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GrM* stakt Orchefterbegleitana) von Kremser. .Heut», scheid' ich" Alldeutsches Minnelied" von Otto wtrkungS- bunter Reihenfolge wechselten Concerlstücke, " ' -- - - - „ hi» die von glenmann und voll zu Gehör. In allgemeine Gesänge. Deklamationen. Ansprachen u. s Feler nach 9 Ubr Abends ihr Ende erreichte. , — Auch der am Dvimlag Abend vom Dresdner.Stadtverelu für innere Mission" im VereinShaugsaale veranstaltete fünfte volkSthümliche Komponistenabend. der dem Andenken Marl Maria v. Weder'- gewidmet war. hatte wieder das ge wohnte. zahlreiche Publikum gefunden. Die Gedächtnisrede hielt Herr Prof. Dr. G HauSmann, der. wie er erzählte, noch selber als Kind im Oktober 1844 der nächtlicher Weile und bei loderndem Fackelschein erfolgenden Uederführuna der Asche deö Tondichters nach dem hiesigen katholischen Friedhöfe zugeichaut. Sodann sprach der Redner von des Jünglings Wanderiahren. zuerst mit den Fiter», dann allein, zun, Abt Vogler, der ihn zum ersten Male in eine straffere Zucht nakin, dann nach Breslau. Stuttgart und an den Rhein, sowie von seinen ersten Kompositionen, zu denen das in jüngster Zeit erst wieder an's Licht gezogene .Waldmädchen" (Suvanai gehört. Dann kam eine dreiiührlge Diriaententhüiigkeit am Theater zu Prag, wo Weber bereits seine nachmalige Gattin kennen lernte, die er wenige Jahre daraus, als er sich die im Januar 1817 angetretene Stellung eines Kapellmeisters der deutschen Oper in unserem Dresden auf Lebenszeit gesichert hatte, deimkührte. Hier in Dresden begann nun erst hauptsächlich Webers Betyätiguna als Komponist. Gleich lein zuerst am 18. Juni 1821 zum eilten Male nufarführter ..Freischütz", die erste .romantische" Oper, zeigte ihn aus seiner volle» Höhe und in einer Größe, die er nachdem sogar nirgends wieder erreichte. Dabei verfolgte ihn allerdings schon bei der Wahl der Sujets und Tert- biicher ein eigenes Mißgeschick, so bei seiner zweiten romantischen Oper, der „Euryaiilhc". die zuerst am 15,. Oktober 1823 in Wien und beim ..Oberon", der zuerst am 12. April 1826 in London unter des Komponisten eigener Leitung aufgesührt ward. Dabei ist erwähnenSwerth. daß Weber in der „Euyranlhe" bereits das von Wagner später so glänzend durchgesiihrte Zusammengehen von Text. Musik und socencrie völlig bewußt anslrebte. während er den .Oberon" wieder nach der Art des „Freischütz" kvmpvnirte. Nachdem der Vortragende in diesem Zusammenhänge noch vorüber-- gehend einiger anderer besonders vemerkensweriher Weber'schcr Kompositionen, so deren zu Körner'S ..Lener und Schwert", zur „Prezioia". der „Jiibkloiiverture" und der .Anssordcrung zum Tanz". Erwähnung gethan, verweilte er ausiührlicher bei der Schilderung von Weber's Plötzlichem Tod nach der „Oberon"- Premtäre in London (am 5. Juni 18261 und bei der Neberiührung seiner Aiche nach Dresden am Abend des 14 Oktober 1814- Um dleie unserer Dresdner Bürgerschaft würdige Handlung hat sich bekanntlich Richard Wagner. Webers Nachfolger im diesigen Kapellmeister- amte, i» erster Linie mit verdient gemacht, der selber am Grabe eine flammende Trauerrede bielt und auch zu dem im Oktober >860 ausgestellten Weber-Denkmol von Ernsl Rietichel mit dieersleAnregung gegeben hat. — Aus diesen Vortrag über » Weber s Leben und Wirken Ivlgten nun noch eine Reihe trefflicher Wiedergaben seiner Werke. So lmg Irl Olga Maihak — von Herr» Kvtzschke an, Klavier be gleitet — ein Reeitaliv und Arie für Sopran aus dem .Freischütz" und später auch noch vier Weber'iche Lieder vor. Weiter vrachicn die Damen Frl. Lollo und Frau Lillh Tange! an zwei Flügel» das Weber'iche Mlavier-Concert in ko-ckur op. 32 mit Kadenz von Frau L. Rappoidi-Kabrer, sowie die Herren Kammervirtuos Maximilian Gabler und Johannes Kvtzschke desselben Komponisten Concertino für Klarinette und Klavier in tts-äui' op. 26. zu Gehör. Zum Schluß aber sang noch der Dresdner Männkraeiangverein unter Leitung seines Dirigenten Herrn Pros. Hugo Jüngst drei Lieder für Männerchor. die eine wahrhast begeisterte Aufnahme fanden. Doch ebenso wie hier bat die zahlreich versammelte Zuhörerschaft auch alle» übrigen Vortragenden gegenüber mit ihrem Beifall in keiner Weise gekargt. — Die Schneedecke, welche bereits seit längerer Zeit über den Fluren ausgebreltet liegt, und die durch den in den gelinge» Morgen winden niedergeaangeneii ausgiebigen Schnecfall eine neuerliche Verstärkung erfuhr, hat trotz ihrer uiannigsncheii »nzwciselhosteil Vorzüge leider auch den Uebelttand im Gefolge, dnß sie den ge sicherten Sängern das Finden ihrer Nahrung lehr erschwert Die Mahnung: „Gedenket der Hunger» de» Vögel!" is> daher um so berechtigter, als dies ohne große Mühe und Kosten geschehen kann. Als Futtervlatz eignet sich jedes Fenstergesims. Blumenbrett oder jeder schncesreie Platz, und das miintcrc Treiben, welches sich dort, namentlich in der sleieien Umgebung der Stadt, entwickelt, entschädigt den Thiersrcund auf's Reichlichste für den ge habten Aufwand. Allerhand Abfälle aus der Haushaltung, wie Kartoffeln. Knochen mit Mark, kleine Fett- lind Jleischstückchen, Möhren, Quark, gekochtes Obst, können dazu verwandt werden. Amseln. Spatzen und Meisen sind sehr dankbar hierfür. Die letz teren fresse» jedoch mit Vorliebe kleingeschnilteiie Sonnenrosen-, Nuß-, Kürbis- und Gurkenkerne, sowie Hans und geauetschten Hafer- Ten darbenden Schaarcn der Stieglitze und Hänflinge kann man sein Wohlwollen durch das Streuen von ölreichcm Futter, üiic Raps. Lein. Rübsen, dürre Disteln u. s. w . beweisen. Ammern und Haubenlerchen lieben dagegen stäikeniehlhaltige Sanren, wäh rend Mehlwürmer und Amelseneier von den kleinen Zaunkönigen als Delikatesse geschätzt werden. Zu vermeide» ist aber unbedingt die Darreichung von Brot- und Semmelkiumen. da sie den Vögeln direkt gefährlich weiden. Sie erzeugen nämlich bei den Thierchcn Durchfall, da sich in Folge des Feuchtigkeitsgehaltes der Luft mich Säure bildet. Besonders vortheilhast für das Wohlbefinden der kleinen Lieblinge ist neben den, Fullcrslreuen die Schaffung einer Trinkgelegenheit. die sie bei starkem Frost öfters ent behren müssen. Helfe Jede» den Nvtkstand unter unseren Winter- aaslen lindern, sie werden sich durch das Vertilgen allerhand schäd licher Insekten und durch ihren fröhlichen Gelang im Frühjahr und Sommer sicher dankbar erwciien. — Die Zeichnungen zur Künstlerredoute am 15. Februar wehren sich von Tag zu Tag. Auch seitens des Offizierskorps wirb die Betheiltgung groß Was die Künstlerkreise andelrifft. so haben auch di« Domen unv Herren des Residenztheatcrs ihre Mit wirkung zugeiagt, io u. A- Herr Alex. Rotter. Herr und Frau Friese. Frl. Poldi Getto und de» Gast aus Berlin Frl. Jenny Groß. Von einer Mitwirkung deS Ballelkorps ist jedoch abgesehen worden. — Gestern Mittag fand aus dem vom Kgl. Landbanamt H zur Verfügung gestellten Areale des ehemaligen Militärbanhotes zwischen Terrasse und Carolabrücke eine Brandprobe Mit dem von der