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Ilr. 179 Sette 2 «Dresdner Nachrichten Sonnabend. 1V. N»rN 1977 die Hamburger!" — DaS Blatt behauptet, die Transport kosten seien nicht einmal gleich, sondern der deutsche Tarif sei „Dumping": dies ist. nach den oben genannten — bis Ende IM geltenden — Abmachungen, nicht zutreffend. Wir werden auf diese Italienische Kampagne zu achten haben, die geneigt ist, die Schuld an dem. wie wir gesehen haben, durch die Zerschlagung des alten AaiserftaateS natur- notwendig gewordenen Rückgang von Triest Deutschland in die Schuhe zu schieben. Wir werden uns erinnern mtissen, daß de, neu« tt«lien,ifch« Generalkonsul für Hamburg und Bremen et« Triesttner tk. der viel« Jahr« lang in Wien als Journalist tätig war und g«»rade mit der „Tribuna" alte Be- ztehungen hat: mag sein, baß die obigen Daten zum Teil au» seiner Schublade stammen. Auch müssen wir im Auge be- halten, daß solch« »lagen über deutsch« Penetration und deutscher Dumping Italiens mächtigem Freunde John Bull stets «in angenehmer Geruch sind: er wird schon dafür sorgen, daß sie nicht verstummen! H. Lr. Neue Anklagen Italiens gegen Belgraü. Angebliche Nullungen SU-flawiens. Nom. Id. April. tAgenzia Ltefani.) „Giornale d'Italia" verössentlicht »ns Belgrad neue Informationen iiber intlitärische Borbereitnngen Jugoslawiens. Wie der Korre spondent deo 'Blattes berichtet, lassen diese Borbereitungen vermuten, das» Jugoslawien beabsichtigt, sich innerhatb eines bestimmten Zeitraumes aus einen militärische» Aktionspian groben Stils vorznbereiten. Der jugoslawische Kriegs- minister habe einen nicht im Budget vorgesehenen Kredit in Höhe von 800 Millionen Dinar zum Ankauf militärischer Ausrüstungen »nd Fnßvekleidnng eröffnet. In Gravoja in Dalmatien sind, wie das Blatt weiter berichtet, beträchtliche Mengen Kriegsmaterial, die ans ciirer staatlichen Fabrik in Lüttich stammen nnd in Holland verladen wurden, ein- gctroffen. Es handelt sich nm lös Kisten mit 27 8:12 Niauser- gewehren, 27 Kisten mit Maschinengewehren nnd andere Kisten mit sonstigem Material. Die jugoslawischen Kriegs- materialkäuie ersolgen gröbtenieilo dnrch ein Konsortium, von dem eine führende Persönlichkeit sich in Paris aushält. Cs scheint, so fährt „Giornale d'Italia" fort, das» die von den jugoslawischen Militärbehörden angewvrbenen rus sischen und albanischen Emigranten ansreichen. um bewaffnete Abteilungen in einer Starke von 2500 bis :!000 Mann zn bilden. Eine regelrecht ausgerüstete Abteilung von tllllti Mann war an die albanische Grenze entsandt worden, nm eine Aktion einzuleiten, wurde jedoch nach den italienischen Enthüllungen aus Furcht vor einer Unter suchung in das innere Serbien zurückgezogen und ans ver schiedene Emigrantenkonzentrationolager verteilt. „Givrnale d'Italia" betont weiter, daß dt« jugoslawischen Zeitungen großes Gewicht auf eine angeblich in Albanien bestehende Bersttmmung gegen Achmed Zogn und die Möglichkeit eines inneren Aufstandes gegen die albanische Regierung legen. In einigen politischen und militärischen Kreiser» Jugoslawiens glaube man, daß eS sich «m einen neue« Versuch handele, in Kossavo einen Aufstand herbeizu- sührcn zwecks Bildung eines autonomen Staates, der von der jugoslawischen Regierung sofort «»erkannt und mit Waffen und Munition unterstützt werden würde, damit er an einer gegen Albanien gerichteten revolutionären Aktion znm Zwecke des Sturzes des jetzigen Regimes mtthelfen könnte. »Givrnale d'Italia" behauptet zum Schluß, daß die Reise jugoslawischer Generalstabsosfiziere nach Frankreich den Zweck »erfolgt, den Plan sür