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Sonntag oen 24. September 1922 Nr. 21V. Seite 2 Hilfsaktion für die Gemeinden Das immer bedrohlichere Anwachsen des Notstandes der Gemeinden bat dem Reichöminister der Finanzen zu einer Hilfs aktion veranlaßt. Das Veranlagungssoll der Einkommensteuer für 1921 beträgt rund 28 Milliarden. Da dieser Betrag aber erst zum Teil -iiigegange» und an die Länder und Gemeinden auSge- schüttet ist, so sind die Oberfinanzkassen der Landessinanzämter telegraphisch angewiesen worden, die Halste des gesamten Ver anlagungssolls für >921, ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Ein zahlungen, den einzelne» Landesregierungen nach Niaßgabe ihrer Beteiligung als Vorschuß für die Gemeinden zu überweisen. Die pcberweisnng hat bereits stattgefunden. Die laufenden lieber» iveisungen aus den weiterhin aufkonimenden Reichssteuern gehen daneben unverkürzt weiter. Die Arbeitsgemeinschaft der Mitte Ist wie erinnerlich, seit einiger Zeit Gegenstand lebhafter Ausein andersetzungen, die innerhalb der Demokratischen Bolkspartei statt gesunden haben. In dieser» Zusammenhang ist von Interesse die Stellungnahme, die der demokratische Reichstagsavgeordnete Schisser in einer Rede in Wernigerode zur Frage der Arbeitsge- Neinschait eingenommen hat. Herr Schisser nimmt Stellung gegen die vielsachcn Unterstellungen, die man gegenüber der Arbeits- gemeinscha't gemacht hat. Es ist durchaus richtig, wenn Herr Schisser feststcllt, daß sich die Arbeitsgemeinschaft durchaus nicht gegen die Sozialdemokratie richtet. Herr Schiffer hat u. a. aus geführt: „Grundbedingung müsste ein klares einwandsreies Be kenntnis der Volkspartei zur Republik sein. Das hat sie abge legt. Es ist eine Verleumdung, in der Arbeitsgemeinschaft einen beginnenden Bürgerblock zu sehen. Die deutschdemokratiiche Partei Ist sich ihrer Ausgabe der Ueberbrückuug der Kluft zwischen Bürgertum und Arbeiterschaft nach wie vor voll bewußt und wird diese Ausgabe auch im Nahmen der Arbeitsgemeinschaft Poll erfüllen. Gemeinsam mit den vereinigten Sozialdemokraten must die Arbeitsgemeinschaft eine verbreiterte Basis für die Verfassung sei». Diese beiden Gruppen müssen eng zusammen- ftehen, eine gemeinsame Front bilden zur Bekämpfung des Elends innen und außen. Das Zusammengehen der deutschdcmokratischen Partei i» der Arbeitsgemeinschaft mit der Volkspartei wird die Grenzen zwischen diese» Parteien nicht verwischen. So wenig wie die dcutschdemokratische Partei ihre Grenze zur mehrheits sozialistische» Partei immer ausrecht erhalten wird". Was Herr Schisser hier von der Demokratischen Partei gesagt hat, gilt selbstverständlich im vollsten Umfange auch vom Zentrum und oon den übrigen bürgerlichen Parteien, die sich zu der Arbeits gemeinschaft zusammenzuschlicsten entschlossen haben. Beschleunigte Auszahlung der Nachzahlungen an Beamte Um die Beamten möglichst schnell t» den Besitz der ihnen bewilligten erhöhte» Bezüge kommen zu lassen, ist angeordnet worden, dast in Zukunft die Auszahlung bei Einigung der Re- gierung mit den Beamtenverbänden schon so vorbereitet werden soll, dast sie »ach Genehmigung durch den Neichsrat sofort ausge führt werden kan». Die Auszahlung hat auf sogenannte Kreis telegramme zu erfolgen, durch die alle Behörden gleichzeitig oon den zu ersolgeudeu Auszahlungen Nachricht erhalte». Gemeinde und Wohlfahrtspflege Auf der letzte» Hauptversammlung der