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nisse berechnet, die beute nicht mehr existierten: al» er entstand, « um Dresden herum nicht- als Landwirtschaft gewesen, es sei dabei viel Bieh über die Brücke getrieben worden. Wenn gehe jetzt wichl ein Sck-af oder ein Elel darüber. sGroße Heiterkeit,! Es handle sich auch ietzt noch gar nicht darum, den Bau über haupt, sondern nur das vom Tiesbauamte ausgearbeitete und von» Äöniü. Finanzministerium gutgeheihene Proiekt zu genehmigen. Für die Stadt sei es maßgebend, daß. wenn der Brückenbau bald geschehen soll, eine finanzielle Unterstützung und Zuschuß des Staates notwendig ist. ferner, daß der Stadtverwaltung vre Er- Hebung des Brückenzolles auch fernerhin seitens de- Staate» ga- rantiert wird. St.-B. Professor Schessler legt ein von dem Baurat Fritzsch« ausgearbeitetes Projekt vor. dessen Vorteile i» verkürzter Bauzeit, Teilung der Brücke vor dem Blockhause an Neustädter Seite in eine Wiche und westliche Fahrbahn. Heraus- Hebung des Theater- und Schlohplatzes und Erbauung der Brücke nicht in Teilen, sondern analog der zur Entlastung der Marien- brücke erbauten Eisenbahnbrücke im ganzen und unterhalb der jetzigen Augustusbrücke bestehen sollen. Stadtbaurat Oberbaurat »leite: Alle Schisser, welche die Augustusbrücke durchfahre», befänden sich hinter ihr geradezu in einem sleuerlvse» Zustande. Es sei also das dringend Notwendigste, daß die alte Brücke, die im Verkehr der Schiffahrt störend liegt, beseitigt und durch einen Jn- terimsbau ersetzt wird. Auch dürste unterhalb der alten Brücke das Errichten einer neuen tvegen des viel zu lose» Untergrundes auf Schwierigkeiten stoßen. Da niemand weiter das Wort be gehrte. wurde die Debatte geschlossen und daS Gutachten der ver- einigten Ausschüsse vorbchältlich einiger redaktioneller Aende- rangen vom Kollegium einstimmig angenommen. Auch nahm dasselbe die abgeänocrten Ausschrcibungsbedingnngcn debattelos an. Darnach soll die teilweise Heraushcbung des zwischen der Brücke und dem Hotel Bellevue, dem Thcaterplatze und der User straße gelegenen Raumes iHelbiass oder seine teilweise Absenkung nicht ausgeschlossen sein und die Hauptwache ihre Hauplfront nach dein Thcaterplatze erhalten. Ein neu zu errichtendes Ersatz. Restaurant für „Helbrgs" darf sich über den Theaterplatz im All- gemeinen nur in Erdgeschoßhöhe erheben. Werden im Zusam menhänge mit der Planung Aenderungen iu der Architektur der Brücke für wünschenswert oder für erforderlich erachtet, so ist es unbenommen, entsprechende Vorschläge zu machen. Vorläufig be steht die Absicht, die von Pöppelmann herrührendc Architektur des oberen Brückcnteiles von dem alten Bauwerke auf das neue zu übertragen. Der nach Ansicht des Preisgerichtes beste Ent- wurs wird mit einem Preise von 2000 Mark ausgezeichnet; der Rest des Berechnungsgeldes von 10 000 Mark aber den Preis richtern zur Auszeichnung tveiterer guter Entwürfe zur Verfügung gehalten. Hiermit wird dieser Gegenstand verlassen. — Auf einen Antrag der Stadtverordneten auf Fassung des Prohliser Land- grabe ns in eine Schleuse, teilt der Rat mit, daß er hiervon wegen zu hol,er Kosten zur Zeit absieht. Ein Schreiben der Herren Richard Saupc und Genosse», um Asphaltierung des zwischen dem Lutherplatze und der Louilen-Straße gelegenen oberen Teiles der Martin Luther-Straße, oder dessen Belegung mit Holzpflaster, wird mit dem Ersuchen nochmaliger Prüfung an den Rat abgegeben. Ein Gesuch von Grundstücksbesitzern