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ö. Sonntag «ach Trinitatis 1»27. dtft'A all,!«. Macht und Gewalt ftnd drin!" — L» wurde w»-l manchem schwer, sich unter diese» Glauben und Demut und seelische »rast fordernd« Betenntnt» zu pellen, ober unter ihm »u beharren, al» ein« Not über unser «naere» Vaterland heretnbrach. die da» Her» Pocken ließ. -So war Vott in den bangen Stunden, al» relpend« Fluten Häuser ,erbrachen und an deren Stell« sür srtedlichr Menschen Gräber ausioühlten? Wo war »um mindesten der Gott, von dem wir preisen, daß er di« Lied« sei? Dennoch — wenn eine im Schlamme der Verwüstung bahtntretbend« und aufgcblätterte alt« Bibel aus die Stelle beim Propheten Ieremta M.R) wie»: „V Land, Land. Land. HVr« de» Herrn Wort!" so führt e» zur seltsamen veala». blguna der heiligen Schrift mit ihrem jeden anderen über, bietenden Droste, daß sie auch sür die dunkelste und schwierigste Lag« bietet, wa» der Mensch braucht, um sich Uber dem 'hn bedrängenden Wasser zu halten — neben dem alten besonder« im neuen Destament«. und sür unsere Heimsuchung mit einem i» ernst« Dag«, „die wie der Dieb in der Nacht kommen", weisenden Zurufe: Ringet danach, dast ihr still« seid!" sl. Thessal.4,11). Aber »still« sein", wenn sich durch da« Innere unaufhalt. sam fragen und Klagen drängen? wenn sich die Augen mit salzigen Dränen füllen? wenn der Lege» treuer, durch« Leben hin getaner Arbeit, da» Glück von Hau«, -erd und Helmat jählings in Scherben brach? Mit dem Ausrufe: „Ringet danach!" bezeugt auch der Apostel, dast es gewlst kein Leichte» darum ist. ES setzt oft hetste und gnälendc Seelenkämpse vor an». Doch wer sie aufnimmt, kommt zugleich einmal zn sich selbst und lernt das Wertvolle vom Nichtigen unterscheiden, um sich da» über alle» Wechsel und Wandel hinaus Bleibende, das Sine, »va« not ist. zu sichern. „Wie gar nicht» sind alle Menschen, die doch so sicher leben!" bekennt ein König im Psalm (Ps. SV,st), und ein christlicher Sänger: „Sicher leitet auv de» DodeS Grau'n, Gott un« auf grüne Au'n au« Sturm und Wellen zur Kühlung leiser Quellen. Hallelujas»." Und wer so zu sich selber kommt, besinnt sich zugleich auf die anderen. SS war sür unsere ron vast und Zwietracht er füllte Zeit inmitten der Bilder de» Grauen» ein solches voll Licht und Friedens, als alle Hände sich rührten, alle Herzen mitsiiblten und zu Helsen bereit waren, und die Leute aus den verschiedensten Lagern sich in schönem Grmeinsinn zusammen- sanden. Könnte r» nicht immer so sein? ES würde einen heiligen Damm gegen die sinnlose Wut des Zerstörens be deuten. Wohlauf: ringet danach! Die eigentliche Bürgschaft de» StilleleinS aber läge zu- lctzt im Sichbesinnen aus den. von dem ganz gewiß noch immer Trost, Kraft und Hilfe kommen. Schicksale wie da» über einen Teil unseres Volkes hereingebrochenc bezeugen doch wahrhaftig laut genug, dast der Mensch auch trotz all seiner kühnen Fortschritte, die er gemacht hat, ohnmächtig bleibt. Jahrzehnte bauen aiif, und wenige Stunden lassen alles in Trümmer sinken. Was bleibt übrig, wenn nicht müder Verzicht oder harter Trotz oder Verzweiflung, stünde