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phornsch. schriftlich od«r mündlich möglichst bi» nachmittags b Uhr aufzugrben, damit eine schnellere und sichere Expedier»«« erfolgen und unter dem Personal eine entsprechende Auswahl getroffen werden kann. Die V e r halten für ihre »4,8 Uhr. im Saa mit der geplanten ereintgten ezirkS» undBüraerveretne ienstaa, den 23. Mal, abends eine Versammlung ab, welche sich Aenderung des Stadtverordnete ir rer ter lhr« Mitglieder Saale de» „Tivoli mit der geplanten Aenderung des Stadtverordnete, Wahlrechts beschlistigen wird und wobei die Herren Leb, Beck über daS Bezirkswahlsyslem, Stadtverordneter Obermerste Unrasch über da» Berufswahlsystem und Stadtverordneter Kauf mann Ahlhelm über das «System der Proporlioimlwahlen Bottrligr halten, an welche sich eine allgemeine Aussprache an- schlicßeu wich. — Die unverhältnismäßig lange Zeit in Anspruch nehmende Krage der Einzäunung und gärtnerischen Ausschmückung der Umgebung des Bismarck-Denkmals hat jetzt endlich ihre endgültige Körung gesunden. Wie man hört, war über die Beschaffung von Einfriedigungen für die beiden vorgelage» ten Rabatten an maßgebender Stelle kein« Einigung zu er zielen. Sehr zum Nachteil der Anlage», die von mutwillige» Passanten und herumstreifenden Vierfüßler» arg mitgenommen wurden und daher in ihrer Entwicklung zurückbliebcn. Das Rundteil auf der Rückseite des Monuments hatte aus dem gleichen Grunde zu leiden, wenn auch hier durch die provisorische Besetzung mit Koniferen, die später von Blattpslaiizengruppen und Teppichbeetanlagen abgclöst wurde», dies nicht so deutlich zutage trat. Gegenwärtig ist nun hier endlich ein Eiscngitter »ach dem üblichen Muster, nur in schwächerer Ausführung, zur Ausstellung gelangt. Auf den vorderen beiden Rabatten wird die Einfassung durch eine kurzgeschnitlene Liguster-Hecke gebildet. Die Beete selbst zeigen Zivcrgroseii, aus denen sich in gleich mäßigen Abständen Nadelbüumc, nach d-r Größe abgestuft, er heben. So wird sich endlich, nachdem beinahe zwei Jahre seit der Einweihung dieses Denkmals verflossen sind, die Umgebung in eurem Dresdens würdigen Zustande pustiilicren. — Sonnabend, den 20. Mai, vorinittagö 11 Uhr findet im Königlichen Belvedere die siebente freie Zusg in m enkunft der Königl. Sächsische» Gewcrbeinspektoren statt. Die Bor stände der Sächsischen Gewerbe-Inspektionen vereinigen sich all- »ährlich einmal zur Besprechung von Fragen, die von den einzelne» Inspektionen zur Erörterung gestellt werden, »in eine möglichst einheitliche Behandlung und Auslegung der gesetzlichen Best!,» muiiaen und Verordnungen innerhalb des Königreichs Sachsen zu erzielen. — Eine kleine reizende Festgabe zum dritten Cruciancr- Tage hat Herr Professor Dr. Uhle in seinen „^Uotriir ^eunaa vt latina , die den Teilnehmern am Festmahle gratis gegeben wurde, zusammengestellt, womit der Bersasser große Freude ungerichtet und viel zur Hebung der Stimmung beigetraaen hat. Interessenten unter den alten Eruciancrn können das Heftchen vom Verfasser noch beziehen. — Po st aus weiskarten. Vor Jahresfrist hat die Postverwaltung für den inneren deutschen Verkehr eine Neue rung getroffen, die dazu bestimmt ist, beim Empfange