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1. Beilage zum „Siiefaer Tageglatt". «mck web Such, w» « », » ch ««»—Sch w Mai«. - tzchr we chchiM« wewmmMchr Ha«»«»» Schmid- d» Maha — 237. chauuiweuv, 11 Vetooer 1902, «deuvs. LS Aatzr- Die bevorstehende wirtschaftliche Srtsis i« de« Bereinigte« Staate«. z— Nach dem wirthschaftlichen Zusammenbruch, der in Amerika im Jahre 1893 infolge der Wirren in den Währungsverhältnissen und einer ungesunden Gründungs- thätigkeit eingetreten war, hat sich in der Union seit denk Jahre 1896 ein neuer Aufschwung vollzogen. Die Besserung der allgemeinen Verhältnisse jenseits des Oceans ging zunächst nur langsam vor sich, nahm jedoch seit der erfolgreichen Becndignng des spanisch-amerikanischen Krie ges, insbesondere aber seit der Wiederlvahl Mc Kinleys im Herbst 1900 ein schnelleres Tempo an. Seit Ende 1900 hat sich in den Bereinigten Staaten eine Hochkonjunktur entwickelt, wie man sie selbst in diesem Lande, tvo Alles einen riesenhaften Charakter hat, der dem ganzen amerikanischen Leben sein eigenthümliches Gepräge verleiht, und selbst den amerikanischen Städten mit ihren dreißig und mehr Stockwerke hohen Gebäuden, den sogenannten Sly-screepers den Stempel des typisch yankechaften auf drückt, noch nicht erlebt hat. Begründet war dieser Auf schwung einmal in mehrjährigen überaus glänzenden Ernten, von denen ein erheblicher Theil zu hohen Preisen im AuÄande Msatz fand, sodann aber in einer großartigen Entfaltung der industriellen Thätigkeit. Amerika ist ein mit Bodenschätzen so reich gesegnetes Land, wie kein zweites. Sein Boden liefert nicht nur reichen Ertrag an Weizen und Mais, allen Sorten von Obst und Hülsenfrüchten, sondern ßK er birgt auch getvaltige Schätze von Mineralien, von Kup fer, Zink, Silber, Gold, von Erzen und Kohlen, mit denen ein anderer Welttheil nicht konkurriren kann. Amerika ist ferner der Hauptlieferant für Baumwolle und mit seinen Provisionen und Fleischwaaren versorgt es einen großen Theil des Erdballs. Tie Entwicklung der industriellen Thätigkeit in Amerika ist dadurch besonders begünstigt, daß Erze und Kohlen sich insbesondere an dem Oberen und dem Michigansee unmittelbar nebeneinander vorfin- dcn, und die für die deutsche Industrie so drückenden Frach ten für die Heranbringung von Erzen dort in Fortfall kommen. Ter industrielle Aufschwung, der in Amerika Platz ge griffen har, beruht jedoch keinesfalls ausschließlich auf den billigen Produktionskosten des Landes, sondern in viel höherem Maße auf dem amerikanischen Schutzzoll- System einerseits, und der durch die Trusts herbeigeführ ten Arbeitstheilung andererseits. Namentlich auf dem letzteren Moment beruht die industrielle Hochkonjunktur Amerikas in den letzten zlvei Jahren. Sie ist untrennbar verknüpft mit dem Namen von Morgan, dem man ivohl nicht mit Unrecht den Titel eines Finanz-Napoleon ge geben hat. Morgan hat versucht, das ganze amerikanische Wirthschaftsleben gewissennaßen aus kapitalistischer Basis zu sozialisiren. Er hat nicht nur in den maßgebenden In dustriezweigen Riescntrusts mit monopolartigem Charak ter gegründet, sondern auch die großen amerikanischen Bahnsysteme und interozeanen Schifffahrtslinien zu ver einigen gesucht. Der gewaltigste Trust, den er gegründet hat, ist der Stahltrust, der mit über eine Milliarde Dollar kapitalisirt worden ist. Morgan