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Innern", welches nach einer am 1. Dezember 1902 er folgten Aufnahme jetzt herausgegeben worden ist, gibt den Nachweis, daß gegenwärtig im Königreich Sachsen 358 gewerbliche Schulen bestehen und zwar: 12 höhere gewerb liche Schulen (Technische, Kunstgewerbe- und Gewerbe schulen), 152 Fachschulen (worunter u. a. 12 Baugewerken-, 14 Barbier- und Friseur-, 28 Musik-, 18 Schneider-, 23 Web- und Wirkschulen), 31 Zeichen- und Malschulen. 48 Schulen für Frauen, Mädchen und Kinder, 44 Gewerbliche Fortbildungsschulen, 59 Handelsschulen, 12 Landwirtschaft liche und Garteubauschuleu. An diesen 358 Schulen wurden 42 323 Schüler von 2469 Lehrkräften unterrichtet. * Wegen Feilbietens unzüchtiger Bilder «Post karten) wurde der Handelsmann Zöllner zu vier Monaten Gefängnis, drei Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt. Diese äußerst harte Strafe wurde damit begründet, daß die betreffenden Karten ganz unge wöhnlich obsköuen Inhalts waren und der Vertrieb schon seit Jahren, und zwar ganz versteckt, erfolgt ist. * Im Wahlkreise Bautzen«Bisch o fsw erda, so schreibt die Dresdener „Deutsche Wacht", hat leider das Verhalten des Herrn Archidiakonns und Pfarre r Geri s ch beim Stichwahlkampfe Anlaß zu einer tiefgehenden Verbitterung in der Wählerschaft ge geben. die noch heute nachwirkt. Eine Notiz in der „Sachs. VolkSztg." veranlagte den Herrn Pfarrer, ganz migcrechtfertigterwcise kurz vor der Stichwahl, als kaum noch Heit ^'„n Antworten blieb, in den „Neutirchcner Nachr." und anderen Blättern Herrn Gräfe in den Rücken zu fallen mit der Verdächtigung, als hätte er sich charakter los dem „vom jesuitischen Geist du'rchdrängten 0) Zentrum" dienst bar gemacht! Die Haltlosigkeit dieser Behauptungen mußte jedem Denkenden klar sein. Herr Gräfe hatte längst zuvor erklärt, daß er wie bisher gegen Aufhebung des Jesuiteugesetzes stimmen werde. Er ist auch vor der Stichwahl nicht an Has Zentrum herangetrctcn, daS Zentrum aber hat in Erkenntnis seiner patriotischen und christ lichen Pflicht für den königStrencn Kandidaten Gräfe bei der Stich wahl gegen die Sozialdemokratie gestimmt. Herr Pfarrer Gerisch aber brachte das Ungeheuerliche fertig, unmittelbar vor der Ent scheidung Herrn Gräfe als „das gleichgroße Nebel" wie die Sozial demokratie anznseinden und Stimmenthaltung evangelischen Wählern zu raren. Mit Recht hat Herr Heinrich Gräfe dieses Gebaren eines evangelischen Geistlichen, daß nur den Sozialdemokraten, die sich offen für die Jesuiten bekennen, forderlich sein konnte, in einem „Offenen Briefe" aufs schärfste gegeißelt. Die langatmige Antwort des Pfarrers Gerisch vermag die ihn treffende Verurteilung nicht zu entkräften. In einem „legten offenen Wort an Herrn Pfarrer Gering" hat Avg. Gräfe seinen Standpunkt gewahrt. Der Evang. Bund wird nächster-Tage in Bischofswerda eine Versammlung ab- halren. die vor allem auch zu prüfen haben wird, ob Herr Pfarrer Gerisch wirklich „im Namen vieler Mitglieder des Evangelischen Bundes" seinen gehässigen Erguß geschrieben hat. Vorläufig glaubt man das nicht. Nach der gesamten Sachlage meinen ivir, "daß des weiteren auch die evangelische Landeskirche Ursache hätte, schon auf grnnd der die Kirche schwer schädigenden Miß stimmung weiter Wählerkreise, das Verhalten eines Geistlichen