und erwidert deine stürmische Begrüstung nicht als seiest du ein paar Jahre sern gewesen, sondern nur zu einer Besorgung vor einer Stunde sortgegangen. Die Mütze bat er vom Kopf genommen, hält sie noch eine geraume Weile in der Hand,- dazu brummt er irgend etwas. Seine Pfeile bleibt dabei im Munde und sein Gesicht ist unbeweglich und ernst. Es könnte säst böse ausseben. weil du seinen Meersrieden störst. In Wirklichkeit aber freut er sich und weist deine Art zu schätzen, dast du nicht, wie viele der fremden, ins Knrhotel gingst, sondern zu ihin kamst, um ihn etwas verdienen zu lassen. Denn die -Fischerei ernährt nur kärglich: die Aufkäufer bieten ein Nichts ttir den Fang. Es reich» knapp zu einem Nmv oder einem Prim. Immer noch umschliesu leine lederne Pranke deine Hand bis zum Gelenk, ein Druck könnte sie zer- malmen. Dann wendet er sich und sagt: ..Ir»!", woraus in der niederen Tür Mutier Tbilde erscheint. Sie ist nicht viel über vierzig: schwere Arbeit hat sie vor der Heit altern lasten. Mutter Tbilde freut sich. Ihr gutes wach-braunes Gesicht ve kommt dabet noch mehr Falten, als es schon hat, und ihr Mund, rn dem zwei Neiden icheeiger Hahn- siehen. die nie mals die Hahnbürste sahen, reicht non einem Öhr bis znm andern- Plappernd führ« sie dich in die Stube, deren Balken, decke dn seich» mit den Händen erreichst Auf dem Tisch stellt ein mächtiger Stranst ans ödiockenblnmen, Skabiosen, Mar quertten und geküsstem Mohn Ans der Ecke leuchtet ein srischbezogenes breiies Bett. Die Fenster stehen offen Davor blüht ern prachtvoll wilder Garten, in dem sich Faller tum-, mekn. und dahinter steht hoch »nd rauschend in dunlelblaner Herrlichkeit die See. Beide Arme dehnst dn im Glück des Heimgesundenen: holde Schwermut legt sich dir um Herz und Ginn. Berse des Hermann Hesse fassen dir ein: ..Aller Friede, der mir fehlt. Den ich zwilchen Städtemanern Früh nerlor iw Kampf »ms Geld, Schlummert hier und mach« mich trauern." Doch nun geht'S anS Werk. Raus auS -er Hivililano» deiner modischen Hülle und hinein in den Badeanzug! Einen Mantel nehme ich um und hinunter an den Strand, der leer ist zu dieser Heit, denn die Fremden baden meist in der An stalt. Noch nicht gleich ins Wasser! Der Sand ist warm und weich wie ein Bell. Hwischen den Fingern lasse ich ihn hm durchrieseln: ganz hinein wühle ich mich, dast er mich enthüllt bis zum Halse. Möwen streichen über mich hin und kreischen selig im Wind. Ein Dllnenhaic jag« dabin, hält im Strand- Hafer und macht ein Männlc. Unten ziehen Fischer ein Bvot a»S Land. Der Fang war schlecht: ein paar große Schollen schlagen angstvoll mit den kleinen Schwanzflvssen, grüne Seeaale winden sich schlangen hasl aus dem Grund des Bootes,- auch ein Hecht hat sich verirrt. Nach de», Bad hat Mutter Thilde ein Frühstück gerichtet, von dein ich i» der Stadl einen ganzen Tag leben kann. Rühr- ei mit Speck, zwei geräucherte Flundern, warm aus dem Fang, große, knusprige Dorssemnictti und eine Kanne mit meinem mitgcbrachteu englischen Tee. Aelinlich sind die anderen M>ahl zetten, alle reichlich und gui, wenn auch ohne große Ab wechilung, viel Fisch nnd wenig Fleisch. Bor der Tür hockt Mutter Thilde nnd vesst Schoten aus. Ein Mädchen schaut ihr dabei zu. In der Sonne blinzelt es lachend zu mir aus. ,^Wcr ist das?", sragc ich. Doch da springt sie schon empor nnd ist an meiner Seite. I)nge, Mädel, waS ist aus dir geworden!" Sic ist mit ihren süiifzeh» Jahren säst so groß wie ich. Inge ist die Toch ter des Lehrers und zum Sommerbesuch in Hcla. Sie ist mein alter Freund und Wandergenosse und hat mir srülier Hclas schönste Plätze gezeigt. Ihr Vater ist gefallen. Sic wohnt nun