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rlchrint «»glich v«ch». mit «ulnahme der S»nn- und gelttage. > Bestellgeld). Bei »elnummer 10 Pf ve,ug»»r»t«i PierteliSkrl. 1 «k. »« Pf. «ohne «e auderbruilchen Poslansliut It. 8»iw»g»vret»l tin»eln RedakltonS-evreLftuiide: II—I Ul» llnabbänglger Lagedlatt für lvadrdelt. stecht u. freideit. Iuser«te werden die »gc>palte»e Petilzeile oder dece , «i iu n n IS Ps. berechnet, bei «iederholiing bedenlender Rnbait. Bnchdrnikrret, Redakttoo und Mrschästdftelle: Dresden, Pillnltzer Strafte 4». — sternlprecher «mt l Nr Kieler Woche. König Eduard traf am Sonnabend nachmittag auf der Königsjacht „Viktoria and Albert" in Kiel ein. Auf beiden Seiten der Schleusten hatten Reiter-Eskadrons die Jacht den Kanal entlang begleitet. Der Kaiser trug englische Admiralsuniform mit dem Bande des Bathordens. Zum Empfang des Königs von England fanden sich ferner ein der Kronprinz und Prinz Heinrich von Preußen, die Herren des Hauptquartiers, der Chef des Marinekabinetts, der Kriegsminister, die Admiralität, der Polizeipräsident, die beiden Legationssekretäre der englischen Botschaft in Bee- lin Lord Granville und Mr. Robertson. König Eduard trug die Uniform eines deutschen Admirals mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens. Sobald die Brücke gelegt war, ging der Kaiser auf die Jacht und begrüßte den er lauchten Oheim auf das herzlichste durch wiederholte Küsse auf beide Wangen. Mit dem Kaiser ging an Bord Admi ral von Senden-Bibran, Flügeladjutant Fregattenkapitän von Grumine; der König stellte das englische Gefolge vor. Hierauf verließen die beiden Monarchen das Schiff. Der König begrüßte dann den Kronprinzen und Prinzen Hein rich ebenfalls auf das herzlichste und nahm die Vorstellung des kaiserlichen Gefolges entgegen. Nach Abschreitcn der Ehrenkompagnie vom 1. Garderegiment zu Fuß, wobei der König den eingetretenen Prinzen die Hand reichte, kehrten beide Monarchen auf die englische Königsjacht zurück Mit dem Kaiser ging dabei der Kronprinz, Prinz Heinrich u',d der König Eduard zugeteilte Ehrendienst. Die Jacht wurde ausgcschleust und lief in den Hafen ein. Der Jacht folgten die sechs englischen Torpedobootszerstörer. Alle im Hastn liegenden Schiffe, Jachten und Vergnilgungsdampfer hatten über den Toppen geflaggt. Die Straudbatterieu und die Kriegsschiffe feuerten den Königssalut. Wüllrend des ganzen Vorganges ging strömender Regen nieder. Trotzdem hatte eine zahlreiche Menschenmenge am User und auf den Dampfern Aufstellung genommen. Bei der am Sonnabend abend an Bord der „Hohen- zollern" stattgefundenen Tafel hielt der Kaiser folgenden Trinkspruch: „Es gereicht Mir zu hoher Befriedigung Euerer Königlichen und Kaiserlichen Majestät zum ersten Male an Bord eines deutschen Kriegsschiffes den Willkominengriis; zu entbieten. Den Seeweg wählend, sind Euere Majestät zum deutschen Gestade gekommen als der Herrscher eines großen, durch die See weltumspannenden Reiches und wollen auch gütigst an den Beranffaltunqen des deutschen Segelsports Anteil nehmen. Begrüßt sind Euere Majestät worden durch den Donner der Geschütze der deutschen Flotte, welche erfreut ist, ihren Ehrenadmiräl zu sehen. Sie ist die jüngste Schöpfung unter den Flotten der Welt und ein 'Ausdruck der wicdererstarkcnden Sccgeltnng des durch den verewigten groß e » Kaiser neu geschaffenen Deutschen Reiches. Bestimmt zum Schutze seines Handels und seines Gebietes dient sie ebenso wie das deutsche Heer der Aufrechterhaltung des