Firma Hülsberg n. Cv. in Charlottenburg (Vertreter: A Kokuschky in Loichwitzj hergestellten „feuersicheren" Holze statt, welcher außer zahlreichen privaten Vertretern des Banhandwerks eine Anzahl Landbailmeister. Baurärhe. an deren Spitze Herr Baurath Schmidt, die Vorsteher der Königi. Sammlungen, sowie Herr Branddirektor Thomas beiwohnten. Um de» Unterschied zwischen feuersicherem und gewöhnlichem Holze vor Augen zn führen, waren zwei Breller- hiiuser von gleicher Größe errichtet worden, dos eine aus feuer sicher imprägnirtem, das andere aus gewöhnlichem Holze bestehend, lcmer zwei kleinere Hütten, ebenfalls von gleicher Größe, von denen die eine mit feuersicherem Anstrich verleben worden war. »ämmtliche vier Otnekte wurden von innen der Wirkung jo eines auS Hobeliväne» und Holzscheiten bestehenden Scheiterhaufens, der reichlich mit Petroleum begossen worden war. ansgeketzt. Die durchaus gelungene Probe dürste de» Beweis geliefert haben, daß sowohl das imprägnme Holz, als das mit seucrsichcrer Anstrich farbe versehene einen relativen Feuerschutz bieten und insbesondere geeignet erscheinen, dem mehr oder minder schnellen Umsichgreifen eines auSbrrchenden Brandes Einhalt zu bieten. Das König!. Landbauamt hatte seinerseits noch ein weiteres Probeobjekt ge schaffen: «ine Hütte mit doppelten hohlen Wänden, außen mit Biettcrverschalung. innen theils mit Asbestcement verputzt. thellS mit ASbestpapve (beide Jsolirmaterialien lntttc die Firma Albert Laucrzapf. hier, geliefert) ausgcschlagen. Die hieran voraenommene gleiche Probe lieferte ebenfalls ein sehr befriedigendes Resultat, dos sic ersten Proben noch hinter sich läßt. Dafür stellt sich diese Art der Jiolinmg gegen Feuer aber wesentlich theures und dürfte daher mehr nur für erhöhte Ansprüche und für besonders werth- voll« Objekte in Frage kommen, während zur relativen Sicherung von Holzthenn, fertiger Bauten nur der feuersichere Anstrich be rufen sein dürfte. - . - Dem „DreSd. Journ." wird an-Freiberg geschrieben: Dar 25jährige ReaierungSjubtläum Sr. Majestät des Königs hat verschiedenen sächsischen Mittelstädten die Veranlassung gegeben. Unternehmungen in'- Leben zu rufen, bei denen der ideale Nutzen den motertellen überwiegt. So faßten die hiesigen städtischen Be hörde» den Plan, für tbre z A. völlig unzulänglich untergebrackten AllntbumS- und Raiurhistorffchen Sammlungen ein würdige- fügung zu stellen und dieses mit dem Namen isemn" za belegen. Man ersah hierzu ein in wuchtigen Ausbau höchst charakteristisches Bau werk au- ipätgothischer Zeit, den alten, neben dem Dome stehenden Dvmbennhos oder die „Thumerei". wie es auch genannt wird Ebemals hatte» ihn die Dekane des Domkapitels bewohnt, von I54l bis 1875 war hier das städtische Gymnasium untergebracht Seitdem steht es unbenutzt da. Zum Glück hat die städtische Ver waltung i» richtiger Erkenntnlß der Pflicht, die wir dem guien, bon den Vätern Ererbten gegenüber besitzen, einer Forderung nach Abbruch nicht nachgrgeben. sonder» de» Leipziger Baurath Dr. Roßbach mit der Herstellung von Umänderungs-Plänen beauftragt. Nach thneii soll unter möglichster Schonung deS Vor handenen aus dem alten Domherrnhose ein den Freiberger Ver hältnissen angepatztes Museum geschaffen werden Der Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler. die diesem Unternehmen natürlich das lebhafteste Interesse entgegrnbringen wird, sind die Pläne vor Kurzem zur Begutachtung eingeicmdt morden. — Der Vertreter der König!. StaatSanwaltichast, der