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Not und Mssbereikschaft im Unwettergebiel. 150 Todesopfer -er Aochwafserkalaftrophe. >«Uich wir» jetzt -ie Zahl der bei ber Hochwasser« kataftrophe tödlich verunglückte« aus ISO augegebe». Danach schetue» einige der al» «ermißt Gemeldete« «ach »ebeud aus« ^suudeu »arde« ,« sei». Der zweike Begriibnlslag in Derggiebhübel. Alle Wonnen de» Gommer» tn der leichten, sonnengolbenen Lukt. Alle» Grauen de» Lode» aus der armen, zerrissenen Erbe. Zwischen Wonnen und Grauen der Mensch, ber arm. selige, mit dem einen arm.seligen Drost «rbeit «ud Glaub«. Da» war die gewaltige Predigt der Natur angesichts ber SO Särge, die ring» um da» Gotte-Hau» tn den ossenen Gräbern standen, 24 davon tn einem Massengrab, zum Teil auch noch an der Kirchenmauer. Die Arbeit war nicht zu bewältigen gewesen. 24 Stunden ununterbrochen Tote betten. — was R«tch»wehr, Technische Nothilse. Arbettersamariter, Jungbeut. scher Orden. Arbeiternothilse hier geleistet haben, grenzt an» Uebermenschltche. Erschütternd sind wieder die Szenen an den Gräbern, her,, zerreißend die Klagelaute. Ohnmächtige, von Schmerz lieber- wälttgte werden bavongetragen. Als der eherne Mund der Glocken ruft, sammeln sich die Leidtragenden vor dem erhöhten Westportal des Gotteshauses. Aus den Stufen erscheint LanbeSbtschof v. Ihmelv, begleitet von der Geistlichkeit de» Ortes und ber Nachbarschast, von Ministerpräsident Heldt, den Ministern Dr. Krug von Nidda undvon Falken, stein, ElSner und dem Vizepräsidenten des Landtages v. Htckmann, dem Vertreter ber ReichSregierung Mini- stertalbtrektor Dr. Stapenhorst. KretShauptmann Buck, SmtShauptmann v. Thttmmel. Pirna, und Graf Rex als Vertreter des Roten Kreuzes. Daneben gruppierten sich eine Abordnung der Reichswehr im Stahlhelm und Vertreter ber LandeSpolizet mit kostbaren Kränzen. Die Trauerseier beginnt mit dem Vortrag des Chorals „IesuS, meine Zuver. sicht" durch einen Bläserkorps der Pirnaer Gtadtkapelle und den Gesang de» LtedeS „Wer weib. wie nahe mir mein Ende" durch die Schulkinder. Dann hält LanbeSbtschof v. IhmelS die Trauerrede. Er knüpft an an AmoS 8, 6: „Ist auch ein Unglück tn der Stabt, das der Herr nicht tue?" Wir ant» Worten mit Hosea N. I: „Kommt, wir wollen wieder zum Herrn. Er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen. Er hat unS zerschlagen, er wird uns auch verbinden." Ich bin zu euch gekommen, um euch diesen Namen zu nennen: der Herr. Eure Gedanken sind verwirrt. Un» allen geht e» so. Wir verstehen, daß sich die Gedanken nicht so schnell sammeln wollen. Labt uns weiter nicht» versuchen, als bah wir in das Herz voll Angst den einen Namen htnetnsprechen: Der Herr. Kommt, wir wollen wieder zum Herrn! WaS Menschen tun können, das wollen sie tun. Die Ver treter der Behörden, die hier anwesend sind, beweisen eS euch. Vor allem bringe ich euch die tiefe Teilnahme der Kirchen- lettung und der Landeskirche. Die Ktrchenregierung hat be- schlossen, aus ihren bescheidenen Mitteln 50 000 Ml. zu spen- den. Nächsten Sonntag soll in allen Landeskirchen eine Kollekte gesammelt werden. Im übrigen ergeht an die Geist, ltchen und Kirchcnvorstänbe die Anweisung, sich der all. gemeinen HtlfStätigkeit zur Verfügung zu stellen. WaS ist aber alle