Kommunalpolitischcn Vereinigung hat der preußische Wohlsahrtsminister Hirtsicfcr einen vielbeachteten Vortrag über die Aufgaben der Gemeindeu auf dem Gebiete der Wohlfahrtspflege gehalten. Der Vortrag behandelte vor allem die den Gemeinde» durch die neue GAetzgebung er« ckvachseiidei, Ausgabe». Ter Wortlaut wird »immehr in Nr. 18 der Kommunalpolitische» Blätter (Köln, Nrsulagarleustraste 19) o.bgedruckt, die zum Preise von 10 Mark durch Einzahlung auf das Postscheckkonto Köln Nr. 53033 bezogen werden kann. Die Linderung der Kleinrentnernot Ter preußische Minister für Bolkswohlfahrt bemerkt in einem Erlaß, daß man schon wiederholt geprüft habe, ob eine Preisbevorzugung der Kleinrentner bei der Belieferung mit Haus brandkohle möglich sei. Bei der Notwendigkeit, die Zwangs wirtschaft /b ei'zubehalte», könne man die Kontrolle der Kohlen wirtschaft zur Erzielung der niederen Hausbraudpreise nicht da durch völlig unwirtschaftlich mache», dast ei» weiterer neu zu schassender Beamtenapparat darüber wachen müsse, dast die ver billigte Hausbrandkohle auch den Kleinrentnern zugute komme. Eine.Differenzierung der Kohlenpreise verbietet sich auch schon darum, weil die Entente auf Grund des Friedensvertrages die niederen Preise für die Reparationskohlenlieferungen beanspruchen wurde. Am Schluß des Erlasses betont der Minister die Not wendigkeit, unter diesen Umständen die offenbar dringliche Unter stützung der Kleinrentner bei der Beschaffung von Heizstoffen für den Winter im wesentlichen durch beschleunigte Auszahlung der Reichszuschüsse zur Unterstützung notleidender Kleinrentner weiter zu fördern. Die Finanzierung -es Wohnungsbaues Der vom Wohuungsausschust des Reichstags eingesetzte Unter ausschuß hat seine Beratungen abgeschlossen. Dazu waren außer den beteiligten Dienststellen Sachverständige aus den in Betracht kommenden Kreisen des Wohnungswesens und der Baustofswirt- schast herangezogeu worden. Der Unterausschuß hat sich dahin entschieden, daß an der Finanzierung des Wohnungsbaues in der bisherigen Weise grundsätzlich sestzuhalten und hierzu die Wohmingsabgabe als hauptsächlichste Kapitalsqnelle weiter auSzu- bauen sei, unter möglichster Wahrung der sozialen Gesichtspunkte. Die Mehrheit der Ausschustmitglieder war der Ansicht, dast die bisherige Bewirtschaftungsform des Wohnungswesens beibehalten werden müsse. Das Ergebnis der Beratungen des Unteraus schusses soll zunächst dem Wohuungsausschust des Reichstags vor- gelcgt werden, der darüber Beschluß fassen wird, welche Maß nahmen dem Reichstage zur Durchführung empfohlen werden können. Verschärfte Einfuhrbeschränkungen von Luxuswaren Mit Rücksicht auf unsere Valuta hatten wir wiederholt daraus hiugewieseu, dast es unbedingt notwendig sei, für eine Reihe von Luxuswaren verschärfte Einfuhrbeschränkungen, ja ein gänz liches Einfuhrverbot zu erlassen. Diese Luxuswaren dienen nur dazu, den ausländischen Markt mit Papiermark zu überschwemmen und dadurch ein weiteres Fallen der deutschen Mark zu begünstigen. Deutschland must im Interesse seiner Valuta bestrebt sein, möglichst wenig und nur das Notwendigste einzufuhren und durch eine erhöhte Ausfuhr seine Mark zu balancieren und ihr höhere Kaufkraft zu geben. Es ist daher nur zu begrüßen, wenn die Maßnahmen von der Negierung nunmehr festere Form annehmeu.. Dem Neichsrat ist der Entwurf einer Verordnung über Zoll erhöhungen zugegangen, durch die eine