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St» polttt ch» un» r»»t«tvl» «»tre»uu- »eo deutschen DoU»e». Der Männer-und d«r Martin-Luther.Gr. metuh« hatte am Montag seine Mttglteder und Freunde zu «ine, familiären Srinncrungdleter an den 18. Ok. todrr etnselade«. Man bemerkte unter den Erschienenen unter anderem eine Meide höherer Ossiziere der alten Armee sowie viel« namhaltr Persönlichkeiten unserer Stadt. Das Matzke-Orchester leitete die Veranstaltung durch meisterhafte Wiedergabe klassischer Musikstücke ein. worauf nach begrüben- de» Worten de» Vorsitzenden, Obersten Amelung. Hof. Prediger Pfarrer Keßler einen Vortrag über das Thema hielt: Wa» sagt der 18. Oktober 181» «userem Volke? Au den denkwürdigsten Tagen unserer Geschichte gehören -er 18. und der »1. Oktober. Beide Tage sind Tage de» Stege», in deren Bedeutung tief sich zn versenken da» Andahnrn einer gesunde» Zukunft mnschlteßt. Der Zusammenbruch zu Beginn de« 1«. Jahrhundert» war genau so wie -er gegenwärtige kein Schicksal, sondern eine Schuld. Die Auswirkung de» Bösen in der Geschichte der Völker, hineingewebt in den gött lichen Weltplan, must eintreten, um den Völkern Selbst- erkenntni« »u bringen und Ne wieder die Scham darüber zu lehren, daß st« sich selbst verloren. Nur durch diese Selbst, erkenntni» kommt neuer Ausstieg. Jeder änsteren Erhebung mutz die innere vorhergehen. So war e» >818. Da» geprüfte Volk erkannte seinen Gotte», und Wrltbcruf wieder. Heute mutz es ähnlich sein. Der Redner Ichlost mit einem Appell, dir Lehren de» 18. Oktober in sich Erlebnis werden zu lassen und au» dem Materialismus hcrauSzukommen. damit der Ausbau Wahrheit werde. An zweiter Stelle sprach Dr. Wtldgrube lDreSdeni »der die «atiouale Redentnng der Reformatio». Au» seinen geistvollen Ausführungen sei folgendes fest gehalten: Der größte Bekenner seit Christi Zeiten war der Held der deutschen Reformation. Marlin Luther. ES wird höchste Zeit, dass das evangelische Volk Nch der Bedeutung dieser Tatsache wieder bewußt wird und sich wieder um sein Luther-Banner scharen lernt. Die Reformation Luther» quoü au» der Tiefe einer geängstigten deutschen Seele. Aber seine Seele verharrte nicht in der Angst, sie schritt zur Tat. Der Kampf nm die Befreiung des deutschen Gewissens hat den Grund gelegt zu einer neuen Sittlichkeit und Gesittung, zur christlichen Freiheit. Daö Wesen der Reformation besteht darin, daß der Mensch, frei im Gewissen, gottgebnnden blieb in der tätigen Liebe. Dabei ist die protestantische Umwertung de» ÄrbeitöbegriffS, die Versittlichung der Arbeit, Luther» größte moralische Tat. Der göttliche Ursprung des Staate», so führte der Redner weiter au», verbietet nach Luther jede StaatSgründnng von unten. Wenn die Reformatio» de» monarchischen Gedanken gefördert hat. so war das für niemanden ein Schaden. Der lutherische Gtaatögedanke ist deutscher Stolz. Für die kon fessionelle Spaltung trägt nicht die Reformation, sondern die Gegenreformation die Verantwortung. Dagegen ist Luther der Gründer der nen-hochdeutschen Sprache. Der SicgcSziig seiner Bibel fließt auS der rhuthmischcn Genialität seiner Sprache. Luther schuf mit der Bibel die Volkssprache, die jedermann intuitiv verstand und die sogar Goethe in Fleisch und Blut llbergegangen mar. So wurde Luther auch aus weltlichem Gebiet der große deutsche Bolksbildner. Eva», «elischer Wahrheitssinn und freier Forschungstrieb, Würde und Schönheit des deutschen Familienlebens, die Gründung des evangeltschen Pfarrhauses, die Abschaffung des Zölibats und die evangelische Weltanschauung — das ist das mit Stolz genannte Erbe der deutschen Reformation. Evangelisches