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genommen wird, geschlossen. Zwölf Theater müssen ganz abgebrochen werden, weil ein Umbau unmöglich ist. 1500 Theaterangestellte sind brotlos geworden. Die Direktoren einiger Theater beabsichtigen, ihre Häuser wieder zu öffnen, aber nur Parterre- und erste Rangplätze zu verkaufen. Die gerichtliche Untersuchung hat hinter verschlossenen Türen be gonnen: die Geheimhaltung ist angeordnet, um Zeugen beeinflussung von außen zu verhindern. — In allen Städten zeigen sich die Nachwirkungen des Theaterbrandes zu Chicago. Umfassende Revidierungen werden in den nicht besonders feuersicheren Häusern borge wmmen. Sächsischer Landtag. Dresden, den 8. Januar 19Y4. Kurze Plenarsitzungen, dafür aber rege Tätigkeit in den Deputationen! Deshalb erklärte auch der Präsident der Zweiten Kammer heute, daß die nächste Dienstag-Sitzung ausfallen mutz, um den Deputationen zu ihren Beratungen Zeit zu lassen. Die heutige sehr kurze Sitzung verlies folgendermaßen: Nach Eröffnung der Sitzung durch den Präsidenten Geh. Hofrat Or. Mehnert folgte die Verlesung einer um fangreichen Registrande. Hierauf erteilte der Präsident dem Abg. Bunde das Wort zu dem mündlichen Berichte der Beschwerde- und Deputationskommission über die Petition des Eisenbahninvaliden Ernst Heinrich Hercmann in Roßwein um Erhöhung seiner Unfallrente. Der Deputationsantrag lautete: Die Kammer wolle beschließen, die Petition der König!. Staatsregierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. In befürwortendem Sinne sprach auch Sekretär Rudert. Der Deputationsantrag wurde einstimmig angenommen. — Nächste Sitzung Montag, den 11. Januar, 12 Uhr mittags. Tagesordnung: Allgemeine Beratung zu dem mündlichen Berichte der Finanzdeputation über Kap. 32 und 33 des ordentlichen Staatshaushaltsetats: Gesamtministerium und Staatsrat nebst Kanzlei und Kabinettskanzlei. Aus Stadt und Land. Dresden, den 8. Januar 1904. * Se. Majestät der König nahm heute vormittag militärische Meldungen entgegen und empfing die Herren Staatsminister u. den Königl. Kabinettssekretür zu Vorträgen. * In Gegenwart Sr. Maj. des Königs fand Donners tag, den 7. Januar, die feierliche Einweihung des Vitztum- fchen Gymnasiums in Dippoldiswalder Gasse statt. Von den früheren Schülern aus regierenden fürstlichen Häusern waren den von der Stadt ergangenen Einladungen Prinz Heinrich der Niederlande und Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg-Schwerin gefolgt. Als Vertreter der obersten Schulbehörde erschien Herr Kultusminister Dr. v. Seydewitz begleitet von den Herren Ministerialdirektor Geheimrat Dr. Wäntig und Geheimrat O. Or. Vogel. Außer sämtlichen Schülern der Anstalt war eine große Zahl von Ehrengästen zur Feier geladen, welche vom Prof. Or. Rachel als Ver treter des plötzlich erkrankten Rektors Prof. I)r. Bernhard empfangen wurden. Sobald Se. Majestät erschienen war, ertönte von der von früheren Schülern gestifteten Orgel ein Lied, welches von den Anwesenden mitgesungen wurde, worauf Herr Oberbürgermeister Beutler das Rednerpult bestieg und die offizielle Uebergabe des Hauses vollzog. Nach Reden des Konrektors Prof. l)r. Rachel und des Herrn O. Otto Graf Vitzthum sowie dem Vortrage einer Fest-Kantate folgte die Uebergabe von zahlreichen wertvollen Geschenken. Eine Dankrede des Konrektors Prof. Dr. Rachel und ein Gesang beschloß die Feier. Sr. Majestät nahm hierauf das Gebäude in Augenschein und verabschiedete sich unter begeisterten Huldigungen der Schüler. tEine offizielle Einladung zum Festakte war merkwürdiger Weise weder unserer Redaktion, noch auch anderen Zeitungsredaktionen zugegangen. D. N.) * Bei Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Johann Georg fand am Dienstag abend im Palais Parkstraße eine