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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 20.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030320018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903032001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903032001
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-20
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 20.03.1903
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keitspanei. AIS nach Ausgehen des Vorhänge- «in Schauspieler m der Uniform eines Honved-Oberleutnants aus der Bühne er schien. brach das Publikum in stürmische Eljen-Rnse auS; es sang ivahreiid der Paulen stehend das Kossuth-Lied. »ach dem zweiten Akre sogar fünsmal. Int zweiten Akte, in welchem ein als Ober- leutnant mit der gemeinsamen Armee kostümierter Schauspieler in einem Kaffeehaus« au» einen Honved-Oberleutnant loSgeht, brach nch die Demonstrationen bei ossener Szene. Nach der Bor stellung formierten sich die Theaterbesucher zu einem langen Zuge »nd marschierten, von Polizisten flankiert, auf den Ring. Dort konzertierte in einem Casö die Kapelle des 64. Infanterie-Regi ments Als die Stndenten in das Lokal drangen, verließ die Kapelle sofort das Lokal, das die Studenten besetzten. Auf der Straße kam es zu weiteren Demonstrationen uitd Tumulten. Polizeipatrouillen durchstreifen die Stadt. Schweiz. Ein Referendum über den neuen Zolltarif Kat. wie gemeldet, stattnefunden und der scbntzjüllnerischen Rich tung einen eklatanten ^iea eingebracht. Die Volksabstimmung Kat eine bisher unerreichte Beteiligung der Wähler gebracht, näm- lich gegen 85 Prozent. Es stimmten für de» Tarif 829000, gegen denselben 223000, für denselben 16, dagegen 8 Kantone. Die Annahme des Tarifs bedeutet gegenüber dem fetzigen Tarif eine Erhöhung von 25 bis 50 Prozent. Die Opposition bestand baupt- 'schlich aus industriellen Kreisen, namentlich der Arbeiterschaft, die eine Verteuerung der Lebensmittel befürchtet. Die Uhrmacher- Kantone Neuenburg und Gen^ verwarfen den Tarif mit neun Zehntel Mehrheit. In allen Städten wurden große Mehrheits- uoten gegen den Tarif abgegeben. Der Bundesrat wird wahr- 'chcinlich sofort die Unterhändler für die Handelsvertrags-Ber- kandlnngen ernennen. Der neue Tarif wird nach Ablauf der letzigen Handelsverträge zur Anwendung gelangen. Holland. Durch könialiche Verordnung ist bestimmt worden, daß die Miliz dg» Jabresklasse 1902 aus unbegrenzte Zeit bei der Jahne behalten wird. Der Bericht der Abteilungen der Zweiten Kammer, welcher nch mit den Maßregeln zur Verhütung der Ausstände be- nkäsiiat. ist erschienen. Danach hat sich die Mehrheit mit den mr Unterdrückung von Ansständen von der Regierung vor- gelchlagenen Maßregeln für einverstanden und bereit erklärt, für die Errichtung einer militärischen Eisenbahnbrigade zu stimmen. Die staatliche Untersuchung zur Prüfung der Beschwerden des Personals wurde gutgeheißen. Den un Gesetzentwurf vor- aeichlagenen Strafbestimmungen für den Jall eines Ansstandes summte eine Anzahl Kommisfionsmitglieder zu; ein Teil verhielt nch ablehnend. England. Bei der Beratung der auf 235 761 Mann veran- ictüagten