Volltext Seite (XML)
sitt-s s· ,«et Inan die laiionaliosialiflen M die non « ans li lenken, se weilt die änitersie Rechte iosar einen serlnii von le Stimmen ans Uns tin alten nnb lsi tin neuen Reich-taki Die Dentsebnationnlen haben also keinerlei serechti tin-, iriendwelibe besonderen Ins-risse en stellen. Der von Ebnen angestrebte Neidtsblotk nrit Ausschluß der Demokraten besitzt swar sahlemnäßiq eine Mehrheit im neuen Parlament dürfte praktisch aber aus die arpizten Schwierigkeiten stoßen. ba zum minde iten der linke Fltiael des Zentrums stir bie Deutsch nottonnlen ebenso schwer oder wahrscheinlich noch schwerer zu verdauen iein wird als die verhaßtrn Demokraten deren Bernitbtnng man anstrebte Und die gestärkt sittiickiebrein Ueber die größte Mehrheit würde zahlemnäßig die Große Koalition veriiiqein Nach diesem Wahl kmtwf ist sie aber wohl, wenigstens fiirg erste, p s y ch o logisch unmöglich nnd konnnt nach allem, was man hört, für die Deutsche Volkspartei überhaupt nicht in Frage. Ein Bürgerl-M von den Deutschmttonalen bis zu den Demokraten aber ist ein Mitisches und praktisch bandlumsunfsbiges Jebildr. I So wird schließlich letzten Ended nichts andres übrig bleiben, als das sortzusetzen, was bis zur Aus lösung des Reichstages bestand: nämlich die Regierung Deutschlands durch eine Bürgertoalttion der Mitte unter Füh rung eine-s so gemäßigten und aus gleichenden Mannes wie Dr. Marx, der ie nach Lage der Dinge Unterstützung beiden Deutschnationalen und bei den Sozialdemokraten suchen tann. Aber selbst diese am nächsten liegende Lösung dtirste wahrscheinlich - wir müßten nicht in Deutschland leben - erst nach langer Krisenzeit möglich sein. Die »Kreuz il seitung« droht beute bereits einer solchen Koalition nicht nur mit Opposition, sondern auch mit O b st rud tion und Sabotage. Auf dem rechten Flügel der Deutschen Volkspartei aber sind starke Kräfte an der Arbeit, um den Fortbestand der jetzigen Koalition uns-Miste zu machen, die gleichen Kräfte, die seit Monaten und Jahren im geheimen gegen Dr. Stresemann kämpfen und immer noch aus die Stunde warten« da sie im Bunde mit den Deutsch-nationa len den geistigen Führer und Gründer der Partei stürzen können. Werden diese antiliberalen Kreise in der Deutschen Volks partei den Sieg erringen? Wird die Deutsche Volks partei sich oon ihrem rechten Flügel, der innerlich nie in a l s auch nur das allergeringste mit dem Geiste des Liberalismus zu tun hatte, dazu verführen lassen, lediglich aus taktischen Gründen um das Linsennericht dentschnationaler Mitarbeit ihre liberale Erstgebnrt zu verkaufen, die DI-. Strese mann noch arm Tage seiner Wahl in seiner Berliner Rede so kräftig betonte? Sie wird sich entscheiden müssen, ob sie eine liberale Partei bleiben will oder nicht. Es wäre jedenfalls ein seltsamer An blick, in einem ans Deutschnationalem Volks pgrieilern und rechtsgerichteten Zentrums-lernen ge bildeten Rechtsbiockkndinett die Erbin de r große n deutschen liberalen Vergangenheit zwischen ihren issrinxipielletn erbitterien Gegnern nonl gestern sitzen zu schen, aus deren Bekämpfung der Liberalistnus überhaupt erst emporstieg Ist . O Aus den Komplikationen einer so verfahrenen parlamentariscden Situation kommen wir nur heraus wenn wir uns von dem Bann der Schlag worte, der uns in den letzten Monaten beherrscht