mit ihrer Mutter in Lanenbnrg Den letzten Winter mar sic bei einem Onkel in Berlin. Man sieht es an ihre» gelben Iimmnschuheu und den gepflegten Händen. Aber der wilde, fröhliche Bursch ist sie geblieben. Arm in Arm geben wir durch die Linden der Dorfstraste. Endlos viel haben wir zu erzählen, und die Jahre zwischen uns sind auSgrlöschi. Alle Erinnerungen wachen auf. Wir versprechen uns. wieder nach Heisicrncst zu wandern, zu baden, zu segeln, Muscheln und Bernstein zu suchen, Schiffchen aus Baumrinde zu schnitzen und dem Psarrer die ersten Kirschen und Erdccren ans dem Garten zu — „besorgen". Nach dem Mittagessen holt mich Inge ab. Sie bat sich eiir ganz kurzes blaues Waschkleid angezogc» und siebt ent zückend darin aus. Auch die weizenbionden Höpse bat sic aus meinen Wnmcki wieder baumeln lassen wie in alter .seit. Nur barfuß ist sie nicht aekoinmen, weil die Kiesernnadel» sie in die Sohlen .picken": dock dafür bat sie die Florstrümvse wcg- gelasie». die nicht nach Hcla vassen. Wir steigen aus den Leucbtturm. Ninas »in unS blaut das weite, wette Wasser, das die Helaer nach der Austensette „Meer", nach der Nucsittette z» „See" nennen. Wir wandern z»m Nettunasbans, das schon manchem Hille in Seenot gab. Wir aebsn z-"" alten Spritzenhaus, »nd Inaes scharse Auaen finden schnell das Wappen, tn das Inaes Ellern und wir beide vor Jahren unsere Namenszeichen schnitzten. Bevor die Sonne sinkt, sitzen wir noch ans dem berühmten „Friedhns der Namenlosen". Hier ruben sene Schiffbrüchigen im letzten Schlummer, d»c ungckannt und lern der Heimat den Tod im Meer fanden. Seltsames Bild. Hrvischen Gras nnd Löwenzahn sitzt auf einem Grabhügel die kleine Inge. Lacht und plaudert und hält einen Halm zwischen ihren Hähnen In mitten des tragischen Todes das blühende, fröhliche Kind. Einmal aber . , Nicht denken! Nicht denken! Heut ist der Tag, unser Tag? Lach, kleine Inge! Abends ist Konzert in der „Löwengrube", einem tdvllifchen Kaffeegarten. Peter Müller, seine Tbilde, ein süddeutscher Maler und ich sitzen ans einer Bank am Binsenstrand Ein Walzer von Lanner wird aelpielt . .. hm—tata. hm—tata. Wir rauchen und plaudern und schiveigcu. Träge schlagen die Wellen aus den Strand Al- ob ein Niesentier mit der Hnnge schnalzt, kört es sich an Hinter uns aber vom Lenebtturm fallen in kleinen Hwischenränmen die warnenden Lichter ins weite Meer: „Schiiicr, nimm dich in acht!" Die Spihenslopferiil. Skizze von R. Kaulitz- Niedeck AnS Grostmutters Rraulzeii befand sich noch in der Truhe ein selten schöner Mullschleier, den wir als Fcustcruorhang verwenden wollten. Er war an einigen Llclle» cingerissen. Nun suchten wir durch die Heitnng eine Knnststvplerin. die die alte» schönen Spitzen gusbesscr» sollte. Es law ein Brief, in steiler, angenehmer Handschrift geschrieben. Darin bot sich eine Frau Ilse Müller als geübte Kiinsisiopserin an. Sie schrieb, dast sic Künstlerin im Llvpscn zarter Gewebe und Spitzen sei: man möge ihr die Arbeit überiragc» Wir baten sie. vorznkvmmen. Und sie kam. Eine schlanke Gestalt, im verblühten Alter, die Kleidung abgenutzt, doch mit größter Aeiigstlichlett gepflegt. Als Mutter vor ihr den langen vergilbten Schleier ent faltete, flog ein Freuen über ihr müdes, blasses Gesicht, und die Hände strichen säst zärtlich über das Gewebe, Sic mochte uns ans die Blumenmuster und Gewinde aufmerksam. „Ein Kunsiwerk, jammervoll, dast cs zerstört ist. Dir Niste gehen mitten durch die Nosenkelchc wie Wunde» durch ein Menschcuherz. Und die Blätterranken hier, wie grausam sind sie zerpflückt. Wie wenn wilde Finger es getan hätten." Sie neigte den Schleier gegen den duiillc» Bezug eines Sessels und