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Der Gedanke der Monarchie ist wobl in die Verfassung hincingenommen worden, aber die Lösung selbst bat man bewusst binausgeschoben, in der Erwägung, erst einmal Nube und Ordnung werden zii lassen, damit sich die Leidenschaften beruhigen konnten. An und für sich war diese Absicht, die Regelung in der Schwebe zu Italien, nicht unklug. Die Zeit bat auch für Ungarn günstig gewirkt und die Stimmungen der ibm ebemalS geg nerischen Völker zu seinen Gunsten wesentlich gemildert. Andererseits gab aber diese Hinausschiebung den einzelne» Parteien, die in der tlönigssrage verschiedene Ziele ver treten, Gelegenheit, eine recht lebhafte Propaganda im Lande zu treiben eine Propaganda, die, schließlich wie die letzten Tage lehrten zu Auswüchsen geführt haben, die außerordentlich zu bedauern sind. Unter den Parteien, dis sich für die Lösung der Kö- nigsidee «insehen, ist eS vor allen Dingen die legiti- mistische Partei, die cS verstanden hat, ihren Forderungen eine breite Grundlage in der Bevölkerung zu schaffen. Di^se strengen Legitimisten sind Gegner der Republik, sie sehen in der jetzigen Regierung nur ein Uebergangsshstem, das möglichst bald zu beendigen sei. Als ihren zukünf tigen König betrachten sie een ältesten Solin des ver storbenen Kaiser Karls, Otto. Für ihn treten sic mit aller Macht ein in der durchaus triftige» Ucbcrzcugung, daß das Recht zu dieser Frage auf ihrer Seite ist. In Budapest haben sich auch die Erzherzogin Isabella, die Gemahlin Erzherzog Albrecht, niedergelassen, „'.wischen Sohne, dem Erzherzog Albrecht, niedergelassen. Zwischen dieser erzherzoglichen Familie und dein Hause des letzten österreichischen Kaisers besteht seit längerer Zeit eine hef tige Feindschaft. Die Erzherzogin Isabella, eine sehr ehr geizige Frau, hatte wohl ciugesehen, das; ihr und ihrem Gemahl die Möglichkeit auf eine Thronfolge versagt bleibt Aber sic hatte die stille Hoffnung, daß einer ihrer zahl reichen Töchter durch eine Ehe die Möglichkeit gegeben würde, zur Herrscherin ausznsteigcn. Die Wahl, die die lhronbcrechtigten Erzherzoge aber trafen, ließen ihre Hoss nungen bald zuschanden werden. Durch den Sturz des Kaiserhauses glaubte nun die crzherzoglicbe Familie eine Wendung gekommen zu sehen, die ihren Ansprüchen neue Nahrung geben könnte. Es ist ja-bekannt, daß die Rcgie- rungshaudlungen des letzten Kaisers Karl nicht immer die Billigung einflußreicher Kreise des alten Ocsterrcich- Ungarns gesunden haben. Die Abneigung, die man da her der Person des letzten Kaisers cntgcgcnbrachtc, über trug sich auch aus seinen Sohn. Es ist daher begreiflich, daß diese .Kreise in der Wahl des zukünftigen Königs andere Wege gingen, wie die Legitimisten. Dieser Gedanke des Wahlkönigtums mit der Kandidatur Mbrcchts im Hintergrund wurde nun von diesen Kreisen mit allen Mitteln betrieben. Ob diesen Bestrebungen aber ein Er folg beschicdcn gewesen wäre, sei noch dahingestellt. Prinz Windischgrätz, d«r nun dieser Tage in der An gelegenheit der Frank-Fälschung verhaftet wurde, war einer der eifrigsten Befürworter deS Wahlköniggedankens. In seinem Fanatismus seine Idee zu verwirklichen, scheint ihm, soweit es sestzusteilen ist, schließlich doch der Maßstab für gut und unrecht verloren gegangen zu sein. Die bisher vorliegenden Meldungen lassen erkennen, daß er sich einem Kreis politischer Abenteurer ange- schlosscn hat, die hofften, durch Verwertung falscher tsche chischer und französischer Banknoten sich in den Besitz lrÄ>eutendcr Geldmittel zu setzen, um mit diesem Geld eventuell einen Putsch in Szene zu setzen. Wie weit der Prinz sich in dieses zweifelhafte Abenteuer eingelassen hat und wieweit die anderen in dieser Affäre genannten Persönlichkeiten kompromittiert erscheinen, darüber