hat, mit einem energischen Ruck stei machen. Nicht daraus, ob Deutschland schwarz-weiß rot oder skhxrnrz-rot-golden ist, kommt es an, sondern allein daraus, ob Deutschland überhaupt besteht oder nicht. Als Vyzanz zuarunde ging, da gab es weder Zymiten noch szmitem weder ge säuertesl nnd tumcsäucrtesz Brot, und itka der Hagia Sofia stieg der Halbmond auf. Wenn Deutsch land zerfällt, gibt es weder schwarz weiß-rr-tc noch schivakzsrotsgoldene lFahnen, sondern im Westen würde diej Trikolore wehen und im Osten die Sowjetsahnh l Vergeser wir doch nicht, daß wir Objekt der Weltpulitik geworden find, daß die Weltgegenfätze und Weltkonflikte, die auch unser Schicksal entscheiden, g a n z a nd r e r A rt sind, als der kleinliche, provinzial anxnutende Gegensatz zwischen Schwarz-Weiß-Rot und Sci)xvar·3-Rot-Gold. Der einzige große Weltgegcn- NR , HAR- Mein Vaterhaus Von Karl Anzengrnber Ein Zufall fiiqt es. daf; am Vorabend von Ludwia klliizeiiixrltbers bä. Todesiaa fein Volks-strick Hand und Herz-. von Kauellmetstex sinkt Siriealer verioni, un Dresdner Opernllanie» zur ll ra its-i ii h; ru ng gelanai. Die folgenden Erinnerungem n- des Dichters Solln, Karl Anzenaruben dem Gedächtnis feines- Vaiers widmet, seinen· fo recht die Biederkeit » und das aute Setz dieses Volkødlchters, der auch außer halb heitern-i s Anerkennung gefunden hat« . Die 9 cdaltiotn Der Lenz war da. Sein warmer Hauch, der ganz Wien durchslntete, brachte Bäume und Sträucher zum Blühen und den Menfchenberzen die frohe Zuversicht» der Auferstehung. Da litt es mich nicht mehr imf steinernen Wien. Mächtig zogUs mich hinaus aus den düsteren, engen Schreibsiube, der Werkstätte des zur Tagesarbeit gezwungenen Tintenknlis, hinaus in die helle, lichte Welt, in die Werkstatt der Natur. Schön brnnn war das Ziel meiner Wanderung, iener herrliche Parl, in welchem ich als an oft mit meinem Vater gewandelt war. Und als ich langsam dunk- die Alleen schritt, iibertam mich wieder jene köstliche Erinnerung an die Kindheit, in welcher die Person meines Vaters eine große, wichtige Rolle spielte. Ja, ist-, die Jugend zeit, das Vaterhausl Eine Sehnsucht packte mich nach dem Manne, der mir Vater gewesen, nach dem Hause, das wir damals bewohnt hatten. Jch mußte aus Schön brnnn hinaus, iiber die Wienbriicke hinüber, nach Pen zing. Und auf einmal liand ich in der Girowetzgafse, vor jenem Hause, das m r Vaterhaus gewesen, in wel chem er ftir uns nnd das Volk gelebt und geschaffen hatte. Für uns um das tägliche Brot, fiir das Volk zur bleibenden Geistesnabrung. Ueber die Gartenmaner winkte die Pappel mit ihren knofpenden Zweigen, genau so wie einst, als ich neben meinem Vater im rebenumrankten Gartenhäus chen gesessen. Und da fühlte ich es ganz deutlich in mir - wie die Offenbarung des Steinklopferhanns iiberkam es mich: »G’rad’ fo, wie du deinen Vater nicht ver efsen kannst, g’rad’ fo wenig kann das Volk feinen Digter vergessen. Dir lebt er in der Erinnerung, dem Bett aber wird er leben, in feinen Werken fortleben, nnd wenn du felbft schon fechs Schuh tief unter dem Malen liegst-« Ein fo eigenes, nie aiealmtes Gefühl packte mich, ft;J dafß ieb Treibt der Find über die Mauer eines Vater an es itre en um e. « zu Deuey am 10. Dezember-, find es fünfuubdreißig z sah-. lieb L M Spec ruht«g«estetblitbgu2 Muse Runde Ratsva