Volltext Seite (XML)
Iw vio r die sich »Die Verteidigung des Westen-' nennt und von der Industrie und den Banken finanziert wird. Französisch« Journalisten, Literaten und Politiker reisen im Auftrag« dieser Organisation überall umher, wo sie Boden sür den Kampf gegen den Botscheivismud »n finden glauben, in Eng» land, Belgien, Holland, Italien und aus dem Balkan, und wirken iur de» Gedanken, das europäisch« Rußland sür ein« westlich orientierte bürgerliche Regierung »urlickzugewinnrn Der Bolkskoinmissar für das Auswärtige. Litwtnow. hat vor einigen Lagen im Moskauer Kreml «ine grob« politisch« Rede gehalten, in der er die angedeuteten Bestrebungen als »sehr bedeutsame und bedrohliche Erscheinungen' bewertete und im Gegensatz dazu Deutschland mit anerkennenden Worten als Freund Rußlands aus der Reihe der übrigen Staaten heranshvb Er gab auch offen die bisherige Mos kauer Theke preis, daß durch den Beitritt einiger deutscher Banken zn dein internationalen Ausschuß der Rußland- gläubiger die Grundlage des Rapallovcrtrages und des Ber- liner Vertrages vom Jahre 1025 zerstört wäre. Moskauer Lvbsprüche und freundschaftliche Gesten allein tun'» indessen nicht, sondern für uns ist die Hauptsache, ob daS, was glücklich zn Papier gebracht wurde, von den Sowjet» beh^rüen praktisch betätigt wird, ko daß sich Borkvnimnlsse, wie mir sie im Zusammenhang mit der Verhaftung deutscher Ingenieure und Arbeiter erlebt haben, nicht wiederholen können. Das kann erst dle Zukunst lehren. Vom Rapallo- vertrag haben wir ja auch mancherlei erwartet, worin wir eine Enttäuschung erleben muhte». Selbst dann aber, wen» der weitere deutsche Wirtschaftsverkehr regclmäbig verläuft, ist zu besonderen Erwartungen kein Anlaß ge geben. in erster Linie deshalb, weil die inneren Verhältnisse der Sowjetunion, die sich fortgesetzt im Stadium der Krise und des Erperimenlierens befinden, ein grobes Runengeschäst kaum erlauben. Sodann aber haben wir auch mit der amerikanische» Konkurrenz gerade aus dem sür uns hervorragend wichtigen Gebiete der Maschincnindustrte zu rechne». Dt« amertkantfch« Brneral.Slrctrtc.Gesellschaft hat den Russe» «tneu VarenkreSlt von SS Millionen Dollar gleich litt Million«» Goldmark aus fünf Jahre gewährt, gegen den saftigen Zinsfuß von 1ö Prozent, und sich dabei »er- »flicktet. tdrc aub -er BortrtegSzeit stammenden Guthaben t« den Schornstein zu schreiben, falls die Oowfetregierung inner, halb der fünfjährigen Frist den kreditierten Betrag aus Heller und Pfennig bezahlt. Auch sonst zeigt die amerikanische Hand im Russengeschäft eine bemerkenswerte Regsamkeit, in» sofern alb im Aufträge amerikanischer Wtrtschast-krris« In- genieur«. Professoren und Studenten Rußland bereisen, um sich an Ort und Stelle über die Rentabilität-Möglichkeiten von Anlagekapital zu unterrichten England will ebenfalls, trotz aller amtlichen politischen Gegnerschaft, bei der Wirt- schaftlichen Erschließung des Sowjetstaates nickt ganz leer auS- gehen: eine Gruppe von englischen Industriellen. Finanz, lentcn und Politikern beabsichtigt, dem amerikanischen Bei- spiele folgend, in Rußland Studien über die Anlage von englischem Kapital in russischen Unternehmungen zu machen. Praktisch ergibt sich für »in-, baß die Steigerung der amertkanilche» Liefern»» von Elektrvmaschlnen aller Art den deutschen Absatz