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gere Erklärung über seinen Rücktritt als Vorsitzender des nationalliberalen Landesausschusses. Tafel betont, das; es sich nicht, wie die liberale Presse behauptet, um persönliche, sondern um sachliche Gründe innerer Art gehandelt habe. Aus seine» Ausführungen geht hervor, das; in der Nürn berger Resolution Zusätze über das Verhalten der konser vativen gemacht wurden, von denen er abgeraten habe. Daß diese Zusätze von einer, allerdings geringen Mehrheit angenommen wurde», war der äußere Grund seines Rück trittes. Bassermann habe in Kassel erklärt, er sehe, die Rettung des deutschen Vaterlandes noch heute in einem Zu sammengehen der Liberalen und Konservativen. Es sei nun seine - Tafels — feste Absicht, daß seitens der libe ralen Partei Bayerns nicht das Notwendige geschehen sei, um dieses Ziel, das alte Bülowsche, zu erreichen. Die Vor schläge für eine Einigung mit den Konservativen, die von der nationalliberalen Partei gemacht wurden, seien derart gewesen, daß sie auch im umgekehrten Falle von den Natio- ualliberalen zurückgewicse» worden wären. Tafel erklärte dann, es möge jetzt im Fahrwasser des Führers der libe ralen Fraktion im Landtage, Easselmann, bis zu den Wah len regiert werden, „dann aber mögen die Vertreter dieser Richtung auch die volle Verantwortung für den Ausgang tragen". Die Partei im Lande sei nationalliberal, im Land tage dagegen nur liberal. Dieser Dualismus werde weitere Kämpfe bringen, und zwar so lange, bis entweder die Par tei daran zugrunde gehe und anderen politischen Gebilden Platz mache, oder bis sie durch den Scl-aden klug werde Der Führer der liberalen Landtagsfraktion sei mit dem Freisinn zusammengeschmiedet und müsse auf dessen Ge schmack Rücksicht nehmen. Deshalb schiebe er den Anschluß nach rechts hinaus, so lange es gehe. Also auch hier zeigt sich, daß die nationalliberalen Wähler den Linksabmarsch nicht mitmachen wollen und sich streuben gegen das Toppel- regiment Bassermanu—Müller-Meiningen. — Verhalten der fortschrittlichen Vvlkspartci ',»»» Zn- wachsgesctze. Die Hälfte dieser Partei (19 Abgeordnete) hat für, die andere (2» Abgeordnete) gegen das Gesetz ge stimmt. Die ablehnende Hälfte spielte mit dem Gesetze das selbe Spiel wst die Sozialdemokratie, nur schoben die statt der Veteranenfürsorge den Umsatzstenipel vor. Im Sinne dieser Abgeordneten erklärte Potthoff in der Sitzung vom 1. Februar: Die Finanzreform von 1909 habe bestimmt, daß bei Einführung der Zuwachsstener der Umsatzstenipel von Hst ans (st Prozent ermäßigt werden soll, das jetzige Gesetz aber behalte diese zwei Drittel bis zum l. Juli 1914 bei; der Staatssekretär habe zwar diesen gesetzlich vorge sehenen Abban des Umsatzstempels zugestimmt, aber die fortschrittliche» Abgeordneten glaubten nicht daran, das; dies geschahen werde „Wenn diese Sicherheit bestände, wenn wir auf der Linken daran glauben könnten, dann würden sehr viele Herren für das Gesetz stimmen, die jetzt nicht da für stimmen werden, weil wir allerdings den dringenden Wunsch haben, das; der wesentlich schlechtere Umsatzstenipel durch diese Wertzuwachssteuer beseitigt wird. In meinen Augen und in de» Augen verschiedener meiner Freunde ist es dcr allerschwerste Fehler dieses Gesetzes, das; es ent gegen dem Gesetze von >908 nun noch den Umsatzstenipel neben der Zuwachsstener beibehalten will." Im Jahre 1911 würden sicher Verhältnisse eintreten, welche nötigten, das zweite Drittel des Umsatzstempels weiter bestehen zu lassen. Dagegen konnten sie nicht für das Gesetz stimmen. Das war wieder die fortschrittliche Logik: weil vielleicht das zweite Drittel des Umsatzstempels trotz der klaren Bestim mung des Gesetzes nach dem 1. Juli 1914 