kann man sich jetzt noch kein rechtes Bild machen. Es ist auch nicht anzunshmen, daß diese Fälschungen von dieser Abcn- teucrergruppe lediglich aus politischen Gründen vorge- nommcn wurden. Persönliche Vorteile für die Urheber sind aus dreiem Manöver sicherlich auch herausgcholt worden. Damit dürfte die ganze Angelegenheit schon mehr in das kriminalistische Milien gerückt sein. Es wäre da her durchaus unrichtig, das Verbrechen Einiger der gan zen politischen Bewegung an die Rockschösse zu hängen. Daß selbstverständlich Frankreich das größte Interesse daran hat, die bedauerliche Angelegenheit kür seine poli tischen Ziele auszuschlachtcn, ist verständlich. Erstens hätte es durch die Verbreitung einiger Koffer voll ge fälschter Tauscnd-Frank-Noten einen empfindlichen Scha den an seinen Finanzen erlitten und zweitens ist ihm der Königsgedanke überhaupt unsympathisch. Wie weit dis französischen Kriminalbeamten in ihrem Eifer die Sache aufzuklären, sich vortvagcn und wie sie auch nicht davor zurückschrecken, aus diesem Vorfall dem verhaß ten deutschen Volk etwas anzuhängcn, sieht man daraus, daß sie jetzt schon behaupten, der deutsche Gcncralstab habe während des Krieges rumänische und italicnische Banknoten fälschen lassen, um aus diese Weise die Valuta dieser Länder zn ruinieren. Ludciidorfs habe damals den Auftrag gegeben, auch französische 1000-Frankscheiue zu fälschen» die aber nicht zur AiiSgnbe gelangten. Diese ge fälschten lMO Fraukschciue sein; nun nach Budapest g? bracht worden, mit deren Hilfe mau daun die falschen Noten hcrstellte. An diesem Märchen, das leider auch in der ungarischen Presse Eingang sand, ist selbstverständ lich kein wahres Wort. Die deutsche oberne Heeresleitung hat niemals, obgleich ihr dies von gewisser Ocitr emp fohlen wurde, solche Füljchungsmethodeu in ihre Kriegs führung hineingeuonmicn. Neue Verhaftungen in der Frankensiilschungsangelegcnhett. X Budapest. In der Angelegenheit der Frankeii- sälschungsaffäre wird die Untersuchung von der Polizei energisch fortgesetzt. Gestern sind zwei neue Verhaftungen erfolgt. So wurde der pensionierte Beamte Eugen Olcki- vary in Hast genommen, der ein Bruder deS in Hamburg verhafteten Edmund Olchvarp ist und mit ihm in ständiger Verbindung stand. Als Olchvarp den Eindruck gewonnen batte, daß es der Polizei alsbald gelingen werde, in dec Angelegenheit der Frankenfälschnng den Tatbestand anszu- dccken, schickte er aus Wien an Edmund Olchvarp eine Depesche und machte ibn darauf aufmerksam, seine Aktion cinzustellen und ohne Verzug nach Budapest ziirückziikehrcii. Dieses Telegramm wurde von der Hamburger Polizei be schlagnahmt, die die Budapester Oberstadthaiiptmannschast verständigte, indem sie gleichzeitig mitteiltc, daß bei Edmund Olckvary mehrere hundert Stück falsche FrankSnoten ge funden morden feien. Auf Grund der Verttändianng wurde von der Polizei auch die Kopie des Wiener Tele gramms beschafft und Eugen Olcbvarn verhaftet. )( Budapest. Die Zeitungen bringen ohne Unter schied der Parteirichtiino ihre Genugtuung über den energische», keine Rücksichten kennende» Gang der Untersuchung in der FrankenfälschungSangclcgcnheit znm Ausdruck. Der Bester Lloyd hebt hervor, daß in der Rc- gierungSerkläriing unter anderem auch gesagt sei, daß Prinz Windischgrätz und seine Mitschuldigen nicht aus gewinn süchtigen Motive» gehandelt hätten. Sic hätten vielmehr aus vermeintlichen patriotische» Gründen das Verbrechen der Fälschung begangen. TaS könne aber nicht als Mil- derungSgrund aufgefaßt werden. Tie Regierung stehe auf dem Standpunkt, daß auch aus sogenannten nationalen Gründen kein Unrecht begangen werden dürfe. — Ncmzcti Ujsag betont ebenfalls, daß patriotische Ziele immer nur durch ehrliche Mittel erreicht werde» dürsten und verwahrt