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2. Beilage zum „Riesaer Lagelilalt.« »o>ck M» »«lag »au Laug«, s >k»1,,Nch iu Nias» — Wie A» MchatOm« »««MMMch: Hee» Gchmidt w Mesa. s»7. Sonuadea», 11 vetaber 18<i2, Aden»S. SS. Zehr« Auf der drahtlose» Station^« Sastuitz. Lbl. Zur nonnilrn Gaisonzrtk mag «» lebhafter in Gaß' »ltz hergehrn; jetzt begegnet man nur einzelnen Schwärmern aus der Gtrandpromrnade, Leuten, die wirklich au der Nuur »och Gefalle« finden und dabei da» geräuschlose Di um u-d Dran de» modernen Badelrben» ganz gut entbehren können. Dir Boo!« find hrrausgrzogen, weil bei dem heftigen ^No dcst doch wohl Niemand Lust verspürt, eine Segelfthrt zu untkvnehmen Dem einsamen Wcnlerer, der den Blick üb<r di« schäumenden Wogen, über de» Geröll und die mächtigen Steine em User, über die pitorcksin Keeideselsri der Stubbenkummer und den grünen Buchenwal) schwkiftn läßt, sällt ganz in der Nähe — wenige Schütte roc ihm — «in mächtiger Mast aus, der wohl 50 Meier in die Höse steigt und von seiner Spitze einen Draht in die Luft sendet. Am Fuße steht «sie Holzbude, von deren Dach sich rin anderer D,a!rt bis zrr Mastspitz- zsiht. Diese einfache Anlage war der C ou der dftSjährigen Bade saison: e» ist die S:mlon der Funkrnielegroph'r in Geßnitz Sasnitz ftftst bi«te! soznr in ter Hrutr-Saison so wenig, dcß jede Ztrstrruung gern ergrifft» wirs, um sich auf dem Meer der Langeweile über Wasser zu halten. Den UnterhaltungLstrff lieierten diesmal die Holzbude mit ihrrm grheimr itzvollen In halt, doS Klappern, Klingeln und Sune», da» an» Ihr hervor drang und der Mast mit seinen stützenden Drähten, dir Harsen- saften ähnl'ch sehen. Die Herren, w-lche auf der Station exoerimektiren, Fnnkenbotschaftsn entsandten und empfingen, hatten unter dem müßigen Fragen nicht wenig zu leiden. Ein. B begast schüttelte beim Anblick d«S hohen MostcS verwundert da» H upt und meinte im Ton« auftichtigrn Bedauern«: „Und da müssen Str immer mit den skmmtlichen Apparaten hinaus'?' — Die Gelehrten der Stat'on konnten daS Vertrauen in ihre Klrttevkmst leider nicht rechlsertigen. Auch d'e Papierrolle de? Mo setelegraphen war für manche der Gegenstand tiesfftniger Betrachtung, die bei dem einen in den Worten ihren Ausdruck sand: .Ja, wie kommt denn der Papierstrrifen durch die Lus!?' Aber wem e» vergönnt war, einen Einblick in da» Jnflru mentarium der Station zu nehmen, ewige Zett der Arbeit der Gtattvntbeamten zuschauea zu dürfen und ihren Erklärungen zu lauschrn, dem wurde bald klar, daß es hier dem menschlichen Forschung»« und Erfiniungßgetst gelangen fit, der Na'ur ein« Räthsellösung abzuringru, und damit vielleicht in unabsehbarer Zeil dim Berk hr neue Mittel zur G<d nktnübrrtrogung mit Lichtgrschwir d'gkett aus write Strecken hin an dte Hand zu ge ben. Bon. den WirkungSmögtichkütrn der Eüknftttät wisst« wir seit den grundleglndrn Forschungen eine» Helmholtz, Hertz und Anderer, daß aaß<r der geschlossenen Leitung auch andere freie Letter Weg und Ziel der elektrischen Entladung bedinge». Bon jenrm Draht an der Sp'tze de» Stat'ontmaste» ou» rusen die el ktrischen Ströme im Archer der rmgebenden Lust Schw ngungru hervor, die sich n:ch allen Richtung'n hin soUpflavzrn. Treffen sie rnter grwffm Bidingungen aus andere Leiter, so bringen sie in diesen neue