die An klage gegen den des Betrugs beschuldigt gewesene» Privatmann Louis Kühne zu leiten hatte, hat. wie bereits gemeldet, Revision gegen die am 2 Februar von der 3. Strafkammer des Landgerichts Leipzig anSgeipiochene Freisprechung Kichne'S eingelegt, um beim Eintreten der Rechtskraft vor Kenntnißiiahme der eingehenden Urtheilsbegründung nicht gebunden zu sein. Seitens des Ver- theibigerS. Rechtsanwalt Hofmann, ist ebenfalls Revision eingelegt worden mit der Begiündung. daß die Kosten der Verlhetdigung und der von letzterer unmittelbar geladenen sachverständigen Zeugen nicht vom Freigcsprvchene» zu tragen seien. rafte-geschichte. Deutsches Reick. Der Kaiser und die Kaiserin trafen Sonntag Nachmittag 3'.', Uhr in Schloß Friedrichshos ein und kehrten um 5 Uhr nach Homburg zurück. Der Kronprinz und die Krvupriuzeisin von Griechenland waren um 12 Uhr »ach Homburg gefahren, uin einer Einladung des Kaiserpaarcs zur FrühstückStafe! zu folgen. Ueber die Auszeichnung deS Lord Roberts durch den Kaiser schreiben die „Hamb. Nachr.": .Was das deutsche Volk betrifft, ko steht es außer Zweifel, daß die Ordensverleihung an Lord Roberts »och sehr viel mehr böses Blut machen wird, als die Behandlung Krügcr's. Die öffentliche Meinung wird sie als Be weis dafür ansehen. daß wir unteren Platz an der Serie Englands genommen haben und dessen Bundesgenosse reist, dessen Vasall geworden sind, sowie daß der letzte Rest von Rücksichtnahme aus die Empfindungen des deutichcn Volkes und auf die Traditionen der Bisniarck'Icheii Politik abgestreifl worden ist Die demonstrative Drkorirung Lord Roberts' wird wie ein Jaustichlag gegen die Gefühle des deutschen Volkes empfunden ivewm. Das Schlimmste aber ist, daß. da die Annahme einer Handlung aus Trotz gegen die öffentliche Meinung natuclich ausgeschlossen ist. sich die Frage von selbst erhebt: wie groß muß die Abhängigkeit von England, in die wir geralhen sind, sein, wen» man sich gezwungen sieht, in dieser Weiie die Gefühle des Volkes als eine guuntits noArgaMs zu behandeln? Jedenfalls wird das Band zwischen Fürst und Volk durch solche Konflikte nicht gefestigt, und die völlige Ver ständnislosigkeit. die diese Ordensverieihung gerade in den beson ders monarchisch gesinnte» Kreisen sinder, wird, muß die Kluft zwischen der Krone und diesen zum Schaden der Monarchie in unheilvoller Weise vertiefen. Als Beweis führen mir weiter unten eine» Artikel der .Krenz-Ztg' an, der allen einsichtigen Politikern z» denken geben wird und aus dem ersichtlich ist, wie sehr sich selbst diejenigen preußischen Kreise, deren RoyniismuS dis m die Knochen geht und auS deren Haut der König Riemen schneiden kam,, wen» er will, durch die Vorgänge bennmhiat fühlen, die mit dem Besuch des Kaisers in England zusammenhäiigen." Dir Generalveriammlung des Bundes der Land wirt he fand geslei» Mittag im CtrcnS Brrich in Berlin statt und wurde von dem ersten Vorsitzenden Freiherr» v. Wangeirheim mit einem Hoch aus den Kaiser eröffnet. Ter zweite Vorsitzende Nösicke hielt eine Ansprache, in der er zur Einigung und zuin Fest halten an den Forderungen der Laildwirthichnft aussvrdertc. Direktor Diederich Hahn erstattete den Geschäftsbericht. Danach zählt der Bund jetzt 232 OOO Mitglieder, gegen das Vorjahr 26 000 j mehr. Davon wohnen östlich der Elbe 110000 Mitglieder, westlich! 