einer Prüfung zu unterziehen, der den Kämpfern für Vaterland und Christentum im heißesten Ringen in den Rücken gefallen ist. * Au der Kaiserparade bei Leipzig 'am 5. September nimmt das gesamte io. (2. Kgl. sächsische) Armeekorps teil. Die Parade findet ans dem großen Ererzierplahe bei Lindenthal statt. Die Truppen nehmen in' zwei Treffen Aufstellung, im ersten steht die Jnsanterie, im zweiten die Kavallerie und Artillerie, i» Kriegs stärke zusammen etwa 40000 Mann. Der Kaiser wird, von Merse burg kommend, auf der Station Wahren de» Zug verlassen und sich von dort zu Pferd zum Paradefeld begeben in Begleitung des Königs Georg, sowie des .Kronprinzen' Friedrich 'August von Sachsen. Soweit bis jetzt seststeht, werden sich noch in Begleitung des Kaisers befinden die Kaiserin, Prinz Heinrich, der Kronprinz Wilhelm, Prinz Eitel Friedrich und Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogtums Braunschweig, der Erbprinz von Sachsen- Meiningen. General-Inspekteur der II. Armee-Inspektion, zu dessen Bereich daS 10. Armeekorps gehört, und von frcmdländrscheu Fürst lichkeiten der Kronprinz von Dänemark und die Großfürsten'Nikolaus und Wladimir von Rußland. Im Gefolge der Majestäten be finden sich ferner Graf v. Waldersee, der Chef des großen General stabes zu Berlin Graf v. Schließen, der sächsische Kriegsminister, die «general- und Flügeladjutanten des Königs Georg, General d'Elsa, v. Carloivilz, v. Plinckivitz. Vom Gcnerälstabe des io. Armeekorps die Majore Freiherr v. Lindemann und v. Sepdcivitz, sonne etwa 40 fremdherrliche Offiziere verschiedener 'Nationen. Auf dem Parade- selde wird eine Tribüne erbaut. 'Auf dieser Tribüne befinden sich numerierte Sitzplätze zu verschiedenen Preisen, von 12 bis 4 Mark. Reservierte Stehplätze flankieren rechts und links die Tribüne. Ter Verkauf der Tribünen und Stehplalzkarten ist der Firma Wnndram Künzel iit Leipzig, Schillerstraße 7, übertrage». Ik. Schwurgericht. In der Verhandlung gegen die geb. Dießner, gesch. Rnhland aus Wuischke und den Bäuunternehmer Gröger aus Tolüheida wurde die Ruhland wegen Meineids und Ehebruchs zu k Jahr 7 Mo». Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust, '«'iröger wegen Ehebruchs zu 6 Mon. Gefängnis verurteilt. — Die nur Freitag anberaumte Verhandlung gegen die Tischler Krnsch und Holet) und die Handarbeiterschesrau Hole» wegen Urkunden fälschung und Betrugs mußte wegen Krankheit der letzteren ans- wiilen. Bon der Elbe. In einer sächsischen Stadt ist ein „guter" Katholik aus Entrüstung darüber, daß man 'mrch die Zentrnmsstimmen den „Frieden in jeder Hinsicht störe." ans dein dort bestehenden katholischen Verein ansgetreten. Es mnß auch solche Känze geben! — In derselben Stadt gibt es auch stramme Katholiken und Katholikenfrennde. denn es ivnrden 31 Zentrumsstimmen abgegeben, 26 von Katholiken nnd 5 von Andersgläubigen. Leider haben aber auch Katholiken oder angebliche Katholiken kurz vor dein 16. Juni durch ein „Eingesandt" in einer Lokalzeitung gegen das Zentrum agitiert. So hat also auch hier die .Zählkandidatur klärend gewirkt und die Lauen und Furcht samen ausgeschieden. Tharandt. Die hiesige Forst-Akademie soll fortan ein Wahl-Rektorat erhalten, wie es bei den übrigen sächsischeil Hochschulen eingeführt ist. Der Geh. Oberforstrat I)r. Neu- meister hat dem