nicht doch noch etwas anderes darüber und dahinter? O Land. Land. Land, höre des Herrn Wort! Den Wehklage» ihr Recht, doch nicht minder dem Stlllesetn vor Gott: „Du bist» allein, M acht u nd G e w a lt st n d - e i nl" ob. Deranftattungen in -er Jahresschau. Vom „Sprechenden Turm" der Jahreöschau spricht am Sonntag von ll,L0 bis 3,48 Uhr nachmittag» Hann» Lerch über da» Thema „Der Spvrtgedanke und seine Widerspiege lung tn der Presse". Am Donnerstag den 21. Juli findet von 6,18 bl» 7 Uhr vom „Sprechenden Turm* ein Konzert mit Werken von Gustav Mraczek statt. Mitwtrkende sind die Kv„zcrtsä»gerl»»cn Waltraude Frey, Erna Richter und Snsy Schröder, ferner die Konzcrtptantstin Käthe Pfau, am Flügel der Komponlst selbst. Am Mittwoch setzen die Dresdner Dichter Georg v. d. Gabelcntz und Nnd. H e u b n e r die Vortrags abende der Freien Vereinigung Dresdner Schriftsteller in den Lichtspielen der Jahresschau fort. Der Donderctntrittspreis beträgt 1 Mark. Vorverkauf bet Nie», Seestrastc, und in der KarteriaiiSgabe der Jahresschau. Am Donnerstag findet unter der Leitung von Musikdirektor Feiereis ein weiteres Elttekonzert auf dem Konzertplah des Ansstcllungs- palasteS statt. Für Freitag ist ein grvstcS Abcndfeuer- werk vorgesehen. Im übrigen finden auch diese Woche täg- llch von 4 bis st Uhr und von 7 bl» 1ü Uhr abends Konzerte des AiiöstellnngSorchesterS aus dem Konzertplah des AuS- stellungSgeländeS statt. — Neue Karte des Vogtland«». linier dem Namen „Da» schöne Boalland tn Lachsen' hat die Vogtläiidlsche BerkehrSverelntgnng Treue» i. V. eine Werbe- nnb Wanderkarte herauSgegeben. Der Sntimirs stimmt von Otto Derlei, Treuen: hergesiellt Ist dar Blatt von der Wrapblschen Kunstanstalt I. L. F. Vickenhahn L Lohn A.-W. In Ebemnitz. Die Kart« ist lehr abersichtlich auSgesübrt. Sine Reihe von stahlen weist aus die bemerkenswerten Punkte hin. Die Um rahmung der Karte besteht au» Bilder» der besonderen Schcn»- wltrdigkeitcn de» BogtlandeS. an denen es ia so reich ist. Das Silsswerk sür -as Unweltergebiet. Letl«i-»ku«dg»vung»n Bei der Gtaat»r«glerung ging noch folgende» Telegramm ^^ans ein; Washington, 14. Jul» lS27. Empfangen Sie «„»druck herzlichsten Mttgcslthl« anläßlich großen Unglück», da» Ihr« Bevölkerung betroiien hat. <g«z.» Generalkonsul Ha, b«rl«. Das Atlfsrverk -er LandwirNchaf». Der LanbeSauSschuß der sächsischen Land. Wirtschaft, gebildet au« der Landwirtschaft», kammer, dem Sächsischen Landbunb »nd dem Ver band landwirtschaftlicher Gen offen! ch asten, ruft seine Mitglieder zu tatkräftiger Hilfe für die durch die Unwetterkatastrophe Geschädigten aus. In dem Ausruf »seiht es u. a.: Auch unsere landwirtschaftlichen BernfSgenossen sind In den einzelnen Gemeinden zum Teil lehr stark von der Un wetterkatastrophe tn Mitleidenschaft gezogen worden. Gros; Ist vor allem der Schaden an landwirtschaftlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden und der Verlust an lebendem und totem Inventar. Sine Anzahl Landwirte haben den grössten Teil, wenn nicht sogar sämtliche Maschinen und Geräte verloren, auch konnte vielfach nur ein Teil des Viehes