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MM MMMM »V» V^APlWVwP »VM» LribtanlckivII: Nachrichten Dresden Yernwrecher-Lammelnummer: 88811 Nur für NachlgelprLche. Nr. AXNl SichrtfNelluna u -auptgefchäftdstelle: Dresden-A. 1, Maricnstrab« 8«/«» Gegründet ttzSS »e«ug»gedühr vom 1«. dt» 81. Dezember 188» »ei Ibglich zweimaliger Zustellung frei Haus 1.7« VN, DostbezugDpreit für Monat Dezember 8.10 Ml. ohne Postjiisteüungtgebühr. Einzelnummer >0 Psg. «uberdalb Dretven» 1» Pfg. Anzeigenpreiie: Die Anzeigen toerden nach Goldmarl berechnet: die ein'vaUige 8« mm breite Zelle 8» Big., für autwtrt« «a Pfg. gamilienanzeigen uno Ltellen- gefuche ohne Rabatt lb Bfg., auberhalb 88 Big., die 80 mm breite Reklamezelle 800 Big., anbei- halb »8U Psg. vifertcngebühr 80 Pfg. . ubioirtige Aufträge gegen voraulbezah.ung Druck u. Verlag: Liepfch » Reich«»«, Dresden. Post,check.»«o. l0«8 Dreitden Nachdruck nur mit deutl.Quellenang^e lDreSdn.Nachr.fzulLffig. Unverlangt« Schriftstück, werden nicht aufbewabr« Gewaltige Bauprojekte Frankreichs auf unsere Kelten Millionenp!ane auf Reparakionskonto Der Senat billigt die Erhöhung der Dlüten Berlin. 28. Dez. Während zurzeit noch große Berhand- kungen über Vergebung großer französischer Bauaufträge au deutsche Firmen aus RcparativnSkonto schweben, ist eS der tu dem »Deutschen Baulviisvrltum" in Berlin zusamme»- aeschlvssenen Gruppe von Bauuntcriiehmer» gelungen. in Frankreich vedcutendc Sinsträge zu erhalten. In Bordeaux werden große Kaianlagen anSgcsührt. Der Blnncnhascn an der Seine bet Bonnenil oberhalb von Paris wird nach modernste» Grundsätzen aiisgcbcmt. und in den Pnrenäe» ist mit der Jinlage großer Schachtwerkc begonnen worden. Sin der Rhone werden an einem ihrer Zuslülle im Unterlauf um fangreiche K a n a i i > a t i o n S a r b c i t e n in Angriff gc- nommen. Das Hauptwerk ts» die Umkcitnng dcö Alveiillusies Verton. an dem eine Reihe von S t a u st u i e n i» Verbindung mit Kraftwerken angelegt werden. Diese Arbeiten, die sich aus mehrere Jahre erstrecken werden, sind sehr kompliziert. Flüsse werden umgeleltct, Brücken und Straßenbanten sind notwendig. ganze Dörfer werden umgesiedelt, da sie vom Erdboden verschwinden müssen, um dem Staubecken Platz zu machen. Mitten in der Alpcinvildnis wird ein Barackenlager für mehrere hundert Arbeiter errichtet. Nach längeren Berhand'nnacn mit der franziisiichen Regierung und Len französische» Gewerkschaften ist cö gelungen, die Znstim. mung zu erhalten, einen groben Teil der Arbeiten deutschen Arbeitskräften auSsnkiren zu lassen, die in diesen Wertlagern angcncdeit werden. Es wird dort eine kleine deutsche Nieder lassung mit eigener Kantine, eigenem Sportplas;, Thcatersaal, Hosnltal and Aootbeke errichtet. Im ganzen werben an den verschiedenen Baustellen Isttlll deutsche Arbeiter von dem „Deutschen Bankorisortium' befchästig« werden. Die Gesamt summe der bisher dieser Gruppe erteilten Aufträge, die Über McparationSkonto verrechnet werde», beläuft sich auf nicht weniger als 4S Millionen Mark. MamMNIrlil »er RevarattsmkommMst Paris, 28. Dez. Nach dem „Temps" wird die stleparationS- kommission wahrscheinlich am 8. Januar zusammentreten, um die Ernennung der von den in der Reparationskommissiou vertretenen Negierungen bezeichnet»'!! Sachverständigen rein sormcll zu vollziehen. — Die E r n e n n n n g d e r d c n t s ch c n S a ch v e r st ü ii d i g e n wird vorausstllitlick erfolgen, nachdem der Termin über den Zusammen»! iit der Sachverständigen- konfcrenz festgesetzt ist. Die Hinzuziehung besonderer Fach experten hängt von der Entscheidung der deutschen Haupt- sachverständigen ab, da die Neichsregicrnng in keiner Weise die Unabhängigkeit der Sachverständigen behindern will. Paris, 28. Dez. Der Senat hat mit 116 gegen 107 Stim men die Erhöhung der parlamentarischen Diäten gemäst dem Antrag bcS FinanzmtnisterS Ebcron 145 666 plnS 1250 Fran ken monatliche Wohnnngsentschädigung) angenommen. Dieses