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-1? 230, 2. Oktober 1S12 Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dttchll. Buchhandel. 11685 eßbare, nicht genießbare und giftige Pilzartcn, hand schriftliche Notizen besagten Näheres über die Verlvend- barkeit der verschiedenen Pilze. Der Unterschied des eßbaren Champignons und des äußerst giftigen Knollen blätterpilzes , der so oft mit dem Champion ver wechselt wird und die Ursache der meisten Pilzvergiftungen ist, war hier all oenios demonstriert. Außerdem hatte Herr Enderlen Pilz-Nachbildungen, Tafeln mit farbigen Pilz-Ab bildungen und Pilz-Literatur ausgestellt. Die Presse brachte Notizen über diesen glücklichen Einfall unseres Kollegen, dessen Fenster an den betreffenden Tagen von einer schaulustigen Menge geradezu belagert waren. Kollegen an anderen Plätze», die diese Idee nachahmen, tun damit ein gutes Werk an der Allgemeinheit. Wegen der Echtheit des »Tagebuchs einer deutschen Schau spielerin«, war nach einer Zeitungsnotiz der hiesige Verlag Robert Lutz verklagt worden; dieser hat aber durch Vorlage der handschriftlichen Originaltagebücher und durch Eidcsaus- sage vor dem Amtsgericht Stuttgart die Echtheit des Tage buchs zweifelsfrei Nachweisen können. Die Klage wurde des halb abgewtesen. Der Briefschrcibcr kann seine heutige Epistel nicht schließen, ohne der Freude darüber Ausdruck zu geben, daß unser Beruf in den Tageszeitungen vom 26. September noch eine besondere Erwähnung fand. Wir lasen nämlich unter der Überschrift »Ein Erinnerungstag für den deutschen Buch handel«, einen kleinen Artikel, der der Frankfurter Börsen vereinsversammlung im Jahre 1887 gedachte, in der die neuen Börsenvereinssatzungen zur Annahme gelangten; »damit war nach jahrelanger, mühevoller Arbeit Adolf Kröners die Grundlage für die Reorganisation des deutschen Buchhandels in vorbildlicher und musterhafter Weise geschaffen«. Weiter wurde von der Ehrung berichtet, die dem Namen Adolf von Kröners dadurch bereitet wurde, daß Herr Verlagsbuchhänd ler Paul Schumann im Aufträge des Börsenvereins an der Urne, die die sterblichen Überreste des Verewigten birgt, einen Lorbeerkranz niedcrlegtc. Nesenbächler. Kleine Mitteilungen« Die Bibliothek im Gehcimspindc. — Ein Riesenprozeß wegen Verbreitung nnziichtlger Literatur wird in dieser Woche znr Verhandlung kommen. Die Anklage richtet sich gegen den Buch händler Gerickc ln Berlin, der beschuldigt wird, im weitesten Maße unsittliche Bücher verbreitet zu haben. Im Februar dieses Jahres erschienen, wie wir in Nr. 27 berichteten, in der Buchhandlung Gerickes mehrere Polizeibeamtc, die eine Haussuchung Vornahmen und über IVO Bücher beschlagnahmten, von denen sie einen großen Teil in einem Gchcimschrank verborgen vorfanden. G. wurde ver haftet, später aber aus Antrag des Verteidigers auf freien Fuß gesetzt. Für die Verhandlung sind nicht weniger als zwei bis drei Monate in Aussicht genommen, weil die Bücher alle vorgelesen werden müssen. Die Generalversammlung des Deutsche» Skivcrbandes findet am 19. 2V. Oktober in Essen statt. Die für die Versammlung ausgestellte Tagesordnung ist sehr umfangreich, ll. a. sind der Anschluß des Verbandes an den Jung-Deutschland-Bund und neue Anträge znr Förderung der Skitonristik beantragt. Nene Bücher, Kataloge »sw. siir Buchhändler. Loltlleüor unck alter Uleisler, ^guarellen, BanckLeieknungen, Lastellen, japan. k'arbtiolLsoknitten aus delgisetiem un<1 Uüssslckorksr krivatdesile. I.SX.-8". 36 8. u. 4 Daksln IN. -Ibdillkungen. 284 kirn. — Versteigerung am 4. unck 5. Ok tober 1912 clurob .1 n t. Oreuteer vorm. .VI. I. ein perle in soeben, Hoekstr. 88/88. I'eskebrilt rur Mjäbrigsn llubelksisr der Zpb^nx, Verein jüngerer Luekkänckler Hainburg-LItonss 1882-1912. üex.-8». 