H e e r e s p r ä s e n z st ä r ke im Unterbaute beantragte Vikar Gibbs (kons.f eine Herabsetzung um 3000 Mann, um die Ausmerk'amkeit aus die Beschaffenheit des Hcerescrsatzcs zu lenken. Beckett skons.s und andere Redner kritisierten von neuem den Plan Brodricks für die Umgestaltung des Heeres. Kriegsminister Brodrick lehnte eine nochmalige Erörterung der allgemeinen Jrage der Heeresorganisation ab, forderte aber die Vorredner aus. ihm irgend einen maßgebenden Offizier zu nennen, der eine Herab setzung der Präsenzstärke besürwvrte. Bezüglich der Rekruten führte der Kriegsminister aus, daß das Militärmatz in den übrigen europäischen Ländern niedriger als das in England oorgefchriebenc sei. In Jrankreich sei z. B. gar kein Mindestmaß festgesetzt. Der Antrag GibbS w»ide mit 246 gegen 73 Stimmen abaelklmt. die Präsenzstärke und das Gehalt der Offiziere und Mannschaften genehmigt Ein liberales Blatt macht darauf aufmerksam, daß dem heim- kehrenden Kolonial minister mehr als königliche Ehren zu lei! wurden, und zwar werden folgende Beispiele angeführt. Wenn der König aussährl, so sind nur einige Polizisten in den Straßen plaziert, wo der königliche Wagen durchkommen soll. Mr. Cham- berlain dagegen halte das Vergnügen, bei seinem feierlichen Ein züge zu beiden Seiten alle zwanzig Schritte «inen „Kupfernen" stehen zu sehen Ferner wird die Straße, wenn der König aussährt, nur ganz kurze Zeit vor der Ankunft des Wagens von Juhrwerken frei gehalten, währen» bei dem Einzüge Mr. Ehainberlains volle fünf Minuten lang kein Gefährt auf der Straße fahren durfte. Der wichtigste Unterschied aber liegt der Zeitung zufolge darin, daß vor dem königlichen Wagen nur ein Polizist einherreitet, während vor Mr. Ebambcrlains Wagen ihrer drei ritten. Tie kanadische Pacisicbabn, die beschlossen halte, vom nächsten Monat ab die von ihr eiworbenen DamrOer der Beaver-Llnle zwischen Glasgow und den cancibiicken Häsen lausen zu lassen, hat sich nunmehr entschlossen, mit diese» Dampfern einen regel- mäßiaen Dienst zwuchen London und M ontreal zu eröffnen. Dänemark. Der Künia und die Königin von Griechenland, die Königin von England und die Kaiserin-Witwe von Rußland treffen dieser Tage in Kovenhagen ein und werden bei dem Besuche, den Kaiser Wilhelm dem König Christian abstatten wird, zugegen sein. Afrika. Dem ..Renterfclien Bureau" wird ans Bloemsontein gemeldet: Uittcr den Offizieren und Mannschaften des Heeres m den neuen Kolonien herrscht große Unznfriedenheil, da die Mehrzahl noch immer in Zellen wohnen muß und in einigen Fällen 'vgar die Frauen der Offiziere gezwungen sind, sich in Zelten auf- znhalten. Die Offiziere beklagen sich ferner heftig über die außer ordentliche Jugend der neu ankommenden Rekrulen, von denen viele fast noch Knaben und unfähig sind, die Anstrengungen in dem ungewohnten Klima zu ertragen. Tie Holländer machen sich über das iugendliche Ans'ehen der Rekruten lustig. In Tanger kursieren nndniiernv Geiürhte, der Scherif von Wesian Hube Mnlleih Mahomcd. den Bruder des Sultans, in West'an zum Sultan proklamiert. Kunst und Wissenschaft. r Im Königlichen Overnhanse findet beute da? 6. Sin- ' o n i e - K o n z