an der Königstraße, um deren Asphaltierung, wird vom Rate dahin be antwortet, daß hierfür bereits 40000 Mark in den Haushaltplan des Tiefbauamtes eingestellt worden sind. Der Rat teilt mit, daß bctr. der Beschwerde der Herren Korschatz und Genossen über die Prostitution in der Gerbergasse Erörterungen «»gestellt worden sind. Diese haben ergeben, daß von den dort stehenden 32 Häusern 11 zum Bewohnen von Prostituierten ein- gerichtet sind. Sie stehen unter sittenpolizeilichcr Kontrolc. Der Geschäftsverkehr in dieser Straße sei nicht jo groß, als er geschildert worden sei, Wahrnehmungen ui der Richtung, daß Frauen und MiidcW in dieser Gasse belästigt würden, seien nicht gemacht worden. Belüftigungen im Allgemeinen müßten zugegeben wer den, icdoch fehle es an der gesetzlichen Handhabe, gegen diese Häuser einzuschreiten. Die Beschwerde sei der König!. Polizei- direktion zur Kenntnisnahme übergeben worden mit dem Ersuchen, dafür zu sorgen, daß zum mindesten die Fenster sorgsam verhängt würden. — Der Annahme eines Vermächtnisses von 10000 Mark, welches Herr Oberst z. D. Lauterbach hier in Beachtung eines von seiner verstorbenen Gemahlin letztwillig geäußerte» Wunsches der Stadtgemeinde zur Unterstützung Armer ausgeset-' hat, wird unter dem Ausdrucke des Dankes gegen die Erblasserin und den Schenkgebcr zugestimmt. — Endlich erteilt das Kollegium seine Zustimmung, daß im Jahre 1903 für die Stadtgemeinde 293 500 Mark an Bürger- und Einwohnersteucr, 508000 Mark an Grundsteuer und 3621000 Mark an Gemeinde-Einkommensteuer nach 60 Prozent der bisherigen Jahrcssätze der Staalseinkommcn- steuer, sowie für die Schulgemeinde 479100 Mark an Grund steuer und 2240500 Mark an Schuleinkommcnsteuer nach 40 Proz. der bisherigen Jahressätze der Staatseinkommensteuer erhoben werden. Schluß der Sitzung 9 Uhr 10 Minuten. Hierauf ge- Heime Sitzung. - Von dem am 1. Oktober 1900 verstorbenen Herrn Pastor em. Pöge und seiner am 3. Januar 1903 verstorbenen Frau sind 3000 Mark dem Verein „Asyl für obdachlose Männer. Volksbäder für Männer und Frauen" als Vermächtnis aus- gesetzt worden. , - Im Königlichen Kunstgewerbemuseum ist sbis mit 27. d. M. die bereits erwähnte Kassette ausgestellt, ine für Ihre Majestät die Königin-Witwe, unter Verwendung von etwa 600 Paaren der prächtigsten Hirschhaken, von dem Hof. lrcjeranten Eduard Pachtmann. Pragerstraße 11, hergestellt worden >it. — Die von der preußischen Staatsbahnverwaltung für kom menden Sommerfahrplan ins Auge gefaßten neuen Nacht- Ichnellzügc ab Berlin Anh.Bahnh. abends 9,0 Uhr, ab Halle >1,2 Ubr sab Leipzig Thür. Bcchnh. abends 10,25 Uhr, ab Gera 11.12 Uhr, ab Weida 11,58 Uhr, in Saalfeld nachts 12,55 Uhrs, ab Saafeld 1,5 Uhr, in Nürnberg früh 4,11 Uhr, in München früh 7.12 Uhr und in der anderen Richtung ab München abends 10,10 Uhr, ab Nürnberg nachts 12,56 Uhr, in Saalfeld früh 413 Uhr sab Saatfeld früh 4,19 Uhr, m Weida 5,19 Uhr, in Gera 5,35 Uhr, in Leipzig Thür. Bahnh, 6,55 Uhrs, ab Saalfcld 4,17 Uhr, in Halle 6,14 Uhr, in Berlin Änh. Bahnh. vorm. 8,15 Uhr werden trotz ihrer außergewöhnlichen Beschleunigung nur als gewöhnliche Schnellzüge mit 1. bis 3. Klasse geführt. Sie werden deshalb auch voraussichtlich die Benutzung der jetzigen Nachtschnellzüge über die sächsische Route: ab Berlin Anh. Bahnh. abends 10,35 Uhr, ab Leipzig Bayrischen Bahnh. nachts 1,13 Uhr, ab Reichenbach >. V. früh 3,0 Uhr, in München vorm. 10,35 Uhr bezw. ab München abends 6,20 Uhr, in Neichenbach