vor den herein- brechenden Wasserfluten gerettet werden. Es herrscht dem zufolge Mangel selbst an den notwendigsten Betriebsmitteln. »m die anstehende Ernte, soweit sie nicht ebenfalls tn Mit- leldenschast gezogen worden ist. zu bergen und das übrig, gebliebene Vieh zu ernähren. Angesichts der verntchtenden Unwetterkatastrophe haben Reich, Land und die Oeffcntltchkelt llch mit anerkennenswertem Qpferwttlen bereit erklärt, den schwer betroffenen Volks genossen durch weitgehende Hilfsmaßnahmen ihr schweres Los zu erleichtern. Auch die Landwirtschaft wirb sich an dem ein» geleiteten HIlfSwcrk beteiligen. Um eine Zersplitterung der von der Landwirtschaft aufgebrachten Spenden zn vermeiden, wird der LandeSauSschust der sächsischen Landwirtschaft in allernächster Zeit mit den beteiligten Nezlrksorganisationen Grundsätze aufstellen, in welcher Welse lm Rahme» des ge- samten Htlfswerkcs die von der sächsischen Landwirtschaft anf- zubrtngenden Spenden gesammelt und ihrem Verwendungs zweck zugeführt werden sollen. Wie und esst den Gebt Die Kilfe des Roten Kreuzes. 1. Nom Noten Kreuze lCarnSstraße 18, Fernrnfnnmmcrn 14820 und 17407) werden wir gebeten. Folgendes bckannt- zugeben: ES wirb gebeten, die sür die Geschädigten tm Unwetter- gebtete bestimmten Sachen (Kleidungsstücke, Wäsche, Stiefel usw.) nur zwischen » bis 2 Uhr abznllcscrn, damit In den übrigen Stunden die Spenden geordnet »nd für die einzelnen Ortschaften verteilt werden können. Dringend erwünscht sind sür die im Unwettergcblcte eingesetzten freiwilligen Hilf», kräfte Rauchwaren aller Art. um die hiermit be sonders gebeten wird. 2. Nachdem dem Roten Kreuz Räumlichkeiten im Erd. gcschoß des Staatlichen Gebäudes A n t v n ö p l a tz 1 zur Ver- sügung gestellt worden sind, ist es tn der Lage, für die Ge- schädigten des Univettergcbieteö auch Möbelstücke anzu- nehmen. Die Ablieferung der Möbel ist nicht dringlich, da natürlich zunächst die nötigen Untcrkunftsräume für die Be wohner neu erstellt werden müssen: bis ans weiteres werden Möbel am AntonSplatz 1 von tt bis 2 Uhr angenommen. 3. Dem Roten Kreuze ist schon von zahlreichen Auto- bcsitzrrn mit Personen, nnb Lastwagen tn dankbarst anzu- erkennender Weise ausgchylfen worden. Z»m Einsammeln der Spenden in der Stadt, die in reichstem Maste angemeldct sind, und zu deren Transport in das Unwcttcrgcbtct sind aber tn nächster Zeit noch sog. Sch nella st wagen (2—8 Tonne») wie auch größere Lastautos und außerdem einige wenige Personenwagen zur Vermittlung des Verkehrs zwischen der Zentrale «nd den VortelliingSstellen und den Sanitätswachen tm Unwcttergebiet nötig. Die Antobesitzer werden herzltchst gebeten, Ihre Wagen sür die gute Sache zur Verfügung zu stellen. Anmeldungen, möglichst mit Postkarte unter näheren Angaben der Art der Wagen und der Zeit, für die sie zur Verfügung gestellt werden, nach EaruSstraste 18, unr in besonderen Fällen telephonisch dahin erbeten. Jurrerid Sachsens! Hilf! Der LandeSauSschust Sachsen der deutschen Jugendverbände erläßt folgenden Ausruf: Dir furchtbare Unwetterkatastrophe tm Osterzgcbirge, die tn wenigen Stunden des