von Postsendungen Weiterungen zu vermeiden, und auf die wir bei Beginn der Reisezeit besonders aufmerksam machen möchten, nämlich die Einführung besonderer Postaus- weiskarten. Die Karten dienen als vollgültiger Ausweis nicht nur an den Postschaltern, sondern auch gegenüber dem Post- bestellpersonal. Bei der Abtragung von Postanweisungen, sowie von Wert» und Einschreibsendungen an einen dem bestellenden Boten unbekannten Empfänger, der sich durch Vorlegung einer Postausweiskarte ausweisen kann, bedarf es daher der sonst vorgeschriebenen Bürgschaftsleistung durch den Gastwirt oder eine andere bekannte Person nicht. Die Postausweiskarten haben eine Photographie, eine kurze Personalbeschreibung und die eigenhändige Unterschrift des Jrchaders zu enthalten. Für ihre Ausstellung ist eine Schreibgebühr von 50 Mg. zu ent richten. Anträge auf Ausstellung sind an die Poitanstalt, der die Wohnung des Antragstellers zugcteilt ist, persönlich unter Vorlegung einer unaufgezogenen, nicht zu dunklen Photographie in Visitformat zu richten. Der Postanstalt unbekannte Personen haben sich durch eine andere Person oder in sonst zuver lässiger Art auszuweisen. Postausweiskarten sind «in Jahr, vom Tage der Ausstellung ab gerechnet, gültig. Postausweis karten, während deren Gültigkeitsdauer im Aussehen des In- haberS siüche Aenderungen eintretcn, daß die Photographie ober die Personalbeschreibung nicht mehr zutreffen, müssen schon vor Ablauf der Frist erneuert werden. Der Inhaber einer PostauSwciSkarte ist für alle Nachteile verantwortlich, die aus dem BeAuste oder der mißbräuchlichen Benutzung der Karte entstehen. de 1766^^^000 Mr.^us" Nr."n7Ä3 : * Hs' Nr, "l41188 300 Ml. auf Nr. 50747, 128818, 134482, 180898 : 200 Ml. au 9K. I983I4; 100 Mk. auf Nr. 25018, 80366. 117751, 135504s 161334, I986S9. — Em Veteran der Fleischer-Innung beging vorgestern in großer Rüstigkeit seinen 70. Geburtstag: es ist dies der privatisierende Fleischermeistcr Wilhelm Wagner, der vom 20. April 1887 der Fleischer-Innung als Obermeister mit großer Energie Vorstand. Seine Wahl war erfolgt, nachdem er sich als Vorstandsmitglied bestens bewährt hatte. Unter feiner Leitung entstanden verschiedene Baulichkeiten, die heute noch dem Dresdner Jnnungs-Schlachchofe zur Zierde gereichen. Es entstanden 1887 die große Rinderverkaufshalle nebst Futter stall, das 3. Rinderschlachthaus, das Schweineschlachthaus usw. Er regte die Bildung der JnnungSkrankenkaffe an und trat warm für die Errichtung der gewerblichen Fach- und Fortbildungs schule der Innung ein, die in diesen Tagen auf ein lOjähriges Bestehen zurückblicken konnte und gar bald eine Musteranstalt für spätere Unternehmungen ähnlicher Art wurde. — Wie im Vorjahre, so sind auch im kommenden Sommer Sonderzüge zu ermäßigte» Preise» von Leipzig nach Hamburg, Kiel und verschiedenen Nvrdseebcidcrn m Aussicht genommen. Diese Züge werde», soviel bis jetzt bckgnnt, gm 10. Juni tPsingstsonngbciid). 