Woch, Ic. Vezember IM tat, der die Zukunft nnd mit ihr auch unser Schickiat entitbeidei, iii der winden B a fd i n s i o n nnd N o I »t«n. In diesen- Oeqcniay sind alle Fragen der somit, a l le Fragen der Wirtschaft alle Fragen der Gesellschaft und al l e Fragen der Rasse vereinigt. Und das Problem für uns ist nur: Wo werden wir sieben, wenn der Entscheidnnthqmpi zwischen diesen beiden Polen des 20. Jahrhunderts beginni? Werden wir es verhindern können, daß der Entscheidungstampb soweit er in Europa geführt wird, sich auf den ranchenden Trümmern des waficnlofen Deutschlands abspieli? -—————-.-.-..-—.——-—-.-..—- , »sa- das deutsche Voll in der Vorlriegdzeit durch »Kleinderziqteit und xbilisterei qeseblt hat« das dat ed mit Blut und täuen und mit Ver lust feiner Machistellung bezahlen mussen«, so sprach Dr. Sttesemann am Tage vor der Wahl in Berlin. Wird er in der kommenden Krise nach diesen Worten dandeslnii werden die deutschen Parteien nach ihnen handeln? Wird das deutsche Volk sich ihrer bewußt bleiben oder will das deutsche Voll aus Mein bersiqleit und Philisterei nach der Weltmachistellung aueduochseiueissistenzverli»ere—n·p- s »Hei-Libi- Essai-« Die eurapiiiichcn Außenminiiter in Rom Beginn der Tagnng des Völkerbundsrats Minder bedeutende Fragen auf der Tagesordnung - Wichtige Besprechungen hinter den Kulissen —- Dke Zukunft des Mittelmeers Telegmmu imer v ssiorttspondemru Italien folgt Englands Beispiel · Nons. s. Dezember Trotzdem im Augenblick nicht weniger als sieben Außenntinitter der verschiedensten Staaten in Rom an wesend sind, mißt man kn den Kreisen, die dem italie nischen Auszenmintfterium nahestehen, nnd in der Presse - mnb in der oppositionellen - der Konterenz des Völkerbundsrateö in Rom keine übermäßige Be deutung bei. Man ist durch die brennenden innen politischen Probleme zu sehr tn Ansprwcb genommen- Außerdem betont man, daß durch den konservativen Wablsieg in England die Sie-miser innerhalb des Völkerbundes, zu denen auch Italien gebönc stärker geworden seien. Trotzdem wurden die anlotnmenxden Delegattonsen natürlich mit allem lalclstifchen Zetemoniell empfangen. Die Räume des herrlichen Palazzo Doria. in denen die Konterenz tagt, boten heute bei der EröffnunassidumH im Lichtschimmer der venetianifchen Leuchten bei dem Prank der kostbaren Möbel und Stoffe ein-en außer-l ordentlich prachtvollen Anblick. Telegramtn unsres Korrespondenten oh. Paris, p. Dezember. Nach einer Infor mation des »Motiv« ans Rom ist »in den Unter tednnqen zwischen Chamberlain nnd Æssolini bereits fe[tqeitellt worden, daß Italien ebensowenig wieEnglanddasGenierProioxollunter zeichnen werde. Außerdem sei Italien herein-m einer auf-Miniqu Verständigung iiber die englisch-italienischen Mitteln-ceran tereilen mitzuarbeiten l I Spanien unten-zeichnet das Genfer Protokoll X Ro m . 