sich dagegen, daß die realpolitische Ziele verfolgende Nation mit der Gedankenwelt verrückter Abenteuer indentifizicrt werde. Die ganze ungarische öffentliche Meinung unterstütze die Regierung in ihrem Reinigungsmcrke. — Tic sozialistische NevSzava nennt zwar die Regierung dafür verantwortlich, daß solche Auswüchse überhaupt Vorkommen konnten, erklärt jedoch trotz ihrer erbitterten Gegnerschaft gegenüber Graf Bcthlcn, diesem das Zeugnis auSstellcn zu muffen, daß die Regierung vorher keine Kenntnis von dem verbrecherischen Vorgehen des Prinzen Windischgrätz gehabt habe. — Das liberale Orkan Ujsag läßt «inen oppositionellen Abgeord- neten zu Worte kommen, der in dem Blatte erklärt, Graf Bethle» stehe vollkommen über der Situation. Er stehe so hock, daß er das Recht habe, über Lebende und Tote zu urteile». TaS Verhör des Prinzen Windischgrätz. -(Wien. Aus Budapest wird gemeldet, daß gestern Prinz Windischgrätz nm 12 Uhr mittags dem Staatsanwalt znm Verhör vorgefübrt wurde. Nach dem Ujsag erklärte der Prinz bei seinem Verbör, er habe nichts Anderes zn sagen, als daß er es tatsächlich ans sich genommen bade, eine patriotische Sache, die Aktion des Obersten Jankovicb zn unterstützen. ' Auf die Frage, nm welche patriotische Sache es sich handle, verweigerte der Prinz die Antwort und erklärte weiter, seine Rolle habe bloß darin bestanden,- daß er die Kosten zur Errichtung der für die Fabrikation der falschen Noten erforderlichen Werkstätte deckle. Tie Frage, wicuielc Falsifikate hergestellt seien, beantwortete Windischgrätz nicht, wie er auch keine Ausklärnng darüber gab, wie lange die Fabrikation der Fälschungen bereits vor sich gegangen sei und nach welchen Ländern die Mitglieder der Fälschcrbanden zwecks Verwertung ihrer Erzeugnisse ge gangen seien. Wie Pesti Hirlap meldet, bat die Polizei bei der Haus- suchung im Palais Windischgrätz eine große Menge von ge fälschten Tausendfranknoten beschlagnahmt. Die Neue Freie Presse meldet aus Budapest, Minister präsident Bethlen habe über die Nolle des LandeSpolizei- cbcsS Nadossy erklärt, Nadoliy bade eine dienstliche In korrektheit begangen, als er die Ermittelungen in entgegen gesetzter Richtung leitete. Einer Deputation der Mitglieder der Einheitspartei sagte Bclblen er würde jedermann den Gerichten überliefern, der in dieser Angelegenheit schuldig sei. Dies erfordere das Intcrcffe des Landes. Volles Geständnis des Prinzen Windischgrätz. X Budapest. In den gestrigen Nachinittaastiinden hat Prinz Windischgrätz ein volle? Geständnis abgelegt und mitgeteilt, wie die Fälschung dnrchgesührt wurde und auch die Namen derjenigen genannt, mit denen gemeinsam der Plan entworfen wurde, sowie ancb die 'Namen derjenigen. d>c bei der Durchführung de? Pinne? mitacbolwn haben. Daraufhin gab die Stvlilsniiiucilticha't dcr über'ladl- hauptmaniischgrt Weisungen, nm die von dem Prin-en genannten Personen sofort dcr Polizei uorzunihrcn. Gegen Abend verließen Geheimpolizisten die Oberst ad thanntmann- schaft, nm die aiigcordnclcn Verhüllungen dnrchznführcn. ZciigcMicrnchninngcn in der Zrankcnsälschungsangelcgrnhcit. X Budapest. Ter Gbannenr des Prinzen Wiudisch- grätz, der durch die Polizei vernommen wurde, hat anSge- sngt. daß dcr Prinz und sein Sekretär häufig in entlegene Stadtteile gefahren wären, dort den Wagen verladen hätten und dann in Nebenstraßen vcr'chmuiidcii wären. Nach 1—2 Stunden wären sie dann znriickgckcbrt. Tie andere Aussage stammt von einem Journal.'