eine sranzüsisch-jugoslawische militärische Zusammenarbeit für bestimmte Eventualitäten aufznstellen. Jugoslawien ruf! doch den Völkerbund an? Belgrad, 15. April. In Jugoslawien empfindet man das Borgehen Italiens, das Verhandlungen über den Vertrag von Tirana für ausgeschlossen erklärt hat, als Verletzung. Gegenüber dieser Haltung Italiens bleibe Güdslawten nichts anderes übrig, als sich um Schutz an den Völkerbund zu wenden. Es sei möglich, das, es schon in den nächsten Tagen an de» Bölkerbundsrat hcrantretcn werbe. Man sei sich in Belgrad bewußt, daß dieser Schritt für den Völkerbund nnd kür die politische Vage in Europa eine gewisse Belastung be deuten würde. Man wisse aber angesichts des Verhaltens Italiens keinen anderen Ausweg. sTU.) Die polnische Slabilisieninasarileihe Amerikanische Kontrolle. — Keine deutsche Beteiligung. Warschau, 15. April. jPoln. Telegraphenagentur.) Der Stellvertreter des Premierministers gab vor Vertretern der Presse Aufklärung über die Haltung der polnischen Regierung ln der Anleihe-Frage. Der polnische Finaiizplaii, der mit dem Bericht des amerikanischen Finanzsachverständigen Kemmerer in Uebereiustimmung gebracht worden sei, beruhe ans der Grundlage sorgsamster Erhaltung deS Gleichgewichts nn Staatshaushalt und ans einer Stabilität des Wechsel kurses. Diese Bedingungen beabsichtige die Regierung zu erreichen, einmal dnrch die Beseitigung der zurzeit herrschen den doppelten Notenausgabe, indem die Schavan Meiningen dnrch Banknoten der Bank von Polen nnd durch Silbcrgeld ersetzt werden. Zweitens dnrch die Erhöhung des Gesellschasts- kapitals der Bank von Polen um 58 Prozent. Drittens durch die Schaffung einer Lchatzreserve. Ter Minister be sprach dann die Frage der Kontrolle der polnischen Finanzen nnd der von der Bank von Polen betriebenen Kreditpolitik nnd erklärte, daß diese Kontrolle sich lediglich darauf be schränken würde, darüber zn wachen, daß die Stabilisations- anlcihc nur sür die mit den Bankiers vorder vereinbarten Zwecke bennchl werde. Der mit der Kontrolle beauftragte Beobachter wurde außerdem als Vermittler zwischen der polnischen Regierung und anderen amerikanischen Banken gruppen tätig sein, falls aus Gründen der nationalen Wirt schaft weitere Anleihen notwendig werden würden. ' Anläßlich eines Artikels des früheren Mintster- orändenlen Ladislaus Grabski. der im „Kurier Warszawskt" erschien nnd sich mit der angeblichen Beteiligung Deutsch lands an der für Polen geplante» Anleihe beschäftigte, er klärte der F i n a n z m t n i st e r Czechoivicz in einem Interview: Es sind niemals mit Dcntschland Verhandlungen über die Frage einer Anleihe für Polen geführt worden, l Ebensowenig ist iemals von einer Beteiligung Deutschlands j an einer solchen Anleibe oder an einer Beteiligung deutschen Kapitals an der Bank von Polen die Rede gewesen. Die amerikanischen Bankiers, die an den Vorverhandlungen über > die Anlcihcsragen beteiligt waren, haben niemals eine Be dingung in diesem Sinne gestellt. Im gegenwärtigen Augen blick handelt eS sich lediglich nm die Frage eines amerika- irischen Beobachters. Eine Vertretung der Bankkreise anderer Lander ist nicht in Aussicht genommen worden. sWTB.) Die Ermordung des vodzer Sladlpräsidenten Warschau, 15. April. Der Uebcrfall auf de» Lvbzer Stadtpräsidenten hat anscheinend keine politischen Hintergründe- Nach den bisherigen Mitteilungen ist der Stadtprüsident von Et» breche rn überfallen worden. Der Iungdo für energischen Ehrenschuh. Die Führer des „Iungdeutschen Ordens" haben dem Reichspräsidenten, dem Reichskanzler, der Retchsregterung, dem Rcichsrat, dem Reichstag, dem Preußischen Landtag einen Antrag unterbreitet, in dem aus dem Wege der GcsetzeSände- rn»g ein Rechtsschutz fllr die persönliche Ehre gefordert wird. In der Begründung des Antrages heißt es, das, die Kampfesmethoden der persönlichen Verunglimpfung und Ehrenkränkung zum mindesten nach de» Strafbestim mungen, die für den Diebstahl an materiellem Gut maß gebend sind, geahndet werden müßten. Es müßten die 88 242 sf> N.