Friedens, den daS Deutsche Reich seit über 30 Jahren gehalten und Europa mit erhalten hat. Einem jeden ist bekannt durch Euerer Majestät Worte und Wirken, daß Euerer Majestät ganzes Streben auf eben dieses Ziel gerichtet ist. die Erhaltung des Friedens. Da auch dies Ziel zu erreichen Ich stets meine gesamten Kräfte eingesetzt habe, möge Gott unseren Bestrebungen Gelingen verleihen. In unaus löschlicher Erinnerung an die in Osborne gemeinsam verlebten Stunden am Sterbebette der großen Beherrscherin des von Euerer Majestät regierten Weltreiches leere Ich mein Glasaus das Wohl Euerer Majestät, Ich trinke auf das Wohl Seiner Majestät des Königs von Großbritannien und Irland, Kaisers von Indien.' König Eduard erwiderte in deutscher Sprache mit folgendem Toast: „Indem ich Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät meinen aufrichtigsten Dank sage für die überaus freiindlichen Worte, in welchen Euere Majestät auf mein Wohl getrunken haben, schätze ich mich glücklich, daß sich schon jetzt Gelegenheit bietet, meinem Gefühle der höchsten Anerkennung Ausdruck geben zu können für den glänzenden Empfang, den Euere Majestät mir hier bereitet haben. Es freut mich ganz besonders, daß mir möglich war, Euerer Majestät zu einer Zeit des Jahres einen Besuch machen zu können, in welcher ich gewöhnlich in der Heimat am meisten in Anspruch genommen bin: jedoch der Anteil, den ich seit langen Jahren am Segelsport genommen habe, übte zu große Anziehungskraft aus, um nicht den Anlaß zu benutzen, mich zu überzeugen, wie es Euerer Majestät gelungen ist, für diesen Sport auch in Deutschland so viele Liebhaber zu gewinnen. Dazu gesellte sich der Wunsch, die innigen verwandtschaftlichen Beziehungen, welche unsere Häuser seit >o langer Zeit verbunden habe», durch erneuerten persönlichen Verkehr womöglich noch enger zu knüpfen. Euerer Majestät ancr- kcniiendc Erwähnung meines unablässigen Strebens nach Erhaltung des Friedens hat mich tief gerührt, und ich bin beglückt in der Gewißheit, daß Euere Majestät das gleiche Ziel im Auge haben. Möchten unsere Flaggen bis in die fernsten Zeiten, ebenso wie heute, nebeneinander wehen zur Aufrechterhaltung des Friedens und der Wohlfahrt nicht allein unserer Länder, sondern auch aller anderen Nationen. Ich bin stolz darauf, Euerer Majestät Flotte als Ehrcnadmiral anzugehörcn, ebenso wie meine Flotte cs als hohe Ehre schätzt, daß Euere Majestät die britische Seeuniforin tragen, welche Euerer Majestät von meiner unvergeß lichen Mutter verliehen wurde, deren Andenken uns beiden gleich heilig ist. Ich erhebe mein Glas, um auf das Wohl Euerer Majestäten zu trinken. Seine Majcstet der deutsche Kaiser. König von Preußen, und Ihre Majestät die Kaiserin und Königin leben hoch!' Die abendliche Illumination, bei welcher der HcEeu von Kiel, einem Flammenmeere gleichend, in feenhafter Beleuchtung erstrahlte, beobachteten die Monarchen und die übrigen Herrschaften nach Beendigung des Festmahls vom Oberdeck der „Hohenzollern", das in einen feenhaften Wintergarten verwandelt worden ist. Während der Jllu- mination fand ein Fackelzug der Motorboote statt, der trotz des Regens pritgrammäßig von statten ging. Bei der Rück kehr des Königs nach seiner Jacht bildeten die Boote der Schlachtslotte, deren Mannschaften Fackeln trugen, Spalier, und tvcihrend der Nacht sorgte ein die kaiserliche Jacht um- kreisendes Boot für die Sicherheit des Königliche» Gastes. — Sämtliche preußischen Minister sind in Kiel eilige- troffen. Auf Wunsch des