8. Juli, 14. Juli. 15. Juli und 15. August in ocu späteren Borinittggsstuiiden von Leipzig Magde burger Bahnhof abgelassen werden. Mit Ausnahme des Z am 10. Juni werden auch Sonderzngskartcn auf verschiedenen sächsische» Stationen, u. a. auch Dresden, aufgelegt werden. Weitere Mitteilung folgt später. — Zum Zwecke der Erhaltung und des weiteren Ausbaus der jährlich wiedcrkehrendeii Ausstellungen von Motorfahr zeugen re. i» Leipzig und zur Bekämpfung entgegengesetzter ans Verlegung nach einer anderen deutschen Stadt gerichteten Bcstre- Pflege der Interessen dieser Aussteller in allen Ausstellungs ' ge» sein lassen und die Veranstaltung von l die Hand nehmen. Der Jahresbeitrag wird 25 Mark betrage», wofür aber verschiedene Vorteile geboten werden, wie z. B. die Anrechnung des ganzen Jahresbeitrages ans die Platzmicte bei den zukünstigen Leipziger Ausstellungen usw. Ein provisorisches Komitee hat sich bereits konstitniert und ist gegenwärtig mit der Ausarbeitung der Satzungen beschäftigt. Näheres ist im Ausstelluuasbureau im Krystall-Palast zu Leipzig zu erfahren, wohin auch Beitritts-Erklärungen zu richten sind. — Die KunstKickerei Harnisch, Pillnitzer Straße 7, 1. Etage, hatte ini kleinen Saale des Hospiz, Zinzendorf- straße, eine sehr beachtenswerte Ausstellung^ künstlerischer Hand arbeiten veranstaltet, deren Reinertrag znm Besten des Sächsischen Krüppelheims (Königin Carola-Stiftung, Dresden-Trachenberge) bestimmt ist. Besonders hervorzuhcben wäre» die ausgestellten Arbeiten von Frl. Tea und.Rita Girardclli, von denen letztere na mentlich in Weißstickerei Vorzügliches geleistet Kat »nd von Frl. Else Arnold (bunte Leinenstickerel). Frl. Alwine Tictze bat vollendet gestickte^- — ----- gestickte äerrenwesten ausgestellt und Frl. Seifert weiß auf weiß vamenbliisen. Alles in allem legte die Ausstellung ein vortreffliches Zeugnis von der Leistniigssähigleit des Instituts Harnisch ab. — Prinzessin Hohenlohe mü> Prinz von Schwarz- b u ra-R uo ol sto dt besuchten die Luxuspapier- »nd Leder- tvarenhandlung von Rudolf Jahn, Prager Straße, Ecke Waisen- hauSftraße. — Der zwischen der Fürsten-Straße und der Tittmann- Strah« in der Verlängerung der Holbein-Straße gelegene, im Bebauungspläne für Vorstadt Striesen niit 0 1 u»d 0 bezeich net« Straßciitcil erhält de» Namen „Holbein-Straße''. — J>» heutigen um 4 Uhr beginnenden Freikonzert des Fremde nverkehrsveretus mit Korso spielt das MusittmpS ves 12. Fcldartillerie-RegimrutS unter Leitung des Königl. Militär-Musikdirigeiiten AK Baum. ^ — Im Zoologische» Garten erweckt die Futa- Scha »stell» ug bei allen Besuchern, nicht zum wenigste» aber bei der Kinderwelt, das lebhafteste Interesse. So waren am letzten Sonntag von de» über 10000 Besuchern des Gartens mehr als die Hälfte Kinder. Finden die Erwachsene» namentlich an den farbenprächtige» Einzügen des Sultans und der Sultanin ihre Augenweide und dringen sie ein besonderes Interesse de» cigenartiaeu und in Dresden noch nicht gesehenen Szenen aus dem afrikanischen Leben entgegen, so nimmt die Jugend in erster Linie außer den Kampfszeiieu mit Speer und Schwert der Kara- wancnübcrfall i» der Wüste nud die Befccumg der geraubten Sklave» gefangen, bei der Realistik und Humor in aleich wirk samer Wege zur Geltung kommen. Auch das vorzügliche Pfcrde- material der Truppe findet allgemein Anerkennung. — Der Dresdner Mannergesangverein eröffnet«: die Reihe seiner sommcrlichc» Veraustaliuugcu am Sonntage mit einem