122000 Mitglieder. Zum Punkte der Tagesordnung „Der neue! Zolltarif" befürworteten die beiden Berichterstatter den Antrag. ^ worin eö heißt: Die Mindestsätze deS neue» Zolltarifs sind so hoch zu bemessen, daß sie die Erzielung auskömmlicher Durchschnitts preise der landwtrthschastlicden Produkte wie in den beiden Jahr zehnten 1870 bis 1890 ermöglichen. Diese dürfen nicht unter schritten werden und sind nur denjenigen Ländern zn gewähren, die ihrerseits Deiilichland gleiches Entgegenkommen zeigen. Für dic>enige» Länder, die Deutschland zollpoliliich ungünstig behandeln, sind die »eiieir Sätze des ausreichend hoch bemcsseiieii General- tariss in Anwendung zu bringe». Bevorzugungen des Handels mit ausländische» Erzeugnissen durch Zoükrcditc oder Tarifermäßiguiigen, die die Wirkung der Zölle beeinträchtige», sind zu beseitigen. Dem Bundesrath ist der Entwurf eines lNlfallsürsorge - geletzes für Beamte und Personen des c-olLatenstanLeS zu- gegairge». Die Reichstags-Kommission zur Vorberathung der Gesetz entwürfe eines Schaumweinsteuergesctzes und betreffend den Verkehr mit Wein, weinhaltigen und wciiiähiiirchc» Getränken ist nach Schluß der Plenarsitzung gewählt worden und bat sich konstilriirl. Vorsitzender der Kommission ist Dr. Paasche (nat.-iib.l. Ueber die Abhaltung von Gesellenprüfungen durch die Innungen hat der preußische Handeisminister eine Beringung er lassen, daß den freien Innungen, bei denen die Bildung eines Gesellenausichnffes Ihakiächlich nicht möglich geweren ist, die Ermächligung zur Abnahme von Prüfungen widerruflich und unter Zustimmung der Aufsichtsbehörde der Handwerkskammer ertheilt werde» knurr, sofern zwei Drittel der Handwerker im Bezirk der Innung Mitglieder der Innung sind. Die Mitglieder des Prüs- ungsausschrisies aus dem Stande der Gesellen solle» von der Handwerkskammer ernannt werden. Weiter hat sich ergeben, daß auch bei einzelnen Zwangsrnnungen die Errichtung des Geseüen- cmSichuffcs nicht möglich gewesen ist. Deshalb bestimmt der Minister, daß bei solche» Zwangsiiinungen die Mitglieder der Prüfurrgscruslchnsse ans dem Gesellenstande von der Handwerks kammer zu ernennen sind. Im rheiniichen Provinziallandtag ist folgender Antrag bezüg lich der Kanalvorlaae ringebracht worden, der wegen der darin zum Ausdruck gebrachten Stellungnahme der rheinischen Industrie gegenüber de» berechtigten Forderungen der Landwirth- schaft bemerkenSwerkh ist: „In Erwägung, daß nach der Erklärung des Herrn Reichskanzlers der Laiivwirthschaft bei den bevorstehen den Zolivertragsvechandlunacn ein ausreichender Zollschntz gewährt werden soll, daß diele Erklärung deS Herrn Reichskanzlers die un- getheilte Zrislimmung sowohl der rheinische» Industrie als auch des rheinischen Landtages findet, und daß daher angenommen werde» kann, daß der Landwtuhschast ein solcher Zollschntz gewährt werden wird, welcher von ihr selbst als ausreichend nnerkanirt nird, und daß dadurch die von landwirrhschcritlicher Seite gegen den Kanal geltend gemachten Bedenken als behöbe» zu betrachten sind, beschließt der Provinziallandtag, den Provinzialausschuß zu beauftragen. I. der Etaatsregierung und dem Landtage der Monarchie mitzutheilen. daß nach der Meinung des rheinischen Provinziallandtages die Interesse» der Rheinprovinz die Annahme der dem Landtage der Monarchie vorliegenden großen wirthschaft- lichen Vorlage erheischen und daß insbesondere die Verbindung deS Dortmund-Euis-Kaiials mit dem Rheine vorab am richtigsten durch die Erbauung der Emlchertballiiiie erfolgt: 2. der Staalsregirrnng und dem Landtage der Monarchie mitzutheilen. daß nach der Meinung