Menschcnhtlfe? Im besten Falle kann sie nur äußeren Schaden bessern. Das Schlimme ist, daß mit euren Häusern auch etwa» in eurem Herzen starb. Und waS können wir Menschen tun, wenn wir die Särge sehen, wo Eltern um ihre Kinder oder Kinder um ihre Eltern, ber «ine Weggenosse um den andern weint? Kommt, wir wollen zum Herrn gehen! Nicht blinder Zufall hat gewaltet. Der Herr ist zu euch gekommen. Wenn ihr nun aber fragt: Warum ist er denn in dieser Welse zu uns gekommen, warum gerade zu »ns? haben wir da eine Antwort? Wir Christen legen die Hände auf den Mund und sagen: Wir haben keine. „Du bist ein verborgener Gott", sagt der alte Prophet und der Apostel spricht „Unerforlchlich sind deine Wege". Erst wenn der Tag der Ewigkeit anbrtcht. wird uns ein Licht über Gottes Wege ausgehcn. Und bis dahin haben wir nichts zu sagen? Doch, wir haben etwas zu sagen, mir bekennen in dieser Stunde unseren christlichen Glauben und sagen: Ich glaube an Gott, den Vater, dennoch heute unser Vater, der da spricht: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und meine Wege sind nicht eure Wege. Lauter HtmmclSwege führt uns der Vater des Himmels, das; wir zuletzt bet ihm ankomme«. Damit wollen wir unser Herz stählen. Gerade die HimmelSgcdanken sollen in diesen schiveren Stunden die Leid» tragenden erfüllen. Gott bat un« Kraft gegeben, den äußeren Aufbau zu beginnen, er will auch Kraft geben, da» Leben neu zu beginnen. Biele sind wohl so müde, müde, müde. Sie denken e» geht nicht iveiter. Und ich sreue mich, daß ihr so empfindet. Wer nichtfo empfände, der hätte das Unglück nicht rechterlebt. Aber der Herr Hilst den Müden. Er spricht zu den Kindern: Ich will dich trösten wie dich ein« Mutter tröstet, zu Len Witwern und Witwen: Fürchte dicht nicht ich bin bei dir. ich helfe dir auf. Go wagt eS. liebe Christen, mit einem De unoch I Der echte Glaube ist lauter „Dennoch!" Darum wollen wir euch nicht allein lassen. Wir durchleben mit euch diese Stunde. In einem geht'« uns allen wie euch: UnS allen bat sie bas Sterben gepredigt. Gott segne diese Stunde euch und uns allen. Unser GchlustbekenntniS ist tn diesem Augenblicke: Herr Jesu, dir leben wir. Herr Jesu. dir sterben wir. Herr Jesu, dein sind wir, tot und lebendig. Mache uns selig, o Jesu! Amen. „Christus, der ist mein Leben, sterben ist mein Gewinn," singt der Chor der Kinder, und nun verliest OrtSpsarrcr Hering die Opfer der Gemeinde in der Schrcckensnacht. 83 Namen tönen an das Ohr der Trauergcmeinbc, und Schluchzen begleitet die Nennung jedes Namens. Eine all- gemeine Einsegnung durch den Geistlichen erfolgt, der noch bekannt gibt, das, die letzlcn, für die noch kein Raum geschaffen werben tonnte, Mittwoch abend ü Uhr ins Grab gebettet werden. Mit Gebet, Vaterunser und Segen beschließt LandeS- bischof v. Jhmels die Feier. „Mach' End', o Herr, mach' Ende" singen die Kinder und der Bläscrchor stimmt an: „Wie sie so sanft ruhn." Auf einem Grabe zwischen den Großen sitzt ein kleines Ding mit dicken, blonden Zöpfen und rotverwcinten Augen. Sie versteht nichts von dem, waS die Großen reden. All mählich beginnt es, Blumen und Gräser zu pflücken von dem Hügel, auf dem cs sitzt, und lächelt selig in den goldenen Abendschein: Leben, du siegst! Aufruf der evangelischen Kirche. Kollekte