Fcimilicu-Ausslug durch die im herrlichen Frühlingögnui prangende Dresdner Heide, dem sich ein im Bahnhofs-Restaurant zu Klotzsche abgehnltciics Tänzchen anschloß. — Im S cy illeracirten zu B1 asewi tz finden wiederum jede» Domicestaa Militärkouzerte statt. Das erste dieser Konzerte spielt mvlgen nachmittag 5 Uhr Herr Königl. Musikdirigcnt Baum mit der Kapelle des 12. Feldartillcrie-Regiuleiits. — Leipzia, 16. Mai. An der alten Brücke in der Nähe des VcrbindnngswcaS nach Bad Rohrteich wurde gestern atzend ei» Mann in Begleitung einer Fra» beobachtet, der ein Paket in die Parthe warf und sich mit der Frau dann schleunigst nach dem Plöhner Weg zu entfeinte. Bon mehreren Personen wurde das Paket ans dem Wasser geholt. Es war niit Eiscnstückeir beschwert und enthielt den L e i ch » a m eines ncugcborenen Kindes weiblichen Geschlechts, in einen grauen Zngbeutel eingehüllt, um den eine Nummer der „Deutschen Franenzertung" und über diese braune Pappe geschlagen war. — Zittau, 15. Blas. An der bevorstehenden Landtags- wahl im 3. ländlichen Wahlkreise will sich diesmal die Zentrnmspartci niit einem besonderen Zählkandidntcn bctciliae». Als solcher wurde in einer in KönigSham stattgefnndenen Be sprechung von talhvlischcn Wähler» Herr Kanonikus Pfarrer Rönsch in Ostritz ausgestellt, der auch die Zählkandrvatnr an genommen hat. Kandidat der freisinnige» BoltSpartei in dem ge nannten Kreise ist der RohlenbcrgwerkSbesitzer Bnchhcim in Zittau. Ter Bund der Landwirte hat Herrn Gntspnchtcr Dommsch in ÄerthelSdorf als Kandidaten uomrniert. Hierzu kommen noch ein nationallilieralcr und ein sozialdemokratischer Kandidat. — Zufolge einer vom preußischen Kricgsmimsterinm von Gloaau in Schlesien aus gestellten militärischen Flugau.sgabe wurden am 14. d. M. früh 7 Uhr ans dem Bahnhofe in Kanrerrz vom Mrlrtärbrrcstaubenklub zu Gera 74 Brief tauben aufgelassen, die tags Vorher in vier Käsigen von Gera über Großenhain eingetrofsen waren. Nach vorausgegairgencr Fütterung erfolgte zur festgesetzten Zeit die Oeffnrmg der Be hälter, aus denen die gezeichneten und meist mit Füßlingen versehenen Tierchen (Zucht 1904) rasch in die Lüste stiegen und nach mehrfachem Umkreisen der westlichen Stadt ihre 143 Kilo meter Luftlinie betragende Reise nach Gera antraten. Für 3. September d. I. steht in Kamenz ein weiterer Flug junger Tauben 1905er Zucht bevor. — Schwurgericht. „Ich habe keine Heimat mehr: ich muß eine Dummheit machen, um ein Unterkommen zu finden, weirigstcirs so lange, bis mein Finger wieder „hcele" ist." so äußerte der 1861 in Großkagen geborene, in Lonrmatzsch wohnhaft gewesene Dachdecker Moritz Hermann Lehmann am Abend des 21. Januar d. I. zu seiner Frau. Er führte auch die „Dumm heit" aus und hat sich mm wegen vorsätzlicher Brcnidstistling zu verantworten. Der Angeklagte hat durch einen Unfall de» Zeige finger der linken Hand verloren, ist dadurch cinigerniaßeir i» seiner Erwerbstätigkeit beeinträchtigt, scheint aber auch früher nicht viel vom Arbeiten gehalten zu haben. Er ist starker Alkoholiker und kümmert sich nicht rm geringsten u», seine Familie. Nach der Entlassung aus dem Rrcinkcnhauje gewährte »ra» ihm Unterkommen im Arinenhause und schließlich hätte ihm auch