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Donnerstag, den 18. Mai 192r Nr. 114. Seile S Deutsches Reich Deutscher Reichstag ^ Ter Postetal wird auch am Tienc-iag ili den Plenarverhand- lungcn dee, Reichstages „och fortgesetzt. 2leutzerlich dasselbe Bild wie an de» Vortagen: nur wenig Besuch der Sitzung und geteilte Aufmerksamkeit. Innerlich eine Reibe bo» Gedanken, die vor» getragen werden, die aber mehr oder weniger doch bei Einzel heiten und Einzelsragc» haften bleiben. Bkm hat schon um II Uhr vormittags begonnen und will nun täglich bis 7 Uhr abends durchtagen, um den Etat noch vor dem 31. Mai zum Abschluß zu bekommen. Dick- ist die übliche Heimrbeit, die weder für die Nerven der Abgeordneten noch für die Sache selbst dienlich und förderlich ist. Dies wird jedoch nickt anders werden, bis man zu der festen, i» sich geschlossenen Arbeit eng begrenzter Sessions- Periode» zurückkehrt. Das erste Wort am Dienstag hat der Ver treter der BVolkspartei, der Abgeordnete Leicht, der es naturgemäß als lobenswert findet, wenn das Neichspostmini- sterium den Mut gesunden bat, gegen eine zu straffe Zentrali sierung Stellung zu nehmen. De, Führer der Bäuerischen Volks- Partei wünscht eine Fortsciumi der Bemühungen nach dieser Richtung, weil er der Meinnna ist, die Verwaltung werde dadurch gelenkiger und benealicker Denn vor Schablonisiernng müsse sich die Verwaltung buten. In der Erhöhung der Gebühren sieht der Redner nicht das- Allheilmittel gdge» das Defizit. Unter Heiterkeit de° Ha„st? stellt der Redner die im russischen Stadt- nnd Fernverkehr geltenden Gebührensätze fest, die für die Post karte 20 000 Rubel, für den Stadtbrief 80 000 Rubel, für den Ferubrief 50 000 Rubel und die Cinichreibeaebühr IM MO Rubel betrage»! Die Svnren mögen schrecke»! In me Debatte greift noch einmal der Reichspostminister Kiesbcrls ein, der zur Frage rer allgemeinen Sonntgasnuhe für die Post Stellung nimmt. Nach schier Meinung ist gegen einen solchen Plan die schärfste Oppo sition der ländlichen Bevölkerung zu erwarten. Was die Denisch- nationalen an der Vostverwalliiiig anSzusetzen haben, das schil dert Abg. Brüh». Noch eine ganze Reihe von Parteirednern neh men das Wort, um ihre Wünsche vorzutragen, während die Rc- gier»»a durch ihre Staatssekretäre es- nicht unterläßt, dort ricbsig zu stell,.n, wo schiefe Auffassungen herrschen. Auch Kl-,neu über politische Unduldsamkeit wurden von de» Rednern vorgebracht. Von der Regierung aus wird hn rza die Versicherung abgegeben, daß man bemüht ist. in der Behandlung des Personals Vollme Unparteilichkeit walte» zu lasse». Auch die Frage des Telephon- Wesens wird erörtert. Von der Regierung wird mitgctcilt, daß in der Richtung des automatischen TelephonverkebrS hin seit zwei Jahren schon erhebliche Fortschritte zu verzeichnen seien. Wie heutzntaae nichts vor Zerstörnna sieber ist, das beweisen die zahl reichen Drabtdiebstähke, die nainenlüch in der Nabe der Groß städte zu einer lästigen Plag« geworden sind und die in 20 Pro zent aller Falb als Anlaß zu Betriebsstörungen im Telephon verkehr anaesvrochen werden dürfen. Die Vermaklnng wird da durch iährüch »ni viele Millionen geschädigt. In Verbindung mit der Polizei ist seht eine sogenannte Linienschnhorganisaiion ins Leben gerufen worden. Hermes Vorschläge in Paris Berlin, 16. Mai. lieber die Vorschläge, die Rcichsfinanz- minister