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-I. Sohrgan». «4« MMwoch, S0. Oktober IMS Gegründet 18SS DrablanschrifI: »echrtcht« Dreobe». Aernk»»ch»r»Samm«i«umm»r! SVS41. Dur lür Dachl,»sPrSch«: S0 011. »»m l«. dt, 31. Oktaler >»20 d«t l»,ltch »w»tmal>g,rLuftgluna ft» L,u, l.» Md. ^"gUgS^IDLvUyr Postd,jUü»prrl» >itr WdNdt vktodtr 3 Mord dkn« Poozuft'UungLsedüdr. St«-»!»,»»« I» Pf»»»I§. tnlpallia« 30 mm br»Ut und SftUengeuch« »dne R,klamez»tl» ISO Psa. Aullrüg« g«grn D«kLu»d»»akl. SchrMleilung und daupI»»sch!>II»fl»ll»: wari«nllr«s>» SS,42. Druck u. D»rlag von L!r»Ich ck «»Ichardl In Dresden. Pvstscheck'Äonlo 1OSS Dr»»d»». Nachdruck nur mU deuUtcher Su»ll»nannad« «»Dresdner Mache."! zulSMg. Unverlanqle Schrilifttick» «oerden nicht auldewadrl. - ^ " In «ISN NSU »n«g»»r»ASt«n A>UM»N I Z k^sstaui-Lmt »»»«NrnISöWM» T m r, W - 1 I- — , ——— — Der Andruck des Wirtschastsappells. Der erste Schrill aus -er Wüste -es seil Versailles herrschen-en wirtschaftlichen Unsinns. Eröffnung -er brMfchen Reichskonserenz. — Norwegen gegen -as Alkoholverbor. — Bayrischer Prokesk gegen -ie Fri-ericus-Marke. Das Urteil -er Berliner Preise. Berlin, IS. Oktober. Das Berliner Organ deS Rctchs- «utzenministerS Dr. Stresemann. die »Tägliche Rund- schau* schreibt heute ,«« internationale« Wirtschaft», manis-'- Wer das Manifest aufmerksam liest, wer sich vor allem den Satz vor Augen hält, in dem gesagt wird, daß in Zeiten de» Frieden» die Völker Kunden ihrer Nachbarländer sind und das, ihr Wohlstand die Vorbedingung ist für da» Wohlergehen cher benachbarten Länder, der erkennt unschwer, daß in dem Manifest die ganze Kriegsschulden, «nd Krieg», kontribntionSpolitik, die seit dem FriedenSschlutz geübt worden ist. g«»a» so nerworse« »ird. wie di« Errichtung »o« Zoll schranken «nd dt« «LükehrStartsltche Gebar»«« in de« «in, zelnen Länder» zu dem Zweck, da» Wirtschaftsleben in Ihren Nachbarländern zur Verkümmerung zu bringen. E» bleibt dabei) Man kann alte Kulturvölker au» dem Weltverkehr, de« Welthandel nnd der Weltwirtschaft nicht ansschalten, wenn nicht die Weltwirtschaft, damit aber die Weltkultur und alle Kulturländer, die am Ende doch Mitglieder einer großen Kulturform der zivilisierten Nationen sind, den schwersten Schaden erleiden sollen. Wenn da» Manifest den Vorwurf erhebt, daß viele Staaten in der Verfolgung verfehlter Ideen von nationalem Interesse ihren eigenen Wohlstand in Gefahr gebracht und die gemeinsamen Interessen der Welt außer acht gelassen haben, indem sie ihre kommerziellen Beziehungen aus die unsinnige Bast» stellten, allen Handel als eine KricgSform -u betrachten, so wendet e» sich mit der gebotenen Schärfe «ege« die ökouo» mil^e Verblendung, die aul der Pariser Frirveuskonkrenz. aus welcher der Vertrag von Versailles hervorgegangen ist, das Denken der »großen Vier* in ihrem Banne hielt und die ihren Ausdruck fand in dem furchtbaren Wort ClemenceauS, daß der abzuschließende Friede eine Fortsetzung de» Krieges mit anderen Mitteln sein müsse. Darin und in dem Hinweis auf die Zerreißung organisch gewordener Wirtschaftsgebiete durch künstliche Grenzen liegt aber auch die Kritik an de« Versailler Vertrag «nd den anderen KriedenSverträge«. eine Kritik, di« da» Manifest direkt nicht üben durfte, weil e» sonst unmöglich gewesen wäre, die WtrtschaftSinteressenten in den ein».ln«n Ländern unter einen Hut zu bringen. Wie schwer da» ohnehin schon gewesen ist. zeigen die von Frank reich nnd Italien aemaibt-'n N»rbehalte. Wir aber bearüße« bas Manifest al» de« ersten