8. Desembcr. Das spanische Rass wimlied Quinoncs de Lcou hat heute fii r S v an i c u das Genick Protokoll unten-Mund Da mit haben 16 Staaten das Protokoll unsterzeichuct. von denen jedoch unt einen nämlich die TfchechosSlowakei, das Protokoll tatiiizicrt bat. s- Saarfragen vor dem Völker-bund J- Saarbrückcty 9. Dezember. (Eiq. Drahtberichui Zu der gestern in Rom begonnenen Tagung des Völkerbundsmtes hat sich auch eine D elegation aus dem Saargebiet nach Rom begeben. Bekanntlich wird die Seh ulftage im Saargebiet zur Verhandlung vor dem Rat gelangen. Man hofft, daß auch die Zollfraac zur Sprach-e kommt. Ob dize Frage der unberechtigten Anwesenheit französischer Milistärs im Saargebict erörtert werden wird, steht noch dahin-. « I Betaut-. der Delegierte Frankreichs den ich gestern I kurz nach seiner Ankunft noch sprechen konnte, erklärte mir, daß die römifche Tagnng des Rates zunächst ein - mal gewöhnliche Vermaltuugsarbeit zu erledigen habe. « Dem Wunsche Englands aus Ansschusi der Diskussion iiber das Genfer Protokoll wert-I bestimmt statt aegeben werden. Das dahinaeliethx englische Gesuch sei durchaus berechtigt. Damit ki: at das wichtiaste Thema in Weefall. Tie Abriistnimss und Schieds aerichtskonfereiiz, die stir Juni 19125 vorgesehen war,. wird dadurch zunächst aus unbestimmte Zeit vertaan Wie ich zuverlässig erfahre, werden die Sitzungeiu vielleicht schon am Sonntag geschlossen werden. Den breitesten Raum werden nermutlich die Erörterungen über die orientalifchen Probleme, insbesondere til-er die qriechischetiirkische Streitsrage einnehmen. Somoltl die griechische wie die tiirkische Delegation ist niit zahl reichem Personal nnd verschiedenen Sachverständigen erschienen. In Kreisen der griechischen Delegation steht man den zu erwartenden Verhandlungen, die unter wesentlich günstigeren Bedingungen stattfinden als in Vriissel, mit einem gewissen Optimismus gegenüber. Die Danziger Frage, die gleichfalls einen bedeu tenden Raum einnehmen wird, kam gleich in der ersten Sitzung zur Erörterung. In deutscher Sprache gab Staatspriisident Sahm seine Erklärung ab, zunächst lunr zu einigen rein formellen Fragen. Diejentscheis » denden Danziaer Probleme, wie die Anerkennung der Danziger Souueränität durch Polen und die polnische Eisenlmljndirektion in Danzig, werden, wie ich von Danziaer Delegierten höre, erst gegen Ende der Woche verhandelt werden. In der Zwischenzeit wird in be sonderen Besprechungen unter Mitwirkung der hier anwesenden Mitglieder des Völrcrbundssekretariats der Versuch gemacht worden eine Einigung in ver schicdcneu Streitfragen zu erzielen, um einen Schiedö-l sprnch des Rates zu vermeiden. ’ I sMordanfchlag auf einen Anhänger Mussolinis - X Rom, 8. Dezember. In einem Orte bei Mantua hielt gestern Parinati eine ziemlich heftiac Rede gegen die Opposition. Auf dem Rück weae nach Cremoua wurde fein Auto von zwei Re volverfchüssen getroffen. Parinati erlitt leichte Ver lemnmen. Die Täter find iu der Dunkelheit ver schwinden. ~Popolo d’Jtalia« bezeichnet das Attentat als politisch und fordert die Fasciftcn aus« Ruhe zu bewahren. Die Ovpofitionsvresse spricht ihre Betrie-; digung über das Mißlingen des Attentates aus. ; Heute Erössnnns 111-even englischen « « Parlaments X London, 9. Dezember. Heute vormittag 11 Uhr 15 Minuten wird die feierliche Cröffnung des neuen Parlaments vom Könm im Unterfmufe mit dem ge wohnten Zeremoniell vorgenommen werden« Man erk wartet, daß die Th ro nred e diesmal beträchtlich -tiinger als gewöhnlich sein werde. Nach der Zerrmonie werden sich die beiden Häuser bis zum Nach mittag vertagen, um dann die Erörterung über die Anrwortadresfe auf die Thronrede zu beginnen. ;Iln Ilnsterhau«e wird die Adresse von Geoffrey sEllis Monfj eingebracht und von Lord Balneilz unterstützt werden« Dann wird