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Leite 184. Belletristisch« DteuStass-Beilage zuldeu „Dresdner lllatkrichten", ALkevker flLv -re Arerrrerrrvett. ' MertsPruch: Die bloße Kunst nur, sich zu sreu'». Die will geickt, errungen sein. r-.-dg- Das Wunderbare. Ach ja. sie fühlte sich recht unglücklich, die kleine, rlscnhaste Frau mit der goldblonden Lorcleünähne und den tiefen, sehnsüchti gen Rirenaugen. Cie, so jung, so fein, so duftig zart, gekettet an diesen plumpen, alltäglichen, robusten Geschästsmenschen, der „sichanihrer Seite aus- nahm wie ein Waschbar «eben einem Seidenkützchcii". Sie batte da? nicht gedacht, das war der geistreiche Einfall einer sentimentalen Tante, die anher sich darüber war. „dag das Lind diesem Menschen geopfert wurde". Titania — so arznmentirtc die »vcbteidige Dame — hatte sich ihrem Zettel freiwillig und ivahadeHött hingeaebcm. aber die kleine Lorr wurde von ihren Eltem, diesen Barbaren, Verde,ratlrei an den älteren, herzensguten und steinreichen Geschäftssinns. Eine unendlich wünichcnswerthc Verbindung, die ans zwei kleineren Finnen ein großes Wellhaus" zu machen berufen war. Warum batte sie sich verheiratken lauen? Die Mama hatte cs so sehr gewünscht! sic wollte ihr Kind reich scheu und in einer „feinen Position", und daun — diese verlockenden Ausblicke ans schrverc Seidenroben. Modcllhüte, auf das Braut- kostnm und die Hauptrolle in jenem berückenden Schauspiel, in dem man bisher nur als „Kranzliungfer" initgespielt. „Lasse Dir nur recht den Hof ' machen." hatte die Tante gesagt, „das ist das Einzige, was »ns über eme unglückliche Ehe hinüber Hilst." „Meine Ehe wird also eine nnglückliche sein /" trug sich die junge Dame am Hochzeitstage. „Wie in den Romanen von Oizck Schubin und-Anderen. Wie hübsch!" Sie fühlte gleichsam die Ver pflichtung, unglücklich zu sein aus Rücksichten der Pictül, von wegen der Tante, ans Gründen der Aeflhetik, von wegen der Romane. Ihr Mann gab ihr keine Ursache dazu. Er war zuerst immer freundlich und gut gelaunt, Volt Aachsicht und lächelndem Wohlwollen gegen die kleine, eigenwillige, wider Daarige Frau gewesen. Dann war er dessen müde und recht traurig ge worden- Aas wollte sie nur von ihm? Er war ihr doch von Herzen gut -und sie — das wußte er — hatte keinen Anderen geliebt. In solchem Falle i mußte doch die Liebe in der Ehe tommen. Daß die junge Frau Romantik «forderte, darauf wäre der giitnriithige. praktische Mann nie verfallen Wie es «nir möglich war« daß sie nicht zufrieden - er wußte cs nicht. Er blieb rollig und geduldig, nm ernster, stiller, scheuer war er gegen sie geworden. In ihrem blonden Kopf aber spukten seltsame Phantasmen. In allen ihren Romanen war schließlich clivas Ungeahntes, Wunderbares getommen. Sie snm die Tante: „Was wird das Wunderbare bei mir sein?" „Der Dritte, »nein Kind, der Dritte, der immer in einer solchen Ehe erscheint. Las ist dann der späte (sie meinte, der verspätete) Liedeswühliug der Frau " Wie er Wohl aussehea mochte, der ihr bestimmte dritte? Vielleicht wie der schmucke Hufarcn-Rtttmeister, der eben auf sie zugeschrittcn kan, und dessen Goldschnitte so herrlich matt in dem elektrischen Licht der Salonlampcn blinkten Sic lehnte sich in den Fauteuil zurück und blinzelte nach ihrem Manne, der eben -»nit einer jungen Dame da drüben unter den Palmen konvcrsirte. Ueber iseinem guten, ehrlichen