e r t der Generaldirekiion der Königlichen Kapelle »nd der Hoflheater lSerie 1! statt. Svlistiiche Mit wirkung: Herr Rav ul Pngno. Zur Aufführung gelangen: iichard Wagner: Siegsried-Idistl: Klaviei-Konzrit (bffciur) von W. A. Mozan. kHcrr Pug»o » Zum erstenmale : llnnso mu^sbre von Saint Saöns: Klavier-Soli: Herr Pugno; Ouvertüre „Leonore" Nr. 3 von Beethoven. f Im König!. Hofopernhaufe gelangt demnächst ein kleines ..I a v c> ni sch e-o Ballett" von Herrn Ballettmeister Berger zur Aufführung. Tie Musik hat Frimel geschrieben, der elegante, ginge Pianist, der mff Jan Kubelik reist und in dessen Konzerten mstwirkt. r Zu Herrn Kapellmeister TellingerS Benefiz geht, wie bereits erwähnt, morgen, Sonnabend, im Residenzlbeater die Operette ,. Indwiga" in Szene. Ter Komponist hat seinem Werte neuerdings einige wirknngsvokle Nummern angesngt. Die Operette ist ans das Sorgfältigste neu einstudiert und düifte dem allseitig beliebten Benefizianten ein volles Haus und reiche Ehren bringen. -4 In dein morgen. Sonnabenv, ttatlttndenden Sinsonte- N! c> ii i e r t lZcbnbert—Beethoven-Lisn-Abeiw» im StewerbebauS kommen zur Aufführung : I. Luvcriurs zur Over „Alplionio d'Ettrcllii" ; e Bolletim.li.k aus der Qrcr „Noiammide" : 3. Fantasie <b'-i»c>II> von trani Zibuber!: 4 Smscmie (Nr. I, <:-6»r> von Beethoven: 6. ,.l.ss s'rMurlas", sinfonische Dichtung: a. I. Ungarische Nyapsodie von Franz vis;' *'e Tie ans verschiedenen Münchner Künstlern be- ulende Eabaret-Bercinigung „Die elf Scharfrichter" hat eitern abend im Saale des Neustädter Casinos ihr nur aus wenige Tage berechnetes Dresdner Gastspiel mit entschiedenem künst lerischen Erfolge begonnen, der un wesentlichen der Eigenart der ganze» Veranstaltung und der bis am wenige Ausnahmen glück lichen Wahl der mit Geschmack und Geschick dargebvlencn Vor lage zu danken war. AIS künstlerisch am wertvollsten erwies sich last bei allen Nummern die Musik von Hannes Ruch, einem un gemein fruchtbaren Komvonisten, der namentlich dem „Arbeits- mann" von Dehmcl und einem französischen Chanson „Du rnareko" von Henrv in wirksamer Vertonung zu tiefem Eindrücke verhalf. Daneben gefielen die Rezitation einer Wielandschen Legende, die parodistisclien Variationen eines Volksliedes und zwei Lonten- wrträge ganz ausgezeichnet, während von den beiden Einaktern besonders der letzte „Die VerichvnerungLkomMission" von Paul Schlesinger ziemlich deplaziert war. — Das Publikum unterhielt 'ich prächtig, kam rasch in Stimmung und applaudierte aus das lebhafteste bei jeder Gelegenheit. f Herr Professor Tr. Beding, der bisherige Direktorial- Assistent des König!. Kunstgewerbemuseums, der sich in dieser Stellung bereit« namhafte Verdienste um d>e Entwicklung und dm Ausbau der Sammlung erworben hat. ist zum Tirek- tor der Anstalt ernannt worden. s Zur Zentenarseirr der Erstaufführung von Schiller- .Braut von Meilina" ist. loweit das Trauerspiel für Dresden in Jrage kommt, noch einige- nachzu'ragrn. da- wir archlvalischen Notizen entnehmen, die un- Herr Dr. Zelß. der Dramaturg de« Königl. Hvfschaulpiel«. tu liebenswürdigster Weite zur Verfügung gestellt. Die Erstaufführung der Dichtung fand am Montag, den 