Unterrichtsministerium die darauf bezüg- .Uchen Wünsche und Unterlagen unterbreitet. Leipzig. Dem „Leipz. Tagebl." zufolge bestätigt sich die mehrfach verbreitete Nachricht, der Präsident des Reichs gerichts v. Oehlschläger werde am I. November in den Ruhestand treten, nicht. Leipzig. Die Beurlaubung von sächsischen Beamten -am Tag der NeichStagSwahleu war Gegenstand einer längeren Erörterung in der letzten Ansschußversammlung des Landwirtschaftlichen Kreisvereins Leipzig. Der „Vogtl. Anz." belichtet darüber: Während das Königl. Ministerium des Innern in dieser Frage das größte Entgegenkommen .gezeigt und den ihm unterstellten Beamten die Teilnahme an der Wahl in jeder Beziehung erleichtert hat — es wurde z. B. den« Kreisvercin durch besondere Ministerial- verordmmg nahe gelegt, seinen Beamten für die beiden Wahltage freizugeben — ist vom Justizministerium nichts dergleichen getan worden. Jin Gegenteil: wie Gutsbesitzer Hausse - Dahlen, der bekanntlich im Wahlkreise Oschatz Grimma als Kartellkandidat dem Sozialdemokraten Lipinski -gegenüberstand, mitteilte, sind am Tage der Wahl sogar Schöffengerichtssitzungen abgehalten worden. Bei den weiten Entfernungen und den oft unbequemen Verbindungen, mit denen die Landbevölkerung dieses Kreises zu rechnen hat, ist dadurch vielen Wählern die Ausübung ihres Wahlrechts unmöglich gemacht worden. Es ist der Fall zu verzeichnen gewesen, daß ein Gemeindevorstand, der zugleich Vorstand des ordnungsparteilicheil Wahlausschusses in seinem Ort war. am Wahltage nicht anwesend sein konnte, weil er als Schöffe znm Gerichtstag geladen war. Ob ein anderes Verhalten der Justizbehörden die Niederlage des Kartell kandidateil hätte verhindern können, läßt sich natürlich mit Bestimmtheit nicht sagen, jedenfalls ist es aber nicht un wahrscheinlich, daß ein besseres Zusammenwirken aller maß gebenden Faktoren in diesem Kreise, in dem der Sozial demokrat init einer Mehrheit von nur 189 Stimmen siegte, ein anderes Resultat herbeiführen und den nationalen Parteien den Wahlkreis hätte erhalten können. Freibcrg. Anhänger des Landbündlers Oertel haben in Niederschöna bei Freiberg einen Buchhalter, der während der Wahlbewegung für das liberale Komitee tätig war, überfallen. Er flüchtete zwar in ein Zimmer, aber eine Rotte holte ihn, wie der nationalliberalen „Dr. Ztg." ge meldet wird, heraus, warf ihn zu Boden, zog ihn die Treppe herunter, schlug ihn mit Stöcken, ohrfeigte ihn und maltraitierte ihn mit Fußtritten. Nur dem Dazwischen kommen der Frauen jener „Ordnnngsmänner" verdankte der so Gemißhandelte sein Leben. Die Attentäter sind der Staatsanwaltschaft angezeigt. Ehcmnitz. Vergangenen Montag feierte der Gesellen verein das Namenstagsfest des hochw. Herrn Präses Paul Katzschmann. Der außerordentlich gute Besuch (51 Mit glieder, 3 Gäste) zeigte, wie der Herr Präses es verstanden hat. im Laufe eines Jahres die Herzen der Gesellen zu fesseln. Der Abend gestaltete sich besonders durch die Mit Wirkung der Ehrenmitglieder, Herr Lehrer Böhm nnd Herr Hoffinann, sowie des Seniors zn einem äußerst gemüt lichen. Auch die Hauskapelle leistete Vorzügliches. In aller Herzen lebte der Wunsch: uck multas anncw. Zwickau. Nächsten Sonntag findet im Hotel „Goldner Adler" Monats-Versammlung des „Kathol. Kasinos" ' statt. Die Mitglieder werden gebeten, recht