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Lrlaubnitscheinen für die Jamilienvorständ, einverstanden er- klären, wenn die Zollbehörde Maßnahmen »ur Einschränkung de» zollfreien Grenzverkeyr« silr unumgänglich nötig erachte. — Zur Tagedordnuna übruzehend. erstattete der »weite stellvertre- trnd« Vorsitzende Herr Haeniel den ersten Teil des Jahres berichts sur 1904, der einstimmig aenehnrigt wurde. — Punkt 8 der Tagesordnung betrat di« Umgestal- «ung des Wechselprotestes. Der Berichterstatter Herr Kommerzienrat Dietel siihrte aus, daß die Formalitäten der Proteslaufnahme gänzlich veraltet und mit den Anforderungen de- heutigen lebhaften Berkehr» gar nicht in Einklang zu bringen seien. Tie Turchschnittswechselsumme stellt sich aus 300 bi» 100 Mark, eine Höhe, die ein so kompliziertes Verfahren gar nicht nötig mache. Zudem seien die Stunden für die Protestausnahme in den einzelnen Bundesstaaten nicht einheitlich geregelt, ebenso wenig die Formulare. Infolge des komplizierte» Verfahrens ivürden auch die Koste» exorbitant hohe. So habe ein Wechsel über 42 Mk. 44 Pfg. 22 Mk. 99 Psg. Protestkoste» verursacht. Tie Kammer befürwortet daher den Antrag des Ausschusses, die Vereinfachung des Wechselvroststverfcchrens durch Anbringung des Protestvermerkes aus der Rückseite des Wechsels, nötigenfalls auf einer Allonge zu ermöglichen: ferner die wahlweise Zulassung des Postprotestes unter der Voraussetzung^ daß die Postverwal- tung für Versehen durch ihre Beamten bei der Protestaufnahme hastet, lehnt dagegen die wahlweise Zulassung des Privatprotestes der Jnlandwechiel ab. Die Postverwaltung weigert sich allerdings, die Haftung für Versehe» der Beamten zu übernehmen. Indes en ließe sich vielleicht durch die Festsetzung einer Marimalhöhe für die Haltbarkeit ein Ausweg finden, andererseits auch müsse die Posb Verwaltung doch die ihr zufließenden Mehreinnahmen in Berück, sichtigung ziehe». In Belgien sei schon seit Mitte der 70er Jahre der Postprotest eingesuhrt und habe die besten Resultate ergeben. Zudem ließe sich durch Zurücklassen einer Benachrich tigung beim Nichtcintrefsen des Bezogenen die Zahlung des Wechsels noch innerhalb einiger Stunden Frist ermöglichen. Dem Protest müsse allerdings der Charakter einer öffentlichen Urkunde gewahrt bleiben, und deshalb erscheine die Zulassung deS Privatprotestes nicht angebracht. In der Debatte svrach sich Herr Eckhardt überhaupt für tunlichste Einschränkung der Wechselfähigkeit aus und ist ganz entschieden gegen die Zulassung deS Postprotestes, von der er nicht nur eine Ueberlaslung des Beamtenpcrsonals, besonders in den Landbezirken, befürchtet, sondern auch eine ganz gewaltige Zunahme der Wechselproteste überhaupt. Herr Geyeuner Kommerzienrat Dietel wies die Möglichkeit einer Ueberlastuna der Postbeamten ganz entschieden zurück, ebenso die Voraussagung, daß durch zu zahlreiche Protestausnahmen der Bestslldienst leiden würde. Herr Eckhardt blieb bei seiner Anschau ung. — T-er Antrag des Ausschusses wurde mit allen gegen Herrn Eckhardts Stimme angenommen. Einstimmig angenommen wurde der Antrag des 5. Ausschusses: Die Kammer »volle bei ihrem frülieren Gutachten stehen bleiben, dab in dem Fabrikkontor einer Firma in Freiberg eine genügende Ausbildung der acht kaufmännischen Lehr- linge