bediente sich bei Grün dung dieses Trusts ebenso wie bei der seiner Eisenfahn- . und Schifffahrtskombinationen immer desselben Systems: X /^»Mt einer Gruppe von Finanzmagnaten suchte er sich die ^Majorität, oder wie es genannt wurde, die Kontrole über '^^die Aktien der einzelnen Gesellschaften zu verschaffen, und nachdem er sie erlangt hatte, gab er für einen großen Theil der Aktien auf Basis exaltirt hoher Kurse Obliga tionen aus, die jedoch nur theilweise vom Publikum genommen wurden, theilweise jedoch auch loinbardirt lvur- den. Er verwandelte also einen großen Theil der Gesell schafter, der Aktionäre, in Gläubiger, das heißt, er erhöhte die festen Lasten der Gesellschaften. Es hat dieses ganze System eine gewaltige Aehnlichkeit mit dem System, das anfangs der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts die Begründer des Credit Mobilier in Paris, die Gebrü der Pereire, befolgten, und es kann keinem Zweifel un terliegen, daß auch dieses System zusammenbricht, sobald der Kredit erschüttert wird. In den letzten Jahren haben sich nun nicht nur an der Newyorker Börse spekulative Engagements in Werth papieren, die mit kaum dagewesenen Kürstreibereien ver ¬ bunden waren, in ungeheuren Dimensionen angesammelt, sondern auch in der Industrie des Landes sind getvaltige Kapitalien in Unternehmungen aller Art festgelcgt wor den. Hierdurch und durch die mit dem allgemeinen wirth schaftlichen Aufschwung in der Union eingetretene Preis steigerung aller Maaren ist naturgenräß das Geld knapp geworden, und es macht sich jetzt seit ungefähr drei Wochen in Newyork ein außerordentlich empfindlicher Mangel an Geldmitteln fühlbar. Die Regierung hat zwar versucht Abhilfe zu schaffen, weil sie glaubte, daß die Geld kalamität nicht auf Mangel an Kapital, sondern auf Mangel an Zirkulationsmitteln zurückzuführen sei, und der Schatzsekretär Shaw hat aus dieser Erwägung heraus den Banken Erleichterungen gewährt, indem er ihnen ge stattete, für die hinterlegten Depositen der Regierung nicht wie bisher Regierungsbonds zum Nominalwcrthc, sondern zum vollen Kürslverthe als Sicherheit zu halten. Schon dieser Entschluß der Regierung, der ohne Präzedeuz ist, zeigt den Ernst der Lage. Mehr jedoch wird dieser noch dadurch erwiesen, daß alle diese Maßnahmen der Regierung keine dauernde Erleichterung für den New yorker Geldmarkt gebracht haben. Diese anhaltenden Geld schwierigkeiten, die fortgesetzte Steigerung des Zinsfußes sind die wichtigsten Anzeichen, die dafür sprechen, daß in den Vereinigten Staaten ein Rückschlag in der wirthschaft lichen Lage zu erwarten ist. Es fehlt aber auch sonst nicht an Symptomen, die eine wirthschaftliche Krisis doch keines wegs als ausgeschlossen erscheinen lassen. Tahin rech nen wir in erster Linie die übermäßige Steigerung der Preise aller Maaren, insbesondere von Roheisen und Kohlen, ferner die Waghalsigkeit der Spekulation, einen extremen Optimismus aller Geschäftskreise und überhand nehmenden Luxus. Den Rückgang des Exports bei gleich zeitiger Zunahme des Imports und die wachsende Ver schuldung an das Ausland. Sodann das Bestreben, selbst mit Verlust Gold ins Land zu ziehen, und die Begehrlich keit der arbeitenden Klassen, ihre wachsenden Ansprüche, die am deutlichsten in dem schon seit Monaten dauern den großen Kohlenarbeiterausstand zum Ausdruck kom men. Es