i. V. früh 1,48 Uhr, in Leipzig Bavr. Bahnh früh 3,25 Uhr, in Berlin Änh. Bahnh. vorm 6,10 Uhr beeinträchtigen. Hieraus ergibt sich die Möglichkeit, auch in den Nacht-V-Zügen der Leipzig-Hofer Route nunmehr Wagen 3. Klasse gleich den neuen Nachtzügen über Halle-Saalfcld zu führen und es ist daher in Aussicht genommen, in vorerwähnten Schnellzügen zwischen Berlin und München Wagen 1. bis 3 Klasse lausen zu lassen. In Verbindung hiermit werden auch dem künftig abends 11,40 Uhr von Dresden Haupt- bahnhof, nachts 1,22 Uyr von Chemnitz abgebenden I>Schnell- zug nach Reichenbach Wagen 3. Klasse beigegcocn und damit zu gleich einem mehrfach laut gewordenen Wunsche entsprochen. Die Neuerung ist um so wertvoller, als sich dadurch nunmehr nicht allein eine weitere Verbindung mit 3. Klasse aus Sachsen nach München, sondern auch eine solche nach Stuttgart, Fried- richshafen und der Schweiz ergibt. Schließlich sei hierbei noch darauf hingewiesen, daß der setzt 8,40 Uhr vorm, tkünftig schon 8,25 Uhrs von Berlin Wahrende Schnellzug im Sommersahr. plane auch einen von Berlin bis München durchlaufenden Wagen 3. »lasse erhalten wird. Das bisher nötig gewesene Umsteigen von Berlin her kommt damit in Wegfall, gewiß zur Genugtuung der unserer Leipzig—Hofer Linie treu gebliebenen Reisenden. — Das Londoner Auswärtige Amt ließ den englischen Zeitungen einen langen Bericht des Dresdner Gesandten ,u- nchcn, der die Einzelheiten über die kiesige Städte-Aus stellung enthält, die am 20, Mai eröffnet werde» sott, - Die letzten Gottesdienste in der seit dem Jahre 1800 von der Lukasgemeinde benutzten Interimskilche finden am Sonntag Lätarr. den 22. März, vormiitags >/-9 Uhr lAbendmahlsfelers. 0,10 Ubr (Hauptgotlesdlenso „nd abends 6 Uhr lAbciidgotteSdicnst) statt. — In der Müller-Gclinek-Realschnle fand am Loniierstaae die Entlassung der Abiturienten statt, Herr Direktor Müllcr-Gclinek hielt die Entlnssnngsrede, Nach Aushändigung der Zeug,»sie überreichte der Abiturient Techritz der Schule zum An- denken ans Dankbarkeit im Namen der andere» Abiturienten ein großes Bild des Kaisers. — Die 1816 begründete Sonntagsschule hält ryre Oiterprilsringen Sonntag, den 22 März, von II bis 1 Uhr. in der 1. Bülgerschllie, JvhanneSstraße 18. 1.. ad. Zar Auszeichnung für hervorragende Schüler besteht ein Piämiensvnos. — Zum Direktor der neuen i30l Bczirksjchu Windmühlcnstraße, die Ostern eröffnet wird, hat der Sch den seitherigen Oberlehrer der 11. i seitheri, Müller, gewählt. le a» der chulausschuß Bezirksschllie, Herrn Pani — „N a ch dem Königs park" sieht man neuerdings, rm ganzen Orte Lo schwitz Orientierungstaseln angebracht, Vielen dürste diese- schön, ruhig und idyllisch gelegene Plätzchen noch nicht bekannt sein. Der Verschönerungsverein „Schöne Aussicht . der sich angelegen sein läßt, die Interessen des stark in der Entwicklung besindlichen Ortsteiles z» vertrete», hat mit hohen Kosten oberhalb des kronprinzlichcn Weinbergsgrundstückcs, zum größten Teil auf Wachwitzer Flur, einen Park Herstellen lassen. Unweit der Beeren weinschenke rechts der Friedrich August-Straße führt ein bequemer Fußweg, durch Orientierungstaseln markiert, dahin. Fern von dem Treibe» und Gcwichle der Großstadt findet dort ein stcdcr sich nach Ruhe sehnender Spaziergänger unter den hochausragenden alten Laub- und Fichteiibestänoen die gewünschte Erholung. Es sind eine große Anzahl Bänke ausgestellt. — Sa »da lErzgeb.j. Ter vrdiiungsparteiliche Kandidat für den 20 NeichstagSwahlkreis <Sa»da-Olberiil>au-Mane>ibcrg- Ztchopaul Herr Geh. Finaiizrat Tr.