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Mkssikk G TllHkvmü und Anrriger (Eltttlatt md AWger). Amtsötatt der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des StadtrathS zu Riefte Ee«spnch-«Il» «r. «X L«lmramM.tld«ff, „Lageblatt", Riesa. ZS. Dienstag, SI. Januar 18SS, AvendS. SS Jayrg. Da» Riesa« L-geblatt erscheint jeden Lag «beudS mit «uSmchme d« Son«, md Festtag«. Biertrljährttch« Bezllg»prri« de« «dholunq k den «ixpedtrilm» in Riesa md Strehla ab« dar» m,ue sre! in, Hm» 1 Marl 50 Psg., bei Abholung am Schalt« d« laisrrl Postanstalten 1 »art 2V Pis, durch den BriestrLg« frei in« Hm, l «art <w Pi» «nzeigeuMamb», f»> di, R.» dea LuSgadetageS bi« vormittag S Uhr ohne Srwühr. Druck md Verlag um Sauger » »iuterllch i« «lesa. — «esch»ft«stelle »apauieustrab« SS. - Für di, RSaetim vermtwortlich: Herman» Schmidt tu Riesa. Bekanntmachung. Die Grundsteuer auf den t. Termin diese« Jahres wird am 1. nächsten Monats fällig und ist nach 2 Pf. für die Steuereinheit bis längstens -en 14. Februar 18SS an die Stadtsteuereinnahme abzuführen. Riesa, am 30. Januar 1899. Der Rath -er Sta-t. Vetters. ' Rdl. Bekanntmachung. Sonntag, de« L Februar. Bormittags 11 Uhr, sollen die diesjährigen Wegebau- Ausfuhren im Straßbergerschen Gasthof mindestfordernd vergeben werden. Bedingungen vor dem Termin. * Weida, am 30. Januar 18SS. MöbiuS, G.-V. vertiiches und SSchstfcheS. Riesa, 31. Januar 1899. —4 Ostern entgegen! Ist Weihnacht n da« froheste, so ist Ostern da« ernsteste Fest. Es bringt in manche Familien einschneidende Veränderungen. Mancher kleine Wicht muß nun den freien ungezwungenen Aufenthalt in der Familie mit dem streng geordneten im Schu'.hause thetlen. Die wichtigste Beränsernng tst jedoch, wenn ein Familtengenoffe, der bi« jetzt nur den Aufenthalt im Elternhaus« gekannt hat, in seinem roch jugendlichen Alter den gewohnten häuslichen l kret« auf immer verläßt. Es tst die« einer der wichtigste« Schritte, weil er dem ganzen ferneren L-beoSgange die j Richtung giebt. Wegen seiner Wichtigkeit will aber dieser - Schritt zettig reiflich überlegt und woll abgewogen sein, je schwerer e« oft ist, über denselben klar zu werden, weil zu ! viele und zu verschiedene Factoren nach ihrem richtigen Wertbe ! dabei beurtheilt sein wollen. Wa» »soll der Junge werden? , ist oft schwieriger entschieden, al« manche StaatSfrage. Denn j wer kann in die Zukunft blicken? Darüber ist man einig, ! wohl möchte e« ihm gehen. Allein da« ist nicht genug.' Nur zu ost redet auch der Eltern Eittlkeit mit, wenn etwa« Be sitz da tst. Denn schon wegen der natürlichen Eigenliebe halten die Elter« leicht ihre Sinder für höher und befähigter, al« sie wirklich find. Et« Drängen in entfernter liegenden hohen Stand hinauf hat nach der Erfahrung «eist eine spätere Entfremdung mit dem elterlichen Hause und dem ganzen an gestammt«« Familienkreise zur Folge. Im republikanischen Frankreich z. v. weist rin« ministeriell« Auslastung darauf hin, daß r« nicht gut sei, wenn Kinder au« gewöhnlichen kreisest viel in hohe Schulen «intteten. Unser Gelehrten- s'and ist in Folge diese« Drängen« nach oben überfüllt. Ferner erfordert die Ausbildung große Geldmittel. Da« Ziel wird nur langsam und spät erreicht, und außerdem tst mit unter der rechte Zeitpunkt zu« Eintritt