nicht durchführbar ist. Um eine Schädigung des Firmeninhabers, der Lehrlinge und ihrer Estern durch plötzliche Entlassung von Lehrlingen zu vermeiden, »volle die Kammer die Abstellung jenes Mißstandes in der Weise befürworten, daß dem Firmeninhaber unterlagt wird, an Stelle der auslernenden Lehrlinge neue einzustellen, bis ein ange messenes Verhältnis zwischen Lehrlingen und Lehrenden her- aeslellt ist. Die Firma beschäftigte außer einem Buchhalter acht kaufmännische Lehrlinge und neben neun Gewerbsgchilsen fünfundzwanzig gelverbliche Lehrlinge. Herr Dr. Karst hat als Mitglied der Handelskammer in Freiberg an Ort und Stelle sich über die Verhältnisse orientiert und erkennt an, daß für die Ausbildung der Lehrlinge nach besten Kräften gesorgt werde, iitdessen könne den Lehrlingen unmöglich mehr als ein mecha nisches Einarbeiten in einzelne Arbeitsgebiete, keinesfalls aber eine gründliche, das gesainte kaufmännische Fachwissen umfassende Ausbildung gegeben werden. — Der Vorsitzende Herr Geh. Kommerzienrat Eollenbusch erstattete dann Bericht über die Sitzung des Deutschen Handclstages, die Handelsverträge betr. und den Veredelungsverkehr, worin er darauf hinlvies, daß bei den schoeren Opfern, die die neuen Handels- vertrage der sächsischen Industrie auserlegten, nur die Hoffnung bleibe, daß spätere Handelsverträge die Interessen der Industrie mehr und eingehender berück- sichtigen würden als dieses Mal, eine Ansicht, der ver schiedene Kammermitgliedcr unter besonderer Betonung der Interessen ihres speziellen Arbeitsgebietes beipflichteten. — Der letzte Punkt der Tagesordnung lautete: Bericht über die Sitzung des Sächsischen Handelskammertages, insbesondere über seinen Einspruch gegen die Einführung von Schiffahrts- abgaben. Der Berichterstatter, Kammersyndikus Schulze, erwähnte, daß am Freitag der Sächsische Handels- kammertag zusammengetreten sei und als wichtigsten Gegenstand seiner Verhandlungen die Schifsahrtsabgaben hctrachtet habe. Darüber seien sich die Vertreter aller sächsischen Handelskammern einig gewesen, die Einführung jedweder Schiffahrtsabgabe ab- flennen. Es sei betont worden, daß gerade die vier Stimmen Sachsens im Bundesrate von außerordentlichem Werte bei der Abstimmung über die betreffende Vorlage sein würden und daß außer Baden und Hessen noch keine anderen Stimmen sich gegen die Vorlage erklärt hätte». Der große Kanal, wie er jetzt an genommen sei, dieser Numvf-Karrcrl könne Sachsen nur Schaden bringen. Eine innerliche Berechtigung liege für die Schissahrts- abgaben nicht vor. Es sei auch ohne Beispiel, daß man für Aufwendungen, die vor Jahrzehnten gemacht worden seien, jetzt noch die Interessenten heranzichen wolle, denn die Regu lierungen der Elbe wären nur nötig geworden infolge der kolossalen Abholzungen in Böhmen, durch die der Strom der wichtigsten Reservoire beraubt worden sei und bei andauernden Niederschlägen die ganzen Wcrssermengcn innerhalb kurzer Zeit sortschaffen müsse. Vom allgemeinen wirtschaftlichen Standpunkte aus seien die Schissahrtsgebnhren überdies unwirtschaftlich, denn gewisse Güter sSandslcinc. Kohlen, Holz und ähnliches, die heute bei den niedrigen Frachten gerade noch transportfähig seien, ivürden einfach liegen bleiben, wodurch wiederum außer den bezüglichen Industrien