Grauens blühende Täler in eine Wüstenei, menschliche Wohnstätten in Trümmerhaufen ver wandelt und anderthalb Hundert Menschenleben vernichtet hat, fordert einmütige Hilfe des ganzen Volkes. Jugend Sachsens, wir rufen Dich anfl Opfere auch Du. was Du kannst! Auch di« kleinste und bescheidenste Hilfe ist wertvoll! können wir helfen? So frag» Ihr, Burschen Stellt Euch al» Sammler zur MöBn'lvannckttiK Veranstaltungen, wie Ihr sie bieten könnt, und führt Reinertrag der Notspende sür da» Unwettergebtet zu! selbst Euer Scherslein au« den geringen Mittel», über die Ihr versügt! Beachtet die Tageszeitungen, die auSsührlich über die Örganisattvn des HtlsSwerke« Ausschluß geben, und springt dort ein, wo man Euch brauchen kannl Der Vorstand de« LandeSauSschusscS Sachsen der deutschen Jngendverbändc hat tn seiner Sitzung vom 14. Juli be schlossen, von einer besonderen Geldsammlung abzusehe», um das großzügige HtlsSwerk, da» bereit» im Gange ist. nicht zu zersplittern. Er erwartet aber, daß die Jugend aller Welt anschauungen »nd Parteien, die Jugend aller Blinde am Ernst der schweren Notlage nicht vorübergeht, sondern nach ihren Kräften dazu beiträgt, da» Elend zu lindern. Jugend! Hits! Zurückziehung -er Rei ^swehr. Das Neichswehrkormnondo IV teilt uns mit: Im Einverständnis mit dem Staatskommistar zur Besciti» gung der Hochwasserschäden werden, nachdem die von diesem gebildeten Notbauämter ihre Tätigkeit ausgenommen haben, die im Unglückogebict eingesetzten Truppenteile bi» zum 17. b. M. abcnd» im wesentlichen hcrausgezogen und in ihre Gar nisonen zurückbesördert. Je ein Nachkommando bleibt in Pirna und tm Tale der Müglitz und der Gottleuba bis aus weiteres zurück. An den Stellen, wo die Verpflegschwierigkcit der notleidenden Be- völkerung noch nicht behoben ist, bleiben außerdem Feldküchen der Reichswehr eingesetzt. Srleichlerungen aus dem Gebiete der Reichs- ' Neuern in den von der Unwelierkalaslrophe betroffenen Gebieten Der Präsident des Landesfinanzamts Dresden teilt uns mit: Nach Bekanntwerden der Unwetterkatastrophe im Gott- leuba- und Mllglitztale sind die sür diese Gebiete zuständigen Finanzämter alsbald angeivtcscn worden. Gesuche um Stun dung oder Erlaß von Reichs steuern solcher Steucrpslich. tigcn, die von der Katastrophe betroffen sind, in weitest- gehendem Maße zu berücksichtigen sowie von Einleitung oder Fortsetzung von Beitrcibungsmaßnahmen bis aus iveitc. res abzusehe». Auch hat die Zustellung von Steuerbescheiden sür die nächste Zeit zu unterbleiben. Spenden. DaS Ortskartcll Dresden des Deutschen NeamtcnbundrS hat innerhalb seiner angeschlvssenen Ortsgruppen sür die durch das Unwetter im Gottleuba- und Müglitztal au Lebe» und Gut so schwer geschädigte» Bewohner gleichfalls eine Sammlung eingeleitct. Als erste Rate ist von der Ortsgruppe Dresden des Sächsischen GcmeinbcbcgmtcnbundcS der Betrag von 2000 Mk. an die Sammelstclle bet der Stadthauptkasse abgeliefcrt worden. An weiteren größeren Spenden für die durch die Hochwasserkatastrophe im Gottleuba, und Müglitztal Geschädigten sind bei der Dresdner -sank in Dresden eingegangen von der Gehe und C v. - Aktiengesell schaft 1000 NM., der Akticngcsellichast vorm. Seidel und Naumann 1VVO RM., der Hartwig und Vogel» Aktiengesellschaft 8000 NM., der Firma Hugo Hocsch, Konigstein. N»00 NM. und Herrn Botschafter Leopold von tzvesch 1000 NM. Die Josi-Hubccck-Kapelle, Wien, iSll Mann! veranstaltete zugunsten der Hachwagergeichädlgkc»^ heute Sonnabend im Gaftbof „Wilder Mann' ein (Sancnkonzcrt. jFortletzuug gehe nächst« »rtte.s Capitols. Sonnlag 4. 