musikalische Soiree statt. Mit Ein ladungen waren ausgezeichnet worden: Die Herren vom diplomatischen Korps, die Herren Staatsminister, die Ober- Hof- und Hofchargen, Offiziere des Gardereiter-Regiments, des hiesigen Jäger-Bataillons und mehrere andere Offiziere nebst Gemahlinnen und Töchtern. Die einzelnen Teile des Programms wurden von der Königl. Kammersängerin Frau Wittich, Herrn Kammersänger Scheidemantel, den Herren Kammermusikus Stenz, Kcatina und Herrn Bachmann aus geführt. Nach Beendigung der Vorträge nahmen die Prinzlichen Herrschaften mit ihren Gästen und den Künst lern ein Souper ein, das 111 Gedecke zählte. Nach Auf- Hebung desselben hielten Ihre Königlichen Hoheiten noch kurze Zeit Cercle, worauf sie sich gegen ^12 Uhr zurück- zogen. * Gestern traf der Großherzog von Oldenburg wieder hier ein und nahm im „Europäischen Hof" Wohnung. Vor- gestern vormittag trafen Prinz Heinrich der Niederlande und abends Herzog Friedrich Adolf von Mecklenburg hier ein und stiegen in demselben Hotel ab. * Verliehen hat Se. Maj. der König dem Lehrer E. I. Kühnert in Langenau das Albrechtskreuz. * Ernannt hat Se. Maj. der König den Oberlandes- gerichtspräsidenten Loßnitzer unter gleichzeitiger Uebertragung des Vorsitzes und den Senatspräsidenten des Oberlandes- gerichtS Kurtz unter gleichzeitiger Uebertragung der Stell- Vertretung des Vorsitzenden auf weitere fünf Jahre zu Mit gliedern des DiSziPlinarhofs, ingleichen den Kreishauptmann Or. v. Ehrenstetn auf die gleiche Zeit zum Mtglied der Disziplinarkammer. * Heute findet bei Herrn Staatsminister v. Metz sch und Frau in den Repräsentationsräumen Seestraße 18 eine Abendgesellschaft statt. * Zu dem Unfall, der dem Herrn Oberforstmeister Schulze bei der Hofjagd betroffen, geben die „L. N. N." folgende Darstellung: „Der Unglücksfall ereignete sich in der Nähe der Hofe»iese in der Langebrücker Heide, und zwar dadurch, daß einer der Jagdteilnehmer — Herr Geh. Forstrat Franke — noch auf ein Stück Hochwild schoß, nach- dem das Treiben bereits abgeblasen war und die Schützen ihren Standort schon verlassen hatten. Die Kugel durch- schlug da- Wild, drang in sehr deformiertem Zustande dem Oberforstmeister Schulze in den linken Oberschenkel und verursachte hier eine zirka 2 Zentimeter tiefe Wunde, zum Glück, ohne die dicht daneben liegende Schlagader zu ver letzen. Oberforstmeister Schulze teilte seine Verwundung zunächst nur dem unglücklichen Schützen und dem dienst tuenden General L 1a suits des Königs, Generalmajor d'Elsa, mit, und bat gleichzeitig. Sr. Majestät keine Mt- teilung von dem Zwischenfall zu machen, um keine un liebsame Störung der Jagd hervorzurufen. Er nahm auch deshalb noch trotz bedeutenden Blutverlustes am Jagddiner im Schlosse teil und begab sich erst um 8 Uhr abends in ärztliche Behandlung. Der Zustand des Verletzten gibt zwar keinen Anlaß zu ernsteren Besorgnissen, aber die Ver zögerung der ärztlichen Hilfe sowie das Alter des 02jährigen Mannes läßt Komplikationen im Verlaufe der Heilung nicht unmöglich erscheinen." * Man schreibt uns: Der erkrankte Herr N. Sall mann. welchen Schreiber dieser Zeilen am Dreikönigstage besuchte, befindet sich leider in einein recht traurigen Zu- stand; er läßt die Befürchtung anfkominen, daß durch den schweren Unglücksfall er und seine liebe Familie in kurzer Zeit werden das schwere entscheidende Opfer bringen müssen. Sein lebhafter Geist, ja die Heiterkeit, womit derselbe noch vor 0 Wochen seine Besucher überraschte und erfreute, scheint ihn verlassen zu haben; nur schwer und mit Anstrengung vermag er sich verständlich zu machen, denn seine Kräfte nehmen ab, da er nur wenig zu sich nehmen kann und der Kranke jetzt auch von großen Schmerzen, henngesncht wird. Mit Gott ist seine Seele ganz vereint, nur