weitere Einschränkung der Einfuhr von entbehrlichen Luxuswaren herbeigeführt werden soll. Für eine Reihe Wareugattungen sollen die Zollsätze um 50 Prozent erhöht werden, so für wohlriechende Wasser, Puder, Schminken usw., Gespinstwaren aller Art, die ganz oder teil weise aus Seide sind, F-ustbodeuteppiche, dichte Gewebe für Möbel und Zimmerausstattungen, Samt und Plüsch, sowie samt- und plüschartige Gewebe, Spitzen und Spitzenstosfe, Undichtes Gewebe zu Vorhängen, Stickereien, Kleider, Putzwaren usw., die ganz oder teilweise aus Seide sind, Perückenmacherarbeitcn usw., Schmuck, Federn, Fächer, Pelzwaren, Schläuche und Reifen aus Kautschuk, echte Perlen, Hohlglas, gepreßt, geschliffen, bemalt usw-, Goldwaren, Silbergespinst, Silberwaren. Die deutschen Katholiken in Argentinien und die schwarze Schmach Die rheinischen Katholiken in Argentinien haben an dil deutschen Bischöfe folgenden offenen Brief gerichtet: „Hochwürdigste HerrenI Bis ins tiefste Innere erschüttert lesen wir deutsche Katholiken Argentiniens die Nachrichten über das Verhalte» der Schivarzen und anderer farbiger Elemente der französischen Besahungstruppen am Rhein. Unser schönes Rheinland, einst unser Stolz und unsere Freude, heute ernied rigt und geschändet durch unzivilisierte fremde Nassen! Wir fühlen die Schmach, die damit unserer Heimat angetan wird, wir empfinden den Schmerz über die vielen Schandtaten der farbigen Besatzung an unseren deutschen Brüdern und Schwestern gleich als wenn sie uns zugefügt wären. Und mit uns vereinigen sich in gleicher tiefer Trauer und in gleichem bitteren Schmerz über Schande und Schmach unseres Rheinlandcs tausende von unse- ren Brüdern und Schwester »hier im Lande. Wir alle wenden uns voll Verzweiflung gemeinsam an d>'e bauschen Bischöfe und bitten sie um ihre machtvolle und gütige Vermittli.'Ng. Ein Appell des deutschen Episkopats an Bischöfe, Priestcr und Gläubige des Erdkreises würde der ganzen Welt die Versündigung zum Bewußtsein bringen, die Frankreich an der weißen Bevölkerung und vor allem an den weißen Frauen in un serem Rheinlands begeht. > Besonders in allen Ländern des katholischen lateinische» Amerika würde ein solcher Appell ein lautes und vernehmbares Echo wecken. Alle Deutschen im Auslande, gleichviel ob Katho liken oder Andersgläubige, haben den brennenden Wunsch, mit allen ihren Kräften mitzuhelfen, damit die Bemühungen des deutschen Episkopates zur Erreichung eines so hohen, rein mensch lichen Zieles von Erfolg gekrönt sein werden. Wir vertrauen fest darauf, daß das hochwürdigste Episkopat gern bereit sein wird, diese unsere Klage auch an höchster kirch licher Stelle vorzutragen, nachdem die Geschehnisse, auf die sich unsere Klage bezieht, vor aller Welt offenbar geworden und durch Zangen und aktenmäßige Belege in Hunderten von Fällen ge nügend festgcstellt sind. Mit dem Ausdruck größter und ehrerbietigster Hochachtung." Sven Hedin auf der Leipziger Iahrhunderttagung Leipzig. Auf der Iahrhunderttagung Deutscher Naturfor scher und Aerzte hielt Sven Hedin einen Lichtbildervortrag über das Hochland von Tibet und seine Bewohner. Der weite Kuppel bau der Alberthalle war bis auf den letzten Platz gestillt, so daß die Zugänge polizeilich gesperrt werden mußten. Sven Hedin, wie der Vorsitzende sagte, allezeit ein großer Erforscher der Erde, während des Krieges aber ein großer Freund unseres Volkes, wurde von stürmischem, langanhaltenden