24. Februar 1606 aus dem Ehuisiustllchen Theater durch die „Ciuusurstl. Sächßl. privileglrien Deutschen Schauspieler" statt. Der Zettel trügt den Vermerk: .Die zur Handlung gehörige Musik ist vom Herrn Kapellmeister Weber". Die Besetzung der einzelnen Rollen war folgende: Donna Jsabella — Mad Burger. Don Manuel — Herr Lrmbert, Ton Ceiar — Herr Opitz. Bratrice— Mad.Hartwig. Caietan —HerrBlnmauer. Berengar- Herr Haffner. Manfred — Herr Ochserihelnier. Bodemund — Herr Schiimer. Roger — Herr Drewltz. Hippoltst — Herr Bösenberm, Diego — Herr Christ. Die Vorstellung begann um 6 Ubr und war kurz nach >/,g Ubr schon zu Ende. Au» nahe liegenden Giünden gehört daS Werk zu den verhältnismäßig lellen im Spielplane vorkommenden Dramen des Dichters, obwohl c» bei der Kritik, trotz seiner dromaturaijchen Absonderlichkeiten, eine überaus rbrenvolle Aufnahme fand. So ist eS bi« 1820 6 mal, b>S beut« 77 mal auiarsüdrt worbe». Am kommenden 29. März wird cs zum erstenmal al- Volkovorslellrma ln Szene geben. In den tragenden Rollen des Trauerspiels habe» sich an der Dresdner Hofbühne eine glänzende Reibe von ersten Künstlern und Künst lerinnen betätigt. Von de» ständigen Mitgliedern unseres Hoi- lchaulpicls feierten als Jsabella besondere Trstimpbe: M. Werdy. Franziska Berg. Julie Rettich. I. Baher, I. Janan'check und PauUne Ulrich, während Wilhelmlnr Schröder-Devrtent, die Birch Pfeiffer und Klara Ziegler die Rolle nur „a. G " in Dres den gespielt haben. Von namhasten Vertretern deS Manuel sind Eduard Dcvrierik. der alte Drtiiner und Drach zu nenne», als Ceiar haben sich Karl »sid Emil Devricnt, lowie Adalbert Mat- towskr, eine» große» Namen gemacht. Als Beatrice sind dir Damen Pauli, Schirmer. Bayer, Ulrich, Salbach und Dölitz mit höchsten Ehren in den Dresdner Ausführungen der „Braut von Messina" zu nennen. f Eine Seltenheit der Mufikliteratur wurde vor kurzem in dem mit allerlei Musikalien äesülltcn Schranke eines hiesigen Musikers wieder ausgesunden. Es ist dies ein 270 Seilen zählen der, 5 Zentimeter dicker Foliant, der den Titel trägt: „Der General-Baß inderCom Position, oder Nene und gründ liche Anweisung, wie ein Musikliedender mit besonderem Bor theil. durch die Grundsätze der Composition, nicht allein den Gencral-Baß in Kirchen-, Cammero- und theatralischem Style vollkommen erlernen, sondern auch zu gleicher Zeit in der Com- positton selbst, wichtige Bortheile machen könne. Nebst einer Ein- leitung oder musikalischen Unterredung von der Musik überhaupt, Süver. HerauS- dem systematisch im Jahre 1821 ^ Neujahr 1852 ... . ^ ^ . . .. nicht vor. obgleich der Hauptkatalog bereits die stattliche Zahl von 35 553 Werken verschiedener Autoren auiweist. Erst in der 3. Abteilung des söhne Angabe der Jahreszahl) bei C. Ä. Klemm in Dresden er schienenen Hauptkatalogs. Abt. 3, Anhang 6, Pag. 687 begegnen wir unter Nr. 25373 unserem Heinichen und zwar in einem Exemplare der 2. und letzten Auslage deS Werkes, die im Jahre 1728, ein Jahr vor Heimchens Tode, erschien. Hinter dem im Kataloge angeführten, gekürzten Titel lesen wir die in Klammern gesetzte Bemerkung: (sehr seitens. Es mag wvhl Zeit und Mühe gekostet haben, diese