in« Gymnasium ver säumt. Da« Ausschlaggebende bleibt aber die Befähigungs richtung «nd Neigung des Knaben, nur darf letztere nicht etwa eine bloße vorübergehende Laune sein, sondern muß seitens dtr Eltern wohl beobachtet und beurtheilt werden. Mit dieser Neigung ist die Aussicht auf ei« gedeihlichrS Fort kommen natürlich in möglichsten Etnklang zu bringen. Die Berufs-Freudigkeit schafft Befriedigung für da« ganze Leben und tst die Garantie zu beruflichen Erfolgen, sie ist die Trieb feder z« tüchtigen Leistungen. Jeder Beruf hat Licht-' und Schattenseiten; die ersteren erhöhen die Liebe zur Arbeit, die letztere« zu überwinden, gelingt nur der Freudigkeit am Br- ruf« recht. I« Allgemeinen ist eine möglichst virlsetttge Vor bildung stet« zu empfehle«. Unsere bewegliche, aa Erfindungen reiche Zett läßt Berufe zurückgehr« und andere lucrativer werden. Wir steuern immermehr de« amerikanischen Ver hältnisse« zu, «ach welchen in» Kampf ums Dasein Mancher zwei-, drei- und mehrererlei beginnen muß, ehe er einen ein träglichen Erwerbszweig findet. Probiren geht über Studire«, heißt «S überall in der Praxis. Rur gilt e«, die Ange« stet« off,« zu haben, feine Kenntnisse recht anzuwenden, Fleiß, Ehrlichkeit, Treu« überall zu üben. Dies« Tugenden «üffen schon in der Jugend gepflegt werden. Sie werden io jedem Beruft gebraucht und find di« Garantier« eines gedeihlichen Schafft««. — Da« „Dresdner Journal" schreibt: ..Nach a« zu- ständiger Stelle eingrzogener Erkundigung entbehrt die in der letzte« Sonatagsoummer eine» hiesigen (Dresdner) Blatte« gebracht« Rttiz, daß in» nächsten S aatthau; Haltplan «io «öaigk. Gymnafimu für Riesa vorgesehen »erde, der 1 Hal sächlich«» Begründung." Damit hat sich die Meldung der „Dresdner Nachrichten", trotz deren „sicherem Vernehmen", al» „kette Gute" erwiese», wie wir vrrmuthtte». — Die S. Strafkammer de« k. Landgerichts Dresden verhandelte gestern gegen di« beiden Dresdner Fleischrrmeister l Johann Karl Max Sperling »ad Karl Gustav Erler wegen vergehen« gegen 8 12 Absatz 1 und 8 14 de« RrichSgesetzeS vom 1«. Mai 187S, den Verkehr mir Nahrungsmitteln, Gc- nußmitteln und GebrauchSgegenständen betreffend. Die beid n Angeklagten sind beschuldige, am 28. b.z. am 29. September v. I. gewiegtes Rindfleisch, in dem sich schau stich-saure« Na tron befand, dessen Genuß die menschliche Grsundhrit zu schäsigen geeignet, oll Nahrungsmittel hrrgest-llt und ver kauft zu haben. Diese« Natron ist, außer unter den Namen „Konservensalz" und „Deutsches Fletschwasser", in der Haupt- fache mit der Bezeichnung „Lässt krsssrvs Lr^stull" in den Handel gebracht. Nach den Gutachten der Sachver ständigen ist da« von den Augeklagtrn verwendete Käufer- > viruvgtsalz, auch wenn e« in kleinen Quantitäten benutzt wird, geeignet, die menschliche Gesundheit zu schädigen. E« ist bereit« im rorigen Jahre gegen eine Anzahl Dresdner Fleischrrmeister wegen gleichen vergehen« verhandelt worden und auch Berurtheilung erfolgt. Ja den Entscheidung«, gründen wurde damals hervorgehoben, die Angeklagten seien deshalb nur mit geringen Geldstrafen belegt worden, »eil zum ersten Male eine Berurtheilung wegen derartiger Fäl schung ausgesprochen worden sei. Bet späteren derartigen Straffällen werde eine solche milde Berurtheilung nicht mehr stattfiadea. Sperling