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Beilagezum „Riesaer Tageblatt' »Mck Mb —1»» >»*,«, ü «ch s »G,,. -MM GchMM e»M»,Mch: -ar» Gchmkbt G Mas,. SS Dienstag, St. Jaanar 1899, Meab». Auariff« Wchkand» wie arge» de, Aufruhr t, Im,««. Da heißt «i euergisch eiugrrifeu und zwar ohne lauge« Zaudern l" — Wie scho« bemerkt, handelt es stch um eine englisch« Stimme, «d die Rutzauweoduugeu au« der Sage mtssea daher, wie t» solche« Fälle« immer, mit einiger Bor ficht aus- geuomme« werdeu. Da« Bild der La« selbst aber schetm M Allgemriueu richtig grzetchaet zu sem, u«d es ist bemer- kearwerth genug, we«« auch wenig erfreulich. SS gatzr, Bestelluugeu euch da» mit Ausnahme der Gon» und -esttage üfiDlich Abend» erscheinend« Lies«, kpdliN m» Aqchtt" Tebnmr na» Mira werden von fämmtliche» Kaiserlichen Postanstalt«« nnd unser« Austrägern angenommen. Bezugspreis: 1 Mark bei Lieferung de» Blatte» durch sunsere Austräger frei in» Hau», oder bei Abholung in der Expedition; durch die Post frei in» Hau» 1 M. 14 Pf. finden durch da» „Riesaer Lage« ^ßtzH^ßAsßß blatt", der im Bezirk Riesa der« breitetsteu Zeitung, weite und Vortheilhast» Verbreitung. Mesa. Die ResGLftSveL-. Aus China. Die Meldungen au» de« Innern China« lauten immer bedrohlicher und machen mehr und mehr den Eindruck, als ob der Auflöiuog-proj'ß in dem Riesenreiche doch schon leb» hast im Gange wäre und rascher sich vollzöge, al» «an noch vor einem halbe« Jahre anmhmen zu dürfen glaubte. Eine englische Strmme äußert sich darüber wie folgt: „Da» Rüch ist ganz und gar verfault, und seine Thetle halten kaum mehr zusammen. Die frühere über da» ganze Reichsgebiet sich erstreckende Organisation versagt, und o ist z. B. heute keme einheitliche Steucrkomrolle mehr vorhandeu. Da« Manda- rinenthom hat einfach die größten Steuerlasten de« reichsten Thetle de» Lande», dem Jingtsethale, aufgebürdet. Zu allen Zetten find Revolutiooen entstanden wegen ungerechter Aus- beutung der Kräfte, besonder» wegen tyrannischer Beitreibung der Steuern. Der gelbe Mann denkt darüber ganz genau so, wie der weiße Mann denkt und wie er da» zu verschte. denen Malen gezeigt hat. Wir stehen an der Schwelle einer neuen Epoche in China, aber sehr wahrscheinlich wird sie nicht ohne schwere gewaltsame Störungen sich einsühren. Die bereit» ausgebrochenen Unruhen find auf nicht» Andere» zu- riickzusühren, al» auf die wachsende Unlust de» Volkes, fich ferner auspressen zu lasten von Leuten, die — da» sehen fie am Benehmen der Fremden — keine Macht mehr haben. Die Aufstände werden daher in der nächsten Zett immer be drohlicher um fich greifen, und immer mehr wird dabei Leben und Eigcnthum der Fremden in Gefahr kommen. Da k ine Militärmacht oder forst eine Mach!quelle vorhanden ist, ge eignet, die Unruhen zu verhüten oder zu unterdrücken, so 'st die schlimme Lage nicht zu verkennen, in der die Fremden fich befinden. Die einzige Macht, die den sicher kommend!« Ereignissen ruhig uud mit der Gewißheit de» Erfolge» ihrer Wünsche entgeg,«sehen kann, ist Rußland. Seine Truppen stehen in der Mandschurei bereit zum Anrücken au? Peking und zur Einnahme der Mandschu Hauptstadt. Da» chinesische Mandariuenthum ist völlig wehrlos, ebensowohl gegen die Tage-geschtchte. Deutsches Reich. Zu den Gerüchte« von «ine« Sanzle,wechsel schreibt die ,N. A. Z": „Grit einigen Wochen beschäftigt fich di, Posse mit Gerüchten, wonach der Herr Reichskanzler seinen Rücktritt tu'» Auge gefaßt habe« soll. Einige Blätter wissen sogar schon den Tag de» Rück tritt» anzugeben. Wir stad zu der Erklärung « mächtig», daß auch dietmal die Gerüchte über einen Kanzlerwcchscl völlig unbegründet find." Wir haben die Gerüchte von An fang an nicht für glaubwürdig gehalten und von ihnen des halb auch nicht Notiz genommen. Der de« Bundetrath vorliegende Gesetzentwurf über da» Flaggenrecht