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7tr. 1S6 Sette 6 — »Dresdner Nachrichten" — Areilag, ». vpril 1927 H 1 « ! iP t c- Nf- Lernen unsere Ainder noch ekwas in der Schule? Diese Krage zu beantworten unternahm in der letzten dieSwinterlicheii Versammlung des A t l g e in e t n e n Ha n b- werkervereins Lehrer Donath. Einleitend gab er ahne weiteres die Berechtigung dieser Frage -u» formulierte sie aber nach einem Rückblick auf die Vergangenheit etwa dahin: Gewährleistet die jetzige Bildnngsarbett in der Volks schule noch die Sicherheit, daß durch diese Arbeit Menscheu erzogen werden, die das Leben meistern, die seinen bedeut- samen Anforderungen gerecht werden können, die überhaupt nützliche Mitglieder der Gesellschaft werden? Steuert die gegenwärtige Volköschularbett auf das Ziel loS, daß der Mensch körperlich, seelisch, geistig und sittlich vollkommen wird? Bei der Lehrerarbeit handelt eS sich um die Bildung von lebendigen Menschen, nicht um totes Material Von dieser Erkenntnis aus müsse der erste Grundsatz abgeleitet werden: Die Unterrichts- und Erziehnngs täligkeit muh die menschliche Natur des Kindes beachten und da gleiche kein Kind dem anderen, die Anlagen und Begabungen seien durchaus verschieden ver- teilt. Es sei Aufgabe des Lehrers, zunächst das Kind genau kennen zu lernen: wie schwer das sei. zeige sich schon in der Familie, wo bei nur zwei Kindern die Eltern oft noch schwere Enttäuschungen und Erfahrungen mache» muhten. Der Lehrer habe aber viele Kinder vor sich, in Sachsen durch schnittlich 35 in der Klasse, in Preußen sogar 60. DaS Verhältnis zwischen Lehrer und Kind habe sich ja völlig verändert. Während früher der Lehrer deu> Kinde als der Popanz, als der strenge Mann mit dem Stocke hingestellt worden sei, den das Kind nie fragen durfte, sondern dem es nur ans Befragen antworten konnte, habe sich jetzt ein Verhältnis hcrausgestellt. das ans gegenseitigem Vertrauen anfgebant sei. Heute wolle der Lehrer das Kind kennenlernen. Eine wahre christliche Erziehung — und diese wolle die Lehrerschaft — sei auf Liebe anfgebant. Der heutige Unterricht sei keine Prüfungsarbeit mehr, sondern Erziehnngs- und Bildnngsarbeit. Dadurch entstehe natür lich eine gröbere Freiheit in der Schule. Schwer erziehbare und schwachsinnige Kinder mühten allerdings ausgesvndert werden. Ein zweiter Erziehnngsgrnndsatz sei: Man muh auch die Forderungen beachten, die in dem Stoffe liegen, den man mit dem Kinde behandelt. In längeren Ausführungen ging der Vortragende n. a. auf die deutsche Rechtschreibung ein, »m zu beweisen, öah dies eins der allerschwersten Unter- richlsgebiete sei, und deshalb tadellose Erfolge nur sehr schwer zu erzielen wären. Der dritte Grundsatz beziehe sich ans die Methode. Je nach der Entwicklung des Kindes müsse ArbeitS- und Unterrichtsfvrm gewählt werden. In diesem Zusammenhänge erklärte der Redner die Klassen- wandernngen als eines der vorzüglichsten Unterrichts mittel. Der vierte Grundsatz laute: Die Unterrichtsarbeit in der Schnlstnbe darf nicht planlos vor sich gehen. Der Lehrer müsse sich leiten lassen von ganz bestimmten Zwecken, von Aufgaben, die ihm gestellt worden seien. Die Grund bedingung jeder Schularbeit sei, dah das Kind mindestens lesen, schreiben und rechnen könne. Solange noch kein Landeslehrplan ausgestellt sei — der Vortragende deutete an, dah er wohl noch dieses Jahr kommen werde —habe