6,30, 8,30 sinöen im Capilol die letzten Vorstellungen de» Mittelholzersilms,Im Flug zeugdurchAsrika" stall Ab Montag den 18 Juli 4. 6.30, 8.30 gelangen 4 reizende Lust spiele zur Ausiiihrung: Basier Äeaton verlier» die «osen - Sherlvck» «olme» )«n. - Der fliegend« Esel — Der tanzende Wolkenkratzer. Dienstag den IS. Juli abends 8.30 findet unter dem Prolekloraj der Frau Oberbürgermeister Vr. Bllther eine Wohl- ISttgkettsvorsteUuna zugunsten der Opser der Ilnweilerkolastrophc im Olterzgedtrge stall Die Phoedus-Fiim-AKI-lSei. stellt den gewmten Lriiag dieser Vorstellung zur Verfügung. Zur Ausiiihrung gelang! der SttjadeIH Lergner-Film der Phoebus „Liebe". § Nrahm in der Uranssührung den Professor Scharitzer kreiert«, spielt diese Rolle auch hier. Dir übrigen Hauptrollen werden von Ernst Arndt und Alfred Löhner, die zum ersten Male in Dresden austreten, ferner von Maria Mayen, Otto Schmölc »nd Wilhelm Schmidt dargestellt. 7 Mitteilung be« Regdeuztheater». Ga» Gastspiel-Ensemble de» Berliner Restdenzlbealer», Direktion Adalbert Krtwat, veranstaltet am Lonniag >l7.i, nachmittag», ein« Wiederholung de» Schwanke« „Da» A b st e t g e a u a r t l e r" bel kleinen Preisen. R!» Ende !>c« Monat» wird der Schwank allabendlich acgebcn. — Die Direktion de» Restdenztbeater» hat da» in Wien über tMmal mit größtem Erfolg gegebene Slnglvlel „Ich Hab' mein Herz In Hetdcl- üerg verloren" fstr Dresden zur Erstaufführung erivorbem Tle Neuheit geht derett» Anfang August tn Szene. 7 In der Komödie wird die sünsakttge Tragödie „Liebe" von Anton Wtlbgans, di« vor zehn Jahren Im Albert, thcater ihre Dresdner Erstaufführung erlebte, wieder auf- acfrtscht. Damals standen wir in der Zeit der allgcmctncn Aufregung, die sich tm Drama al« „ekstatische Lyrik" entlnb »nd in expressionistischen Ueberhitzthetten bl» z»m Schreien übersteigert«. Wtlbgans hatte mit „Armut" und „Liebe", weniger mit „Dion irao" Erfolge, well er das seelische Leben, das er darstcllte, nicht verzerrte, sondern nur. als geborener Lnrlker, durch sprachliche Künste tnS Ilcberivirkltche hinaus- sührtc und in musikalisch suchende Verse verdichtete. Diese Gcsnhlöschwclgerel auf Kosten dramatischer Spannung der Gegensätze ist uns heute schon wieder fremd geworden »nd zeigt ihre Schwächen auf der Bühne deutlicher als vordem. Johannes Steiner, der „Liebe" In der Komödie neu- einstiidlcrt hat. bewies «tn feine» Empfinden sür diese Sach, läge dadurch, daß er den Ton de» UebcrschwangcS milderte und zumal die lyrischen Teile nicht mehr ekstatisch hinaus- schreien, sondern geftthlSdurchlättlgt als leidvolle Svrachc er schütterter Seelen letS und innerlich erklingen ließ. Man kann