Worte der Ergebung und heiligen Friedens quellen ans derselben, in dieser Beziehung ist seit dein verhängnisvollen Unglücke keine Veränderung eingetreten. Wollen wir unsere Gebete verdoppeln, daß diese herrliche Seelenharmonie ihm er halten bleibe, dann können wir alle, seine vielen Freunde und Kollegen, getröstet der Zukunft entgegensehen, wie sie Gottes weise Führung gestalten wird. I.. X. * Die Kameraden des früheren 15. Bataillons der damaligen Königl. Sachs. Leib - Infanterie- Brigade, welche der Bnndesexekntion in Schleswig- Holstein 1863—64 beigewohnt haben, versammeln sich nächsten Sonntag, den 10. d. Mts., znm Andenken an den vor 40 Jahren erfolgten Ausmarsch im Restaurant znm „Goldenen Apfel" in Dresden-Nensladt. große Meißner- straßc 18, uni einige Stunden kameradschaftlicher Erinne rungen zu widmen. * Bei der Reichstags-Ersatz wähl im 22. sächsischen Wahlkreise Reichenbach-Auerbach erhielt nach der amtlichen Zusammenstellung der Kandidat der Ordnungsparteien Graf Hoensbroech 10 152 und der sozialdemokratische Kandidat Hoffmann 16 220 Stimmen. Der Sozialdemokrat wurde also gewählt; ein anderes Resultat war nicht zu erwarten. * Die entlang der Weitzeritzpromenade angepflanzten, alten, vielfach verkappten Kastanienbänme, haben bei einer Untersuchung vielfache, ihre Lebensfähigkeit ansschließende Schäden ergeben. Deshalb werden alle hohlen und morschen Bäume gefällt und ansgerodet. Jedenfalls erfolgen in nächster Zeit Nenanpflanzungen. * Am 5. d. M. hat eine Nenaufstellung der bildlichen Darstellungen in der Armee-Sammlung stattgefnnden. Bis auf weiteres werden ansgestellt sein: Die Bildnisse sächsischer Fürsten bis mit 1854; Unisormierungsblätter ans den Jahren 1701 bis 1810; Originalskizzen von Oberstleutnant Theodor v. Götz zu den Ruhmestaten sächsischer Truppen teile; Originalskizzen von verschiedenen Künstlern zu den Erinnerungen an den ruhmreichen Feldzug 1870/71; Neu erwerbungen an Bildnissen und bildlichen Darstellungen. * Das Befinden des Hoteliers D., der am Weih- nachtöheiligabend von dem plötzlich tobsüchtig gewor denen Studiosus D. in den Damnen gebissen wurde, ist leider kein sehr befriedigendes, da Herr D. trotz sorg samster ärztlicher Behandlung starke Schmerzen an der Bißwunde empfindet. Es ist infolgedessen heute noch nicht abzusehen, ob nicht D. dauernden Schaden an seiner Ge sundheit davontrügt. Das Befinden der beiden Gräfinnen, denen der Hotelier so beherzt beisprang, ist ein gutes. "Betreffs der Feuersicherheit des Dresdener Opern hauses wurde festgestellt, daß dasselbe einer genügenden Notbeleuchtung entbehre. Es wurde sofortige Abhilfe durch die Intendanz angeordnet, da sonst im Falle des Ver sagens der elektrischen Beleuchtung eine Panik unvermeidlich wäre, die bei einem Brande zu einer furchtbaren Katastrophe führen mühte. Es ist nicht ausgeschlossen, daß znm Um baue des Opernhauses wird geschritten werden müssen. * Polizeibericht. Heute sind zwei fein gekleidete junge Leute festgenommen worden, welche der Hochstapelei dringend verdächtig sind. In dem hier bekannt gewordenen Falle haben sie sich von einem hiesigen Teppichgeschäft mehrere Teppiche zur Auswahl bringen lassen, um angeblich die Entscheidung einer dritten Person über den Ankauf eines derselben herbeizuführen. Die Teppiche sind aber sofort zu Gelde gemacht worden. Da bei einer vorge nommenen Durchsuchung in deren Wohnung, Christianstraße, noch mehrere Sachen zutage gefördert worden sind, die auf eine betrügerische Erlangung schließen lassen, insbesondere Konserven- und Delikatessenbüchsen, so werden alle die jenigen Personen, welche auf gleiche Weise betrogen sein könnten, ersucht, Mitteilung an die Kriminal-Abteilung, Hauptpolizei Zimmer 20 zu 0 V 18/04 gelangen zu lassen. — Vorgestern wurde auf