sagte sinnend: „Tie Kran, die diesen loftbaren Spttzen- schleier an ihrem hohen Tage getragen hat, mag an ihm auch großes Wehe erfahren haben, so dast sic ihn zerriß," Mutter bewegte erstaunt de» Kops und schwieg. Aber meine Iuugmädchenneugtcr war geweckt sür diese Fremde, die io eigen neu und sanft sprach und die Spitzen mit förmlicher Härtlichleil behandelte. Sie begann sogleich mit der Arbeit, zog Nadel und Fingcrhitt aus dem Täschchen und fing an, die hauchdünnen, dichten Fade» des zerstörten Musters zu zählen, zu heben, zu schieben und zu gruppieren Es war unmöglich, ihren Bewegungen zu folge». „Tie besitzen ja eine sabelhaste Geschicklichkeit," rief ich be wundernd aus, als sic ein neues Blatt förmlich hervor, gezaubert hatte. „Ich könnte wohl hundert Jahre alt werden nnd würde doch Stümpern, bleiben." „Man must die Spitzen lieben wie etwas Wcsenartigcs, so kann auch die Spitzenstvpserct zur Lcidenschasi werden," ent- geguete sie leise. „Alte kostbare Spitze» sind Schatten der Ver gangenheit. Sic sind wie feine alte Menschen, die inan mit Ehrsurcht betrachten must." Ein seltsamer Vergleich, fand ich und fractte, wo und wie sie die Spitzcilstopscrer erlernt habe Nach einer Pause er zählte sic: „Ich war Kammerjiingfer bei einer Herzogin, Herzogin Amalie war iung, blendend scbön und lebenssprühend. Der Herzog, ihr Gemahl, war um vierzig Jahre aller als sie. Er liebte Spitzen, war ein groster Kenner darin und überhäufte seine Frau mit den seltensten und kostbarsten Spitzen. Er schenkte ttir einmal aus dem Lpiyenrctcblum seiner Großtante eine Spitzenschleope, die siebenhundert Furncr Frauen genäht halten. Ein Kunstwerk, Er überwachte selbst die Umarbeitung zu einem Uebermurs über ein zart lilasarbiacs Seidenkleid. Die Herzogin lab Iraumbatt schön darin aus, so schön, dast der Herzog, der heimlich sehr cisersüchiig war, ttir das Versprechen abnabm, die Spitzen nur in seiner Gesellschaft zu tragen. Herzogin Amalie mar iung. wie ich schon sagte, und die Lcbens- quellen durchrannen ttir Herz Heist. Unter den Hofkavalieren war auch ein junger, temperamentvoller Graf, er hieß, sagen mir einmal: Tora. Die Herzogin bgfte gn ihn nie anders dos Wort gerichtet, als in Gegenwart des -Hcrzoas. Doch einmal beim Teunissviel, als Gras Tora ihr den Ball überreichte, be rührten sich ikrc Fingerspitzen, und liefst durchzuckte cs ihre Herzen. — Das hgt mir die Herzogin selbst erzählt, denn ick genvst ihr Vertrauen. — Am Iobannisabend veranstaltete der Herzog in den wcttlänsigcn gebirgigen Parkanlagen ein Lommerscsi: aus den Bergen der Umgegend brannten die Iobainttsseucr, und eine ungewöhnlich zahlreiche Gesellschaft war geladen. Plötzlich vermisste der Herzog seine Gemahlin, Am Flussuscr lag ein kleines Iagdmuseum, wozu Gras Toro de» Schlusicl befass. Hu diesem einsamen Hause begab sich der Herzog aus Schleichwegen. Ich suchte meine Gebieterin zur selbe» Stunde, um ihr Tücher und Schals zu bringen, und besand mich ans einem halb verwachsenen Seitenweg, der hinab z»m Fluss sich wand. Da trat hinter einer Buche der Herzog hervor und herrschte mich an: was ich an diesem abgelegenen Telepathie und Äellsehen im Dienste -er Kriminalistik. Yen Dr. Max KcmrnerlL. München. In den letztnergangencn Jahren ist es gar nicht so selten vorgesommen, dost sich die Krttninalpoftzei, wo alle anderen Mittel zur Aufhellung eines Verbrechens versagten, der Hitse von -Hellsehmedien bediente. Das ist nicht etwa ein Gerücht, sondern es wurde mir non einem leitende» Beamten schon vor Iabr und Tag mitgeteilt. Bevor man sich allerdings eines Mittels bedient, musi man dessen Tauglichkeit erprob» haben, und das ist das