Volk, erwirb e». um es zu besitzenl Warme DankeSworte de» Vorsitzenden an die beiden Redner und weitere Konzertstücke beschlossen den lehrreichen Abend. — Fischerei» und GeslügelauSstcllung Elstervera. Vom 28. bl» 28. Oktober findet in Elstcrberg neben der GeflttgclauS» stellung eine unter dem Protektorat des Sächsischen Fischerei- verein» stehende große Fischerel-AuSstellung statt, zu der Fische, die In Teichen und Wasserläufen Bayerns. Sachsens und Thü ringens Vorkommen, zngclasien sind. In 120 Aguarlen werden die Fische der besten Teichwirtschaften dieser Länder ausgestellt. Außer für den Teichwirt ist auch für den Sportfisclicr gesorgt. ES werben Sammlungen von Donansischen, Mainfischen, Saalefischen und Fischen anß dem In» in reicher Auswahl ge zeigt. U. a. wird ein 70 Pfund schwerer Donau-Waller aus gestellt. — Gvndersahrt de» Dampfers Dresden. Der Dampfer „Dresden"' wird am Sonntag wieder eine der beliebten Sonderfahrten zn er mäßigten Preisen nach der Sächsischen Schiveiz mit Unterhaltung», inusik an Bord auSstthrcn. Nähere» siehe Inseratenteil der Sonn- abendnummer. — ReglmentSverelnIgnng r«r. Dl« RegimentSaeschichte soll nunmehr ln Druck gegeben werden. TS mühen hierzu genügend Bestellungen vorliegen. Wir bitten daher die Kameraden um um. gehend« Anmeldung. dt« dann bindend ist. Für jeden Regiment», angehtirtgen wird diese» Werk unentbehrlich sein. Bestellungen nimmt entgegen Steuerobcrwachtmelster R. Schneider, Dessau, Leopold» skraße S. Neuzeitliche Arieichofskuliur. Tagung »es Aelchsausschusses für Frledhos und Denkmal. Der Frtrbhos und seine Gestaltung ist ein Problem, dessen kulturell« Bedeutung von der Oessentltchkeit viel zu wenig be. achtet wirb. Für spätere Zetten, für unsere Nachkommen wirb aerad« der Friedhof, die Art und Welse, wie wir unsere Toten beisetzen und ehren, «ine» der wenigen Zeugnisse unlerer Den. kungöart und Gefühlswerte sein. Betrachtet man die Fried höfe au» der letzten Hälfte de» vorigen Jahrhundert», so Ist der Zustand, den wir vorstnben, ei» beschämender. Ein schreiende» Chao» von Unkultur und Kitsch herrscht aus diesen Stätten, die doch dem Frieden, der Harmonie geweiht sein sollen. Um dieser Aiiarchie Einhalt zu gebieten, hat man zuerst den Weg be» verbot» beschritten, d h. man hat durch ftrenae Bestimmungen seiten» der Friedhossbehörden diese oder tene GesteinSart. diese oder senk BearbeltungSart kategorisch ab» gelehnt. Man verbot da» Material, nicht die Form. Da nun aber Grabmale nicht mehr allein, wie vordem, Erzeugnisse de» Handwerk» sind, sondern auch dieser Zweig de» Hgndwcrk» vom allgemeinen Zug der Zeit, der Industrialisierung ersaßt wor- den ist. stellten sich starke wirtschaftliche Hemmungen ein. die zu einer Kampsstelliiiig erbitterter Art zwischen den Grabstein- Herstellern einerseits und den Friedhossbehörden anderseits führten. Man stellte fest, daß die künstlerische», Friedhof und Denk mal betreffende,, Fragen heute, wie fast alle Probleme, auf- engste mit volkswirtschaftlichen Erwägunge» verknüpft sind. Aus dem Gebiete der Wirtschaft stellt sich jedoch eine Veschdung stet» al» nachteilig für alle Seiten heraus. Diele Erkenntnis, daß nur durch gemeinsame» Beraten aller beteiligten Körper, schäften der Weg zur Verbesserung der vcrbältiiisse führen kann, ergab die Gründung des ..NeichSausschnsscS für Fried- Hof und Denkmal", der vor kurzem in Dresden im kleinen Saal de» AuSstellungSpalastcS seine fünfte Tagung abhielt. ES waren erschienen zahlreiche Vertreter der Künstler schaft, der Grabmalindustrie, des Gewerbes, der FrledhosS. bchördcn, der Friedhvsöbcaintcnschast und der