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1. Beilage zm Lehziger Tageblatt mi> Anzeiger Nr. 2K, Mittag, 2l. Mai INK. Margm-AOgabe.) Ernennungen, versehunaen re. im öffenUichm Dunste. , Lepartemeitt de» Lullus uod öffentliche» Unterrichts. Angestellt wurden im ersten Vierteljahr 1900 im Schul- inspectionsbezirke Leipzig I: Marie Isidore Mros, bisher provisorische Lehrerin an der III. Bürgerschule, als ständige Lehrerin daselbst; Friedrich Otto Schütze, bisher provisorischer Lehrer an der 28. BezirkLschule, als ständiger Lehrer daselbst; Friedrich Richard Geidel, bisher provisorischer Lehrer an der 15. Bczirksschule, als ständiger Lehrer daselbst; Julius Felix Kirmse, bisher provisorischer Lehrer an der 16. Bezirksschule, als ständiger Lehrer daselbst; Friedrich Bruno Musch, bisher provisorischer Lehrer an der 26. Bczirksschule, als ständiger Lehrer daselbst; Paul Emil Back mann, bisher provisorischer Lehrer an der 19. Bczirksschule, als ständiger Lehrer daselbst; Paul Emil Beck, bisher provisorischer Lehrer an der 24. Be- zirksschule, als ständiger Lehrer daselbst; Georg Arthur Bogel, bisher provisorischer Lehrer an der 11. Bezirksschule, als ständiger Lehrer daselbst; Erwin Martin Werner, bisher provisorischer Lehrer an der 3. Bezirksschule, als ständiger Lehrer daselbst; Karl Friedrich Max Boigt, bisher provisorische: Lehrer an der 4. Bezirksschule, als ständiger Lehrer daselbst; Friedrich Reinhold Kretschmar, bisher provisorischer Lehrer an der 18. Bezirksschule, als ständiger Lehrer daselbst. — Leipzig II: Gustav Max Brunst, bisher Hilfslehrer in Markranstädt, als ständiger Lehrer daselbst; Johann Ernst Fer dinand Teich mann, bisher Schulvicar in Hirschfeld, als Filialkirchschullehrer daselbst; Paul Otto Nier, bisher Lehrer in Ellefeld, als Lehrer in Großzschocher-Windorf; Max Emil Kästner, Ernst Theodor WipPler, bisher Schulvicare in Schönefeld, als ständige Lehrer daselbst. Konkursmasse-Versteigerung. Am DienStag. den 22. und Mittwoch, Len 23. Mai 1900 früh von 10 bis Nachmittags 2 Uhr werden vom Localrichter Herrn Neider die Bestände des Ramwelberg'schen Konkurses, bestehend aus Cigarren, Cigaretten, Weinen, Likören, Schreibwaaren, Pfeifen, Stöcken rc., im Laden Strrnwartenstraße 34 (Ecke FriedrichSstraße) versteigert. Leipzig, den 21. Mai 1900. Paul Pottschalck, Konkursverwalter. Anction. Dienstag, de» 22. Mai, Vormittags 10 Uhr kommen L.-Lmdenau in dec Grünen Eiche aus einer Conenrsmaffe stammend Herren- und Kuabcnanzöge, Paletots, Mäntel, Hosen, Aleischersacken, Joppen, ferner verschiedene hochfeine Gardinen, Damaste, Bcttzcuge, Handtücher, Wischtücher, Vetttuchlcinen re., ferner 1 groster Posten Rothwei» und Cognac, Cigarren öffentlich zur Versteigerung. Lömbilck, Localrichter. fd I UlktodsrplLtr, l». ll. I-klIIIMll, Konkurs-Auction. Dienstag, den 22., und Mittwoch, den 2Z. Mai, Vor mittags von st Uhr an sollen in L -Reustadt, Eisenbahn strasse 73/75, die zu Steinkäuser's Konkursmasse gehörigen Waaren-Borräthe, als: Mühlen- und LandeSproducte, Coloniastoaaren, Cigarre» rc., ferner verschiedene Ladenein richtung»- und sonstige JnventargegenstÜnde» 1 Milch- Centrifuge re., 1 Pferd, Rapp-Wallach, div. Pferdegeschirre, 1 Partie Häcksel rc. öffentlich versteigert werden. kranke, Lokalrichter. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Der Preis für den in den städtischen Gasanstalten erzeugten Lok» beträgt frei Gasanstalt I und frei Gasanstalt II: für den Hektoliter Steinkohlen-GroßkokS . . . 1 10 -H, » « « zerkleinerten Steinkohleu-Koks sogenannten Meidinger«Koks. 1 - 15 « « « » Steinkohlen-Perlkoks ... — » 75 - - - » Braunkohlen-Koks .... — « 60 « « « - SteinkohIenkokS-Grus . . . — <» 30 » Preisermäßigungen können zur Zeil nicht gewährt werden. PerlkokS, Braunkohlenkoks und Steinkohlenkoks-Grus werden nur in äußerst geringem Maße gewonnen, jo daß Bestellungen aus diese Koksarten meistens nicht pünktlich, östers sogar gar nicht ausgeführt werden können und deshalb vornehmlich die Verwendung von zer kleinertem Steinkohlen-Koks, sogenanntem Meidinger-KokS, und von Stemkohlen-Großkoks empfohlen wird. Die Marken zur Koks- und GruS-Enlnahme, die aber, wenn die Vorrätbe geringer werden, nur in einzelne« Hektolitern erfolgen kann, sind gegen Baarzahlung, soweit die Vorräthe an Koks reiche», in den Geschäftsstellen der Gasanstalten zu erhalten. Zur größeren Bequemlichkeit LeS PublicumS liefern die Gas anstalten den Koks auch in Leipzig ins Haus. Die Kosten hierfür betragen bei jeder Art 15 für den Hectoliter. Die Lieferung geschieht dann in plombirten Säcken in der Reihen folge der Bestellungen, die entweder mündlich oder durch die Post in den Geschäftsstellen der Gasanstalten oder in der Rechnung-- und Kaffenverwaltung der Gasanstalten» Kurprinzstraße 14, anzu- bringen sind. Ferner wird der Koks auch in den errichteten Niederlagen, so weit die Vorräthe reiche», in einzelnen Hectolitern in plom- birten Tücken und zu denselben Preisen, wie sie oben an- gegeben find, abgegeben. Leipzig, am 1. Mai 1900. le. 1428. Des RatheS Teputatio» zu den Gasanstalten. B. Oeffcntlichc Zustellung. Der Kaufmann Karl A. Bodenslein in Leipzig, vertreten durch die Rechtsanwälte H. Tonat und vr. Schöppler in Leipzig, klagt gegen Len Inhaber eines literarischen BurcauS vr. Wilhelm Walther, zuletzt in Wien, jetzt unbekannten Aufenthalts, aus Kauf von Papierwaaren, sowie aus Wechseln und Darlehen mit dem An träge, den Beklagten zu verurtheilen, au den Kläger 2346 05 nebst 5"/« jährlichen Zinsen davon seit 1. Februar 1900 zu zahlen, die Kosten des Rechtsstreits zu tragen, daä Urtheil gegen Sicherheits leistung für vorläufig vollstreckbar zu erklären; er ladet den Be- klagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor die vierte Kammer für Handelssache» des Königlichen Landgerichts zu Leipzig auf deu 9. Juli 1900, vormittag» 9 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Dcr GcrtchtSfchreiber beim Köuigl. Landgerichte Leipzig, ' am 16. Mai 1900. Ellinger, Expedient. IM stillerer keniMMnklitülig: i 2.20,2.00,1.80,1.00 U. pra V- U WM TV I » UI TA M M im Lmilmcll: L 1.40, ILO, UO, 1.00 IU. pra'/- iß. er habe den Altmann'schen Brillanten gestohlen; die Sache wurde sofort untersucht und führte dazu, daß in einer Stieflette deZ UntersuchpngS-Gefangenen Joseph Stika der Brillant gefunden wurde, der sich als der Stein aus der dem Harry K. entwendeten Schmucknadel hcrausstellte. Nun erschienen vor einem Lierrichter- Collegium vier Taglöhner als Angeklagte, um sich wegen des Diebstahls dieses Brillanten zu verantworten, den sie dem da maligen Untersuchungsgefangenen Friedrich Altmann entwendet hatten. Friedrich Altmann war