Hermes in Sachen der Reparation DuboiS gemacht haben soll, weiß die »Chicago Tribüne" Einzelheiten zu berichten. Aller dings ist wenig glaubhaft, daß Hermes in der Frage der Finanz kontrolle Einwände weniger im Namen der deutschen Negierung mache, als weil diese die öffentliche Meinung in Deutschland fürchte. Die übrigen Vorschläge beziehen sich auf folgendes: 1. Anstatt litt Milliarden neue Steuern zu erheben, verpflich tet sich Deutschland, eine innere Anleihe zu dem gleichen Betrage anfznnelnnc». 2. Was die äußere Anleihe hctrisft, erklärt Dr. Hermes, daß diese Frage das Komitee Morgan angehe. 3. Deutschland verpflichtet sich, alles mögliche aufzuwcnden, um die Kapitalflucht »S Ausland zu verhindern. Bestimmte Mnstniihmen dazu sollen der Nepnrationskonimission un terbreitet werden. 4. Die deutsche Negierung wird vor dem 31. Mai die nötige» gesetzlichen Maßnahmen ergreifen, um die Autonomie der Reichsbank zn sichern. 5. Deutschland wird die wirtschaftliche und finanzielle Sta tistik soweit als möglich in der Form und dem gleichen Um fange wie vor dem Kriege wieder nufnehmen. Verhaftung eines zweiten politischen Dokumenten- fälschers Berlin, 16. Mai. Der Abteilung la des Berliner Polizei präsidiums ist es gelungen, einen zweiten politischen Dokn-mcntcn- fnlsckpir zu verhaften. Es handelt sich um einen 21 Jahre alten Bote» Willy Bergholz der u. a. Protokolle über Geheimsitznngeu der Kommunisten anfertigte, um si: gegen Entschädigungen au rechtsstehend« Kreise auszuliefer». Dann stellte er Berichte über nächtliche Geheimsibungcn her, in denen un genauer Kampfvlan für eine demnächst beabsichtigte Aktion ausgestellt war. Alle Schriftstücke waren mit dem Stempel des Sekretariats der Kom munistischen Internationale und mehreren Unterschriften ve> sehe» und trüge» auch die Naiiieiiszüge Tschitscherins und Krai- sinS. Tabej war dem Fälscher das- Malheur unterlaufen, st Ut „Tschitscherin" „schicherin" zu schreiben. Die Fälschung wurde daher bald als- solche erkannt. Ein neuer Theaterskandal in Berlin Berlin, 16. Mai Bei der gestrigen Erstaufführung dcS Dramas „Vaterland" von Bronnen im Deutschen Theater kan, es- ui oroiei- Skandalszenen »nd stürmische» AuScinandersctziln- aen zwischen Anbängecn »nd Gegnern des Dichters. Da sich die Menae auch nach dem Fallen de-? Vorhanges- nicht beruhigte, mußten Sclwpobeawie eingreifen »nd das- Theater mii Gewali räumen. Beschleunigte Krledi-'nns von Verdrängungs-, Kolonial- und Auslandsschäden Nickst gcrügciid bl'ciiiilt ickeilit die in d'81 der Eiilschäiutnmg?- crdiiiiiia vom 80. Juli 19?1 (RGBl. S. 1046s voraesehene Mögbchleit zu Win, Eiiluliätigiirgsnii v »cb e im b-'sckil«l,iwte» Cüiiigungsvcrfcihre» zu rcgclu. Von cin-r Beschreitung d'estS Weges ist eine crbebliche Btichieiin'cniiig des Eiitschndigiliigsvkrfehrens zu «walten. Es tgmi den Geick ädchten daher i „r dringend na'ie gelegt wcr'.en, in möglichst gloPm lliillciiigc va» dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Der Zwischenfall von Pctcrsdorf vor Gericht Breslau, 17. Mast ^li» Dunstag begann vor dem Inter alliierte» Soudergericht in Oppkln die Verhandlung gegen die angeb lichen Urheber des Ileberlalls ans die französischen Kasernen in Glei» witz-Pctcredon und gegen die Mörder des imeralliikrlen Krinnnal- sekretärS Seichter?. Die Anklage wirst dcn Beschuldigten Moid, Tötung. Zusammciirottnng