sagen, daß er durch solche Verdichtung der Stimmungen daSMerk noch einmal gerettet hat, an dem doch allzuviel Weichheit nnd Weichlichkeit hastet und das mit dem exotischen Musikanten BituS Wcrbcgast bedenklich an dt« sndermänntschen Wunder. onkelS ans der Fremde streift. Wlldaanö bemüht sich, de» Kamps zwischen Frende und Liebe, zwischen Trieb nnb Trenc als allgemeinstes Eheproblem darzutun. übcrzeuat aber gerade deshalb nicht, weil er den trlebgctrlcbencn Ehemann Martin zum nervösen Schwächling macht. Immerhin Ist das Gegenspiel, wie der AnSslug Martin« tn den Salon der Madame Charlvtt« gleichzeitig die Gefahr der Ehelrrung Annas bcrvorrnst. und wie der, der Freude sucht, ans Liebe stößt, und der, der Liebe sucht, sich anbtetcnd« Freude findet, von «tnem gewissen kontrapunkttschen musikalischen Retz. DaS Verfttehrn tn« Musikalische durste tn der Schlußszene deut. ltcher hcrauskommen: man wurde sich nicht klar, ob die fern erklingenden Töne zum Spiel gehvrren oder unbefugte Klänge aus einer anderen Ecke des Hauses waren. Aber die Aufführung hatte StimmnngSkraft und war im Aeußeren und Inneren sorgfältig durchgearbettet. Johannes Steiner spielte wie In jener Erstaufführung den Martin, und es wollte scheinen, als ob der Künstler viel an Verinnerlichung ge wonnen habe seitdem. Der große Ernst seiner Kunstttbung ist tn den Jahren seiner Dresdner Tätigkeit immer zutage getreten, auch wenn er oft die Aiifgaben nicht fand, die ihm zukamen. Sein psychologischer Fetnsinn und seine Gefühls- ehrlichkett machen ihn zu einer Kraft, die der Komödie er halten bleiben sollte. Wie tief er zu graben vermag, machte sein schmcrzdurchwühltcs Anfgchc» tn der Scelcngual des letzten Aktes besonder» fühlbar. Johanna Zimmer- mann als Gast hatte neben Steiner keinen leichten Stand, doch behauptete sie sich durch echte Fraultchkett des Wesens und eine leise, sanfte Art, der »ur die volle Vertiefung der angewandten schauspielertschcn Mittel fehlte: auch erschien sic für die Anna etwas zn reif. Alfred Haase fand sich mit dem VituS Wcrbcgast mehr durch seine Formkultur des Spiclcns als durch besondere Eignung für exotische Aben teuerlichkeit ab, so daß ihm die gehaltvolleren Stellen besser gelanget«, «vie die suggestive Beschwörung, als die Scharlata- nerle. Die „Pension* war von Bella Erdoes als ras» stger Vera. Marianne Berger-Fritschc als weit- kundiger Madame und Max Nnhbeck als sentimentalem Greis ortSgemäß bevölkert. Dank der über viele heikle Punkte der Dichtung klug »nd vornehm htnwegsnhrenbcn Regte Steiners hat „Liebe" von neuem einen bcmerkenS- werten Erfolg gefunden. 2. 7 Abschied Gcheimrat DIestelS von der Technischen Hoch, schule. Gehcimrat Pros. Dlcstcl, der mit Demcsirrschlnß ans dem Lehrkörper der Technischen Hochschule aucsichcidet, hielt am Donnerstag seine Abschicdövorlesiing tiber ViNtlvrmeiilchrc. Neben einer außerordentlich zahlreiche» Stndcnteiischnst waren brr Rektor der Hochschule und blc Prvscssvrenschast der Hvch- baiiabtetlnng vonzä''Ng erschienen. Am Schluß der Vorlesung erhob sich der FachschastSvertreter der Abteilung, sind. arch. Köstler, um in