des rheinischen ProvinzialianvtageS der AuSban deS Mosel- und Saarkanals in gleicher Weise geboten ist. wie der Ausbau der in der Vorlage der Staalsregierung vorgcschlagciicn Kanüle." Der in Aachen-Stadt gewählte Neichstagsabgeordnetc des CentrumS. Lehrer Sittart. hat in der Wahlcampagne betreffs der Getreidezölle bemerkt, als Vertreter eines industriellen Bezirks wolle er gewiß die Volköecnährung nicht vertheuern; aber di« Landwirthschaft müsse besser geschützt werden Dazu wiederholt er eine schon früher seitens des Centrums ausgesprochene Absicht: .Im Namen der CentrumSvortri kann ich Ihnen erklären, daß die ErttSgniffr aus den Getrcidezölle» nicht auch nur zu einem kleinen Theil in den Staatssäckel fließen sollen, sondern daß sie zur Schaffung einer Wiktwen. und Watkerrver sicher uns für unsere Arbeiter verwendet werden sollen." Zum Nachfolger des Ma,ors v. Kamvtz ist lischt, wie von der »Boss. Zta." gemeldet wurde. Hauvtmann Langhrld. sondern der bisherige Kommandeur der ostasrikaniichen Schutzlruppe Major v. Estorff ausettehen. llebrigens ist die Nachricht, daß Haupt- man» Lanaheld fttiher bH dem 104. Infanterie-Regiment d, Chemnitz gestanden habe, falsch. Langheld ist geborener Berliner, besuchte dort daS Gymnasium >um Grauen Kloster, trat dann rn die Kadettrnanstalt in Dresden ein und wirkte zurrst als Offizier au der Kriegsschule in Glognu. Von dort wurde er aus ein Jahr zur Dienstleistung bei dem 2. Feld-Artillerie-Regiment in Pirm> wnmrandirt und kam im Oktober 1888 »ach Berlin. Jm Jruhrahr 1889 meldete er sich zur Wißmannttuppe und reiste am 2 Sep tember desselben Zaines mit noch 4 Offizieren nach Ostafrika ab. wo er mit Unterbrechung eines kurzen Urlaubs im Jahre 1892 thätig war. Die Verhandlung gegen den zu >2 Jahren Zuchthaus yer- urtheilten Oberleutnant Rüger in Mörchiirgen ist nicht, wie zurrst gemeldet wurde, öffentlich geweren, sondern hat mitkr ÄUSIchluk der Oessenllichkeit stallgesuiroei,. Die „Ctraßb. Post." knüpft an den tragischen Vorfall > Mörchi» gen iolgende Betrachtungen: „In einigen Blättern u die Angelegenheit so behandelt worden, als tc.iae sie erneu besond,r>.u militärischen Charakter. Das ist eine unrichtige Beleuchtung. Do- Geschchniß an sich hätte sich in jedem anderen Milieu wohl el-enio zutrager, können, wie hier in einem militärischen. Der gereiste, sonst ruhige, torreite und gerechte Mann, der rn einem Augcublüt . da er einmal die Herrschaft über seine Persönlichteit oeelvren ha:, auch die „Selbstzucht vrcliert und sich zu einer Beleidigung fort, reißen läßt, die seiner Erziehung und seine» LebenLgewohnheilcn fern liegt; und der junge Man», der in höchster Erregung, tief gekränkt und sorgenvoll, o>rrS irregeleitetem Kamrliensinn sich zur Selbstjustiz fortreißen läßt, das sind Typen, denen wir in jede,.! Stande und in allen Bcrhältiriffeir begegnen. Sie haben nicht- spezifisch Militärisches an sich. Wobt aber würde in einem bärge, lichen Milieu vielleicht mehr kaltes Blut bewahrt worden sein. Man halte dort vielleicht nach dem unglücklichen Schlage allen Anwesenden daS Verspreche» des Schweigens über den Vorfall abgenommen nno wäre dann am folgenden Tage, bei kühlem Kops und ruhiger Heber legung, zur Erledigung gcschriiten. Diese würde dann vielleicht ,/ einer Ertlärung deS Beleidigers geführt haben: „Das. was g schehen ist, ist im unbewußten Drange eines Augenbliäs mangeln der Selbsikontrole ohne jede Ueberlegung geschehen. Es war rii.e rein mechanische Handlung, keine