Schritt, der an» der Wüste de» seit de« «ertrag von Versailles herrschende« Wirtschaftliche« Unsinn» in di« Gestld« d«r Wirtschaftlich«« Vernunft zurück, führt. Die „Kreuzzeitung* bemerkt zu dem internationalen WirtschaftSmantfest. daß es offene Türen einrenn«. Selbst wenn die Schranken von Versailles beseitigt würden, so bliebe immer das für den Weltmarkt so wichtige Problem des russischen Marktes ungelöst. Die „Berliner vörsenzeitung* schreibt: DaS Dokument der Wirtschaftsführer lagt es nicht ausdrücklich, aber alle, die es krfen. wissen eS. daß der Vertrag von Versailles und die aus ihm geborene Mentalität die ent scheidende Ursache für den Zustand ist, in dem die Wirtschaft Europa» nach dem SriegSende verfiel. In dem Ausruf der WtrtschastSführer am Tag« de» Zusammentritts de. Inter nationalen Handelskammer in dem Augenblicke, da die Welt- ivtrtfchaftSkonferenz feste Gestalt anzunehmcu beginnt, wird dieses UnanSgesorochene de» Dokumentes zu eine« welt« bedeutende« Ereignis. Die „Deutsche All«. Ztg* hebt die Tatsache hervor, daß die wirtschaftlichen Forderungen gegenüber der politischen Zersplitterung Europas bisher noch niemals so stark und durchschlagend zum Ausdruck gebracht worden seien. Der „Vorwärts- tagt: Für die internationale Wirt- schaftsverständigung. die von der Sozialdemokratie seit jeher gefordert wurde, ist ein großes Stück Bahn freigemacht worden. Frankreich sür eine internationale Finanzkvnferenz. Pari», 10. Okt. Der bekannte Senator Dausset beschäftigt sich in der „Information" mit der Frage einer neuen inter- nationalen Finanzkonferenz. Man nähere sich einem Zeit- punkte, in dem die Nationen äuS verschiedenen Gründen dazu gezwungen würben, ihre wirtschaftlichen Organismen einander anzunähcrn. Deswegen könne man sich nicht genug mit der Idee einer deutsch - französischen Annäherung be freunden. allerdings unter gewissen Bedingungen - für di« franzöflsche Sicherheit. Wen« Frankreich, England «nd Deutschland gemcknsame Anstrengungen unternehme» wür ben. «« an die Vereinigten Staate« eine« Appell z« richten, so wäre e» müglich. daß die amerikanische« Freunde sich dem ^nsammentritt einer internationale« Konferenz nicht wider setze« »Srde«. (T.-U.i Die „europäische Lesrkeduugsosfeusive". Es strömt jetzt auf die Zeitgenossen eine solche Fülle von Nachrichten über große internationale Kundgebungen und Neuschöpfungen ein, daß man einigermaßen verwirrt wird und die Eindrücke erst allmählich sorgfältig sichten und ordnen muß, um sich zu der richtigen Erkenntnis des Kernes der Vorgänge durchzuringen, die Spreu vom Weizen zu sondern und für die Durchführungsmöglichkeiten der verschiedenen Vorschläge. An regungen und wcitausschanendcn Projekte den nüchternen praktischen Maßstab zu finden. Nach Thoiry begann es mit dem Lisenpakt als erster Frucht der dcutsch-sranzöstschcn Wirt- schaftsverständigung, bann kam die Meldung über die deutsch- englische Jndustriekonferenz von Romsey, hierauf folgten dt« Nachrichten über die unmittelbar bevorstehende Bildung eines internationalen Finauztrustes zur Regelung der »wischen Deutschland und Frankreich schwebenden finanziellen Fragen sowie , der interalliierten Kriegsschulden auf einem Brette, weiter wurde ein Bericht der Internationalen Handelskammer über di« Beseitigung der Handelshindernisse in Aussicht ge stellt. und endlich erschien der schon seit einigen Tagen mit be sonderem Nachdruck angekündigte Aufruf führender Männer der Weltwirtschaft und Weltstnanz an die Regierungen und Politiker aller