und B-ihilfe rum Morde bcM. zur Tötung vor. Angctlagt waren 82 Personen, erschiene» sind aber nur achtzehn. Unter den Angeklaalen befindet sick auch dcr Geschästsflihrcr der Tentschiiationalen Volkrpartci für Oberschlcsien. Conradt. AUk An- geklagten bezeichnet«! sich als nicht schuldig. Tie Verhandlung wurde auf heule nachmittag veitagt. Kein Export von Aeitnngspapier nach Südamerika Berlin, 17 Mai. Zn der heutigen Reichttagtfitzuug fragte Abgeordneter Heidemann an» ob tatsächlich 6000 Tonnen ZeitungS. druckpapier „ach Südamerika veiladen morden seien Ein Regierung?- vcrtreter er klärte, daß diese Behauptungen nicht zutreffend seien. Aum Streik in der sächsisch-thüringischen Textil industrie Ter Streik i» der sächsisch-thüringischen Textilindustrie dauert unvermindelt an und dürste bereit» 20000 Arbeiter umfassen. In den belrossene» Orten ist alle» ruhig. Am Montag fand vor dein EchlichtungsauSschnk in Planen «ine VermittelnngSveihandlnng statt. Der Fall Boldrini im preuhische« Landtage Berit«, 16. Mai. Im preußischen Landtage wurde die Be ratung de« Berghaushaltes durch die Besprechung eines kommuni stischen Antrages unterbrochen, der die schärsste Mißbilligung ver langt über die Auslieferung des Italiener« Boldrini der der Teil, nähme an dem Bombenaitentat in Mailand beschuldigt wird Tie Kommunisten hatten ihren Abgeordneten Meyer-Ostpreußen vorge- schickt uni ihren Antrag zu begründen An der Debatte nahm auch der Minister Severing teil. Er äußerte sich über die Rechtslage und bedauerte, daß die Reichsregierung di- ihr überlassenen Unter lagen nicht zurückgegeben baoe, sondern von sich ans die Initiative ergriffen habe, um die Auslieferung durchzuiühien. In Zukunft werde daraus geachtet werden, daß die Preußen angehenden AuS- lieierungSsachen im preußischen Innenministerium verbleiben. Der Minister trat dann noch den Behauptungen des tommunistischen Redners entgegen, der behauptet hatte die Polizeibeamten lauen sich durch Annahme von Prämien zu besonders scharfem Vorgehen gegen nnSzulie'ernde Ausländer zu verleiten. Schließlich wmde der kommunistische Antrag gegen den Antrag der Unabhängigen abgelehnt. Das Hans setzte dann die Beratung des BerghauS- hatteS fort. Zur Konzertreise des Wiener Mannergesangvereins nach Deutschland Der berühmteste und zugleich älteste Männergesangverein Wiens veranstaltet dem nächst, wie bereits kurz gemeldet, in Mün- chen, Leipzig, Berlin und Dresden Konzerte. In Dresden ist u. a. eine große GesangSaufführung im Gewerbehause (26. Mast geplant. Der am 6. Oktober 1843 gegründete „Wiener Männer- gesangveri»" hat sich aus bescheidenen Anfängen zu einer Ge meinschaft von über 400 singenden Mitgliedern entwickelt, die in folge. schwerer Aufnahmebedingungen ihren seit Jahrzehnten er worbenen Weltruf wahrt. Tondichter wie Rob. Schumann, Nich. Wagner, Bruckner. Brahms, Goldmarck, Joh. Strauß usw. haben der Sängerschaft wertpolle Werke zur Uraufführung überlassen. Von jc hat sich der Wiener Mannergesangverein in den Dienst der Menschenliebe gestellt und über fünf Millionen Kronen Tlebcr- schuß für wohltätige Zwecke crsungen. Der Ruhm mehrte sich durch Auslandsreisen; die gegenwärtige Konzertfahrt ist die 79. Ans der langen Reihe ausgezeichneter Chormcister und Chorkom ponisten seien genannt: A. M. Storch, Joh. Herbeck, Ed. Kremser, Rick. Heuberaer, Viktor