aus der Strafanstalt Bory zur Verhandlung als Zeuge vorgeführt worden. Aus seiner Aus sage ging nunmehr hervor, daß er denBrillanten von Margarethe Honsowitz bekam und in seinem Rockkragen versteckt hielt. Er zog seinen Mithäftling Janskh ins Vertrauen, und, ohne ihm den bedeutenden Werth des Steines zu verrathen, ersuchte er ihn, wenn er, Altmann, zum Verhöre beim Untersuchungsrichter ab gerufen wird, und in seiner Abwesenhsit der Gefangenaufseher die Kleider in der Zelle visitiren sollte, so viel als möglich Sorge zu tragen, daß dieser Gegenstand im Rockkragen nicht gefunden wird. JanÄy rettete auch einmal diesen Stein vor der Nach forschung des Aufsichtspersonals und gab ihn dann Altmann wiSsser zurück. Dieser verbarg ihn nachher in dem Aufschläge der Weste und überzeugte sich manchmal durch Anfühlen, ob der Stein noch dort sei. Janskh kam auf einen anderen Track, und als er einmal bei Altmann im Hofe vorbeiging, fragte er ihn heimlich, ob er noch den Stein habe. Mtmann betastete seine Weste und glaubte ihn noch dort zu fühlen. Als er jedoch in der Zelle näher Nachsatz, fand er statt des Steines ein hartes Brod- kügelchen. Damals war Altmann noch in Untersuchung und leugnete, bei dem Dresdner Diebstahl überhaupt bethciligt zu sein, konnte also keine Anzeige machen, mußt« schweigen, gab den Stein sonach für verloren. Bei dem oben erwähnten vezänke unter den Häftlingen kam der Stein ans Tageslicht. Wie aus der Verhandlung hervorgeht, hatte sich Janskh den Stein ange eignet und ihn in seinem Beinkleid verborgen; von hier nahm 'hn der Häftling Joseph Fina und versteckte ihn in seinem Trikothemd; aber auch dem Fina wurde er gestohlen, und zwar durch den Häftling Joseph Stika, welcher ihn in seiner Stieflette aufbewahrte. Dort wurde er gefunden. Die Anklage wurde gegen alle Drei wegen des Verbrechens des Dieb stahls erhoben. Das Urtheil lautete gegen Joseph Stika auf acht Monate schweren Kerkers. Janskh und Joseph Fina wur den freigesprochen, da ihnen die Absicht, den Brillanten zu be halten, nicht nachgewiesen wurde. Der Edelstein wurde nun seinem wahren Eigenthümer Harrh K. zurückgestellt. -- Selbstmord eine» Obersten. Großes Aufsehen erregt in Mailand der Selbstmord des Ingenieurs und Obersten a. D. Ernesto Contro, der bis vor Kurzem Verwaltungsrath der Versicherungsgesellschaft „La Nuova Milano" war. Die Gesellschaft machte im April dieses Jahres Bankerott und die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung über die Art und den Umfang ihrer Geschäfte ein. An einem dcr letzten Tage wurde auch Oberst Contro zur Polizei gerufen, um über seine Person Auskunft zu geben. Das regte ihn derart auf, daß er sich das Leben zu nehmen beschloß. Er begab sich zu einer be kannten Familie und wollte von einem Flurfenstcr aus auf die Straße springen. Ein junger Mann hielt ihn jedoch zurück und brachte ihn nach seiner Wohnung. Von dort ging der Oberst in das Haus, in welchem sich früher die „Nuova Milano" be fand. Er klingelte an der Wohnungsthür des im dritten Stock werk wohnenden Generals Agliati und übergab dem Dienst mädchen einen Brief, in welchem er den General zu seinem Testamentsvollstrecker ernannte. Dann ging er rasch in das zweite Stockwerk hinunter, und sprang von einem Lichtfenster aus in den Hof hinab. Er wurde in ein Hospital gebracht, wo er bald nach