Reichskanzlers ist auch der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Richt hofen mit dem Geheimen Lcgationsrat Tr. Haininann und dem Legationsrat von Jakobs nach Kiel gereist. Ebenso hat sich der Kolonialdirektor Dr. Stübel nach Kiel begeben. Sonntag morgen hielt der Kaiser an Bord der „Hohen zollern" Gottesdienst. Die Frühstückstafel fand an Bord der „Iduna" statt. An dem Frühstück nahmen teil der Kaiser und die Kaiserin, König Eduard. Prinz und Prin- zessin Adolf zu Schanmbnrg-Lippe. Reichskanzler Graf von Bülow und Marquis of Ormonde. An Bord der Jacht „Viktoria and Albert" fand Sonn tag abend ein Festmahl zu 42 Gedecken statt, an dem n. n. teilnahmen das Kaiscrpaar. der Kronprinz, die Prinzen Heinrich und Eitel Friedrich, der Großherzog von Olden burg, der Fürst von Monaco, der Reichskanzler nnd die an- wesenden Staatssekretäre. Alle Schisse im Hafen batten wieder illuminiert. Es erhielten zahlreiche Herren des englischen Gefolges, der englischen Marine Ordensaiiszeichnniigen, n. a. Bot schafter Sir Frank Lascelles den Verdienstorden der preu ßischen Krone, Viscount Churchill den Noten Adlerorden j erster Klasse Marquis of Ormonde den Kronenorden erster Klasse. — Der König von England wird sich am 28. d. Nt. morgens nach Hamburg begeben und nachmittags nach Kiel zurückkehren. Pastor v. Bodelschwingh über die Iesuitengefahr. Ter greise Pastor von Bodel s ch w ingb ist be kannt durch seine reiche Liebestätigkeit, und wenn er sich in seinen alten Tagen noch in den Landtag wühlen ließ, so geschah es gewiß nicht in letzter Linie auch deshalb, um auch für die Armen nnd Bedrückten hier eintreten zu können. Er hat ja bereits in der ersten Lesung der .Kanalvorlage einen Beweis hierfür abgelegt, indem er auf die Verhält nisse der Kanalarbeiter binwies. Pastor Bodelschwiugb ist auch kein gehässiger Katbolikeiiseiiid. Genuß ist er pro testantischer Prediger und als solcher überzeugt von der Nichtigkeit seiner Lebre, aber das bindert ihn nicht, aui katholischer Seite manches Gute zu finden. Wie oft bat er schon rühmend auf die Tätigkeit der Trappisten und Franziskaner bingewiesen. Weil es ihm um d>e praktische Betätigung des Christentums so sebr zu tun ist, begrüßt j er auch ein Zusammenarbeiten beider Konfessionen. Ganz besonders abgeneigt aber ist er dem konfessionellen Streck und dem Eingreifen des Staates in diesen, er will von staatlichen Zwangsmaßregeln gegen die katholische Kirche überhaupt nichts Nüssen. Pastor von Bodelschwiugb ist nicht Katholik und urteilt deshalb auch nicht über katholische Tinge immer zutressend: es zeigt sich sogar auch bei ihm ein Teil jener Unwissenheit in katholischen Sachen, die allerdings bei dem überwiegen den Gros seiner Amtsgenossen noch weit größer ist. Aber man muß sich nur das Milieu denken, in dem dieser Mann ausgewachsen ist: ganz in protestantischer Umgebung, in einer Zeit, da die katholische Kirche in Deutschland in den Fessel» der Staatsgewalt gelegen bat. Wir wollen deshalb mit demselben nicht besonders rechten, wenn er schiefe und falsche Darstellungen über die Jesuiten und anderes gibt. Wir rechnen es ihm vielmehr znm Verdienst an, daß er soeben eine Schrift hc.t erscheinen lassen mit dem Titel: „Wie kämpfen wir siegreich gegen die Jesuitengesabi ü" Die Veranlassung zu der Broschüre gab ihm die Frage seiner Wähler, weshalb er in der Jesuitendebatt.' nicht ge sprochen habe. Die Tendenz der Schrift ist, daß staatliche Maßnahmen gegen die Jesuiten nicht zu billigen sind, obwohl die Jesu