Kebldorfer und neuerdings- Karl Luze, von den verdienten Vorständen Dr. August Schmidt /Gründer), Dilinba und Dr. Krük!. Durch HcrbectS Schubert-Propaganda (Auffindung dcr unvollendeten H-moll-Sinsonie und anderer melodischer Kostbarkeiten Schuberts) konnte der Verein dem Lie- derkoinponisten in seiner Vaterstadt ein berrliches Denkmal setzen. In den kunstncsinntc» Kreilcn Dresdens und seiner Umgebung sicht man dem 26. Mai und damit dem Gastspiel der Wiener Sänger als- einem mnsikalischen Ereignis ersten Ranges entgegen. Mer hat das Recht, Kinder zur welt lichen Schule anzume!den? Die Zentralstelle der katholischen Schulorganisaiion in Düs seldorf teilt folgende» wichtigen Fall mich: Ein Vater hatte sein Kind zur weltlichen Schule angemeldet. Die Mutter aber war dagegen, sie berief sich auf das neue Reichs-gesetz über religiöse Kindererziehiing und legte Berufung beim Vormnndschaftsgericht ein. Das- Vormnndschaftsgericht hat nun den Fall entschieden und zwar zugunsten dcr Mutter. Bei dcr Begründung mußte es Rücksicht nehmen auf den 8 8, dcr besagt, daß der eine Elterntei' das Recht hat, das Vonnundschaftsgcricht anzurnfen, wenn dcr andere ein Kind, dessen religiöses Bekenntnis bestimmt ist, zur weltlichen Schule anmelden will. Das Vormundschaftsgericht hat bei seiner Entscheidung die Zwecke der Erziehung im Auge zu be halten. Die Entscheidung des- VormundschaftsgerichteS lautet: Die vormundschaftliche Genehmigung dazu, daß Sohn der Eheleute vou dcr katholische« Schule in die weltliche Schule abgemeldct wird, wird nicht erteilt. Gründe: Der Herr ... . will seinen Sohn in die weltliche Schule schicke». Eine weltliche Schule besteht gesetzlich üiber- fxiupt nicht. Die hiesige sogenannte weltliche Schule ist ledig lich eine Sammelstclle der vom Religionsunterricht abgemelde ten Schüler. AIS solche bezeichnet sie auch der Ministerial- erlaß vom 12. Mai 1921. Gemäß 8 2 des Gesetzes über die religiöse Kindcrerziehung vom 15. Juli 1921 kann von keinem Elternteil ohne Zustimmung des anderen bestimmt werden, daß das Kind in einem anderen als dem zur Zeit der Eheschlie ßung gemeinsamen Bekenntnis erzogen werden soll. Eine solche Abmeldung vom Religionsunterricht ist aber in der An meldung von der katholischen Schule in die weltliche Schule zu erblicken. Zn dieser Anmeldung bat die Ehefrau ihre Zu stimmung nicht erteilt, weil sie ihr Kind weiter in dem katho lischen Bekenntnis, in dem auch die Eltern leben und das Kind bisher erzogen worden ist, erzogen haben will. Auch der Ehe mann will nach seiner eigenen Angabe, daß das Kind weiter hin katholisch erzogen werden sott. Das katholische Bekenntnis wird aller einwandfrei nur in einer katholischen Schule gelehrt. Es- liegt daher im Interesse des Kindes-, wenn dieses der hiesi gen sogenannte» weltlichen Schule zugeführt wird. Die vor mundschaftliche Genehmigung mar zu versagen." Am sonderbarsten berührt es Wohl, daß der Ehemann sein Kind zur weltlichen Schule anmeldet und troi-dem behauptet, er wolle, daß es weiterhin katholisch erzoacn werde. Ob er geglaubt hat, daß die Erziehung in dcr weltliche» Schule dazu am besten geeignet ist? Dcr beste Beweis- für die Verwirrung, wie sie heute in manchen Kreisen besteht! Das Volksbeaehren Als Vorstufe des- Volksentscheids dient das Volksbegehren. Da diese Form der Willenserklärung eines Landes- -n Deutsch land am 