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»3. 12. März 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 3137 Jahresbericht des Vereins Dresdner Buchhändler für das Jahr 1909, erstattet vom Vorstande. Sehr geehrte Herren Kollegen! Der Geschäftsgang im Dresdner Buchhandel war im wesentlichen derselbe wie im Vorjahre, so daß auf unsere Ausführungen ini vorigen Jahresbericht verwiesen werden kann; vielleicht war insosern eine mäßige Besserung zu er kennen. als die Kauflust des Publikums im allgemeinen eine größere, die Zahlungsweise eine bessere war. Schwer empfunden hat aber der Buchhandel, in diesem Jahre mehr noch als in den Vorjahren, die Konkurrenz der Waren häuser. die immer mehr den Umsatz in den eigentlichen Brot artikeln (Jugendschrtften, Klassiker, Geschenkwerke re.) an sich ziehen, so daß dem eigentlichen Buchhandel nur der Vertrieb weniger lohnender Artikel bleibt. Unser Verein ist in das neue Geschäftsjahr mit einem Bestände von 60 Mitgliedern eingetretcn. Ausgeschieden sind wegen Wegzugs von Dresden die Herren Dressel und Müller-Fröbelhaus. Den elfteren, der sich durch seine stets hingebende und erfolgreiche Tätigkeit um unfern Verein große Verdienste erworben hat. haben wir mit leb haftem Bedauern aus unserem Kreise scheiden sehen. In den Verein eingetreten sind die Herren: Richard Leonhardt i/Fa.: Richard Levnhardt; Alphons Erich Leonhard! i/Fa.: Erich Leonhardi; Richard Just i/Fa: Dresdner Bücherversandhaus G. m. b. H. Hugo Sievers i/Fa.: H. Focken, Dresden-Plauen; Julius Haller. Geschäftsführer der Firma: H. G. Münchmeher G. m. b. H., Dresden-Niedersedlitz; Erich Woyand i/Fa.: Erich Woyand; Hans Colditz i/Fa.: Arnoldische Buchhandlung. Hans Emil RSmmler f Geschäftsführer der Fa.: Christian Ludwig Mensing s Römmler L Jonas, G. m. b. H. Unsere Mitgliederzahl beträgt nunmehr 67. Der Vorstand hat im Berichtsjahre fünf Sitzungen ab gehalten. außerdem eine größere Zahl von Angelegenheiten durch Umlauf erledigt. Aus der Tätigkeit des Vorstands sei das Folgende her- vocgehoben: Wie immer, so waren auch in dem Berichtsjahr Be schwerden über Verstöße gegen Satzungen und Verkaus- bestimmungen zu behandeln. Wir können mit Befriedigung konstatieren, daß im Berichtsjahr zum erstenmal keine Be schwerden über Verstöße von Sortimentern bei uns ein gelaufen sind. Dagegen vermehren sich leider dis Beschwerden über unzulässige Angebote und Lieferungen von Verlags firmen, wie wir sic bereits im vorigen Jahresbericht zu beklagen Veranlassung hatten. Vielfach beruhen allerdings solche Beschwerden auch auf Mißverständnissen und sind durch Aufklärung der beteiligten Verlagshandlungen zu beseitigen. So befanden sich in dem Bücherverzeichnis eines hiesigen Seminars mehrfache Hinweise, daß einzelne Bücher zu er mäßigten Preisen von den betreffenden Seminarlchrern be zogen werden könnten. Wir haben festgestellt, daß es sich in einzelnen Fällen um Lieferung an die Autoren auf Grund von Z 26 des Verlagsrechts handelte, in den meisten Fällen aber um ein Mißverständnis des Lehrers, der das betreffende Schulbücherverzeichnis ausgearbeitet hatte. In allen Fällen, auch in denen des Z 2S. haben unsere Vorstellungen aber bewirkt, daß die betreffenden Lieferungen in Zukunft durch das Sortiment und nicht mehr direkt erfolgen werden. Wir haben Veranlassung genommen, das bei dieser Gelegenheit bekundete Entgegenkommen der beteiligten Verleger auch in Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. den Mitteilungen des Verbandes der Kreis- und Octsvereine bekannt zu machen und geben auch an dieser Stelle unserer