dem Kreuzungspunkte der Weißeritz- und Friedrichstraße ein älterer Gewerbtreibender von einem roten Straßenbahnwagen umgerissen. Er kam dabei unter denselben zu liegen und erlitt so schwere Verletzungen, daß er in das Friedrichstädter Krankenhaus gebracht werden mußte. — An das Fundbureau der Polizeidirektion sind von dem Droschkenkutscher Dabes 10 Mk. zu viel erhaltenes Fahrgeld mit der Anzeige abgeliefert worden, daß er diesen Mehrbetrag von jemand am Hohen Neujahrstage, den 6. Jan., in den Abend- oder Nachtstunden erhalten habe. — Im hiesigen Johannstädter Krankenhaus fand am Dienstag ein Brauer aus Medingen Aufnahme, der in der dortigen Viktoria-Brauerei beim Abnehmen eines Treibriemens mit dem linken Arm in die Welle geraten war und dabei einen offenen Ellenbogenbruch erlitten hat. Ende vorigen Jahre- ist bei bulgarischen Studierenden der Königl. techn. Hochschule, sowie im Klublokal des Vereins hier studierender Bulgaren ein unbekannter Landsmann, angeblich Zwelanoff ca. 26—30 Jahre alt erschienen und hat unter dem Vor geben, er sei ehemaliger Offizier und infolge Beteiligung an dem mazedonischen Aufstande aus Bulgarien ausgewiesen, erfolgreich um Unterstützung bez. um Reisegeld nach Wien gebeten. Wie festgestellt worden ist, hat man es mit eiuem Betrüger zu tun, der in einem hiesigen Gasthause als Musiker Johann Franz aus Prag gewohnt hat. Da es nicht ausgeschlossen ist, daß dieser auch anderswo in Freiberg, Leipzig usw. seine Betrügereien fortsetzen dürfte, wird hierdurch vor ihm gewarnt und gebeten, etwaige Wahrnehmungen an die Kriminal-Abteilung, Hauptpolizei, Zimmer 20, zu 0 Unbekannt X 31/04 gelangen zu lassen. Meißen. Die Aussperrung der Töpfer ist beendet. Die Arbeit ist Donnerstag mittag wieder ausgenommen worden. Leipzig rlm 1. v. M. wurde das hier errichtete Arbeitersekcetariat eröffnet, für das sich s. Zt. 42 gegen 8 GewerkschaftS-Organisationen und 15 014 Mitglieder gegen 8550 ausgesprochen hatten. Es ist das 36. Arbeiter sekretariat in Deutschland und neben dem Meißner das zweite in Sachsen. In Dresden ist ein solches infolge des Widerspruchs der Mehrheit der Gewerkschaften nicht zustande gekommen. Leipzig. «Christbanmfeier^im Katholischen Kasino.) Die diesjährige Christbaninfeier erfreute sich eines zahlreichen Besuches. Der Abend wurde eingcleitet durch den Vor trag des Priestermarsches ans „Athalia". Nach der Be grüßung der Teilnehmer durch den Vorsitzenden Herrn Franz Nvsler fand die Ausführung eines W-ihnachts- inelodrams statt, das infolge seiner außerordentlich exakten Darstellung durch die Herren Pischel und Schaal tiefen Eindruck machte und in die rechte Weihliachtsstiininnng ver setzte. Ganz besonders ausgezeichnet wurde der Abend durch die Festrede, welche Herr Superior Monsign. Schmitt mann, der Ehrenvorsitzende des Vereins, übernommen hatte. Der Redner sprach über Weihnachtsfreude, Weihnachtsfriede und Weihnachtshoffnnng und legte den Zuhörern in sinn reichen, warmeinpfnndenen Worten ans Herz, den Glauben ail das göttliche Jesnkind treu zu bewahren. Meisterhaft und interessant war die Schilderung des Prellerschen Bildes „Der Weg des Heiles", welche der Redner wirksam einzu flechten verstand. Reicher Beifall lohnte die Ausführungen des geschätzten Redners. Nach dem Vortrage von zwei Musikstücken für Violine und Klavier durch die Herren Trailer und Pischel begann die gegenseitige Bescherung. Mit der Versteigerung des prächtigen Christbaumes, die in humorvoller Weise von Herrn Baader geleitet wurde, fand die schöne Feier ihren Abschluß. Nochmals Dank allen, die znm Gelingen des Festes bcigetragen haben! Crimmitschau. Der sächsische Geheimrat Roscher ist ebenso erfolglos tätig gewesen für Beilegung des Streikes wie Professor Böhmert; die Arbeiter wären zum