von Siemens und der A E. G beeinträchtigen wird. Auch der Verzicht der General-Electrlc aus die Bvr- kriegSschulde» ist für uns kein angenehmer Präzedenzfall, da zu fürchten ist. daß die Russen, wen» sie unö »ach dem Ab schluß des ganzen Vertragswertes mit neuen Kreditwünschen kommen, von uns eine ähnliche Klausel verlangen werden. Das alles muß man ans deutscher Seite berücksichtigen, wenn man die Aussichten des Russengeschäfts richtig einschätzen wlll. Doch auch in dem durch die besonderen russischen Zustände begründeten beschränkten Rahmen muß e» als ein be grüßenswerter Fortschritt bezeichnet werden, wenn eS ge- lingt, den deutsch-russischen Wirtschaftsverkehr endlich in einigermaßen stabile und normale Bahnen auf fester, ver tragsmäßiger Grundlage zu lenken Und dazu scheint ja jetzt auch auf russischer Seite der gute Wille vorhanden zu sein. Ser Kam»! um das Konkordat ln Mußen Die Ferierifitzuno öes Lanötases Berlin. 28. Dez Als Präsident Bartels die heutige Land tagSsitzung eröfsnete. waren von den 480 Abgeordneten etiva 100 erschienen, was den Abgeordnete» Haake jNat.-Soz.i zu dem Zuruf veranlaßle: „Der Stall ist ia noch leer!' Ans der Regierungsbank war Kultusminister Becker an der Spitze mehrerer Beamter anwesend. Presse- und PublikumStribünen waren gut besetzt. Nachdem Präsident Bartels minutenlang dle Liste der Abgeordneten verlesen halte, die sür heute UrlaudSwiinsche »ingeretcht haben, beantragte Abg. Schwenk jKomm.j aus Grund der Geschäftsordnung die Herbeirusung deS Ministerpräsidenten. Für den Antrag stimmten außer den Kommunisten die Deutschnalionalen. die Wirtschaftspakte! und die National sozialisten. Die Deutsche VoskSpartei enthielt sich der Stimme Gegen den Antrag waren die Regierungsparteien. Die Scr- beizitierung des Ministerpräsidenten wurde mir diesem Stlmmenucrhältnis abgelehnt Dann begründete tn län gerer Rede Abg. Kerfs tKvmmi den Mißtrauensantrag seiner Fraktion gegen daS TtaatSministerium. Die Oessent- lichkett sei im höchsten Maße berechtigt, an der Gestaltung des Konkordates aktiv teilznnehmen. DaS kommunistische Mißtrauensvotum gegen die Ltaatsrcgieruug anläßlich ihrer Konkordatspolitik sei voll begründet. Der sozialdemokratische Tanz um bas Konkordat werde nur der Ministersitze halber ausge^ührt. Der Redner fragt die StaaiSregierung. ob an die Fraktions vorstände der Demokratischen Partei, des Zentrums, ber Deutschen Bolkspartci »nd der Dcntschnationalen Vvlkspartci oder an einzelne Mitglieder dieser Parteien eine Mitteilung über den Stand der Konkordatsverhandlungen ergangen, und ob ihnen die Denkschrift des Kultusministers über Form »nd Inhalt der Konkordatsverhandlungen zngegangen iet. Das Konkordat bezeichnet der Redner als einen Rückschritt zum Absolutismus. AnS den Zuchthäusern und Ges«in"nisten «erde der kommunistische Messias erstehen. (Beifall und Händeklatschen bei den Kommunisten, woran sich auch die Trtbiinenbesucher beteiligen.» Abg. Dr. v. Wintcrscld lD.