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6056 Börsenblatt b. Lt,chii. Buchhandel, Nichtamtlicher Teil. ^ 114, 21. Mai 1910. Preise für schon erschienene Werke zum Gegenstand hat, wurde sogar überwiegend mit Nein beantwortet. Der genannte Aus schuß dürfte daher durchaus recht haben, wenn er das Ergebnis seiner Umfrage in folgende Säße zusammenfaßt: »Wir finden, daß Roman verfasser unklug handeln würden, wenn sie selbst oder durch ihre Ver mittler Verträge abschlössen, in denen der Preis für einen neuen Roman mit weniger als 6 Schilling angesetzt wird. Es ist kein Beweis von Verfassern oder Verlegern beigebracht, daß die Herabsetzung des ursprünglichen Preises zu einer wesentlichen Steigerung der Verbreitung führen würde, während in bestimm ten Fällen nachweislich das Gegenteil eingetreten ist. Die Mei nung der Buchhändler über die Frage ist zu wenig schlüssig, um unsere Ansicht zu ändern. Die Mehrheit der Buchhändler glaubt, daß die Herabsetzung des Preises zu einem größeren Absatz führen würde, aber wenn ihr Nutzen aus einer Verbesserung ihrer Bedingungen gegenüber den Verfassern kommen soll, wie es ihre Annahme zu sein scheint, so werden die Verfasser Schwierigkeiten haben, ihre Gebühren auf der alten Höhe zu halten. Der Fall der Buchhändler bestätigt uns unsere frühere Ansicht, daß, wo die Verfasser den Preis ihrer Romane herab setzen, sie nicht den gleichen Anteil am Ertrag erhalten werden wie bisher. Wir raten daher den Verfassern dringend, den 6 Schilling-Satz als den Durchschnittspreis für neue Romane, abgesehen von besonderen Fällen, festzuhalten.« (Nach: kudlielisrs' Oireulrr-r.) * Neue Bücher, Kataloge usw. für Buchhändler. LxrU ISIV^ 4", ^ ^ 89—128^^^ ^ «r, ^4, l^ipriA, doetbo-Ltr. 8. 8°. 51 8. 1233 I§rn. Verlagskatalog der von 18SS—1910 erschienenen Jugendschriften Geschenkwerke für die Jugend und künstlerischen Bilderbücher, erschienen im Verlage von Hermann L Friedrich Schaff stein in Köln am Rhein. 8°. 68 S. m. 1 Porträt. 8°, 34 8, LOS Um, ^ Summte» in xur-tenn-nILs, SxiM, BierteljahrSrcgistcr zum Börsenblatt siir den Deutschen Buchhandel. - Der heutigen Nummer 114 des Börsenblatts liegen das Inhaltsverzeichnis zum ersten Vierteljahr ISIO (Januar bis März) und die beiden Titel zum ersten Bande des laufenden Jahrgangs bei. Personalnachrichte». Kommerzienrat Hans Heinrich üieclam in Leipzift. — Die Firma Philipp Reclam jun. in Leipzig, die vor drei Jahren den 100. Geburtstag ihres Gründers Anton Philipp Reclam (Börsenbl. 1907, Nr. 148) und vor zwei Jahren das Erscheinen der Nr. 5000 ihrer Universal-Bibliothek (Börsenbl. 1908, Nr. 120) feiern konnte, hatte einen weiteren Festtag zu verzeichnen: den siebzigsten Geburtstag Hans Heinrich Reclams, des Senior chefs der Firma. Der Chronist, der den Lebenslauf dieses hochver dienten Mannes, der am 18. Mai sein 70. Lebensjahr vollendete, in wenige Worte fassen möchte, würde folgende Hauptdaten zu melden haben: Hans Heinrich Reclam erlernte die Buchdruckerei im Geschäft seines Vaters (1866—57), den Buchhandel in der Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig, in der er nach beendeter dreijähriger Lehrzeit noch bis Michaelis 1860 als Gehilfe arbeitete. 1860—62 war er bei Orell Füßli L Co. in Zürich, dann bei Muquardt in Brüssel und in der Filiale diessr Firma in Gent tätig. Im Jahre 1863 trat er in die väterliche Buchhandlung ein und wurde 1868 Teilhaber der Firma, deren alleiniger Inhaber er 1896 nach seines Vaters Tode wurde. 