Thai, die einer Absicht entsprang vder einen Zweck verfolgte. Es war somit ein Zusammentreffen, da., einem unabsichtlichen Anstöße» oder Ausdensußtreien glerchlomm. Keine Beleidigung irgend welcher Art war beabsichtig!; es tonn daher auch leine solche vorliege». Ich bedauere das Vorkommnis, lebhaft und bitte es zu entschuldigen, bin auch bereit, falls disi- Entschuldigung nicht genügen sollte, jede sonst noch gewünscht Genugthuung zu geben." Unter Männern, die sich gegenseiiig schätzen und von denen ein Jeder von dem moralischen Werthe und dem Muthe deS Anderen überzeugt ist, würde eine solche Erltärung wohl für ausreichend gehalten worden sein." Polizeilich verboten wurde in Dortmund das Ankleben von Plakaten an die Litfaßsäulen für eine öffentliche Sympathie kundgebung für die Bure», in welcher ein Vortrag: „Der Raub- zua Englands nach Transvaal" aus der Tagesordnung stand. Die Rhein.-Wests Zig." meint dazu, die Dortmunder Polizei habe icdensalls für die Versammlung Reklame machen wollen, obwohl sie das bei der einmülhigeii Sympathie des ganzen deutschen Volkes für die Buren durchaus nicht nöthig hatte. Oesterreich. Ein grelles Licht aus gewisse gesetzgeberische Mängel, wie sic zu Gunsten der klerikalen Ansprüche noch gegenwärtig in Oesterreich bestehen, wirst der Fall des a i t k a t k o k i i ch e u Priesters Franz Jschka. Jschka war ursprünglich katholischer Priester, trat dal», aus der römische» Kirche aus. wurde altkatlwlbcher Priester und verheirathete sich. Ans Veranlassung des Bischofs wurde diese Ehe. wie es nach Bürgerlichem Gesetzbuch hier zu Lande leider noch zulässig ist. durch die staatliche» Gerichte für ungiltig erklärt, jedoch ausdrücklich von allen Instanzen hinzugeiügt, daß kein Theil hieran ein Verschulden trägt. Nachdem sich nun >m Interesse der der alt katholischen Kilchengemeinschaft angehörlgcn Mitglieder czechischer Nationalität in Prag die Nolhwendigkeit der Bestellung eines czechiichen Hilssvrieslers herausstellte, wurde als solcher der Dr. Jschka ausersehen und diese Bestellung der böhmischen Statthalterei angezeigt, welche jedoch diele nicht zur Keniilniß nahm, vielmehr unter Berufung ans das geltende Gesetz ans dem Grunde Ein wendung erhob, weil Ilchka infolge seiner Verehelichung in sittlicher Beziehung nicht als vorwurfSicei angesehen werden könne. Dem gegen diese Statlhalterei-Erledigung ergriffenen Ministerial-Rekurs wurde unter Berufung aus obige Gesetzesbestimmung keine Folge gegeben, da dein Di. Jschka nicht blos in sittlicher, sondern auch ui staatsbürgerlicher Hinsicht die Befähigung mangele. Gegen diese Entscheidung deS Ministeriums für Kultus und Unterricht hat nun der Synvdalrath der allkathoiischen Kirche in Oestscreich, ins besondere mit Rücksicht aus den Beschluß der zweiten dffnode. durch welchen der Evlibatszwang für die alkkalholischen iÄlstlichen auf gehoben wird, die Entscheidung desWiener Verwaltuugsgerichtshoss in letzter Instanz angcrufen. In Wivvach bei Gottichcc wurde der Kaplan Feriancic ver haftet. weil er als Anführer eines Hausens Klerikaler auf den slowenisch-liberalen Verein einen blutigen Ucberfall ausgesührt hatte. Frankreich. Der Ackerbauminister Jean Dupuy hielt in Lille bei der Preisverlheilung des Vereins der Landwirthe Nord- frankrcichs eine Rede, in welcher er ousführte. das Sinken der Getreidevreise sei allen Ländern gemeinsam und berühre nicht blos Frankreich. Das Gesetz, betreffend die Import-Bons werde dem Uebel steuern, und