iten eine sehr große Macht seien und den Protestantismus bekämpfen. In der Schrift selbst finden sich aber solch lesenswerte Stellen, so daß wir etwas »über auf diese ein gehen müssen. Der Verfasser hat sich „nie dazu bergebeu können, eine der umlaufenden Adressen gegen die weitere Zulassung des Jesuitenordens zu unterschreiben". Er hält es „für die christliche Kirche überhaupt für schädlich, wenn sie den Staat zu ihrem Schutz und zu ihrer Hilfe in geist lichen Dingen herbeiruft". Er hat es auch „niemals billi gen können, daß Ordensniederlassnngen von katholischen Schwestern und Brüdern durch Petitionen evangelischer Prosbvterien an die Behörde verhindert werden sollen" Diese Sprache gilt in erster Linie dem deutsch-evangelischen Kirchcnausschuß, der es nicht unterlasse» konnte, sich in einer Eingabe an den Bnndesrat gegen die Aushebung des Artikels 2 des Jesuitcngesetzcs auszusprechcn. Pastor Bodelschwingh freut sich dann des inneren Le bens im Protestantismus, wie es sich in den zahlreichen, Kirchenbanten und in der Liebestätigkeit bekunde. Aber an diesen Fortschritten sei nicht zum geringsten Teil die katholische Kirche schuld und sogar speziell die Jesuiten. De» großen Fleiß, den regen Eifer, die feine Klugheit, die be schämende Opferwilligkeit, mit denen die katholische Kirche ihrerseits in den Wettstreit cingetreten und vielfach voraus- geeilt ist, verdankt sie vorzugsweise jesuitischem Einfluß. Beide Kirchen sind durch den Kulturkampf wachgerüttelt worden. Pastor von Bodelschwingh hat sich leider von der An schauung noch nicht emanzipiert, daß der Jesuitenorden den Zweck habe, den Protestantismus anszurottten, und er bringt denn auch noch Ansichten über die Tätigkeit der Jesu iten vor, die historisch längst nicht mehr haltbar sind: er spricht von den Schandtaten der Jesuiten, fügt aber doch hinzu, daß diese ihnen nacherzählt werden: er selbst scheint nicht an diese „einseitige Geschichtsforschung", wie er sagt, zu glauben, sondern führt vielmehr ans: „In solche lln- gerechtigkeit dürfen wir auch gegenüber dem Jesuitenorden nicht verfallen. Wenn man mit nilparteiischen Augen alles zustimmentragen wollte, was edle Glieder dieses Ordens, von dem großen Franz Paver an, Gutes und Großes ge leistet, so würde man staunen über die Fülle aufopfernder Liebcstatcn." — Es seien immer nur einzelne räudige Schafe gewesen, die dem Orden durch gemeine Schriften und Taten Schande gebracht. Die Mehrzabl habe redlich für Gott geeifert nnd Seelen zu retten gesucht, wenn auch mit dem Unverstand, daß hierbei der Bischof in Nom ..übt zu umgehen sei. In diesem Jrrtume habe doch auch Wind- fried, der fromme Apostel Deutschlands, gesteckt, dem die evangelische Geschichtsschreibung trotzdem den 'Namen eines Bonifazius, eines Wohltäters, nicht versagt habe. — „Ich weiß, daß viele edle Katholiken mit Liebe und Dankbarkeit au ihren jesuitischen Lehrern hängen, die ihre Herzen zu Gott geführt haben. Da gilt es doch auch, etwas Pietät unseren katholischen Brüdern gegenüber üben, wie wir solche für unsere edlen Reformatoren verlangen." Wir wollen auf manche unhaltbare Behauptung nicht eiugehen, der Verfasser anerkennt wenigstens etwas Gutes am Jesuitenorden; ja er spricht später von diesem als von einer „in stirer Art einzig dastehenden, nicht bloß geistlichen, sondern auch weltlichen Macht", zu der er auch Laieiijesuiteu rühmt. Gewiß ist Pastor von Bodelschwingh ein Gegner der Jesuiten, aber wenigstens ein ehrlicher, mit dem sich reden läßt. Auch ist