-en, den Prinz Windi'chgräp, beauftragt hatte, in Wien wegen e>»er Anleihe zn verhan deln. Gegen Weihnachten habe Lee Prinz dann seinen Auftrag zurückgezogen, offenbar weil ec bereits die Mit teilung erhalten hakte, daß tue Placierung der falschen Frankenuolen geglückt iei. Wie bekannt wird, batte dcr Prinz bereit? fällige Schulden in Hebe von s Milliarden ungarischer Kronen. Landcspolizcichcf Emmerich Nodosi» wurde gestern Abend, w'c die Nene 'reie Preise aus Buda pest meldet, verhaftet. Seine Festnahme erregt noch mehr Aufsehen als diejenige des Prin,en Windischgrätz, da erst.!, allem Anschein nach nicht nur der Porschnbleistnng, sonder.' dcr direkten Beteiligung an dec Falschmünzerei schuldig gemacht hat 'Auch dcr 2ibg. Tr. Main ist gestern ver haftet worden. )( Berlin. Nack einer Meldung an? Bndavcst stehen seit gestern Mittag 10 Personen Vcs gesellschaftlichen unk politische» Ledens in Ungarn wegen Verdachts der Mu schuld an den Frankeinälschungen unter ständiger Polizei, aussicht. Tic Liste dicier 40 Personen sei von französischen Detektiven ans Holland mitgebracht worden und gehe an da? umfaiscndc Geständnis zurück, da? Oberst Ianlowlt'ch vor den holländischen Behörden gemacht habe. Encu). en, Abgesandter dcr Bank von Frankreich, erklärte vor Pre''c- Vertretern, daß mit den bisherigen Maßregeln die Angele genheit noch lange nicht erschöpf: sei. Ter Slnfcrtigcr -ec falschen Noten. Tic Voffische Zeitung meldet au? Budavssr, daß uack einer Zeugenaussage ein in dec Karthogrgpbiscbcn Anstalt beschäftigter Trucker namens Svanring die falschen 4000 Franken-Noten hergeftcllt haben soll. Svanring, dec in den letzten Monaten viel Geld verausgab: bade, sei sei: einigen Tagen unauffindbar. Wie da? gleiche Blatt ans Paris meldet, soll nach den Berichten der französischer. Vertreter im Auslande bisher für 20 Millionen gcsäl'chtc französische Banknoten festgestellt worden sein. Schutz der Jnlandsarveiter.. Aeutzerfte Tatkraft und Energie batten es in Oesterreich zuwege gebracht, in verhältnismäßig kurzer Zeit die Sa- »ierungsoorschläg«, die der Völkerbund ausgearbeitet batte, nahezu zu verwirklichen. Die Stabilität der Währung wurde erreicht und die Einnahmen und Ausgaben im Staats haushalt wieder in ein gesundes Verhältnis zueinander ge bracht. So konnten nach außen bin die Verhältnisse in Oesterreich als gesichert erscheinen. Es war jedoch schon im voraus zu sehen, daß dieses kleine Oesterreich, dem der FriedenSvertrag gerade seine wichtigsten Industrie- und LandwirtschastSgebtete geraubt hatte, aus eigener Kraft und aus der eigenen Scholle nicht die Werteberausholen konnte, die die Existenz de» Staates als solchem auch für länger« Zeit gewährleisteten. Wir i» Deutschland leiden zur Zeit außerordentlich unter dem ständig anwachsenden ArbeitS- loseiiheer. bedingt durch eine Wirtschaftskrise, wie wir sie seit Menschengedenken nicht zu verzeichnen hatten. Immer- hin, Deutschland ist groß, es birgt im Schoße seiner Erde gewaltige Güter, die noch zu beben sind und der Allgemein- heit nutzbar gemacht werden können. Dem kleinen verkrüp pelten Oesterreich find solch« Möglichkeiten nicht gegeben. Der naturnotwendige Anschluß an das große Bruderreich, dem eS durch Blutgleichheit, Kultur und Sitte verbunden ist, bleibt ihm versagt. Äerzweiselt kämpft feine Regierung gegen die schweren wirtschaftlichen Miseren, sie versucht alles, auch das Letzte zu tu», um den Staat vor dem sicheren Untergang zu retten. Wir haben gehört, daß sich die ArbeitSlosenziffer i» Oesterreich der 300000 nähert. Das sind etwa 25 vom Hundert der Krankenvcrsicherten und der in Arbeitslosenversicherung Stehenden. Eine geradezu erschreckende Feststellung, die umso trostloser ist, da man weiß, daß chie Zahl im steten Steigen begriffen ist. Um eine» Damm gegen diese» Anwachsen des Arbeitslosenheeres u« errichten, bat die österreichische Regierung noch vor Jahres- schluß ein JnlandSarbeiterschutzaesetz durchgebracht, das mit dem ersten Januar ds. IS. in Kraft trat. Dieses Schutzgesetz wird sicherlich gute Folgen zeigen. Es wird sich schützend gegen den