und Erler erhielten je 14 Tage Se- fäogniß. Au ihren Gunsten nah« «an aa, daß sie au« Fahrlälfizkeit gehandelt, aber nicht vorsätzlich gegen da« Gesetz verstoßen haben. — Die italienische PostverwaltuUg hat dgrüber Klage geführt, daß die den Ualituischen Zollstellrn zugehendr« Zoll- Inhaltserklärungen zu Poftpacketrn au« Deutschland nach Italien häufig nicht in französischer Sprache ausgefertigl und außerdem insofern mangelhaft find, al« die Angaben über die Art und Beschaffenheit, die Menge und da« Maß der Maaren unvollständig fiüd. Wir mache« darauf auf merksam, daß den Postpacketen nach Italien an Zoll-Inhalts erklärungen beizugeben find: bei der Leitung über Oesterreich zwei in deutscher, eine in französcher Sprache, über die Schweiz eine in deutscher und eine in französischer Sprache und über Frankreich eine in deutscher und zwei in fran- zöfischer Sprache. Besonder« ist noch zu beachten, daß da« für die italienische Zolloerwaltung bestimmte Exemplar der Zoll-JuhaltSerklärungen stet« für jede« Packet in einer be sonder«» Ausfertigung vorhanden sein muß. Wenn also mehrere Postpackete zu einer vegleitadreff« vereinigt sind, so muß also außer den oben angegebenen Zoll-Inhaltser klärungen für das zweite und dritte Packet noch je eine solche in französischer Sprache beigesügt werden. — Daß die Bahastetgsprrre die Eisenbahaverwaltung ' nicht vor Bettug schützt, und daß z. v. die Fahrt von Dresden : nach Lhewnitz für SO Pfennige gemacht werden kann, lehrt folgende Geschichte, welch« .das „M. T." erzählt: Ein Ar beiter in Dresden schrieb seinem in Chemnitz wohnende« Freunde, er werde nächsten Sonntag nach Chemnitz kommen, da er aber kein Geld zur Fahrt habe, beabsichtige er, die Reise mit «i««r Bahnsteigkarte «mzutteten. In Themuitz soll ihn der Freund abhole« »nd ihm daun die für dort nöthige Bahnsteigkarte aushändige«. Der DreSdnrr ist den« auch ohne jede Kontroll« tu Chemnitz »»gekommen, hat dort die dertitS einmal durchlochte Bahnsteigkarte etngehäadigt erhalten m»d da« betrügerisch« Unternehmen war geglückt. Der Chem nitzer Freund hatte nämlich folgende List angewendet, um auch die zweite Bahusteigkarte durchlocht zu erhalten: Erlief »ach de« Durchloche» seines BilletS mit den Worten: „Ach, ich habe ja mein vier nicht bezahlt! ' nach der Restauration zurück uod ging dann mit einer zweiten Bahnsteigkarte durch «turn anderen Eingang auf den Bahnsteig und hatte jetzt die zwei nothwrudigen Karten. De« betreffenden Berichter- ftatter, welcher zufällig Ohreazruge dieser Erzählung in «ine« kreise von Arbeite,a wurde, war e« leider nicht möglich, eine zweite Erzählung, welche «ine» Schwindel mit Monats karten betraf, deutlich zu vernehmen. Di« „vortheile der Bahnsteigsperre" sollen dem vernehmen nach auch shon einzelne Reitende verleitet habe», nicht die ihre« Ausweis eni sprechende Wagenklaffe, sondern eine höher« W-gmklafse, also statt der vierten di« dritte bezw. statt der dritten die zweite zu benutzen. Sin solches vor- komwoiß wird naiürlich (wenn'« entdeckt wird!) als BetrugS- sall angesehen und auch bestraft. Der eirschlägigr 8 21 der BrrkchrSordnung für die Es-nbahnrn Demschlaud« sagt hierüber Folgende«: „Derjenige Reisende, welcher ohne gtltige Fahrkarte betreffen wird, hat für dir ganze von ihm zurück