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daß der belgische Sortimenter seine Existenz nur mit großen Schwierigkeiten behaupten kann und durchaus nicht so leistungsfähig ist, wie er sein könnte und sollte. Der offizielle belgische Buchhändler-Verein »Oerels beige äs 1s librsiris, äs l'impriiusris st äs» proksssious qui s'^ rsttsobsnt« hat die wahren Interessen des so schwer bedrohten Sortimenter standes in den letzten zehn Jahren absolut verkannt und seine sonst so anerkennenswerten Dienste allen andern Zweigen des Buchgewerbes, dem Verlagsbuchhandel und der in Brüssel so außerordentlich stark vertretenen Buchdruckerei insbesondre, gewidmet, dem Sortimenter jedoch in seinem Kampf gegen die Preisunterbietungen, die in den letzten Jahren einen geradezu alarmierenden Umfang angenommen haben, gar nicht geholfen. Es scheint jedoch ein ernstlicher Versuch zur Abhilfe nunmehr von andrer Seite gemacht zu werden; möge er mehr Erfolg haben als die in früheren Jahren zustande gekommenen, aber nicht befolgten Kompromisse! Auf Anregung der Lütticher Sortimentsbuchhändler sollte am Sonntag den 24. März in Brüssel eine Versammlung der belgischen Sortimentsbuchhändler stattfinden, behufs Beratung über die Begründung eines belgischen Sorti mentervereins. Dieser würde in erster Linie den Kampf gegen die Schleuderei auf sein Wappenschild zu schreiben haben. Schließlich sei noch mitgeteilt, daß das erste Heft des Organs des belgischen Buchgewerbevereins vor kurzem er schienen ist. Es führt den Titel »Us Nusss äu lüvrs« und erscheint jährlich viermal in Quartformat. Das 1. Heft enthält außer einem sechsseitigen Bericht über die Organisation, die Ziele und bisherige Tätigkeit des Vereins zehn lose Tafeln mit Wiedergaben der verschiedensten Reproduktions arten und Abbildungen von Einbänden. Sie sind, zum Teil mehrfarbig, vortrefflich ausgeführt und offenbar von den betreffenden Kunstdruck-Anstalten zuni Zweck der Reklame gratis zur Verfügung gestellt worden. Sie sollen auch in Zukunft den Hauptbestandteil der Publikation bilden und anschaulich das gesamte moderne Buchgewerbe umfassen. Ob aber damit den Interessen der Mitglieder des Buchgewerbevereins wirklich gedient ist, möchte ich dahin gestellt sein lassen. Eine wirkliche Zeitschrift mit Aufsätzen, Mitteilungen und einer Chronik dessen, was in Belgien und dem Ausland auf dem weiten Gebiet des Buchgewerbes vorgeht, wäre meines Erachtens mehr am Platze gewesen, und wenn die Mitarbeiter und die Mittel für eine solche Zeitschrift fehlten, wäre es immer noch richtiger gewesen, die in Belgien erscheinenden, vorzüglich redigierten »^uuslss äs l'impriiusris«, die unter den Auspizien des »Osrels ä'siuäss tzrpoxrspbigukL« herausgegeben werden, als Organ des Buchgewerbevereins zu benutzen und entsprechend zu erweitern, wie dies in ähnlicher Weise sogar der große deutsche Buch gewerbeverein getan hat. Im übrigen ist das erste Heft des »Nusss äu lüvrs« stattlich und sorgfältig ausgestattet; der Druck der Beilage zweispaltig (warum in brauner Farbe?), der Umschlag, den flandrischen Löwen gold auf braun dar stellend, mit ornamentaler Umrahmung, von dem bekannten Zeichner Louis Titz entworfen, recht gut gelungen. Internationale Buchausstellung in Paris. — Aus der belgischen »Usvus äs« Libliotlwquss« entnehmen wir die ersten Nachrichten über eine internationale Buchausstellung, die von Ende Juli bis zum 20. Oktober dieses Jahres in Paris stattfinden wird. Sie wird unmittelbar nach dem Schluffe der diesjährigen Kunstausstellung in den Salons des »Grand Palais« in den Champs Elysöes abgehalten werden