-Str.-G. sowie die straferschwcrenden Bcstim- mnngen für Rückfall in Anwendnng kommen. Ferner wird in dem Antrag der Jungdosührer eine Neugestaltung der Pressegesetzgebung gefordert: der 8 11 solle Weg fällen, statt dessen eine „Erweiterung der Verpflichtung und Verantwortlichkeit der Presse zur wahrheitsgemäße» Bericht erstattung" Play greifen. Empfang in der Moskauer deutschen Barschaft Moskau, 15. April. Zu Ehren des in besonderer Mission hier weilenden persischen Ministers des Aciißeren, des früheren Botschafters in Moskau, Ghvli Khan Ansari, gab der deutsche Botschafter gestern ein offizielles Essen, an dem u. a. vom Außenkommtssariat der stellvertretende Volks kommissar Litmin off, das Kollegiumsmitglied Rothstein, der bhes des Protokolls, Flvrinsky, der Direktor der West abteilung, Stein, ferner der persische Geschäftsträger, der Sohn des persischen Ministers des Aeußercn tcilnahmcn. Empfang deutscher Journalisten tu Aeuyork. LsnveS- »nb Gchnldenvroblem in «merikantscher Darstellung. Re»,«rk. 10. April. Der Chefredakteur b,r »New Kork Time»", Adolphe S. OchS. empfing heute die auf der »Neu. York" hier etngetrofsenen deutschen Journalisten und gi«, in ein«, Ansprache aus die Frage der KrtegSschulde« ein. Sr erklärt«, seine Zeitung vertrete den Standpunkt, daß man nicht erwarten dürfe, daß England, Frankreich, Italien, Belgten den vereinigten Staaten mehr »u bezahlen gewillt seien, al» Ne von Deutschland erhielten, G«me»«ärtt, ha», e» den Anschein, als «b die Schmiden der andere« Ration«, an di« «ereintgten Staate« sür diese an» eine« Aktion« ,, eine« Passt»«« würde« ««d t» de» «ibulbenlilnber« Ver. stimmnug her»,rr«se. Och» wie» darauf hin, daß «ine Lösung des internationalen Gchulbenproblem» in dem Sinn« an An. bängern gewinne, daß man nicht die Höchstgrenze dessen er. mittel» dürfe, was Deutschland zahlen könne, sondern daß man seststellen müsse, was es unter den gegebenen Um. ständen zu zahlen bereit sei. Diese S«m«e, die i« gegen seitigem Einverständnis mit den Gläubigerstaaten Deutsch, lands festgesetzt »erden würde, müßte von den Bereinigte» Staate» als volle Abgeltung ihrer Forderungen an dies« Staaten entgegengenomme« werden. Die beste Art zur Fest, setzung des von Deutschland zu zahlenden Betrage» wäre die Ermittlung deS Umfanges, in dem das investierend« Publikum dentsche StaatSpaptere annehme» würde. Ho würde die Schuld nicht von einer Generation auf die andere komme» und die Tüchtigkeit der gegenwärtige» Generation könnte sich erproben. Im Namen der deutsche» Kollegen dankte der Direktor des WTB., Dr. Dte -. für den herzlichen Empfang und gab dem Wunsche nach Zusammenarbeit im Interesse de» Friedens und der gegenseitigen Verständigung Ausdruck. Schwere Unwetkerschii-en in Spanien. Madrid, 14. April. Durch schwere Unwetter ist in Marokko nnd Andalusien außerordentlicher Schaben an- gerichtet worden. I« der spanischen Marokkozonc wurden viele Menschen getötet und verwundet. Bedeutende Lager sowie Lchuppenmagazine sind zerstört «nd große Gebiete überschwemmt. Primo de Nivera bezeichnet« die Kata strophe al» ein Na t i o n a l u n g l ü ck. Der Staat soll helfen, «nd Subskriptionsliste« werden zur Linderung der Rot der Betroffenen ausgelegt werden Zahlreich« Fischerboote sind an de« Küste« Afrika» «nd Spanien» oerlorengegangen. In Andalusien wurde« Sege, Straßen und Eifenbahndämmeweggeschwemmt und Gebäude zum Einsturz gebracht. Weithin gilt die Ernte als verlöre«. Nach ausführlicheren Meldungen sind zahlreiche Schiffe untergegangen, ohne daß es möglich war, ihren Mannschaften zu Hilfe zu kommen. Das Lazarettschiss „Casttlla" ist fast ganz zerstört. Oeffentliche Ättssaklion in Spanien Madrid. 