Beifall begrüßt. Au Hand zahlreicher Lichtbilder gab er einen allgemeinen Ueberblick über den phhsiognomischen und orographischen Bau Tibets und ging namentlich auf die hydrographischen Verhältnisse dieses ab flußlosen Hochlandes, das mit 718 000 Quadratkilometern ringe- führ ein Gebiet von der Größe Schwedens und Norwegens ein nimmt, ausführlich ei». Er führte aus. Laß diese Verhältnisse im engsten Zusammenhang mit den Klimaschwankungen stehen. Nach Verlesung einiger inzwischen eingegangener Glückwüuiche, u. a. aus Kowno, Riga, Helsingfors, Dorpat, Amsterdam und Brooklyn, schloß der zweite Geschäftsführer Professor Dr. Wie ner-Leipzig, mit Worten des Dankes die Sitzung. Vor allem dankte er der sächsischen Negierung für ihre lebhafte Anteilnahme an dem Kongreß, die als ein Zeichen dafür aufzufassen sei. daß die Handarbeiter den Geistesarbeitern die Hand gereicht haben. Die große Hoffnung Qriginalroman von Erich Ebenste!» Urheberrecht durch Greiner u. Comp., Berlin W. 80 (32. Fortsetzung.) Eilig schritt sie heim. Ferdinand, dem ihr seltsames Ge baren keine Ruhe gelassen, war noch auf und saß lesend im Wohnzimmer. „Was liest du denn da, Ferdinand?" fragte Frau Gers- vorfcr, ablegend, indem sie einen Blick auf das zugeklappte Buch warf. „Einen Roman." „Hin. — Und das interessiert dich?" Die kühlen blauvir Augen Frau Gersdorscrs sahen ihn plötzlich neugierig an. „Du ... sag mal, Ferdinand . . hast du schon einmal geliebt? Ich meine, so richtig geliebt, daß du alle Vernunft darüber ver gessen hast?" Ferdinand war so verblüfft über die seltsame Frage gerade aus diese», Mund, de» er nie über anders als materielle Dinge halte spreche» höre», daß er zu anlworten vergaß. Tann überzog dunkle Glut sein unschönes blasses Gesicht. „Frau Gersdorfcr. . .1!" „Nun, ich bin doch so eine Art zweite Mutter für dich ge wesen, Ferdinand! Mir kannst du es doch sagen . . . also ant- inorle. .Hast du schon Liebe cmpsundcn?" „Fa," kam es leise zurück. „Und sic? Liebte sie dich auch?" „Nein. Niemals." „Sagtest dn es ihr denn nicht?" „Nein. Es wäre zwecklos gewesen, denn ihr Herz hätte sich mir nie ziigcwandt und später liebte sie einen anderen." „Dann warst du wohl sehr unglücklich?" „Nein, denn ich empfand ihr Glück mit ihr." „So selbstlos bist du?" „Fch glaube, Frau Gersdorfcr, wenn man jeinand so recht von Herzen und mit ganzer Seele lieb hat. dann kann mnn gar nicht an sich selbst denken, dabei nur an den, den nian liebt! Eclbjlsüchlig ist mir Verliebtheit, nicht Liebe." Fra» Gcrsdorser blickte nachdenklich in sein breniiciideS Gesiebt. Dann schüttelte sie den Kops. „Fch halte nie so lieben können!" ..Wer weiß? Vielleicht haben Sies nur nie versucht?" „N-in. Solche Liebe ist blttid. Und blinde Liebe ist. . . Atseiittelic!" ..Verzeihen Sie, Fra i GerSsorfer, daß icki Ihne» wider, spreche. Wahre Liebe ist i-'cht vlin'u sondern hellsichtig. Sa hell sichtig, daß man Dinge ncist und 1,'gr'itt, die einem sonst fern liege». Und dann liebt man eben ill> S an der g-u-'bie r Person: Fehler, die sie har. Schmerz, de» jir bereitet, (cstsl Unglück, Schmack, und Erniedrigung, das sie vielleicht über einen bringt." ..Auch Enttäuschungen?" „Auch die. Denn man beareis!, wo man liebt, »nd wenn inan erst etwas begriffen hat, ist cs keine Enttäusch» ig mchc Sehe» Sie, ich habe z. B. gleich begriffen, daß mein Fden eine» andere» als mich lieben wird. Und als es dann lam, bereitete es