elektrisch« Entladungen he. vor, die zur Zeichen gebung btnotzt werden körnen. Folgen die esiktiijLrn Wellen !n bestimmten Zeitabstäuden, so richten sich auch dte Bewegungen im Aether genau nach den primären Anstößen und verursacht« msitelb^r die Punkte und Striche aus dem Papierstreise« des Molse'kftgrai.h n in der EmpfargSstarion. Da» ist da» inne,st« Wis.n der Theorie, die dann Marcori, Braun und Slaly in dir PeoxiS umsetzten. Bon den deutschen Systemen hat daS Braun.SiemenS'sche, do» aus der Station in Saßnitz von der Gesellschaft für drahtlose Thelegrophir zur Anwendung gelangt, durch die Sicherheit der Nachrichten und sein tadellos S Funk ftorckren während der dieSjährig'n Feld- und FestuugSmenövrr sich di- technische Oberherrschaft errungen. Es beruht aus der Eftennintß, daß die elektrischen Wellen ebenso wir dte de» Schalle» Linien von ganz bestimmter Gestalt und Lwgc beschreiben u>d nur, wenn sie auf gleich rbgestimmte Schwingungen treffen, die nöthige Restrranz hrrvo.bringen. Unter den Apparaten der Station fällt dem Bcsucher zuerst al» alter Bekannter der Ram- kwff'jche Funkeninduktor irs Auge; er übernimmt dir elektrisch? Erregung, während rin System von Leydener Flaschen in Verein mit dem TranSsermato: der Erzeugung elektrischer Wellen dient, mit denen der Lustdraht von genau berechneter Länge in Reso nanz steht. Ten Schwingung-kie S der Wellen aukzubalanciren und das elektrische Gei «gewicht k«g'n den Luftdraht herzustellen, ist di« Ausgabe von mehreren Zinkplatten und Z'ukbl chchlivd«». Zu dieser Ausrüstung de» Empfang», und Gedeapparat» kommt bei dem litzteren roch der Laster hinzu, mittelst dessen durch lauge» oder kurze» Schließen de» Stromkreise» die Morse-Zetchr» gegeben werden, während für de« EmpsangSopparot do» wich tigste Instrument der Fritter oder Eohärer ist. Diese kleine Röhre mit feine« Gtahlkörnern zwischen den Elektrode« fängt jene mehr a!» 100 w si ngen elektrischen Wellen, die unsichtbar und geräuschlos von dem Erndrdraht der Gebrstotton au» in tun Aether hinautschirßen, auf und setzt dadurch da» Läutewerk in Thättgkeit. Dem Strome «ine» kleinen Elemente» verwehren nämlich die im <ng»n Raum der Röhre verstreuten Körner an» fang» den Durchgang, lass n ihn jedoch sofort pasfiren, wenn sie von elektrischen Wellen bestrahlt werdrn; dann erst giebt dieser Strom die nöthige Kraft für da» Läut.werk und d« Morseschreiber. Do» Läutewerk würde nun aber unablässig kftngeln uud der Schreibstift de» Morseapparates eine ununter brochene Linie beschreiben, wenn nicht dasür gesorgt würde, daß der Eohärer wieder in jenen Zustand gelangt, in dem er sich vor der Bestrahlung befand, Drrsetbe wird durch die Erschütte rung hnbeigeführt, in die der Klopser de» Läutewerke» de« Fritter versetzt. Je nachdem von der Gebestation lange oder kurze W-llenzüge aukgesendet werden, giebt der Morseapparat ans der Empfangsstation lange oder kurze Strich« an, au» denen sich da» Morsealphabet znsgmmensetzt. Durch da» Meer aus 160 brn hin getrennt, tauschen die Herren von der Station in Groß«Mölln bei Colbrrg und von der in Saßnitz alle Tage Grüße und Nach richten auv. — Ahoi da klingelt r» eben! Der Papirrstrriferr rollt sich ab. AuS den Strichen und Punkten liest der Inge- nieor, daß sein Kollege in Mölln die Nachricht von meinem Besuch