6. Juni bis 9. ^nni einschiießl'ch praktisch zum ersten Male einlritt, dürsten nachfolgende Einzelheiten wissenswert sein: Die Stimmenabgabe für das- Volksbegehren erfolgt durch eigenhändige Einiragung in die von den Gemcnidebchörden ausMlegc nden EintraznngSüsteii. -Diese haben cineni von der Regierung bckanntgegebcne» Muster zu entsprechen. Die Ge meindebehörden müssen den Stimmberechtigten für die ganze Ab stimmung-: seist vom 6. bis 19. Juni Gelegenheit geben, sich wäh rend der übliche» Geschäfts,eit in die EintragnngSlisten einzn- tlagcn. Die Eintragung muß auch an den Sonn- und Feiertagen während drei Vormittagsstunden möglich sein. I» größeren Ge meinden sind, soweit zur glatten Abwicklung dcr Eintragung er forderlich. für diese besondere Geschäftsräume zu bestimmen und mehrcrcre Listen gleichzeitig auszulegcn. Unverzüglich nach Ein gang der Vordrucke habe» die Gemein,debebörden unter Hinweis auf die Abstsiiimiiiigsfrist in ortsüblicher Weise bekanntzugebcn, wo und während welcher Tagesstunden an den Wochen- und Sonn- und Feiertagen Unterschriften in die Eintragungslisten ab-. gegeben werde» können. Zur Eintragung ist nur zngclassen: 1. in seinem Wohnort, wer dort in der Wählerliste oder Wahlpartei für die Landtags-Wahl vom 14. November 1920 einge tragen ist, es sei denn, daß sein Stimmrecht inzwischen verloren gegangen ist oder während der Eintragungsfrist ruht, öder daß der Stimmberechtigte während dieser Frist an der Ausübung des Stimmrechtes bcbindert ist. Als in die Liste oder die Kartei ein getragen gilt im Sinne dieser Vorschrift auch der. dcr wegen Aus stellung eines Wahlscheines bei der Landtagswahl darin ge strichen worden ist; 2. in einem beliebigen sächsischen Ort, wer einen Stimm schein erhalten hat. Stimmscheine werden nach ähnlichen Grund sätzen erteilt, wie die Wahlscheine für die Landtagswahl; 3. jn seinem Wohnort, wer dort nicht in die Wählerliste oder WahUartei eingetragen ist, und keinen Stimmschein hat, aber sein Stimmrecht nachweist. Für das Stimmrecht gelten dieselben Voranssetziingen, wie für daß Wahlrecht zum Landtag. Die aligegebencn Stimmscheine sind von den Gemeindebe- hövden zn sammeln und zn verwahren, bis der Erfolg des Volks begehrens fest steht. Wenn ein Zehntel der Stimmberechtigten die Auflösung des Landtages begehrt, ivas bei dcr bevorstehenden Abstimmung sicher der Fall sein wird, dann hat der Landtag die Entscheidung dar- über, ob er bereits selbst dem Begehren stattgeben, d. h. sich selbst auflösen will oder nick». Lehnt der Landtag das Volksbegehren ab, dann hat die Negierung den Volksentscheid zu veranlassen. Die Abstimmung beim Volksentscheid geschieht dann — im Ge gensatz zu dem setzt in Aussicht stehende» Volksbegebren — durch Stimmzettel wie bei einer Landtagswabl. Am Volksentscheio muß sich mindestens die Hälfte aller Stimmberechligten der letzten Landtaas-wahl beteiligen. Der Volksentscheid wird durch Stim menmehrheit entschieden, während das demnächst in Gang kom mende. Volksbegehren nach obigen Vorschriften durch Eintragung in Listen vor sich geht. Erwähnt seien noch die Stimmleiter für Sachsen: für de» ersten Stimmkreis Dresden-Bautzen Geh. Regierungsrat Dr. Weißwange und als Stellvertreter Geh. Regierungsrat Dr. von Heygendorsf, Drcsden-A., Kreishauptmannschaft; sür den zwei ten Stimmkreis Leipzig Geh. Regierungsrat Freiherr