Stcinarbcitcr- verbände. NegierungSbaiidircktor Waldo Wenzel begrüßte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des ReichSguSsck'usieS die Versammlung und gab I» übersichtlicher Form einen Abriß der bisher geleisteten Arbeit de» ReichSauSschusieS. wobei vor allem aus die kommenden Ausgaben hingewicsc» wurde. AIS solche wurde die Schaffung einer Nvrmalfriedhoföordnung für kleine Gemeinden, die Ausstellung von Richtlinien für Urnen- bestattung, der weitere Ausbau der Verleihung der QualitätS- marke sür mustergültige Grabstcincrzcugnisie bezeichnet und be- sonders die »„»mehr notwendige Dezentralisierung gefordert, d. h. die Bildung non LandcSauSschüsicn innerhalb der ver- schiedcnen Länder dcS Reiches. Im Freistaat Sachsen ist In dieser Richtung bereits der Anfang gemacht und ein „Lande S- auSschuß für Friedhof und Denkmal" gegründet worden. Hierauf hielt Professor Karl Groß, Direktor der Kunst- gewerbeakademie in Dresden, ein Referat Uber DaS Grab, seine GestaltungSmöglichkeiten und -arten, wobei die Fragen, die die Grundlage für die anschließende Be sichtigung des MustcrfriedhosS der Gartenbauausstellung bil- deten. der ja unter Mitwirkung deS NeichsauSschusses zustande gekommen ist, erörtert wurden. Bei der Besichtigung gab Professor OSwIn Hempek, der in Zusammenarbeit mit Gartenarchitekt Wilhelm Röhn ick sür den Entwurf verantwortlich zeichnet, kurze Erklärungen über die GestaltungSabsichten Die Versammlung unterzog dann die ausgestellten Grabsteine einer eingehenden Kritik. Im weiteren verlaufe der Tagung wurde nach grundsätz. licher Aussprache über deren Notwendigkeit eine Kommission zur Ausstellung einer NormalsriedhosSordnung für kleinere Gemeinden, unter Leitung dcS StadtggrtenbirektorS K » be, Hannover, ge- wählt. Dieser erstattete weiterhin ein interessantes Referat über die in Hannover zur Gestaltung der Urnenbeisetzung burchgeführten versuche. Hierbei wurde an Hand überzeugen der Pläne die Möglichkeit erörtert, wie durch Weglassung von Wegen und Einbettung von Grabplatten in begehbare Rasen flächen der peinliche Eindruck einer mosaikhasten Anhäufung von Miniaturgräbcrn und Minlatnrwegen vermteden werden kann. Die weitere Erörterung der noch im Flnß befindlichen Frage der Urnenbeisetzung wurde sodann bis zur nächsten Tagung verschoben. Eine rege Aussprache ergab sich über die Frage der OualitätSmarke, deren Einführung der NelchSanSschnß ans vorausgcgangenen Tagungen beschlossen hat und das jedes dem Reichsausschuß zur Prüfung vorgelegte und als einwandfrei befundene Grabmal erhalten kann. Hierdurch soll der Industrie und dem Gewerbe die Möglichkeit gegeben wer- den. Grabsteine auf Vorrat herzustellen, deren Zulassung auf allen deutschen Friedbösen erstrebt wird. Anderseits soll dem Käufer die Gewähr sür Qualität gegeben werden. Den An fang hatte der Verband der Grabplattcnsabrikcn aemacht. Der künstlerische Erfolg dieser Normierung, die In Zusammen, arbeit mit Professor Grob erfolgt ist. wurde von allen Setten der Versammlung rückhaltlos anerkannt. Die Vertreter des verbände» deutscher Granitwcrke so» wie der Deutschen Betonwerke stellten den Antrag aus Er- teilung des ZulassungSzetchen» sür die aus dem Ausstellung», frtedhof befindlichen Grabsteine. Die zu dem Zwecke gebildet« Kommission trat nach Schluß der Verhandlungen sofort in Tätigkeit. Die weitere Aussprache streifte verschiedenartige Pro- bleme, Professor Franz Seeck. Berlin, trat nachdrücklich sür eine Normierung der Grabstein« ein, da nur so dem jetzigen Chao» aus den Friedhöfen ent« gegengearbeitet werben könne. Besonders forderte er, daß nunmehr auch unbedingt alle Friedhöfe die vom ReichSauöschuß