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irrte» Elemente bot «ine verhandln»« vor dem Krieg», der, SS. Diviisiou. über die «vir bereit» berichteten. gm Aahre IMS. «am «S in der «« Tale derMrte» Weiher,d «u e,n«m Streik, nicht «ine Lohnaufbesserung, sondern dw Gut- »» «t»e» den Orgcmfflerten nicht angenechmen Arbeiter» . M dicher Zeit trat in der tSpechlritzmühle der Drechsler in« in Arbeit und wies die Sereitpostemteher «an» int en Anrück. Der Mann ist Familienvater, «in sehr tüchtiger Arbeiter, «nt beleumundeter Menisch und zudem Unteroffi-ier der LcnmoeHr. Dies« fest« Perfönliclckejt war natürlich den Genossen sehr im Wege, und so kam es. das, bisher alles versucht wurde, um ihr den Aufenthalt unmöglich »u macken. Er wohnte anfanä» bei einem Bäcker: allein die Genossen brachten es mit einer Wookottdrohuna dahin, daß ihn sein Hauswirt zum schnellen Ausziehen bewog. Darum wohnt seht die Familie bei einem Gutsbositzer. der au» Gnade «in kleines «Seitengebäude seine» Anwesens zur Verfügung stellte. Allerdings ist di^e Wohnung rncht genügend, um den gesamten Hausrat der Familie aulzunehmen. Am Gasthaus« zu Svrchtritz wurde dem Manne vom Wirte »weimal alattiveg daS Lokal verboten, weil die Genossen drohten, sie würden wegbleiben, wenn A. noch ein Ma» Mer bekäme. Diese Drohung wurde noch verstärkt durch de» Hiwweis, daß auch der Augenvoerein und der Gesangverein den Gasthof wegen Aährings Verkehr daselbst meiden würden. Ja «S «mg so weit, Laß sämtliche Geschäftsleute. Lei denen Aähring» kauften, erfolgreich mit dem Boykott bedroht wurden, so dab diese Familie ihren ganzen Bedarf auswärts decken mußte. Am Dunkeln wurde von Arbeitern und halbwüchsigen Burschen vor Aäbring ausoespuckt und seine Frau einmal an- gerempelt. Allen diesen Niederträchtigkeiten bot Aähring bisher erfolgreich Trotz, ja er sagt« in begreiflicher Entrüstung den Herren Genossen einige Mtale recht derb die Wahrheit. Aus dem Heimwege von der Kontrollvevsammlung zu Dippoldiswalde im vergangenen Frühjahr ging es so weit, dab der 23jährige Drechsler Martin au» «Ppechtritz Aähring anrempelte und mit gemeinen Reden beleidigte, während der Maschincnarbeiter Geißler in beleidigender Weis« drohte, .dem Streikbrecher die Knochen -u brechen". Da Aähring Unterossizier der Landwehr ist und die beiden obengenannten Personen an diesem Tag untrr dem Militärg^seh standen, machte er Meldung, und es wurde nunmehr gegen die beiden verhandelt. Hierbei erlebte man es nun. daß «sich Martin, der damals zu den Streikenden gehörte und dessen Platz Aähring heute in der Mühle einnimmt, und eine ganz« Gruppe Zeugen, hauptsächlich Spechtritzer Geschäfts- leute und Arbeiter, sowie Verwandte der Angeklagten bemühten, Aährings «sichere und korrekte Behauptungen unwahr und als einen Racheakt hinzustellen. Diesem Vorgehen schloß sich Rechts anwalt Mcding als Verteidiger der Angeklagten an. indem er in sehr «veitgehender Weise Aährings Wahrheitsliebe herunter- zog, ihm Gchässrhkeit und Ueberempfindlichkeit vorwars und auch Streitlust anhin«. Demgegenüber stellte der Vertreter der Anklage fest, dab nicht das Mindeste gegen die Glaubwürdig keit AähringS vorliege, daß er «sich immer vollkommen gleich geblieben ist in seiner