v. Oer, Stellvertreter Oberregiernngsrat Dr. v. Schwärt-, KreiShanvt- »inannschast; für dcn dritten Stimmkreis Chemnitz-Zwickau Stndt- rak Dr. Hartwig, Stellvertreter Stadtrat Dr. Schcnfflcr, An schrift: Rathaus. Nachrichten aus Sachsen Aus dem sächsischen Landtag Der Hansbaltsausschnß ^ vcribscknedcte am Dienstag das Kapitel 36 des Staatshaushaltsplanes 1921/22, Volksschulen betr. Einstimmig wurde beschlossen, die Einstellungen für das Jahr 1922 bei Tit. 16 um 700000 Mark -u e> höhen und in erster L'me das HandfertigkeitSssminar in Leipzig stark zu fördern. Bei Tit. 2t. Bersnchsschnlwesen, sind 1 Million Mark eingestellt worden, des gleichen winden sür das FortbildungSschulwescn 1,6 Miltioiic» Mark mehr bewilligt, die zu Beihilfen an Gemeinden zu zahlen teien. '»r Ausschuß bewilligte also 4 Millionen Mark mehr, als der Haus. baltSplan vorgesehen hat. Ein volksparteilicher Antrag ans stärlcre Heranziehung weiblicher Lehrkrä te in Volks- und Fortbildungs schulen wurde ebenfalls angenommen, dcr msi Erteilung deS Turn unterrichts in den obigen Mädchenklaisen abzielt. Im übrigen wurde das Kavitel nach der Vorlage verabschiedet. Leipziq und Halle ohne Brot Leipzig, 16. Mai. Sämiliche lmsiacn Bäck-.»eie» »nd Brot fabriken Häven gcstcrn ihre Betriebe geschlossen. Die Bevöltrrliiig ist infotgeoessen ohne Brot. Da der Magistrat sich gegen eine Brolprcis- eihöhiiiig ausaeiprochen halte, lehnten die Böckerme ster die von den Gelellen verlangten Lotmerhöbiinaen ab. Auch in Halle sind heute scimlliche Brollabriken »nd Bäckereien im Einverständnis Milche» Arbcilacberii uns Gesellen geschlossen worden, weil dcr Magistrat mir einen Biotpieis von 1250 ^ ziigelassen Halle und dieser Preis allen Bäckereibeirieben zu niedrig war. Auch hier ist die Bevöllcriing natiiilich in a'öst r Verlegenheit. — Chemnitz. Vom 3. bis 5. Juni (Pfmgstfeierlage) finder unter iMtwirkung des Landesverbandes sächnscher Pserdezüchtec eine „Erzgebirgischc Pferdeschau", verbunden mit eineni Reit turnier in der Ulanenkasernc zu Chemnitz statt. Zur Prämiie rung, wofür zirka 50 000 Mark Geldpreise, eine Anzahl Ehren- preise und Urkunden zur Verfügung stehen, werden nur Pserdo sächsischer uZcht beider Zuchirichtungen mit Abstammungsnach- weis ziigelassen, und zhar 1. Hengste joden Alters vom zweiten Jahre an, 2. zwei-, drei- und vierjährige Stuten, 3. ältere Stu ten, 4. Gebrauchs-Pferde. Die Vorbesichtiguug der au,gemeldeten Pferde rfolgt durch den Landesverband sächsischer Pferdezückler. Mit Rücksicht ans die Kürze der Zeit wird gebeten, sofortige An meldungen direkt an den Landesverband sächsischer Pferdezüchter in Dresden, Sidonienstraße 14, zu richten. Alles Nähere über die gesamte Veranstaltung ist auf der Geschäftsstelle deS land wirtschaftlichen Kreisvereins im Erzgebirge zu Chemnitz, Sonuen- straße 27, zu erfahren. — Lommatzsch. Auf der Schmalspurbahn Elarsebach—Lom matzsch entgleisten während der Fahrt infolge Versagens der Heberlein-Bremse der Zngführerwagcn, sowie ein beladenes Noll- fahrzeug. Beide Fahrzeuge legten sich um. Ein Eisenbahner wurde leicht verletzt. Die Aufräumungsarteiten sind im Gauge. Der Zugverkehr wird durch Nmsteigcu aufrecht erhalten. — Wilthen. Oberlausitzer Bundesgesangsfest. Infolge Bauschwierigkesten muß das XIV. Oberlansitzer Bundes» gesangssest auf den 26 /27 August 1922 verlegt werden — Tchleiz. Am Vorabend