und Trauergeläul am Sonntag, 17. Juli Die schwere Heimsuchung, die in der Nacht vom 8. auf den 0. Juli über das Gottleuba- und das Müglitztal herein- gebrochen ist. hat tn allen Kreisen schmerzlichste Teilnahme und den Wunsch, zu helfen, soweit geholfen werden kann, wachgerufen. Wie die Landeskirche bereits ihre Teilnahme kunbgetan und sich in die Reihe der Helfer gestellt hat, so können auch die Kirchgemeinden und ihre Glieder eS nicht an sich fehlen lassen. Das Evangelisch.lutherische Landeskonsistorium verordnet deshalb: „In den Predigten des kommenden 6. Sonntags nach Trinitatis ist der Katastrophe und des erschütternden Elends, das sie im Gefolge hat, tn eindringlicher Weise Er wähnung zu tun. Die Gcmeindeglteder sind dabei zu treuer Fürbitte und tatkräftiger Hilfe für die Geschädigten auf- zurusen. Am gleichen 6. Sonntag nach Trinitatis, dem 17. Juli, tst eine allgemeine K t r ch e n k o l l e k t e zur Linde- rung der Not der durch bas Unwetter Scimgesuchten ein zusammeln. Der Ständige Synodalausschuß hat dazu die verfassungsmäßige Zustimmung erteilt. Der Ertrag ist unter der Aufschrift „Kirchenkollektengelder* an die Kassen verwaltung des Evangelisch-lutherischen Landeskonsisto- rtums einzusenden. Von 12 bis 1 Uhr am bezeichneten Sonntag hat Traucrgeläut stattzufinden. Die Kirchen und geist lichen Gebäude sid halbmast zu flaggen. Weiter werden die Herren Geistlichen und die ktrch- lichen Gemeindevertretungen veranlaßt, sich in den Dienst der im ganzen Lande ctngelcitcten Sammeltätigkeit zu stellen, dieselbe auf alle Weise tatkräftig zu fördern, auch, soweit erforderlich ist, tn ihren Gemeinden Sammelstellen einzurichtcn. Von einer besonderen Hilfsaktion der Kirche glauben wir im Interesse der Vermeidung einer Zersplttte- rung der HtlfStätigkeit absehen zu sollen; um so mehr müssen wir wünschen, daß die Geistlichen bez. die Kirchen- Vorstände sich ernstlich in den Dienst der allgemeinen Hilss- tätigkeit htncinstellen. Den kirchlichen Gemeindevertretungen wird empfohlen, nach Maßgabe der verfügbare» Mittel aus den Ktrch. gcmeindekassen Beiträge für die Geschädigten zu bewilligen. Gott der Herr aber richte die Gebeugten auf und mache die Herzen der Glieder unseres Volkes willig zu treuem Beten und fröhlichem Geben!" Im Sinne dieses Aufrufes liegt eS auch, baß die Anteil nahme der Allgemeinheit dadurch zum Ausdruck kommt, baß alle Vergnügungen und Feste an dem Trauer- sonntag selbstverständlich unterbleiben. Wir haben nicht das Recht, solchen Dtngen nachzugehen, solange tm Unglück», gebiete größte Not herrscht. Alle Mittel, die über dem nor- malen Lebenöbedars verfügbar sind, gehören den Unglück- lichen! Die erste Selbstverständlichkeit gegenüber den Be- trosfenen ist das Opfer und die Würdigung ihrer Lage durch unser Verhalten. Neugier tst nicht am Platze, ebensowenig lassen sich Wohltätigkeits s e st e mit unserem Gewissen ver- etnbaren. In dieser schweren Not gilt nur daö Opfe r. Gin Anlrag der Wirrschaflsparkei an den Landtag. Die Reichspartei des deutschen Mittel, standeS <W i r ts ch a s t S p a r t e i) hat folgenden Antrag im Landtag etngcbracht: Die Unwetterkatastrophe im östlichen Erzgebirge hat weit über hundert Menschen da» Leben gekostet und unermeßlich wirtschaftlichen Schaden