noch das Arbeits haus gewinkt. Die Frau zahlte ihm um Neujahr für seine zurück- gelassenen Möbel 53 Mk. aus, welche jedoch in wenigen Tagen vertan waren. Am 1. Januar kam der Brandstifter nochmals in seine Wohnung, erhielt von seiner Frau noch 25 Pfa. zum Nacht quartier und beschloß, für ein Unterkommen zu sorgen. Mit Streichhölzern ausgerüstet, schlich er nach zwei an der Meißner Straße in Lommatzsch stehenden Scheunen eines Fnhrwerks- besitzers, welcher ihm wiederholt Arbeit gegeben hatte, und zündete das im Innern lagernde Stroh an. Mit großer Schnelligkeit verbreitete sich das Feuer über beide Gebäude und äscherte sic samt Jnbalt völlig ein. Der Gesamtschaden beziffert sich auf 20000 Mk., wovon der Besitzer, welcher den Inhalt der Scheunen nicht versichert hatte, die Hälfte zu tragen hat. Durch den Brand sind auch die Nachbargebäude der Scheunen arg gefährdet worden. Lehmann wird unter Versagung mildernder Umstände zu 6 Jahren Zuchthaus und 10 Jahre» Ehrverlust verurteilt. Polizeiaufsicht ist zulässig. Als Vertreter der Anklage fungierte Staatsanwalt v. Ehre»itein, als Verteidiger Rechtsanwalt Pitich. — Militärgericht. Wegen Mißhandlung eines Unter gebenen und Ungehorsams hat sich vor dem Kriegsgericht der 23. Division der 1883 zu Reinsdorf bei Zwickau geborene Unter offizier Heinrich Friedrich Näser von der 12. Kompagnie des Grenadier-Regiments Nr. 101 zu verantworten. Der durch Rechtsanwalt Dr. Baum verteidigte Angeklagte ist beschuldigt, am Nachmittag des 15. März während des Dienstes dem Grenadier R., als dieser sich in Grundstellung, mit aufwärts- ^ - » »- » ' ' er schlechten Haltung gegeben hatte, mir den Unterleib versetzt zu haben, sodaß sich der Getroffene am nächsten Tage krank meldete und längere Zeit im Lazarett zubrachte. R. soll eine Bauchsellanetschung davongetragen haben. Wie er behauptet, habe er sich nicht absichtlich schlapp gestellt, sei vielmehr infolge nur zu Korreklurzwecken weisansnahme wird der weise von der Anklage d wegen des Ungehorsams zu ^ . t. verboten. Nach längerer Be wird der Angeklagte mangels ausreichender Be- Anklage der Mißhandlung sreigesvrochen und nur gehorsams zu 2 Tagen gelindem Arrest verurteilt. Taaesneschichte. Die deutsche Sondergcsandtschast nach Fez ist. wie bereits gemeldet, dort am 11. Mai eingetrofsen. Ihre Ankunft gibt der vom Bureau Reuter in London herausgegebencn „Allgem. Korresp." willkommenen Anlaß zu folgenden Auslassun gen, die cs verdienen, niedriger gehängt zu werden: „Graf v. Tattenbach, der Spezmlgesandte des Deutsche» Kaisers nach Fez, ist in Fez angckonimen und hat den Anstrag, bei dem Sultan zu beantrage», daß die fmiizösischei, Jnstruktionsofsiziere in der marokkanischen Armee entlassen und durch deutsche ersetzt werden (???) sollen. Wenn der Sultan auf diese Forderung eingeht, könnte vielleicht, wie der Reuter-Korrespondent »leint, ein Bruch zwischen Frank reich und Deutschland eintreten, denn es würde sicher be deuten. daß das Deutsche Reich ein Protektorat über Marokko sucht. Der Sultan hat früher einmal schon ein ähnliches Ansuchen nach Berlin gerichtet, doch wurde dieses Gesuch damals abschlägig beschicke». Zu dieser Angelegenheit äußert sich der „Spcctator", ein