Überzeugung Ausdruck, daß es in den allermeisten Fällen nur einer sachgemäßen Vorstellung und Aufklärung bei den betreffenden Verlegern bedarf, um Angebote, über die das Sortiment sich mit Recht beklagt, wenigstens für die Zukunft zu beseitigen. Zwei andere Beschwerden wegen Lieferung zu Vorzugs preisen wurden ebenfalls dadurch erledigt, daß die betreffen den Verleger sich verpflichteten, ihre Angebote künftig zu unterlaßen. Nur gegen einen sächsischen Verleger von Fach literatur schweben noch Beschwerden, deren Beseitigung noch nicht gelingen wollte. Wenn auch die schwerwiegenden Inter essen. die den betreffenden Verleger zu seinen Vertriebs manipulationen veranlaßten, nicht unterschätzt weiden, so wird doch Ihr Vorstand unbedingt darauf bestehen, daß auch den Interessen des Sortiments Rechnung getragen wird. In dankenswerter Weise hat die Firma F. A. Bruck mann A.-G. in München vor Ausführung einer Bestellung aus einem Vorort Dresdens, deren Absender sich als »Buch händler» bezeichnete. bei dem Vorstande angesragt. ob dies zutrcffe. Dieser mußte nach eingehender Erörterung die Frage verneinen, und die betreffende Bestellung ist infolge dessen durch ein hiesiges Sortiment ausgeführt worden. Es wäre zu wünschen, daß alle Verlagshandlungen in dieser Weise vorgingen. Im Schulbüchergeschäft wird es als großer Übel stand empfunden, daß die Lehrer fast immer den Gebrauch nur der allerneuesten Auslagen von Schulbüchern verlangen. Soweit die neuen Auflagen von Len vorhergehenden erheb lich abweichen, ist ja ein solches Verlangen gewiß berechtigt; bei geringfügigen Abweichungen aber, die sich oft genug aus die Ziffern des Titelblatts beschränken, gewiß nicht. Da diese Forderung vieler Lehrer aber eine Schädigung der Sortimenter insoweit bedeutete, als sdiesen fast bei jedem Schulbiichertermin ältere Auflagen unverkäuflich liegen blieben, so hat Ihr Vorstand unter dem 4. Mai eine Eingabe an das Königlich Sächsische Kultusministerium gerichtet mit der Bitte, die Nachgeordneten Schulbehörden anweijen zu wollen, die Benutzung verschiedener Auflagen nebeneinander an den Schulen zu gestatten, soweit sich diese Auflagen nur unwesentlich voneinander unterscheiden. Das Königliche Ministerium hat unserer Bitte durch Generaloerordnung an die Direktionen der höheren Unterrichtsanstalten und die Bezirksschulinspcktoren vom 21. Juni 1909 in dankens wertester Weise entsprochen, wonach verfügt worden ist, -daß die Einführung wesentlich veränderter Auslagen ander weiter Genehmigung bedarf, daß dagegen neue Auflagen mit geringfügigen Änderungen neben den älteren benutzt werden können«. Jedenfalls soll »mit rücksichtsvoller Schonung der Interessen der Familien und der Schüler bei dem Übergange in der Benutzung von älteren Ausgaben zu neueren, wenig veränderten Bearbeitungen verfahren werden». Die erwähnte Generaloerordnung ist im Börsenblatt vom 7. August 1909 veröffentlicht. Wir verfehlen nicht, auch an dieser Sielle darauf hinzuwcisen. Es wird Sache der beteiligten Sorli- mcnisficmen sein, auf diese Generaloerordnung jederzeit wieder Bezug zu nehmen, sobald unnötig rigorose Anforde rungen bezüglich Benutzung der neuesten Auflagen an sie herantreten. Die Verwaltung der Reichspost scheint leider nicht mehr wie sonst in der Erleichterung und Förde rung des postalischen Verkehrs ihre vornehmste Aufgabe zu erblicken. Wir haben im Berichtsjahr nicht weniger als zwei ihrer Maßnahmen als erhebliche Beeinträchtigungen deL Verkehrs empfinden müssen, von denen die eine zur Durch führung gelangt, die andere noch unentschieden ist. Durch tos