Seltenheit irgendwo anfzutreiben. Dr. H. Riemann schreibt in seinem Musiklexikon: „Dieses Werk erregte Aufsehen" usw., und Gatby bezeichnet dasselbe a. a. O. als ein „klassisches Werk". Was aber daS uns vorliegende Buch so hochinteressant, ja vielleicht zum Unikum macht, ist der Umstand, baß es ein in dem zierlichsten Duktus des 18. Jahrhunderts „ab- geschriebenes" Exemplar ,st. Das Titelblatt trägt den Vermerk: „voripmt Joh. Xstw» Gottlieb Ahnert, 1775". — Es muß ein eifriger Musikbeslissener oder vielleicht ein armer Schüler von Heinichen gewesen sein, der durch seiner Hände Schwei» sich den Besitz des schönen, aber damals schon teuren Werkes sicherte. Auf jede Seite des Buches kommen durchschnittlich 40 sauber ge schriebene Textzeilen, und die zahlreich eingestrmten Noten beispiele sind in die mit größter Genauigkeit — jedoch ohne Be nutzung eines Lineals — gezogenen Lmiensysteme eingetragen. Viele dieser Beispiele nehmen eine ganze Seite s6 bis 7 Doppel- systemej ein. — Heinichen wurde am 17. Avril 1683 zu Kössuln bei Weißenfels geboren. Seine musikalische und Schul bildung erhielt er an der Thomasschule zu Leipzig, unter Schelle und Kuhnau lletzterer I. S. Bachs Vorgänger). H. studierte auch Jura und war einige Zeit Tldvokat ln Weißenfels. Bald gab er die Advokatur wieder auf und kehrte noch Leipzig zurück, debütierte daselbst als Opernkomponist und veröffentlichte seine Generalbaß-Schule („Neu erfundene und gründliche Anweisung" usw. 1711. 2. Auftage 1728>. Das Werk erregte Aufsehen, und ein Rat Geitz erbot sich, H. unentgeltlich mit nach Italien zu nehmen, damit er dort die Oper noch weiter studiere. iGathy schreibt, daß August II., der als Kronprinz H.s Schüler war, diese Reise durch seine Königliche Unterstützung ermöglichte s Nach fünfjährigem Aufenthalte in Italien, wo er mehrere seiner Opern zur Aufführung brackste, kehrte Heinichen nach leitung oder musikalischen Unterredung von der Mus und vielen besonderen Materien der yentiaen Ausüv gegeben von Joh. David Heinichen." In der Miisiayrigem sin Venedigs zur „ . Dresden zurück, ward 1719 Hi kehrte Heimchen o——— >v -, -a p ell m eister August des Starken von Sachsen und Polen und lebte bis zu seinem Tode, den 17. Juli 1729, in Dresden. — Wenn auch Heinichen als Komponist nicht in erster Reihe steht, da seine Kompositionen (Messen, Overn, Cantaten »sw.s mehr kunstgerecht geschaffen, als genial empfunden sind, so zeichnen sie sich doch durch reichen Melodienftuß und große Klarheit aus. Bedeutend, man kann sagen, berühmt geworden ist er durch seine Generalbaß-Schule. Der Riesenfteiß und die Gründlichkeit, mit der,H. dieses Werk geschrieben, bezeugen aui jeder Seite, daß er die Harmonik als „unendliche Welt und unergründliches Meer" betrachtete. Jene zu durchwanden! und aus diesem zu schöpfen, war sein eifrigstes Ltreben. So sehr H. Verehrer des vorhandenen Guten ist, so kampfbereit zeigte er sich an der Seite seiner Zeitgenossen, Kuhnau, Sorge u. a., nicht nur als Retter des Bertorengegangenen oder Vergessenen, sondern auch als Vorkämpfer für Werdendes, Neues. So finden wir z. B. in dem Kapitel über die sogenannten „Pnlgoruin", bei Bebanvlung des von Sorge zuerst als „Trias miiMifflun" bezeichneten übermäßigen Dreiklangs, daß H, fest zngreift, »in diesem bereits 166 Jabre früher ausgetauckten, von der Theorie aber unbeachtet gelassenen yarmoniegebilde, ,,in welchem die (Quinta «uporllua das Dominium führt" (wörtlick nach H l zu seinem Rechte zu verhelfen. 