verursacht. Die Staatsregterung hat zusammen mit Reich und srciwilligen Organisationen das Notwendigste getan, um unmittelbar die bitterste Not der be- trofsenen ÄevölkerungSkreise zu beheben. Es tst selbstver- stündlich Pflicht von Landtag und Regierung, durch Bereit- stellung der notwendigen Mittel den Wiederaufbau ber zer störten Gebiete schnellstens herbeizusühren. Darüber hinaus ist es aber oberstes Gebot, alles zu tun, um tn Zukunst solchen Unwetterkatastrophen im Erzgebirge vorzubcugen. Deshalb beantragen wir: Der Landtag wolle beschließen, die StaatS- regierung zu ersuchen: 1. Bei dem Wiederaufbau der zerstörten Gebiete dafür be sorgt zu sein, daß alle wasserbautechntschen Vorkehrungen zur Verhütung derartiger Katastrophen soweit wie möglich ge troffen werden. 3. Bet der Wiederherstellung der Verkehrswege in den jetzigen zerstörten Flußtälern darauf bedacht zu sein, baß diese den neuzeitlichen Vcrkehrssorderungen auch tunlichst gerecht werben. 8. Die wasserwirtschaftlichen Untersuchungen über alle Flußgebiete Sachsens so zu erstrecken, ob es möglich ist, durch technische Vorkehrungen die Wiederholung solcher Unglück», sälle nach menschlichem Ermessen zu verhindern. « Der Zwischcnausschus; dcS Landtage« tritt heute, Mitt. woch, 1 Uhr zusammen, um über die Hilfsaktion für das Un- glücksgebtet zu beraten. Die Kommunisten haben dazu be- reits einen Antrag eingebracht. Errichtung von StotbauSmtern. Auf Grund der Vorschriften tn ber Verordnung de» Ge» samtministcriums vom 11. Juli 1927, die Beseitigung ber Hochwasserschäden im östlichen Erzgebirge betreffend, bestimmt Ministerpräsident Heldt als Staatskommissar folgendes: 1. ES werden Notbauämtcr errichtet: s> in Pirna-Rottwerndorf für das Flußgebiet der Gott leuba einschließlich ihrer Nebenflüsse von ber Mündung der Gottleuba in die Elbe bis einschließlich Flur Ncundorf; Vorstand: RegicrungSbaurat S ch ü tz e l; Eulenbergs neuer Bearbeitung des „Münchhausen", die hauptsächlich tn strafferer und darum bühnenwirksamerer Formung der Handlung besteht. i. ß Srvfsnnng der italienischen Abteilung der Jnternatio» nalen Musikanöftellung. In Anwesenheit de» italienischen Botschafters wurde am Dienstag in Frankfurt a. M. die ita- ltenischc Abteilung der Internationalen Ausstellung „Musik im Leben der Völker" eröffnet. Namen» de» italienischen Ministers für Unterricht und schöne Künste sprach Commen- dantore Lazzari herzliche Worte der Begrüßung und übergab die italienische Abteilung ihrer Bestimmung. Oberbürger, mcister Dr. Landmann bankte dem Vertreter der italienischen Regierung dafür, daß nunmehr auch Italien auf der Inter- nationalen Ausstellung mit so herrlichen Kunstschätzen ver- treten sei. s* Zwei technische Bibliotheken im Werben. Zurzeit wirb beabsichtigt, zwei großzügige Pläne auf dem Gebiete des tech- nischen Bibliothekswesens zu verwirklichen: die Errichtung ber schon im ersten Entwurf dcS Deutschen Museum« tn München vorgesehenen technischen Bibliothek und die AnS- gestaltnng der Bibliothek der Technischen Hochschule Berlin zu einer großen technischen Bibliothek. Die beut, schen Bibliothekare, die kürzlich tn Dortmund tagten, haben tn einer Entschließung den dringenden Wunsch ausgesprochen, daß die beiden Bibliotheken In gegenseitigem