der Kausfah»teisch ff«, der am 1 Ja nuar 1900 in Kraft treten soll, bezweckt kein« grundsätzliche Aendrrung de» F azgenrecht«, wie r» durch da« Gesetz Über die Nationalität der Kauffahrteischiffe und ihr Be»ugntß zur Führung der Bunde« fligge vom SS. Oktober 1867 ger gelt ist. Die Veranlassung zur Ausarbeitung der Vorlage bildete vielmehr vornehml ch da« vedürfniß, diejenigen Bestimmungen de« genannten G s tze», welche den pk yfischen Etgeutd mern v Kauffahrtr schiffen gewisse jurist sche Personen gleichftellen, mit de« Rechwzuftaude, wie er stch durch die Ausbildung der G s llschaftsformen auf dem Gebiete de» Handelsrecht« ge. ftacket hat, in Uebereinstimmung zu bringen. Selbitverftänd« lich wurden dab-t auch die Verbesserungen vorgenomwen, welche fich seit 1887 als wünschenswerih hcrauSgest llt haben, sowie die Bestimmungen dr» Bürg rltchen Gesetzbuch«, de« neuen Haudelsges tzbuchs, de« Ss tze« über die prtoa'recht- lichen BerhSltn-ste der Binnenschifffahrt und des G s tz?» Über die freiwillige Gericht« barftit berücksichtigt. — A her den Vorschriften über Inhalt, Vorautsttzrng uud Ausübung de« Flaggeurecht« enthält der Entwurf nur noch Bestimmungen über die am Schiffe anzubringenden Namen, welche ihrer s tt» mit der Regiftrirung und daher auch mildem Flkkggenrecht in Zusammenhang stehen. Dem Reichstage ist nunmehr die angkktnbigte Denkschrift über die bedingt« Begnadigung zug-gangen. Die Denkschrift enthält die etnschlagenden Bestimmungen, die in den einzelnen größeren Staaten des Reiche« erlass n find, ferner die zahlenmäßigen Ergebnisse, zu welchen die Anwen dung dieser Vorschriften geführt hat, und eia kurzes R-sumee, da« die« Zahlenmaterial beleuchtet. Wie au« Essen geweidet wird, hat di» dortige Polizei behörde SSO polnt'che Arbeiter, die im Essener B-zir be schäftigt waren, ausgewtesen. Nähere Auikiärung tb-r diese Maßregel, '„»besondere über ihre Begründung und die Nationalität der Au«gewtesenea, bürste nicht lang« auf fich warten lassen. Di« europäischen Cabinett« haben die russische Rote, betreffend die Einladung zur Friede« conftrenz bereit» be- antworte», und zwar alle in zustimmendem Sinne. Einige Mächte theil n auch den Wunsch Rußland», den Zusammen tritt der Conferenz nicht htnauszuschieben, sondern, soweit e» di« »öthige» Vorarbeiten gestatte«, de« E'uberufmi-Stermi» möglichst bald festzusetzka. In einer a« Sonntag in Leipzig abaehaltenru, au» fast allen »heilen Deutschland» beschickte« vnsammftmg z«r Be- rathnag einer nationale« Vtsmarckehruug omrden, wie heute gemeldet wird, folgende Beschlüsse gefaßt r 1. Da» demschr Volk durch «inen allgemeine« Aufruf auszufordtt«, j durch Gründung einer Btsmarckftiftung da« Andenk«« «msere» j große« Kanzler» t« Volke aufrecht zu erhalte«. 8 Al» f Gegenstand de» Unternehmen» wird bezeichnet die Samm- k lung von Geldmitteln und deren verwerthung » zu« Zwecke der Erhaltung und Stärkung de« Deuischthum» im Inland« und Autlande, inSb, sondere der Förderung nationaler Uutek- nehmuugeu innerhalb und außerhalb de» «eiche» und der Unterstützung von Volksgenossen, di« selbst oder deren Ange hörige in Folge von Bethäiigung deutschoationaler Gesinnung benachlheUtgt worden find; b. zur S Labung eine» Bis marck Achtoe» und Birmaeck-Hause«. Die,Hi«b. Rachr." theileu jetzt den Wortlaut der letztwtlligen Verfügung de« Fürsten Bismarck über seine Bei setzung mit. Ihr voller Text lautet: „Letztwtllige Verfügung. Friedrich«»»», iS Januar 1896. Für den Fall Utrioe« Tode« bestimme ich Folgeabe»; Ich will auf der westlichen Seite de« Hohlweg« j nsett» der E s en bahn, auf de« hohen Acker in der Ecke begraben sein. Al« Grabschrist wünsch« ich: „Fürst von Bismarck, geboren den 1. April 181S, Mstorben den . . . und den Zuiatz: „ein treuer deutscher Diener Kaiser Wilhelm« 1." von Bismarck." tz vom Reichstag. Die