Volltext Seite (XML)
24. Dezember 1912 MchtamUicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtsch«. vuchhanbeL 16287 treffenden Stadt als selbständige Unternehmen gezählt. Das Jahr 1861 ist als Ausgangspunkt gewählt worden, da seit dieser Zeit ein gewaltiger Aufschwung im Handel und Verkehr zu verzeichnen ist. In den letzten fünfzig Jahren ist eine große Anzahl ausländischer Firmen dem deutschen Buchhandel ange schlossen worden. Wenn auch der deutsche Auslandsbuchhan- del mit Riesenschritten in der gesamten Kulturwelt fortschreitet, so sind doch auch hier und da Ver luste zu verzeichnen. Die ziffernmäßigen Angaben in diesem Aufsatz sind »Otto August Schutzs Adreßbuch« und dem späteren, im Aufträge des Börsenvereins vorstandes bearbeiteten »Adreßbuch des Deutschen Buch handels« entnommen bzw. daraus zusammengestellt und zwar aus der Abteilung, die das »Verzeichnis aller deutschen und über Leipzig verkehrenden ausländischen Buch-, Kunst- und Musikalienhandlungen in geographischer Anordnung« enthält. Die Vereinigten Staaten. In den Vereinigten Staaten von Amerika, auch kurzweg »Unio n« genannt, sehen wir das größte Kul- tnrgebiet Amerikas überhaupt und eins der mächtigsten Reiche der Erde. Die geographische Lage ist die denkbar günstigste. Im Norden finden wir die gewaltige Verkehrsstratze der fünf großen Seen. Im Osten, Westen und Süden ist die Union von Welthandelsmeeren umgeben. Als dritte nicht unwesent liche Tatsache soll seine Lage in der gemäßigten Zone hervor gehoben werden. Kein Staatengebilde auf unserer Erde hat sich so rasch entwickelt und ein derartiges Anwachsen der Bevölkerung gezeigt wie die Union. Vor ungefähr 12V Jahren hätten ihre sämtlichen Bewohner z. B. im heutigen Paris bequem Platz gehabt. Eine bedeutende Einwanderung, die jahrzehntelang anhiclt, ließ die Gesamtbevölkerung auf schätzungsweise 96 Millionen wachsen. In den Jahren von 1821—1908 sind ungefähr 514 Millionen aus Deutschland ein gewandert, nicht eingerechnet die Deutschen aus Österreich- Ungarn, Schweiz, Rußland usw. Die stattlichste Anzahl Ein wanderer hat in genannter Zeit Großbritannien gestellt. Nicht zu gering zu schätzen ist der Anteil, der auf die nordischen Königreiche und übrigen europäischen Staaten fällt. Man kann von den Bewohnern der Union Wohl 9V Prozent Weiße rechnen. Wenn auch die Abkömmlinge der Einwanderer aus Großbritannien, die Angloamerikaner, die Hauptrolle spielen, so erringt der deutsche Bevölkerungsteil doch eine immer mehr geachtete Stellung. 10—11 Millionen bedienen sich der deut schen Sprache. Wenn auch der Buchhandel, infolge seiner mehr oder weniger nicht auf den Massengebrauch zugeschnittenen Er zeugnisse und seines immerhin begrenzten Abnehmerkreises in der Union nie die Bedeutung erreichen wird, wie einzelne Teile des amerikanischen Handels, so haben seine Träger doch achtunggebietende Erfolge errungen. Vor mehr als fünfzig Jahren waren die Firmen, die mit den Hauptstapelplätzen des deutschen Buchhandels in regelmäßiger Verbindung standen, an den Fingern abzuzählen, während wir jetzt eine stattliche Anzahl von Handlungen in der Union nennen können, die ihren Leipziger Kommissionär nicht missen wollen. In der wirtschaftlichen Hauptstadt der Vereinigten Staa ten Nordamerikas, New Aork, mit seinen etwa 14 Mill. Deutschen, der bevölkertsten Stadt und nicht nur erstem See hafen der Union, sondern auch nächst London dem größten Handelsplatz der Erde, mußte der Buchhandel zuerst vorwärts kommen. Während wir heute die vierfache Anzahl, nämlich 48 Buchhandlungen zu de» unsrigen rechnen können, finden wir vor fünfzig Jahren, im Jahre 1861, dort gerade 12 Firmen, die dem deutschen Buchhandel angehörten. Schon im nächsten Jahre sinkt die Zahl auf 10. Diese Anzahl hält sich zunächst auch 1863, um dann ausfallend zu steigen. Die beiden darauffolgenden Jahre verzeichnen 11 Firmen. Rasch geht's jetzt vorwärts. So zählen wir 1866: 13; 1867: 16; 1868: 17 Handlungen, um 1869 wieder 16 zu erreichen. 