-N.j gibt folgende Er- klärung ab: lieber das Konkordat habe ich in meiner Rede vom 13. d. M. alles erklärt, was wir zurzeit dazu zu sagen haben. In derselben Rede habe ich auch die Gründe an- gegeben, aus denen wir diesem Staatsminifterinm mit schärfstem Mißtrauen gegeuiiberstebcu. Wir wache» u»S die Begründung des kommunistischen Mißnanen^antrageS nicht zu eigen, werden aber aus de» tn den beiden erwähnten Reden angegebenen Gründen für den Antrag stimmen. Abg. Dr. Ausländer tKomm.j: Ais der Staalsiekre:är Weismann sagte, der Kultusminister Becker habe ihn hände ringend angefleht tOört. hört bei den Kvminiinlsteni. doch nicht über die KonkordatSsrage zu sprechen, habe das für Herrn v- Winterfell» genügt, »in seine Anfrage zurück- custellen. Das beleuchte diese Art von Opposition, die sich heute bei den Kommunisten anschmleren möchte ISchr wahr bei den .Kommunisten. Gelächter bei den Deutschnattonatcnj. Abg. Hestermann tWP.i erklärt, seine Partei habe absolut kein Vertrauen zur jetzigen preußischen Regierung der Wei marer Koalition, weil alle ihre Gesetze dem Mittelstand seiud sich ausgcscklagen feien. Aber die Konkordats'raae habe daö Licht der Oessentlichkeit nicht zu schcnen. Deshalb müsse endlich der Sch'eier von den schwebenden Verhandlungen genommen werden lZnstlmmnng bei der Wirtschaftspakten. Den kommunistischen MißtranenSantraa lehne leine Fraktion ab, weil er einen Borstoß gegen den Einslnß der christlichen Religion aus unser Staatswesen bedeute. jLärm bei den Kvm- innnisteni. Abg. Christian >DF f gibt folgende Erklärung ab. D>Ie Deutsche Fraktion steht ans dem Standpunkt' l. Staatsverträge zwischen den evangelischen Kirchen and dem Staate sind im beiderseitigen Intereste erforderlich, des gleichen ist ein Staatövertrag zwischen katholischer Kirche und dem Staate notwendig. L. Beide Verträge mästen gleichzeitig nnd im allseitig«» Einverständnis ge'chlosten werden. Diese Notwendigkeit besteht um so mehr, als wir bei dem heutige» unchristlichc» Staate die Belange des christlichen Volkes nicht sür gewahrt erachten.' Abg. Knbe sNat-Soz.i erklärt, seine Partei werde dem kommunistischen Mißtrauensantrag zustimmcn. Bei dem Konkordat handle es sich nicht nur um Fragen der Religion, sondern auch der Erziehung. Nach einem Schlußwort de- Abg. Dr. Ausländer lKomm.j schließt die Aussprache. Die namcntiichc Abstimmung über den kommunistischen Mißtrauensantrag wird auf den 2. Januar, abends 7 Uhr, vertagt. Schluß N4 Uhr nachm. Nr. Srld beim RtWvrWmlei« Berlin. 28. Dez. Reichspräsident von Hindenburg emp fing heute den uavrischcn Ministerpräsidenten Dr. Held. Dem Besuch kommt eine besondere politische Bedeutung nicht zu. Dr. Held hat sich entgegen den ursprünglichen Erwar tungen auch nicht beim Reichskanzler Müller zum Besuch angcmeidct. Daß sein Ausenthalt in Berlin haupt sächlich privater Natur isi, geht auch daraus hervor, daß der bayrilche Gesandte tn Berlin zurzeit nicht in der Reichs- Hauptstadt weilt. Ner SMdSivruK für die Wersten ab-Mnt Hamburg, 28. Dez. Nach Mitteilung der Gruppe Tce- schlsfswerften des Verbandes der Eisenindustrie ist der Schiedsspruch im Werftarbeiterstreik von Arbeit- gebcrieiteabgclchnt worden, auch dieAbstimmung der Werftarbeiter über den Schiedsspruch ergab eine Ablehn u na mit über o o Prozent der ab gegebenen Stimmen. Möglicherweise muß nun mit einer VcrbindlichkeltS"rklär>ing deS Schiedsspruches gerechnet werden. Die Verhandlungen hierüber können sich jedoch bis in daS neue Jahr hinetnziehen. MStowitkrdSmMrmio tn Mringrn Weimar, 28. Dez. Tie ZcrsctziingSerscheinungen in der Thüringer Kommunistische» Partei, die sich schon seit längerer Zelt bemerkbar machten, haben sich seht wesentlich verstärkt durch einen Parteibeschluß, die gegen Thälmann opponieren den bisherigen Parteisnnktlonäre Titel nnd Schmidt aus- »uschl'.eßen Es wird aber selbst in der thüringischen Kom munistischen Partei bezweifelt, ob damit die Sch viertgkeiten in der Parteiorganisation sich beilegen lassen werden. Selbst die kommunist sch,.