vollzählig zu erscheine». Werdau. Eine fast unglaubliche Rohheit verübte dieser Tage im benachbarten Leubnitz ein 14 jähriger Schulknabe in einer fremdeil Wohnung. Der Knabe hatte sich mehrere Tage planlos nmhergetrieben und nachts unter freiem Himmel geschlafen. Freitag früh stieg er g-gen 7 Uhr durch ein Fenster in die fremde Wohnung, tötete dort, nachdem er alle Kisten nnd Kasten dnrchwühlt hatte, 5 junge erst einige Tage alte Hühner dadurch, daß er sie in einen mit Wasser gefüllten Eimer hielt. Dann nahm er zwei in einein Käfige sitzende Singvögel heraus, warf sie wiederholt auf den Boden nnd tötete sie ebenfalls. Unter Mitnahme von Brot und anderen Gegenstände» ver ließ er hierauf das Haus. Der rohe Bube wurde in zwischen festgenommen und in das hiesige Amtsgerichts gefängnis eingeliefert. Bad Elster. Die au: 30. Juni ausgegebene Knrliste weist eine Gesamtsreqnenz von 2778 Kurgästen neben 5«>8 zu längerem Aufenthalte Angemeldetcn nach. Plauen. Die Ausschreitungen der streikenden Maurer haben infolge der scharfen Maßnahmen abgenommen. Eine gestern abend abgehaltene Versammlung der Bauhand arbeiter hat den Eintritt in de» Streik abgelehnt. Eine Versammlung von I«>7 Bangeschäftsinhabern beschloß, ans der Ablehnung der Forderungen der Streikenden zu ver harren. Eine Deputation der Inhaber begab sich in später Abendstunde zum Oberbürgermeister, um dessen Schutz an- zurnfen, der ihnen auch zugesichert wurde. — Sonntag, den 2-P v. M., hielt der katholische Verein „UnitaS" einen Familienabend ab, bei dem sich die Räume des Vereins Hauses abermals als zu klein erwiesen. Ausgezeichnet wurde diese Veranstaltung durch den Besuch des Herrn Kaplan ox>)<w. Jäschke ans Reichenbach. Der Herr sprach über das Thema: ,,Die religiöse Gleichgültigkeit" in packendster Weise. Reicher Beifall belohnte den Redner. Zwei Damen des Cäcilienvereins erfreuten die Anwesenden durch das humoristische Gesangsstück: „Die beiden Witwen." Der für den 12. Juli geplante Ausflug nach Greiz muß leider verschoben werden. Der Cäcilienverein gedenkt am Sonntag. 5. d. M., eine Sommersahrt nach Langenbach zn unternehmen. Kamenz. Bei der Hanptivahl am 16. Juni fielen 1750 Stimmen ans Dr. Porsch; dabei ist nicht zn ver gessen, daß schon an diesem Tage ein Schwarm ohne Weisel in ein anderes Lager zog. Bei der Stichwahl stieg der Prozentsatz der Wähler bis nahe an die 100 Pro zent hinauf, sodaß Gräfe den Katholiken im 3. Wahl kreise nahe an 2500 Stimmen zu danken hat. — In Nr. 147 des „Kam. T." fordert ein Goliath die Katho liken zu Nachgefechten heraus; diese lachen darüber und meinen, politischer Eigensinn sei nicht dazu berufen, Wahlen zn dirigieren. Wenn jemand noch nicht wußte, warum das Zentrum im dritten Wahlkreise einen Zählkandidaten anfstellte, dem sei es hiermit gesagt: 1. um sestznstellen, wieviel Wähler dem Zentrum anhangen (und das kann nur bei der Hanptivahl geschehen); 2. um die Zentrnms- wähler daran zn gewöhnen, ihre politische Stellung auch zn vertreten; 3. um bei event. Stichwahl die Zentrums- Wähler in geschlossener, event. ausschlaggebender Masse den« bürgerlichen Kandidaten zuznführen. Jedenfalls war es klüger und verdienstlicher, der um seinen Lorbeer so arg betrogene Kämpe hätte rechtzeitig seinen Spruch gegen Archidiakonns Gerisch gekehrt, statt wie dieser jetzt