zugelattenen Grabsteintnpen ausnehmen müssten und lokale Be» stimmungen ablehnender Art möglichst bald beseitigt würden. Gewerberat Aichenbrcnner München, machte in suddeut- scher temperamentvoller Art darauf aufmerksam, daß dem Handwerk innerhalb der Länder durch lokale Sondcrbestim» mungen Rechnung getragen werden müsse, um dem Volks- charakter und -empfinden gerecht zu werden, eine Ansicht, die allgemein geteilt und als besondere Ausgabe der zu gründen den LanbeSausschüsse betrachtet wurde. Sladtbaurat Paul Wolf, Dresden, berührte die zukünftige Entwicklung der BestattungSformc«. die immer mehr zu einer Sammclbcstattiing und zu einer iiiassenweisen Zusammenfassung, ähnlich de» Kricgersricdhöfen, drängen würde und deren Gefühlswert daun mehr in der Monumentalität einer großen Form, einer Idee zu suchen sein werbe. Interessant war, von Sladtbaurat Jost. Halle, zu erfahren, daß die Sorge der Angehörigen um das Grab in vielen Fällen nicht lange andanre Die Praxis hat gezeigt, daß oft schon nach einem Jahr da» Grab vernacblässiat wird und die FriedhosSverwaltiing sich seiner annehmcn muß. Psychologisch beachtenswert war die Mitteilung, daß im Ber. liner Krematorium nicht weniger als lausend Urnen keine Bei. setzung finden, da sich die Angehörigen nicht mehr darum kümmern. Ein Massengrab nimmt diese Namenlosen der Großstadt auf. Der ReichSauSschuß beschloß sodann, einer Anregung de» RelchSkunstwartö Dr. Redslob Folge zu leisten und sich an der Ausstellung „Deutsche Volkskunst" zu beteiligen, die im Rahmen der Jahresschau l»20 in Dresden stattfinden soll. In einem Schlußwort faßte der Vorsitzende kurz die Pro» bleme zusammen, deren Bearbeitung auS den sehr wertvollen und außerordentlich angeregten Verhandlungen sich ergeben haben und deren Lösung die im Frühjahr 1027 in Hannover in Aussicht aenommene Taauna weiterhin besrhästiaen soll. ZStokke »e»--» ei le«»»«»»» Tuekikisu» kisrm. pönvkis! tiexi. ,» > 8cki«ktsi»1rsü« 18/21 - Ikclimi11sg8klkiäei' v G«us»1s «SocksII» Gratis /kur«ak,I Sigsns Bk»rll»«>11«n IA«a»nk«r1igung ollrslk Prags? Sirs»« L0, I. SloeA. angenehmen Bänken, auf denen man auch im Herbste noch sich so schön sonnen kann. Hier beginnt bereits das Idyll: hier gibt e» keine Aluminiumstriche, keinen Stasfelverkchr — man hört ihn nur herübcrbrausen... vorausgesetzt, baß man nicht ein- dnselt. AlS ich neulich In der Mittagsstunde an den sonnen- schläfripen Bänke» vorttberkam, lag da auf einer, der Länge lang, ein junger Mann: er hatte seine Stndentenmappe als Kissen unter den Kopf geschoben und schlief den Schlaf des Gerechten. Aus seiner Brust lag ein Zettelchen: „Bitte, um 2.1 Uhr wecken!" Der Man» hat noch Vertrauen in die Menschheit! Ich konnte nicht bis 5kl Uhr warten, aber ich bin überzeugt, daß man seinen Wunsch pünktlich erfüllt hat. Der Münchener hat Sinn für praktischen Humor. Auch jener »on der drenteren Isar . . . Was das ist — ./drenteren"? Nun. das ist sehr einfach: «drenteren" heißt soviel wie... na, es ist doch nicht io ein fach: das Wort ist «ine von jenen Bildungen, denen man in Norddeutschland ln der Zusammensetzung „ein abber Knopf" »der „ein burcher Käse" begegnet. Drent heißt tenseits. herent heißt diess-tts: der Münchener redet von der bren- teren und von der herentercn Isar: will er hochdeutsch sprechen, io sagt er: die ürübere und die herüber,: Isar. Also sind die von der drenteren Isar die Bewohner der Vorstadt Gie sing, rühmlichst bekannt durch die Kommunistcnkämpfe anno Räterepublik, und auch sonst nicht ganz geheuer. Geht man durch Giesing hindurch die Tcgernseer Landstraße noch ein wenig weiter hinaus, so kommt man zum