Aussage und mit grober Sicherheit und Rübe sein Zeugnis abgegeben hat. Das Gericht lehnte von 23 Zeugen 8 ab. darunter die Verwandten der Angeklagten und «inen Bäckermeister und «inen Gastwirt: letztere, weil bei ihnen >bei ihrer Aussage «rohe Anteressen auf dem Spiele standen, nchem sie wirtschaftlich abhängig find. Außerdem schenkte das Gericht dem Zeugnisse Aährings Glauben und verurteilte Martin zu 2 Aahren und Geißler zu 6 Monaten Gefängnis. Martin wurde sofort verhaftet. — Me Bureaubeamten des Ministeriums deS Innern besichtigten am 12. September mit ihren Damen die Chemische Fabrik Helfenberg A.-G. vorm. Eugen Dieterich und folgten, in zwei Führungen geteilt, mit lebhaftem Interesse den Erklärungen, die von den Herren Direktor Dr. Karl Dieterich nnd Dr. Kerkhoff erfolgten. Stach Schluh der zweistündigen Besichtigung wurde unter der Leitung des Herrn Direktors Hans Dieterich durch die Fabrikfeuerwehr rin m allen Einzelheiten gelungener Löschangriff gegen ein als Brandobiekt angenommenes Fabrikgebäude vorgesuhrt. Ein geselliges Beisammensein im -Erbgericht"»Nirderpoyntz, welches die Herren Direktoren Dr. Karl und Hans Dieterich veranstaltet hatten, hielt die Teilnehmer <» fröhlicher Stimmung noch lange Zeit zusammen. — DaS vom Landwirtschaftlichen Verein Franken- Aausen veranstaltet« Prob«pflügen fand unter grober Teünahme von Landwirten und Interessenten statt. Geprüft Wurden 24 Pflüge von fünf Fabrikanten bezw. Vertretern. Me Abnahme de» Pflügens erfolgte durch die Herren Prof. Dr. Strecker-Leipzig. Kreissekretär Oekonomierat Schanzler- Auerbach und Oekonomierat Rittergutsbesitzer Zeidler-Ober- losa. An di« Prüfung schloß sich eine Versammlung im Gast hof „Gosel" an, in der Herr Prof. Dr. Strecker «inen Vortrag über den Wert de» PflügenS hielt. — Der Allgemeine Hausbesitzer-Verein zu Dresden veranstaltet Mittwoch, den 19. o. M., nachmittags 2 Uhr eine» Herbstausflug per Schiff nach Wachwitz, wo in Wlias Dampfschiffrestairranl Konzert. Vogelschießen und Tanz stattfinden. - Der Der Verband sächsischer Stenotachy- ^rapben hielt am 8. und 9. September seinen diesjährigen dStagm Leipzig-Kleinzschocher ab. Gleichzeitig beging die Stenotachygraphischc Gesellschaft ... >vin 10. Stiftungsfest. Am 8. September .. — Verbandest. bestehend in: Konzert, Fest rede und Ball statt. Verbunden mit dem Verbandstage war eine reichbeschlckte stenographische Ausstellung: cs war da u. a. zu finden: eine Erbse mit dem Vaterunser, eine Postkarte mit 28483 Silben, em Zehnpfennigstück mit dem Gedicht: „Des Sängers Fluch" alles in ungekürzter Stenotachygraphie, ein« Fülle von Parlaments-, Geschäfts-Stenogrammen. Lehrgängen usw. fast sämtlicher Systeme. Besonderes Aufsehen erregte die stenographische Leistung des Kaufmanns Tilo Stiebritz, Erfurt, der als NlchtberufSstenograph in der Minute 380 bis 400 Silben schrieb. Die Verbandsverbandlungen beschäftigten sich lediglich mit Propaganda-Fragen. Der Besuch war außerordentlich gut. — An der letzten Sitzung deS Kaufmannsgerichts klagte «ine Direktrice gegen «me hiesige große Firma auf Ge- L-^ wen sie ausgesprochene fgehoben worden, daß . . „ingszeit hinaus arbeiten ließen. Nach kurzer Beweisaufnahme riet das Gericht zum Vergleiche mit der