Gesicht lag ein Schatten. Das hatte sie zu Stande gebracht, die keine Frau. Nnd der Rittmeister kam immer »über. Wie so sehr gewöhnlich sah doch ihr Mann aus unter den elektrischen Lampen in seinem dunklen Anzüge! Wie schrecklich sür sie, mit ihm in Gesell,chaft gehe» zu müssen! »Er hat so große Hände in den Glacees'." hatte die Tante ge sagt. Freilich, der Rittmeiner batte sich bester neben illr crnsgeiiomnrei! — vom dckmativen Standpunkt Die boshafte Idee blittte in ihr ans. dies dem schönen Mann zu sagen. Es würde ihn zweifellos grimmig ärger», lind Wie die Tante sich darübr entsetzen würde! Wie aber, wenn er nun doch der ..Dritte" Wäre und mit ihm daS ersehnte Wunderbare - aber was war das «mr? ... ^.Sie sind sehr zerstreut heute, meine Gnädige!" Der schöne, vcr wähnte ODier war indianirt. Er hatte seine galantesten Knalttiigelchen ohne jeden Effert verstreut. Man hörte ihm gar nicht zu und blickte konstant nach dem Ehemann — wie abgeschmackt! — Eine Frau von Welt, die ihren Mann in Gesellschaft ansieht — pich! lind nnn sprang sie gar auf und trat zu ihm. Der Schatten war von seinem Gesicht verschwunden, er plauderte leb haft und angeregt mit der jungen Dame, wie sie ihn nie gesehen Und er sah nicht einmal niebr gewöhnlich auS, nein, fast hübsch! 2 weh.' .... Ei» srencheS Schmerzgefühl rieselte der jungen Frau durch alle Nerven. Heiß, verdunkelnd stieg es in ihren Augen auf. Die Hand, die sie ans seine Schulter legte, zitterte. „Friß, ich — ich möchte nach .Haust' Ich — bin unwohl!" ... O- er wird jetzt gar nicht gehen wollen. Er sicht ia geradezu glücklich aus. Wie kann er sich das bei diesem srentdcu Mädchen erlauben! «Er hat doch eine Frau . Er stand schon an ihrer Seite und legte ihre» Arm in den seinen. Mil zärtlicher Sorge blickte er in das bleiche Eefichtchen. die thräncnden Augen. Und dann sichrte er sie nach der Garderobe und wickelte sw sorglich in Mantel und Shawl. Wie zart und geschickt er das machte mit de« großen, robusten Händen. Seltsam, daß sie cs nie bemerkt .... Sie ließ sich einhüllen von ihm nnd war dabei so innerlich stob wie ein armes, frierendes Kind, dem man rin gutes warmes Winterkleid anzieht. Jetzt wurde sie über die Treppe gefühlt und in den Wagen gehoben — Alles wie cm Traum. Und wie im Traum lösten sich ihre weißen Arme ans der tunhüllnng und legten sich um den Hals des plumpen, gervöhnlichcn Mannes. „Ich habe Dich so lieb, Fritz! Liebst Du mich auch, mich ganz allein — ?" Er druckte sie in ivortloier Freude an sich. Nun war es doch gekommen, das Wunderbare. Rur ohne den Dritten .... ku> ö!o Pi U.M sin». schieden. Manche Personen schwitzen wenig, fast gar nick!, und es können Monate vergehen, bis sich ihre Haut feuchtet; Andere neigen leicht znm Schweiß und erfreuen sich einer kräftigen Gesundheit. Doch nickt unter allen Verhältnissen ist starke Schweißabsonderung der Gesundheit dienlich: jede übermäßige Absonderung oder Schweißsncht an Händen. Füßen, Achsel höhlen re. kann zum peinlichen klebe! werden Mi! Schweißhand behaftete Personen fürchten sich, Anderen die Hand zu drücken, vermögen auch weder seine Handarbeiten zu machen, noch Klavier zu spielen: der Sckweißfnß mit seiner üblen Ausdünstung ist »och schlimmer. Mit Schweißfuß finden wir oft chronischen Nasenkatarrh, Asthma und Migräne in Verbindung, weil eine immerwährende Erkältung staltsand. Dr-Branoean