Gesetz bedarf noch der Annahme durch die Kammer, an der kaum gezwcifclt werden kann. Bei Beginn der Beratung hatte sich Ministerpräsident Poincaru erhoben und den Sitzungssaal ver lassen, um an der Diskussion und Abstimmung nicht teil- nchmen zu müssen. Durch den 'Ausgang der Beratung bleibt die Lage innerhalb der Regierung unverändert, so daß nach wie vor in den Wandclgängcn des Senats die Meinung ver breitet ist, die Regierung werde im kommenden Januar zum Rücktritt gezwungen sein. EiMKWches Einschreiten «esen Surrst Ein autouomistischcr Redakteur im Bunde mit Benoit? Paris, 28. Dez. Nach einer vom „Temps" wicder- gegcbeiicn Meldung ans Straßburg kündigt die Zeitung „La Ncpiibliciue" an, daß der Erzbischof von Straßbnrg, Ruch, aus Grund eines Schriftwechsels mit dem Vatikan Abba Hacgq, dem Leiter des „Ellüssischen Courier' in Kol- mar, Abb« Schieß, dem Leiter des in Straßbnrg erscheinenden „Elsässer', die Ausübung der geistlichen Tätigkeit verboten habe. Abba Schieß sei hiervon bereits verständigt worden. Wie „Temps" ans Straßbnrg meldet, wurde ein Redak teur der antvnvniistischen Zeitung „Die Bolksstimme", Thomas, zwischen dem 12. und 15. November von Benoit um die Adresse dcS GcneralstaatSanwaltö Fachot gebeten. Thomas habe damals leine Auskunft geben können, aber versprochen, Benoit zu schreiben. ES sei auch für Benoit ein postlagern- dcr Brief ans der Bahnpost in Straßbnrg ringcgangen, aber nicht abgcholt worden. Dieses Schreiben wurde be schlagnahmt. Thomas soll verschwunden sein. Der „TempS" will Mitteilen können, daß Thomas bereits vor einem Jahre unter dem Berdacht, an einem Komplott teilgenommen zu haben, verhaftet, aber wieder freigclassen worden sei. «MW Ml »lt Armren »er Semiir ms Sir Nkttiiiigims »kk »ine,Men Mrserkriegr Berliu. 28. Dez. Eine am 26. Dezember in Nanking zn- sammengeiretenc Konferenz zur Demvbiiisicrung und Re organisierung der chinesischen Armee und zur Auslösung illegaler Kontingente der Militärgouvcrncnre scheint dem letzten clirgctztgcn und oppositionellen Marschall die Waffen aus der Hand zu winden. Insgesamt beziffert man die unter den Waffen stehenden Mannschaften aus l,ü Million, wovon 1 Million als „Rcgiernngstrnppcn" bezeichnet werden. Diese werden repräsentiert durch die Armeen T s ch a n g k a i s ch c k S, Feng ?1 u s t a n g s und die der Kivansigruppe, deren führender General Ltchaisun ist. Diese drei Gruppen gelten als der Regierung bedingungslos er geben Zu entwaffnen sind die Armeegruppen, die sich in den inneren westlichen Provinzen gehalten haben, in erster Linie die dcS Generals Lung ?)ün in der an Britisch- Indicn stoßenden Provinz -lünnan und die lose zusammen- gcfaßte Armeegruppe in der Provinz Scctschuan nördlich des Oberlaufes des Jangtse, die im großen und ganzen unter Führung des Generals ?1 a n Sen steht und rund 266 666 Mann zählt. Die Frage der Auflösung der Restarmee T s ch a n g t s o l t n S unter seinem Lohn Tsciiang Hsüliang dürste, um neue Streitigkeiten mit Japan zi- vermeiden, vor läufig anS der Debatte bleiben. Doch ist diese Gruppe in zwischen unerheblich geworden. Lftiim gkwWI England MWesiinsiigimg Bier Staaten verzichten aus Exterritorialität London, 28. Dez. Der nunmehr im Wortlaut veröffent lichte neue englisch-chinesische Zolltarisvcrtrag entspricht den allgemeinen Voraussagen und Erwartungen. England er kennt die Tarifhoheit Chinas an, während die Frage der Exterritorialität nicht berührt wird. Großbritannien und sämtlichen britischen Dominien wird durch den Vertrag die MetstbegünsttgungSklauscl ziigestandcn. Wesentlich ist der Umstand, baß brr „L t k i n'. die nach eigenem Ermessen der Gouverneure zu zahlende Provinzialabgabc ans rin- grsührtc Waren, n t ch t verschwindet. Die Nanlingregi.