einflußreiches Wochenblatt, in ziemlich offenherziger Weise. Das Blatt meint, das; die Marokko frage bedeutend ernster als die französisch-javanische NeutraUtätsfrage sei, weil nämlich die Lösung wesentlich von einem unbekannten Faktor, nnniucy die Lösung wescntlicy von emem unvckannkcn Hanor, d. i. von der Geheimpolitik des Deutschen Kaisers, abhängc. Kaiser Wilhelm könnte wünschen, wie einige Alarmislcn vermute», Frankreich durch eine Kriegserklärung in Schranken znha 1 te » , während Rußland in seiner gegen wärtigen Lage nicht fähig wäre, seinem Bundesgenossen irgend welche Hilfe zu leisten und zu verhindern, daß Deutschland ihm die größten und reichsten Kolonien, »ach denen der Pangermanls- mns seufzt, wcgliehiiic. Aber, so fährt das Blatt in richtiger Beurteilniig der Lage fort, diese Annahme, obgleich die Möglich keit vorhanden, ist nicht als sehr wahrscheinlich z» betrachten. Ein Krieg mit Frankreich würde ein schwieriges Abenteuer für jede Macht sei», da keine einzige weiß, wie beschaffen da»< , ^ reich im Kampfe für seine Existenz wäre, und welche befreundeten Staaten ihm Hilfe leiste» würden. Frankreich amugreisen, durste zu gewagt sein, weil cs ganz kürzlich erst einen FreundschaftSvrr- traa mit Großbritannien abgeschlossen habe, und der Deutsche Kaiser würde, wenn er es wagt, darnach trachten, große und end gültige Siege sowohl für seine Flotte, als auch für seine Armee u erlangen. Nachdem das Blatt noch einige Worte über das rciiizösisch-britische Einvemehnie» verloren hat, fährt es wörtlich ort: „Das ist aber gewiß, wenn sich die Vermutungen, daß Graf v. Taltenbach vor hat. den Sultan um die Einstellung deutscher Jnstruktionsvsfiziere in seiner Armee zu ersuchen, so wrrd die zu künftige Beurteilung Deutschlands eine weit andere sein als jetzt." Zum Schlüsse fragt das Blatt, ob es nicht gut wäre, die ganze Angelegenheit dem Haager Schiedsgericht zu unterbreiten, da diese Lösung wohl die einsachste und wahrscheinlichste sein dürste. Wir brauchen nicht hinznzusügen, daß die ganze Darstellung der Anweisungen, die Gras Taltenbach erhalten habe» soll, ebenst' aus der Luft gegriffen ist wie die Darstellung der „Geheimpolitik" des Deutschen Kaisers. Niemand i» Deutschland denkt daran, ein Protektorat über Marokko anznstrcbcn oder Frankreich um Marok kos willen init Krieg zu überziehen. Deutsches Reich. In dem vor einigen Tagen bekannt gewordenen Telegramm des Kaisers an den Internationalen Eisenbahn-Kon greß zu Washington gibt der Kaiser dem Ge- danken Ausdruck, daß der internationale Verkehr das wirk- jcffnste Mittel sei, das gegenseitige Verständnis unter den Völkern zu fördern und sie friedlich einander näher zu bringen. Die offiziöse „Nordd. Allg. Zig." knüpft hieran folgende Bemerkun gen: „Ein sprechenderer Beleg für die Richtigkeit dieser Auf fassung ist wohl kaum zu finden, als die Entwicklung der Be ziehungen zwischen Deutschland und den Ver einigten Staaten ihn bietet. Solange diese beiden großen Nationen der unmittelbaren Fühlung lo gut wie ganz entbehrten und sich damit begnügten, einander im wesentlichen durch Vermittlung dritter beurteilen zu lernen, standen sie sich fremd gegenüber, da es naturgemäß keiner von ihnen gelingen