empfiehlt den nach seinem Namen bekannten Liauor zu Waschungen der vom Schlverß leidenden Körper stellen und ein Nachwaschen mit Scifemvaster. Bei den Füßen taucht man Ferse und Fußsohle in ein flaches Gesäß mit Liauor. sodann in eine zweite mit lauwarmem Seisenwaffer gefüllte Schüsse!, und wiederholt dicseS 10 Minuten abwechselnd. Mit der Schweißkucht schwinden auch die anderen Leiden. » Goldfische dürfen im Zimmer nur in weithalsigen Güstern von kugel förmiger Gestalt gehalten werden, damit die Fische reichlich Lust schnappen können. Das Wasser ist im Sommer täglich, im Winter wöchentlich drei Mal zu erneuern, wobei starker Temperarnttvechstl zu vermeiden ist. In daS Wassec kann inan kleine runde, stets rein zu haltende Kieselsteine legen Gegen das häusige Sterben der Goldfische bringt inan in de.S GlaS ein Pflänzchen von Listia tttrakretss. Die Gesäße müssen oster gereinigt werden Man lüttect die Goldfische einen Tag um den anderen 'ehr mäßig m!- Amcisciteiern. weißer Oblate, Sernmelknrme, Fliegen. Meiner Borapeweamraen uns verrauscht Sind länzk der Kinkoei! Tage. Wo durch der Jugend Uebermnih Nns lern blieb jede Plage ; Wo wir zusammen einst gelacht, Getost, gescherzt, gesungen: Ws wir gellindeU und gespielt, — Ach! Alles längst verklungen! — Sticht Alles dock,! Du bl-ebst wie einst, So sröhtick» und w beiter. lind treu, wie in der Jugendzeit, Vereint wir gingen weiter. Geträumt, gehont, gebangt, geselcht, Geklagt und auch gestritten, — Zusammen haben nrrr'S getban, ttusainmcn auch gelitten! — Und wie Du lustig warft allteil. So war ich ernst und stille-: Du blühend. — der Gesundheit BM>. - Ich krank. — des Ew ge» Wille ' Doch Eines hatten wir gemein In allen Vebensstunden, — Das Eine, mit dem sest und stark Mir Alle' «herwünden! cbwcstcr! Der siebe kviliae Gewalt Ist'--, die so treu uns einte. Or> Du gejlibcti. tcl> geklagt. — Du lachtest, wo ich weinte' In uns'rer Liebe ebne sich All' der Gffüblk Regen: Eine in dein Glück, eins i >. dein Leid, Eins in des Zerzenz Schüigen t Und wenn in Schmerzen ick »sich wsitd, Saft Du bei wir gesessen. Und oft tu Deiner treuen Lieb ab' ich die Qual vergessen— och wenn der Schalk nnd UebetMNtb Dich allzu sehr erfüllte. Da war's mein mahnend censtcr Bück. Der bald die Geister füllte. Dann neigtest Du voll Im-.igke;- Denr Haupt zu mir hernieder. Nnd ich umfing mit Zärtlichkeit Dich, theure Schwester, wieder' — So haben wir s gestatten treu Bis Heu.' m.t uns'rer Liede. Und Gvrl. der Ew'ge. segne rw.Z, Daß lang' es neck >r bliebe! rräthsel-Lrkc. Du findest mich. So lange der Schmerckter Schaar Gern nm Dich ist. O hüte Dich! -Heuchler nur sind sie fürwahr. His Du es bist. 2- llti-.-c. Vuchftaven-Rätl^cl. 12345516427 Bezeichnung sin Geist inst- Verstand 2 8 3 8 5 14 Weiblicher Name. tt 10 10 4 2 II 4 1 12 Stadt in Bauer». 13 4 1 11 2 8 11 11 3 1 2 Ein Fest 2 15 16 1 Stadt in Italien. 17 2 18 4 19 2" Fluß in Rußland. 2 21 22 23 10 1 2 6 Stadt in Schweden 4 5 21 8 Eine bekannte Insel. 6 25 8 17 8 5 8 18 8 20 8 Stadt in MeHlo. 26 4 12 12 4 20 1 2 6 Paß in de» Alpen. i2 15 2 3 IS 1 5 5 1 4 20 Stadt in Fransteich di'icc Lvgtrl. SchWktßfncht Zn einer der wichtigsten Verrichtungen der menjch luven Haut gehört dre Absonderung des Schweißes. Ivelche die Wärmeabgabe des Korbers regelt. Der Gmd, in roe'chem dl< s-s vor sick. gebt, ist sein ver r rräibset. Mit einem ,n bedrück' ich ich sehr. Mit zweien bin sch gar nickt schwer z. tt-nrr. LS»» AMrijkische Dienstags-Aitage fll de» „Sresdlltr Aachrichken". M«. 