nach erfolgtem Siege seinen katholischen Glaubensgenossen in den Rücken zu fallen und ihre opferwillige Mitwirkung vor der Welt als „überflüssig" hinzustellen. Ja, wenn die Spatzen auf den Dächern sich nicht erzählten, wer das ge schrieben hat und warum? Aus dem dritten Wahlkreise wird uns geschrieben: Die „Bautzener Nachr." teilten in einer der letzten Nummern mit, die Wahl djes Herrn Gräfe solle augefochteu werden, angeblich weil Wahlungehörigkeiteu vorgekommen seien. Wir haben darüber noch nichts gehört, ebenso ist uns unbekannt, von wem der Wahlprotest ausgehen soll. Nachrichten erwünscht. -b. Seitendorf. Das Zittauer Amtsblatt hat also wieder einmal laut und kräftig an das Protestantische Be wußtsein appelliert nnd auf die drohende Gefahr aufmerksam gemacht, welche der „Volksverein für das katholische Deutsch land" dem Protestantismus bringen soll. Die 11000 sozialistischen Stimmen in mfferem Wahlkreis scheinen dem Amtsblatt einfach „Wurst" zn sein. Sonst würde es doch einem Verein, der die sozialen Jrrtümer, namentlich der Sozialdemokraten, bekämpft, nicht den den Krieg erklären. Doch seien wir ohne Sorgen. Die Mehrzahl unserer protestan tischen Mitbürger wird uns Katholiken sicher nicht mit Haut und Haaren verspeisen. Denn kein Geringerer als der Herr st. st.-Korrespondent des Zittauer Amtsblattes hat ihnen den Appetit dazu gründlich verdorben. In seinen Augen sind wir Katholiken ja doch nur „Würmer". Wer ißt aber in unserem hochkultivierten Sachsen „Würmer"? Noch dazu Holzwürmer, die am Mark der Deutschen Eiche nagen? Wir trauen unseren Mitbürgern keine solche Geschmacksverirrung zn, das blieb dem Herrn In In Vor behalten. Zum Schluß meinen wir: wem es nicht völlig „Wurst" ist, wer im Reichstage sitzt, der läßt sich durch die erschreckende Zunahme der sozialistischen Stimmen ge wiß dazu bekehren, daß es heute nötigeres zn tun gibt, als Kulturkampf zn treiben. Wie sagte der Kultusminister Herr v. Seydewitz in Bautzen? „Es soll nicht immer das Trennende hervorgesucht werden, sondern das uns Einende." -o- Reichenau. Eine Los von Nom und gleichzeitig Werbe-Versammlnng für den Evangelischen Bund fand am letzten Sonntag im benachbarten protestantischen Grenzorte Weigsdorf statt. Als Hauptredner trat Herr Ina. tstool. Bräunlich aus Halle, Sekretär des Evangelischen Bundes, auf. Mau rechnete jedenfalls auf Besuch aus Böhmen, denn in dem ganz protestantischen Weigsdorf ist doch nichts von Rom „loszumachen". Es war auch solcher Besuch gekommen. Daß viele Katholiken dabei waren, ist wohl zn bezweifeln, da die nächst umliegenden böhmischen Dörfer fast durchweg protestantisch sind. Herr Bräunlich erzählte besonders den anwesenden Friedländern, wie ihre Vorfahren standhaft pro testantisch gewesen; daß letztere aber vordem stramm katho lisch waren und wie sie protestantisch geworden — und daß jetzt die Friedländer znm großen Teile wieder katholisch sind, davon erzählte Redner nichts. Dafür erzürnte er sich mächtig über die „Zeichen unserer Zeit": über die „'Nach giebigkeit des Staates gegen den Trierer Bischof Kornm", über den „Jubel der kath. Presse über die jüngste Rom fahrt Kaiser Wilhelms II." über „den Wahlzwang<!!!), den geistliche Behörden auf ihre katholischen Bürger ansüben", die sich „lieber von ihrem Bischöfe, als von ihrer eigenen Meinung irreführen lassen wollten <!!!