g strige zweit« Lesung de» Marmeeiat« blieb schon beim ersten Titel „Gehalt de» Staats sekretär»' bet einer Krage kleben, die mit dem Marine- Etat nur in einem sehr losen Zusammenhang stand. Abg. Singer beklagte fich nämlich Übel einen Erlaß de« Ober- werstdrrektorS in Danzig, von de« bei der R«ich»lag»wahl gegen den «ocialdemokraltschen Kandidaten zu Gunsten der Kandidatur R ckert« Stillung genommen war. Hieran kuüp te fich eine lange Soctalistendebatte. Singer und di« übrigen soctaldemokraltschen Redner beanspruchten Gleichberechtigung, weil fie den Bestand de« deutschen Reiche» anerkennen. Die Haltung de« Staatssekretär« Ti'Pitz »ar au«wetchend, da gegen verlangten die Abgg. v. Stumm (Rep.) und Graf Kltnckowström mit aller Entschiedenheit, daß die social demokratische Partei al« eine reich»- und staatsfeindliche, nicht al« gleichberechtigt angefihen werde, und daß e« Pflicht der Behörden sei, von ihren Arbeitern zu verlangen, daß fie ihre Stimme einem Socialdemokraten nicht geben. — Rach wei terer Debatte wurde der Titel Gehalt de« Staatssekretär« debattelo» genehmigt. — Auf die Mahnung de« Abg. Dr. Oertel (kors.), den Bedarf zur Verpflegung der Marine- mannschaf en au« heimischen Produkten zu decken, wie da« bet der Agitation zum Flottengesetz versp ochen worden sei, erwiderte Staatssekretär Tirpttz, daß die Verwaltung nach dieser Richtung hin allen Wünschen eutgegrnkomme und daß nur noch ein kleiner Bruchtheil »»«ländischer Konserven zur - Verwendung gelange; aber auch mit diesem werde «an hof- ' sentlich bald aufräumen können. Die Berathung der weiteren Theil« de« Martr e-E at« wurde mit einer nie dagewes-nen Geschwindigkeit erledigt, so daß der Präsident um s'/t Uhr erklären konnte: Die zweite Lesung de« Marine-Etat« ist beendet. Der Etat ist io allen seinen Theileo genehmigt. Dis Wacht -er Kieste. Roman von Theodor Forster. 23 Sie , erreichen das Haus. Der junge Lord wurde Herrn und Frau Stalliug vorgestellt, er bezauberte sofort alle Anwesenden durch seine blendende Schönheit und seine unendliche Herablassung. Ja, er konnte Croquet spielen, und zwar gut. Er und die Heldin des Tages gewinnen stets. Sie spielen, und der junge Edelmann weilt beständig an ihrer Seite und ist zum tausendstenmal im Leben ver liebt, und diesmal in das einfache Töchterchen des be scheidenen Mister Stalliug. Unter dem großen alten Apfelbaume wird der Abend imbiß eingenommen. Felix, der nur zum Gabelfrühstück ein Glas Wein mit Biskuit genossen und gar kein Mit tagessen zu sich genommen hat, spielt den Märtyrer und verschlingt verzweiflungsvoll Thee und Backwerk, sich heim lich nach kräftigerer Nahrung sehnend. Der Mond geht auf, und bei seinem milden Scheine wird getanzt, nach den Tönen eines alten Klaviers, auf welchem sämtliche Fräuleins Stalliug seit zwanzig Jahren üben. Um elf Uhr bricht die Gesellschaft auf. „Du kehrst also morgen nach Hause zurück, Pelson?" fragt Lord Payron, diesem die Hand reichend. „Ja, und Du?" „Ich bleibe noch zwei oder drei Tage. Lexton wünscht es lebhaft, e» ist ein angenehmes Haus. Herrliche Unter haltung hast Du hier, alter Knabe, ein Haus von Schön heiten s" „Wie gefällt sie Dir?" „Welche sie: e» giebt deren so viele; o, die kleine Köni- ain de» Abend«, die reizende kleine Nymphe? Ländliche Schönheiten sind meist nicht nach meinem Geschmack, doch fie istwie eine Rose. Wann kann ich Dir Glück wünschen?" .Bald, wie ich hoffe!" entgegnet Willy lächelnd, und f Lord Payron blickt, während er sich eine Cigarre anzün- bet, mtt einem eigentümlichen Ausdruck zu ihm hin. * Ottilie begleitet ihn bi» zur Gartenpforte. Wie er die» zu stände gebracht, ahnt niemand, doch hierin besitzt er ein wunderbares Geschick; sie reicht ihm die Hand zum Ab schied, dieselbe Hand, die Willys Ning trägt „Darf ich wiederkommen, Ottilie?" Ihr Name tönt