4». Dienstag, den 18. April. Im Mund der Leute. E>Zählung von Luisc Glaß. cIorliitzrüz) Clnestcrisen kehrte der Eintrotendeii den Nucken zu: lange schanle sic ihn cm. er merkte nichts davon: seine Arbeit spann ihn ein und machte ihn im rmvsindiich. Endlich sagte sic halblaut: „Helmar!" Er fuhr herum nnd starrte einen Augenblick, ohne zu begreifen, kn ihr lächelndes Gesicht, dann erkannte er sie. deutete mit dein Malslock nach der Thür und sagte: „Hinaus!" Sie lächelte weiter nnd kam tiefer in's Zimmer. „Du kumunst Dich noch einmal, ehe Du wir die Thür weist. Ick komme in Freundlichkeit, aber erzürne mich nicht, bedenke, was Du mir schuldig geworden bist, und was ein erzürnter Gläubiger vermag." „Dir schuldig geworden ?" „Dein Gcdächtniß ist lahm, wie aller Schuldner Gedächtnis;, ich will ihm Helsen. Wenn ich damals, als Du inri Glücksjagcrgcwandthei! Dein Schiff lein in den Goldstrom lenktest, Deine Braut gewarnt hätte? Oder wenn ich Deine Thatcn den Zeitungen anvertraut halte ? Was meinst Tn wohl, wäre Dein Leben setzt? Ein Kamps inst dem schlechten Geschmack der Menge im besten Fall, vielleicht sogar ein verzweifeltes Ringen mit den rohen Anarchien des Staatsanwalts. Es kostete mich nur ein Wort, aber ich schwieg — des halb l>csii!nc Dich aus Dank. Ich bin alt und müde geworden, aus eigener Krast vermag ich nur schwer, mich noch weiter zu bringen, wenigstens bedarf ich dringend einer Rnhezci!. Da dachte ich Deiner. Du. der Genosse meiner reichen, »rngcir Fahre vast am sichersten Dank nnd Verständnis; sür mich. Du weiß! ja auch ganz genau, wie'S uns Zigeunern zu Mutbe ist. Gieb mir für einige Wochen ei» gastliches Asyl in Deinem Haufe " Ebrcsteiisc!! hatte sic reden lassen, staunend, wo hinaus die wohlüberlegten Worte führen würden. Jetzt stand eine dicke Ader cruf seiner Stirn, das Blut stieg ihm bis unter die Haare, aber cr bezwang sich, legte Palette und Mal stock vorsichtig bei Seite nnd antwortete nur: „Nein. Turffchmska, nichts sür Dich an meinem Tische — das Warum kannst Tn Dir denken." Sie zuckte zusammen: kein Zorn, kein Schelten, kein Pathos hätte sie so vnkenen können, wie. dieses gelassene Nein. „Bedenke Dich wok!. bedenke, ob Dein Glück ans gar so festen Füßen sieht, ob sie cs vertragen können, die Wahrheit über Dich zu hören." Sie deutete nach oem Gatten hinaus, von dem ab und zu die Stimmen der Kinder heraufdrcmgen. er aber nittwortetc gelassen: „Ich deute, sie können's." Carla trat dichter an ihn heran. „Sic können es nick! — Du weiß:, was Alles ich herailfbeschwören würde: Eifersucht und Alocken. Scham nnd Berzwerstnng. Schande und Holmgeschrei. Soll Tein Weib Dich kennen lernen bis in die verborgensten Fairen der Bcrqangcnheir? Soll Dein Sohn Dich verachten? — Erkaufe Dir Frieden. Zucke nicht mit der Schulter, spare Deine stolze Miene, vertraue Deinen! Glück nicht zu fest. Ich hin nicht mir nur dieser interessanten Plauderei willen nach Bieberstld gekommen, etwas will ich: Hilfe oder Rache — wiege Dich nickt in Illusionen, Du bist E> erschüttern, und ich bin in Bcrzwefflung. Zahle mir ein Iahrgehatt irr Er innerung aller Zeiten, und ich will Nachsicht üben, will ans Deineni Leben verschwinden — webe mich fort, und w gewiß, als mich der Zorn darüber