seiner Einlieferung verschied. ----- Ueber da» Londoner Auclionswcsen finden wir in der „Straßb. P." folgende interessante Schilderung: Allen AuctionSräumcn voran geht das große Haus der Herren EhristieS, Manson u. Woods, in dcr gesammten Kunst- und Lebewelt kurz als „EhristieS" bekannt. Dort finden wohl seit hundert Jahren Versteigerungen statt: heute Gemälde und Standbilder, morgen Cigarren, übermorgen Wein, oder was sonst an werthvollen Dingen solch' ein reicher Bürger aus „Vamt^ täir" einer begehrlichen Nachwelt hinterlassen hat. Zu der Besichtigung der Schätze, die sorgfältig katalogisirt werden, drängt sich dann eine bunte Menge, man lorgncttirt, man schwatzt, man giebt seinem Unterhändler ein Angebot, und kommt dann endlich der große Tag der Versteigerung, so rollt in die enge Kingstrcet Wagen auf Wagen, und in den hohen Sälen des Auctionslocales schwirrt es von einer lebhaften und höchst fashinablen Gesellschaft. In dieser Saison, die soeben ihren Anfang nimmt, hat die Versteigerung der Peebschen Kunftschätze ungeheures Aufsehen erregt. ES handelte sich um wcrthvolle Bilder, insbesondere zwei kostbare van Dyck's. deren Verkauf bisher ihre Eigenschaft als unveräußerliches Majoratsgut ent gegenstand. Nach Jahre langem Processiren hat der oberste Gerichtshof endlich in die Versteigerung gewilligt. Handelt es sich doch darum, einem Urenkel des großen Robert Peel, einstigen Premierministers von England, die Mittel zu einer standes gemäßen Erziehung zu geben. -Denn sein Vater ist erklärter Verschwender, seine Mutter, welcher die Erziehung des Söhn chens anvertraut war, hat nur ein Einkommen von 8000 <-/il im Jahre. Die Millionen des reichsten Premierministers von Eng land sind schnell genug zerronnen; von dem Ruhme deS stolzen Hauses ist nicht viel mehr als die Erinnerung übrig geblieben. Und doch ist die Erinnerung an bessere Zeiten, nach Dante, in trüben just das Schlimmste. So kam zu dieser Peel-Versteige rung noch dcr Zauber des Romantischen, der nicht wenige der elegantesten Schönen in die Kingstrcet lockte und jedem hohen Preis, der für ein „Lot" erzielt wunde, lautes Beifallklatschen einbrachte. Die werthvollsten Gemälde dcr Pecl'schen Samm lung — darunter Rubens herrlicher cdrpeau cke poii — sind allerdings schon längst in die Sammlung der National-Gallerie zu London übergegangen. Aber es blieb doch noch manch' werth volles Stück, Büsten von Eanova, Standbilder und Gemälde. Eine Büste von Walter Scott erzielte die unglaubliche Summe von zweitausend Pfund. Bilder aus englischer Schule wurden hoch btzahlt, und selbst das Riesenbild des Malers Haydoo, welches in riesigem Format Napoleon auf St. Helena darstcllt, von hinten in der Silhouette gesehen, — ein Euriosum viel mehr als ein Werk der Kunst — fand einen Liebhaber, dem achttausend Mark nicht zu viel dafür waren. Den höchsten Preis erreichten, wie zu erwarten, die beiden Bilder des van D»ck: Bildnisse eines genuesischen Senators und seiner Frau. Noch vor Beginn der Versteigerung war aus Brüssel ein Angebot von 400 000 für sie eingetroffen; sic gingen jedoch für 485 000 in briti schen Besitz über. In den beiden Tagen der Versteigerung kam die Summe von ein und einer viertel Million Mart zusammen, so daß nun hoffentlich dcr guten Erziehung des jungen Herrn Peel niufts mehr im Wege steht. — London, 15. Mai. Ueber