sind das alles Momente, die auch bei uns vor zweieinhalb Jahren auf den Eintritt einer Krisis hindeu teten: man sollte sie jedenfalls nicht außer Acht lassen, und die industrielle und handelstreibende Bevölkerung Deutschlands thcite jedenfalls gut, mit ganz besonderer Aufmerksamkeit jetzt die Vorgänge jenseits des Ozeans zu verfolgen. Dr. L. Taktsgeschichte. Deutsche» «eich. Wie die „Nordd. Allg. Zfg." meldet, hatte am 18. Juni d. I der kolumbische KriegSniniber angeordnet, daß de: Floß dowpfer „Brun.u" der deutschen Firma Gleseken, Ringer L Co. in Borranquilla für m liiärische Unternehmungen gegen di« Auf ständischen in Benutzung genommen werden solle. Dl« bet dem KlirgSminister von der Firma erheb neu Vorstellungen, dir der kaiserliche Gksand'e in Bogota unterstützte, haben den Erfolg ge< hab', daß die Aut führ ung drS Bef« hl» uvterblirbe» ist. Der .Kar. Po^n." meldet auS Posen, daß 7 polnische Etsenbahnuvterbeamte nach Halle a. d. Saale versetzt worden sind. — Da! genanrte Blatt will ferner auS zuverlässiger Quelle erfuhren haben, daß in München etwa 60 volntschr Akademiker einen sozialistischen Verein gründet habcn; unter den BereinSmitglüd rn soll«» sich auch nnhiere junge Leut« «rü der Prcv'nz Posen, die Ihre Studien ir München betreiben, befinden. Die im ReichShau?lalt für 1902 zum 1. Oktober in Aus sicht g'nommeuen Neusormattonen und Verstärkungen von Truppentheileu hrbrn stattgrsundrn und die in R-dr stehenden Einheiten sind in den ihnen zugrwiestnen Standorten einge- iroff.-n, so daß deren Ausstellung als b«endet avzusrhen ist. Der Hauptonlhril dieser Neufonratioae» entfällt aus die Maschinen gewehrabtheilungen, von denen Preußen sieben und Boyern rin« erhalte«'hat. — Die Einführung eine- neuen Griffe- hat der Kaiser nach der Vorstellung der beid o Ehrenkompapni«, die er in Routinier, besichtigte, angekündigt. Der neue Griff soll dem früher unter dem Namen „Fvßt da- Gew hr an!" bekannten G.iff ähnlich sein. Er soll eine Ehr-nbezrigung darstellrn. Gegeuübrr dem Hinweise euglischer Blätter, daß Kaiser Wilhelm in früheren Fellen, iubesonde»« beim Empfange Ereil Rhode-, sich an die Vermittlung dr» Besuche- durch den Bot- schafter nicht gebunden gehalten habe, stellt sitzt auch «ine Brr« iuer Zuschrift der olfirtäseu .Süddeutschen Relch-korrrspvndenz" fest, daß o« 10. Mär- L8SS die Berliner britisch« Botschaft brim Kaiser um eine Nudle«- für Ereil Rhodr- nachsuchte und daß rrst nach drr Erlrdigung dieser geschäft-mäßigen Formali» täten Rhode- Empfang erfolgte. — Die liberale .Westminster Gazette" erhält von einer den Bnrengrnerälen nahestehend« Seit« eine Zuschrift, wonach da» Eommuniquee der »Rordd. Allgrm. Zig* in verschirdruerr Punkten nicht richtig sei. Die Generäle feien nie um «ine Audienz riugrkommen. Al- sie auf privatem Weg unterrichtet wurde», der Kaiser wünsche sie zu empsangrn, hätten sie sich bereit erklärt, jeder Form der Vorstellung, die ihnen al- übereinstimmend mit der Etikette a»- gedeutet würde, zu genügen. Falls der Kaiser ihnen durch die Adjutant»» oder sein Sekretariat mitgetheilt hätte, er wünsche sie durch den britischen Botschafter vorgrstrllt, hätten sie dies«, kaiserlichem Wunsch entsprochen; sie hätte» aber »i« beab sichtigt, sich selbst um Audienz zu bewerbe». Dir E.klärung, Drwet habe versprochen, Schritte in diese« Sinne zu thun, sei absolut