Strafvollstreckungs- gefängnis Stabelhcim, im Volksmnnd euphemistisch St. Adel- Heim genannt. Es liegt auf einer Ebene, die bedeutend höher ist als die Stadt München. Deshalb hat man auch dicht neben daS Gefängnis den neuen M a s ch i n c n s e n d e r für daS Radio gebaut, und alle Leute waren entzückt davon das heißt: bevor er fertig war. GS wurde dem geduldigen Nnndfnnkhörer ein wahres Paradies versprochen. Der neue Maschinensender sollt« mit einfachen Detektorapparaten bis auf >00 Kilometer gehört werden, und die maschinellen Anlage» waren überhaupt daS Fabelhafteste, was man sich denke» konnte. Zwei riesige An- tenncntürme wurden neben Stadclßeim errichtet. Und dann war cS mal wieder nicht». Die Maschinen wurden geändert, und e» war eigentlich wieder nicht». Gegenwärtig reißt man die stählernen Antcnnrntürme ab und erseht sic durch größere au» Holz, weil, heißt es der Stahl viel Energie frißt. DaS alles erfährt man so nebenbei, denn rS ist doch eine recht pein liche Angelegenheit, nicht wahr? Vermutlich kostet e» auch Geld. AnberSwo würde wahrscheinlich ein großer Krach deshalb entstanden sein. In München zuckt man geduldig die Achseln. Lieber Himmel — e» Ist letzten Ende» auch nicht ber Mühe wert: denn der Münchener Rundfunk ist i« seinem Programm tm allgemeinen so miserabel, daß man ohnehin nur selten mithört. Dieser Nnndfunksammer fällt mir so beiläufig ein, eigent lich hatte ich ja von der drenteren Isar sprechen wollen. Der Luckl. Schorsche und der Kare, die dort nächtens in Apachen» anfmachung spazicrengehen, sind keine besonders empfehlens werten Zeitgenossen. Aber daß auch sie di: Begeisterung für den Sport teilen, habe ich letzthin an mir selber erfahren. Denn es war Oktoberscst. und auf dem Oktobersest gibi es allerhand schöne Sachen: unter anderem Brathendln sschätzungsweise werden in den vierzehn Wiesen-Tagcn gegen 30 000 Stück ver tilgt) und ein sehr gutes >BIcr. Es ist kaum zu glauben, wie gehoben die Stimmung wird, wenn mau ein paar Maß von diesem Mer unter schmetternder Mechmusikbeglettung hinuntergestcmmt hat. Ich besonders fühle dann meisten» einen kolossalen Tatendrang. Nun stehen auf der Wies« jene Slpparate. die man anberSmo als Kraftmesser bezeichnet: man haut mit einem Holzschlegel auf einen Pflock, und dann schießt irgend etwas an einer Skcrla tn die Höhe, und oben knallt eö. <Sie wissen schon, nicht wahr?) In München heißt dieser Apparat der .Hukas", und der Mann, der dich freundlich dazu einlädt, deine überschüssige Kraft gegen gutes Geld hier aiiszutoben, tut dies mit den unbezweiselbar logischen Worten: „Wer den LukaS schlägt, der haut ihn!" DaS Publikum seht sich meist nicht au» den vornehmsten Kreisen zusammen. Also — um halb elf Mir ist Wiesenschluß: erfüllt von den oben genannten mehreren Maß Bier und unbändiger Abentenerlust komme ich auS einem Gastzelt heraus: die elektrischen Lampen werden schon überall dunkel. Da ragt ein „LukaS" tn den Nachthimmel . . . Drumherum Sportmützen und Apachen- schalS . . . drenter« Isar . . . Plötzlich, von wildem Taten, drang beseelt, opfere ich ein „Fuchzgerl", packe den Schlegel und — „hau Ihn den LukaSll" schreit daS Publikum. Ein Schlag — krach! Noch einer — krach! Wer den LukaS dreimal hintereinander haut, kriegt einen Orden. Die Spannung der umstehenden Gcntlemen steigt zur Siedehitze, das anfeuernde Geschrei zum Orkan: tm Hintergründe brüllt einer ganz be- sonders laut. Jetzt der dritte Schlag — krach!! Uiuluiuäh! „Geh her, Xade. da hast dein' Orden!" rufr ver Besitzer deS Etablissements und umarmt mich fast, vielleicht hätte ich doch Boxer werden sollen: di« Liebe des Volkes ist