sich die Lehrerschaft einen Lehrplan geschaffen, der angelegt sei ans eine ideale Persönlichkeit. Das Endziel dieses Lehr planes sei: Die Erziehnngs- und Unterrichtsarbeit der Volksschule erstrebt die Bildung des körperlich und geistig tüchtigen und des sittlich freien, verautwvrtuugsbereiten Menschen: des Menschen mit der Fähigkeit, die Natur und die Kultur arbeit, insbesondere die des deutschen Volkes, antcil- uehmend zu begreifen: des Menschen mit der Fähigkeit und dem Wille», selbsttätig am Weiterbau der Kultur mitzu- arbeitcn: des Menschen mit sozialer Hingabe und Pflicht erfüllung im Dienste der Allgemeinheit. Im Verlause seiner Ausführungen hatte der Vor tragende wiederholt darauf hingewiesen, dah kritische Einzel erscheinungen nicht dem gesamten Stande zum Vorwurf ge macht werden dürften. Er schloss mit der Bitte: Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dah wir dieses Bildungs- ideai erreichen, und lernen Sie auch eine andere Berufs schicht. die Lehrer, in ihren Bestrebungen verstehen. — An den mit lebhaftem Beifall aufgeuommcnen Vortrag schloß sich eine vielseitige rege Aussprache, die dem Vortragenden im Schlußwort Gelegenheit gab, noch vielerlei Aufklärendes zu sagen. Kirchensteuer, christliche Schute und theologischer Nachwuchs. Tie Gemeinde der Treikönigskirchc war am Dienstag im Festsaalc der Oberrealschule i. E. Dresdcn-Neu- siadt versammelt, um drei gröbere Vorträge über kirchliche Gegenwartsfragen entgegenzunehmen. Graf Vitz thum v. E ck st ä d t sprach über die Kirchensteuer. Er begann damit, die verbreitete Verärgerung über die Höhe dieser Steuer psnchologtsch zu begründen: früher wurde die Kirchensteuer deshalb nicht besonders fühlbar, weil sie in anderen Steuern mit erhoben wurde. Jetzt erfolgt eine be sondere Veranlagung. Die Kirchensteuer ist ferner durch das sächsische Gesetz Uber das Steuerrccht der ReligionSgesell- schaften vom Jahre 1921, mit der Einkommensteuer in aus schließlichen Zusammenhang gebracht worden, mährend früher auch die Grund- und die Grniidcrwerbssteuer für kirchliche Zwecke hcrangczogen wurden. Dies hat einen doppelten Nach teil zur Folge: einmal kommt die Veranlagung zur Kirchen steuer jetzt gesondert hinter den übrigen Steuern her, da diese erst festgcstcllt werden müssen, che die Kirchensteuer errechnet werden kann. Zum zweiten bedingt die Anknüpfung an die Einkommensteuer, dah auch die Kirchensteuer progressiv, d. h. mit prozentual wachsenden Beträgen -ei wachsender Höhe des Einkommens erhoben wird. So ist eS zu beklagenswerten Härten und zu vielfältiger Erregung gekommen. Es ist also notwendig, daß man die Kirchensteuer mindestens von der Progression befreit und das Gesetz von 1921 insoweit abändert. Der dcutschvolksparteiliche Landlagsabgeordnete Voigt behandelte kirchliche Schul fragen. Tic Ursache dafür, daß die Schulen in Deutschland zurzeit je nach dem Lande ver schieden eingerichtet sind, insbesondere was den Religions unterricht anbetrisst, beruht auf der Tatsache, dah es noch keine einheitliche Reichsschnlgcsctzgebung gibt. In Sachsen geben die Zustände an den Schulen zu besonders starken Klagen Anlaß. Diese richten sich in der Hauptsache gegen die Volksschulen: aber auch die höheren Schulen geben zu Be anstandungen Grund. Unzweifelhaft gibt es unter den Lehrern noch eine sehr große Anzahl tüchtiaer Religions- lehrcr: der Anspruch der Elternschaft, daß das