große Verdienst des Oberpoiizeirats der Birndcspolizcldirektton in Wien, Ubald Tartaruga. In der jungen Wienerin MegaliS sangenommener Namei, die nach Schweden heiratete, fand sich ein geeignetes Hcllscb- medinm, das Tartaruga nicht nur Gelegenheit bot, den Umfang -er hellseherischen Gabe überhaupt festznstellen, sondern vor allem auch nach den eingelienderen Experimenten z» ermitteln, inwieweit sic im Dienste der Kriminalistik verwendbar ist. Das Nachstelwnde ist seinem soeben erschienenen Buche, „Das Hellseh-Medimn MegaliS in Schiveden" »TaliS-Verlag. Lcft'- zigs entnommen. Die Person des international anerkannten Forschers nnd sein« vortreffliche Vorbildung aus krimina listischem wie auch ans okkultem Gebiet verbürgen die Beweis kraft der erzielten hochinteressanten Resultate. Sie dürfen als Abschluß einer langen Kette einschlägiger Versuche betrachtet werden. Während ich vor einem Jahrzehnt in meinen „Prophe zeiungen" sVcrlag Albert Langen, Münchens ans dem Wege der Geschichte und Statistik den Beweis für das -Hellsebcn in der Heft Ueserie, Cbowrln, Tischner, Ntchei, Wassilewski und andere Telepathie und räumliches Helllche» experimentell untersuchicn, hat Tartaruga mit seinen in Wien begonnenen, in Schweden in zahlreichen öffentlichen Sitzungen wetter geführten Ex;>crimenten mit MegaliS de» unbestreitharen Be weis für das zeitliche Hellschc» nach rückwärts, Illctroskopic", erbracht. Greifen wir aus der Fülle der an zivanzig Orten in Schweden vorgcnvmmencn Versuche eine» beliebig heraus! Er wird dem Leser sofort klar machen, um was es sich handelt. Der Staatsanwalt tn Gotenburg läßt Mcgalis sich in der gleichen Stadt in die Andra-Langgatcn Nr. II. Kellerlokal. am 1. November 1921 zwischen 3 und r-jb Uhr nachmittags ver setzen. MegaliS: „Da steht jemand bet einer Lade .... eine Frau... sie macht nichts Besonderes." Moser (d«r Hypnotiseur): »ES ist «tn Viertel nach vier Uhr." Megalis: „Fetzt kommt jemand.... -wer Personen kommen. , . Männer." Moser: „Was machen sie?" MegaliS: „Es wird geredet . . die Frau geht nach rück wärts . . . Was treibt denn der Mensch? ... Der eine haut ikr non vorn eins draus ... der andere kommt von rück wärts , . ," iSie wird nnriihig.I Moser: „Fürchte dich nicht und sage mir. womit er sie schlägt," MegaliS: „Das isi vielleicht so groß" (Heigt mtt den Händen eine Größe non etwa W Hentimeter an.s Moser: „Und wie sehen denn die beiden aus?" Mcgalis: „Ter Kleine schlägt immerfort aus die arme Perlon . . . ei» scbeiistlicher Kerl!" Moser wiederholt seine letzte Frage. MegaliS: „Der eine ist größer, stärker, Hai dunkle -Haare, unreinen Teint, ein eigentümliches, charakteristisches «Besicht, starke Augenbrauen und etwas Dunkles über den Hals . . - der andere Hot ein knochiges Gesicht, schlechte Hähne und zurück gekämmte -Haare , . . U je, die stecken jetzt Sachen ein .... in die Tasche stecken sie sie . . . nnd die Person will sich erheben, aber sic kriegt immer wieder eins drauf.... non dem Kleinen . . . Die stecken alles in eine schwarze Tasche, oder was das ist .. . Mojer: „WaS nehmen sic denn mit?" MeaaliS: „Etwas Weiches . . etwas Nundes . . . etwas Hartes," Moser: „ES ist jetzt mehr als halb vier Uhr," Mcgalis: „Sic gehen weg ... aber sic trennen sich bald .,, der Grosic gehl ganz weg." Moser: „Bleibe beim Kleinen." Mcgalis: „Er kommt in einen kleien Raum. lStc bc sclncibt ihn mit einigen Gesten.) Tann geht er gleich wieder sort ... der zieht sich aus .. . jetzt wäscht er sich . . . er sperrt etwas ein ... er kehrt wieder zurück ... er geht denselben Weg ... er schaut wo hinauf . . . jetzt sind sie wieder bei sammcn, die zwei . . . Mein Gott, die