Länder auf der internationalen Btldfläche. Als Krönung des Werkes soll dann auch noch eine große Offensive zur Neuordnung Europas im Anschluß an eine internationale Reparations- und Schuldenkonserenz in Szene gesetzt werden, lim das Ganze rankt sich als Arabeske der Wiener panenro» päische Kongreß mit seiner Forderung, durch „Entsanatisie- rung" d«S Nationalismus diesem die Möglichkeit des Zu sammenwirkens mit dem neuen europäischen Internationalis mus zu geben. DaS alles ist ein bißchen zuviel auf einmal, um sofort ohne Beschwerden verdaut werden zu können. Man wird abwarten müssen, was an praktischem BerwertungStnhalt davon übrig bleibt. Es wäre natürlich freudig und mit höchster Genugtuung zu begrüßen, wenn sich auS dem allgemein so sichtbar in Erscheinung tretenden Drange, dem „olä rottsu Lurops*. dem „alten verrotteten Europa*, wie der Amerikaner sagt, wieder auf die Beine zu helfen, ein wirklich gangbarer Weg ergäbe, -er zu dem aufs innigste zu wünschenden Ziele zu führen vermöchte, unseren schwer hcimgesuchten Erdteil politisch und wirtschaftlich zu befrieden, und. um die Worte des Finanzmanifestes zu gebrauchen, an -ie Stelle einer Politik, welche die Verarmung Europas bedeutet, überall di« Handelsfreiheit zur Wiederherstellung von Handel und Kredit in der Welt zu setzen. Ein wesentlicher Schritt nach vorwärts auf dieser Bahn wäre es ohne Frage, wenn auf einer inte», nationalen Reparations- und Schuldenkonserenz di« jetzt al» schier nnübersteigliches Hindernis einer durchgreifenden Ge sundung wirkende allgemeine Verschuldung durch Verwand lung in eine Gesamtanleihe auf eine tragfähige Grundlage gestellt würde. Die gesamten Kriegsschulden, einschließlich der deutschen Reparationen, wären danach gegeneinander auf. -»rechnen und -er verbleibende Rest als eine von Amerika zu übernehmende Anleihe zu -ecken, die auf die einzelne» Länder prozentual verteilt und entsprechend verzinst und ge- tilgt werden müßte. Dieser Plan, der jetzt anscheinend von deutscher und englischer Sette gleichzeitig betrieben wird, liegt genau auf einer Linie mit dem Hinweise, den Graf Westarp in einer seiner letzten Reben zu demselben Kapitel gemacht hat. Hier zeigt sich also eine sachliche Uebereinstimmung in den Endzielen, die recht eindringlich die Notwendigkeit eine» Zusammengehen» der beiden großen Rechtsparteien auch auf auswärtigem Gebiete beweist. Dieser Weg ist zweifellos prak- tisch »bvschreitbar. und wenn man auch in Frankreich, wo er zuerst durch ein Pariser Blatt ins Licht der Oeffenllichkelt ge rückt wurde, vorläufig noch nicht sich mit ihm befreunden will, sondern nur an einen Berlin-Londoner Versuchsballon glaubt, so behält der Plan doch seine realpolitische Bedeutung, ab- gesehen von einer gewissen, überschwenglichen Aufmachung, in welche die Pariser Mitteilung gekleidet ist. An der Verwirklichung des großen Kulturwerkes der europäischen Befriedung nach jeder Richtung tatkräftig mit- zuwirken, ist gewiß des Schweißes der Edelsten in allen Län dern wert. Man muß sich aber hüten. Im begeisterten Auf wallen der ersten idealen Genugtuung über die allerseits sich regenden Kräfte »um europäischen Wiederaufbau sich den Blick für die starken Hemmungen trüben zu lassen, die der glatttn Bereinigung der alles überragenden und den Ausgangspunkt jeder gründlichen Besserung bildenden bcutsch-sranzöstschen Dr. Schacht über die Bedeutung des Manifestes. Politische Auswirkungen unausbleiblich. München. 