auch die Schiffahrt große Einbußen er- leiden werde. Hinzuweisen sei ferner daraus, daß bei der Ein- sührung der Schifsahrtsabgaben unsere sächsischen Umschlags plätze Dresden und Riesa enorm geschädigt werden würden, denn große Mengen von Gütern, beispielsweise ans Bayern, würden dann jedenfalls direkt mit der Eisenbahn bis Hamburg uiw. verfrachtet werden. Nickt unbeachtet zu lassen sei auch die Kon kurrenz. die dann durch die Saale, die Spree und andere Flüsse der Elbe bereitet werden würde, auch bestehe ernstlich die Gefahr, daß bei Verteuerung der Schiffsfrachten durch Triest dem Hamburger Hafen eine schwere Konkurrenz entstehen werde, die sich namentlich hinsichtlich der Baumwollfrachten für die sächsische Industrie empfindlich fühlbar machen werde. Abzuweisen sei ferner der Hinweis aus die Geringfügigkeit der Schädigungen bei Einführung der Gebühren. Für ein schiff von 600 Tonnen, wie sie in der Regel bei uns aus der Elbe verkehren, erhöhe sich die Fracht auf Grund der vorläufig in Aussicht genommenen Gebühren um 336 Mark bis Hamburg, und dabei sei garnicht ausgeschlossen, daß die zunächst vorgesehenen Gebühren nicht noch erhöht würden, da sie beispielsweise bei der Weichsel schon jetzt ganz bedeutend höher aeplcmt seien. Aus all diesen Grün den habe dex Sächsische Handelskainmertag einstimmig beschlossen, beim Ministerium darum zu petitioniere», daß Sachsen seine Stimmen im Bundesrategegen die Vor- lyge abgebe. — Es entspann sich noch an den mit Bestall ausgenommenen Bericht eine längere Aussprache. Die Kammer beauftragte alsdann ihr Präsidium mit der Ausarbei tung einer im Sinne des vom Syndikus erstatteten Berichts ^ ^ gehaltenen Eingabe an das Ministerium. In derselben Richtung AtlN AllÜt PVN RÜtiUÜllötltrGvluchVlvHki werden auch die übrigen sächsischen Handelskammern einzeln ^ ^ petitionieren. — Hierauf folgte noch eine kurze vertrauliche Sitzung der Kammermitglieder. Banner- von Helm eröffnet. Da» Programm registrierte neben Irrstrumental-Konzert, das sich durch gut auSaewähtt« Ältnsik- tllcke mit verschiedenen Solonnmmern auszeichnete, auch eine Reih« komischer Vorträge und Szenen, sowie Liedgabrn. Der beliebte hiesige Komiker Richard Merker und die Souzensäugerin Frl. Merker entledigten sich der ihnen gestellten Ausgaben mit grobem Geschick. Für ihre Bemühungen wurde ihnen von den in stattlicher Anzahl Erschienenen lebhaft Beifall gespendet. In einer Pause trat darauf das Artisten-Paar Max und Paula Nobin» in einem Hand- und Krast-Act aus, und erfreute sich ebenfalls allgemeinster Anerkennung. Dem Konzert und den Vorträgen schloß sich noch ein flotter Ball an. — Ein erfreuliches Bild wachsenden Volkswohlstandes liefert die kürzlich beendete neueste Statistik der Tätigkeit und der Zahl der Einleger bei den Sparkassen -m Apnigrerche Sachsen. Ne vom König!. Sächsischen Statistischen Bureau veröffentlichte Statistik erstreckt sich auf die Jahre 190t bis mit 1903. Die Zahl der Sparkassen betrug 1901: 290. 