Mutterland der Reformation eine christliche Schule erhalte, kann aber unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht als befriedigt angesehen werden. Freilich sind auch nicht alle Beschwerden anS Eltern- kretsen gerechtfertigt: oftmals werden Forderungen aufgestellt, deren Erfüllung doch dem Elternhause selbst zufällt. Als letzter Redner verbreitete sich Pfarrer Dr. Gött- sching über einzelne Sorgen, mit denen sich die letzte Snnode besaht hat. Dahin gehört einmal die Frage des theologischen Nachwuchses. In Sachsen sind ungefähr 1500 Geistliche angestellt: eine Anzahl von Stellen können aber gegenwärtig nicht besetzt werden. Der jährliche Bedarf an Kommunistische MMe aus Dr. Blüher. 1>. Gtadtper»rd«etenstst«»>. DreSöen, 7. April 1927. Beginn der Sitzung: 7 Uhr 42 Minuten. Unter den Eingängen interessierte eine RatSmtttetlung. dah der Rat beschlossen habe, gemäß einem Ersuchen der Stadt verordneten die mit Leistungen siir die Stadt beauftragten Unternehmer zu verpflichten, die Matertalbeschaf. sungen und Arbeite» am Platze unter Hinzuziehung ein heimischer Geschäfte und Arbeitskräfte vorzunehmen. Erstattung von MietanSfällen dnrch RSnmnng», fristen a«S ReichSmttteln. Unter den Eingängen befindet sich eine Rats mit- tetlung dahingehend, dah der von den Stadtverordneten verlangte Protest gegen die zchnprozentige MietSerhvhnng bei Rcichsregierung, ReichSrat und Reichstag auSsichtS- l o ö sei, dah er dem Ersuchen des Kollegiums, bei der Landes- regterung für die Nichtlockerung der WohnungszwangS- Wirtschaft vorstellig zu werden, entspreche, und dah er auf dem Wege über die Landesregierung bei der ReichSregierung auf Verlängerung der Frist zur Vollstreckung von R ä u »i u n g S n r t e > l c u auf mindestens 3 Wochen hinwirken wolle, jedoch der Reichsregterung nahelegen wolle, den in diesen drei Wochen etwa entstehenden MtetauSfall dem Hausbesitzer aus Reichömitteln zu erstatten. Eine Erklärung des OberbürqermeNler». Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt Oberbürgermeister Dr. Blüher folgende Erklärung ab: Am 3l. März haben die Stadtverordneten zu Dresden auf Antrag des Stadtverordneten Rösch sS. P. D.j be- schlossen, „den Herrn Oberbürgermeister um sofortige Aus- knnst darüber zu ersuchen, ob er in seiner Eigenschaft als L a n d t a g s a b g e v r d n e t e r dem von der Staats- regiernng unter dem 28. März 1927 vorgelegte» Entwurf eines Gesetzes zur Aendernng des Gesetzes über den Geld- eutwertungsausgleich bei bebauten Grundstücken" glaubt zu- stimmen zu können oder bereits zugestimmt hat, und welche Gründe ihn zur Zustimmung bewegten". Ich habe diesen Beschluß mit folgender Antwort zurückgegeben: »Der mitgeteilte Beschluß, der von mir eine sofortige Auskunft über die geplante Haltung bei der bevorstehenden Abstimmung im Landtag fordert und gleichzeitig die Recht fertigung dieser Haltung vor den Stadvervrdneten verlangt, stellt sich als ein Angriff ans die Freiheit der politischen Betätigung eines Beamten dar. Der Beschluß verstößt gegen Artikel 130 Absatz 2 der R e i ch s v e r f a s s u n g, wonach allen Beamten die Freiheit ihrer politischen Gesinnung — und damit auch deren Be tätigung — gewährleistet ist. Der Beschluß verstößt ferner gegen Artikel 36 der Rcichsvcrsassnng, wonach kein Mitglied eines Landtages zu irgendeiner Zeit wegen seiner Abstim mung gerichtlich oder dienstlich verfolgt oder sonst außerhalb der Versammlung zur Verantwortung gezogen werden darf. Ter Beschluß verstößt endlich gegen 8 34 der Gemeinde- o r d u u n g, wonach die Gemeindevervrdneten nur über Gemeindeangclcgenhciten zu beschließen haben. Ich lehne cs ab. mit diesem versassungs- und gesetzwidrigen Beschluß den Rat oder mich zu befassen." Zn dieser Erklärung beantragt St.