weiter bestehen muß (was aber sehr unwahrscheinlich ist), stimmen diese fortschrittlichen Abgeordneten gegen diese Zuwachsstener und machen es damit, soweit an ihnen gelegen, ganz rinmöglich, den Umsatzstenipel ganz oder teilweise zu beseitigen, weil sie das (Held hierzu verweigern. Ein Teil der Fortschritts partei, ebenfalls unter Führung Potthosfs, wollte dem Bnn- desrate auch das Recht nehmen 00), die Steuer sofort aus Rechtsvorgänge auszndehnen, die zur Umgehung des Ge setzes nusgeheckt werden. Auch das geschah in der Sitzung voni 1. Februar. Hätten die Herren ihren Willen durchge setzt. so wäre cs den Terrainspekulanteil und ihren Helfer» freigestanden, immer neue NechtSformen zu erfinden und zu entzieheii. Die freisinnige Volkspartei hat auch bei die ser Gelegenheit ihre vollständige doktrinäre Unfähigkeit gezeigt. Eine gesunde Steuerpolitik zu machen, das war ja die Hauptursache, an der Bülow mit seinem Blocke geschei tert ist. „Tcrnbnrg aus dcr Mensur", verkündet sein Leibblatt, das im volkswirtschaftlichen Teile gegen die groß kapitalistischen Ideen Dernburgs vorgeht und zwar sehr- scharf, im politischen Heil aber diese verteidigt. Dernburg mag auf der Mensur stehe» bleiben, er findet keinen Partner und kann nur die Nolle des Don Quichotte spielen. Komisch aber klingt folgender Erguß des „Bert. Tagebl.": „Geht man den Dernbnrgschen Darlegungen aus den Grund, dann findet man, daß er aus der Stickluft der Bnreaukratie heraiisstrcbt. Heraus in die freie» Lüste eines großen, die Welt umspannenden Kulturlebens, in dem sich wohl das nationale Interesse behauptet, aber doch zugleich in die Ge- samtinteressen der Kulturwelt einordnet. Das ist es ja. was Dernburg immer wieder als eigentliches Objekt seiner niit so großer Schneidigkeit gerittenen Attacke» hervorhebt, die kleinlichen, persönlichen, politischen und konfessionellen Interessen, die allmächtige Polizeigewalt, die maßgebende bureaukratische Stelle. Er hat gewiß nur allzuviel Ge legenheit gehabt, als Staatssekretär des Reichskolonial amtes diese» auf jeder freien Initiative lastenden bureau- kratischen Druck dieses Ueberwiegen des Polizeigeistes kennen zu lernen." - Großartig! Nur lachen darüber alle Hühner in Berlin, denn Dernburg war der größte Bnreau- krat,/der je im Neichskolonialaint saß: darüber herrscht im ganzen Reichstage keine Differenz mehr. — Eine zeitgemäße Erinnerung. Die Sozialdemokra ten agitieren mit Hochdruck bereits für die kommenden Wah len. Mit Lüge», Verdächtigungen und Verleumdungen im Kampfe mit den Gegnern wird nicht gespart und besonders die rechtsstehenden Parteien sind solchen Angriffen ausge setzt. Damit nun nicht geglaubt wird, daß die Sozialdemo kraten nur irrtümlich eine Verleumdung des Gegners be gehen. erinnern »vir daran, daß das Zentralorgan der reichsdeutschen Sozialdeniokratie, der „Vorwärts", in seiner Nummer >80/187 vom Jahre 1905 folgendes schrieb: „Von dem Gegner weiß man, daß er nicht zu überzeu gen ist und in der Polemik mit ihm sind deshalb alle Mittel eines energischen und rücksichtslosen geistigen Kampfes ge stattet. Verleumdungen, leichtfertige Behauptungen, un wahre Tatsachen, um den Gegner herabzusetzcn, sind nicht sittlich verwerfli ch." Bei solchen moralischen Grundsätzen wird man es be greiflich finden, wenn die Sozialdemokraten vor keiner Lüge und Verleumdung zurückschrecken werden, wenn diese nur ihren Gegner schaden. Unsere Gesinnungsgenossen werden daher gut tun, für die Bekanntmachung obigen Zitates zu sorgen. — Das gescheiterte Wahlkomprvmiß. Kaum ist es drei Wochen her, daß die Kandidaten der Freisinnigen bei den NeichsratScrsatzwahlen in Böhmen sich nur mit der opfer freudigsten Wahlhilfe gegen den Sozialdemokraten behaup