man müsse die Entscheidung des Senats abwarten. Die Recsierung beschäftige sich auch mit der Zuckersrage und werde zwei Vertreter zu der demnächstigen Zucker- konferenz in Brüssel entienden; sie könne aber jetzt schon vettichern, daß sie nicht aus eine Erhöhung der Staatseinnahmen durch ein« weitere Veränderung der Zuckersteuer abziele, sondern sich nur be mühe» werde, den Zuckerkonsum durch eine erhebliche Herabsetzung der gegenwärtigen Abgaben aus Zucker zu steigern. Das regierungsserndliche sozialistische Blatt „Le Petii" kündigt an, daß die Arbeilerbörsen und Ärbeitettyndikate in der Provrnz dein Beispiele der Pariser Genossenschaften folgen und gegen das Schiedsgericht und gegen die Streilvorlqge Millecand s Widerspruch erheben werden. Italien. Mehrere Blätter berichten, Zanardelli habe bereits den Auftrag zur Kabinctsbildung erhalten. In dem neuen Kabine! würden Giolitti das Innere, Prlnetti das Auswärtige, Fortis das Portefeuille der öffentlichen Arbeiten, Guieciardini das der Finanzen und Cappclli das Ackcrbaupvrtescuille übernehincn. Spanien. Manifestanten versuchten in eine Waffel! Handlung in Granada einzudringen. nm sich mit Waffen zu ver sehen. Der Wcissenhändler schoß auf die Angreifer, mn die Be raubung seines Geschäftes zu verhindern. Die Polizei traf ein und zerstreute die Manisestanlen. deren einer leicht verwundet wurde. Die Ruhe wurde wieder hcrgestellt. Die kommunale Bereinigung in Madrid richtete an den Minister des Innern ein Gesuch, das V e re i n s ge s e tz auch aus die Kongregationen aiizuwcndcn und behördlich nicht anerkannte Kongreaativncll aufzulvien. Türkei. Eine Spezialkommission für den Bau einer Eisenbahn nach Hedschar, die im Mldiz-Palaste unter Vorsitz des Marineministers getagt hat. nahm die Tracevorichläge des Chesingenieurs Meißner an. Meißner wurde beauftragt, die Arbeiten sobald wie möglich zu beginne». Bulgarien. Die Wahlen sind ruhig verlaufen, nur in Philippopcl kam cs z» einem Handgemenge außerhalb des Wahl lokals., wobei zwei Personen gctödtet, mehrere verwundet und zwei Verhastirngen vorgenommeir wurden. Der makedonische Schutz- verein veröffentlicht einen Ausruf gegen den Ministerpräsidenten Petrvw, weil dieser die sofortige Auflösung des Vereins und die Auslieferung der Gewehre verlangt hat. Rumänien. Der Kammerpräsident G. Cantacuzenv, Führer der Konservativen, ist mit der Kabinetöbildu » g beauftragt worden. Amerika. Die Constituaiitc in Euba hat nnnmehr einen Bettaffungs-Entwnrs auSgcarbeitet. welcher für die neu zu schassende Republik in Geltung treten soll. An der Spitze soll für einen Termin von sechs Jahren ein ans direkten Wahlen hcr- vorgchender Präsident stehen, als welcher bloS ein geborener oder natmalisirtcr Cubancr wählbar ist, der Letztere nur dann, „wenn er wenigstens zehn Jahre laug der revolutionären Sache auf Cuba mit den Waffen in der Hand gedient hat". Die Jniel soll in sechs Provinzen gelheilt werden, deren Gouverneure vorbehaltlich der Bestätigung des Senats der Präsident ruiennj. Die legislative Gewalt übt der aus zwei Häusern bestehende Kongreß aus. Die Mitglieder des Unterhauses, welches sich alle zwei Jahre erneuert, gehen aus direkten Wahlen hervor, die vier- undzwanrjg Senatoren werden von den betreffenden Gouverneuren der einzelnen Provinzen auf sechs Jahre ernannt. Die Provinzen sewst haben ein beschränktes Selbst-Gouvernement und sind in g- ^ . und 2 ?k>ß regeln Dvesönev Uachvrchten. Nr« 4S. Seile s. Dienstag. LS. Februar 19ÜI