15. April. Primo be Rivera hatte heute eine Unterredung mit dem König. Er erklärte Journalisten, baß man beschlossen habe, eine öffentliche Zeichnung zu eröffnen, um den durch die Unwetter besonders tn Marokko und an der spanischen Mittelmeerküste Geschädigte» über die staatliche Hilfeleistung hinaus zu helfen. Der König zeichnete 5000, die Regierung 10 OM Peseten. Der Ministerpräsident erklärte von neuem, baß Verstärkungen berettgcsteNt würden, die im Falle der Notwendigkeit nach Marokko gehen werben. Er-bebenkalaslrophe in Argentinien. Am Donnerstagvormtttag ist tn Mendoza ein 20 Dekun. bell dauerndes Erdbeben ausgetreten, durch da» zahlreiche Gebäude beschädigt, 18 Personen getötet «nd SO verwundet wurden. Die Kirche des Heiligen Nikolaus, in der bereits alle Vorbereitungen für den Gottesdienst am Gründonnerstag getroffen waren, ist schwer beschädigt worden. Glücklicherweise waren noch keine Andächtigen tn der Kirche anwesend. In einem Stadtviertel sind 14 Häuser zusainmcngcstiirzt. Im Innern der Provinz Mendoza sind nach den bisher vorliegenden Meldungen etwa 188 Personen getötet worden. Vorläufige Rentenzahlung au Warek. Ans Wien wird gemeldet: Die Versicherungsgesellschaft, bei der Emil Marek mit 4M NM Dollar gegen Unfall versichert war, hat sich bereit erklärt, ihm bis zur Erledigung des Prozesses eine monatliche Rente von 5M Schilling zu gewähren. Kunst und Wissenschaft. ..Schutzengelspiel" im Albert - Theater. M a r Mell hat schon mit seinem „Apostelspiel" überall, wo es auf den Bühnen erschienen ist, gute Wirkung erreicht, auch im Albert-Theater, so daß auch sein „Schutzengel- > pie l" ans gute Aufnahme rechnen konnte. Die Entwicklung der örtlichen Festspiele, Laienspiele und kirchlichen Anfsnhrnn- gen hat ciice Wiederbelebung mittelalterlicher religiöser nnd moralischer Stoffe gebracht, ans denen einige Dichter mit starkem religiösem Gefühl das neue Legendenspiel geschaffen haben. Das ist schon eine neue „Richtung" der Volkstheater- kunsl geworden, in der nun natürlich auch allerlei iveniger religiös Empfundenes als geschickt Gemachtes mitlanft. DaS schriftstellerische Kiinstgcwerbc hat sich dieses Zweiges der Bühnendichtung bemächtigt und manche Papierblüte an ihn geheftet. Wie Mar Mell dazu steht, ist nicht ganz leicht zn entscheiden. Trotz einiger falschen Töne klang sein „Avvstel- ipiel" doch harmonisch zusammen aus Legendenstoff und dich terischer Neuformilng. Beim „Schutzengelspiel" hört man schon deutlicher eine Dissonanz zwischen religiösem Stofs und der ihn verarbeitenden Gesinnung. Die mittelalterliche Treu herzigkeit ist gut imitiert, die Frömmigkeit wohl temperiert, der Bolkshumor richtig dosiert, die Mischungsteile tüchtig ge rührt und gut dnrchgekvcht. Stur stammen sie nicht anS dem Wnrzgärtlein Alt-NnrnbcrgS oder Rothenburgs, sondern ans den eigenen Gemüsebeeten deS Dramcngärtuers. Das ver rät sich am stärksten in der Sprache, die gern altertnmclt, aber !n Tonfall und Wortwahl s„betresfs!"