- Presse gesteht ein. daß die Ausgeschlossenen mit ihren ..Hintermännern" den Kamps gegen den linken Flügel sortictzen. Ta anzunchmen ist, daß die Ausgeschlossenen ihre Parlamcntsmandate nicht niedcrlegcn und die Unterstützung anderer Abgeordneten finden werden, Ist die Lage s ii r die K. P. D. in Thüringen eine sehrernste geworden, »m so mehr, als in den letzten Tagen festgestellt worden ist daß der kürzlich im Thüringer Landtag bekanntgewordcnc Brief, der zu einem Anschlag auf die kom munistische Nnlerbezlrkslcitnng in Jena ausfordert. keine Fälschung von sozialistischer Seite ist. sondern von einem Gothaer Kommunisten, dem bisherigen Stadtratsmitglied Koch, stammt, ber inzwischen ebenfalls wegen „Verrat' aus geschlossen worden tst. SaS Kasseler Rathaus mll Farbe besudelt Sin Rotsrontstihrer »crhaftet Kassel, 28. Dez. Das Verbot de- Polizeipräsidenten von Kassel, daß dle Erwerbslosen keine Umzüge mehr in den Straßen Kassels veranstalten dürfen, hat dazu geführt, daß das Rathaus von Kassel in großem Umfange mit Farbe be- sudelt worden ist, so daß umsangretche Arbeiten notwendig sind, um die Flecke zu entfernen. Die Kriminalpolizei hat den Führer des Roten Frontkämpserbundcs, den ArbettS» losen Schmidt, verhaftet. Wettere Verhaftungen stehen bevor. DaS Befinden des Königs den England London, 28. Dez. DaS letzte Bulletin über das Befinden des Königs ist. wie verlautet, in der Umgebung des Königs als etwas beruhigend angesehen morden. Da das Befinden des Königs tn den letzten zwölf Stunden aber nur sehr ge ringe Fortschritte gemacht hat. hat sich die Besorgnis nur wenig vermindert. Tie Tochter des König S. Prinzessin Mary, die einen Ausflug beabsichtigt hatte, wird vorläufig im Buckinghampalast bleiben. Die Menschenmenge, die an den Toren des Palastes auf die AnSgabc des KrankhcitS- bertcktes wartete, war heute viel größer als tn den letzten Tagen. lW. T. B.j Paraguays Rote an Washington Bolivien dementiert Washington, 28. Dez. Der Geschäftsträger von Paraguay, Namirez, hat dem Staatsdepartement und dem Vorsitzenden des von der panamerikanischen Konferenz gebildeten Schlich- tungöanSschnsscS für den V a n g » a r d i a - Z iv I l ch e n s a l l gleichlautende Noten übermittelt, in denen offiziell erklärt wird, daß bas Fort Banguardia von bolivianischen Truppen wieder besetzt worden sei. Namirez erklärte dazu, er könne nicht sagen, welche Wirkung diese Entwicklung auf ParaguanS Haltung hinsichtlich der Annahme deS Schlich tung S v r v t >'co T Bi London. 28. Dez. Der Chef de- bolivianischen General st abeS bezeichnet nach Berichten au» La Pa- dir Mitteilungen von einem neuen Vormarsch bolivianischer Truppen tm Eharogebtrt als falsch. Da» Fort Vanguardla sei bereits einen Tag nach dem Angriff paraguanischer Truppen wieder besetzt worden, und seither hätten sich die bolivianischen Truppen jeden Angriffes enthalten. London, 28. Dez. Die bolivianische Gesandtschaft tn Buenos Aires Ist offiziell unterrichtet worden, daß Argen tinien die Durchfuhr von sür Bolivien bestimmten Waffen und Munition so lange verbietet, bi- eine Regelung de- Konfliktes mit Paraguay erzielt «st. ööö AkÜMlW verirrt unö umgrtvmmrn Sie«. 