-Jngenwiir Jenckc spricht am 29. März i» Lengcield über „Die Kruppschen Arbeiter-Veihältiüsse' TagcSgeschichte. Deutsches Reich. Zur Amtsmüdigkei! des preußischen Kriegs- Ministers von Goslcr bemerken die „Hamö. Nachr.": Wir vermuten, daß der Kricgsiiiinister im internen Kampf mit dem Neichsschatzamt um die Bewilligung der Mittel für die Anforde rungen ver Heeresverwaltung mürbe geworden ist. Die Er- fcchrungcn, die er kürzlich auf diesem Gebiete bei der Zurückstellung des Militärpensionsgesetzes und bezüglich der Versorgung unserer Kriegsinvalidcn gemacht hat, mögen ihm die Aussicht aus glückliche Erledigung der nach Ablauf des Ouinauennats aiigekündigteii Heeresvorlagen, ohne welche er die fernere Verantwortung sür die Schlagsertigkcit des Heeres nicht tragen will, getrübt haben. Wir geben zu, daß die Beurteilung der erforderlichen Mittel für Heer und Flotte bei jetziger ungünstiger Finanzlage dem Neichsschatzamt manches Kopfzerbrechen bereiten mag. Insofern aber bie Sicher- heit der Existenz in Frage kommt und die Pflicht der Versorgung unserer alten Krieger, dürfen finanzielle Schwierigkeiten nicht aus schlaggebend sein. Vielmehr sollten sie eine beschleunigtere Jn- angrissnahme der längst ersehnten Rcichsfinanzrcsorm begründen, als bisber von den maßgebende» Stellen geplant ist. Nach dem merkwürdig schnell auseinander gefolgten Tode der beiden Grafen Stolberg-Stolberg tritt vlöhlich die Möglichkeit aus, daß auch diese alte evangelische Grafschaft an eine katholische Nebenlinie iällt. Falls dem verstorbenen Fürsten Wolfsgang demnächst nachträglich kein männlicher Erbe geboren werde» sollte, und falls auch die vier Prinzen ledig oder ohne männliche Nachkommen bleiben sollten, vererbt sich die evange lische Grafschaft Stolberg-Stolberg aus diese katholische Neben linie. Der Vater der beiden Dichter Stolberg, Graf Christian Günther, jüngster Bruder des Grafen Christoph Ludwig zu Stolberg s1669—1704s stand in dänischen Diensten: von seinen beiden Söhnen wurde der ältere, Christian, m Hamburg, der jüngere, Friedrich Leopold, in Bremstabt in Holstein geboren. Der letztere, der bekannte Romantiker und Kammerpräsident in Eutin, trat 1800 zur katholischen Kirche über und ist, abgesehen von seiner dichterischen Bedeutung, dafür noch beute im römischen Lager hoch gefeiert. Ein Enkel von ihm, Graf Hermann, soll bereits zur Zeit auf dem Jürstenschlossc zu Stolberg aus Westfalen als „Nachlaßverweser" cinactrosfen sein. Man wird gut tun, die weitere Entwicklung dieser Erbfolge von jetzt ab im Auge zu be halten. Wunderlich ist, daß sich keiner der obengenannten vier Prinzen bisher verheiratet hat, obwohl der jüngste davon schon 1865 geboren ist. Der plötzliche Tod des erst 1897 verheirateten Erbprinzen Wolffgang im Parke von Rottleberode fällt daher um so schwerer ins Gewicht. Er erinnert lebhaft an die tragischen Wirkungen, welche der unerwartete Tod des jungen Herzogs Eugen von Württemberg in Düsseldorf im Januar 1877, dessen Nebenumstände damals ebenfalls viel erörtert wurden, auf das Aussterben der evangelischen Verwandtschaft geübt hat. In Gegenwait des Oberprasidentcii Nasse, dcS Generalobersten Lob. der übrigen Spitzen der Behörden, vieler Erzbischöfe. Bischöfe und zahlreicher Geistlichen fand gestern vormittag im Kölner Dom die seierjiche Inthronisation des Erzbischofs Dr, Fischer statt, Nack der vorgeschriebeiicn