> neueres Literaten- dentsch bringt, das zu oft in Rcimverse Blninenthalscher Poesie entartet. Diese Schwäche» der dichterischen Form, die eine größere religiös-seelische Ergriffenheit des Schaffenden vielleicht hätte überwinden können, sind indessen nicht so anf- sällig, daß nicht Handlung nnd Durchführung als ehrlich nnd wichtig bezeichnet werden dürsten. Möchte wissen, ob das ?egciidenmvijp echt oder von Mell erfunden ist. Die Inng- ran aus gutem Bürgerhause richtet herb iiber die Frau aus 'ein Volke, die ohne pricsterlichen Segen Kinder hat. Ihr Schutzengel verweist ihr den Hochmut und legt ihr die Buße nis, an der Kirchcntür zu jedem Manne zn sagen: „Heirate nich!" Was sie an Schimpf nnd Schande da erfährt, ist schwere Strafe, bis ein betrunkener Seifensieder ihr Anerbieten an- limmt und sie heiraten will. Nun tritt der Versucher in Gestalt eines Quacksalbers an sic heran, doch meist sie ihn mrück und ist zur Einlösung ihres Wortes entschlossen. Ta lerschwindet der wüste Seifensieder, und an seiner Stelle steht >er schöne BttrgerSsohn, der einst nm ihre Hand geworben bat. ES war der Schutzengel in Gestalt des Seifensieders selbst, der ihr die schwerste Prüfung anfcrlegt hat. Ein Bei- sp'el der christlichen Büßfertigkeit und Demut, verflochten mit de n alten Glauben an den Schutzengel, wird hier dramatisch dnrchgeführt, ohne Uebertreibung der kirchlichen Momente, mit wcchsclvoller Darstellung der menschliche» Charakter schwächen oder moralischen Vorzüge, die sich bei dem selt samen Vertrauen der büßende» Jungfrau an Vater und Mutter, Verwandten nnd Freunden ofscnbare». Die „Mora lität" erscheint als bürgerliches Sittenspiel in volkstümlicher, stark realistischer Weise, hinter der das Wunderbare nnd reli giös Uebersinnliche znrücktritt. Diesen Charakter wahrte auch die Ausführung. DaS Bild mittelalterlichen Bürger- lcbeiis überwog das Legendäre: nur der weiße Schutzengel, den Julius v. K l i n k o w st r ö m mit würdiger Nuhe sprach, vertrat die himmlische Welt, und nur der „Fremde", jener Versucher, erinnerte in der sehr lebhaften und verteufel ten Darstellung Oskar v. Xylanders an seine mephisto phelische Verwandtschaft. Deli Maria Teichen hat für die Jungfrau reine Innigkeit des Tones, menst auch zu wenig Wandelbarkeit des Ausdrucks, bis auf den Schluß, wo sie als Braut am Kirchentor innerlich ergriffen schien. De» Seifen- üeder charakterisierte Paul Gmolny ganz ausgezeichnet in seinem guten Kern unter der rauhen Schale list er doch die Wandlung »es Schutzengels) und brachte einigen volkS- dcrbcn Humor ins Spiel. Unter den Bürgersleuten traten die Mutter'von Meta Bünger, die Base von -Helene Sauer, der Vater von Mar Reitz, der Ohm von Albert Willi» der Bürgerssohn von Albert Mar. tens und die kinderreiche Frau von Elisabeth -Huch mit angemessenen Gestaltungen hervor. Das Schutz- engclsptel, dessen szenischer Rahmen freilich mehr malerische Zusammenstimmnng der Teile vertragen könnte, gewann dnrch seine schlichte Volkstümlichkeit und den religiösen Ernst seines LegenyentoneS andächtige Zuschauer, di« ihren Dank dafür bekundeten. k'. L s Dresdner Theaterspielplan sür heute. Opernhaus: „Parsisal" so). Schauspielhaus: „Minna von Barn- Helm" s>-8). Albert-Theater: „Jörg und Juttas Frühltngsfahrt" s>L4): „Rosenmontag" s^8). Residenz- Theater: „Alt-Heidelberg" s^8). Die Komödie: „Lady Windcrmeres Fächer" s^ä). Central.Theater: (Ge schlossen). 4 Die So«»bi« An allen drei Osterseiertagen abend» Kll lthr finden Ausführungen von „vady Ktndermere« Fächer" mit Hermtne Körner und Carola Toelle a. G. statt. Am Sonnabend, dem M. April, beginnt Alber» Bassermann «tn kurze» Gast- splel in Jules Romains „Diktator". 