der gesamte Ton seiner Schrift rein von Gehässigkeit und Unduldsamkeit: eine solche Aus einandersetzung über konfessionelle Frage» verbittert nicht. Wenn Pastor von Bodelschwingh auch manche Ungerechtig keiten gegen die Jesuiten in seiner Schrift begeht, selbstver ständlich nickst böswillig, so darf mau ihm doch nicht die Anerkennung versagen, daß er bemüht war, seine protestan tischen Glaubensgenossen über die Jesuitensrage auch ein mal von einer anderen Seite her anfznklären, als dies sonst geschieht. Ta sticht er sehr wohltuend gegen die Machst,a- j tioncii des Evangelischen Bundes und seiner Trabanten ab. Politische Rundschau. Deutschland. — Ein deutscher Fürst kvinmt doch noch Spctzcr, um an der Eiuwestumg der Protesllstionskirche testzunehuien; j Herzog Georg ll. von Meiningen soll seine» Sohn Ernst j dorthin senden wollen. — Diplvmatcnwcchsrl? Von mehreren Blättern wurde die Nachricht in ibreitet, das; der russische Botschafter in Berlin Graf Osten-Sacken abberusen und durch den Bot schafter am Goldenen Horn ersetzt werden soll. Die „Post" ist in der Lage, nach eiugeholten Erkundigungen au zu ständiger Stelle diese Gerüchte als vollkommen unbegründet zu bezeichnen. Wohl wäre es aber möglich, daß sich ein Botschafkerwcchsel bei der Pforte vorbereite, da Sinowjew bekanntlich von Konstantinopel abwesend ist: als sein eventueller Nachfolger wird Gras Murawiew bezeichnet. Internationaler Kongreß für Armenpflege. Jur September lststff wird in Mailand ein internationaler Kongreß für öffentliche und p'.ivate Armenpflege abgehalten, wie ein solcher im Jahre 1!»0<> in Paris stattgesttuden hat. — Ein internationaler Kongreß gegen die unsittliche Literatur findet am ff., und 7. Oktober in Köln auf Veranlassung der Allgemeinen Konferenz der deutschen Sittlichkeitsvereiue statt. Das genaue Programm wird im August veröffentlicht werden. Amneldnugeu, Wünsche und Ratschläge sind au Lic. Weber lM.-Gladbachs zu richten. — Graf Hoenöbrorch hat nach der „Tagt. Rundschau" nunmehr gegen das Urteil des Trierer Gerichtes in seiner Streitsache mit ReichStagsabgeordueteu Dasbach Berufung eingelegt. — Die deutsche Genossenschaftsbank hat sich am Freitag in ihrer außerordentlichen Generalversammlung für die Fusion mit der Deutschen Bant ausgesprochen. Tie frei sinnige Gründung wird damit zu Grabe getragen. — Wilhelm Jordan ch. Der Dichter Wilbelm Jordan ist am 2ff. d. M. gestorben. — Jordan, im Jahre l8l!> zu Insterburg in Ostpreußen geboren, wurde im Jahre 18 18 in die Frankfurter Nationalversammlung und in den Flottenausschnß herusen, später Pom Reichsverweser Erz- Herzog Johann in Angelegenhriten der freilich damals nicht zustande gekommenen deutschen Reichsflotte verwendet und endlich von der Bimdesversaiumlung pensioniert. Seitdem widmete er sich ganz der Poesie, als Dramatiker »nie als Epiker und Romancier. Bon seinen Romanen wurden „Tic Sebalds" am bekanntesten. Ferner übertrug er als Sprachküustler von seltenem Formgeschmack eine Reihe Shakespearescher und Sophoklesscher Dramen. Als sein Hauptwerk werden immer „Die Nibelungen" gelten, eine Komposition pou unvergleichlicher sprachlicher Meisterschaft. — Eine Redestatistik im Reichstage hat die freisinnige „Breklaucr Zeitung" aufgestellt: dieselbe ist allerdings sehr einseitig und maugelhast ausgefallen. Sie zählt nur auf. wie oft die Redner der eiuzelucu Parteien gesprochen haben, aber sie berücksichtigt nicht die Länge der Reden und die Zahl der Spalten der stenographischen Berichte. Auch zieht