Zeremonie und der Verteiung der Papstbulle hielt Fiicher eine Ansprache an den Klerus und dann an bie Gläubige». Er wolle et» guter Hirte sein, wie sein Vorgänger. Er emiahnte zur Pflicht, zum Glauben und »um Jernhallen nom Geiste der Welt, der entgegen dem Geiste Christi sei. lieber die sozialpolitische Stellung A. Krupps hat sich Ge hcimer Jiuanzrat Jencke in der Abgeordneten-Versammlung des Zcntralvcrbandes deutscher Industrieller ausgesprochen. Er äußerte u. a.: Herr Krupp liebte es nicht, persönlich hervorzu- treten, und namentlich hat er es, wo er immer konnte, vermieden, öffentlich Stellung zu den die Gegenwart bewegenden politischen und namentlich ivirlschasts- und sozialpolitischen Fragen zu nehmen. Und doch war er, auch gegen seinen Willen, eine politische Per- sönlichkeit im eminentesten Sinne. Ties um deswillen, weil seine Person und seine Art zu denken und zu handeln ein System, ein Programm bedeutete», das mehr sagte und mehr bewies, als alle Doktruic», alle Schulweisheit und alle politische Parlcilehrc, Ei» industrieller Besitz von der Größe und der Ausdehnung, wie er dem Verstorbenen zu eigen war, und der ihn in den Stand setzte, annähernd 50000 Arbeitern Arbeit und der ungefähr dreifachen Zahl von Menschen den Lebensunterhalt zu gewähren, kann nicht verwaltet werden, ohne daß der Besitzer mit Entschiedenheit lat sächlich Stellung zu den Problemen, insbesondere der Sozial polstik, nimmt und diese in seinem Sinne löst und damit ein praktisches Programm schasst, das vor demjenigen der Doktrinäre »nd Volksbeglücker den Vorzug der gesunden Anschauungsweise, der Durchführbarkeit und des segensreiche» Erfolges voraus hat. Nachweisen läßt sich dies insbesondere an der rücksichtslosen Energie, mit welcher jeder Versuch der Sozialdemokratie, in der 'Fabrik Fuß zu fassen, ziirückgewiescii wurde. Und in dieser Beziehung war der Verstorbene, ich jage, Gott sei 'Dank, wie sein Vater, der mir einmal sagte, daß er die Werkstatt, in der ein Streik ausbrechen sollte, lieber in die Lust sprengen würde, als nachzugeben, unerbittlich. Und wenn die deutsche Industrie auch heute noch in ihrem größte» Teile der Sozialdemokratie gegen über den Standpunkt der absoluten Ablehnung und Unvcrsöyniich- keit einnimmt, so darf sie nicht vergessen, daß dieser Standpunkt erschwert, vielleicht unmöglich gemacht worden sein würde, wenn der größte, mächtigste und reichste Industrielle Deutschlands auch nur ein Titelchen von dem Grundsätze, daß der Fabrikcigeiitümcr Herr in seinem Hause sein und bleiben müsse, prcisgegeben hätte. Ich bezeuge cs hiermit, daß in allen hiermit zusammenhängenden Fragen, welche für die deutsche Industrie tatsächlich Lebenssragcn sind, zwischen dem Verstorbenen und seiner Verwaltung nicht nur eine stillschweigende, sondern eine a»sdrückl-cke, in viestacben Ver- handuingen zu einem festen Entschluß gereiste Uebereinstimninng bestand, Ware der Verstorbene ein schwacher Charakter gewesen, hätte er manchen, namentlich Ende der 80cr »nd Anfang der 90er Jahre auf ihn wirkenden starken Einflüssen gefolgt, wäre er sich weniger der aus ihm als dem ersten Arbeitgeber Deutsch lanvs ruhenden Pflicht bewußt gewesen, in seiner Fabrik etil Voll werk gegen das Eindringen sozialrevolntionärer Ideen zu schäften »nd damit den Widerstand der ganzen deutschen Industrie zu stärken, so lag kein Grund für die Sozialdemokratie vor, >bn der maßen zu hassen und zu verfolgen, wie sie es getan hat. Es war nicht sowohl