-B. Rösch tSoz.j die sofortige Behandlung: dieser Antrag wird mit 36 zu 36 Stimmen a b g e l e h n t. Da St.-V. Lcvdel IVolksrechtsp.j dazu eine Erklärung abgibt, wird von den Kommunisten der Antrag aus sofortige Behandlung noch einmal gestellt und abermals abgelehnt. Ein kommunistischer Antrag auf Ueberweisnng der Er- klärung des Oberbürgermeisters an den RechtSaus schuß wird mit 37 gegen 36 Stimmen an- genommen. Sehr zahlreiche Punkte der Tagesordnung werden nach den Ausjchnßvvrschlägcn ohneBericht genehmigt, darunter eine teilweise Neuordnung der Kurgcbtthren für den Weißen Hirsch. Freigebige Plakate in der Güntzschen Stiftung Ein Antrag des St.-V. Schneider (Komm.) will bei der Verwaltung der Dr. Güntzschen Stiftung gegen die Ablehnung des Plakates der frcigeistigcn Verbünde Einspruch erheben und den Verwalter der Stiftung, Oberbürgermeister Dr. Blüher, veranlaßen, derartige parteiische Maßimhmen der Nachgeordneten Organe ein für alle Male zu unterbinden. Da der Oberbürgermeister schon im März die Anweisung gegeben hat, die Plakate anzubringcn, hat die Beschwerde jetzt nur noch den Inhalt, daß den freigeistigen Verbänden auf ihre Beschwerde kein schriftlicher Bescheid zn- gcgangcn ist. Diese Wichtigkeit wird vom Antragsteller benützt, vom Oberbürgermeister die Nie Verlegung s e i n e s A m t e s zn verlangen. Im übrigen redet der Antragsteller von allem, was über haupt die Kommunisten betrübt und gibt dem Oberbürger meister die Schuld daran. Schließlich erklärt, er unter großem Gelächter, man müßte eigentlich den Oberbürgermeister strafrechtlich belange«. Ter Antrag wird zur Beratung gestellt. Oberbürgermeister Dr. Blüher lehnt cs ab, auf die vielen Anwürfe des Antragstellers cinzugehen und gibt eine kurze Darstellung des Falles, aus der vor allem hervorgeht, baß er nach Prüfung der Angelegenheit Anweisung gegeben hat, die Plakate anzuschlagen. Schließlich sei noch eine Benachrichti gung der verbände erfolgt. Aber seitdem sei nun weder ei, erneuter Antrag auf Anheftung der Plakate, noch die Einliese- rung der Plakate erfolgt. St.-B. Freund sSoz.j bespricht ausführlich dt« «nschau, ung, dah die Güntz-Gtistung in der Annahme von Plakaten parteiisch verfahre und kritisiert die im Jahr« ISIS erfolgte Beilegung von Flugblättern des Dresdner Bürgerrates beim städtischen Amtsblatt«. Gt.-B. Eichler H sDem.j wird dem Antrag Schneider stimmen. St.-B. Wagner lKomm.j greift vor allem den Direktor der Dr. Güntzschen Stiftung, Dr. Kusahl, an. Auch St.-B. Leydel sVvlkSrrchtSp.j erklärt, daß seine Gruppe für den Antrag Schneider stimmen werde. St.-B. Flatter sD. Bp.j stellt den Antrag, den Antrag Srhneider durch die Erklärung des Vorstehers der Dr. Güntz. Stiftung für erledigt zu erklären. Dieser Antrag wird abgelehnt, dem Antrag Schneider zugestimmt. Durchführung -er Schwemmkanattfatton. Zu einer Natsvorlage, die Zwangsfrist zum Anschluß der Abortgrubengrundstücke an die S ch m e m m k a na l i. s a t i v n bis zum 31. Dezember 1027 zu verlängern, schlägt der RechtSausschuß vor, die Ratsvorlage abzulehnen und vom Rat bis zum 1. Juli 1S27 einen Plan über die weitere Durch, führung der Anschlüße zu verlangen. Ein Minderheitsgui- achten schlügt vor, der Ratsvvrlage zuzustiminen, einen Plan über den zonenmäßigen Anschluß der Grundstücke an die Tchrvemmkanalisattvu bis zum >. Auanst 1927 vorzulegen. Der Berichterstatter für die Minderheit, 2. Vorsteher Müller sD.