18 Buchhandlungen haben wir im Jahre 1870, 19 im Jahre 1871, während für 1872 und 1873 bereits 20 Firmen zu erwähnen sind. Für 1874—1877 zählen wir die Anzahl 19. 1878 finden wir dort die Zunahme von 3, nämlich 22 dem deutschen Buch handel angeschlossene Handlungen. 1879 sind es 21, 1880 da gegen wieder 22 Firmen. 1881—1882 haben wir einen Zu wachs von 2, 1883 von 3, 1884 von 1 und 1885 wieder von 3, so daß wir 24, 27, 28 bzw. 31 deutsche Buchhandlungen in New York finden. 1886-1887 sind es 32 Firmen, die 1888 —1890 eine Zunahme von 6 erfahren, also 38. 1891 hat den Verlust von 4 auszuweisen, während 1892 wieder einen Zu wachs von 2 bringt, so daß die Zahl 36 erreicht ist. 37, 36 und wieder 37 Häuser weisen die Jahre 1893, 1894 und 1895 auf. Im nächsten Jahre hat der New Uorkcr Buchhandel 40 erreicht, um dann wieder rüstig zu steigen: 1897 41; 1898—1899 43 und 1900 44 Firmen. 1901 und 1902 bringen einen Rückgang, nämlich 43 nnd 41. Die Zahl 42 können wir für 1903 nnd 1904, dagegen 44 für 1905 und 1906 fest- halten. 1907 zählen wir 45, im nächsten Jahre ist ein Zu wachs von 3, um dann 1909 das halbe Hundert zu erreichen. 1910 und 1911 überschreiten diese Anzahl um 2. Für 1912 sinkt die Zahl der New Uorker Buchhandlungen um 4, so daß das Adreßbuch 48 Firmen aufweisen kann. Von New Uork aus führen mächtige Hängebrücken über und Tunnels unter dem East-Riber nach dem Stadtteil Brooklyn. 1869—1874 finden wir dort nur eine Firma. In den Jahren 1875—1888 ist diese ganz aus dem Adreßbuchs verschwunden. Für 1889—1895 ist wieder eine Buchhandlung aufgeführt. 1896—1909 suchen wir Brooklyn abermals ver gebens. 1910 dagegen nennt das Adreßbuch uns nochmals 1 Handlung, während es für 1911 2 Firmen ausführt, um 1912 Brooklyn nicht mehr zu erwähnen. InBoston sehen wir eine der ältesten Städte der Union. Wir haben hier nicht nur einen sehr wichtigen Industrie- und Handelsplatz mit trefflichem Hafen, sondern auch den Sammel punkt der amerikanischen Wissenschaft. Nicht umsonst wird Boston das »amerikanische Athen« genannt. Die Stadt hat es von jeher verstanden, in Kunst und Wissenschaft den er sten Platz unter den übrigen amerikanischen Städten zu be haupten. Es sei nur an die berühmteste und zugleich älteste amerikanische Universität, Harvard College in Cambridge, der Vorstadt Bostons, erinnert. Von 1861—1868 gab es nur 1 Bostoner deutsche Buchhandlung, zu der sich 1869—1874 eine zweite und 1875—1876 eine dritte gesellte. 1877 sind es wieder nur 2 und 1878—1885 3 Firmen, während 1886— 1888 sich 4 Handlungen bemühen, das deutsche Buch zu ver breiten. Nachdem 1889 ein Rückgang um 1 zu verzeichnen ist, haben wir 1890 dort die Zahl von 5 Firmen, die 1891—1893 auf 4 sinkt. 1894—1895 sind es wieder 5 Häuser, und nun geht's flott auswärts. 1896 bringt uns 6, 1897—1899 haben wir den Zuwachs von I; 1900—1904 ist wieder ein Anwachsen von 1 zu bemerken, um dann 1905 um 2 auf 10 Firmen zu steigen. Für 1906—1909 ist ein Fallen auf 9 festzustellen, wogegen wir 1910—1912 erfreulicherweise 10 deutsche Buchhandlungen im offiziellen Adreßbuch verzeichnet finden, das im Jahre 1861 nur 1 Bostoner Firma aufführen konnte. Nicht weit von der Mündung des DelawarestromeS liegt Philadelphia mit über 1'/Million Einwohnern, die drittgrößte Stadt und größte Fabrikstadl des Landes. 4 Buch handlungen waren es 1861—1862, die mit den Stapelplätzen des deutschen Buchhandels regelmäßig Verkehr unterhielten. Im nächsten Jahre waren es nur 3, um 1864—1870 wieder auf 4 zu steigen. 1871—1876 können wir einen Zuwachs um 2117"