Begründung, daß in dem Weiterarbeitenlassen allerdings «ine stillschweigende Aufhebung der Kündigung zu sehen sei. Sei ein bloßer Art der Liberalität in dem Sinn« gemeint gewesen, die Klägerin noch ein paar Tage Weiterarbeiten zu lassen, so hätte die Firma das ausdrück lich betonen müssen. Angesichts dieses Standpunktes des Ge- richtS zog di« Firma einen Vergleich vor. — Die freiwillige Sanitätskolonne I vom Roten Kreuz zu Dresden begeht am 21. September im Saal« deS „Drei Kaiser-Hofes" in DreSden-Löbtau, abends 8 Uhr, die 9. Gründungsfeier. Ende November bezw. Anfang Dezember findet Unterricht für eine neue Abteilung, Mitte Oktober WiederholungS-Unterricht statt. — Im Kaiser-Palast, Marmorsaal. findet heute Elite- Bierabend mit Unterhaltungskonzert statt. Die Musik wird von Arno Meßner» Orchester mtSgeführt. — ImCentral-Theater findetda» glänzendeProgramm diese- Monats allabendlich starken Beifall. Von heute ab werden die Vortragenden Künstler und Künstlerinnen ein neues Repertoir darbieten. Bor allem wird Otto Reutter seine neuesten Schlager zum Vortrag bringen, während der Biograph neue Suiet» lebender Photographien Vorführer, wird. Morgen. Sonn tag, finden zwei Vorstellungen, und zwar nachmittags V»4 Uhr bei ermäßigten und abends 8 Uhr bei gewöhnlichen Preisen statt. Die Nachmittags-Vorstellung ist besonders auch für Kinder zu empfehlen, da ihnen vor allem Merlans Hunde-Somödte außerordentliche» Vergnügen bereiten wird. — Der ungarische Ackerbaumintster erläßt im Inseratenteile eine Bekanntmachung, Pferde-Lizitation undPferde- markt betreffend. — Mit dem >Pf« rde stürzte bei einer Attacke in der Näh« de» Ritterguts Jauernick Herr Leutnant Brenner vom Grimmaer 19. HüsareiEegiment. Seine Verletzungen tolle» crbeblicher Natur sein. - — Mit dem alten Glockengeläute wurde in Mutzlchen «ine Tochter vom Korbmacher Kleeberg-Roda om 5. Mat zuletzt getraut und mit den, neuen Geläute wurde daselbst vorgestern au» der selben Familie ein Sohn zuerst begraben. «uS de« amtliche« vekanntmachnngeu. Au» der von Frau Louise Alwine Eleonore verw. Dr. Giinh aeb. Glind in Dresden letzt,Mia errichteten Stiftung sind die Zinsen in Höhe von 386 Mt. 25 Psg. bedürftigen ehelichen Nach kommen beiderlei Geschlecht» der Geschwister der Stiftcriu zum Studium an einer Hochschule, zur Erlernung einer Kunst oder eine» Handwerks, zur Vorbereitung für den Militärdienst oder überhaupt zur besseren Erziehung oder Ausbildung zu gewähren. Ausgeschlossen sind solche Berechtigte, die nicht im Gebiete des Deutschen Reiches oder der österreichisch-ungarische» Monarchie ihren Wohnsitz habe». Däfern eheliche Nachkommen der Äe- Ichwtster der Sttfterin sich nicht melden und als empfangsberech tigt cmsweise», können die «sttftungSzinsen als Stipendien zum Besuche einer Hochschule zwei hiesigen Bürgerssöhnen gewahrt werden. AuS der von ^rl. Charlotte Mathilde Johanna Blnnck letzt- willig errichteten Bl u iick-Stiftung sind ander weit verfügbar gewordene Zinsen als Unterstützung Im Jahres betrage von 300 bis 500 Dck. solchen Kindern aus den arbeitenden Klassen (Handarbeiter, kleinere Handwerker. GewerbSgehtlien, Bergleute und dergleichen) zum Zwecke der Erlangung einer höhe ren wissenschaftlichen oder technische» Ausbildung