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0142 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. ^ 58. 12. März 1910. Benutzung der kleinen Bibliothek und des gut funktionierenden Vereinslesezirkels. Für die Bücher- und Zeitschriftenspenden wurde an dieser Stelle den Herren Verlegern: R. Bong (Berlin), Deutsche Verlagsanstalt (Stuttgart), S. Fischer (Berlin), Franckh (Stuttgart), Fronime (Wien), Greiner L- Pfeiffer (Stuttgart), Grote (Berlin), G.Hirth (München), Hobbing L Co. (Berlin), Keils Nachf. (Leipzig), Langen (München), Gebr. Paetel (Berlin), Reclam jun. (Leipzig), Schreiber (Ehlingen), Union Deutsche Verlags-Anstalt (Stuttgart), Velhagen L Klasing (Bielefeld), Verlag Muskete (Wien), Vobach L Co. (Wien), Verlag Zukunft (Berlin) der Dank der Versamm lung ausgesprochen. Alle drei Berichte, der des Vorstandes, des Kassierers und des Bibliothekars wurden mit Befriedigung zur Kenntnis genommen. Dem Gesamtvorstand wurde Entlastung erteilt. Sodann wurde die Neuwahl des Vorstandes vorgenommen, die folgendes Ergebnis hatte: Obmann F. Kraus (i H. Calve'sche Hof- und Uaiv.-Buchhandlung), Obmannstellvertreter und Schrift führer: A. Demin (i/H. Andre'sche Buchhandlung), Bibliothekar: R. Lehmann (i/H. Neugebauer's Hofbuchhandlung), Kassierer, auch der Unterstützungskasse: M. Kohn (i/H. Andr6'sche Buch- Handlung), Beisitzer der Unterstützungskasse: K. Gawinski (i/H. A. Haase Verlag) und O. Zinner. — Zu Punkt 6 der Tages ordnung: Freie Anträge, wurde beschlossen, auch im neuen Vereins jahr kein kostspieliges Vereinsfest abzuhalten, sondern alle Zu wendungen der Unterstützungskasse zu überweisen, um, wie bisher, allen durchreisenden unterstützungsbedürftigen, würdigen deutschen Kollegen unter die Arme greifen zu können und ihre Not lindern zu helfen. — Ferner wurde beschlossen, auf die endliche ganz jährige gesetzliche 7 Uhr-Ladensperre hinzuwirken, um der Gehilfen schaft die Fortbildung durch den Besuch von Vorträgen und der Volkshochschulkurse — die alle um 7 Uhr beginnen — zu ermöglichen. Personal« achrichten. * Carl Reinecke — Am 10. März ist in Leipzig der hochbetagte Altmeister der Musik, langjährige frühere Leiter des Leipziger Gewandhaus - Orchesters Herr Professor vr. Carl Neinecke im Alter von beinahe 86 Jahren gestorben. Er war am 23. Juni 1824 in Altona geboren und empfing den grund- legenden und sehr gediegenen Musikunterricht seines Vaters, eines geachteten Musiklehrers. Schon in jungen Jahren fand er bei fällige Aufmerksamkeit der Kenner bei Konzerten in Kopenhagen und Stockholm. Nach fleißigem Musikstudium in Leipzig und manchem erfolgreichen Auftreten in verschiedenen Städten wirkte er lehrend und leitend in Köln, Barmen, Breslau. 1860 folgte er dem Nuf nach Leipzig als Kapellmeister des Gewandhausorchesters. Dieser ehrenvollen Stellung hat er bis 1895 vorgestanden und das berühmte Institut getreu dessen großen Traditionen 35 Jahre lang sehr erfolgreich geleitet, bis eine jüngere Generation, eine neue Kunstrichtung ihn ablöste und ihm in Artur Nikisch einen Nachfolger setzte. Daneben wirkte er als Lehrer am Konser vatorium in Leipzig und übernahm 1897 dessen Leitung als Studiendirektor. Seit 1902 lebte er im Ruhestände. Auch als Schaffender hat sich der hochbegabte und rastlos arbeitende Mann verdient gemacht. Außer mit zahlreichen gehaltvollen und gern gehörten Kompositionen (Opern, Operetten, Chorwerken, Märchen, Symphonien, Ouvertüren, Kammermusikwerken, Violin- und Klavierkonzerten) hat er sich in seinem Fach auch schrift stellerisch betätigt. Neben manchen Zeitschriftaufsätzen schrieb er: Was sollen wir spielen? — Aphorismen über die Kunst, zum Gesang zu begleiten; — Zur Wiederbelebung der Mozartschen Klavierkonzerte; — Die Beethovenschen Klaviersonaten, Briefe an eine Freundin; — Und manche liebe Schatten steigen auf, Ge denkblätter an berühmte Musiker; — Meister der Tonkunst: Mozart, Beethoven, Haydn, Weber, Schumann, Mendelssohn. ^ ^ ^ Sprechsaal. ^ Mißbräuche bei Ausführung einer Bestellung Die Fälle, in denen falsch expediert wird, sind in keinen: Be rufe zu vermeiden; aber der Geschäftsverkehr erfordert, daß man für Verfehlungen aufkommt. Leider ist dies nicht immer der Fall, wie folgendes Beispiel zeigt. Am 19. Januar bestellten wir (lt. Hinrichs) von W. Koch in Königsberg zwei Broschüren, Oehlke, Tannhäuser. 