bergetrieben hat. daß Du mir den Milchbark, den Neer, vencbeuckk hast, so gewiß hetz' ich die Meiste den braven Bürger nnd Tugendbolde gegen Dich aus. Alle Geschichten im Munde der Leute, das ff! der Stein, an dem Dein Hochmuth den Hals bricht. " Jetzt hatte ihn der Zorn seit, das Elelgesüh? war nicht mehr zu däinpsem .Erpressirngsversuche, Verhetzrmgsge!liste ? Kunstgriffe der Revolverpresse? Dahin also? So tief gesunken? Psui, pfui! Hinaus rnst Dir! Soll ich den Burschen rufen, daß cr Dir deu Weg zeigt?" Sie lachte. „Soll ich dem Burschen erzählen, wie wir Zwei zum Masken ball gingen? Nicht so hastig- Ans dem Hacke geh' ich jchcm allein, mich gelüstek's nicht nach Friedensbruch. In der Stadt aber bleibe ich. Dick z» plagen, Dir zu schaden, Dich zu ängstigen, bis Du Dich auf Deinen Bor- thcil bennirst und mich um Frieden bittest." „Erst Dirne, bann Verleumderin," sagte Chrcslcnseu. Häßlich und höhnisch klang ihr Lachen durch den hohen Rar,in. Vcr- jeunrdcrin ? Wirklich? — Weshalb sollte ich verleumden ? Denen da draußen erzählen, was geschehen ist. das allein wirst Dein Kartenhaus zusammen, ich brauche kein Wort weiter!" „Wer glaubt Dir ?" „Schlimmes glauben die Menschen immer Wenn Du Dich kosen willst, ich üivhne im Bären " Sie warf noch einen siegesbewußten Blick auf den Mann, in dessen Ge sicht und Haltung sich kern Zug mehr von Gelassenheit fand. Finster, jede Muskel straff vorr innerer Erregung, stand er. die .Hand gegen die Thür gereckt, nnd wartete ans ihr Geben. Noch einmal lackte sie auf. dam: kehrte sie ihm den Rücken und stieg die rrevvc hinab. Er rüdttc sich nicht, so lange er ihre Schritte hörte. Erst als der letzte verhallt rvar. ballte sich seine Hand nnd sank nieder. Einen Augeublick lang tarn ihm der Gedanke. „Sie hungert, die Noch «reibt sie zur Gemeinheit, gieb ihr. du kannst es!" Aber der Zorn überstutbete das Mitleid. „Neln, sie erwartet Hilfe von »rcinrr Furcht, ich soll ihr Schiveigen bezahlen — niemals rühre ich die Hand um solchen Preis. Mag sie zu Grunde gehen." 2l. Kapitel. Carla Tlirffchirrslo. verließ das Atelier mit einem Srcgcsgcsüh!, das nicht lange nnbielt. Je mehr ihr ru Bewußtsein kam, daß sie nichts erreicht hatte, daß aller Triumph erst als -Mgezeichen an künftige Tage bestand, daß sie gar nicht bcurthcilen konnte, ob lerne Sicherheit nicht doch am Ende ans einer genauen Kenntnis; seiner Lage und seiner Freunde ncktc. mir so mehr wandelte sich ihr Trnnnjch in das Gefühl beleidigter Ohnmacht. Und das wnchs. je deutlicher sic sich tritt ihre» gegenwärtigen Zustand besann. Die Menschen glichen sich freilich aller Orten, mit Zcil und mit Geschick ließen sich gewiß auch in Bicbcrfeld die niederen Instmtic in Be wegung bringen — was aber jetzt ? Sie hatte nickt Geld geling in der Tasche, nach Berlin zrrrückzuiahren. geschweige denn vier Preise nnd bo>e Zungen in Tlräkigteit zu setzen, nnd vernickle sie» trotzdem, so konnte das Wochen «nd Wacken dauern — am Ende batte sie eine kostspielige Rache gehabt nnd keine» Nutzen, nickt den kleinster! Botthell sür „ihr hungerndes Alker". Sic war wirklich nicht in der Lage, ihrem Haß Opfer zu bringen „Ich habe es vcrtehrt «»gerangen, ich kenne ilm doch! Lies, sich ihm je 'was cibtrvtzen? Mik DemulP mußte ich wirr kommen und stiller Verzweiflung, dann wäre ich jetzt geborgen, und löirnic hrirlerhcr sagen Seht, er wollte mich ertönst!!! Kennte