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256, 2. November 1912. Nichtamtlicher Teil. «SrlcnblE s. b. D0411. vuchhandtt. 13581 deulung, ihre Bearbeitung mit der Deutschen Bücherei zu ver einigen. wie das vom Vorstand des Börsenvereins beschlossen und nach Ablauf des mit der Hinrichsschen Buchhandlung be stehenden Vertrags Ende 1918 beabsichtigt ist. Damit haben wir unseren Lesern die wichtigsten Auf gaben der Deutschen Bücherei hinreichend gekennzeichnet. Aber dieses neue Gebilde des deutschen Buchhandels wird nicht wie ein starres, nach dem vorbcrechnetcn Gleichmaß seines Kammschnittes im ewigen Einerlei sich nur um die eigene Achse drehendes Zahnrad im Getriebe des deutschen Buch- und Druckeretwesens sein, sondern es wird wie eine frei- schwingendc Feder wirken, die mit dehnbarer, pulsierender Krastfülle, frei und doch zu rhythmisch schönem Ebenmaß ge bunden. im geregelten Wechselspiele seiner Eigenbewegung für das große Ganze unseres deutschen Schrifttums einen uner müdlichen Antrieb gibt zu gesunder Fortentwicklung, die nach vorwärts und aufwärts drängt. Neue Bedürfnisse werden sich mit dem Wachstum und Ge deihen der Deutschen Bücherei entwickeln, und bald werden sich neue gewichtige Aufgaben zeigen, deren Lösung sic gewähr leisten oder selbst übernehmen muß. Ist sie doch berufen, auf einem unendlich dehnbaren Gebiete, dem unseres Geisteslebens, zu walten, das sich weder heute, noch jemals ganz wird über schauen lassen. Wir aber dürfen uns Wohl freudig der Hoffnung hin- geben, daß der deutsche Buchhandel die neue Segens kraft. die ihm in der Deutschen Bücherei nun beschert ist, zu schätzen und zu schützen, zu pflegen und zu fördern wissen wird durch eine ebenbürtige Hingabe und Opferwilligkeit, wie sie die Königlich Sächsische Staatsregie rung und die Stadt Leipzig so vorbildlich groß und schön betätigt haben, wie sie die Männer übten, die berufen waren, zum Gelingen die erste Hand mit auzulege». Der peinliche Zwang des Pflichtexemplars, mit dem nie Hinlängliches zu erreichen war. ist für die Deutsche Bücherei prinzipiell vermieden, wohl aber vertrauen wir auf eine lebendige Anteilnahme aller deutschen Buchhändler, jeder nach Eigenmaß seines Könnens und Wollens zu freier Mitarbeit »m stolzen Bau unserer großen »Deutschen Bücherei«. Vom Aruiquariatshandel. XIV. lXIII siehe Nr. 244.) Weiteres über die Sammlung Kurt Wolff. — Bücher- und Kunst auktiouen. Nachdem nunmehr der vollständige Katalog der aus der Bibliothek von Kurt Wolff zur Versteigerung ausgewählten Büche vorltegt, ist es möglich, weiterhin ein Bild von seinem ganz außergewöhnlich reichen und wertvollen Inhalt zu geben. Er umfaßt im ganzen 1694 Nummern. Zunächst wird sin dem Bogen 4. um an die vorgeheudc Anzeige anzuschließen) die Abteilung der »Werke mit Beiträgen Goethes« fortgesetzt, und darunter finden sich auch an die dreißig Num mern der von Ottilie von Goethe herausgegebenen Zeitschrift Chaos (2. Jahrgang 1831) mit Beiträgen Goethes und an derer Schriftsteller aus seinem Kreise, die als eine große Seltenheit anzusprechen sind, wenn auch dieser eine Jahrgang noch nicht einmal vollständig ist. Dann schließen sich an: Goethes Briefe, Briefwechsel und Gespräche Goethe gewidmete Bücher — Privatdrucke, wie sie <a: vor 1832, k: von 1832 an) von seinen Freunden und Verehrern zur Feier seines Geburtstages oder aus Ver anlassung anderer festlicher Gelegenheiten veröffentlicht zu werden pflegten. Einen breiten Raum nimmt in der von Nr. 367 bis 454 reichenden Abteilung die Leipziger »stille Ge meinde« ein mit Salomon Hirzel an der Spitze. Unter den Bdiienblalt sltr dm Deutsch!» Buchhandel. 