gehen noch einmal in das Lokal sTatort) . . . etwas ist in der Luft - . . Das ist ein Kerl! . . . Der haut noch einmal drauf ... so macht er e«, (Sie teilt mit dem rechten Bein Fußtritte aus.) Er ist immer fort bei der Alten , . -" Moser fragt den Auftraggeber, woraus sich MegaliS konzentrieren solle. Er wird ersucht, womöglich die Heit zu konstatieren. In der Nähe befinde sich eine öffentliche Ubr. „Du wirst in der Nähe eine Uhr scheu. Schaue einmal, ob du erkennen kannst, wie spät cs ist." MegaliS versucht mit den Händen die Stellung der Hcigcr zn demonstrieren und läßt sich eitle Weile ^)ctt. Dann sagt sie: „Es ist vielleicht fünf Uhr." Damit wird das Exprriwent uuter Beifall des Publikums beendet. Es bandelt sich — waS weder Moser noch MegaliS oder Tartaruga wußten, so dast weder Gedankenlesen »och Phantasie in Frage kommt — um den allgemein in Gotcnburg bekannten Raubmord, genannt „Gardcll-Mnstcrium", Eine Trödlerin war in ihrem Keller ermordet worden. Der Verdacht siel auf den Seemann Garden, der zwar die Tötung zugab, aber be hauptete, nm zn stehlen, in das Geschäft gekommen zn sein. Mit einem Revolver, der znm Verknus ans dem Ladentisch laq tdas 2ü Hentimeier Lange, was Mcgalis sah), schlug er aus die Alte ein. Die Beute bestand nur aus einem Uebcrzlcher. einer Mir nnd dem Revolver, Die Tat geschah nm 1. Novem ber um Iialv vier Ubr, Dann sei er in sein kleines Hotel ae- gangen, wo er sich wusch nnd umkleidete. ES kam noch c»n zwetler Täter in Frägc, ans den die Personalbeschreibung der MegaliS haarscharf paßte. Den tiefsten Eindruck auf die Gc- richtspcrsonen machte die Mitteilung des MedinmS, der Täter sei nochmals znm Tatort zurückgekcbrt, nm dem Opser Fuß tritte zu versetzen. Das batte das Gericht schon lange ver mutet. und es stimmte mit de» Ergebnissen der Untersuchung überein, daß der Kleine lGardcll» der Hauptbeschuldigic sei. Der Große war, vermutlich noch Amerika, cntfloheu. So gelang es MegaliS, eine ganze Neiße von Morden, Brandstiftungen, Uuglücksfällcn »sw, scstzustellcn. Besonders ttttcrcssant ist ein Experiment, in dem sie Geistig) in einen fahrenden Hug versetzt wird, . . Wir sause» so geschwind dahin . . . das ist wirklich schon . - . Der schnarcht neben mir . . . Aber daS ist komisch, jetzt tut mir ans einnial alles weh . . . DaS beutelt mich immer hin und her ... der sLvkomoltt'sübrcrl soll besser fahren! , . . lfth werde mich bald nicht mehr auslcnncn . . ich meist nicht, ich must krank sein . . . Ich werde so heriiingcbcutclt, daß ich ganz dumm im Kopfe bin . . . Na, da steige ich aus. »Beginnt schwer und aufgeregt zu atmen.) Ausstcigen! . . . Wen» ich sterbe, so kann ick» nichts dafür... ich bin schon ganz närrisch,,. Fetzt ein Ruck, und ich sitze auf der Erde," Das Medium halte das Eisenbahn Unglück von Gcia-Glncka miterlcbl! Ter Hug von Nvrrköptng nach Stockholm, in den man sie am 1, Oktober 1!U8, abends 7 Uhr verseht hatte, war damals vcruiiglückl. Tartaruga hat mit diesen Versuchen der Kninttialisttk eineu sehr wertvollen Dienst erwiesen. Weit entfernt, die Tragweite der Nekroskopie zu überschätzen, warnt er sogar davor, da man weder auf einen nnbetannten Fragenkomplex — etwa wo sich irgendein Verbrecher befindet, wo ein Schiss untcrgcgangen sei — Antwort erhalten könne, noch überhaupt dann, wenn der Auftraggeber weder Heit, noch Ort kennt, Ueberdies must die zu rekonstruierende Handlung von längerer Dauer sein. Ein Griff in die Tasche genügt nicht: übersehen wir ihn doch auch zumeist mit wachen Sinnen, Mit diesen Einschränkungen ist aber die Retrostopic von hoher krimi nalistischer Bedeutung, wie aus Leu Beispielen ja schon klar hervor geht.