Ausgleich geneigt gewesen, die Arbeitgeber leider nicht. Letzteres darf nicht anffallen, »venu man liest, daß die „Berl. Pol. Nachrichten" die Friedensaktion mit folgenden Worten ein leitete: „Der Sozialdemokratie soll diesmal mit Hilfe des Zentralverbandes deutscher Industrieller eine Niederlage bereitet werden, wie sie noch nicht dagewesen ist und an die die Sozialdemokratie lange denken soll." Der „Vor wärts" ist wohl mehr im Rechte, wenn er betont, daß die Sozialdemokratie bisher in Crimmitschau infolge der Haltung per Behörden nur Triumphe gefeiert habe. Es ist ein total falscher Standpunkt, die Streikangelegenheit unter diesem Gesichtspunkte zu behandeln. Die Industriellen selbst werden, falls nicht in den allernächsten Tagen eine Einigung erzielt wird, ihre gesamte Kundschaft verloren haben, da ihre Konkurrenten am Rheine sich mit den neuesten Einrichtungen inzwischen versehen haben. An gesichts dieser Tatsachen sollte man doch meinen, es müßte eine Einigung erzielt werden können. Chemnitz. Der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten, Budde, übertrug der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Richard Hartman» A.-G., Chemnitz zur Beseitigung der augenblicklichen Geschäftsstille in der Fabrik die Lieferung von 20 Lokomotiven und Tendern. NeulcuterSdorf. Dienstag, den 6. Januar, abends gegen 1l Uhr brannte die massive Scheune des Viehhänd lers Nenmann total nieder. Das Inventar war nicht ver sichert, sodaß Nenmann einen nicht geringen Schaden er leidet. Man vermutet Brandstiftung. Gera. Von einem schweren Unfall wurde die Familie Mar Kühdorf am Silvester betroffen. Die 11 jähr. Tochter Kühdorfs wurde von zwei schlittenfahrenden Jungen mit dem Schlitten nmgeworfen, sodaß sie zu Boden stürzte und die Hörner des Schlittens dem Mädchen in den Unterleib drangen. Die Verletzungen waren so schwere, daß das Mädchen am Nenjahrstage in das Krankenhaus gebracht werden mußte, wo es unter qualvollen Leiden am Dienstag verschied. Telegramme. lWolsic Telegraphenb-ireau.) Wien, 8. Jan. Das „Nene Wiener Tagebl." meldet: In der hiesigen japanischen Gesandtschaft sind keine beunruhigenden Nachrichten eingetrossen. Man versichert, daß der Kaiser von Japan und die Regierung nnanögesetzt mit allen Mitteln den Ausbruch des Krieges zu verhindern suchen. In hiesigen diplomatischen Kreisen hält man an dem Glauben fest, daß Rußland und Japan schließlich zu einer Verständigung gelangen werden. Wien, 7. Januar. Im Eisenbahnministerium finden zur Zeit Verhandlungen mit Delegierten der Königlich Preußischen Regierung'statt, welche die vertragsmäßige Sicherstellung der pro jektierten Bahnverbindung von Troppau über Katharein und Piltsch nach Baucrwitz zum Gegenstände haben. London, 8. Januar. Dem „Daily Telegraph" wird aus Washington telegraphiert: Beim KriegSdcpartemcnt eingcgangenc Meldungen sollen die Nachricht bestätigen, daß Japan im Begriff sei, 85 000 Mann Truppen in Korea zu landen. Man glaubt, daß eine solche Truppenbewegung schon in, Gange sei. oder innerhalb 24 Stunden erfolgen werde. In amtlichen Kreisen Washingtons faßt man die Nachricht als Andeutung eines unmittelbar bevor stehenden Ausbruches der Feindseligkeiten auf. London. 8. Januar. Der „Standard" läßt sich auS Tokio melden: In amtlichen Kreisen »vird bezüglich des Inhalts der Ant wort Rußlands die äußerste Zurückhaltung beobachtet; aber man glaubt allgemein, daß die Zugeständnisse, die Rußland als solche betrachtet zu sehen wünsche, eher angebliche und illusorische als tat sächliche seien. Rußlands Bestreben gehe zunächst nur dahin. Zeit zu gewinnen, aber die öffentliche Meinung Japans widersetzt sich mit Entschiedenheit einem weiteren Verzug und sagt, das Laud habe bereits zu lange gewartet. Sie verlangt von der Regierung