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13578 ««q-n«la» 1 d, »tschc. «»4,-nd-I. Nichtamtlicher Teil. 256, 2. November 1S12. tralbibliothek nochmals das Wort, und auch der dritte Biblio thekartag hat 1902 die Forderung einer solchen erhoben. Im gleichen Jahre wars Graf von Rehbinder in Flei schers Deutscher Revue die Frage auf: »Fehlt uns eine Reichsbibliothek?« Der ausführliche Plan, den der Autor in seinen Darlegungen für Errichtung einer solchen Bibliothek entwickelte, war in nicht gerade glücklicher Weise auf die Vor aussetzung eines reichsgcsetzlichen Pflichtexemplarzwangs für den gesamten deutschen Verlag beruhend gedacht und fand da her bekanntlich im Börsenblatt vom 30. Mai 1902 und 18. Juni 1908 wiederholt eine scharfablehnende, von seinem Standpunkt nicht unberechtigte Kritik durch G. Hölscher. Zwei Jahre nach Graf von Rehbinder trat noch vr. W. Erman in seinem Vorwort zur Bibliographie der deutschen Univer sitäten (Leipzig 1904) für den Gedanken einer Deutschen Zen tralbibliothek ein. Inzwischen hatte eine Reformidee, welche die König!. Preußische Unterrichtsverwaltung schon seil 1891 erwog und die den Versuch einer Herstellung der Titeldrucke für Biblio thekszwecke durch Benutzung der Hinrichrschen bibliographi schen Wochenberichte betraf, die Veröffentlichung eines Auf satzes vom Münchener Universitätsbibliothekar Schnorr von Carolsfeld im Zentralblatt für Bibliothekswesen (12. Jahrg. S. 488 u. f.) veranlaßt. In dieser Angelegenheit hatte Seine Exzellenz Ministerial direktor vr. Althofs, Berlin, im November 1895 mit dem Ver leger Adolf Rost in Leipzig persönlich verhandelt. Der vor liegende Plan mußte damals an gegebenen Verhältnissen scheitern, die vorerst unabänderlich waren. Auch als Exzellenz Althoff auf ihn wiederholt mit der ihm eigenen Beharrlichkeit für Verwirklichung einmal von ihm als fruchtbar erkannter Ideen 1904 zurllckkam, führte die Sache nicht zum erwünsch ten Ziele. Aber die ungewöhnliche Energie eines so weit blickenden Mannes von maßgebender Bedeutung im König!. Preußischen Kultusministerium, wie Exzellenz Althofs, brachte auch die Forderung der oben erwähnten Denkschrift von Dziatzko, Hartwig und Wil« manns wieder in Fluß, wenn uns auch nicht be kannt geworden ist, ob Althofs auf die Denkschrift selbst zu rückgriff. Daß dieser Mann der Schaffung einer deutschen Zentralbibliothek nun seine Aufmerksamkeit unablässig zu wandte, ist für ihre Weiterentwicklung zweifellos von hoher Bedeutung geworden, denn er verstand es auch, treibende Kräfte dafür in Bewegung zu setzen. Erblickte er doch in ihrem Zustandekommen eine seiner vornehmsten Lebensauf gaben, und es schwebte ihm vor, daß eine Deutsche Zentral bibliothek mit der Zeit werden müßte, was die Alexandri- nische Bibliothek für ihre Zeit war. Am 31. Mai 1906 trat Exzellenz Althoff in Kissingen durch den damaligen ersten Schriftführer des Börsenvereins- Vorslandes, Hofbuchhändler Karl Siegismund, Berlin, mit außerordentlich großzügigen und bestechenden Vorschlägen zur Schaffung einer Zentralbibliothek des deutschen Schrifttums, der er die allergrößte Bedeutung beimaß, an den Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig heran. Es geschah das im Zusammenhang mit den zu jener Zeit noch schwebenden Verhandlungen über Neuregelung der Bibliotheksrabatte in Preußen, die Siegismund bekanntlich als Vorsitzender der Berliner Vereinigung glücklich einleitete und zu einem erfolg reichen Abschluß brachte. Hierbei wurde von Althosf erstmals auch der Gedanke einer Erwägung anheimgegeben, daß eine solche Bibliothek als eine Börsenvereins-Bibliothck zur Ausführung kommen könnte, mit Angliederung in verein ter oder getrennter Verwaltung an die König!. Bibliothek in Berlin. Aber diese