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152 GR. XX. DAS BAUKRXHAUS. neu Handgriff, hing in der Mitte berab, um das Aufstehen zu erleichtern, indem der Ruhende tief in die schwellenden Betten hiuabsank. Die Bettstelle war, wie die meisten ändern Hausgeräthe, bunt gemalt. Die Wanduhr stand an dem Bettfusse und zwischen diesem und der Thür zu der Vor- ratliskaminer (Speisehause); an der entgegen gesetzten Seite der letzteren hing ein schma les Handtuch mit Fransen. Mit noch ei nem Schritte sind wir an der Eingangsthür und haben also die Runde durch das Zim mer gemacht. Die Trage- oder Sommerstube war ohne Feuerstätte. Hier hatten Mutter, Töchter und Dienstmädchen ihre Kleider in Kofr fern, die blau angestrichen und von dem Pinsel des ländlichen Künstlers mit gewal tigen Tulpen bemalt, auch mit schwarzen Beschlägen versehen waren. Ausser den Kleiderkoffern gab es in dieser Stube gerne einen langen Tisch nebst dem Hochsitze für einen Gast und zwischen dem Tisch und der Wand eine Bank; ausserdem ein aufgemachtes zweischläferiges Bett, einige wenige Stühle und der Webestuhl, welcher sowie verschiedene andere Sachen in die Tragestube getragen zu werden pflegten, wenn diese auf einige Zeit nicht angewen det zu werden brauchten. In einer von den übrigen Strecken be fand sich die Herberge, welche Wandern den zum Nachtquartier eingeräumt zu wer den pflegte, die Knechtstube (die Dienst mädchen waren und schliefen in der täg lichen Stube) und die Ausgedingestube, welche die Alten bezogen, wenn der älteste Sohn heirathete, nachdem sie sich gewisse Bedürfnisse ausbedungen hatten, z. B. Ge treide, Milch, Torf u. a. m. In den übri gen Strecken waren: Ställe, Tennen, Torf und Geräthehaus u. a. Die sämmtlichen Fenster gingen hinaus nach dem Hofe, auf welchem die Getreidemietlien standen, falls dort Platz dafür war, und wo es gerne einen Brunnen gab. Man kam auf den Hof durch zwei Thorwege, von denen der eine der Dorfgasse und der andere dem Tomt”, d. h. dem Theile des Landes, wel cher dem Hofe zunächst lag, zugewendet war. Die Häuser der Hausmänner hatten we der Speisehaus noch Tragestube; die täg liche Stube war ganz so eingerichtet, wie bei den Wohlhabenderen. Die Küche war zugleich Brauhaus. Dort wai ausser dem Herde ein Trockenofen (Kölna) und ein Backofen, dessen Gewölbe zur Besparung des Raumes eine Strecke von dem Haupthause ausgebaut und mit einem eigenen Strolxdache versehen war. In den Contouren und in dem Farben- tone an allen Zierratlien lag etwas von der Sicherheit des Instinktes”; was man da gegen auch anmerken konnte, so lag darin auf jeden lall eine Art von Stil, der auf einheimischem Boden entstanden war und sich ohne allen fremden Einfluss entwickelt hatte; seine Vorbilder konnten wohl zum Theil vor einer Zeit von einigen Jahrhun derten in den Herrenhäusern wiederzufin den gewesen sein, aber das Volk hatte die selben frei verwaltet. Ausser den Zierratlien an dem Ofen und ausserdem Schnitzeleien und Malereien an den Hausgeräthen, be standen die Zierratlien in "Gemälden” aus der heiligen Geschichte, gekleistert an die weiss übertünchten Wände, und geschicht liche Stücke von einem ländlichen Künst ler. Geburtstags-Glückwünsche mit gemal ten Kränzen, welche Verse und mit Kanzlei schrift sauber geschriebene Namen um schlossen, sowie Erinnerungstafeln an abge schiedene Verwandte (die beiden letzteren Arten in Glas und Rahmen) kamen eben falls an den Wänden vor, sowie in den Fen stern einige Blumentöpfe. Auf dieselbe Weise war auch im Ue- brigen alles wie aus einem Ganzen ge gossen und stimmte überein mit sich selbst. Jetzt ist die Einheit gestört — daher ha ben wir auch in der Form des Präteritums gesprochen — und man merkt, dass man sich in dem Stadium des Ueberganges be findet. So z. B. beginnt der frühere mit Sand bestreute Lehmfussboden mit einem gehobelten hölzernen von Brettern vertauscht zu werden, der aber kaum reiner gehalten wird, als der fiühere war. Die ehemaligen gedrechselten hölzernen Schüsseln und Teller und die runden oder viereckigen hölzernen Scheiben, auf denen man sein Fleisch oder seinen Speck schnitt, haben angefangen mit Porzellan untermischt zu werden, und auch Gabeln beginnen sich unter den ehemals allein herrschenden Taschenmessern zu zei gen, von denen jeder sein eigenes hatte. Auch Zeitungen und Zeitschriften fangen an sich zu zeigen, während man früher nichts anderes sah, als die Bibel und das