gelegte Strecke und, wenn die ZugangSstation nicht sofort unzweifelhaft nachgewt s n werden kann, für die ganze vom Auge zurückzelegte Strecke da« Doppelte de« gewöhnlichen Fahrpreise«, mindesten« aber de« Betrag von 6 Mark zu entrichten." Wenn ass die vorgezetgte Fahrkarte der von dem Rrtsenden benutzten Wagenklaffe nicht »«>spricht, so wird die Fahrkarte nicht al« gilttg angesehen und der Straffall tritt ein. — Bauernregeln für den Monat jFebruar. Weißer Februar stärkt die Felder. — Die Katze, di« in der Hor- nu»g«souoe liegt, — Im März sich hinter den Ofen schmiegt. — Weun's der Hornung gnädig «acht, — Bringt der Lenz den Frost bet Nacht. — Heftige Nordwinde im Februar — Deuten auf ein fruchtbar Jahr. — Die weiß« Gau« (der Schnee) i« Februar brüttt Segen für« ganz« Jahr.— Scheint zu Lichtmeß (2) die Sonne heiß, giebt« noch sehr viel Schnee und Ei«. — Lichtmeß (2. Februar) sieht der Bauer lieber den Wolf i« Schafstall, al« die Sonne. Licht mess«, hell, schindet dem Bauer da« Fell. Lichtmess«« dunkel, macht den Bauer zum Junker. Lichtmeß i« Klee, Ostern im Schnee. Wenn'« an Lichtmeß stürmt und schneit, ist'« zu» Frühling nicht «ehr wett. — St. Dorothee («.) bringt de« meisten Schnee. — Wenn'« friert aus Petri Stuhlfeier (22) friert'« noch vierzehn Mal Heuer. — Petri Stuhlfeier (22) kalt, die Kälte noch länger anhalt. — Matthei« (24.) driche's Ei«, find't er kein«, so «acht er ein«. — Wenn i« Hornung die Mücken schwärmen, muß «an im März die Ohren wä «en. — Giebt« in der Fastnacht viele Stern', so lege» auch die Hühner gern. — Hell« Fastnacht, trockne Fasten, gute« Jahr. — So lange die Lerche vor Lichtmeß singt, so lange soll sie hernach schweige«. — Wenn e« auf Lichtmrßtag schön hell ist, so bleibt der Dachs im Loche, den« er spürt, daß noch Winterkälte vorhanden ist. Wenn aber da« Wetter ungestüm mit Regen und Schnee vermischt ist, so kriecht er hervor und fürchtet keim« Winter mehr. — Nordwinde, die um da« Ende diese« Monat« stark weh«», sollen fruchtbar« Zeiten bedeuten. Wenn aber die Nordwinde jetzt auüblrtben, so pflege» sie im April zu kommen »nd dem «ebeostock und anderen Gewächsen Schade» z» thun. Daher sagte» die Alten: Sie wollten um diese Zett lieber eine» hungrigen Wolf, als eine« Man« im Hemd« auf de« Felde arbeiten sehr». uo. — Man hört noch immer hin «nd wteder die Be merkung, al« ob der Kaiser von Setten de« Reiche« «ine Stvilltst« bezöge. E« scheint also doch noch nicht allgemein bekannt zu sein, daß da« Reich seinem Kaiser nicht eine» Pfennig zahlt. Nur al« König von Preuße« bezieht der Kaiser eine von Preußen aufgebrachte Civilliste i« Höh« von IS 000000 Mark. Ob «nd in wirwett diese Stvtlltfte an« de« frühere» preußischen kronvermözen eutflanden ist, vermSgen »vir augen blicklich nicht sestzustellen. — Vie Direktion der Deutschen Bank versendet folgende Mtttheiluvg: „Das Reich und Preußen hab« 12S Million« Mark Sproc. preußische konsol« und 7S Millionen Mark Sproc. Reichsanleihe an die Deutsche Bank in Berlin ver kauft. Hiermit ist der gesammte diesjährige vedarf beider FinanzverwaUuogen gedeckt, so daß «etter« Anleihen i« Laufe dieses Jahre« nicht mehr zur Ausgabe gelangen werde«. Di« übernommenen Beträge werde» demnächst zu einem von der ReichsstaanzverwaUung »md de« preußtschea Kimmzminister