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/tt 2LI, 28. Oktober 1910. Nichtamtlicher Teil. ihren Kollegen, sondern es ist auch im Interesse ihrer Selbst erhaltung dringend notwendig. Es sind uns in der letzten Zeit sehr wenige Anzeigen von Preisunterbietungen erstattet worden. Wir haben alle diese Anzeigen auf das genaueste untersucht, und keine hat uns veranlaßt, sic an den Börfenverein weiterzuleiten, da wir die wenigen ausgetretenen Übelstände im eigenen Wirkungskreise abzustellen in der Lage waren. In den meisten Fällen beruhten übrigens die Anzeigen auf Mißverständnissen und Jrrtümern. Leider gilt das Gesagte nicht ganz vom Mufikalienhandel. Ins besondere hat eine Prager Firma zu mehrfachen und sehr be rechtigten Klagen Anlaß gegeben. Die Angelegenheit befindet sich noch im Stadium der Untersuchung; doch versichere ich Sie, daß wir sie auf das nachhaltigste verfolgen und in diesem Falle nicht zurllckschrecken werden, den Börsenverein der deutschen Buchhändler zu Leipzig und den Verein deutscher Musikalienhändler zu Leipzig zu Hilfe zu rufen, wenn die betreffende Firma nicht volle Sicherheit gibt, die Verkaufsbestimmungen künftig genau einzuhalten. Zahlreicher waren die Anzeigen gegen unberechtigte Konkurrenz, sowohl durch unberechtigten Verlag als auch durch unberechtigten Vertrieb von Büchern. Beides bezieht sich in erster Linie aus Vereinigungen von Lehrern und anderen Ständen. Auch auf diese Angelegenheit werden wir noch bei unseren heutigen Beratungen zu sprechen kommen. Die niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer hat an uns das Ersuchen gerichtet, über die Erfahrungen, die der Buchhandel mit dem System der Buchführung auf losen Blättern gemacht hat, Mitteilung zu machen. Wir haben ihr, zusammen mit der Korporation der Wiener Buch-, Künst elnd Musikalienhändler, mitgeteilt, daß dieses System sich im Buchhandel vollkommen bewährt habe. Auch in dieser Berichtsperiode haben wir zahlreiche Anfragen von Mitgliedern unseres Vereins erhalten und sie stets nach bestem Wissen und Gewissen erledigt. Ein großer Teil derselben bezog sich auf die Pensionsversicherung. Sie kennen die Haltung, die wir in dieser Frage einnehmen und die schon jetzt in mancher Richtung zu Erfolgen geführt hat, da die Entscheidungen des Verwaltungsgerichtshoses den Kreis der Versicherungspflichtigen genauer als das Gesetz bestimmt und vielfach eingeschränkt hat. Nach diesen sollen alle Verkäufer in kaufmännischen Betrieben nicht vec- sicherungspflichtig sein, während ein Teil des Kontorpersonals als versicherungspflichtig erklärt wurde. Wahrscheinlich werden schon die nächsten Entscheidungen noch mehr Klarheit bringen. Seit unserer letzten Sitzung sind folgende Herren Mit glieder unseres Vereins geworden: Josef Max Bregha (K. Andrö'sche Buchhandlung), Prag. N. Freyer, Brzezany. Josef Gorenjei, Triest. Artur Heller <K. Andrö'sche Buchhandlung). Hugo Kral, Radwanitz. Franz Ladinger, Spitz. Julius Lichtner, Wien. Robert Matlern, Wien. Julius Müller (Wilh. Armings Witwe), Wien. Anton Rivnoö jun., Prag. Alois Sarapatka, Prag. Bernhard Schilling, Wien. Hermine Schubert (I. G. Sydy), St. Pölten. Dieser Bericht wird beifällig zur Kenntnis genommen. Der Konsulent berichtet sodann über die Ergebnisse des diesjährigen Schulbüchergeschäftes. Mit Rücksicht auf die Notiz des Herrn Möbius und die