ausschließlich die Person, welche die Sozialdemo kratie mit ihrem Haß und mit ihrem Gift treffen wollte, es waren auch die Ärnndsätze, die Ueberzcugungcn, das System, dem Friedrich Alfred Krupp i» der Verwaltung seiner Fabrik, in der Behandlung seiner Arbeiter und in der Fürsorge für sic folgte, welche der Sozialdcinokrotic in den »ächstgclegcncn und dem von diesen beeinflußte» Kreise Abbruch taten, und daher der blutige Haß, der auch jetzt, nachdem es ihr gelungen ist, ein Leben zu vernichten, über dem geschlossenen Grabe nicht ruht. Die Münchner Affäre der verurteilten StistSoberin Elise von Heusler hat dazu geführt, daß g^gen den bayerischen Minister des Innern Jreiherrn von Feilitzsch lebhafte Angriffe gerichtet worden sind, weil das Marimilian-Waisenstist seiner Auf- sicht unterstand. Nachdem nun Versuche /iintcriiomnic» worden sind, die Angelegenheit politisch gegen den Minister ausziinntzcn, hatte die Prinzess > n Ludwig Ferdinand sich zu der öffent lichen Erklärung >n der Presse entschlossen, nur sie trage die Ver antwortung und die Schuld daran, daß aus ihre besondere Bitte du Oberin so lange in ihrem Amte belassen worden sei, aus welchem das Ministerium sic längst habe entfernen wollen Auf Ver anlassung von maßgebender Stelle ist diese Berössenltichuna aller dings verhindert worden, doch nimmt die Prinzessin jede Gelegen heit wahr, ihrem Inhalte mündliche Verbreitung zu verschaffe» und damit den Minister vor ungerechtfertigten Vorwürfen z» schützen. Die im Verlage der „Freisinnigen Ztg," erschienene Broschüre „Sozialisteiispiegel" enthält über den „ M n u l c r» n gs p r o z e s; ' folgendes: „Ans Seile» der bürgerlichen Parteien wird niitniitci es w dargestelli. als ob die Soziasteniokralie in einem Maulen,nas- prozeß begiissr» tei. der de, Entwicklung zu einer radikalen Arbeiterpartei aus der Grnndiage der heutigen Staats- und Gesellschaftsordnung gleichlomme Das ist eine vollständige Täuschung. Zunächst Hallen die maßgebenden Führer Bebet. Singer in aller und jeder Bestehung dachcnige nusiecht. was sie bisher vertrete» haben, sowohl in bezug auf die Endziele der Sozialdemokratie als auch in bezug aus die »Nittel znr Eireichung dieser Ziele Die E>obci»ng der politische» Macht zur Vernichtung des Privaiciaentums »nd der Pitvatbetiiebe wird i» aller Schärst- ausiecht erhalle». Die Revolution als Mittel bien» wird in keinei Weite verworte». sondern nur sür entbehrlich erklärt, wen» man aus anderrw Wege das armeintame Ziel erreiche» könne. Der Gegeniah zu den bürgerlichen Parteien bat sich in der Sozial bemokraiie eher verschärft als gemildert Die Kritik, welche Bern stein über die Grundlagen des lostaldeinokialischei, Programms angeregt hat. beiührt die sozialdemoklatitchen Genosse» nicht I», Grunde genommen nitterscheidet sich auch Bernstein mit seine» A» Hangern von Bebel mit seinen Anhängern iinr dadurch, daß e, weniger tempcrainrnivoll als Bebel sür die Verwirklichung der Endziele eine längere organisatorische Vorboeitiing in Genosse» schäften und Gewerkschaften für erforderlich elachlek, so daß aller dings dabei die Endziele in nebelhafter Ferne erscheine». Dies reizt Bebel zum Widenpruch, deshalb weil es ank die Begeisterung und den Ovicrniiii der Genossen natürlich nach icder Richinna lähmend einwirken muß. Sv sagte Bebel ans dem Hannoverschen Parteitage 1899: „Eine Partei, die kämvst, will siegen, braucht Begeisterung, braucht Obfettvilligkeii, und die nimmt man ihr. wenn man nach allen