1902 : 309 nnd 1903 : 319. Es fanden de! ihnen statt 1901: 2173577 Ein- zahlungen in Höhe von 221 919 000 Mk. 1902 : 2 303 015 Ein- zahlunaen in Höhe von 247 615 000 Mk. und 1903 : 2 398 887 Eiirzahlunoen in Höhe von 257 178 000 Mk. 1901 kam demnach auf eine Einzahlung der Betrag von 102.1 Mk.. 1902 ein solcher von 107,5 Mk. und 1903 ei» solcher von 107,2 Mk. Ruck- zahlungen erfolgten 1901: 1361 194 mit 179315000 Mk.. 1902: 1 414 980 mit 192 324 000 Mk und 1903: 1 374 874 mit 205 813(100 Mk. Aus eine Rückzahlung kommen 1901: 131,7 Mk. 1902: 135,9 Mk und 1903: 149,7 Mk. Die Zahl der Sparer stellte sich Ende 1M1 ans 2 424 36t. Ende 1902 aus 2 511 421 und Ende 1903 auf 2 592 457. Das Guthaben dieser Personen betrug am Jahresschlüsse l90l: 997 81600t) Mk, 1902: 1 083 556 000 Morr und 1903: 1 170 437 00«) Mk, sodaß durchschnittlich aus ein Sparkassenbuch 1901.: 411,6 Alk.. 1902 : 431,4 Mk. und 1903: 451,5 Mk. kamen. Aus die ganze Bevölkerung Sachsens aus gedehnt entfielen 1901:.234,9, 1902 : 250.4 und 1903 : 265,7 Mk Svarkassenguthabcn aus den Kops. Wäbrcnd 1845 beim Be stehen von 31 Sparkassen erst aus 31.18 Einwohner ein Spar kassenbuch kam, kam 1903 aus 1.70 Einwohner e>n solches Buch. Der Tvarsinn und die Sparsähigkeit breiter Volksmassen ist also ganz wesentlich gestiegen. Was das Jahr 1903 im besonde- re» anlcnigt. so standen 257 178 400 Mk. Einzahlungen 205 613 500 Mark Rückzahlungen gegenüber, während sich das Einleger- guthaben am Jahresschlüsse ans 1 170 437 500 Mk. belief Nach Kreishnuvtwannschaficn verteilt betrugen in der »reishaupt- »nannschaft Bautzen die Einzahlungen 20 497 600 Alk., die ÄuS- zahlungen 17 036 900 Mk und der Bestand 125 471 000 Mk, in der Äreishauvtwannschast Chemnitz die Einzahlungen 45 763 400 Mark, die Rückzahlungen 36 172 500 Mk und der Bestand 182 335 900 Mk, in der Kreishauvtmannschaft Dresden die Ein zahlungen 67 633000 Mk , die Rückzahlungen 56 424 300 Mk und der Bestand 314 774 OM Mk. ir der Kreishauptinannschaft Leipzig die Einzahlungen 72 433 900 Mk, dst Rückzahlungen 58 220 600 Mk und der Bestand 346 473 900 Mk, und in der Kreishanptmonnschast Zwickau die Einzahlunaen 50 830 300 Mk, die Rückzahlungen 36 959 OM Mk. und der Bestand 196 682 700 Njark — In Brüssel wird voraussichtlich vom September bis November eine internationale Ausstellung für Kunst und Gewerbe statstiuden, die unter dem Protektorate des Königs von Belgien stellt. Die näheien Erläuterungen über vie Ausstellung, das Verzeichnis der zugelnssenen Waren, sowie vie allgemeinen Vorschriften können in der Kanzlei der Handels kammer Dressen, Ostra-Allee 9 ringeseben werden. — Platz musik auf dem Alt markte. Heute mittag halb 12 Uhr werden von der Kapelle des Leib-Grenadicr-Regi ments «Dirigent: Kcnigl. Musikdirektor Herrmaiin) folgende Stücke gesvielt: 1. Zwei historische Märsche von König Anton: 2. Ouvertüre zur Operette: „Der Wahrheitsmund" von Platz- Hecker: 3. Einleitung zur Oper „Loreley" von Max Bruch: 4. „Wiener Bonbons", Walzer von Strauß; 5. Fantasie über deutsche Lieder oon Machts: 6. Tscherkessischer Zapfenstreich von IN acht S. — Der verstorbene Fabrikbesitzer Hering in Zittau hat in seinem Testament bestimmt, daß ein jeder Arbeiter. Lebrling und Angestellter seiner Metallgießerei, Spitzen- und Maschinen fabrik ein Sparkassenbuch mit 25 bis IM Mark Einlage auSgehäudigt erhält. Zur Lage in Rußland. Nachdem die Staatsanwaltschaft und Polizei sich damit ein verstanden erklärt haben, Gorki gegen Bürgschaft von 10 MO Rubel steizulaffen. ist die Angelegenheit, da auch ein Bürge und vas Geld vorhanden sind, jetzt dem