28. De». Die Leiche de» seit Juli laukenden Jahre« vermtßten RealschuldtrektorS yrttz Ratschlller au« Gtryr t» Oderösterrelch wurde durch Grazer Höhlenforscher tn der yrauenmaurhöhl« bet Eisener» (Steiermarkf gesunden. Direktor Ratschüler war betm Durchforschen der Höhle In einen Seltenstollen geraten und konnte den AuSgang nicht mehr ttnden. An» Auszeichnungen be» Toten geht hervor, baß er ein grauenvolle» Ende gefunden hat. Er bat tn seinem Notizbuch nicdergeschrtcben. baß er mll Schrecken wahrnehme» wie seine Kerze dem vollständigen Nieberbrennen nahe sei» und daß er seine Lebensmittel vollständig ausgezehrt habe. Er knüpft daran die Besorgnis, daß er ohne Licht den AuS. gang au» der Höhle nicht linden könne und deshalb tn der Höhle umkommen wüste. Dann schreibt er weiter: „Ich muß jede Hoffnung auf Rettung aufgeben.' In den letzten Worten grüßt er noch Frau und Kind, Familienangehörige und Freunde. Damit schließt diese» Dokument. Smiwslessattmtat aus eine kaWilihe Klnhe Bochum. 28. Dez. Auf die katholische Pfarrkirche, die San-Sebast.anspfarre In Würselen, wurde ein Sprengstoff« onichlag verübt, der glücklicherweise ohne ernste Folgen ge- blieben ist. Von einem alten Stemkreuz batten di« Ber- brccher ein Stück abgeschlagen, es angebohrt, mit Sprengstoff geladen, und bann dicht an der Kirchenmauer vergraben. NacktS 2 Nbr ersolgte die Erploston. sie vervnsste sedoch ln ber Hauptsache nach oben und nur ein Kirchensenftcr wnrd« von «mhersliege-dcn Stclnstücken zertrümmert. In der Rach, bar ast deS Gotteshauses wnrden einige Fenster zerstört. Von den Verbrechern hat man noch keine Spur entdecke« können, ebemo hat sich nicht ermitteln lasten, warum aus die Kirche dieser Anschlag unternommen wurde. BruöeiMit um eine Wednimg Berlin. 28. Dez. Um den Besitz der Wohnung ihrer ver storbenen Eltern entstand zwischen den drei Brüdern Trenkel. oie alle heiraten wollten und die Wohnung sür sich be anspruchten. ein Streit. Im Verlause ber AiiSetnander- schlingen ging der 81jährige Gustav Trenkel mit einem Revolver und einem Messer geaen seine jüngeren Brüder vor und verletzte sie durch Schüsse und Stiche In den Leib nnd Rücken so schwer, daß sic ins KrantcnhanS gebracht werden mußte». Der Täter wurde verhaftet. lW. T. B.) Ela toter Könlu vor SerW «late» DaS Rcsltzrecht am LeibnIzhanS Hannover, 28. Dez. Im Amtsblatt Nr. 81 der Regierung z» Hannover vom 22. Dezember wird König Ernst August von Hannover, der seit 1881 im Mausoleum zu Herrenhausen ruht, aus Antrag der preußischen Regierung vom Amtsgericht zu Hannover durch öffentliche Vorladung auf- gcsordert spätestens in dem ans den 20. Februar 1028 vor mittags 8 Uhr etnberufcncn AnfgebotStcrmin seine Rechte auf den Besitz deS LcibnizhankcS an,»melden, widrigenfalls seine Ausschließung von dem Besitz erfolgen soll. — Die frag lichen Gesihverhältnlstc sind einigermaßen unklar. Jedenfalls ist durch die Eigentiimsregclung von 1888 in dieser Beziehung keine zweifelsfreie Entscheidung getroffen worden. Die Stadt Hannover steht aus dem Standpunkt, daß der preußische Staat Eigentümer sei. und diese Ausfassung,dürste zu Recht bestehen. Der König von