-riing wiederholt lediglich die in ihrer Erklärung vom 26. Juli 1627 enthaltene Skersichcrung, daß sie ans die Abschaffung der Likln hinarbcitct. Maren, für die einmal ein Einsnhrzall bezahlt ist, sollen von allen weitere» Abgabe» befreit sein. Außer dem britisch. chinesischen Vertrag sind auch die denen Verträge Chinas mit Holland, Portugal, Schweden und Dänemark nunmehr veröffentlicht worden. Alle diese Verträge enthalten die Anerkennung der chinesischen Zollautonomic unter der Bedingung der Meistbegünstigung und den Verzicht aus die Ex territorialität ab 1. Jannar 1M>. Italien und Belgien haben den bedingten Verzicht auf die Exterritorialität bereits vor einiger Zeit ausgesprochen. Das Gesamtergebnis der Außen- Politik des Ministers Wang wird allgemein als Erfolg an gesehen. Gin Aufruf gegen Aman Allah Konstantinopcl» 28. Dez. Wie aus Kabul gemeldet wird, hat der Stamm der Schinwari an das afghanische Volk einen Aufruf erlassen, in dem es heißt, daß der Stamm leinen Kampf gegen den König nicht aufgebe. Selbst wenn es den Regiernngstrnppen gelingen sollte, die Hauptkräfte der Aufständischen zu schlagen, würden sie sich in die Berge zurück- ziehcn und sich nicht dem König ergeben. Der Bürgerkrieg ist somit, entgegen den optimistischen Meldungen der afghanischen Regierung, nicht eingestellt, sondern lediglich unterbrochen. Im Zusammenhang mit der Reise der Königin-Mutter zum Stamme Schinwari erklärt dieser, daß ihr keine Gefahr drohe. Verhandlungen seien jedoch zwecklos, well der König das Sand mit der Europäisierung nicht zum Wohlstand führen könne. Mschaffmir »es rinbaiis mich ti» Arsten London, 28. Dez. Das persische Parlament nahm nach Berichten auS Teheran eine GeseheSvorlage an, durch die daS Recht des Tragens von Turbanen aus Prediger und Religio nSstudenteu beschränkt wird. Für alle übrigen Schichten der Bevölkerung wird das Tragen europäischer .Kleidung und eines der französischen Militär» kappe ähnlichen Hutes zwangsweise angeorbnet. Anschlag ans eine italienische Zeitung in Tunis. Nach einer HavaSmeldniig wurde in der Nacht gegen das Gebäude der i» italienischer Sprache erscheinenden Zeitung „Untone' eine Bombe geschleudert. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. Der Sachschaden beträgt etwa itVVM Franken. Mir un- Rußland Der Sowjetstaat hat ein sich ständig steigerndes Kapital, bedlirfnis, das nicht durch Millionen, sondern nur durch Milliarden befriedigt werden kann. Da ihm aber Anleihe» in den bürgerlich regierten Ländern nicht mehr zur Ver fügung stehen, so sucht er sich durch langfristige Wirtschafts- krcdiie, die ihm bis jetzt von verschiedenen Seiten und auch von uns bewilligt worden sind, sowie durch ein System von Wechselreiterei aus der Klemme zu Helsen, dessen nähere Einzelheiten wohl durch die in Paris cingelcttete Unter suchung aufgeklärt werden dürften, nachdem man dort den Bruder des sowjctistischen Volkskommissars Litwinow als Mitschuldigen beim Schlafittchen genommen hat. Die Wechsel affäre ist ein Akt der großen geschichtlichen Tragödie, die durch das verzweifelte Ringen des Bolschewismus um seine Existenz inmitten einer bürgerlichen kapitalistischen Welt dar- gestcllt wird; einer Welt, die noch immer auf so festem Fuße steht, daß die Moskauer Nevvlutionierungsversuche nicht vom Flecke kommen wollen. Wenn ein geordneter bürgerlicher Staat mit einem solchen eigenartigen Partner einen Handels vertrag abschlicßt, so muß er sich natürlich bewußt sein, daß er im Laufe der Zeit mit Unregelmäßigkeiten und Hem mungen zu rechnen hat, die beim Wirtschaftsverkehr zwischen glcichgeartetcn Knlturmächten sortfallen. Mit diesem Vor behalt ist auch der neue deutsch-russische Wirt, s ch a f t s ve r t r a g zu versehen, zu dessen Abschluß es bereits nach der kurzen Frist von drei Wochen gekommen ist, nach dem die Verhandlungen wegen der willkürlichen Verhaftung deutscher Ingenieure lange unterbrochen waren. Es handelt sich zwar zunächst noch nicht um die eigentlichen Vereinbarungen über den Zolltarif, sondern um die Regelung gewisser grund sätzlicher Fragen, die bisher in ihrer Ungeklärtheit einen