Geueralaouverneur Trevow zur endgültigen Entscheidung vorgelecst worden. Ein Bescheid desselben ist noch nicht ergangen. TaS Befinden Gorkis hat sich in den letzten Tagen verschlimmert. Wegen des Ausstandes der Angestellten der Eisenbahnen in den Distrikten von Alkarsk und Saratow kommen in Kirsanow «Gouvernement Tomsk) nur Post- und Militärzüge von Sara tow an. Am 24. Jebrnar nachm'ttagS 5 Uhr erhielten die Vertreter der Arbeiter der Warschau -Wiener Bahn die günstige Antwort auf ihre Forderungen Heute <25. d. M.1 nbendS 7 Uhr werden sie die von der Direktion Unterzeichnete ichiistliche Ent scheidung empfangen und dann sofort die Linie für den Verkehr frei machen. Ans der Wastchan-W euer Bahnlinie gingen gestern nacht Züge ab. um die Angestellten, die in den letzten Tagen in Warschau versammelt waren, »m an de» AiisstaiiSS- beratnngen teiizunehmen, auf ihre Tiensst'lätze zu verteilen. Heute vormittag 9 Udr ging der erste Verionenzua von Warschau nach Alexandrvwo ab. Der Gouverneur von Warschau erbstlt von einem höhere» Beamten der Warschau—Wiener Bahn die draht liche Benachrichlignng. daß der Aussichtsrat der Bahn mit Rück sicht daraus, daß die Arbeiier infolge des Ausstandes in Not gerieten, gewillt sei. die Gehälter und L ö b n e um die Ge- iamtsumme von 650 MO Rubel zu erhöhen. Man erwarte die Antwort der Ansständigen. Die Veröffentlichung eines kaiserlichen Erlasses, welcher eine Mündige Arbeitszeit für die Eiienbahn Liban— Romnv einsührt, ries allgemeine Freude hervor. Die Arbeit wurde wieder ausgenommen. Eine beträchtliche Anzahl von Mitgliedern der Stadtverwal tung von Moskau richtete eine Adresie an den Kaiser, in welcher auf die blutige» Ereignisse in Petersburg im äußerste» Oste» und im Kreml hingewirsen und gciagt wird, alles das kennzeichne die beutigen anormalen Zustände. Es müsse eine neue Löiuncz der verwickelten Lage angestiebt werden, und das einzige M'ttel hierfür sei, Verireter aller Gesellschaftsklassen zninminenzn- berufen. um eine Neuordnung zu schassen, die eine Wiederholung der erwähnten Ereignisse unmöglich mache. D«e Erregung unter de» Arbeitern der Druckereien in Sara koss nimmt zu. Auf den Bahnlinien in der Umgebung von Saratoff ist der allgemeine Ansstand ansaebrochen. Ter Untversitätsrot in Noworovvsk hat entschieden, daß angesichts der bestehenden außerordentlichen Erregung der Studie renden die Wiedecelöfsnnng der Vorlesungen nicht angc- zeigt sei. Die „Nene Freie Presse" meldet a»S Paris: Hier eingelangte Privatuachrichten melden, daß die Polizei einem Attentats- Versuche gegen die ln Zarsloje-Selo eingeschloffene kaiser - liche Familie aus die Svur gekommen und dag eS gelungen sei, ein in seiner Art einzig dastehendes Attentat zu verhindern. Ein mit Dviiomitbomben armierter Luftballon sollte über dem Schlosse von Znrskoir-Selo aussteigen und o»S der Höhe Bomben ans den Palast ntederwerfen. «?) Der Ballon wurde von der Polizei kvnsiSziert. Zahlreiche Peisonen wurden verhastet. Man weiß noch nichlS Näheres über dielen Mordanschlag. ckt so verletzend, wie es seinerzeit di« Aeuherungen de« österreichischen Ministerpräsidenten Th.»» für die Deutschen rungen mö — Wie die früheren geselligen Veranstaltungen deS „All- gemeinen Mietbewohner»Bereins" nahm auch der jüngst aögehaltcne Familienabend einen