40 8. Börsenblatt siir den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. Sprechsaal. Rezensions-Exemplare mit Rabatt. Es scheint sich einzubürgern, daß Verlagsanstalten die Re zensions-Exemplare nicht mehr als Freiexemplare versenden, son- dern damit ein Geschäft zu machen versuchen. Und zwar werden solche Bücher mit 40, 50 oder 60 Prozent angeboren. Mir ist das Elend der Nezensions-Aussendung wohl bekannt. Ich weiß, welche Unkosten, welchen Schaden die Verleger dadurch haben, das; sic im Verhältnis zu dem Nutzen einen viel zu großen Aufwand an Büchern und Pvrtvkvsten machen müssen. Ich habe selbst schon bei Verlagsanstalten, bei denen ich mitzusprechen habe, dafür gesorgt, das; die Versendung nur an bekannte Referenten und Redakteure geschieht. Ich weis; auch, was alles sich als Re zensent meldet und ans die schwarze Liste der Bücherschnorrer ge hört. Die ganze Frage ist so schwierig, daß sie wohl erst einmal durch ein Abkommen zwischen der deutschen Verleger- und Schrift steller- und Nedakteurwelt geregelt werden kann. Vorläufig aber gehört es zur guten Sitte des Verkehrs zwischen Verlagsanstalten und Redaktionen, das; bekannte Persönlichkeiten Bücher, siir die sie sich interessieren und die sie zwecks Besprechung einfordern, frei erhalten. Es wäre höchst bedauerlich, wenn der Brauch noch weiter einrisse, daß man statt des Rezensions-Exemplars ein Formular er hält mit der Aufforderung, das Buch mit so und so viel Rabatt zu kaufen. N. Rezensionen in Vereinsblättern. Ich habe n. a. einige Herren als Abnehmer, die Geschäfts führer von Beamten- und kaufmännischen Vereinen find. Als solche bekleiden diese Herren im Nebenamte eine Schriftleiter stellung der betr. Vereinszeitschriften. Benötigen nun diese Schriftleiter siir sich selbst Bücher oder für den Syndikus des Vereins, dessen Wohnsitz auch auswärts sein kann, so schreiben sie ganz einfach an die betr. Verleger und erbitten sich Rezensionsexemplare. Fast in keinem Falle erhalten sie eine Ablehnung,' die Bücher werden schlecht und recht, zumeist nach den Angaben der Ver leger, kurz erwähnt und gehen dann in den Privatbesrtz der Schrift leiter über. Welcher Schaden dadurch dem Buchhandel erwächst, geht viel leicht zur Genüge daraus hervor, daß 1. in jeder Nummer der be treffenden Blätter mindestens etwa 10—15 Bücherbesprechungen sich befinden, 2. daß einer der Herren eine Privatbibliothek, und zwar durchaus nicht nur von Fachliteratur, sondern von Büchern aller Arten und Richtungen, von sage und schreibe über 1000 Bänden in jetzt etwa 4jähriger Tätigkeit »zusammenrezensiert« hat. Die Sache geht so weit, daß jüngst in Abwesenheit eines Schriftleiters dessen Stellvertreter telephonierte und fragte, »ob ich ihm nicht ein Rezensionsexemplar eines juridischen Werkes ver schaffen könne«, nach meiner Ablehnung »ja, dann bitte bestellen Sie uns das Buch sofort und senden Sie dasselbe direkt an unseren Rechtsanwalt N. N., dieser benötigt es sehr dringend«. Bei Bestellungen für die Bibliothek wurde von den Verlegern Vorzugsofferte eingeholt, im laufenden Jahre habe ich durch Zufall rechtzeitig Kenntnis hiervon erhalten und habe an einige Herren Verleger geschrieben, sie möchten jede Vergünstigung strikte ab lehnen, worauf dies auch glatt geschah, bis auf eine Ausnahme, in der bei mir versucht wurde zu erfahren, um welchen Verein cs sich denn handle, damit man ablehnen könne. Inzwischen aber hatte ich, da wohl von anderen Seiten Einhalt geboten wurde, die Bestellung auch für diesen Verlag bereits erhalten und sandte sie ihm mit der Bemerkung ein, daß damit die Sache erledigt sei. Ganze Vereinsbibliotheken werden auf diese Weise unterhalten' was den Herren Schriftleitern für ihre Bibliotheken nicht gefällt, stiften sie in großmütiger Weise für die Vereinsbibliothek, wodurch wieder den; Buchhandel Aufträge entzogen werden. Die Vereine haben teilweise schon auswärtig kleine Gaublätter (Sektions- blättche»), häufig nur 4 oder 6 Seiten stark, in denen sich ebenfalls Rezensionen befinden. Lassen wir erst die betreffenden Herren die Sache kennen und Geschmack daran finden lernen, so werden auch in den kleinen Provinzblättchen Rezensenten an alle» Ecken und Enden erstehen. 1?. L. 1522