14 Jahre später (als H.) empfiehlt Fux >n seinem Oraclu!« acl Darnnsmim diesen Akkord mich, jedoch unter der pharmazeutischen Warnung: „Mit Vorsicht zu gebrauchen"! Trotzdem der Fortschrittler H. in seinem Werke im Jahre 17ll gegen die „Raisonneure und Pedanten" eifert, die ihre „Grillisicationes als ewig gültige Axiome den Musikbeslissenen auidrängcn , tut sich ein sehr wortreicher Theoretiker in seiner 1858 (!> erschienenen umfangreichen Kompositionslehre die Güte, liniere „Trias nupvrklua" (ohne die heutzutage ein rechtschaffener Komponist weder leben noch selig sterben kannj, um so und so viel Plätze herunter- und unter eine Sippe zu versetzen, die er in injnriöser Weise „Misch-Akkorde" zu nennen beliebt! Kio trarmit Oloria muncli! Armer Heinichen! 's Im Mai wird im Leipziger Stadttheater der „Ring des Nibelungen" in Muster-Vorstellungen, unter Hinzu- z'ehung fremder Gäste und unter Leitung des Professors Arthur Nikiich zur Aufführung gelange» s Herr Richard Weise, der langjährige, treu bewährte Sekretär des hiesigen Residenztheaters, der bereits im vorigen Jahre als Leiter der vereinigten Saisontheatcr von Zingst, Barth usw. einen beträchtlichen Erfolg zu verzeichnen hatte, wird, wie gemeldet, am 21. Mai auch die Direktion des Sommertheaters zu Nordhausen am Harz übernehmen. Der Spielplan weist nahezu alle Schau- und Lustspiele, Schwänke und Possen aus, deren Zugkraft an den verschiedenen größeren deutschen Bühnen in der vergangenen Saison erprobt worden ist. ß Tie F einem vom Familie van Beethoven erhebt — zunächst in „N. W. Tagbl." mitgeteilten, an Herrn Heinrich Heinemann in Braunschweig gerichteten offenen Br efe — Ein- wand gegen die Aufführung des (bei Grosse in Braunschweig erschienenen) Schauspiels „Beethoven und sein Neffe" von dem ge nannten, im Bühnenleben bereits bewährten Dramatiker. Las Stück sollte demnächst in Braunschweig zur ersten Ausführung ge- langen. Der Protest ist einer ,ener typischen Fälle, in denen werden, zur Neffen und tat stch gegen die dichterische Freiheit, mit der ge- Personen und ihre Umgebung dramatisch behandelt Wehr setzt, dadurch doppelt interessant, daß die Groß- Nichten Beethoven- bei dieser Gelegenheit einige ' ^ he - - « - » e »»bestatte brmgen taffen, sich m ihrer pietätvollen Stimmung durch vaS neue Drama beunruhigt fühlen, und daß sie cs niemals zugeben werden, daß ihr Vater „sozusagen öffentlich vorgrsührt wird, und zwar >n einer unwürdigen Rolle, als lügenhafter Knal ' „ r wirv, unv »war m einer unwnrvi abe, später leichtfertiger Jüngling", ß In Preß bürg sollte vorgestern zum Benefiz eine« Schau- spirlers „Maria von Magdala* von Paul Heme ausgesührt werden. Im Vreßburger Theater wird abwechselnd ungarisch und deutsch gespielt. Vorgestern wurde nun, wie sich das „Verl. Taaebl." melden läßt, die Vorstellung plötzlich abgesagt, weil der