zu gewähren, welche von dem Direktor der Schule, die sie besuchen, als bedürf tig. moralisch würdig, geistig befähigt und zu einer besseren Er ziehung geeignet bezeichnet werden. Die Empfangsberechtigung soll mit dem vollendeten 12. Lebensjahre eintreten. Bewerblnias- aesuche sind in beiden Fälle» »nter Beisiiaung der erforderlichen Nachweise bis zum 1. Oktober bei dem StistSanite, LnndhauS- straße 7, 3-, eirmireichen. Um auch für den kommenden Winter der Schuljugend Ge legenheit zur unentgeltlichen Beiiützuna von Eisbahnen zum Schlittschuhlaufen zu geben, bedarf der Rat in den ver- lchiedenen Stadtteilen, insbesondere auch in den Vorstädten, hierzu geeigneter Plätze. Unternehmer, die gesonnen sind, die von ihnen hcrzuftellenden und zu unterhaltenden Eisbahnen für de» ange gebenen Zweck gegen entsprechende Vergütung zur Verfügung zu stellen, wollen ihr Anerbieten mit Preisbezeichnung »nter Angabe oeS Flächeninhalts der Bahnen im Schulamte, Breitestraße 7, 2. Obergrlchoß. bis zum 5. Oktober schriftlich abaeben. Koloniales. Das Neueste cmS dem Reiche der Kolonialveüwastung ist, daß Geheimer Legationsrat v. König, der tzlwei Monate lang beurlaubt war, vom nächsten Sonntag ab wieder in die Kolonialabteilung zurückkehren wird. Herr v. König, der be kanntlich das Perfonalrejerat in der Kolonialabteilung hatte und dabei eine -um mindesten nicht sehr glückliche Hand bewies, galt bereits für endgültig abgetan, zumal schon im 'Juli von einem gegen ihn eingeleiteten Disziplinarverfahren die Rede war. Der neue Leiter der Kolonialabtei ln ng, Exzellenz Dern- burg, hat am Sonnabend, als er die Geschäfte übernahm, nach der „Franks. Ztg.". in einer kurzen Ansprache sich der Unterstützung der Beamten der Abteilung versichert und unter einem Hinweis auf die letzten Vorgänge betont, daß alle Kräfte zusammengenommen werden müssen, um den guten Ruf der Vermattung zu wahren. Er hat versprochen, ein sachlich prüfender, gerechter Vorgesetzter -u fein. Er soll dann hinzu- gefügt haben, die Herren sollten nicht gleich unwillig werden, wenn sie sich vielleicht in ihren bisherigen Gswöhnheiten und Gepflogenheiten unter der neuen Leitung etwas anders ein- richtcn müßten. Zur Charakteristik Erzbergers dienen trefflich einige Stellen aus einer Räde, die er dieser Tage in Kattowitz ge halten hat. Er sagte nach der „Köln. Volksztg." u. a.: „Er. der Redner, habe sich ja mehr mit Kolonialvvlitik beschäftigt, als es manchen ilieb sei. Vor einem Aahre sei es gewest», als er nachgctviesen habe, daß in der Kolonialpolitik nicht alles stimme und die Verwaltung nicht so recht klappe. Wenn er der größte Verbrecher gewesen, wenn er Darlehen von einer staat liche Lieferungen effektu irrenden Firma erhalten hätte, wenn er oder sein« Frön Teilhaber einer solchen Firma gewesen, oder wenn er einen Schwarzen aus nichtiger Ursache getötet hätte, so hätte man ihu nicht schlimmer behandeln können. Heute sei es anders. Man habe ihm Vorwürfe gemacht, daß er nicht gleich wit allem Material herausgekommen wäre, von dem er allerdings jetzt mehr besitze als man glaube. Nun habe er ja gewußt, daß vieles faul war, daß es aber so faul wäre. daS habe er im Vorjahre nicht gewußt. Zudem müßte er ein schlechter Taktiker