einen Mann mit fünf Frauen berichtet die Londoner deutsche Zeitung „Hermann": Ein eigenartiger Fall wird in diesen Tagen in London Versteigerung. Dienstag, de» 22. Ma: 1900, Vormittag» 10 Uhr olle« im Dersteigerungsraume Les Königl. Amtsgerichts ollhier 1 größer« Partie Möbel, 2 Pianinos, 1 Geldschrank, Schlaf, decken, Portieren, Tischdecken, Teppiche, 1 Faß Portwein und ver schiedene andere Gegenstände öffentlich an Len Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlunq versteigert werden. Leipzig, am 18. Mai 1900. Der GcrichtSvollzichcr beim Königl. Amtsgerichte. Sekr. Thierbach. Ocffentliche Zustellung. Die Dienstperson Ida Amalie verehel. Tndcrftädt geb. Maune in Dresden, vertreten durch Rechtsanwalt vr. Lehmann in Leipzig, klagt gegen den Markthelfer Carl August Tudcrstädt, zuletzt in Leipzig wohnhaft, jetzt unbekannten Aufenthalts, wegen Aushebung der Verwaltung und Nutznießung an dem eheweiblichen Vermögen und Rückzahlung einer Forderung von 750.« — mit dem Anträge 1) die Verwaltung und Nutznießung Les Beklagten an dem ein» gebrachten Gut seiner Ehefrau, dcr Klägerin, auszuheben, 2) Len Beklagten zu verurteilen, der Klägerin 750 .er — herauszuzahlen und 3) daS Urteil zu 2) für vorläufig vollstreckbar zu erkläre»; und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung deS Rechts- streitS vor die dritte Civilkammcr LeS Königlichen Landgerichts zu Leipzig auf den IS. Juli 1900, vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelasseuen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Der GerichtSschrcibcr beim Königlichen Landgerichte Leipzig, am 10. Mai 1900. Elkershausen, Expedient. Svnlinvi- pinan»- uni« NanilsIsLsilung, kilialo I-siprix, Lui-xstrasss llo. 33. Zweimalig- verhandelt. Angeklagt ist George Arwed White Ramp- lingS, der mit einer Frauensperson, Namen» Bessre Sluce, Bigamie begangen haben soll. Bei seiuer Verhaftung machte der Angeklagte dem Polizeibeamten folgendes Le« kennlniß: «Jetzt, wo Sie uncd doch gefaßt haben, will ich mich schuldig bekennen. Ich bin fünf Mal vcr- heirathet gewesen. Lor ungefähr 27 Jahren heirathete ich zum ersten Male. Da vermählte ich mich mit Bessie Shephard. Mein zweite- Hochzeit-fest feierte ich im Jahre 1879, mein dritte- 1894 mit Kate Reardon. Ja der Kirche in Surrey Row wurden wir getraut. Kate befindet sich aber jetzt, so viel ich weiß, im Arbeitshause St. Olave. DaS vierte Weib, da» ich zum Traualtar führte, war Beste Sluce, und meine letzte Verlobuna, über die Sie ja Bescheid wissen, feierte ich mit Mr». Roberts". Zu diesem offenen Bekenutuiß muß aber noch hinzugesügt werden, daß der heirathslustige An geklagte mit Bessie Annie Shepbard in Wirklichkeit niemals verheirathet war. Im Jahre 1894 lebte diese Dame noch; sie mag auch heute noch am Leben sein, doch ist e» der Polizei trotz der angestrengtesten Bemühungen nicht gelungen, sie aufzufiudeu. Mit seiner zweiten und dritten Gemahlin war der Angeklagte zu gleicher Zeit verheirathet, da» heißt, er trieb zu jener Zeit Bigamie. Auch die vierte Heirath Rampling'S würde keine Giltig keit haben, wenn sich noch Herausstellen sollte, daß Besim Annie Shephard im Jahre 1898 noch am Leben war. Daß schließlich die fünfte Ehe, die der Angeklagte eiugiog, Bigamie bedeutet, liegt auf der Hand. Bessie Sluce, die glückliche Bierte, starb nämlich erst