auf der Saßnitzer Station empfangen habe und sich freue, mich auch einmal .auf seiner Bude" begrüßen zu können. ES wird uwgrschaltet, der Taster tritt in Betrieb und giebt meine Antwort au»: .Aus Wiedersehen in Groß-Mölln! — Ich werde indeß wohl etwa» längere Zeit a!S der elektrisch« Funk« gebrauchen, um dorthin zu gelangen. — z. von ^Voetrssln, Ovvissn; kür 6so vrrrlmksr völlig tcoeteutrsi. n 5 K ME, wollsü. kuünäiArwg „ 3"/, viortblj. „ »4'/, «ei» o. vöri Ütuatspapisre», ^etisn, trsvullünä. LZolllsorvs-., NAkVSMAK von Oarrpons, Oiviäslläasollmosn; vtSBSvtlNMFf von ^Vsctvssü», Vvvissrr; Lonw-Vorrsut- uaä Vdoeck-Vortrolrr^ kür 6so DsrloLsr völlig jr«t«n1roi. b« tÄFf. Vsrküxoog mit 2'/» von ötraroiaiagen - ----- ikertumktmckee in »«»wteiae«. - -) Schwester Katharina. Roman von O. Elster. Foitsstzung. Eine Pause trat ein. Ernsten Auges blickte der Oberst in das Gewirr der Blätter, die sich bereits gelb und roth färbten, dann seufzte er leise auf und ergriff wieder die Hand des Sohnes. „Henning, mein Junge," sprach er weich und ernst, „ich weiß, daß ich Dir vertrauen darf! Du bist ein tapferer, braver Mensch — nein, unterbrich mich nicht! — Dir darf ich es sagen, daß ich mit Sorge in die Zukunft sehe, und daß auf Deine Schultern manche Last geladen wird. Du weißt, Henning, daß wir kein Vermögen, besitzen! Eure Er ziehung, die Aussteuer Ernas bei ihrer Verheiratung mit Hauptmann von Schenk, das Studium Deines Bruders Erich — das Mes hat viel gekostet und unser kleines Ka pital aufgebraucht." „Sorge Dich deshalb nicht, Papa! Du weißt, daß ich keine großen Ansprüche mache, ich helfe mir schon durch. Und für Euch ist ja gesorgt durch Deine Pension. „Ja — so lange ich lebe!" „Du bist noch nicht alt, Papa." „Aber ich habe einen Knacks weggekriegt! Es kann bald mit mir zu Ende gehen! Und was soll daun aus Deiner Mutter uud Deinen Schwestern werden, die an ein sorgenloses Leben gewöhnt sind? Erich braucht auch noch mehrere Jahre Zuschuß, er ist jetzt Referendar, er möchte bei der Regierung eintreten — ehe er ein aus kömmliches Gehalt bezieht, können noch Jahre vergehen." „Papa, weshalb diese schwarzen Gedanken? Es wird sich schon Alles machen." „Ich will es hoffen. Nur um eines bitte ich Dich, Henning! Wache über Deine Mutter und Deine Ge- schwister. Ich weiß, daß Du hierher kommst, nicht nur um Deinen alten Vater —" „Aber, Papa ." „Meine Augen sind noch gut, mein Junge," fuhr der Oberst lächelnd fort, „und Kitty von Weferling ist ein reizendes Mädchen! Siehst Du, jetzt wirst Tu roth! Na, ich würde gern meinen Segen zu einer solchen Verbin dung geben — aber Henning, Tu mußt stets bedenken, daß Du nichts besitzest als Deine Stellung! Herrn von Weferlings Verhältnisse sind nicht die glänzendsten; wenn er auch große Einnahmen hat, so ist er doch kaum im Stande, seinen Töchtern Vermögen mitzugebeu. Er lebt sehr flott, ist ein reizender, liebenswürdiger Mensch — aber, mein Junge, sei vorsichtig, es ist nicht Alles Gold, was glänzt! Denke vor Allem an Deine Karriere, denke an Deine Geschwister, die nach nieinem Tode ans Dich angewiesen sind." „Ich werde daran denken, Vater!" entgegnete der junge Offizier mit fester Stimme. Aber seine Wangen überflog eine leichte Blässe, und nm seine Lippen zuckte es schmerzlich. „Ich habe Tein Wort, Henning?" „Tu