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1796 Amtlicher Theil. JZ 110, 14. Mai. Vorsitzender: Ich habe schon vor Schluß der Debatte ausgesprochen, wie der Vorstand den Antrag modificirt. Herr Franz Duncker: Es scheint mir doch, als habe der Vorstand dies schon im Laufe der Debatte ausgesprochen, und es liegen demnach zwei Anträge vor. Der Vorstand ist jedenfalls berechtigt, seinen ursprünglichen Antrag zurückzuziehen. Vorsitzender: Ich nehme an, daß Herrvr.HeinrichBrockhaus den gedruckt vorliegenden Antrag aufrechthält, durch welchen der Vorstand zur Einführung der Erhöhung auf 8 Pfennige von 1873 an unbedingt verpflichtet ist und schreite zur Abstimmung. Man lehnt mit großer Mehrheit den Antrag IVb. in seiner ursprünglichen Fassung ab und nimmt mit großer Mehrheit die Einschaltung des Wortes „bis" in den Antrag des Vorstandes IVb. vor den Worten „auf 8 Pfennige" an. Es wird sodann zum dritten Antrag o. über den projectirten Umbau des Börsengebäudes für die Zwecke der Bibliothek über gegangen, gegen welchen Herr Fritz Gerold sich ausspricht: Gegen diesen Antrag muß ich mich entschieden erklären. Ein solcher Umbau müßte entweder ein Seitenflügel werden, was aber wohl zu kostspielig sein dürfte, oder ein Ausbau, welcher in ästhetischer Beziehung Abbruch thun würde, weil er dem ursprünglichen Plan zuwider wäre. Ob etwa ein Bau im Hofe möglich wäre, ist mir nicht bekannt. Jetzt steht die Bibliothek in Kasten auf der Gallerie; ich glaube aber, sie ließe sich in den unteren Räumen aufstellen, wenngleich diese zu verschie denen Zwecken vermiethet zu werden pflegen. Während der Zeit unserer Ausstellung würde sie dann allerdings verstellt sein, aber das dauert ja nicht lange. Sollte es übrigens begründet sein, daß man mit dem Gedanken umgeht, das Börsengebäude zu verkaufen und die Börse an einen andern Platz zu verlegen, so würde cs jedenfalls räthlich sein, diese Frage bis dahin zu vertagen. Herr Stadtrath Wagner: Nachdem ich kaum erst aus dem Vorstande ausgeschieden bin, thut es mir um so mehr leid, mich heute schon gegen meine früheren Herren Kollegen erklären zu müssen. Die Idee eines solchen Baues ist durchaus nicht glücklich, und ich habe meine Gründe dagegen schon im Börsenblatt dargelegt. Die inneren Verhältnisse unserer Stadt sind nicht mehr der Art, daß unsere Börse sich im Mittelpunkte des Geschäftsverkehrs befände. Gewiß wird in nicht langer Zeit das Gebäude hier so erponirt sein, daß man eine bessere Benutzung desselben scharf ins Auge fassen muß. Der Antrag des Vorstandes ist uns überraschend gekom men. Wenn wir aber überzeugt sind, daß das Gebäude bald zu anderen Zwecken verwendet werden wird, so kann doch unmöglich ein so hohes Capital verwendet werden, um etwas zu bauen, was das Haus ohnehin nicht verbessert. Der einzige Nutzen, welcher uns daraus erwüchse, wäre nur, daß wir ein Bibliothekzimmer bekämen, welches aber gewiß nicht 3500 Thlr. Werth ist; und dabei bleibt es immer noch zweifelhaft, ob ein solches Zimmer dem Bedürfniß genügen würde. Uebrigens vermisse ich auch die Angabe der Gründe, welche den Vorstand bewogen haben, die Bibliothek überhaupt im BörsengebLude zu belassen, und ich glaube, es dürfte nicht schwer sein, auf anderem Wege, durch Ermiethung eines Locals z. B-, dem Mangel abzuhelfen. Ich muß mich ganz entschieden dagegen erklären, daß wir unser Vermögen in dieser Weise schädigen. Ich bitte Sie also, den Antrag abzulehnen; der Vorstand kann ohne unsere Er mächtigung zur Ermiethung von Zimmern schreiten. Herr Mühlbrecht aus Berlin: Wenn es an Raum für die Bibliothek gebricht, gleichzeitig aber unsere Börse nicht mehr im Mittelpunkte des Geschäftsverkehrs steht, ließe sich da nicht ein Ausweg finden, der sogleich nach beiden Richtungen Abhilfe schaffte? Ich ineine, man könnte die Bestellanstalt aus der Börse hinansverlegen und in dem so gewonnenen Raum die Bibliothek untcrbringen, und erlaube mir, einen bezüglichen Antrag zu stellen. Herr vr. Heinrich Brockhaus: Kleine Flickereien thun nicht viel, sie kosten mehr, als man erwartet, und erreichen in der Regel doch nichts Rechtes. Es steht jedenfalls zu erwarten, daß wir noch mancherlei thun müssen, und daß cs auf die Länge der Zeit doch nicht ausreichen wird. Wir müßten dann also ein neues Haus oder eine zweite Börse haben. Ich bin daher ebenfalls gegen den Antrag. Der Zustand der Bibliothek ist allerdings nicht erfreulich, ich sollte aber meinen, es ließen sich auch ohne Neubau Räumlichkeiten hier im Hause schaffen. Vorsitzender: Der Vorstand wird gewiß den Antrag des Herrn Mühlbrecht in Erwägung ziehen. Herr Stadtrath Wagner: Dieser Antrag des Herrn Mühlbrecht bedarf gar keiner Abstimmung, es ist das eine reine Verwaltungssache. Herr Reimer: Dieser Auffassung stimme ich bei, indeß können wir doch den Mühlbrecht'schen Antrag dem Vorstande zur Erwägung anheimgeben. Herr vr. Eduard Brockhaus: Gegen den Antrag des Vorstandes müßte ich mich gleichfalls erklären, aber auch dem Anträge des Herrn Mühlbrecht vermöchte ich nicht beizutreten, weil die Sache überhaupt noch nicht reif genug ist. Ich muß übrigens mit Bedauern hinzufügen, daß unsere Bibliothek sehr wenig benutzt wird. Herr Konsul Einhorn: Ich glaube denn doch, daß dieVerlegung der Bestellanstalt Sa che der Leipziger Buchhändler Wäre, und es dürfte wohl geboten sein, an eine solche Maßregel zu denken. Vorsitzender: Die Verfügung über die Räume des Gebäudes steht jedenfalls dem Vorstande zu. Herr Mühlbrecht: Ich ziehe meinen Antrag zurück, indem ich hoffe, daß der Vorstand selbst die Sache in Erwägung ziehen wird. Der Antrag e. wird abgelehnt. Hierauf theilt Herr Vorsteher die Ergebnisse der Wahl eines Schriftführers, zu welchem Amte auf Herrn Gust. Marcus in Bonn 132 Stimmen, und eines Stellvertreters desselben, zu welchem Amte auf Herrn Adolf Bonz in Stuttgart 124 Stimmen gefallen waren, mit. Herr Marcus und Herr Bonz nehmen die Wahl an, worauf die Versammlung geschlossen wird. Vorgelesen, genehmigt und mitunterschrieben. A. W. Volkmann, Börsenarchivar. Julius Springer. G. Marcus. A. Enslin. Joseph Rütten. Theodor Einhorn. CH. F. Vieweg. >Carl Voerster. Fritz Gerold. Ferd. Beyer. Franz Wagner.