in allen seinen Teilen durchaus woblaelungenen Verlaus. Um den vielfach aus den Kreisen der Mitglieder ausactauchtcn Wünschen entgeacnznkom» men, war diesmal als Festlokal der große Saal des Etablissements „Ärystall-Palast" sSchaserstrahe) gemäßst worden. Ter Abend wurde zur festgesetzten Zeit mst dem ffotten Marsch «Hoch unser meldet der Berliner Korrespondent der ..Neuen Freien Presse" folgendes aus Berlin: Ter österreichische Botschafter Szögyenyi erschien im Auswärtigen Amte und brachte die jüngste Rede des Ministers v. Rheinbaben in sreundschast- licher - - sicher Weile zur Sprache. Das amtliche Stenogramm der ritede liegt noch nicht vor. Es könne daher auch nicht sestgeslellt wer den, ob die Äeußcrung des Ministers über die Bedrückung der Ruthencn durch die Polen jene Schärfe enthalte, die der Polen klub darin gesunden bat. Jedenfalls habe dem Minister jede verletz,ende Absicht serngelegen; auch habe Nheinbaben bloß als preußtjcher Fachminister gesprochen, und sicher seien sein« Aeuße- waren. Der österreichische Ruthe nenklub erklärte dem Minister- Präsidenten Herrn v. Gautsch in W en: „Da Herr v. Rhein baben sich ausdrücklich out euthciiische Schriftsteller berufen hat. so ist ein wirklicher Grund zu einem diplomatischen Einichresteir nicht ersichtlich, und es liegt die Vermutung nahe, daß durch dieses Einschreiten auch die wahrheistaelreue Darstellung der ruthenischen Schriftsteller über ->e galizischen Zustände desavouiert und das Vorgehen der Gegner der Ruthencn in Galizien pegen die Ruthenen gedeckt werden soll. Selbstverständ lich müßten die Ruthenen Iich dadurch stark betroffen fühlen und wir kommen deshalb zu Eurer Exzellenz mit der Bitte, uns darüber aufklären zu wolle», ob und inwieweit Eure Eizelle», aus das Einschreiten deS Ministers des Aeußeren Einstuß ae noimuen haben und in »velchcm Zinne und in welchem Maße jenes Einschreiten erfolgt ist." Mimstepräsident Freiherr .von Gautsch hat daraus erwidert: „Die Intervention des Ministers des Äeußenr, Grasen Gvl»ctwwski. erfolgte nach einer Rück sprache mit mir und im vollsten Einvernehmen mit der dies« festigen Regierung. Die Intervention hatte jedoch lediglich uns einzig den Zweck, dagegen Stellung zu nehmen, daß der Minister eines auswärtigen Staates über die inneren Verhältnisse eines anderen Staates irgend ei» Urteil fällt, ebenso wie wir uns einer jeden derartraen Urteilssälsting enthalten und es sogar ver meiden, über die Verhältnisse in Ungarn ein Urteil obzugeben. In das Meritum der Sache wurde bei der diplomatische» Inter vention des Ministers des Acnßern in keiner Weise erugegangen. also weder für die eine noch die andere Partei in Galizien Stellung genommen." Die deutsche Presse weist das Wiener Vor gehen einmütig zurück. Bezeichnend ist, daß selbst ein so gemäßigtes Blatt, wie die ,,Scbies. Ztg.", direkt oon ^Dreistig keit" spricht und die deutsche Negierung zu einer enstchiedcneu Ablehnung der Wiener Reklamation Lriissordert. mit den Worten: „Durch die Erklärung des Herr» v Gautsch wird die Aktion der Wiener R-aicrung nicht in, mindesten gerechtfertigt. Kein Un befangener kann ui den Worten des preußischen FinanzminikterS auch nur im ent'ernststen eine Einmischung in die innerpolitischeu Verhältnisse Oesterreichs finden: der Minister hat nur