sein, wenn- er sich von vornherein hätte in die Karten schauen lassen. ,Cr halte es in dieser «Beziehung mit Windthorst: »Trumpf-As Hält man bis zum letzten Stich." Die stärksten Trümpfe habe er um so mehr bis zum letzten Stich ausheben müssen, als er hochwögende Gegner hätte, die bis zum Hofe heranreichen, aber in der Oeffentlichkeit noch nicht bekannt seien. Er habe es in dem Kolonialkampfe mit hochstehenden und ein flußreichen Personen zu tun. Am «Interesse des Vaterlandes könne es so nicht weiter gehen. Sein Vorgehen hätte die Unter- stntzung der gesamten Presse verdient: anstatt dessen sielen u. a. zivei bestochene Blätter fwelche? Namen nennen! Red.) über ihn her. 753 Millionen Zuschuß hatte 1905 das Reich für Afrika heraegeben, ohne die Mittel zur Unterdrückung des Auf standes. An den zwanzig Jahren bis 19M habe der gesamte Handel 318 Millionen gebracht. Das sei ein Tropfen: denn an die Schwei- allein seien in einem Aahre für 324 Millionen Waren verkauft. Die großen Kolonien hätten nur 13 Millionen Einwohner, von denen die meisten an den Seen wohnten. Wie sich eine Baumwollkultur entwickeln solle, wo man keine Arbeiter habe, fei ihm unerfindlich. Wenn man dazu noch sehe, wie die zur Kultivierung hinausgeschickten Beamten ihre Aufaabe an- -süßten, dann brauche man sich nickt zu wundern, daß die Aufstände kein Ende nähmen und daß eine allgemeine Kolonial- Verdrossenheit rim sich greise. — Gegenüber der Aufforderung einzelner Blätter an hervorragende Zentrums- Mitglieder, sie sollten den Enthüllungs'port Erzbergers ein schränken, erklärt die .Köln. Volksztg.", sobald der Reichstag zusammentrete, werde man die Erfahrung mache», daß zwischen Erzberger -und seinen Fraktions freunden über die Frage des Kolonialbesitzes keine ernst haften. namentlich keine grundsätzlichen Meinungs verschiedenheiten bestehen. Auch Herr Dr. Dvahn bat neuerdings sehr sanfte Däne gegen Herrn «Erzberger an geschlagen. Banken und Bankbeamte. In den Kreisen Berliner Bankbeamten herrscht stnrker Miß mut über ein von den sogenannten V-Banken getroffenes Ab komme». das als eine schwere Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Freibeit der Angestellten empfunden wird. Eine stark besuchte Äankbeamtenversammlung in Berlin faßte nach Ausführungen deS Referenten Walz vom Deutschnationalen HandlnngSgehilfen- Verbande einstimmig folgende Resolution: Die auf Einladung, des Deutschnationalen HandlungSgehilfen-Verbandes tagende öffent- licheHandluilgsaebilfe n-Versammlung svricht ihre schärfste Mißbilligung über das von den Banken: Deutsche Bank, Dresdner Bank, Da'mstädter Bank und Diskonto- Gesellschaft geschlossene Abkomme» aus, durch das jeder Stellungswechsel innerhalb dieser Banken von der Ge nehmigung der Bankdirektoren abhängig gemacht wird. Die Versammelten erblicken in dieser Vereinigung den Versuch der Banken, die Angestellten an der wirtschaftlichen Verwertung ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse zu hindern, d y. nach der anderen Seite an Gehalt zu spare». Die Versammelten erblicken ferner in diesem Beschluss« den Versuch, eine der Grundlagen u»serer gesetz lich festgelrgten heutigen Anschauungen, die Freizügigkeit der Handlungsgebllstnschaft, zu rauben; sie