etwa« Erheben de». Aber begleitet von der Menge ziehe ich mich bescheiden in den Hintergrund zurück: da» ist wahre Größe! Uwd der. ber so besonder» laut gebrüllt hat. hängt sich bei mir ein un- schreit: „Und so ein Kerl verplempert seine Zeit damit. Ro- mane zu schreiben . . .1" Gerührt von dieser Popularität sehe sch mir den neuen Begleiter an. Aber es war leider keiner von der drenteren Isar. SS war bloß mein Verleger. Kauz. Bücher un- gellschriflen. X Goethes Werk«. FcstauSgabe zum IlXlsährlgen Bestehen de» Bibliographischen Instituts, Gotha—Hildbnrghausen—Leipzig. 1828 bi» 1SSV. Im Verein mit Fritz Bergemann, Twald A. Boucte, Max Hecker, Rudolf Richter, Juli«» Wahle, O»kar Wal,ei. Robert Weber hcrouSgegeben von Robert Pctsch. Mt« zahlreichen Handichrtst- wicdergaben. Bildern und Karten. 18 Blinde, tn grün Leinen. Band 8 bl» 13. lMeyerS Klastiker-AuSgabcn.t «Verlag de» Biblio graphischen Jnstitul», Leipzig.) Pünktlich, wie angekündig«, er scheinen die Fortsetzung-blinde der großen „FestouSgabc" von Goethe» Werken, die da» Bibliographische Institut zur Feier seine» huudert- sähltgen Bestehen» veranstaltet. Sie umsasten die dramatischen Dichtungen Goethe», die beiden Fastungen de« „Weither", den „Ur- Meister", „Wilhelm Meister» Lehrsahre", „Wilhelm Meister» Manberjahre" und «Die Wahlverwandtschasten". Dem Ausbau der Ausgabe entsprechend eröffnet R. Pctsch die Dramenbtinde mit einer umfassenden Abhandlung über .Goethe» Verhältnis zum Drama", der sich gleichwertig die die Romanbünde einleitende Abhandlung v. Walzcl» über „Goethe» Erzählungen ln Prosa" an die Seile stellt. Beide Abkandlungen werden ergänzt und fortgeführt In den den einzelnen Dramen und Romanen vorauSgeichlckten Sondcreinleitunge» und den Anmerkungen. Hrrvorzuhcbcn an dieser Bandrelhe ist vor allem auch di« Mitteilung der wichtigsten und interessantesten Bruchstücke. Entwürfe und Paralipomena, durch deren übersichtliche Anordnung und zum Teil Neuordnung die „Fest- auSftabe" bewußt und mit gutem Erkolg über die große Wclmartsche Sophlen-AuSgabc hinauSgehi. Besonder» hingewiesen sei endlich noch daraus, daß hier die so ost gcsorderie Bereinigung der beiden Fastungen de» „Werther" tn einem Bande burchgeiübri Ist, daß vor ollem aber der „Urmelster" zum ersten Male durch einen seiner Be deutung entlvrechenden ausführlichen Kommentar In da» rechte Licht gerückt wird. Die Ausstattung der Bände mit Abbildungen und tzandschristcnbellagcn ist wiederum mustcrhasi. Die Schlußbänbe erscheinen um die JabreSwende. X I« der neuesten Nummer der „Münchner Illustrierten" sNr. 18) tritt diesmal auch der Sport stärker in den Vordergrund. Da» Titelbild zeigt zwei Deutsch« Meister de» FaustkanipscS, den ehemaligen Münchner Amateurborer Lnd.oia Haymann und seinen gewichtigsten Gegner. Han» BreltcnNräter. beide in klassischer Kampf stellung. Auch der bekannte Karikaturist Kelcn hat eine Reihe welt berühmter Sporlgrößcn, darunter Dr. Peltzer. Körnig und kill» Außen,, aus» Korn genommen. Seltsame Veränderungen haben sich mit dem JnSlebcntretcn der Bergbahnen, «o der Zugspitzbahn, Im Bergsport ergeben, deren einige tn der „Münchner Illustrierten" ebenfalls Im Bilde fcstgchaltcn wurden. — Von allgemeinem Inter esse dürste e» sein, etnigc» au« dem VcrbannungSlebcn und von den politischen Absichten der überlebenden Mitglieder de» Hause» Romanow zu eifahren. X Geschichte« a«S Altprenßen von Agn « » Miege 1. (Verlag Eugen Dlcdertch», Jena.) X Freund «nd Helfer. Sin Beitrag „i einer zeitgemäßen Wer tung der deutschen Polizei, für die Jugend gestaltet von W. Ott» Ullma » u und Kurt R ll b n e r. lverlag V. ». R. Becker, Dr«»de».)