geraume Zeit nach der Heirath mit Mr». Roberts. E» gelang der Polizei auch, die Urkunden dreier dieser Heiratheu herveizuschaffeu. Die Verhandlungen sind bi» jetzt noch nicht abgeschlossen, da eine Menge Zeuginnen, die „Gattinen außer Diensten", zu vernehmen sind. — Im Londoner „King" schildert der bekannte eng lische Satiriker James I. Sullivan in folgendem Dialog zwischen Mr. und Mrs. Smith die Wirkung des Labyrinthes von De peschen und Nachrichten, das die Londoner Blätter täglich mit unzähligen Wiederholungen ihrer eigenen früheren Meldungen dem Leser auftischen. Mrs. Smith: Lieber John, ich kann die Nachrichten vom Kriegsschauplätze wirklich nicht verstehen! Bitte erkläre Du sie mir. Was meint das Tele gramm hier: Specialkabel: Lord Roberts ist während seines sechswöchigen Aufenthaltes in Bloemfontein damit beschäftigt ge wesen . . . u. s. w. Dann: „Per Kabel: Lord Roberts, der jetzt seit drei Wochen in Bloemfontein ist, u. s. w." Dann: Telegramm unseres Special-Correspondenten: „General Roberts zog heute in Bloemfontein ein u. s. w." Dann: Von unserem eigenen Corrcspondenten: „Man erwartet jeden Tag, daß General Roberts gegen Bloemfontein vorrücken wird u. s. w." Dann: „Von unserem Corrcspondenten: „Wird Roberts von Cape-Town aus gegen Bloemfontein losmarschiren?" Und dahinter: „Wir erwarten die Ankunft Lords Roberts kn Capstadt jeden Tag." So geht es die ganze Seite weiter. Geht die Zeit rückwärts, oder muß man die Zeitung jetzt herumdrehen und von unten nach oben lesen - Herr Smith: „Aber, liebes Kind, das ist doch furcht bar einfach; natürlich sind die früheren Telegramme später gesandt worden — ich meine, die Briefe kommen nach den Tele grammen, und können nicht vor denen ankommcn, die eintrafcn, als die anderen noch nicht da waren — ich meine — weißt Du, das ist so schwer, einer Frau etwas zu erklären, aber cs ist natürlich Alles so klar, wie Krystall!" „Mrs. Smith: „Nun gut, aber wo endet denn all das? Was ist denn eigentlich zuletzr passirt?" Mr. Smith: „Du bist doch ein ganz confuser kleiner Dummkopf, gieb einmal die Zeitung her." Er wirf einen Blick auf die Spalte und murmelt: „General Roberts segelt morgen nach dem Cop — hm — Es heißt, daß General Roberts zum Obercommandirendcn ernannt werden wird" — hm — (er kratzt sich den Kopf und starrt auf die Zeitung, reibt sein Kinn und schnappt nach Luft) — dann stottert er: „Aha, hier ist die letzte Nachricht: Es ist nunmehr zweifellos, daß der Krieg mit Trans vaal unvermeidlich geworden ist. . ." Herr Smith starrt geistes, abwesend um sich, faßt sich an die Kehle, stellt sich auf den Kopf, um die Zeitung von unten nach oben zu lesen, und muß noch am selben Tage in eine Privatanstalt geschafft werden. ----- Ueber eine neue, fortschrittliche Bewegung unter den persischen Frauen schreibt der Teheraner Berichterstatter der „Now. Wr." Folgendes: Die persischen Damen haben endlich be schlossen, sich auf immer von ihren Balletcostümen zu trennen, und haben begonnen, europäische Kleider zu tragen. Da aber alle Teheraner Damen gleichzeitig Lust bekamen, lange Röcke und hübsche Taillen anzuziehcn, so mangelte es natürlich an »Schneide rinnen, denn deren giebt es in ganz Teheran nur zwei, drei. Und die ausländischen Schneiderinnen begannen sich gegenseitig bei der Erhöhung der Preise für ihre Arbeit zu übertrumpfen. Es