Ntchtmiaer, bi» die Schwierigkeiten anl sinnst, wenn mar. ihr sagt. „Seid vorsichtig, ietd brave und artige Kinder, daß Ihr jo nicht die lieben bürge,lichen Freunde er- ichieckt , , . Philosophiere», was alles sür Klcinlraiii im Wege stehen könnte, dastir danke ich, da hätte ich lange die Flinte ins Korn geworfen Tie Freiliegende! Ei znm Leistet!" »log, Bebel wandte sich gegen die Ästiuscrnngslhcorie auch in einer tozialdenw krntiichc» Voltsversammliiiig im 2 Berliner Wahlkieise am 26. November 1902, indem er auSsübrte, auch gegenüber den jeiiigen. die ank liberaler Seite an die Manlernngstbeorie glauben „In den letzten Ialnen sei von einigen nister uns die Theorie ausgestellt worden, die Klassengegentätze mildericn sich, in den bürgerlichen Klassen gebe eS Leute, die Konzessionen zu machen bereit seien Siehe das heule schon als eine gewaltige Täntchnng fest, to würden die nächsten Jahre ienen Parteigenossen noch mel» Enttäuschungen bringen. Unter den Gegnern gebe es dagegen keine, die sich über uns tauschten. Auch die. die mit nnS lieb äugelten, hätten i» uns ihre Todfeinde zu gewärtigen." Ausgabe jedes Sozialdemokraten sei es. daiür zu sorgen daß die Sozial demokralie so staik werde daß sie sich allein genügte, wen» man ibr niit aller Macht entgeaciitiele, wenn sie an den Macktoerhätt- nissen rüttle. Am 25 Januar 1899 spottete Abg. Singer ini Reichstag über „DaS hohe Lied" von der „Mansernug der Sozial- deinokratte": „Machen Sie sich ja keine Hoffnung aus die Manieriiiig der Sozialdemokratie Sie würden bittere Enttäuschung erlebe». Ich kan» Sic versichern, daß die Sozialdemokratie einig und ge schlossen ihrem durch unser Programm bezeichnest:» Endziele zu- strebt , Alles was die Sozialdemokratie i» volttiichem und wirtschaftlichem Kampfe erreicht, ist nichts werter als die Abschlags zahlung aus die Forderung, welche die heute a»sgcbcnlete Arbeiter klasse der bistgerllchen Gesellschaft dereinst präsentieren wird," Am 3. Mai 1899 erklärte Abg. Molkenbuhr. daß die Sozialdemokratie im Reichstag immer dabe, sei. >ede Verbesserung der Lage der arbeitende» Klassen anzuslreben. „aber nicht etwa, um da»» das weiter folgende Ziel aiiszugeber. sonder», wie Herr Dr, Kropatscheck ganz richtig sagte, gewlsseimaßcn als ein Taschengeld, das wir ans dem Wege znm Endziele verzehren " Auf der Parteikonferenz der sächsischen Sozialdemo kratie zu Mrttweida bemerkte der Reichstagsabgeordnete Fischer- Zittau u. a. folgendes: „Unser Einfluß ist im allgemeinen ent- schieden im Wachsen begriffen. Dieser Einfluß hat auch bewirkt, daß der Staatssekretär Gras Posadowsky kürzlich im Reichs tage zuni erstenmal anerkannt hat, daß die Sozialdemokratie die Vertreterin der Arbeiterschaft ist." Wir wissen nicht, bemerkt hierzu die „Kons, Korr.", ob diese bedauerliche Anerkennung wirk lich eine Folge des wachsenden sozialdemokratischen, Einflusses aut die Regierung ist: aber daß „Genosse" Fischer sic in dieser Weise ausbeutet, ist nicht zu verwundern. „Genosse" Fischer schließt aus dem allen, daß die Reichstagsmahlen sür die Sozialdcinokralie von der größten Bedeutung seien und daß die sächsischen Sozial demokraten alles ausbietcn müssen, eine „den Verhältnissen ent sprechende Vertretung Sachsens" >m Reichstage zu sichern. Es war vorauszusehcn, daß das Entgegenkommen an die Sozialdemo- kratie sür diese nur en, Ansporn sein werde, noch kräftiger zu agitieren und in noch höherem Grade Mißtrauen und Unziisrieden- heit zur Regierung