leise von seinen Lippen. WaS sie erwidert, vernehmen nur die Sterne des Himmels und Payron, doch muß ihre Ant wort befriedigend sein, denn ein Lächeln umspielt seine Lippen, noch lange nachdem er Abschied genommen hat. „Die reizendste kleine Fee, welche ich seit lange gesehen. Und sie soll Willy heiraten. Es wäre eine Sünde, den un geschickte», langweiligen Willy! Die Art, wie sie errötet und zittert, findet sich heutzutage so wenig in der Welt, daß der Reiz der Neuheit sie schon mit Zander umgiebt. Sie gehört zu jenen zarten Wesen, deren Herz ein Mann ebenso leicht zu brechen verinag, wie ich die Asche von meiner Cigarre abstreife." Zu Hause angelangt, begiebt sich Lord Payron auf sein Zimmer, doch nicht zur Ruhe. Gedankenvoll blickt er, am Fenster sitzend, in die Landschaft hinaus. O Wunder, er denkt. Aus Prinzip pflegt er dies nie zu thnn, doch heute macht er eine Ausnahme. Da» Resultat ist ein Brief, den er schreibt. Er wirft seine Cigarrette weg, läßt sich vor den: Schreibtische nieder und bringt folgende Zeilen auf da» Papier: „Schloß Lexton, den S. August 1876. Meine liebe Isabella! Seit meiner Abreise habe ich über da» alle» nachgedacht, wa» Du mir gesagt hast, und bin zu der Schlußfolgerung gelangt, daß Du recht hattest, daß e» ungerecht uud unedel sei, Dich an eine Vereinbarung binden zu wollen, die ohne Deine Einwilligung getroffen wurde. Ich liebe Dich innig, diese» Gefühl wird ewig währen, doch werde ich Dich nie zwingen, mich zu heira ten, wenn Du mich nicht liebst. Nein, Isabella, und mag e» mir ein noch so harte» Opfer sein, mag ich noch so bitter darunter leiden, ich entsage jeden Anspruch auf Deine Hand. Wenn Du fühlst, daß Du die warme Neigung nicht erividern kannst, welche ich Dir darbringe, sei e» fern von mir, Dich zur Ehe zwingen zu wollen. Ich mag elend sein, doch Dir soll volle Freiheit werden. Schreibe mir hierher, es wird für uns beide weniger peinlich sein als eine persönliche Zusammenkunft. Liebst Du mich doch, dann rufe mich zurück, uud ich will zu Dir fliegen, mit welcher Freude,, kannst Du Dir Wohl denken, liebst Du mich nicht, so beuge ich mein Haupt und füge mich Dei ner Entscheidung. Stets Dein ergebenster Felix." „Welch'herrliche Komposition!" rief Lord Payron; er bewunderte seinen Edelmut, seine Opferfähigkeit, seine un vergleichliche Schreibweise, indem <ir den Brief siegelte und adressierte. Nicht jeder Mann würde das Mädchen, welches er liebte, in so heldenmütiger Weise freigeben und sich selbst lebenslangem Elende preisgeben! So mußte doch Isabella jedenfalls denke». „Doch halt," dachte der junge Edelmann nicht ohne einige Sorge, „sie ist ein so sonderbares Mädchen, sie wird sich doch nicht etwa veranlaßt sehen, auch die Großmütige zu spielen und jetzt selbst auf der Heirat bestehen?" Am nächsten Morgen wurde die Epistel nach Devon shire gesandt. Um zwölf Uhr mittag» sauste der Zug von dannen, mit welchen: Willy abreiste, und eine Stunde spä ter erschien Lord Payron in tadelloser Toilette bei StallingS. Die Mädchen waren alle sehr angenehm und zuvor kommend, doch Ottilie war entschieden die Perle; sie ge wann bei näherer Bekanntschaft, sie sang ihm vor mit ihrer weichen, melodischen Stimme, sie wanderte mit ihm im Garten umher und gab ihin liebliche Rosenknospen, sie war unwiderstehlich, und am nächsten Tage kehrte der edle Lord wieder. Am selben Abend erhielt er einen Brief. Eisiger Schauer . überlief ihn, al» er Isabella» Handschrift erkannte. Der Umschlag sah umfangreich au». Gewiß enthält er zum min desten sechs lange, eng beschriebene Seiten, dachte er mit einem Seufzer. Mädchen versäumen nie eine Gelegenheit um ihre armen Opfer mit endlosen Episteln zu plagen. Er öffnete den Brief. Er bestand nur au» wenigen Wor ten: „Schloß Payron, 7. August. Lieber Feliz! Wer ist fie? Herzlich grüßend. Isabella."