ist soweit gekommen, daß der bloße Macherlohn für ein ganz einfaches Kleid auf 30—40 Rubel gestiegen ist. Die persischen Damen sind große Verschwenderinnen und zahlen gern derartige Preise, ihre armen Männer aber seufzen. Ich weiß nur nicht, wie es mit den Schnürleibern sein wird, deren Anwendung den persischen Damen bisher völlig unbekannt war. Da das Corsct der persischen Frauentracht ganz fehlte, kannten die Perserinnen viele von den Krankheiten gar nicht, an denen unsere Damen leiden. Die Perserinnen sind im Allgemeinen Frauen, die sich einer vortrefflichen Gesundheit erfreuen, obwohl sie schon mit 12 Jahren hcirathen." — Ueber eine neue LuSwandererbewcgml» unter Leu Duchoborzen wird uns aus Petersburg geschrieben: In Transkaukasien ist unter den Duchoborzen wieder eine Aus- wandererbewegung zu bemerken, die die nach Canada auSgewan- derten Glaubensgenossen der Duchoborzen durch verlockende Schilderungen der dortigen Verhältnisse hervovgerufen haben. Die Duchoborzen, welche es früher vorgezogen haben, mit ihren Brüdern nicht über den Ocean zu gehen, empfinden jetzt Reue darüber. Sehr zufrieden mit dcr neuen Bewegung sind die Ar menier, die nichts lieber sähen, als daß die Duchoborzen bis auf den letzten Mann auswanderten. Sic haben dazu zweifache Gründe: erstens wollen sie von einem starken russischen Element, das sie in ihren separatistischen Bewegungen hindert, befreit sein, und zweitens haben sie Sehnsucht nach den Ländereien dcr Duchoborzen, die ihnen nach der Auswanderung der letzteren zufallen. Nach der Auswanderung von 6000 Duchoborzen aus dem Gebiete von Kars sind dort nicht weniger als 40000 Ar menier aus dem Vilajct Wan eingewandert. Vermischtes. I.. La» deutsch-amerikanische Kabel wird schon in kurzer Zeit der Benutzung übergeben werden können. Die in den ersten Tagen des Mai begonnene Legung vollzieht sich verhältmßmäßig rasch, so daß nur noch wenige Tage bis zum Landen des Kabels auf den Azoren vergehen dürften. Von dort bis zu dem eigent lichen Endpuncte New Jork ist zwar noch die größere Strecke, aber man kann doch die Hoffnung hegen, daß in etwa Monats frist das Kabel auf der ganzen Strecke gelegt sein wird und damit ein Werk vollendet ist, welches für alle Zeiten einen be deutungsvollen Abschnitt in dem Bestreben, das deutsche Reich auch in Bezug auf seine Nachrichtenvermittclung auf eigene Füße zu stellen, darstellt. Die der Vollendung entgegengehendc, von jedem fremden Einfluß unabhängige telegraphisch« Ver bindung zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist zugleich das erste deutsche trans atlantische Kabel. Es ist berufen, die Abhängigkeit Deutschlands von den englischen Unternehmungen zunächst im Verkehr zwischen Deutschland und Amerika zu beseitigen, eine eigene directe Brücke zwischen diesen beiden großen Reichen zu schlagen und beide einander näher zu bringen. Als im Jahre 1896 das deutsche Kabel Emden-Vigo (Spanien) gelegt wurde, da glaubte man, in Vigo anknüpfen zu können, um eine eigene Leitung an die amerikanische Küste zu legen. Aber der Ver kehr auf dieser Strecke wuchs so außerordentlich, daß es sich als unmöglich herausstellte, auch noch den erheblichen dcutschameri- kanischen Depeschenverkehr bewältigen zu können. Aus diesem Grunde entschloß man sich zur Legung eines directen, 8080 Kilo meter langen Kabels, das