sehe» schließlich darin einen schweren Verstoß gegen das durch die Reichsaewcrveordnung jedem Arbeiter gewährleistete Vereinigungsrecht. Die Versamm lung nimmt an, daß sich die vier „v. Banken" der großzügige» Anschauungen würdig zeige» werden, die ma» von den Führern der deutschen Banken erwartet, wie daS erst jetzt die Wahl Bern hard Dernburg« zum Kolonialdirektor bewiesen bat. An den Reichstag richtet die Versammlung die dringende Bitte, den daS Vereinigung-recht betreffenden Antrag Stöcker und Genossen an- ,»nehmen und ihn besonder» auf die kaufmännischen Angestellten auszudebnen. Die „Franks. Ztg." übt an diesem Abkommen solgende ein gehende sachliche Kntik: „Dir sogenannten 0-Banten — die Deutsche Bank, die Diskonto-Gesellschaft, die Dresdner Bank und die Darmstädter Bank — haben ei» Abkommen getroffen, durch da» sie sich verpflichten, sich gegenseitig Beamte aus „ngekündtatcn Stellungen nicht mehr weg zu engagieren. Die Veranlassung dazu soll, wie wir «nähren, der Umstand gegeben haben, daß wiederholt Angestellte der einen Bank bei einer anderen um besser bezahlte Anstellungen sich bewarben und. als ihnen diese zugesichert waren, ihre bisherige Arbeitgeberin vor die Dahl stellten, das Gehalt zu erhöhen oder den Angestellten zu verlieren. Wenn Las Abkommen der V-Vanken dies, nur dies vrrhlnderte und nicht viel weitergehende Wirkungen hätte, so wäre nicht viel dagegen zu sagen, denn rS ist in der Tat nicht t»ir. sich nur deshalb um einen Posten zu beweiben, »in ihn für die bisherige Anstellung zu verwerten. Wenn ein Angestellter bei seiner Firma nicht vor wärts kommen kann und er eine bessere Stelle findet, dann ist rS jedenfalls korrekter, die Firma zu verlassen, als zu versuchen, sie unter Hinweis aus die andere Stelle zu dem zu zwingen, was sie freiwillig nicht gewähren wollte. Aber wen» die V-Banken nichts anderes beabsichtigten, als diese Handlungsweise zu verhindern, dann brauchten sie bloß die Angestellte», die gehen wollen, nicht ru halten, und bamtt wäre der'Zweck erreicht. Jenes Abkomme» hat jedoch »och ganz andere Wirkungen. Keinem vernünftigen Menschen fällt cs ein. seine Stelle zu kündigen, bevor er einer anderen sicher ist — außer, er hat dazu besondere Gründe. An gestellte niit mäßigem Einkommen — und das sind doch die weit aus meisten Bankbeamten — können gar nicht anders handeln, wenn sie sich nicht der Gefahr aussetzen wolle», hungern zu müssen. Es ist daher gegen den Usus, bei iingekünoigter Stellung bessere Stellungen zu suche», schlechterdings nichts einznwendeii. Auf andere Weist hat die große Mehrheit der Aiwcstellten über haupt keine Möglichkeit, vorwärts zu kommen. Ein Abkommen, wie das der V-Banken, das den Angestellten diese Möglichkeit unterbindet, ist daher zweifellos zu »isßbllligrn. Es geht nicht an, den Angestellen nur die Wahl zu lassen, vis-L-vis äo risn oder ans die Gnade des Direktors angewiesen zu sein. Denn so steht die Sache. Wenn der Angestellte einer V-Ba»k etwa am 1. kündigt, so kann er am 2- den anderen V-Banken sich andiete». früher nicht; da er aber nicht weiß, ob er dort Beschäftigung finden wird, »ruß er das Risiko der Arbeitslosigkeit tragen, oder er kündigt nicht und hofft ans das Wohlwollen des Vorgesetzten. Heute