der Premternrintster eine Rede über die auswärtigen Annelegenljeitem die Reichsprrsblenie nnd die innere Politik halten. Nach ilnn wird der Führer der Opposition, R umfay Maedonald, das Wort ergreifen. leyd« George wird sich später un der Debatte beteiligen. Morgen abend werden die Erörterungen vorläufig be endet werden. Tie ersten drei Tage der nächst-en Woche werden dann der Erörterung der von der Opposition eingebrachten A b äu d e r u u g s a n t r ä g e dienen. , Ueber das Saatnmndat dürfte auch erst gegen Ende der Sitzungen verhandelt werden. Mehr Bedeutung Hals der Sitzung des Völkerbnndsrates mißt man in Löffentlichen italienischen Kreisen der Zufammenknnft Mussoliuis mit Chamberlain bei, ans der sich nach einer Siefani-Meldnng die Möglichkeit einer engeren Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern ergeben hat. Auch mit Ben e f kl) dürfte Musiolini wichtige Be sprechungen haben. Mit Princie ioll über die Wieder-» anfnahme der italienifch-jngoslawischen Besprechungenck von Venedig verhandelt werden. Keine Räumung der Köln-er Zone im Januar X London, s. Dezember. Reuter meldet: Es net-lauten daß England die Kölncr Zone am 10. annar nicht räumen nmd Der Bericht der Jntcralliicrtcn Kontrollkommtsscon über den Stand der Entwqur-nun in Deutschland wird in diesem Monat fertiggeitellt werden. Eine Entscheidung über W-—-- meinem Vater gewesen. Eine lange Reihe von Jahren in unsrer dahinhastenden, realen Zeit. Und doch hat das Volk seinen Dichter nicht vergessen, wie die Nach .fr·aae nach seinen Büchern, der Besuch bei Auf kfnhrungen seiner Stücke und das stetig zunehmende Pserlangen nach den von mir und meiner Frau ge haltenen Vortrags-Abenden am allerbesten beweisen.z tllnd weil ich weiß, dasz das Volk seinen Dichter nicht« fvergefsen hat, will ich einiges von ihm erzählen und( so »seinem« Volk ein Bild des Menschen unsd des schaffenden Künstlers vor Augen führen. Tas Haus in der Girowetzgasfe ist ein einstöckiges Familienhaus, mit einem kleinen Gärtchen. Im ersten Stock hatte mein Vater ein Arbeits- und ein Schlaf- Izimmer, und mir war neben dein Arbeitszimmer ein Kabinett zugewiesen. Und wenn ich nntertags oder vor dem Schlafengehen die Treppe hinaufgestürmt war, mäßigte ich, oben anaelangt, meinen Schritt, um auf den Zehenfpitzen zur Tür des Arbeitszimmers zu schleichen, wo ich horchend stehenblieb. Von drinnen tönte die Stimme meines Vaters an mein Ohr, während er, auf und abgehend, monoloaifierte oder in verschiedenem Tonfalle Zwigprache hielt. Manchmal blieb er stehen, nnd da spra, er dann meistens-: »So geht’s net« oder »Gut so«, worauf entweder die Pro menade mit Monolog, Gegen- und Widerrede neuer lich begann oder es stille wurde, weil er zu Papier brachte, was er vorhin gesprochen. Doch nicht immer arbeitete der Vater laut. Oft blieb es drinnen im Arbeitszimmer miiuschenstilh und nur das Anreiben oder Krachen seiner Zündhölzchetn sowie der vernehm bar ausgeblcssenc Rauch der von ihm bevorzugten Portoriko-Zigarre gaben Zeugnis, daß der Vater arbeitete, wie immer in eine Rauchwolke aehiillt. Und einmal, ich stand eben lauschend an der Tür - mein Bater war stillschweigen-d iu seinem Zimmer auf und ab gegangen —, wurde plötzlich die Türe ausgerissen und er stand vor mir. »Ja, Wäshfacsiiwdenn du bat-« fragte er erstaunt Und da ich die Zeitung in der Hand bieli, entgegnete ich fchnelp ~«D«ie Zeitung bring lch.