-N.j, weist darauf hin, daß etwa 5000 Anschlüsse ansstehcn und jeder Anschluß durchschnittlich 5000 Mark koste. ES habe deswegen der Dresdner HanSbesitz in wenigen Jahren die unerhörte Summe von 25 Millionen Mark auf. zubringen. St.-V. Panl sHauSbes.j legt eingehend bar, daß sich die Lage der Hausbesitzer beute noch nicht gebessert habe und daß die zuletzt beschlossene Mieterhöhung »in 5 Prozent zur Ab- dcckung von Steuern und Lasten diene. Außerdem sei die Er langung von Hypotheken nur durch unerträgliche Vcrpslich. tungen möglich. In ?hnlichem Sinne spricht St.-V. Ulrich sD.-N.j. St.-V. Fischer I lSoz.j erklärt, daß es notwendig sei. diele seit 25 Jahren eingeführte Einrichtung auch durchzusühre». Einen Zuruf, daß inzwischen Krieg gewesen sei, versteht er falsch und geht unter Gelächter der Rechten gegen die „Kriegs treiber" in die Höhe. St.-V. Sät(ler sD. Vp.j erklärt, er werde dem MehrheitS. gutachten zustimmen. Das Minderheitsgutachten wird mit 53 gegen 15 Stimmen bet einer Enthaltung abgelchnt, das M c h r h e i t s g u a ch ten angenommen. Sin merkwürdiger kommunistischer Antrag. Ein Antrag Werner sKomm.j verlangt vom Oberbürgcr. meister Znrltcksendung einer ungarischen Aus zeichnung. Der ganze Antrag fordert einen Protest der Stadtverordnete» gegen die Verurteilung ungarischer StaatSangehö. rigcr durch ein Standgericht, das nur Todesurteile fälle» könne, obgleich ihnen keine anderen Handlungen vorgeworseu werden könnten, als der Versuch, ihre Ueberzeugung zu pro- pagiercn. Das Kollegium solle gegen dic"Folterung ungarischer Arbeiter und Arbeiterinnen durch die behördlichen Organ« Einspruch erheben und den Rat ersuchen, sich diesem Protest« anzuschließen. In diesen Punkten ist der Antrag nicht aus die Tagesordnung gesetzt worden, da die Stadtverord- ncten dafür nicht zuständ 1 g sind. Lediglich der Abschnitt des Antrages: „dem Oberbürgermeister Dr. Blüher nahezulegen, die ihm von der ungarischen Regiernng verliehene Auszeichnung der ungarischen Regierung zurückzusenden" erscheint ans der Tagesordnung. Schon bet der Behandlung der Eingänge spricht St.-V. Dr. Helm sKomm.j zu der Tatsache, daß die ersten verlangen des Antrages nicht auf die Tagesordnung gesetzt worden seien. Er stellt den Antrag, entgegen der Geschäftsordnung die in Rede stehenden Punkte dennoch aus die Tagesordnung »setzen. Dieser Antrag mir- gegen die Stimmen der ommunisten abgelehnt. Der Berichterstatter erklärt den Vorgang als eine Aeuße- rung des „weißen Terrors". Die Auszeichnung, die in Rede steht, ist die Verleihung eines Verdicnstkreuzes an den Ober bürgermeister und einige andere Dresdner Herren anläßlich der Ausstellung der Sammlung „Der Mensch" in Budapest. Die Herren hätten diese Auszeichnung mit Entrüstung zurück- weisen müssen. Der Oberbürgermeister „kneife" bet diesem Gegenstand der Tagesordnung. Zu dem Antrag wird namentliche Abstimmung beantragt. Die BolkSrechtler, Demokraten un-d Altsozialtsten stimme» mit „Nein". Der Antrag wird mit 35 gegen 34 Stimmen ange nommen. St.