4 Orgelvesper In der Frauenkirche. „AiiferstehnngSfcier", Sonn abend. den 1«. April, nachm. 4 Uhr. Carl August Fischer: „Christus am Kreuz", zweiter Satz aus dem Orgelkonzert „Ostern", „Ostcrmorgcn", dritter Satz au» dem Orgelkonzert „Ostern" mit knnziitrelenden Trompeten und Posaunen, Adalbert Neberiee; „Ans Golgatha", Necitativ und Arle stir Bariton mit Orgel: W. A. Mozart: Kruztstrii» an» der C-Mvll-Melse für gemischten Chor und Orchester, IN. F. Händel: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt", Arie siir Sopran mit Orgel an» „Der Messias: Nagler: „Ostersonne, Oster- ltcht", kleine Santa»« sür gemtschie» Chor, -iopransolo und Orchester. tAnSsührende: Kammersängerin Eharlotte Biereck. Sopran. Konzert- sänger Curt Schctdhauer, Bariton. Ilse Wagenlehner, Dopransolo in der Ostcrkanlai«: Mitglieder der SlaatSoper, Bläserchor, der srei- ivillige Ktrchcnchor der Frauenkirche und der Mozartvereln, Leiter: Kapellmeister Erich Schneider, Alfred Hotttnger: Orgel »nd Leitung. Programme an den Kirchenltirc». s Lieber-Abenb. Der letzte der fünf Heimatschutz. Vorträge bot Lieder von Tondichtern aus der sächsischen Heimat. Die Gaben waren in die drei Gruppen Rokoko. Zeit <Joh. A. Hiller, Friedemann Bach, Andr. Hammerschmidt), Romantik tHeinr. Marsch- ner, Wagner, Schumann) und Gegenwart (Reinh. Becker, HanS Hermann. P. Scheinpflug. P. Gläser, Georg Schu mann) gebracht worden. Die Auslese betonte das volkstüm liche Gepräge. Susanne Michel stellte ihr Können in den Dienst der guten Sache und bewährte sich dabei aufs neue als musikalisch begabte, stimmlich wohlgeschulte Sänge T«n. die bet ausgezeichneter Textbehandlung und mit recht geschmackvollem Bortrage den Feingehalt der einzelnen Ton dichtungen wirksam zur Geltung brachte. Klangbilder, wie das schlichte „Nacht am Rheine", das stnnenfälltge „Tanzlied" (Marschner) lösten in ganz prächtiger Ausmachung allseitig Wohlgefallen aus. Nicht weniger tiefes Erfassen bewiesen die Gesänge von Robert Schumann, im besonderen da» er greifend schön gestaltete „Aus alten Märchen winkt es" und das von frischer Natürlichkeit erfüllte „JnS Freie". Bei „Mondnacht" wurde im piano mühsame Höhe bemerkbar. Walter Dam meyer war der Sängerin ein recht zu verlässiger Begleiter am Flügel. An herzlichem Beifall war keineswegs Mangel. DaS VeretnShauS zeigte sich gut ge- füllt. L. p. s Kommerzienrat Johannes Klasintz «eftorbe«. Der 80jährige Kommerzienrat Johannes Klasing, Seniorchet der weltbekannten Berlagsbuchhandluna Belhagen L Klasing, ist nach kurzem Leiden in Bielefeld gestorben. Unter seiner Führung sind verschiedene seiner Berlagsunternehmungrn zu größter Volkstümlichkeit gelangt, so Bcllhagcn « KlassingS Monatshefte, die Monographien, Schulbücher, Klassikeraus- gaben. die Famtltenzeitschrist „Daheim", sowie der Andrer- Handatlas. s Joses Mödlinger s. Der frühere Bassist be» Königlichen Opernhaus«» tn Berlin, Josef Mödlinger, ist hoch- betagt gestorben. Sein tiefgründiger Baß hat vor allem in den Rollen des Sarastro. Kaspar. Marcel. Hunding. Hagen, Rocco u. a., in der gute» alten Schule des OperngesangeS erwachsen, zwanzig Jahre lang das Berliner Publikum er freut. Zu Leoben in der Steiermark 1848 geboren, ursprüng lich Chorsänger tn einem Benedikttnerkloster. dann Student an der Grazer Universität, von Jugend auf für Musik be geistert. erschien Mödlinger zuerst al» Sarastro am Stadt- theater in Zürich, war dann lange Zeit Mitglied de» Mann- Helmer HoftheaterS und kam von dort nach Berlin. Obwohl Mödlinger schon viele Jahre sich im Ruhestand befand, ist « dem Gesang noch bi» tn bi« letzte Zeit treu geblieben.