hast es, Papa." „Ich danke Dir, mein Junge! Verzeih mir, wenn ich Dir vielleicht Schmerz bereitet habe, aber es ist besser, frühzeitig eine liebe Hoffnung im Keime zu ersticken, als sie im Herzen wachsen und tiefer wurzeln zu lassen, so daß sie nur mit Gefahr des ganzen Lebensglückes zu entfernen ist. Wir verstehen uns jetzt, mein Sohn! Laß uns nicht mehr über die Angelegenheit sprechen! Du bist jung, genieße Deine Jugend harmlos, aber vergiß dabei nie, daß Tu mit dem Rock Deines Königs ernste Pflichten über nommen hast. Und nun geh zu den jungen Leuten — ich möchte ein wenig ruhen!" Ter junge Offiziere führte in ehrerbietigem Kuß die Hand des Vaters an die Lippen. Tann erhob er sich und schritt langsam die Stufen der Veranda hinab, während der Oberst in die Kissen zurücksank und mit ernsten Augen in das bunte Blättergewirr über seinem Haupte empor starrte. Hennings Herz krampfte sich in tiefem Weh zusam men. Des Vaters Worte hatten eine liebliche Hoffnung geknickt, die in den letzten Wochen in seinem Herzen emporgekeimt war. Zögernd schritt er weiter. Das fröhliche Lachen, das vom Tennisplatz herüberschallte, schnitt ihm ins Herz. In einiger Entfernung blieb er stehen und beobachtete die schlanken, jugendlichen Gestalten, die im munteren Spiel sich die Bälle zuschleuderten. Seine Schwestern Emmi und Elfriede waren eben erst der Schule entwachsen; mit flie genden Locken, heißen Wangen und blitzenden Augen gaben sie sich dem Spiele hin und lachten hell auf, wenn Kurt von Weferling, der als Kadett die Einberufung zu seinem Regiment in dem väterlichen Hause erwartete, einen ungeschickten Schlag that. Der jugendliche Ueber- muth seiner Schwestern stand in einem gewissen Gegen satz zu dem ernsteren Wesen Kittys, deren große, tiefblaue Augen öfter nach der Veranda hinüberschweiften, wo sie Henning wußte. Jetzt erröthete sie leicht, als ihre Micke denen des jungen Dragoners begegneten. „Wollen Herr Leutnant meine Stelle einnehmenl" fragte der Kadett höflich. „Ich danke Ihnen — spielen Sie nur weiter!" „Tas Spiel ist gerade aus — eine neue Partie be ginnt." „Ich bin etwas müde," sagte Kitty. „Möchten wir nicht ein wenig pausiren?" „Gewiß — wenn Sie es wünschen, Kitty! Kurt, Sie wollten uns doch auf den See hinausrudern!" mein ten die Schtvestern Hennings. „Mit dem größten Vergnügen!" erwiderte der Kadett galant, und alle drei eilten davon. Lächelnd blickte Kitty ihnen nach, dann nahm sie auf einer Bank unter einer breitästtgen Platane Platz. „Ihre Schwestern sind allerliebst," sagte sie zu Henning aufblickend. „Junge, übermüthige Dinger, die noch nichts von des Lebens Sorge wissen!" „Wie ernst Sie das sagen! Don des Lebens Sorge zu sprechen, das klingt etwas seltsam in dem Munde eines jungen, flotten Offiziers," setzte sie schelmisch hinzu. „Ich komme vom Krankenbett meines Vaters, das hat mir wohl die ernsten Worte in den Mund gelegt. . . ver zeihen Sie — es ist allerdings kein Gesprächsstoff für eine junge Dame —" „Halten Sie mich für so oberflächlich?" „O nein — gewiß nicht — indessen — Sie sind ja um geben von des Lebens Freude und Glanz, wie sollten Sie da solche ernste Gedanken hegen?" „Und doch denke ich oft über des Lebens Ernst nach. Ich gehe wahrlich nicht blind durch da» Leben, um nicht aiqh dessen Schattenseite zu sehen."