ordnungsmäßigen Handelsverkehr hinderten, aber dieser Um stand schwächt die Bedeutung des Abkommens nicht ab. Sie ist vielmehr darin gegeben, daß dir Erledigung der jetzt im wesentlichen bereinigten Punkte für uns die unerläßliche Vor aussetzung jedes.weiteren Fortschrittes in den gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen bildete. In Betracht kommen ins besondere die von Deutschland geforderten Erleichterungen für den Reiseverkehr und Aufenthalt, die unverzügliche Mit teilung an die deutsche Botschaft bei Verhaftungen von Deut, scheu, die freier« Bewegung unseres Botschafters gegenüber den Moskauer amtlichen Stellen und die Eindämmung des bisherigen überhitzten sowjetistischen Begriffs der Wirtschafts spionage. so daß künftig nicht jede sachliche Verbreitung von wirtschaftlichen Nachrichten aus Rußland, sofern nicht Ber. rat von Geschäftsgeheimnissen vorliegt, als Spionage verfolgt werde» darf. Wenn die russischen Unterhändler hier unsere Wünsche in gewissem Umfange berücksichtigt haben, so offenbarten sie dadurch den Willen, die Hemmnisse aus dem Wege zu räumen, die bisher das Zustandekommen eines Tarifvertrages verhindert haben, und man wird da her deutscherseits den weiteren Verhandlungen nicht ohne Zuversicht entgegensehcn dürfen. Das ist ein Erfolg, der wesentlich mit auf LaS Konto unseres leitenden Unter- Händlers, des Ministerialdirektors Dr. Posse, gesetzt werden- muß, der bereits bei den Handclsvertragsverhandlungen mit Frankreich sein besonderes Geschick zur Führung solcher schwie rigen Beratungen bewiesen hat. Wenn es unserem eben falls sehr tüchtigen Warschauer Unterhändler, Dr. Hermes, bislang nicht bcschicden mar. etwas Positives zu erreichen, so liegt das an dem überscbwcnglich nationalistischen, gar nicht' realpolttisch eingestellten Eharakter der Polen, denen man absolut kein Verständnis dafür beibringen kann, daß jeder Wirtschaftsvertrag ein Kompromiß darstellt, bei dem nicht der eine Teil bloß geben und der andere bloß empfangen kann, sondern bet dem Opfer von beiden Seiten gebracht werden müssen. Daß in so kurzer Zeit überhaupt etwas, wenn auch nicht- voll Befriedigendes für uns erreicht werden konnte, ist beson ders bemerkenswert, wenn man sich vergegenwärtigt, wie scharf noch kürzlich die Sowjetprcsse gegen Deutschland Front machte, als die deutschen Rußlandgläubiger ans VorkrtcgSschulden sich an die englisch-französische Gläubigerorganisation ange- schlosscn und die deutschen wirtschaftlichen Spitzenorganisa- tionen Schritte unternommen hatten, um dem sowjetistischen staatlichen Außenhandelsmonopol eine einheitliche deutsche Wirtschaftsfront entgegenziistcllen, deren Zweck ist. durch AuS- schalten dcS eigenen deutschen Konkurrenzkampfes auf dem russischen Markt zu verhindern, daß das an sich schon flaue Nusscngeschäft noch weiter entwertet wird. Damals erging sich die Sowjetpresse in sehr heftigen Ausfällen gegen Deutsch- land, warf uns grundlos vertragswidriges Handeln gegen die russischen Interessen vor und drohte mit Vcrgeltungsmaß- regeln. Von diesem Standpunkte ist man in Moskau nun. mehr ziiriickgckommen, und das hat seinen Grund nicht bloß in zwingenden wirtschaftlichen Erwägungen, sondern augen scheinlich auch in Rücksichten der auswärtigen Po. litik, in der sich der Sowjetstaat durch die englisch- französischen Einkreisungsbestrebungen be- droht fühlt. Wie stark die Atmosphäre in London und Paris durch das neue engltsch-französtsche Einvernehmen Rußland gegenüber beeinflußt wird, zeigt die Tatsache, daß es nur eines Winkes von London aus bedurfte, um Frankreich zum Abbruch der bereits eingclcitclcn Bvrbcsprcchiingen mit den Sowjets, welche die Grundlage zu offiziellen W.rtschastover- Handlungen bilden sollten, zu veranlassen. Dazu kommt, daß England sich auch mit Japan über dt« Organisation der antt- bolschewistischen Propaganda tm fernen Osten geeinigt hat, und ferner hat sich in Frankreich eine Bewegung gebildet^