Einvernehmen mit einer gewissen Arbeitsteilung zur Ausführung gelangen und so sich wechselseitig ergänzen: Die Bibliothek des Deut, schen Museums tn München als große Präsenzbibliothek, tn erster Linie abgestellt ans die unmittelbaren Bedürfnisse de« der technischen Fortbildung weitester Kreise dienenden Museums und unter besonderer Berücksichtigung der geschlcht- lichen Entwicklung des technischen Wissen»; di« Berliner Bibliothek vornehmlich mit Berücksichtigung ber modernsten Literatur als AuSleihblbllothek. um biete Literatur weitesten Kreisen von Technik und Industrie zugänglich zu machen. f- Schillers erste Begräbnisstätte. Mit einer schlichten Feier auf dem IakobSfriedhof tn Weimar wurde die hier in ihrer ersten Gestalt wtederhergerichtete erst« Begräbnis- stätt« Schillers der Oessentlichkett übergeben. Die Stadt batte hierzu einen Kreis von Personen als Vertreter ber städtischen und staatlichen Körperschaften, ber durch die Sache berührten Kulturtnstttute und die Presse geladen. Prof. Dr. Scheibe- mantel begrüßte als Mitglied de» Gemeinderate« im Namen der Stabt die Gäste und gab ber kleinen Feier ihr historische» und ideelle» Relief. Wa» in den vierziger Jahren de» vorige» Jahrhundert» dem Begehren, an Stelle de» Friedhöfe» in. mitten der Stabt einen ossenen Platz zu schassen, geovfer« worben war, tst die Jahre her nun wtebererstanben. soweit «» zum Erinnerungskreise der klassischen Zeit gehört und sich noch feststcllcn ließ. Zum besseren Schutze dieser Gedenkstätte und um diese vom AlltagSverkchr der Umgebung etwas abzu heben, hat der Kirchhof wieder eine Umfassungsmauer erhal- ten. Der Wiederaufbau der Gruft, in welcher Schiller tn der Nacht zum 12. Mat 1805 beigesetzt worden war. soll der Schluß stein dieser WtederherstellungSarbettcn sein. Das Grab gewölbe selbst birgt tn einem Sarkophag die bei ber Suche nach Schillers Gebeinen anfgcfundcnc» Knochenreste aller vor ihm und nach ihm hier Beigesctztcn — cs handelte sich um Standes. Personen und Angehörige der hohen Beamtenschaft —, in der kleinen Halle darüber erinnert eine Tafel an der Stirnwand daran, daß man hier an Schillers erster Grabstätte steht, und Tafeln an den Scttenwänden nenne» die Namen all derer, die vor und nach dem Dichter ihre letzte Ruhe hier gesunden hatten. ß* Neue Rtescnprcise für Bilder. Bet ber Versteigerung ber Bildersammlung des verstorbenen James Roß aus Montreal bei ChrtstieS tn London wurden sehr hohe Preise erzielt. Die höchste Summe brachte ein Bildnis von Rem. bran dt, aus dem Jahre 1055 datiert und früher alö „Admiral Troup" bezeichnet. Dieses Werk, das zuletzt 1800 auf einer Pariser Auktion erschien und 106 500 Franken er- zielte, wurde diesmal für 680 000 Mk. zugeschlagen. Noch sensationeller war aber der Preis, der für eine Ansicht von Venedig von Turner gezahlt wurde. Das Bild des eng- lischen Landschafters erreichte fast die Höhe des Nembranbt- Preises: eö brachte 600 000 Mk. Ein DamenbtlbniS von Reynolds brachte 380500 Mk., ein Herrenporträt von Romney 857 000 Mk. Im ganzen wurden für die 20 Bilder und Zeichnungen 2 720 000 Mk. gezahlt. -f* Schubert-Feste in Ungarn. In Budapest werden zur Jahrhundertfeier Franz Schuberts im nächsten Jahre eine Reihe von Festlichkeiten veranstaltet werden. Der Ausschuß zu