konnte, aus diesem Wege klares Verständnis für das Wesen der anderen zu gewinnen. Wohl sehlte es in Deutschland, eben» wie in Amerika niemals an, einzelnen guten Kennern amerika- nischer beziehungsweise deutscher Verhältnisse, doch vermochten diese die weitverbreiteten Vorteile nicht zu überwinden. Mit Genugtuung dars mau jetzt feslstcllen, daß, hierin ein sehr er freulicher Wandel angevahnt ist. Em tieferes Eindringen in die Eigenart der beiden Nationen hat auch weitere Kreise der Einsicht zugänglich gemacht, daß man es hier 'wie dort mit berechtigten nationalen Individualitäten zu tun hat, aus deren unrichtiger Einschätzung für die eigene Nation nur Schaden entstehen kann. Tie eingehendere Beschäftigung mit den Ver hältnissen in Amerika hat in Deutschland 5er Erkenntnis die Wege geebnet, daß es irrig gewesen ist, den Amerikanern, an denen man im allgemeinen nur den unternehmenden Ertverbs- sinn sah, ideale Bestrebungen völlig abznsprechen. Ernste deutsche Beobachter amerikanischen Lebens und Wesens haben diesen Irrtum berichtigt und nachgewiescn, daß jenseits des Ozeans aus geistigem und sittlichem Gebiete Leistungen hervor- ragender Art zu verzeichnen sind. Nachdrücklicher als um fangreiche Darlegungen wirken indessen aus weitere Kreise Per sönlichkeiten ein, die, wie Präsident Noosevelst, an jedes Tun oder Lassen den ethischen Wertmahstab legen und nur solchem Schaffen die Berechtigung zuerkennen, das von idealen Motiven getragen wird. Der von ihm dieser Tage im Klub der Kausleute zu Chicago getane Ausspruch, ohne höhere Ideale sei ein Erfolg im Geschäftsleben nickt möglich, zeigt deutlich, daß der Präsident dem einzelnen wie der ganzen Nation sehr hohe Ziele setzt, ohne die materielle Erfolge, un geachtet ihres blendenden Scheines, nicht wären. Was aber Herr Roosevclt dort äußerte, erfüllt sicherlich in Amerika selbst das Empfinden weiter Kleist, deren Bedeutung für das öffent liche Leven der Union unablässig zunimmt. So unzweifelhaft in Amerika die Geltung idealer Werte wächst, ebenso unbestreitbar bat in Deutschland das Verständnis sürdie realen Erfordernisse des nationalen Daseins an Boden gewonnen, so daß. die Entwicklung die beiden Nationen nicht auseinanderführt, sondern sie ganz entschieden nähert. Aus die eine aber wie auf die andere kann eS nur von ersprießlichen Folgewirkungen sein, wenn sie durch regen Austausch unmittelvarer Eindrücke in ihrem Streben und Schaffen einander befruchten." Nicht nur Kardinal Kopp, sondern auch Kardinal Fischer hat sich, wie bekannt, auf kaiserliche Ein ladung nach Metz begeben. Ueber den Anlaß zu dieser auf fälligen Berufung oer beiden höchsten katholischen Geistlichen an das kaiserlich« Hoflager ist bis zum Augenblick nichts bekannt. Daß er wichtiger Natur sein muß, ist ohne weiteres klar. Der „Reichsanzeiger" meldet zwar, daß Kardinal Kopp nach Metz fahre, um „dem Kaiser den Orden vom Heiligen Grabe" zu überreichen, den das Patriarchat in Jerusalem den Monarchen gebeten hat. in Erinnerung an den Aufenthalt in Palästina auzu- nehmen." Das ivird doch wohl nicht der einzige, wohl auch nicht der eigentliche Grund sein, zumal gleichzeitig auch Reichs kanzler G ra f B ü l ow in der Grenzfefte