und den „herrschenden Klassen" hervorzurufcn. Oesterreich. In der fortgesetzten ersten Lesung der Aus gleich s v o r l a g c im Abgeordnetenhaus!: erklärte Fiedler, trotzdem er die Zolltrennung nicht sülchte, weil ltngarn dabei den grüneren Schaden erleiden würde, sei er doch sür Beibehaltung der Einheit. Chiari erklärte, vor allem müsse mit Deutschland ein Han delsvertrag abgeschlossen werden; dann erst könnten mit anderen Staaten geordnete handetspolttrsche Verhältnisse geschossen werden. Ministerpräsident von Körber erklärte, ihm erscheine der wahre, von aufrichtiger Freundschaft getragene Friede als Lebensbedürfnis beider Staaten, Oesterreichs wie Ungarns, gc- boten, ohne den sie vor die ernstesten Gefahren gestellt würde». Bei der Festsetzung des Zolltarifs habe die Regierung mit den Forderungen Ungarns rechnen müssen, wenn die Monorchie cm einheitliches Zollgebiet bleiben sollte. „Alle Staaten," fuhr der Ministerpräsident fort, „welche mit Deutschland in engerer Handel? politischer Beziehung stehen und bleiben wollen, mußten in irgend einer Weise vom dcutichcn Zolltarif Notiz nehmen, oornchuiiuh wir, die wir den größten Verkehr mit Deutschland habe». Wenn unsere Zolltarife beim Abschluß neuer Handelsverträge nnvcrsehn erhalten werden, so hat die österreichische Industrie wahrlich nicht viel Grund zu klagen, aber auch der Landwirtschaft, der es zweifel los nicht gut geht, muß soviel als möglich geholfen werden, hier wie in Ungarn," Der Ministerpräsident erklärte schließlich, soweit er die handelspolitische Situation zu überblicken vermöge, trete deutlich die Absicht der Mächte, zu Handelsverträgen zu gelange», hervor, wofür die Nlchtkündigung der wichtigsten Handelsverträge spreche. Er hoffe, daß der Krästezuwachs, den beide Staaten o»? dem Ausgleich in den nächsten 10 Jahren schöpfen werden, diese soweit stärken werde, daß sie den wirtschaftlichen Kampf mit dein Auslände werden ausnchancn können. Der Ministerpräsident schjoß mit der Bitte, das Haus möge bei seinen Beratungen sieh von dem Grniidsatzc leiten lasten, das inäßjg Gute nnziinelimcn, da Besseres nickt zu erreichen sei. lLebhaster Beifall,s Der Ei s en b a h n au ss ch u ß des Abgeordnetenhauses nahm mit allen gegen drei Stimmen einen Antrag des Siibkomitccs an, in welchem die Regierung ausgefordert wird, Gesctzesvorlagcii wegen Einlösung der Staats-Eiieiibahiigcsclllchaslcn und beider Netze der österreichischen Nordwestbahn baldmöglichst einzubringeo Der Ausschuß nahm ferner mit 24 gegen 16 stimmen einen An trag des Snbkomitees an, in welchem die Regierung anfgefordert wird, die Kaiser Ferdinands-Nordbahn zum I. Januar 1904 ei» zulösen. Schließlich wurde der Antrag angenommen, in die Ver staatlichungsaktion auch die Oesterreichische Südbahn ein zu beziehen. Bei der Ergänzungswabl zum Reichsrat in Prag-All stadt wurde der radikale Tscheche Baxa mit 844 Stimmen gewähli. Der Iilngtschechc Nooak crh-elt 572 Stimmen, Ungarn. Anläßlich der Wiederaufführung des Tcndcnzstückes ,Gott erhalte" im Ungarischen Theater ni Pest kam cs zi, neuer ichen Demonstration en in und außerhalb des Theaters. Die Demonstrationen waren planmäßig vorbereitet: vor dem Tbcater batte sich lange vor der Vorstellung eine große Menschenmenge, zumeist Studenten, mit Mützen »nd Kossnth-Kokardcn cinge- iindcn, die Elieii-Rufc auf Ungarn »nd die Honvcd ausbrachten Im Theater bemerkte man zahlreiche Abgeordnete der UncibbäiiW- Dresdnsv ALseh^Lchten. Nr. 78. 2«» März »803