sind es vier Banken, übrigens vier der größten, di« ihre Angestellten so eineiigen, wie viele würden es in einem Jahre sein? Der Gesamtesfekt wäre rin starker Druck auf d a s G e h n l t S n i v e a u d e r -An g rste llte n. Das ist eine üble Sozialpolitik am Beginne des 20. Jahrhunderts, und die V-Banken sollten wohl bedenken, daß das zu nichts Gutem führen kann. Die Banken sind noch mehr als manche andere Geschäftszweige ans gutes Einvernehmen mit den Ange stellten angewiesen und handeln daher nur in ihrem eigenen Interesse, wenn sie deren berechtigte Wünsche erfüllen. Ein berechtigter Wunsch ist eS aber, daß jeiies Abkommen wieder aufgehoben werde." TalieSrleschichte. Naumann und der badische Liberalismus Einen merkwürdigen Leitartikel veröffentlicht die „Badische Laiideszeitnng", daS führende Organ der badischen National liberalen. Darin wird der badische Liberalismus vollkommen mit Naumann identifiziert. Der iliifrciwilllge Austritt deS sozial- liberalen Agitators ans dem Verein Deutscher Studenten hat es dem Verfasser angetan. Er meint, diese Maßregelung werde be wirke». daß die Sympathie der Oesfciitllchkeit weiter noch zu Naumanns Seite Hinüberneige» werde. Ist schon aus dieser Be merkung erkennbar, daß der badische Nationallibcralismus mit dem vom nationnlliberalen Zentraloorstande in die Acht erklärten Gegner der Partei stark stimpathisiert, so sind die übrigen Aus lassungen in diesem Leitartikel noch weit charakteristischer. ES heißt dort, gerade in Baden sei die Politik Naumanns bei den letzten Landtagswahlen mit bestem Erfolge durchgesührt wotden. Der „Erfolg" ist aber lediglich der Sozialdemokratie zugute gekommen. Die Gegner Naumanns hätte», so wird weiter auS« geführt, den sachlichen Boden der öffentlichen Aussprache verlassen und den Angriff aus die Persönlichkeit Naumanns ausgedehnt. Sie hätten zur Entscheidung über die Frage der Stellung zur Sozialdemokratie eine studentische Versammlung einberufen und dort eine Resolution durchgebracht, die NanmannS Politik als antinationnl bezeichne. Das heißt die Tatsachen aus den Kopf stellen Die politischen Gegner Naumanns haben auf sein Ver hältnis zum V. D. St. keinerlei Einwirkuna geübt. Sie haben sich einfach darauf beschränkt, die Naumannsche Politik im Verein mit der Äarthschen als antiiiatioiicil zn kennzeichnen. Zu ver wundern ist höchstens, daß Herr Naumann bei seiner Hofierung der Sozialdemokratie nicht eher die Notwendigkeit erkannte, einem deutschnationalen Stiidenteiiverei» fern zu bleiben. Es heißt in dem Artikel weiter, jetzt sei also das Urteil gefällt und Naumann wie die badischen Liberalen wüßten nun, daß sie Unrecht gehabt hätten nnd nicht mehr würdig seien, zu den Reihen der nationalen Männer gezählt zu werden. Das ist den badischen Blockpatrioten, die die Sozialdemokratie im dortige» Landtage zur ausschlag gebenden Partei und deren Führer zum Kammervizepräsidenten gemacht haben, schon längst von sehr vielen Seiten gesagt worden. Bis jetzt aber hat man immer noch gehofft, daß die badischen Nationalliberalen, durch den Schaden klug gemacht, sich von der Blockpolitik losmachcn würden: über die Kundgebung in der „Badischen Landeszertiing" läßt im Gegenteil erwarten, daß dort noch