7V. Jahrza»-. Namen der Herausgeber und Stifter sind aus früherer Zeit besonders Riemer, Eckcrmann, Fr. v. Müller. Hase zu nennen und aus der späteren neben Hirzel noch Ludwig Preller, Otto Jahn, Hermann Hartung. G. von Loeper, Gustav Parthey, Woldemar Freiherr v. Biedermann. Wendelin v. Maltzahn, Friede. Zarncke, Hermann Rollett, Albert Cohn, Gotthilf Weisflein u. a. Diese Schristchen sind von jeher selten und be gehrt gewesen; in so reichlicher Zahl sind sie Wohl noch nie in einer Versteigerung vorgekommen. Zum Teil haben sie ursprünglich der Sammlung Biedermann angehört, es sind aber auch gar manche darunter, die dieser nicht besessen hat und die bis jetzt in keiner Bibliographie, also auch nicht im Goedekc und nicht bei Meyer zu finden sind. Es folgen (Nr 455—477) Gedächtnisreden und Erinnerungsschriften, wie sie »Goethes Tod« <so ist diese Abteilung überschrieben) im Jahre 1832 veranlaßt hat; dann Goethe-Literatur: die seltenen und bedeutenderen Werke einzeln und. von Nr. 542 angesangen, zwanzig Konvolute mit zusammen über 500 Schriften. Eigenartig und interessant ist auch die Gruppe, die »Goethe auf der Bühne und in der Dich tung« genannt wird, in der über dreißig Werke, besonders Theaterstücke, aufgefllhrt sind, in denen Goethe und neben ihm auch andere Schriftsteller seiner Zeit (Schiller, Wieland, Merck. Lavater usw.) eine Rolle spielen; darunter der »Thurm zu Babel« (Deutschland 1801) und die »Reue romantische Hunde- Comödie« (Magdeburg: Creutz'sche Buchhandlung, 1836). Mit einem Abschnitt »Carl August und Weimar« schließt die Goetheliteratur ab. soweit sie im Alphabet der Autoren ihren Platz gefunden hat. Ganz hinten im Katalog aber lebt sie noch einmal auf; hier findet sich (von Nr. 1245—1319) zu nächst der »Werther« in den verschiedensten Ausgaben und Übersetzungen, dabei merkwürdigerweise von den vielen eng lischen nur eine, gefolgt von einer ganzen Anzahl sogenannter Wertheriana. Es ist eine recht ansehnliche Spezialsammlung. Bei weitem ausgedehnter und inhaltreichcr aber ist die sich hier anschließende Abteilung »Faust in Sage und Dichtung« (Nr. 1320—1606), in der um Goethes Faust und die reiche Literatur, die er hervorgerufen hat, in feiner Gliederung des Stoffes viele wertvolle und zum Teil auch sehr seltene Schriften gruppiert sind, in denen Faust in der Sage des In- und Auslandes wie in der Literatur vor. gleich zeitig oder nach Goethe behandelt ist. — Zu dem Hauptalpha bet zurückkehrend, bemerken wir. daß hier auf Goethe noch an die 80 Namen folgen: Klassiker, Romantiker, das junge Deutsch land und ganz Moderne in bunter Reihe. Wenn es sich um eine abgeschlossene Bibliothek, nicht aber nur um einen Teil einer solchen handeln würde, dann müßte man die ganze Aus lese von rund neunzig Schriftstellern aus der deutschen Lite ratur doch als sehr subjektiv, wenn nicht gar als eine reine Zufallssache ansehen; denn zwischen Goethe und Hehmel, zwi schen dem Anfang und dem Ende der ganzen Sammlung, wenn man nach der Bedeutung, nicht nach dem Alphabet geht, fehlt doch gar mancher klangvolle Name. Aber im ganzen ist doch alles, was da ist, wertvoll, und wenn auch nie wieder eine solche Vollständigkeit wie unter dem Namen Goethe er reicht wird, so trifft man doch allerorten auf sehr aparte und seltene Bücher. Wir erwähnen Lessing. Herder, Klinger, Schiller (hier auch die erste Ausgabe der Räuber), Heine und vor allen Dingen auch Lavater, aus dessen Besitz eine große Reihe von Handzeichnungen, Gouaches, Silhouetten und Kupferstichen von Lips, Schellenberg, Chodowiecki u. a. vor handen ist, die ihm bei der Abfassung seiner berühmten »Physiognomischen Fragmente zur Beförderung der Menschen kenntnis und Menschenliebe« als Studienmaterial gedient haben, mit Unterschriften und anderen Bemerkungen von sei ner Hand. — Sehr bedeutend ist schließlich die Abteilung der »Zeitschriften, Sammelwerke und Alma- 17«?