« ~Leg’ wiss nur ’nein träg den Tisch«, tagte er. Und während er sich ein Glas » asset holte, betrat tch das Arbettözimmer und leFte die Zeitung auf den ge wohnten Platz. Dabei ettachtete tch mit den Schreib tisch, auf dessen Platte eine Menge beschriebene Zettel in chaotischer Unordnung lagen, denn der Vater schrieb We seine Einfälle und Gedanken auf Zettel nieder. . .d.e. er mitten-, en gleicher Zett- ge mehrere-.- Sachen arbeitete, wird man meinen Schluß gereiht sertigt finden, daß dieser Wust Zettel und Notizen für drei bis vier Arbeiten enthielt Mein Vater war gereingekommety und da ich an seinem freundlichen Jlick erkannte, daß er ~sei"nen guten Tag« hatte, fragte ich, ob ich bleiben dürfe, und dies Schnitzel für den Papierkorb seiest. Mir war nämlich der Inhalt des Papierkorbs vom Vater zur Durchsicht anvertraut worden, weil ich einmal, nach ausländischen Marien stöhernd, in einem Kuvert eine achtlos steckengebliebene Goldmünze gefunden hatte, was mir nebst einem Viertelgulden noch das Ghrenamt eines ~Papierkorb-i ausleerers" eingetragen hatte. ( »Von mir eins Hagft-du"bleiben«, entgegnete der Vater auf meine Frage-. »Aber für den Papierkorb säh-In das no net; das kann i erst sagen, wann i fertig n.«, « Dabei nahm er die Zettel, wte sie lagen, mit beiden Händen zusammen und schob sie tn eine große Poete feuilletasche. Auf meine neuerliche Frage, wozu er die Zettel brauche, brummte er: »Für a Arbeit.« Nachdem ich also keine Aussicht hatte, etwas für den Papierkorb zu bekommen, sah ich mich im Zimmer um andres um, damit Vater mir nicht sagen konntet ~No also, jetzt geh’ halt-« Mein Blick fiel auf das Bild eines mir unve kannten Mannes, welches mir schon oft aufgefallen war, End dsaium fragte ich den Vater, wer nnd wag der «.rr e »No, der Laube ist’s", entgegnete er mir, »der ehe malige Direktor vom Bnrgiheater. Und da ich zu jener Zeit vom Burgtheater nicht mehr wußte, als daß ein solches bestand, und ich mir auch nicht zusammen reimcn konnte, wie mein Vater zu dem Bilde des Direktor-Z kam, noch dazu des ehemaligen, fragte ich weiter: »Und warum bangt er denn das-« »Weil i dem Mann viel verdank.« Damals ver stand ich ebensowenig die Antwort, als auch das Dant ibarkeiiikigefiibl des Vaters. Heute aber weiß ich, daß es der Rezension gedachte, die Heinrich Laube in der «Neuen Freien Presse« über den »Pfarrer von Kirch feld« schrieb und die viel dass-u beigetrafien gn, daß dag. Stück einen io großen Erfu g erzielte. Die s ankbarkeit war eines iener»Gefühle« pas bei meins-in Vater be sonders ausgepraat war, so daß es selbst unr, dein noch unerfahrenen Jungen, ausgeiallen war- Me vergaß er, seiner Muiter ku gedenken und der OFseh die diese ihm gebracht, wei sie ihn trotz ihrer kl glichen Pen sion solange als möalicblstudieren ließ und dann nicht verbieli, in einem Berufe zu verbleiben, der feinen sie-. 