>." Selbstverständlich fehlte die Iesnitenhetze nicht. Schließlich kam Redner zu der unabweisbaren Forderung: „Daß sich, wie viele Sozialdemo kraten nnd Römischkatholische, auch die Protestantischen dem Evang. Bunde anschließen sollten." Ob Redner bei dieser Aufforderung an die hochbedentsamen Worte über den Evang. Bund weil. Sr. Maj. des Königs Albert gedacht hat? Der Bürgermeister der katholischen Stadt Friedland i. B.. der abgefallene Herr Aigner, betrieb als zweiter Redner die Los von Nom-Hetze. Nun ging es los gegen den Papst, der ein Feind des gut katholischen Oesterreichs sein solle, ferner sei die Religion Noms gar nicht die Religion der Liebe und des Heilandes. — Wenn sich ein Katholik in unserem Orte erlaubt, von unserer wahren Kirche Jesu Christi in einer von Katholiken und Protestanten gelesenen Zeitung eine Notiz zn schreiben, da gibt es Zeter- nnd Mordiogeschrei, aber daß unsere hl. Kirche in Sachsen von einem abgefalleneu Oesterreicher verunglimpft werden darf, das ist weiter nichts. Auch der Weigsdorfer protestantische Ortspsarrer, Herr De. Kühn «früher Garnisonprediger in Dresden», ging gegen Papst nnd katholische Kirche los. Wie direkt aus Weigsdorf berichtet wird, scheint inan wenig Geschäfte mit der Versammlung gemacht zn haben. So ist's recht. WaS der Evang. Bund dnrch sein Hetzen in unserer («legend geleistet hat. sieht mau ans den« Wahlergebnis der Neichstagswahl. Tie Protestanten unserer Gegend leben ganz friedlich mit uns und wir mit ihnen. Was bezweckt »tan also damit, daß Hitzköpfe vom Evang. Bunde unsere hl. Religion in rein protestantischen Ortschaften öffentlich verunglimpfen? Doch nur — Zwietracht! Volksvereiu für das kath. Deutschland. ss Aus dem 1. sächs. Wahlkreise. Deu Wählern der katholischen Ortschaften des I. sächs. Wahlkreises Zittau- Ostritz darf ein vollauf verdientes Lob nicht vorenthaltcn werden. Sie haben bei der letzten Reichstagswahl treu ihre Pflicht erfüllt, sie sind einmütig der Parole des Zentrumswahlkomitees gefolgt nnd für den freisinnigen Kandidaten cingetreten. Die freisinnigen Stimmen haben sich in den kathol. Ortschaften deshalb fast durch gängig. nach einem früheren Rückgänge, jetzt rapid ge mehrt. wie folgende Tabelle zeigt; die nationalliberaleu Stimmen sind bedeutend zurückgegangen: Ultimi lillibrriile 1808 j 100.! Lrkilii»'! 1808 1003 Altstadt 8 5> 30 51 Bravo. Blumberg 12 ii >2 41 Bravo! Grunau 5) 44 54 Bravo. Klosterfreiheit .... 0 2 25 38 „ Bravo Kvuigshain 31 14 50 I lei 'Bravo!!! Ostritz 5»? 42 I ,1 221 Bravo!!! RuSdorf 4 8 ''6 ' 72 Bravo! Scitendorf 20 , i t40 23, i Bravo!!!! So haben die katholischen Wähler dem uationalliberalen Kulturkampfpanker Dr. Heintze aniitiert! llud wenn wir jetzt nach der Wahl die Anhänger des „roten Edmund" fragen: Wo habt Ihr den» die besten Geschäfte gemacht, daß Ihr gegen aller Erwarten schon im I. Wahlgange den Sieg errungen habt? Dann antworten diese: In den protestantischen Orten; in den katholischen Orten ging das Geschäft ganz ärmlich, z. B. in Ostritz; ja wo wir 60 Prozent Profit erhoffte», wie in Seitendorf, Rnsdorf. unserer Hochburg, nnd Grunui, da haben wir mm unsere schönen Mannen eingcbüßt. O Seitendorf, Grnnan und Rnsdorf, ihr wäret schon ganz hübsch rot, o weh, ihr habt euch entfärbt, ihr seid schwärzer geworden!