aus technischen Rücksichten «inen Stütz- punct in Fayal auf den Azoren findet. Das Kabel ist Eigen- thum der Deutsch-Atlantischen telegraphischen Gesellschaft, welche das Recht hat, sobald das Kabel für den stetig wachsenden Verkehr nicht mehr ausreicht, auf der gleichen Streck« ein zweites Kabel zu legen. Den Betrieb übernehmen in New Jork und Fanal Beamte der Gesellschaft, in Emden, dem deutschen Ausgangspunct, die Telcgraphenverwaltung, welche an Miethe für die Benutzung jährlich 1 400 000 cA zahlt und dafür die Gebühren bis zum Betrage von 1730 000 c/il bezieht. Ueber den Uebcrschuß sind besondere Bestimmungen getroffen. Die Kosten des Kabels, einschließlich dcr L«gung, belaufen sich auf circa 19 Millionen Mark. Durch Abmachungen mit den größten amerikanischen Telegraphengesellschaften ist dem deutsch-ameri kanischen Kabel der Anschluß an «das große Telegraphennetz Amerikas gesichert, so daß es wirksam mit den englischen Kabeln in Wettbewerb zu treten vermag. Die Inbetriebnahme der neuen telegraphischen Weltlinie darf aber nicht das Ende unseres Strebens sein. Im Gegentheil! Wir sehen in ihr erst den Anfang eines deutschen Kabelnetzes, das überall dort entwickelt werden muß, wo die deutschen Interessen es Wünschenswerth und nothwendig machen. ---- Ci» eigcnthümlicheS „Famtliendrama" hat sich in Ebarlottenburg abgespielt. Der Steinträger Lange au» der Schillerstraße Nr. 72 kam am Sonnabend ver gangene Woche zwischen 9 und 10 Uhr Abend- angetrunken nach Hause und gerieth mit seiner Frau in Streit. DaS Ende war, daß die Frau ihn mit einem Stiefel vor die Stirn schlug, so daß er umfiel. Frau Lange glaubte, ihren Mann erschlagen zu haben, verschloß ihre Wohnung und lief, nur mit dem Hemd, einem Unterrock und Pantoffeln be kleidet, davon, um sich im Grünewald zu erhängen. Dort angekommen, knüpfte sie sich noch in der Nacht an einem Baume auf. Der Strick riß jedoch und nun irrte die Frau, von ständiger Angst gequält, bis zum Donnerstag Tag und Nacht im Wald umher. Wenn sie Fremde sah, ergriff sie die Flucht und suchte «in Versteck im Dickicht. Zur Nahrung batte sie nur da-, was sie Eßbare- im Walde fand. Am Donnerstag wurde sie endlich aufzegriffen. Sie war be reit- so abgemagert und heruntergekommen, daß ihr Mann, der sie vom Amt-Hause der Eolonie Gruoewald abholte, sie zunächst nach der Sanität-wache in der Wilmersdorfcr- straße und von dort nach dem Charlottenburger Krankenhause bringen mußte. --- Ter wandernde Brillant. Aus Pilsen berichtet die „Neue Frei« Presse": Harry K., Mühlcnbesitzer bei Schandau, hatte im Mai 1899 in Dresden zu thun; er machte die Bekannt schaft der aus Böhmen stammenden Kellnerin Margarethe Hon sowitz, und diese stahl ihm seine Rcmontoiruhr nebst Kette im Werkhc von 600 c^, eine Shlips-Brillantnadel im Wcrthe von 500 cK, 3000 Baargeld, 500 Gold, verschiedene Wechsel, Wrrthpapicre und Loose. Margarethe Honsowitz und ihr Ge liebter Friedrich Altmann, Brauergehilfe aus Fürth in Bayern, wurden vom Kreisgerichte in Pilsen in Untersuchungshaft ge nommen. Die Honsowitz wurde wegen Diebstahls zu'5 Jahren, Altmann wegen Diebstahlstheilnehmung zu 2 Jahren schweren Kerkers verurthcilt. Beide büßen ihre Strafe ob. Im März 1^00 entstand zwischen den Sträflingen beim Kreisgerichte in Pilsen einGczänk, im Verlaufe dessen einer dem anderen vorwarf,