10. Okt. Reichsbankpräsident Dr. Schacht, der zu den Mttunterzetchnern des internationalen WirtschastS. manisestes gehört, gab heute einem Vertreter der Telegraphen- Union zu dem Manifest die folgende Erläuterung: DaS WtrtschaftSmaniseft kann in seiner Bedeutung un möglich unterschützt werden. Die wirtschaftlichen Persönlich- ketten, die ihren Namen unter dieses Manifest gesetzt haben, haben e» zweifellos nach reiflicher Ueberlegung getan. Ein Beweis dafür ist, daß die Sammlung der Unter- schristen und die Bearbeitung des definitiven Textes etwa ein halbes Jahr in Anspruch genommen hat. Daß auch ameri kanische Namen sich bereit gefunden haben, diesem Manifest betzntreten. kann selbstverständlich nicht als eine amerikanische willkürlich« Beeinflussung europäischer Verhältnisse gedeutet werden, sondern ist nach der Richtung zu werten, daß von Vertretern eisteS Volkes, da» über einen freien und un« behinderten Markt von 110 bis 120 Millionen Menschen ver- fügt, zum Ausdruck gebracht wird, welche unerhörten Auf. trtebSkräste von einem so groben einheitlichen Wirtschafts gebiet sür die Wohlsahrt aller darin arbeitenden Individuen auSgehen. Selbstverständlich drücken die Unterzeichner diese» ManisesteS. welchem Lande immer sie auch angehören mögen, nur ihre, persönliche Uebrrzeugung aus. Daß di« Regier««« dieses oder jenes Landes sich mit den Unter zeichnern nicht z« identisizicren wünscht, ist eine Selbstver ständlichkeit. , Aber deswegen verliert diese» Maniseft nicht« von seinem Wert. Wir haben alle «och in zu lebendiger Erinnerung da» Bei spiel des TaMv-Berlchts. Als die Weisheit der Regierun gen am Ende war. hatten wir e« nur einer kleinen Gruppe von führenden internationalen Wirtschaftlern zu danken, daß ein wirtschaftlicher Ausweg aus den politischen Schwierigkeiten gefunden wurde. Wen» hente Na«««, «ie diejenige«, bi« «nie« d«m Manifest stehe«, sür die Wirtschaftliche Freiheit eintrete«, so kan« diese» gemtß in der polttische« Wagschale nicht seinen Einfluß verlier««. Wen« das Manifest ans der eine« Seite die Wirtschaftlichen Fehle, hervorhebt, die Krieg «nd Friede« gebracht habe«, so verliert sich das Manifest doch nicht in histo rische« Betrachtungen über Schnld nnd Sühne, sonder« weift, unbekümMert um alle». «aS geschehe« ist. »«bekümmert «m politisch« Engherzigkeit, die «och i« einzeln«« Köpfe» stecke« mag, de« Weg in die Ankunft, de» «eg in» Freie. Da» Manifest ist nicht ein« Auslassung der Regierenden, die durch alle möglichen Fesseln tn ihrer Freiheit behindert sind. ES ist ein Ausfluß de» gesunden Menschenverstandes aller Völker, -ie den Weg zur wirtschaftlichen und damit zur geistigen Zusammenarbeit freimachen wollen. Loottdges Meinung. (Durch Sunksproch.» Renyork, 10. Okt. Ueber di« Stellungnahm« -eS Prä- stdenten Eoolidge zum europäischen Wirtschaftsmantfest be richtet „Associated Preß*: Evolidge zweifle, ob durch Aenbe- rungen der Zollsystem« viel zur Belebung des europäischen Handel« geschehen könne, ohne daß dir Stellung Amerika» und seine Lebenshaltung beeinträchtigt würde. Er ist der Met- Nung, daß das Manifest im wesentlichen die europäischen Staaten angche. insofern tn ihnen die Lebensbebtngungen keine weitgehenden Verschiedenheiten aufwtesen, und die Zoll- mauern nicht tn derselben Weis« wirken, wie in den Bereinig ten Staaten. <W. T. B.) U' freundliche Ausnahme in Malle«. Rom, IS. Okt. DaS Manifest de» Internationalen Bank- trustS findet tn der italienischen Press« keine sehr günstige Ausnahme. „Tribuna* und „Giornale d'Jtalta^ machen Vorbehalte, „Tevere" lehnt die Sache von vornherein an, _