von seinem guten Rechte Gebrauch gemacht, den preußischen Polen, die sich über „Unterdrückung" beklagen, den Spiegel oorzuhaltcn mit dem Bilde, wie sie selbst dort handeln, wo sie herrschen. Ter öster reichische Ministerpräsident und der österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen aber geben durch ihr unbegreifliches Bewahren zu der Vermutung Änlciß. daß sie im polnischen Interesse arbeiten. Der Herr v. Gautsch scheint ein kurzes Ge dächtnis zu haben: seine Acns,erring, daß man sich österreichischer- seils jeder Urtcilssäiliing iUer die inneren Verhältnisse eines anderen Staates enthalte, sieht im strikten Widerspruche mit den geschichtlichen Tatsachen. Es sei mir an die Worte des öster reichischen Ministerpräsidenten Grasen Thun am 29. November 1898 erinnert, der dem Deutschen Reiche wegen der Ausweisung lästig gewordener Tschechen und Polen aus Preußen mit Repressalien drohte, ein Verfahren, das oon einem Mitgliede des österreichischen Parlaments öffentlich als eine der bekannten politischen Taktlosigkeiren Thuns stigmatisiert wurde: es sei ferner an die Art und Weise erinnert, in der die preußische Polenpolirik zu wiederholten Malen, u. a. bei der Wreschener Affäre, in den parlamentarischen Körperschaften des Nachvarrcichcs zum An laß einer wüsten Hetze gegen die preußische Regierung gemacht worden ist. Die Wiener Regierung hat sich mit ihrer neuesten Aktion keinen guten Dienst erwicien. Von unserer Regierung aber erwarten wir, daß sie die österreichische Restauration zwar srerindschastlrch, aber entschieden ablehut." Tllncsjicschichte. Zur Krctasrage. Zwischen den Botschaftern Englands, Rußlands, Frankreichs und Italiens, als den hierin bevollmächtigten Vertretern ihrer Regierungen, ist am Sonnabend vorieer Woche in Berlin ein Abkommen geschlossen worden, das von den durch den Gou verneur von Kreta, Prinz Georg von Griechenland, in ver schiedenen Rundschreiben an die Mächte erhobenen Beichwcrden ansgeht. Die bezeichnest» Mächte verbürgen „aaumm pui-^uuoos proteotriaog", also als Schutzinäckst, der Minosiistel gemcin- lam das Fortbestehen ihrer L e l b st ä n d i g kc i t in bisberigem Umfange: gleichzeitig garantieren die vier Mächte für alle Zeit die territoriale Unverletzlichkeit Kretas, soweit nicht etwaige Aenderungen die Zustimmung der Bevölkerung finden. — Von dem Abkommen ist den übrigen Mächten und Staaten Mit teilung gemacht worden. Bisher liegt erst die Antwort Oester - reich-Ungarns vor. Der Wiener Minister des Auswärtigen erklärt, daß die k. k. Regierung sich den Berliner Beschlüssen der vier Mächte anschließe, dem Ausdruck „Schuhmächte" gegen über indessen ihre eigenen Rechte ausrecht erhalte. Zur Stichwahl in Hoj schreibt die „Miinckn. Allgem. Ztg.": Tie Wahl in Hof ist die erste ParlameniswM in Bayern seit dem Zusammenschluß aller nicht sozialdemokratischen und nicht ullramontanen Wähler Bayerns. Kann ihr rrffenlichcs Ergebnis auch nicht als unmittelbare Wirkung dieses Zwanimciis hlusses angesehen werden, so bat doch die Einigkeit der Liberalen, die durch die Beschlüsse vom 8. Januar bekräftigt wurde, sicherlich wcientltch dazu beigetragen, daß die liberalen Wähler mit verdop pelter Znveiiicbt den Kampf anfnabinen. So nur konnlen sie die sozialdemokratischen Gegner schlagen. Und so