ten konnten. Das Wahlkompromiß zwischen den Christlich- sozialen und den Deutschfreisinnigen wäre im eminentesten Interesse des Bürgertums und der deutschen Idee gelegen gewesen, da jeder Verlust an die Sozialdemokraten, deren deutsche Fraktionsmitglieder im Gegensätze zu ihren natio nal-chauvinistischen tschechischen Kollegen starre Kosmopo liten sind, eine nationale Einbuße für die Deutschösterreicher bedeutet. Auf jeden Fall wäre auch dieses Kompromiß eine politische «tipulutio laoniua geworden, da den Löwen anteil seiner Früchte die Teutschfreisinnigen davongetragen hätten. Tie Ehristlichsozialen hätten durch das Kompromiß einen Gelvinn von höchstens acht Mandaten erzielt, während die Teutschfreisinnigen bei den ersten allgemeinen Wahlen im Jahre 1907 von ihren 78 Mandaten nicht weniger als Os in der Stichwahl erkämpfen mußte», und alle ihre Füh rer von Bedeutung nur mit christlichsozialer Wahlhilfe gegen die rote Hochflut aufkommen konnten. Daß die Deutschfreisinnigen das Kompromiß mit den Christlich sozialen trotzdem ablehnten, belveist somit, wie traurig und zielverloren ihre Politik bereits geworden ist. Die Moti vierung ihrer Haltung läßt in allem und jedem den korrum pierten Einfluß der Wiener Judenpresse erkennen, die ihre sozialdemokratischen Freunde nicht in Not geraten lassen wollte. Die alten politischen Schlagwörtcr gegen den „Kle- rikalismus" werden wieder mobil; und immer mehr sinkt der „Deutsche Nationalverband" zum parlamentarischen Erekutionsorgane der Börsenpresse herab. rtiom. Ter Vatikan und die Türkei. Seit einiger Zeit kur sieren in der Presse Gerüchte von der angeblich beabsichtigten Errichtung einer päpstlichen Nunziatur in Konstantinopel, wodurch die fremden Protektorate über die katholischen Mis sionen des Orients in Wegfall kämen. Tie jüngste Reise des Bischofs von Skutari nach Rom und Wien wird damit in Verbindung gebracht. Es wird an jene Gerüchte die Ver mutung geknüpft, der Papst »volle den Einfluß, den beson ders Frankreich und Deutschland durch das Protektorat iider die Missionen im Orient ansüben, diesen Mächten entziehen und durch die Nunziatur an sich bringen. Das ganze Gerede geht von den Jungtürken aus und entbehrt jeder tatsächlichen Grundlage. Verhandlungen über Aufhebung des Protekto- intes durch Errichtung einer päpstlichen Nunziatur in Kon stantinopel haben nicht stattgefunden und der Heilige Stuhl hat nichts gegen die fremden Protektorate getan. — Das Ncvolpernttcntnt in der Petcrskirche. Der Maurer Desanti, der in der Peterskirche auf eine Gruppe Priester schoß, aber einen Beamten verletzte, erklärte, er habe Pins X. töten wollen, jedoch keine Möglichkeit gefun den, bis zum Papste zu gelangen. Als Motiv seiner Tat gibt er seinen Haß gegen die Kirche und besonders gegen die Priester an. Dieser Haß sei in ihm namentlich durch die Lektüre des „Asino" genährt worden, des schmutzigsten anti klerikale» Schnndblattes der Welt. Dcr „Asino" bringt täglich neue Verleumdungen gegen Priester, Klöster, Bi schöfe, Kardinäle und den Papst und illustriert diese Ver leumdungen durch abscheuliche Bilder. Aus dem „Asino" stammen übrigens viele der antiklerikalen Skandalgeschich ten einer gewisse» deutschen und österreichischen Sensations presse. Als Grund für seinen Priestcrhaß erzählte Desanti auch eine Geschichte, die er mit seiner Heirat in Zusammen hang bringt und in der ein Pfarrer eine Rolle gespielt haben soll. Das nichts weniger als klerikale „Giornale d'Jtalia" ist dieser Geschichte nachgegangen und hat sie als Erfindung entlarvt. Mit der Heirat Desantis hatten dessen Onkel und Tante insofern zu tun, als sie die Heirat verhindern woll ten. Aus Rache tötete er beide und hat »vegen dieses Dop pelmordes