ihn mit Anspielungen markenr und dir Frauen vcr wirren." Die Frauen! — Au die hakte sie gar nickt mehr gedacht. Da war cr doch zu packen' Brave HauS'raueu und gute Pürgcrmütter haben allezeit schwächliche Seelen. Wenn sie zurückgingc nnd mit Denen spräche? Aber sic würde nicht noch einmal icker die Schwelle des Siebenecks komme«, gegen seinen Willen. — Wenn sie ihnen schriebe ? Gut erzählt eine alte Geschichte? Aber cr würde den Brief avse.ngen. und fand cr wirklich Frau Errre» Ohr — wie leicht ließ ein Brief sich abtimr: als Hand- und fußloscr Klatsch. Aul diesem Wege kam die Rache nicht mehr znm Ziel, sic selbst hatte gewarnt „Ich habe cs verkehrt angefangen — völlig verkehrt." Trotzdem blieb sie plötzlich stehen und schaute zurück „Wenn er sich besonnen hätte? Ihr nackkämc. um sie mir giiten Worten und redlicher Hilfe zum Abreise!! zu bewegen? Nein," sacne Carla laut, „nein." Einen Augenblick nur batte sic der Gedanke mir Bcbagen übcrjvormen. -an» schüttelte'sie die Schwache ab: jetzt wollte sie ihre Rache haben, ob spät oder bald, ob ioslipiclrg oder veanem, st wollte. Diese letzte Score vergab sie ihm »rrch!; was stckadele es, trenn sie sich selber dabei wehe tbat? Sie woltte stur verletzen, zerbrechen, durch den Kolli schiersen, sein Glück, feinen Namen, sein Haus — Alles woltte sie treffen. Sie ging wieder vorwärts und überlegte: das Einfachste war. sie kehrt» in den Bären zurück und lcbie dort ack Borg, »o lange »ran sie behielt Gelegenheit, ihren giftigen Samen cmszust'.enen, würde sie wahrnchmcn. da» Ende mochte sich das Schicksal cmsdenken Nnn. da sic innerlich stttig war. achtete sie wieder ans ihren Weg nnd suchte sich zurecht zu finden- Vor ihr lag ein stattliches Haus, eiuc Sttahlcn- soiilie glänzte über dem weit geöffneten Tbor. die Freitreppe war von Al>- nnd Ackichreitendcn belebt. Sie blieb stehen und sragie. was das sei- Ein alter Herr gab ihr Bescheid „Das ist nnier Knnswercrn. mrsere erste Gesellschaft, eine Sehenswürdig keit unserer Stadt, ein Zeugnis- unseres Kunstsinns. I> den unteren Räumen ist icderzci: nnentgellliche Äusnellung für Jedermann damit »wer Prrblikum Gelegenheit habe, sich zu bilden. Jetzt bieten wir mehrere bedeutsame Rath- hauskartons. die nmer Elrrcstenien entworfen hat — der berühmte Ehrestensen mit der goldenen Medaille. Und seit beute Morgen ist da auch eine ThuSneida des sangen Neef, der Miseren Ebiestcnsen bei nnicrem Rathhansiaal nnker- slritzeu wird. " Zu icder anderen Zeit hätte Carla Tutt'ckinska die Rede „unseres" alle!, Herrn unter die Sammlung ihrer „guter, Geschichten" gercihl. hcntc hörte sie ar nickts von dem lkeberstuß besitzänzeigender Wörter, nur die Cbrestenwn ewunderrmg vcuiakm sie, und die stärkte ihren .Haß. Bist kurzem Dank verabschiedete sie sich von dem Geiällrgcn und ging ans das KünstlewauS zu. denn die Freirrcvvc herab kam Fritz Brrnnecke von der Bcnchriguiig Thusncldens. des neuesten Bicberseider UiiterbattnugSsroues — den sandte da? angerrffene Schickm!! Catta begann an ein gutes Ende zu glauben. „Herr Brcnnecke." sprach sie den Eiligen an und vot ihm lächelnd die Hand. Er stutzte: dann lüftete er den Hnl nnd gab sich Mütze, die Hand böstich zu übersehen. „Sie sind aus Reisen, nreine Gnädige Außerhalb Berti»? kann nu» sich die Muse der Großstadt schwer Vorsteven." Sie hatte hie He.rrd sinken laßen aber sie lächelte weiter.