eifriger als bisher Naumannsche Politik getrieben werden wird. Ucber die anarchistische Gefahr äußert sich der Londoner „Daily Expreß" in bemerkenswert ver nünftiger Weise, wie man dies gerade in der englischen Presse nicht gewohnt ist, und -war im Anschluß an Mitteilungen, die dem Blatte aus Breslau über ein angeblich geplant gewesenes Attentat gegen Kaiser Wilhelm zuaegangen sind. Die vom 11. September datierte Meldung des „Daily Expreß" lautet in deutscher Uebersetzung: „Ein Anschlag auf das Leben des Deutschen Kaisers wurde heute in Breslau durch die Ver haftung von drei notorischen fremden Anarchisten entdeckt, die einer internationalen terroristischen Gruppe angeboren, lieber ein Dutzend Polizisten mußten aufgeboten werden, um die Anarchisten zu überwältigen, die verzweifelt, mit fast übermensch licher Krast, kämpften. Es sind dies der Italiener Maccini, der Pole Landenberger und der Tscheche Frieoling. Die Polizei hat mit Bestimmtheit nachgewiesen, daß sie nach BreÄau ge sandt worden sind, um den Kaiser während seiner Anwesenheit bei den Manövern zu ermorden. Maccini ist als «ln Anarchisten führer, der vor nichts zurückschreckt, bekannt. Nachdem er vor zwei Jahren aus Italien ausgewiesen wurde, gehörte er einer Gruppe russischer Anarchisten in Genf an und Nichm später in Polen an zahlreichen Ausschreitungen teil. Die Polizei hat gründliche Vorsichtsmaßregeln ergriffen, um alle Anarchisten während des viertägigen Aufenthalts des Kaisers in Breslau zu überwachen, und besondere Vorkehrungen getroffen, um ihn gegen alle Angriffe zu schützen. Eine Anzahl Leute, die im Verdacht stehen, russische oder polnische Anarchisten zu sein, wur- den aus der Stadt ousgewiesen, andere wurden verhaftet Maccini, Landenberger und Friedling kamen in Breslau zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedener Richtung an und trafen in einem Hauie der Posencr Straße zusammen. Dort wurden sie mehrere Tage lang scharf beobachtet. Heute früh wurden >echs Kriminalbeamte abgesandt, um sie zu verhaften. Vier Kriminalbeamte waren allein notwendig, um Maccini zu über- wältigen. Die Anarchisten versuchten wiederholt, die Poli-ei- bcamten zn erstechen. Eine Anzahl von Schutzleuten wurde herbeigernsen, und schließlich gelang cs, den drei Desperados .Handfesseln onzulcgcn. Die Einrichtung der Wohnung wurde bei dem Kampfe vollständig zerstört. Die Polizei fand viele belastende Schriftstücke, die den Beweis lieferien, daß das Trio in ununterbrochener Verbindung mit einer internationalen terroristischen Gruppe steht. Weitere Verhaftungen werden in- foloedessen erwartet. Notizen und Zeitungsausschnitte, die sich auf den Aufenthalt des Kaisers in Breslau und seine weiteren Pläne beziehen, wurden ebenfalls gesunden. Die Behörden glauben, daß die Anarchisten beabsichtigten, den Kaiser während einer seiner Jnspektionstouren im Automobil durch eine Ännb« zu töten. Trotz der außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln und trotz des schnellen Tenipos, in dem der Kaiser zu ^hren pfleot, würde es verhältnismäßig leicht sein, sich an den Straßen auf zustellen und eine Bombe unter den voroeifahrenden Wagen -a werfen." Dve-öne* Nachrichten. Sir. 254. Leitet. Sonnabend. 15. September 1»««