Hannover hatte bas HanS um 1840 erworben, nm den Abbruch des architektonisch anßerord-'ntltch wertvolle« Bauwerkes zu verhindern, nnd in späteren Jahren wurde «S mit Unterstützung der Stadt, zu deren größter baultcher Sehenswürdigkeit eS gehört, zum Kunstgewerbemnscum auS- aebant. Tie Stadt Hannover hat die Absicht, daS Haus anderen Zwecken nutzbar zu machen, nnd ans diesem Grunde dürste die Klärung des BcsitzvcrhäktnisteS erforderlich werden, aber zweifellos ist eS eine juristisch« Kuriosität, daß die Negierung einen längst entschlafenen König, wenn auch nur der Form- halber, vor Gericht zu zttteren sucht. Bzrd errichtet eine SvenitivnMM Renqork, 28. Dez. Die Südpolexpedition Byrd» ist setzt mit Ihrem Dampser „City os New Uork' ln der DiSco- vernbucht vor Anker gegangen. Die große Eiswand. von der Bord in seinem letzten Fniikspriich berichtete, war zu Weih nachten vom Rvßmccr aus in Sicht gekommen und wurde bei 17728 Grad westlicher Länge erreicht. Einen ganzen Tag und eine ganze Nacht lang fuhr der Damvser an der Wand entlang, die 28 bis 80 Meter aus dem Meere herauSragt. Sie ist meist senkrecht oder zeigt auch starke Neigung und wird nur hier und da durch kleincSpalten undRiss« unterbrochen. DaS Meer ist längs der EiSwanb 280 bl« 300 Meter lief. Die Mitglieder der Expedition haben daS Schiss verlosten. Auf der Höbe der DiScovernbuckt wird eine FlngbastS für etwaige Notlandungen vorbereitet. Sobald diese Arbeiten beendet sind und ein Lager mit Notproviant errichtet tst. fährt die Expedition nach der Walsischbai weiter, die nickt mehr weit entfernt ist. Dort wird die Expedition dann ihr Hauptquartier ausschlagcn. Eine Flaschenpost von Amunösen? Oslo, 28. Dez. Wie aus Tromsoe gemeldet wird, ist 0« der Küste von Finnmarken eine Flasche mit Mitteilungen über die Tragödie des Flugzeuge» ..Latham' gesunden wor den. die die Unterschrift Roald AmundsenS tragen lieber den Inhalt der angeblichen Flaschenpost liegt an hiesiger zustän diger Stelle noch Immer kein näherer Bericht vor. In sach kundigen Kreisen hält man eS nickt kür völlig auSzes blvstcn, daß vor der Katastrophe der „Latham" eine solche Flaschenpost auSgesandt wurde. Man steht der Nachricht aber, solange keine Einzelheiten vorliegen, mit großer SkcvfiS gegenüber, da bereit» zweimal angebliche Flaschenposten AmundsenS auf- tauchten, die sich als gefälscht erwiesen, und da man es eigent lich sür wenig wahrscheinlich hält, baß die Besatzung der „Latßam' noch Zeit gefunden hat, tm Angesicht der Kata strophe eine Flaschenpost zu schreiben. Sie Tatllmverwültimgeii auf reit Mitvvlnen Washington, 28. Dez. Der offizielle Bericht über die durch den letzten Taifun verursachten Verwüstungen aus den Philippinen stellt fest, baß 800 Menschen getötet wurden, etwa 20 Schiffe untergegangen sind nnd baß tn sechs Verwaltungsbezirken eine Hungersnot droht. Belvrrchmiaen der SidrallmtimmbKommM« Paris. 28. Dez. Einer Information auS Madrid zusolge ist bte Kommlssion zum Studium deS Tunnelbaues unter der Meerenge von Gibraltar ln Teluan etngetrofsen. Dle Kommlssion hatte eine längere Besprechung mit dem Ober- kommtstar wegen der Durchführung des Planes an ber afri kanischen Küste. Der Tunnel soll anscheinend bei Tarif« enden. WaS die afrikanische Küste anlange, so werden dle Arbeiten tm kommenden Februar besonne» werden.