1890. ^ 1.20, Zander, Tannhäuser. 1858. ^ 1 50, und baten, selbe direkt an Adresse u senden. Letzteres ist ge schehen, hingegen gelangte eine eingelöste Barfaktur an uns, in der Oehlke mit 1.20 bar, Zander mit 3.— (!!) bar be rechnet erscheint. Den Seltenheitswert (?) selbst zugegeben, hätte es doch einer der Expedition vorhergegangenen Anzeige bedurft, um den Besteller auf die doppelt so hohen Preise aufmerksam zu machen. Eine Rücknahme lehnt die Firma ab, ebenso eine Ver gütung. Ist die Firma zur Rücknahme verpflichtet? Prag. Akademisches Antiquariat, Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung Taussig L Taussig. Entgegnung. Königsberg, 10. Mürz 1910. Der Redaktion des Börsenblattes bin ich für die Einsendung dieser Notiz vor dem Abdruck zu Dank verbunden. Ich habe darauf zu entgegnen: Zander, Die Tanhaeusersage ist eine Programmabhandlung des hiesigen Königlichen Friedrichkollegs und erschien 1868 im Kommissionsverlage von Wilh. Koch; damaliger Preis 15 Ngr. Die Schrift ist schon seit Jahrzehnten vergriffen; selbst der Autor, dessen recht ansehnliche Bibliothek ich im Jahre 1894 ankaufte, be saß kein Exemplar mehr. Einzelne mir in meinem Antiquariat vorgekommene Exemplare habe ich stets zu entsprechend höheren Preisen angesetzt, so 1886 in meinem Katalog 20 unter Nr. 2653 mit 2 50 H, 1902 im Katalog 88 unter Nr. 2379 mit 3 In meinem letzten Kataloge über Deutsche Literatur, Nr. 92, der 1908 erschien, zeigte ich auf Seite 64 an: Nr. 2397. Oehlke, Zu Tannhäusers Leben. 1.20. Nr. 2398. Zander, Die Tanhaeusersage. ^ 3.—. Diese beiden Broschüren bestellte die Firma Akademisches Antiquariat Taussig L Taussig und erhielt sie zum Nettobarpreise von 3 ^ 67 -Z inkl. Porto, nicht für 4 20 -Z, wie sie oben angibt. Ob sie damals ausdrücklich zum alten Ladenpreise bestellt hat, weiß ich nicht mehr, da jene Bestellkarte der Bar- faktur angeheftet wurde. Merkwürdigerweise war das damals vermittelst einer mir eingesandten tschechischen Adresse abgesandte Kreuzband unbestellbar und kam zurück. Weshalb — das weiß ich nicht; Tschechisch ver stehe ich nicht, werde es auch nie lernen. Soeben (10. März, vormittags) erhalte ich auf meine Bitte von der Firma Taussig noch einmal jene tschechische Adresse und sende noch einmal das Kreuzband ab. Ob es jetzt seinen Besteller erreicht, wer weiß es? Daß die seinerzeit angesetzten Ladenpreise für mehr als 50 Jahre alte Broschüren öfters geändert werden, ist doch fast jedem Buchhändler bekannt; ich nahm an, daß das auch ein akademisches Antiquariat wissen müßte. Wilh. Koch. Willy Guttuilmn. (Vgl. IS0S Nr. L72; 1SW Nr. »3, 50 d. Bl.) Von der Buchdruckerei Hohmann in Halle a/S. em pfingen wir folgendes zur Veröffentlichung: Halle a/S., den 10. März 1910. Durch befreundete Seite wurde uns die Mitteilung, daß in Ihrer geschätzten Zeitschrift unsere Firma mehrmals (Nr. 272, 1909; Nr. 33, 1910, und Nr. 50, 1910) in Verbindung mit Willy Gutt- mann genannt ist. Aus diesen Veröffentlichungen könnte man herauslesen, daß wir noch mit Guttmann in Verbindung stehen. Dies ist nicht der Fall, sondern Guttmann ist bereits vor ca. 2 Jahren von uns entlassen worden, da wir schon seinerzeit über ihn zu klagen hatten. Die Geschäfte, die Guttmann für uns abgeschlossen hatte, sind von uns ordnungsgemäß erledigt worden. Buchdruckerei Hohmann.