280 ·die e te e wird von ten situierten aus see O ! legte ller Berichte- aemeinlau getroffen weeieuknqts ist der Berufs geäußert worden, daß die Its-· mutig des nhrqeiietes und der Ist-» Zone gleichzeitig erfassen möge. Von Finanzrat Dr. li. R. Uilersitiilt (Berlin) Nackt-der ruhinreiehen Srhlaeht von Coronek am l. ovember 1914 gehorte vorübergehend dem Speesehen Geichwader die Seeherrsehaft an d» fiidamerikanisihen Westtiistex dem stolzen meerbeherrschenden Albion war nicht nnk Uns empfindliche physische Wunde geschlagen worden, spu. dern es hatte gleichzeitig eine sithl are Einbuße an moralischem Ansehen erlitten. « Drei Monate lang waren die Englander völls km nnllaren iiber den Aufenthalt des deutschen Umsta- Gefchwaders gewesen nnd die Furcht oor seinem plötz. lichen Anftauchen an irgendeiner Stelle des weiten Weltmeeres hatte ihre Entschiüsse gelähmt, hatte Mk· lose ihrer Streltlräfte zu Wasser und zu Lande k dunden, und nach dem Tage »von Coronel hub fük sie englische Admiralitat das Ratselraten von neuem an, war sie doch völlig im unklaren iiher die weiteren Och. zsichten des deutschen Admiral-. Um gegen alles w rüstet zu sein, mußten die Engländer mit folgenden stgliYeiten rechnen: 1. raf Spee ging wieder in den Stillen Ozmz zuriick und setzte seine geheimnisvolle Taktik fest, ps die Engländer ais so sidrend empfunden hatten. S. Er konnte an der Wefikiiste Siidamerikad nach Norden gehen, den Panamastianal ansieuern und dg liei der alltierten Handelssehiffabrt noch manchen Schaden tun. s. Es war nicht nnwahrscheinlieh, daß das deutsch lhefehwader an die südamerikanifehe Osttiiste kommen werde. um die Verbindungen aus den englischen Haupthandelswegen zu unterbrechen 4. Schließlich war englischerseits der Gefahr pok. zubeugen, daß Spec iider die Atlantic nach Ilsksh aina, wo die Unternehmungen der fiidasrilanischm Union! gegen Deutsch-Südwest in vollem Gang waren Diese Möglichkeiten forderten ungeheure An strengunaen der Engländer, und es bleibt das unstet-b -liche Verdienst Spers, aus Monate die iidrigen deut. Nu Kriegsschaar-lade so außerordentlich entlastet zu ) en. " Churchill, der damalige englische Manne minifter, erkennt in seinem lesenswertcn, fiir die Ge schichte des ersten Teiles des deutsch-englischen See trteges sehr wichtigen Buche chltkrifis 1011—tsli von Winston C. Charchill, Verlag K. F. Koehler, Lequ zig) rückhaltlos an: »Bist Veruithtnng non fiinf Kriegs schisseu, von denen nur zwei gepanzert waren, mußten nahezu iiii Schiffe ans aeboten werden, von denen 21 gepanzert und die meisten dem Feinde materiell überlegen waren, nnd hierbei sind die mächtigen japanischen Geschma der sowohl wie die französischen Sxiffe nnd die Hilfskrenzer noch nicht einmal» mit rechnet. Die letzteren fanden fiir Anfklarnugszwetke Ver wendnng.« Die größte Furcht hatte die englische Admiralität davor, daß Spee die Hochstraße des Welthan dels Nin-London stören würde, und be lorderte die beiden Dreadnougths ~Jnvicible" und "»Jnflexible" nach der Ostliiste von Siidamerika zur Verstärkung des dort befindlichen Geschivaders des Admiral-s Stoddart Der Aufhrneh dieser beiden liebertreuzer, die zur Ueberholnng auf der Werft von Devonport lagen, erfolgte am 11. November llilit so überstürzt, daß sie Arbeiter zur Beendigung der Reda raturen mitnehmen mußten, die später während der Fahrt abgeseht wurden. Die net-den Dreadnoughts vereinigten sich am 7. Dezember mit dem Geschwoder Sioddarts und nach der Vereinigung übernahm den Oherdefehi Admiral Sturdce. Dieser lief in der Nacht vom 7. zum 8. Dezember Port Stanleh auf den Falllandq inseln on, um zu kohlen. Inzwischen hatte Graf Spee nach kurzem Aufent halt in Valparaifo, wo die