des Gottesdienstes findet jede« Mal im „Erbprinz" Gemeindeversammlung statt. Leider war die selbe diesmal schlecht besucht, dafür aber desto bester der Gottes dienst. Ter Religionsunterricht findet nun jeden Mittwoch nachm- 4—6 Uhr in der Bürgerschule. Zimmer 10, statt. Nächster Gottes, dienst ist hoffentlich am 2 Pfingstfeiertage, wozu der verehrltcke Kirchenchor von Plauen erwartet wird. Sport Deutsche Juqendkraf', Bezirk Dresden Der Bezirksausschuß gibt bekannt daß am Donnerstag den 18. Mm abens 7 Uhr aus der Lenneestraße V-Plaß (Rundbahn) Trainig für den Laus „Rund nm den Großen Garten" statifindet. Am selben Tage abends 8 Uhr findet bei Herrn Kaplan Sprcntzel Bezirksausschilßsitzung der D. J-K. statt. Es ist eine Aussprache über die Sportplatz-Ordnung und -Einteilung. Es sind noch einige andere wichtige Punkte auf der Tagesordnung. Das Erscheinen der Vertreter der Vereine ist unbedingt notwendig. — Ferner machen wir darauf aufmerksam, daß jeden Dienstag die D. I.-K. auf den Elbwiesen an der Hindenburgstraße Platz X in der Zeit von 7—9 Ubr abends trainiert. Jünglinge die an unserer katholischen Sportbewegung teilnehmen wollen, werden gebeten sich dort cinzufinden. — Die I. Iugendmannschait von Iohannstadt trägt ein Fnßbaliivcttspiel am 28. Mai, znm Spoitjcst des evange lischen Vereins Christlicher Junger Männer, gegen die Mannschait der Tlinilajisgemeiiide, die ll. Jugend von Johannstadt spielt gegen C. V. I. M. - Dresden I. Die !. Mannschaft von Jogannstadt spielt am I. Pfingstseiertag gegen die D. I-K.-Berlin. Alle Spiele werden ans den Elbwiescn ausgetragen. Näheres folgt noch- L. Briefkasten Ingenieur H. in K. bei E. Sie beklagen, daß wir im allge meinen keine Zeile über das Wetter, insbesondere gestern nicht? über die plötzliche „tropische" Hitze geschrieben hätten. Sic stellen in Aussicht, daß, wenn es in diesem Sommer wieder zu soll» enormer Hitze käme. Sie die Bestrebungen der Naktknltnr unter stützen würden. Wir bemerken zn diesen Ausführungen aus Jhrem umfangreichen Briefe, der „hoisenUich i.nserc „Prüderie' nicht verletzen würde", daß wir das Wektcr nicht gerade als tro pisch, sondern als „maiinollrg" ansehc». Es scheint Ihnen übri gens überhaupt kern Wetter recht zu sein, bis zum 16. Mai habe» Sie Ihren Winterpelz getragen und waren unzufrieden, jetzt, ein paar Tage danach, wollen Sie schon „hüllenlos" gehen. Gehen Sic doch als „Maisisch" ins Wasser, da können Sie allenfalls hüllenlos sich bewegen, außerhalb des Wassers aber ohne Kostüm zu sei», wird Ihnen Ihre verständige Polizei wohl nicht erlauben, sondern Sie bei den Schlappohren des „ausgewachsenen Frisch lings" nehmen. Vorhersage» konnten wir dieses Wetter auch nicht, da wir keinen Laubfrosch besitzen, das Gliederreißen, eine Errungenschaft dcS letzten Feldzuges, meldete sich zwar. Eö nützt im allgemeinen nichts, über das- Weiler, insbesondere über Hitze zu schreiben, einmal macht der Gedanke daran an sick schon heiß und die Hitze verringert sich absolut nicht, wie überhaupt dcr menschliche Einfluß auf dcn Kosmos gar zu gering ist. Durch noch so tiesigrünidige Betrachtungen über das Wetter wird in den atmosphärischen Dingen absolut nichts geändert. Haben Sie Sprengwagen in K ? Oder wenigstens Gießkannen? Lassen Sie sich jetzt mal tüchtig Wasser über den Kopf brausen, das schafft Kühlung und der Kopf wird wieder klar.