Angliederung blieb Althoff keineswegs eine conditio siao qaa noa. Er erklärte sich im Laufe der Beratungen unbedenklich damit einverstanden, daß diese Bibliothek auch in Leipzig oder München errichtet werden könnte, wenn sich hier oder dort eine genügende Örtlichkeit fände und die Verwaltungskosten übernommen würden. Althoffs Anschauungen von der hohen Bedeutung einer Verwirklichung des großen Planes fanden demnach weder aus Partikularismus an Preußens Grenzen, noch aus Kirch turmsinteresse an den Schranken des Berliner Burgfriedens unüberwindliche Hindernisse. Ihm war die hohe Aufgabe schlechthin zur deutschen Ehrenpflicht gegen das gesamte deutschnationale Geistesleben und sein Schrifttum geworden. »Ich hoffe (aus eine glückliche Entscheidung) um so mehr«, schrieb während der Beratungen Exzellenz Harnack an Albert Brockhaus, den damaligen Ersten Vorsteher des Börsen- vercins, »als der Ministerialdirektor Exzellenz Althoff diese ganze Aktion zuerst in Anregung gebracht hat.« Althoffs Auffassung fand in den von ihm dafür ange rufenen Gelehrten-, Bibliothekar- und Buchhändlerkreisen raschauskeimendes Verständnis, aber noch waren natürlich auch mächtige Hindernisse überlieferter Zustände zu durchbrechen, die wie eine Schnee- und Eisdecke nach langer harter Win terzeit aus neuer Aussaat lasteten. Und gerade als der erste leise Schimmer einer neuen Frühlingsgrüns zage Hoffnungen ans eine mit der Zeit reifende Ernte auch auf diesem Felde zutage drängte, befiel ein bedrohlicher Reif seine frühen Segens spuren. Althoff trat 1907 von seinem Amt zurück und starb schon am 20. Oktober 1908, aber der Gedanke der Errichtung einer Deutschen Zentralbibliothek, den er bis zu seinem Tode hochhielt und zu fördern bemüht war, blieb nach ihm in verständnisvollen Gemütern, gefördert von energischen, fleißi gen Händen, dauernd lebendig. Althoffs Vorschläge kamen, wie oben schon erwähnt, im Juni 1906 durch Siegismunds umsichtige diplomatische Ver mittlung im Vorstand des Börscnvereins zur Vorlage, wo sie noch unter Albert Brockhaus' Vorsteherschasl bis Ostermesse 1907 fortdauernden, ihrer unverkennbar großen Bedeutung entsprechenden eingehenden und sorgsamen Erwägungen un terzogen wurden. Als sie in einer umfassenden Denk schrift des Oberbibliothekars Professor vr. Paalzow in Ber lin festere Gestalt gewonnen hatten, wurden sie auch dem Vor stand des Deutschen Verlegervereins zur Begutachtung unter breitet, und Albert Brockhaus trat in persönliche Vorbe sprechungen mit maßgebenden Stellen in Berlin ein, wie solche bisher schon zwischen Allhoff und Siegismund, wie erwähnt, im Zusammenhang mit der Neuregelung der preußi schen Bibliotheksrabatte unausgesetzt sortgeführt worden waren. Da nun aber die Sachlage außerdem noch mit weiteren für die dabei interessierten Kreise wichtigen Fragen, wie der Bibliographie Hinrichs und ihrer Ausnutzung für Titeldrucke zu Bibliothekszwecken, dem Pflichtexemplarzwang usw. ver quickt war, blieb sie für die Erreichung eines gangbaren Weges zum Hauptziele, der Schaffung einer Deutschen Zen« tralbibliothek, eine ziemlich schwierige und verwickelte. Es konnte daher 1906 noch nicht gelingen, die teilweise gewichtigen Bedenken, zahlreichen Wünsche und gegenseitig geltend zu machenden Bedingungen durch vertrauliche Ver handlungen mit zunächst dafür ins Interesse gezogenen enge ren Kreisen zu einem für die würdige und angemessene Ver wirklichung der großen Idee ersprießlichen harmonischen Zu sammenklang zu stimmen. Ostermesse 1907 trat Albert Block haus nach sechsjährigem erfolggekröntem Wirken satzungsge- mäß als Erster Vorsteher des Börsenvereins zurück. Unter seinem Nachfolger, vr. Votiert in Berlin, trat die Biblio- lheksangelegenheit hinter dringlichen Reformen, wie der