1906 nahm er seine Söhne v,-. Ernst und Hans Emil als Teilhaber der Firma auf, deren Senior-Chef er noch heute ist. Ohne ausführlich auf die vielen geschäftlichen Erfolge Hans Heinrich Reclams und seine Verdienste um das deutsche Buchwesen Hinweisen zu wollen, muß doch immer wieder hervorgehoben werden, daß die Reclamsche Universal-Bibliothek wohl kaum jemals das hätte werden können, was sie im Leben des deutschen Volkes und der Gebildeten aller Kulturnationen bedeutet, wäre nicht der Sohn so lange der treue und verständnisvolle Mitarbeiter seines Vaters gewesen. Ohne Hans Heinrichs bis ins kleinste gehende Sorgfalt, ohne sein ernstes sich überall bewährendes Taktgefühl, gepaart mit universeller Bildung, ohne das be wundernswerte Verständnis für die ihm gewordene große Auf gabe hätte sich die Universal-Bibliothek wohl kaum zu dem einzigartigen Volksbildungsmittel gestaltet, als welches sie überall einwandfrei anerkannt wird. »Das Werk lobt den Meister.« Einige Stimmen aus dem monumentalen Album der Wid mungsblätter zum Jubelfest der Nummer 5000 der »Universal- Bibliothek«, das vor kurzem an die Stifter der Widmungen versandt wurde, zeigen am besten, wie man allerorten in den Kreisen der Mitarbeiter und Kenner des Verlages das Wesen seines Leiters beurteilt. Karl Theodor Gaedertz, der Reuter-Her ausgeber, sagt: »Ein Kernspruch dieses größten plattdeutschen Schriftstellers paßt ganz besonders auf Hans Heinrich Reclam: .Lewen un Arbeiten is ein un dat sülwige'.« — Bernhard Dern- burg sagt am Schlüsse eines längeren Widmungswortes: »Vs patra bene uieruit.« Und außer dieser ausdrücklichen Hervor hebung der Arbeitskraft und des Fleißes, die dem Jubilar heute noch eigen sind und die es ermöglichten, daß er sich in reichem Maße um sein Vaterland, um sein Volk verdient machen konnte, finden wir in dem Bande überall freudige Anerkennung und Würdigung durch die Besten und Berufensten. Es ist hochinteressant, aus dem Album dieser Widmungs blätter zu ersehen, wie man in allen Kreisen den hervorragen den Eigenschaften Hans Heinrich Reclams Gerechtigkeit zuteil werden läßt und wie sehr man seine Bedeutung als Mensch, als Verleger und als Förderer des Volkswohles aner kennt. Für den Buchhandel sind diese Blätter in mancher Be ziehung von größtem Interesse, und es wird an dieser Stelle wohl zu geeigneter Zeit noch ausführlich auf sie eingegangen werden. Seine Arbeit für die Menschheit ist nicht vergeblich gewesen, und was er dem Buchhandel bedeutet, ist bekannt. Deshalb dürfen wir noch nachträglich uns ihm glückwünschend nahen und ihm zurufen: »^ck multos avuog!« Möge er in körperlicher und geistiger Frische noch lange und schöne Jahre hindurch sich seines Werkes erfreuen, sowie der Verehrung und Dankbarkeit aller der Seinen, der Berufsgenossen und aller derer, denen sein Werk etwas bedeutet und gilt! Hans Franke. Pauline Biardot-Aarcia 1-. — Die berühmte Gesangsmeisterin Pauline Viardot-Garcia ist am 18. Mai im 89. Lebensjahre in Paris verstorben. Sie wurde am 18. Juli 1821 ebenda geboren. Ihr Vater war der weltberühmte Sänger und Gesanglehrer Manuel Garcia, der Erfinder des Kehlkopfspiegels, ihre Schwester die ebenso berühmte Malibran. Sie selbst betrat 1839 in London zum ersten Male die Bühne, wo sie als Mitglied der italienischen Oper ihren Weltruf als Sängerin begründete. Seit 1862 hatte sich die Künstlerin, die sich mit dem Schriftsteller Louis Viardot verheiratete, von der Bühne zurückgezogen und lebte in Baden- Baden oder Paris, wo sie 1871 Gesangsprofessorin am Konserva torium wurde. Auch als Tonsetzerin hat sie sich hervorgetan; so komponierte sie außer mehreren Liedern u. a. die Märchen- operette »Der letzte Zauberer«, die 1869 in Weimar aufgeführt wurde.