Schauspieler auf die Ausführung verzichtet hat. nachdem ihm Mitglieder vev klerikalen Partei 400 O ihm Mitglieder dev klerikalen Partei 400 Kronen , damit dos Stück nicht gespielt werde! Zahlreich« Theaterfreund« hatten beabsichtigt, nach Preßburg zu Der Vorgang wird nicht nur in Oesterreich, sondern au egeben, Wiener fahren. ^ - -V- --- I—auch weit darüber hinaus Aufsehen erregen, zeigt er doch deutlich, welch' häßlicher Mittel sich die klerikalen Dunkelmänner bedienen, um ein ihnen unbequemes Bühnenwerk zu bekämpfen. f Nach einem langen und schweren Leiden ist der namentlich in der deutschen Theaterwelt überaus populäre Schriftsteller Carl dramatischen Abteilung Univcrsalbibliochck. Zahllose der weitverbreiteten roten Heftchen trauen den Namen Wittinaiins als Herausgeber der Opernbücher, vielfach verwandter und erprobter Soloscherze, Festspiele, Gelegen- heitSdichtungen u. a. in. Seine genaue Kenntnis der dra Literatur aller Zeiten und Völker befähigte ihn dramatischen zu wertvollen Publikationen der dramatischen Werke der" bedeutendsten Theater- Autoren des In- und Auslandes. Die historischen bioaravhischen Einleitungen zu all seinen Ausgaben zeugen von ernster Arbeit und gediegenem Wissen, während die ..Bühneneinrichtungen" der de- treffenden Werke den praktischen Kenner des Theaterlebcn« — W. war selbst ein Schauspieler — verraten. Wohl ein Bierteljahr- bnndert lang war Wittmann übrigens Direktor deS Königlichen Theaters ans Helgoland und als solcher den Besuchern des lieblichen Nordleebades eine vertraute und allbeliebte Erscheinung. t Vorgestern wurde auf dem Wiener Zentralsricdhoke die Leicke Hugo WolsS aus dem provisorischen Grabe beranS- gehoben »nd in dem von der Gemeind« Wien Hugo Wolf gewid meten Ehrengrabe beigesetzt. Dem Uebertraanngsakte wohn ten keinerlei Tranernäste bei. da die offizielle Bcisehunasseierlich- ke't erst dann stattfindet, wenn daS Grabdenkmal vollendet sein wird. Mahnruf. S« nabt von Roma» Hügeln Sieb «in« Rod«nschar Aus l«!s«n, schwarz«» F'üg«ln. Hab' acht, d» deutsch»« Aarl Si« bringen kein«,, Segen, Al, sichere» G-l«it Folgt ihnen allerwegen Zwietracht «nd Brudersireit. Auf, Deutsche Reich st« schauen Zn frechem Uebermut, Hier woll'n sie Nester bauen Für ihr« «kl« Bcut. Dir schwarzen Bö^ewichter, ty, laßt si« nicht Herrin, L» paßt «in solch Gelichter Nicht zu der wacht am Rhein l wahr' deine höchsten Güter, Du deutsche» Volk auf, neu', Sei drinc» Glauben, Hütrr In «chter Giaubenrireu l E. Lucien. 8lHkv »uoll xvstrlxv Depeschen. Hosnachrlchten, Städtischer HanSbaltpIan, Gerichts verhandlungen. Lehrergesangvercin, Geistliches Konzert. Vermischtes. '*E>n erdichteter Ranbanfall. Mitte voriger Woche meldete in Berlin die Iran des Tischlers Johann Topp aus Tempelhof der dortigen Polizeibehörde, daß Topp nachts auf dem Nachhauselvege von Berlin auf dem Tempelhofer Felde von einem Wegelagerer überfallen und durch Messerstiche im Gesicht verletzt worden sei. Nach mühevollen, vergeblich gebliebenen Er mittelungen der Polizei hat sich Topp jetzt zu dem Geständnis be- quemt, daß er den Raubanfall frei erfunden hat, um einer ihm von seiten seiner Frau drohenden „Tracht Prügel" vorzubeuaen