unwahr, ebenso daß st« ihre Abficht geändert hätte». Der .Hamburg. Börsenhalle' wird al» richtig bestätigt, daß von drr von dem atlantischen Gchiffsahrt-truch erworbe»« Bethriligung an drr Holland-Amrrtko-Linie dl« Hälft« im Besitz drr deutsch,» Rhedereiru ist. Diese Thatsache ist, wie da- Blatt hinzusügt, in zweifacher Hinsicht erfreulich insofern, al- damit einerseit» auch den deutschen Rhedereiru rin Einfluß aus die GeschästSpolitik der holländischen Linie ermöglicht ist und andrer seits die deutschen Linien indirekt einen finanziellen Antheil an dem transatlantischen Beikehr von den holländischen Häfen au- habrn, von dem sie sich seit längerer Zeit zurückgezozeu hatte«. Destereeich-«MDM»N. Dem ReichSrath, der sür de« 16. d. M. einberuf« worden ist, dürste bereit» in der erst« Sitzung da» vudgrt sür 1903 vorgelegt werden. Der Fioanzmiuister wird ein Exposee dazu geben. Der Staatsvoranschlag sür da» nächste Jchr schließt wiederum mit einem Urbrrschuß. Al» einer der ersten Bera hungSgegrnstände soll da» neue Prrßgrsetz aus di« Tagesordnung gelangen. Vor Zusammentr'tt dr» Reich-rathe- wird der Ministerpräsident Dr. v. Körber mit den Partei führern einzeln brrathen; gemeinsam« Konferenzen find nicht i» Aussicht genommen. Zu den Borberathungen über die Regelung der nationalen Verhältnisse in Böhmen und Mähren hat der Jungtschrche, klub de» Reichl rathe» beschloss«, die Abgeordneten Pacak, StranSky, Brzorad, Herold, Kramarrz und Zacrk abzuordn«. Am Mittwoch Abend sprach Abg. Dr. Else» kolb in Karlsbad über d'e .Lo» von Rom" »Bewegung in einer von etwa 1000 Personen besuchten Bersammlung. Hierbei wurde er vom RegieruugSvertrrtrr Dr. Schramm, — der al» Brr- sammlungSauflöser sich schon ein« gewiss« Ruh« erworben hat — dreimal unterbrochen und zur Mäßigung gemahnt. Nach dik dritten Mahnung löste der Regierung-Vertreter di« Bersammlung aus, wa» von den Anwesend« mit große« Un willen und Lärm aufgenommen wurde. Ein Theil stimmte die »Wacht am Rhein" an, rin Theil lärmte und pfiff, und stieß heftige Zuruf« au». Schließlich gelang e», die Ruhe herzu stellen. Die Auflösung «rsolgte mit der Begründung, daß der Redner angeblich die Einrichtungen drr katholischen Kirche herab gewürdigt habe. Schweiz. Geste« Vormittag veranstaltet« die AuS ständig« in Gent ein« Umzug durch die Stadt mit umflorten Fahne», wurden aber von dem Militär auSrinandergrtrieb«. E» kam dabei zu Faustschlägen und Kolbrnstößrn. Einige Personen wurden leict t verletzt. Einzelne Kaufläden sind geschloffen. Der Einfluß der Anarchisten wird immer offenkundiger. Sämmtliche Führer der Ausständigen wurden verhaftet. Eine Abordnung der ausständig« Straßenbahnangrflrlltrn erklärte sich auf die Aufforderung der Regierung bereit, die Direktton der Gesellschaft um eine Kon serenz anzugrh«, in drr versucht werden soll, «ine Verständigung herbrizusührrn. Balkmeftaetterr. Rach einer amtlichen serbisch« Quelle kam r» bei Suma»ovo in Altserbl« zwischen Serben und Amant« zu einem Zu» sammrustoß, bei welchem e» aus belden Seit« Todt« und Verwundete gab. Die Serbe» soll« 8 Todte gehabt hab«. Au» Nisch wird gemeldet: Zwischen den Blockhäusern Bessoliza und Jablowdan schoss« Albanes« au- dem Hinterhalt auf «ine Rl68ü6r Weitaus verbreitetste Asituox im 8taät- uu6 I^mcibsrirks Riesa, 2u ^uküucliAuoxsu aller ^rt besten» xesixuet uuä smpkobisu!