bereits 20 Jahre im Zuchthause zugebracht. Frankreich. Zum Aufruhr der Winzer. Ter Schaden, der im Laufe des Donnerstag angerichtet worden ist, beläuft sich auf mindestens 10 bis 12 Millionen Frank. Die Lage ist eine sehr ernste und cs gewinnt den Anschein, daß selbst die bis jetzt im Weingebiete zusamniengezogenen 16.000 Mann Truppen ohne weitere Verstärkungen nicht in der Lage sein »verden, die Ordnung wiederherzustellen. Die Winzer plünderten einen Weinkeller in Vinay. Die Truppen innßten, bevor sie die Demonstranten vertreiben konnten, eine Barrikade zerstören. Die in Brand gesteckten Häuser brannten vollkommen nieder. Die Straßen von Ay fließen von Wein über. Um 10 Uhr vormittags erhielten die Be hörden die Nachricht, daß mehrere Tausend Winzer nach Reims marschierten. Dem Militär gelang es, sie zu zer streuen. llm (st5 Uhr wurde in Epernay der Haupträdels führer, ein gewisser Moreau, festgenommen. Er sollte nach Reims gebracht »verden, das Militär mußte aber erst mit gefälltem Bajonett Vorgehen, ehe es gelang. In der Nacht gewahrte man von Epernay aus in jener Himmclsrichtnng, »vo das schöne Schloß des Grafen v. Montebello liegt, einen mächtigen Feuerschein am Himmel. Unbestätigten Nach richten zufolge sollen Hunderte von Winzern in das Schloß eingedrungen sein und cs in Brand gesteckt haben. Die Winzer verbarrikadierten das Dorf Venteuil. Die Truppen haben es ohne Blutvergießen besetzt. Die Zahl der vor gestern in Ay zerbrcchenen Flaschen »nit Champagnerwein wird auf mehr als st Millionen geschätzt. Die Winzer, die am 13. d. M. einen Weinkeller in Vinay zerstörten, haben dabei 500 Stück Fässer Wein zertrümmert. Die Winzer haben eine Resolution angenommen: „Die im Saale der Mairie von Mareuil versammelten Winzer protestieien energisch gegen jede Abänderung des Champagnerbezirkes, da sie der Ansicht sind, daß nur Betrügern eine solche Ab- änderung zugute kommen würde. Diese Betrüger sind es, die im Departement Aube die Bewegung künstlich erregt haben. Wir werden im Notfälle unsere Pflicht als Männer tun, die in tiefster Seele gekränkt sind und wir werden vor keinem Mittel zurückschrecken." — In Bar sur Aube ver suchten am 14. d. M. abends Demonstranten vor die Unterpräfektur zu gelangen und bewarfen die Truppen mit Steinen, wurden jedoch von diesen zurückgetrieben. Ein Kommissar und mehrere Offiziere wurden verletzt. — Die parlamentarischen Vertreter des Marnedepartements haben an den Winzerverband in Epernay ein Telegramm ge richtet, in dem sie ihn beschwören, gegen alle Gewalttätig keiten Einspruch zu erheben und die Winzer daran zu er innern, daß der Erfolg jeder gerechten Sache auf der Achtung vor den Gesehen beruhe. — In der Äainmerdebatte über die Interpellation be treffend die Wiedereinstellung der entlassenen Eisenbahn angestellten wurde von mehreren sozialistischen Rednern verlangt, die Regierung müsse auf die Eisenbahngesell schaften einen Druck ausübcn, damit diese die entlassenen Eisenbahner, die der Sabotage nicht schuldig seien, wieder einstellen. Der Ministerpräsident Monis tadelte das Ver halten der Gesellschaften, führte aber aus, die Negierung könne die Gesellschaften nicht zwingen, dein Beispiel der Staatsbahnen zu folgen, werde aber, falls die Verhand lungen ergebnislos verlaufen würden, von der Kammer ge eignete Handhaben fordern. Dänemark. — Die Ucbersüllung dcr Gefängnisse und Zuchthäuser wird in Dänemark als eine immer ernstere Kalamität emp funden. Wie unerträglich der jetzige Zustand ist, geht u. a. daraus hervor, das; man vor kurzem in einem Kopenhagens»: Gefängnisse eine Zelle, die für drei Mann berechnet war, mit 14 Mann belegen mußte; der Platzmangel ist so groß geworden, daß viele Verurteilte monatelang, nachdem