ruhmreithen, iodget iucihteu Sieger von Coronel von der Liebe der deut schen Kolonie Chtlcs umhcgt wurden, das Kap Dorn umschifst und trachtete nun darnach, den äußerst wich tigen englischen Stiitzpuntt von Port Stoesxcy für eine Zeitlang unschädlich zu machen. Der Große Kreuzer »Gneisrnau« nnd der Kleine Kreuzer ~Niirnderg« waren dazu ausersehen, den Handstrcich auszuführen und wurden zu diesem Zwecke oom Gefchwader detachiert. Dieses Detaehcnient sichiete gut s. Dezember hinter der Landzunge, die Stanleh Varbonr schützt, Dreibeinmastern Als das deine Grafen Spec gemeldet wurde, wußte er, doß seine fieggclrönte Flotte dem sicheren Untergange geweiht war denn nur die englischen Dreadnoughts hatten Dreiheinmaftem , gegen deren 30,5-Artillerie die deutschen Großen Kreuzer machtlos waren, trotzdem die englische Flotte, im . "—W auf seine Wander- und Hungeriabre als Provinzschaus ipieler zu sprechen kam, da war LLein zweites Wort wieder der schuldlge Dank an die utter, die ihn auf seinen Jersahrten begleitete, mit ihm den ganzen Jam mer, die Not und das Elend geteilt und den an sich selbst oft Zweifelnden gestützt und wieder aufgerichtet hatte. Und Dankbarkeit war es auch, die meinen Vater, der wegen feines gebrochenen Fußes längere und be schwerliche Wanderungen nicht machen konnte, zu einer Tanespartie veranlaßte. Meine Großmutter war da mals schon lange gestorben, aber mein Vater stand noch immer in regem Brieswechsel mit der Poitmeisterin non Breitensurt, die seinerzeit seiner kranken »Dein gegangenen« durch iEhre Gesellschaft einige frohe Stun den bereitet hatic. ·in Brief der Postmeisierin, in dein sie schrieb, daß sie meinen Vater wieder gern sehen möchte, geniime diesem, seine Dankbarkeit zum Aus druck zu bringen und eine Tagesnartie zu unter tnehmen. Ich war der Beut-Miste, der iuu dabei be- Hksleiten durfte. Am frühen orgen wanderten wir. mit Mantel und Schirm auszeriisteh zum Babnbof, wo wir einen Zug bestiegen, er uns bis Tullnerbach brachte. Von dort wanderten wir durch den Wolfs graben nach Breitenfurt. Es war ein herrlicher August mowem Die Morgensonne schien prächtig, und auf den Wiesen lag, bis zur Kniehöbe, weißer, milchiger Nebel. Da fingen sich plötzlich die Nebelmassen zu schieben an, hoben sich und waren mit einem Schlage gänzlich verschwunden-. Tau lltzerte aus den Grase-en Händ bunte Schmetterlinge guschten von Blume zu ume. ~Hexrgott, schön is so ein Morgen«, sagte stehen bleibend mein Vater, durch feine Brillen scharf aus gllåckend.« »Das-on haben wir Stadtmenfchen steiue num. l So froh und stei,.io auf-geräumt und lustig wie bei dieser Wanderung habe icb meinen Vater weder vor her nocg nachher jemals wieder gdesehem Wie ein Kamera itreiste er mit mir aneriel ein, sing Schmet terlinae und sammelte Blumen und Gräser-; Und Fwenn ich ichon damals das Verständnis gehabt hätte zsitr das Schaffen meines Vaters, oder besser gesagt »xiir das Werden und Wachsen von Ideen, Gestalten, as Sammeln von Eindrücke-n dann hätte icb sicherlich Mörser zugesehen und besser aufgehortbt, um manches hierüber berichten zu können. So aber kann icb nur erzählen, daß der Vater manches Bäuerlein und altes- Weiblein, das unsern Wes treuzte, mit feinen Blicken Lorirhcnd betrachtete, vom opf bis zum Fuß. Adaan .er Vorübergehenden blickte er nas, nieste wobcaci it