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ANHANG. XVEIULICHE ARBEITEN. 209 tet, welche durch das Bedürfniss und die Menschenliebe ins Dasein gerufen sind; die liier erwähnten dürften aber doch die an- merkenswerthesten sein. Die Hausindustrie, welche von den Bäue rinnen vorzugsweise betrieben wird, besteht in Spinnen und Weben zum Hausbedarf. In verschiedenen Landestheilen, z. B. in Angermanland im nördlichen Schweden, wo der Flachsbau mit Erfolg betrieben wird, haben diese Arbeiten gleichwohl eine be deutende Ausdehnung erhalten, und die dort mit der Hand zubereitete Leinwand bildet in dem Reiche einen wesentlichen Handelsartikel. Wenn diese auch durch Gleichmässigkeit und Farbe von den aus ländischen Fabriksgeweben übertroffen wer den, so hält man sie doch W'egeu ihrer Zubereitungsart für überlegen an Stärke und Dauerhaftigkeit. Von einem Theile im mittleren Schweden, Wingäker in Söder- manland, kommen Garn und Gewebe von ungefärbter Wolle in nicht unbedeutenden Quantitäten auf den einheimischen Markt, und die Bäuerinnen aus dieser Gegend wandern im Lande umher, um ihre Waa- ren auszubieten. In einer ändern Provinz, Westergötland, werden dagegen weisse und farbige baumwollene sowie halbwollene Kleiderzeuge von den Landleuten zu Hause angefertigt, und diese Industrie hat eine recht grosse Ausdehnung. Arbeitsunternehmer, grösstentheils wohlhabende Bauern, liefern Arbeitsmaterialien, bezahlen einen unbedeu tenden Arbeitslohn und schicken darauf diese Waaren aus über das ganze Reich, sowie auch nach Norwegen, wo sie guten Absatz finden (vgl. Gr. 21). Auch Stricken gehört zu der allgemei nen Hausindustrie, und die Bäuerinnen der Westküste fertigen damit warme und starke wollene Jacken an für die seefahrenden Männer. In verschiedenen Gegenden trifft man auch recht künstlich gearbeitete und ausgezierte gestrickte Handschuhe, welche von den Landleuten benutzt werden. Eine andere für unser Land ungewöhn lichere Beschäftigung ist das Spitzenklöp peln, welches in der Landschaft Östergöt- land im mittleren Schweden vorkommt. Wahrscheinlich stammt es aus der Zeit, da das Nonnenkloster in Wadstena im Norden weit berühmt war und die dortigen Non nen sich mit dem Klöppeln beschäftigten, denn es wird hauptsächlich in dem er- Schweden. wähnten Städtchen und in der Umgegend von den Frauen der unteren Klassen be trieben. Da diese Beschäftigung lange sich selbst überlassen gewesen ist, und Produkte derselben nur von umherwandernden Ver käuferinnen abgesetzt worden sind, so war sie allmählich gesunken sowohl was die Qualität als auch was die .Muster betrifft. Die Königin Louise, die Gemahlin des Kö nigs Carl XV, suchte diesen Industriezweig dadurch zu heben, dass sie vom Auslande neue Muster und gutes Garn anschaffen und unter die Arbeiterinnen austheilen liess. Dass diese und andere Bemühungen in glei cher Richtung nicht ganz fruchtlos gewesen sind, beweisen die schönen Proben von Spitzenarbeiten, die man bisweilen von Wad stena erhält. Leider wird jedoch die Spi- tzen-Industrie fortwährend ziemlich planlos betrieben, indem die Arbeiterinnen sich an dem einen Tage mit dem Klöppeln und an dem ändern mit ländlichen Arbeiten be schäftigen, daher auch selten grössere Be stellungen ausgeführt werden können. Auch in. einer ändern Landschaft, in dem nördlicher belegenen Dalarne, gehört die Spitzenklöppelei zu der Hausindustrie der Landbewohner, wenn auch hier von einer Art, die von der eben angeführten ganz abweicht. Dieselbe wird aber nur für das eigene Bedürfniss der Bewohner betrie ben und auch in keinem grösseren Masssta- be, als solche Arbeit zu ihrer Nationaltracht angewendet wird, welche hier seit Jahrhun derten unverändert geblieben ist. In den we nigen Provinzen, wo dergleichen Trachten noch in Gebrauch sind, zeichnet sich auch die Hausindustrie durch eine grössere Ab- - wechselung aus und zeugt von einem entwi ckelteren Schönheitssinne der Arbeiterinnen. Es ist von sehr grossem Interesse, die eigen- thümlichen, sorgfältig ausgeführten Sticke reien und die kunstreichen, geschmackvol len Gewebe zu betrachten, welche von ein fachen, an Mangel und Entbehrungen ge wöhnten Naturkindem, die von der einen Generation zu der ändern sowohl ihre Fer tigkeit als auch ihre Muster von den Vor fahren geerbt haben, mit höchst unvollkom menen Werkzeugen angefertigt werden. Bisweilen bringen sie auch originelle und sinnreiche Zusätze und Verbesserungen von eigener Erfindung an. Eine solche von der frühesten Kindheit an eingeübte Arbeitsgeschicklichkeit ist auch 14