ihr Urteil rechtskräftig gelvorden ist, »veiter im Untersuchungs gefängnisse behalten »verden müssen, »veil in den Strafan stalten „alles besetzt" ist. Die Einrichtung einer neuen gro ßen Strafanstalt bei Nyborg (auf der Insel Fünen) ist ge plant, aber bis zur Fertigstellung dieser neuen Strafanstalt vergeht selbstredend eine nicht ganz unerhebliche Zeit. Wie jetzt bestimmt verlautet, will die dänische Justizverwaltung in der nächsten Zukunft eine Entlassung von etwa 100 Zucht häuslern aus dem Zuchthause zu Horsens vornehmen. Es sollen etwa 100 derjenigen Insassen des Zuchthauses ausge sucht »verden, deren Strafzeit so wie so in nicht allzu langer Zeit vorbei sein würde, und deren Führung im Zuchthause eine gute gewesen ist. Man sicht natürlich diesem Schritte mit einigein Bangen entgegen; es ist in der Tat kein ange nehmes Gefühl, zu wissen, daß sich an einem bestimmten Tage das Tor des Horsener Zuchthauses für 100 Insassen öffnet, die ihre Strafe eigentlich noch nicht verbüßt haben, und die sich vorzeitig über das ganze Land zerstreuen werden. D«rre» — Nach Depesche» des Oberbefehlshabers der Division von Skutari ist die Verbindung von Skutari nach Castradi. Helm und Tuzi ebenso wie die Befestigung von Sipoanik wiederhergestellt. Bei dem Kampfe am 12. April sind ein Hauptmann und 21 Soldaten getötet sowie 2 Leutnants und 18 Soldaten verwundet worden. Portugal. — Trennung zwischen Kirche und Staat. Die Meldung, daß Kardinal Merry bel Val den portugiesischen Bischöfen geraten habe, die Trennung zwischen Kirche, und Staat in Portugal zu akzeptieren, ist. wie der Osservatore Romano erfährt, aus der Luft gegriffen. Marokko. — Zur Lage. In Tanger sind nunmehr Nachrichten eingetroffen, welche am 8. April aus Fes abgeschickt wur den. Aus ihnen geht hervor, daß die Lage sich dort nicht gebessert hat und daß sie noch immer als ernst bezeichnet »verden muß. Die Rebellen erhielten weitere Verstärkungen. Die Garnison von Fes hat nur noch »venig Munition und es wurde daher der Versuch geinacht, Munition von Alcassar herbeizuschaffen: dort befindet sich eine mit Munition be ladene Karawane, welche jedoch »vegen der Revolution noch nicht nach Fes gelangen konnte. In einein Postskript»»»»» dieses Briefes, der am 8. April morgens geschrieben wurde, heißt es, daß stündlich »veitere Angriffe auf die Hauptstadt erwartet »verden. Abessinien. — Der Tod de» Ra« Taffama wird, wie au« Addis gemeldet wird, nicht mehr verheimlicht. Es herrscht die irößte Ruhe. Die Stadt trauert in würdiger Haltung. Am Freitag fand eine Trauerseier statt. Di« Europäer sandten Beileidsbezeugungen. Chin«. — Die Hungersnot nimmt ständig zu. In der Provinz Kiansu nähren sich die Menschen von Baumrinde und Wurzeln. Die Schrecken deS Hungers verblassen vor den Schrecken des Krieges und der Pest. Die Sterblichkeit nimmt in grauenerregender Weise zu. Die Bevölkerung flüchtet nach anberen Provinzen. ES bilden sich Räuber banden, die von der Regierung mit grausamer Härte ver- folgt werden. So ließ der Gouverneur von Solsch 200 a'stingene Räuber lebendig verbrennen. Trotz aller Grau samkeiten mehren sich die Verbrechen von Tag zu Lag, iveil die Not zu groß ist. Frauen und Kinder werden für einen Laib Brot verkauft. Allein die Sklavenhändler wollen selbst diesen niedrigen Preis nicht mehr zahlen. Aus Stadt und Land Deeoden den 15 «pr» 1»»1. —* Se. Majestät der KS«ig wohnte am Karfreitag in der katholischen Hofkirche mit den Königlichen Prinzen und Prinzessinnen, sowie Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde dem Gottesdienste bot und nahm an der Prozession teil. Heute abend wird der Monarch mit den höchsten Herrschaften ebenfalls an der Auferstehung?- feter und Prozession tetlnehmen.