und folgende Zweige umfassen: Buchhandel, Papier industrie , Zeitungswesen und Plakatkunst. In der ersten Sektion wird u. a. ein geschichtlicher Überblick Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. über die bisherigen Ausstellungen gegeben werden; neben dem reinen Buchgewerbe finden hier auch die buchgewerb liche Maschinenindustrie, der Kunstdruck, die Postkarten- fabrikation und die Brieftnarkenkunde Berücksichtigung. Einen interessanten geschichtlichen Rückblick wird auch die Sektion der Papierindustrie bringen. Ganz besondere Anziehungs kraft verspricht jedoch die Ausstellung der Presse zu haben. Viele Pariser Zeitungen werden einen Teil ihrer Auflage im Ausstellungsgebäude selbst drucken, sodaß es jedem Laien möglich ist, die materielle Herstellung eines Zeitungsblattes vom Anfang bis zum Ende zu verfolgen und einen Einblick in den wunderbaren und komplizierten Mechanismus einer modernen Schnellpresse zu gewinnen. Wir werden auf diese Buchausstellung, offenbar eine der größten und vielleicht die interessanteste, die je stattgefunden hat, zurückkommen, sobald das genauere Programm darüber vorliegt. Äber die I. Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes. Vortrag des Lerrn vr. Erich Willrich, gehalten im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig am 24. März 1907. Bei der I. Graphischen Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig bedeute, wie schon die Bezeichnung der Ausstellung sage, das Buchgewerbemuseum mehr als das Lokal. Denn nur in Verbindung mit einem Institut, das, wie das Museum des Deutschen Buchgewerbevereins, darauf angelegt ist, größere Ausstellungen zu veranstalten, und das für solche Zwecke beträchtliche Mittel aufgewendet hat, konnte diese umfassende Übersicht über die moderne Graphik gegeben werden. Man wisse ja, wie stiefmütterlich sonst die Graphik auf unfern Kunstausstellungen behandelt werde. Bei den geringen Verkaufsgebühren, die sie abwerfen, seien graphische Ausstellungen wenig einträglich. Von den Kunstverbänden allein könne man daher ihre öftere Ver anstaltung, besonders in größerm Umfange, nicht gut er warten. Daher sei es Sache der in Frage kommenden Museen, hier einzugreifen, die ideale Forderung einzulösen, die sonst unerfüllt bliebe. Das Deutsche Buchgewerbe museum aber fühle sich hierzu in erster Linie berufen, nicht so sehr in Rücksicht auf Kunst und Künstler, als vielmehr in Rücksicht auf das Gewerbe, dem seine Arbeit gewidmet sei. Denn die Graphik sei diejenige Stelle, an der das Buch gewerbe mit der freien Kunst zusammenfließe, jener starken Quelle, von der alles das gespeist werde, was wir an gewandte Kunst nennen. Die Veranstaltung einer großen graphischen Aus stellung, bei der die Verbindung zwischen Publikum und Künstler so bequem wie möglich zu geben war (was vor allem den Wegfall von Eintrittsgeld bedeutet), erschien dem Museum als eine lockende Aufgabe. Nahe lag es, sich hierbei die großen Vorteile nutzbar zu machen, die eine so bedeutende Organisation wie der Deutsche Künstlerbund biete. Und diese Vorteile, darunter neben andern Impondera bilien eine Jury, gebildet aus hervorragenden Künstlern, ferner der Villa Romana-Preis, hätten das Museum für die Opfer, die es an Geld und Mühe auf die Ausstellung gewandt habe, reichlich entschädigt. Künstlerbund sowohl wie Buchgewerbemuseum könnten mit Befriedigung auf diese gemeinsame Veranstaltung blicken, die in gewisser Weise ein Novum darstelle und allenthalben Beifall finde. Die Ausstellung umfasse rund 800 Arbeiten von etwa 160 Künstlern; demnach kämen im Durchschnitt auf den ein- 446