mag die Wahl in Hof als ein günstiges Vv-zerchen für die kommende» bavrrscheir LandtagSwahlerr begrüßt weroen. Verglicht man das Wahlergeb nis mit dem der Stichwahl vom Jahre l9o3, so zeigt sich zugleich eine lehr bemerkenswerte Verschiebung in der Starte der Parteien. Im Jahre 1903 erhielt in der Stichwahl der liberale Kandidat 12 M5, der sozialdemokratische 12295 Stimme». Darnach war zu bestilchten. dai; der Wahlkreis bei einer Effatzwahl an die Sozial demokratie. deren Stimmcnzakl bis dahin gerade dort strich ge stiegen war, verloren gehe» würde. Inzwischen aber ist die-stim mu»g gänzlich ui»ne!chlage»: Ter liberale Kandidat erhielt jetzt 2113 Stimme» mehr als vor IV? Jahren, während die Sozial demokratie 1232 Stimmen verlor Das ist eine Zunahme der bürgerlichen Stimmen »m rund 17 Prozent und ein Rückgang der sozicrchemokralchhen um rund 10 Prozent. Diele Wandlung im Stärkeoerhältnis der Parteien, drese Abkehr von der Sozraloemokratie erhält eine über den einzelnen Wahlkreis hinarisieichende, ganz besondere, typische Bedeutung: Sie vollzog sich einmal trotz des sozialbemokratisch-ultra mon tanen Wahlbündnisses »nd ferner trotz des „Zoll- wnchers" — wie die Sozialdemokraten das Handelsver- tragsweek nennen —. dessen Zustandekommen gerade am Tage der Stichwahl durch die Zeitungen allerorten verkündet und von der sozialdemokratischen Presse mit sa»! sinnloser Wist traktiert wurde. Das kür die künitrgen Landtagswotile» schon erneuerte Bündnis zwischen dem Zentrum und der Sozialdemokratie hat nicht vermocht, den Rückgang der sozialdemokratischen Stimmen zu verhindern. Wenn es in Hof überhaupt eine Wirkung geäußert hat. io kann es nur die gewesen lein, daß es de» Denkenden unter den bisherigen Mitläufern der Sozialdemokratie über de» wabren Charakter dreier Pastei im Hinblick aus das unnatürliche Bündnis noch mehr die Augen geöffnet und w belehrt bat. daß von der Sozialdemokratie nichts als eine gesinnungslose Zerstörungsarbeit z» erwarien ist. Dazu ge>ellt sich d>e Erkenntnis, daß vor allem die Ocffentlichkeit von der Tyrannei der lozialdemoklotuchen Hetzer bettest werden »ruß. Nicht weniger als l l jozialdemokralttche Reichstagsnbgeordnete baden sich in der Agitation gegen de» libe rale» Kandidaten das Verdienst erworben, de» Wählern darüber die Augen zu öffnen. So ergab sich, daß sofort nach der endgül tigen Abstimmling über die Verträge im Reichstage, bei der die Sozialdemokraten mit ihrem ablehnenden Votum fast allein blstheii, gegen l50(>0 Männer der landwirlschaftltcheir und gewerb» fleißigen Bevölkerung des Wahlkreises Hot ihre Stimme dem- lenrgen Bewerber gaben, der sich offen snr den „Zollwncher", d. h. die von der großen Mehrheit des deutschen Volkes gebilligte und gewollte Hanveisvertragspolitik des Reiches, erklärt hatte. Deut licher konnte das Z 0 llwnchecge > chret der Sozialdemokratie von der Wählerschart kaum ge mißbilligt werden. Sooann aber ist der Ausfall der Wahl in Hof eine nachdrückliche Demonstration der freiheitlich und national gesinnten Bevöl kerung dieses tnduslrieieichen und zrigieicb landwirtschaftlich betrieb same» Wahlkreises gegen die ichamloic Agitation der Sozialdemokratie, die in ihrer Spekulativ» aus die uiiter- geordnetsten Instinkte jeden Unternehmer und Arbeitgeber, auch «rr s » n *