warmen Worten den Dank der Stndentciischaft an ihren Lehrer auvznsprechcn. Mit bewcatcn. aber doch leicht von Humor gewürzten Worten de» Danke» nahm Gehcimrat DIrstel Abschied von der Stätte seine» Wirkens. Dann sprach Im Namen der HochbauabteNnng der dcrzrltloc ÄdtLUeWDG Vorstand, Pros. Fritz Becker, Über das Wirken dev Scheidenden. AlS er 1007 den Ruf als Ordinarius bekam, nahm er unter den Dresdner Architekten eine hervorragende Stellung ein. Sein Name hatte durch eine Reihe bedeutender auSgcführtcr Bauten einen ausgezeichneten Klang. Neben seiner Bau tätigkeit kalte er sein Interesse der ncuansstrcbcndcn Heimat- schutzbemegung zur Verfügung gestellt. Er wurde einer der Hauptträgcr der jungen Bewegung. Seine ihm lieb geworbene und erfolgreiche Bautätigkeit gab er aber aus, um sich nun mehr restlos der Wissenschaft und seiner Tätigkeit als Hoch schullehrer zu widmen. Der Wunsch eines sonnige» Lebens abends tn körperlicher und geistiger Frische, und die Hossnnng aus bleibende Verbindung mit den ehemaligen Kollege», be- gleiten den scheidenden Hochschullehrer. 7 Bon der LandcSunivcrsität. Die Medizinische Fakultät der Universität Leipzig erteilte den« Assistenten am Institut für gerichtliche Medizin, Dr. med. Gottfried Raestrup, auf Grund der Habilitationsschrift „Untersuchungen über die Widerstandsfähigkeit der Leber gegen Gifte" die Lchrbcrcchti- gung für das Fach «Gerichtliche Medizin". 7 Sine Wagner-Sängerin gestorben. In einer Klinik in Jena ist vor einigen Tagen Franziska Keßler an Gelenkrheumatismus gestorben. Als jugendlich . dramatisch.' Sängerin war sie einst eine bekannte Erscheinung am Dresdner, später am Weimarer Hoftheatcr. Besonders tn den Wagner-Partien wirkte die Künstlerin, die ihre Rollen ganz im Sinne des Meisters ausfaßtc. In spateren Jahren ivar sie in Weimar als Gesangöpädagogin tätig und hat so für die Ausbildung des künstlerischen Nachwuchses wirken können. 7 Das Berliner Gastspiel von Schaljapin gescheitert. Die Verhandlungen der Berliner StaatSopcr mit Schalsap!» wegen eines Gastspiels des Sängers sind als gescheitert a». znschen, da cS nicht möglich war, zwischen den Forderungen EchalsapinS und den von der Gagenkonventivn des Deutschen BühnenvcrelnS vorgeschrtcbcncn Höchstsätzen eine Ucbcretn. stlmmung zu erzielen. 7 Zum Direktor der Staatlichen Akademie sür Kirchen- «nd Schnlmnsik in Berlin ist an Stelle von Professor Kar! Thiel, der demnächst infolge der Erreichung der Alters grenze in de» Ruhestand tritt, Professor Dr. HanS Joachim Moser, Professor der Musikwissenschaft an der Universität Heidelberg, unter gleichzeitiger Ernennung zum ordentlichen Honorarprofessor an der Berliner Universität berufen worden. 7 Ein Preisausschreiben für moderne Hansmnsik ver- anstaltet der Muflkalienvcrlag von Friedrich Q o s. meister in Leipzig. Preisgekrönt werbe» ein Trio. ciir^kNv und et» Klavtcrwerk. Ha»ptt>edi»g»»g ist Sptelbnrkett der eingcreichten Werke, die tn der Hauptsache der hänSltchen Musikpflcge dienen sollen. 7 Ausstellung von Aquarellen Hermann Hesse«. Au« An- laß de« fünfzigjährigen Geburtstags des Dichters wurde tn