Diese wäre ihm nach seiner jetzigen Angabe zu Teil geworden, wenn er den wahren Tatbestand zugegeben hätte. Darnach hatte Topp mit einigen Freunden an einer Geburtstagsfeier in Berlin teilgenommen und sich dabei einen solchen Rausch geholt, daß er aus dem Tempelhoser Felde mehrfach zu Falle kam, sich blusig > ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen genötigt war. »ug und Wetterbericht des Kgl. Stichs. Meteorolog. Instituts i» Chemnitz vom l9. März 8 Uhr morgens (Temperatur nach Celsius). Wetterlage in Europa am 19. März 8 Ubr früh: «taNon«, Name <j.S R><riu»i de« Winde« Setter ^ Lp. P Station«-!" K Na«. ^ Rteznin, u. StNrte de« Winde« Wetter pp Stornom. 711 ivv steif bedeckt » 4! »„der 7ÜK stark,Renen Blackwd bljZVSZV stiüwoldg Scilly 6ü »8tV sl-iÜDunc, epr>s»m,n> Miln«,er « 69 81V müiiig wallig Havarand vffsso müßig heiler -101- Berit» U!i iV letcht!wolkenl SkudeSnü-S - i>arl«»iße 74 8V Ichwaq wolkenl Stockholm 5,6180 leicht Schnee geanli. M. 72 8VV leicdt! molken! .^openhaq. müßig Tunst > »j- Me, 6 74 8 leicht! heiter 61 >8 frisch Regen - 21— U-rt« >» 78 18W ietchl wottenl Gwinem.L h,iter - S - München 8 74 ich wach wolkenl Lkagen f>8 >V8VV mo«ia runü -- Z — Rom 65 I k-rdeM «alt 62 8VV fruch bedeckt j - ü.- Ni«» 65 eiiu wolkig Hambg, l 64>8VV mäßig heiter I »' 3 <5vemn1tz 7 7, VSiV ich«. daidded 2 Bet wenig veränderter Depression lm Nvrdwesten. deren Minimum mit 7«l Mm. nördlüd von Schottland liegt, bat sich von Sud,retten der boher Druck über 77o Mm. bis ,u uns herein ausgedreiiet, doch beklebt mich im Norvottcn das Maximum fort. Nach Rüderichläge» während der Nacht bat sich unter südwestliche» Winden vnliach Aufklärung eingestellt, dir am Mor gen zu teilweiser Abkühlung geführt, bei tagsüber steigender Temperatur anhalten dürfte. Witterung in Sachsen am 18. März. Station See. hiche m Ter L 8 llp. .8 S Wind !Z- Statt»» Se», »«»« ln Temp. ssnd Zr Dre«d»n ktt- a i 1 3 rv i ! - gretberg S98 7.0 ,.8 ssrv.1 eetri'g 117 6 V >.8 8 2 Silineederg «,» b.8 ».!> '88tV z Caidi« 169 7.it 14 88IV « Ulster 600 4» -I.u rvs ir r Bauern 202 8.» 19 8 1 Allenberg 75,1 k 6 -0.1 >V8VV ff - Ätna» 2L8 iiieißendain 772 r.» -l.7 88V!> Chemnitz »io 6 6 -o.:r 881V 3 ! v.o gichlelberg lrlii >.b 0l 8>V S Auf einen kelteren, trockenen Vormittag folgt« am Nachmittag dev IS. März allmähliche Trübung, auch traten stellenweise Riederichläg« «in. dle am Abend allgemein Natiaesunden baden dürsten. Bei vereinzeltem leichten Nachhrosi «Minimum Reidenhatn — 1,7 Kr.) stieg di, Temperatur rasch an, Ihre Mittelwert« waren blS ,u 6 Kr. (Allenberg) abernormal, dle Maxima erreichten vielfach 10 Gr. (Dresden I« Kr.). Schneetlese am Ütchlelderg «0 Zentimeter. Dresden. IS. März. Barometer von Optiker Oskar Wiegand, lvorm. Otto VS'old), Wallsttahe 2. Abend««! Ubr: 7Ü0 Millimeter. i> ge stiegen. Tberuiouittrograph nach LelsiuS. Temperatur: bbchtte l« Sr. Wärme, niedrigste 3 Gr. Wärme. Heller. Nordwettwind. Wasserftand der Elbe und Moldau. Budwcis Prag Pardubitz Melnik Leittnrritz Dresden 18 März -i- 10 -ff 11 ff 18 ff 3 ff 2 - 102 19. Mär, u- 10 12 -t- 22 -l- '2 Null — '66
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