sich hieran knüpfende Be kanntmachung des Vereins sind zahlreiche Zuschriften ein gelaufen, aus denen hervorgeht, daß an mehreren Schulen teils die Schulbücher nicht rechtzeitig bekanntgegeben wurden, teils die vor Schluß des Schuljahres angegebenen am Anfang des neuen Schuljahres abgeändert wurden, wodurch zahl reiche Buchhändler zu Schaden gekommen sind. Herr Schönfeld spricht daher den Wunsch ans, daß neuerlich eine Eingabe an das Ministerium gemacht werde. Herr Deuticke tritt diesem Wunsch entgegen. Er sührt aus, daß das Ministerium voriges Jahr zweifellos durch die rasche Ausführung des neuen Lehrplanes einen großen Fehler begangen habe. Das Ministerium sei sich wahrscheinlich auch heute dieses Fehlers bewußt, und es sei nur zu hoffen, daß in Zukunft solche Fälle vermieden würden. Heuer sei es noch drunter und drüber gegangen. Die Lehrkörper hatten selbst nicht gewußt, welche Bücher sie festsctzen sollten. Mehrere Bücher sind nicht rechtzeitig fertig geworden, usw. Er hofft, daß diese Sturm- und Drangperiode, die nicht nur für die Sortimenter, sondern auch sür die Verleger mit großen Opfern verbunden war, nunmehr endgültig beseitigt sei und daß vom nächsten Jahre an wieder normale Verhältnisse herrschen würden. Er ist nicht der Ansicht, daß man sich neuerlich beim Ministerium beschweren solle, da das Mini sterium unter den obwaltenden Verhältnissen auch nichts anderes machen könne. Man könne höchstens in einer Ein gabe darauf Hinweisen, daß die Verhältnisse in diesem Jahre sehr schlecht waren, und bitten, daß Vorsorge getroffen werde, daß die Bestimmungen des Ministeriums im nächsten Jahre genau befolgt werden. Eine solche Eingabe hätte aber jetzt gar keinen Zweck. Er bittet, den Antrag des Herrn Schön feld abzulehnen. Nachdem noch Herr Schönfeld seinen Standpunkt ver teidigt, Herr Stein im Sinne der Ausführung des Herrn Deuticke gesprochen hat, zieht Herr Schönfeld seinen Antrag zurück. Es folgt sodann die Besprechung der Angelegenheit Tempsky .... Die weitere Besprechung dieser Angelegenheit so wie der Versuche eines Vereines, eine Buchhandlungskonzesston zu erwerben, werden für vertraulich erklärt. Die Handels- und Gewerbekammer bittet um Über sendung der Verkehrsordnung. Der Ausschuß beschließt, diesem Ansuchen Folge zu geben. Herr Müller stellt unter Berufung aus die Verhand lungen in Leipzig und Jena über Bekämpfung der Schmutz literatur und auf eine diesbezügliche Zuschrift des Börsen vereinsvorstandes den Antrag, es sei ein Appell an die Mit glieder des Vereines zu richten, sich der Verbreitung der Schmutzliteratur zu enthalten und anstößige Werke nicht in das Schaufenster zu stellen. Dieser Antrag wird ange nommen. Da die Zeit bereits vorgerückt ist, erklärt der Vor sitzende, die Sitzung für heute schließen zu müssen und dis noch auf der Tagesordnung stehenden Punkte in einer dem nächst einzuberufenden Sitzung zur Verhandlung zu bringen. Schluß der Sitzung Uhr. Protokollführer: (gez.) Carl Junker. Jubiläumsfeier der von Cansteinschen Bibelanstalt in Halle a. d. S. <Vg>. Nr. 23S, 24S d. BI.) Freitag, den 21. Oktober 1910 fand im großen Saale der Franckeschen Stiftungen in Halle die Jubiläumsfeier der von Cansteinschen Bibelanstalt statt. Das Bild des Freiherrn Karl Hildebrand von Canstein grüßte aus Blume» und Grün heraus die zahlreiche Festversammlung. Die Ehrenplätze 1S70»