täglichen Zustrom Land fremder stemmen, die durch das Unterbieten der Löhne den einheimischen Arbeitnehmern viele ArbeitSmöglichkeiten nehmen. Das Gesetz enthält allerdings große Lücken, die seine Wirksamkeit stark beeinträchtigen. Als Stichtag ist der 1. Januar 1923 eingesetzt worden. Ausländer, die vor diesem Tage in Oesterreich Arbeit gefunden hatten, werden nicht ausgewiesen. Es sind Kommissionen eingesetzt zvorden, die die Ver hältnisse genau zu prüfen haben ttnd die Berechtigung haben, in besonderen Fällen Ausnahmen zu gewähren. Sehr bedauerlich ist es, daß man diese Ausnahme bestimmungen in ziemlich starkem Maße für landwirt schaftliche Arbeiter verstärkt hat. Man kam da den Wünschen der Landwirtschaft entgegen,, die auf die Schwierigkeit hinwieS, aus dem Staate selbst genügend landwirtschaftlich geschulte Kräfte für ihre Betriebe heraus- zuholen. Diese Ausnahmen im Gesetz sind umso betrübender, da sie in der Hauptsache den slawischen Arbritern^aus den Nachbarstaaten zugute kommen. Dies wirkt doppelt betrübend, wenn man hören muß, wie in der Tscheche! jetzt in den staatlichen Betrieben ein ZwanaSabbau betrieben wird, dem zumeist nur Deutsche zum Opfer fallen. So böre» wir, daß in der Olmtttzer StaatSbahndirektion jetzt 2900 Angestellte und Beamten entlassen wurden, wovon 80 vom Hundert deutscher Volkszugehörigkeit sind. Um die Nngeheuevlickkeit dieses Abbauplanes zu erkennen, muß man bedenken, daß das tschechische Abbaugcsetz die Ent lassungen auf nur 10 vom Hundert beschränkt lassen will. Diese gesetzlichen Grenzen hat also die Olmützer Staats bahndirektion um fast 70 vom Hundert und lediglich znm Nachteil der Deutsche» überschritten. In Dienststellen mit ausschließlich tschechischen Angestellten werden dagegen im allgemeinen nur 1 bis 2 vom Hundert und zwar nur solche Leute, die die vorgeschriebrne Altersgrenze überschritten haben, entlassen. Dasselbe Bild, wie cs der Abbau in der Olmützer StaatSbahndirektion bietet, sieh: man auch in den Stationen Troppau, Bärn, Haunsdorf, Niederlindc wiese, BudigSdorf. Also in allen Oertlichkeiten, die im deutschen Sprachgebiet liegen. Diese arbeitslos gewordenen Deutschen, denen in der Tschechei jede Möglichkeit der Geldverdienens genommen ist, find gezwungen auSzu- wandern. Wo sollen sie ihren Weg anders hinnchrncu als zu dem Land, das ihr Volkstum in eigenen Grenzen umschließt, also Deutschland und in erster Linie schon wegen der Nähe Oesterreich. Mit der Gläubigkeit ihres deutschen Herzens hoffen sie in Liesen Landen Brot zu finden und eine gesicherte Zukunft für ihre Familien. Diesem Zustrom Deutscher, die den bitteren 'Nachteil habcii, daß sie, nicht aus eigenem Verschulden, die deutsche unk österreichische StaatSzngebörigkeit verloren haben, stellt sich nun in Oesterreich das JnlandSarbcilerschutzgesctz in den Weg. Das Gesetz muß ihnen versagen, innerhalb dcr Staatsgrenzen sich niederzulaffeii, da sie ja Fremde sind und den Staatsangehörigen selbst die ArbeitSmöglichkeiten nehmen. Des quälenden Unrechts, das in diesen Schutz beftimmunge» liegt, ist sich die österreichische Negierung durchaus bewußt, aber sie befindet sich unter einem Zwang, der ihr Handeln diktiert. Wenn nun hier in Deutschland selbst schon Stimmen laut geworden sind, die »ach einem solchen Jnlandsarbeiterschutzgesetz nach österreichischem Muster rufen, so muß man sich auch die Folgen vor Augen halten, die eine solche Maßnahme zeitigen würde. Selbst- verständlich, die deutschen Arbeiter müssen geschützt werden aber die Vertriebenen aus den geraubten deutschen Gebieter find auch Deutsche, denen schon ans moralischen Gründe! genau dieselben Rechte zugcbilligt werden müssen, wie der deutschen Staatsbürgern. Ti-ieu Erwägungen darr sich die Gesetzgebung im deutschen Lande nie verschließen.