deren Vorbereitung tst in der Bildung begriffen. s* Konzertreise einer englischen Militärkapelle durch Deutschland. Wie ein Londoner Blatt zu berichten weiß, sind gegenwärtig Verhandlungen mit der Kapelle der Garde- Grenadiere tn London, der berühmtesten englischen Militär, kaprlle, tm Gange, die die Kapelle für eine Konzertreise durch Deutschland verpflichten soll. ES sind allerdings noch manche Formalitäten zu erfüllen, ehe die offizielle Genehmigung für die geplante Konzertreise erteilt werben kann. Eine end gültige Entscheidung ist deshalb bisher noch nicht erfolgt; baS Londoner Blatt glaubt aber, daß die Verhandlungen zu einem Abschluß führen werden. Der Dirii^nt der tn Frage kom menden Kapelle tst Leutnant G.I. Miller. — Endlich! Wie lang« warten wir in Deutschland darauf!! Der heimliche Kampf. Von Ttlla Dnrieux. Maler und Modell — sie wissen beide nicht, waS sie auf sich nehmen, wenn das Wort „Porträt" gefallen ist. Der Maler versucht das Körperliche mit dem Geistigen zu kneten. Er will die äußere Hülle herunterreiben, um Vor- gänge der Seele tm Antlitz wirken zu lassen, das sich ihm nackt barbieten soll. DaS Modell — also ich — steht einem strengen Richter gegenüber. Die scharfen Augen fliegen hin und her; ich mache mich so vorteilhaft wie möglich, gruppiere alle hübschen Ge- danken um mich her und sehe mich plötzlich hilflos klein und häßlich dem huschenden Pinsel auSgcliesert. Manche Künstler versuchten et» Gespräch mit mir — e» ist ein willkommenes Versteck — eine Rettung vor ber Ent. blößung. Mein armes Gesicht, über das so viele Antlitze hin- weggekrochcn sind, eS tst ja nur ein leeres Feld, ein nasse» Tuch, ein Etwas mit Nase, Mund und Ohren. Erst wenn ein Gedanke, ein Gefühl, eine Leidenschaft hineinkriccht, tst eS ein Gesicht. Da kommt ber Maler, der Bildhauer, stundenlang steht er mich an, bis ich ihn frierend auv leeren Augen an- starre, wissend, baß er mich entlarvt, bebend vor Scham, baß er mich entdeckt, mich, die ich nichts bin, alS waS mir ein anderer Geist gibt. Nur bet Auguste Renoir hatte ich Verstecke, denn an- geregt durch sein geistreiches Geplauder, angestrengt durch die französische Sprache, deren ich mich bedienen mußte, behielt ich den konventionellen Ausdruck einer gesellschaftlich angeregten, plaudernden Frau. Und nun sehe ich mich — eine MrS. Che» vcley — von der Wand herunterlächeln. Aber meine anderen Porträts zeigen mir Züge, aus denen ich mich herauslesen kann: leer, gut, böse, dämonisch oder mit Gedanken, die sicher um baS Menü der Gesellschaft kreisen. Angst erfüllt mich vor jedem Porträt, denn: Spiegelein, Spiegelei» an der Wand ES zeigt mir, wie mich mancher sieht, und ich möchte so gern gesehen werben, wie ich wirklich bin. Und wie ich wirklich bin, weih ich nicht und kann e» darum dem Künstler nicht zeigen, der das Wirkliche erfassen will. So wird eigentlich immer eine Porträtsitznng etn hetm- ltcher Rtngkampf zwischen zwei Geistern werben. Der eine will entreißen, der andere will sich entreißen lassen — aber nur nicht baS Letzte, denn steht man dem Letzten in» Gesicht, ist c» arm. Und wer weiß, hinter diesem Letzten steht noch da» Aller- letzte, und das kennt man nicht — ober erst vielleicht tu »er letzten Stunde, wo alle» Kleine und Title verfliegt.