eingetrofsen ist. Zn dem Buche über „unfern Kronprinzen" sendet der Verfasser mit bezug auf die von der „Deutschen Zeitung" zuerst veröffentlichte Erklärung des Generalmajors von Pritzelwitz sol gendc Zuschrift: „Die Erklärung des Herrn Generals von Pritzel wik, betreffend das Buch „Der deutsche Thronfolger im Lick» unserer Zeit" werde ich in ihre» wichtigsten Punkten an anderer Stelle widerlegen. Durchaus unrichtig aber ist die Behauptung, das; ich „kaum" mit dem Kronprinzen m Berührung gekommen sei. Außer meiner Unterrichtszeit bin ich stundenlang und ganze Abende mit ihm zusammen gewesen. Wenn Herr General von Pritzelwitz dies nicht weiß, so liegt das an dem Umstand, daß er nie zugegen war. Außerdem aber wird mir jeder Pädagoge zugeben, daß bei zweijährigem Unterricht der Lehrer sich ein Scelenbild des Schulet-.- machen kann, um mit der Vorsicht und in dem geringen Umfange, wie ich's getan, urteilen zu können. Vom „Hörensagen" weiß ich das, was ich in meinem Buche als solches selbst kennzeichnet'. Alles andere ist erlebte Wahrheit oder wahres Erlebnis, Willy Seibert." Ein General, ein Admiral und der Botschafter Bihonrd werden Frankreich bei derHochzeitsfeicr desdcut- schcn Kronprinzen vertreten. Der Bilndcsrat ist, wie die „Nat.-Lib. Corr." hört, sehr leb haft mit deii Verhandlungen über den Gesetzentwurf wegen des Versicherungsvertrags beschäftigt. Diese Verhand lungen werden schwerlich vor dem Herbst zum Abschluß kommen Es besteht aber die bestimmte Absicht, den letzteren so früh herbei ziiführe», daß der Reichstag bei scinem Zusammentritt die Gesetzes vorlage vorfinden wird. Unter den zahlreichen Meinungsver schiedenhciteii, die noch ausgeglichen werden müssen, steht in erster Reihe die Frage nach der Behandlung der staatlichen und korpo rativen Versicherungsanstalten, vor allem auf dem Gebiete der Feuerversicherung. Daß nicht bei allen Bundesregierungen die Neigung besteht, diese Anstalten im Sinne des Entwurfs der Reichsverwaltimg dem Gesetz gleichfalls zu unterstellen, ist be kannt. Zweifelhaft ist nur, welche Auffassung im Bundesrate überwiegen und zu welchen Vennittlpiigsvorschlagen man greifen wird, um die bestehenden Gegensätze auSzugleichcn. Der Gesetzentwurf zum Schutz von Forderungen der Bauhandwerker ist in der Mimsterialinstanz fertig gestellt. Es scheint also Aussicht vorhanden zu sem, daß der Reichstag mit der lange vorbereiteten Angelegenheit sich im nächsten Winter wird beschäftigen können. Der Reichstag hatte mit großer Mehrheit eine Resolution angenommen, worin die verbündeten Regierungen aufgefordert wurden, baldigst eine» Gesetzentwurf wegen Errichtung von Heimstätten vorzulcgcn. Der Bimdesrat hat indessen, wie ein Berliner Blatt zu beuchten weiß, in seiner letzten Sitzung be schlossen, dieser Anregung keine Folge zu geben. Der Entwurf betreffend die Ausgabe von Reichs- ban knoten zu 50 und 20 Mark ist nunmehr dem Reichstage zngcgangcn. I» der Begründung heißt es n. a.: „Es forderlich. Der Entwurf sieht demzufolge für die Reichsbauk die Eruiächtlgniig zur Ausgabe von Fünfzig- und Zwaiijiamarknoten vor. Da der metallische GrundcharakterrveS deutsch«» Geldumlauf» Dresdner Nachrichten. 1SV. Seite 3. E Mittwoch, 17. Mai 1»«s