-V. Schrapcl sKomm.j begründet seinen Antrag, den Rat zu ersuchen, Auskunft über die M t e t st e i g e r u n g en in der Siedlung der Pfleger und in der Siedlung der Kinderreichen zu geben und, sofern die Mitteilungen über solche Steigerungen zntrcffcn, diese Mieterhöhungen rückgängig zn machen. Der Antrag wird dem Verwalt ungSauSsckiuß überwiesen. Schluß der Sitzung: 12 Nhr 1 Minute. Nächste Sitzung: 28. April. Zk Theologen wird von der Universität her nur etwa zur Hälfte gedeckt. Eine andere Sorge der Kircheuvcrwaltung bildet die Kircheiiauötrtttsbewcgung. Diese hat in Sachsen einen be dauerlich großen Umfang angenommen,- Dr. Güttsching be tonte allerdings, daß ernste Sorgen in dieser Frage nicht ge rechtfertigt seien. Zu verlangen sei eine Aendernng des KirchenailsirittögesetzcS vom 4. August 19l9. Die frühere Regelung, die die Abmeldung nur beim Geistlichen selbst ge stattete — während setzt ein Gang auf das Standesamt ge- nügt — muß wieder cingefiihrt werden. Auch die Einrichtung der „Deltbcrattvnszcit", d. h. der Bedenkzeit für den Aus- trittswilligen, muß wiederhcrgcstcllt werden. Völlig abwegig ist es. wenn der VIerzehniährige ohne Genehmigung seiner Eltern aus der Kirche ausschcidcn darf. Im Anschluß an die Ausführungen über den theologischen Nachwuchs erörterte Dr. Güttsching noch die Einstellung der Jugend zur Kirche. Es läßt sich nicht leugnen, daß ctn starker Trieb nach reltgiöser Verinnerlichung durch unsere Jugend htnburchgeht; die Neigung, dabei mit der Kirche selbst in Berührung zu kommen, ist allerdings gegenwärtig noch nicht so groß. — Die Barberina im April. DaS BarVerina-Programm dieses Monats bringt etwas sehr Seltenes: einen Ansager und Vortragenden von wirklich eigener Art. Peter Pfeisser heißt er. Was er „pfeift", ist durchaus eigene Weise. Keinen einzigen geklauten Ansagerwitz bringt er. Uebrrhaupt nur ganz wenige Witze. Und bas alles In einem Tempo, einem Tempo! Wenn man mal kräftig lacht, ha« man schon wieder «inen Gipfel von Geist und Laune übcrlocht! Beisall ist kein Wort für die Zustimmiingskundgcbiingen, die ihm zuteil «erde». Auch sonst hat'die Künstlerschar Wertvolles. Die Raoul StsterS, vom Ansager mit „lü" angeboten, bieten als lehr jugendliche Erscheinungen einen Black Bolton und einen Fox... ein dritter Tanz der beiden kann nicht geboten werden, da die „Steigerung der Kostüme" außer den Bereich der Möglich keiten fiele. Paul RochellI weiß mit einer lustigen Sprcch- szene mit einer erstaunlich beweglichen Puppe, die beinahe eigenes Leben zu haben scheint, ein Viertelstündchen spaßig zu unterhalten. Ueberraschcnd wirken die drei skandinavischen Tricktänzer ManlcyS. die aus den nordischen Springtänzen hervorgegangene eigenartige und erstaunliche Dinge zu bieten haben. Als einzige Solotänzeri» zeigt sich k»e bildschöne, zier liche Spanierin Maru in fabelhalt schönen Kostümen, mit selten kunstreichem Kastagnettenspiel. Sie kann wirklich tanzen und vor allem wundervoll verführerisch gleiten und sucht nicht mit der blöden Keßheit früher berühmter spanischer Tänze rinnen ohne eigentliches tänzerisches Können zu verblüssen. Eleo und Lacy schließlich stellen sich alS außergewöhnlich elegantes und in einer nicht übersteigerten Akrobatik leistungs fähiges Tanzpaar bar. DaS Boestng-Orchester bietet die lebendigste Musik zu diesen Nummern und den mit ihnen abwechselnden GesellschastStanz. »i cm» j tÜLekLn Otem