mir keine Entiniischung mehr." Frau Gersdorfcr betrachtete ihn eine Weile schwebend uns nachdenklich. Sie erriet plötzlich, daß cs Annchen war, an ine bei all dem dacklle . . . Annchen. die einen »«deren nahm und nie a» ihn gedacht halte und deren Glück er selbstlos miteinpfand, obwohl cS eigentlich z»»i Räuber an ihm geworden war. Seltsgm . . . seltsam . . ., daß er das konnteII Sie wandte sich rasch ab. ..Wir wolle» schlafen gehen. Gute Nicht, Ferdinand." Am anderen Vormittag stand Fra» Gcrsdorser vor dem Bnraeriiicister und kämpfte um das-, was sie ihr „Recht" nannte. Der Lagerplatz war ihnen seinerzeit freiwillig vom früheren Bürgermeister angctragen worden, der Stadtrat selbst hatte darüber beschlossen. Es halte geheißen: „So lange Gcrsdorser ihn benötige." Nun hieß es plötzlich: „In vier Wochen räumen." Wie man sich das eigentlich denke? Wie sie dazu käme, sich ruiniere» zu lassen? Sie sprach kühl und logisch, mit den, klaren Verstand, der ihr eigen war, ihre Sache verfechtend. Die unklaren Gefühls- schwankungen des vergangenen Abends waren längst verflogen. Ter Bürgermeister hörte ihr mit halbgeschlossenen Augen und einer Miene, die zwischen Ungeduld und Gclangweiltheit schwankte, zu. Man brauchte kein großer Menschenkenner zu 8vnnsstenä üsn 30. Lsptsmbsr srsvlismt in Ullssrsm Vsrls^s 3>s fostroitung für ösn 4. 8äoli8i8l:lisn Katliolikonlsg in Okvmnitr. FVsrtvoIls Lsitrsgs su3 äsr st'säsr stoestsrißMsstsnsr stlsrmsr Ssstsa äsr I'sst- svstrikt: oinsu Instslt, äsr ün li-sstmsii sinsr L/S8ostmsost- voilon suOsrsn ^.usgtLtlunA «ins äsuvrnOs LrinnvrunZ an Fis stoeststsOsiitssmo IsgrmA bilävn vir6. Ois I'sst- sestrikt virä von Lonng-bsnä sst in Ostomnr^ü Lu vr- stsltsn snin. LIIs (jivjsnistvn, öio sn öor Isgung niokt psr8önliok loilnvkmon können, rvsrston 8ostoa jot/,1: Avboton, Ls3to11ull2on Iiisrs,uk boi UN8850I' 6s8v!läst8- 8lolis, llrv8l1on-/i. 1k, 1ioIdsin8ti'SÜ6 46, LukiruZoboll. Vsroino rnöASn kür 8Linlno>bs8toIIuvA0n 8or^o trsASv. Osr ?ro>3 8ts1It 8iost pro Lxsmplkll' suk HK. 12.— oin- 8ost1ioüliost 2u3to1IuvA8k08ton. Oor Lstrs.a kann suest suk UN80V k'o8t8okovkkonlo llrv8l>on 14797 singossstlt voräon. Vsrlsg öor 8So!i8i8vIion Volk8roilung. sein, um ihm von, Gesicht abznlesen, wie lästig ihm die ganze Unterredung war. Kaum schwieg sie, sagte er aufstehend kurz: „Sie hätten sich den Gang hierher sparen können, Frau Gersdorfcr. Ich habe die Cache beschlossen und es bleibt dabei." „Das heißt — Sie haben beschlossen, mich zu ruinieren!" fuhr sic gereizt ans. „Darauf läuft ja schließlich alles hinaus! Seit mein Mann tot ist, macht man mir überall Schwierigkeiten von seiten der Stadtgemeinde. Anstatt einer Witwe entgcgcn- .zukommc», wie es anderswo geschieht, erschwert man mir be ständig das Leben. Als ob es nicht schon schwer genug für eine alleinstehende Iran ist, ein Geschäft, wie das unsere, gegen die stets wachsende Konkurrenz zu behaupten." „Warum tun Sie es, Frau Gersdorfcr? Sie haben ver heiratete Kinder, bei denen Sie gewiß viel ruhiger und sorgloser leben könnten. Man bat mir gesagt, daß Herr Hcschl jederzeit bereit wäre, Ihr Geschäft zu kaufen und Ihnen wiederholt An träge in diesem Sinne stellte. Weshalb lehnten Sie ab?" „Weil ich nicht verkaufen will! Schlohstädt ist meine Vater stadt. Fch habe ein Recht, hier zu bleiben! Sic aber, Herr Bürgermeister, das merke ich nun wohl, möchten mich zugrunde richten und vertreiben!" „Nein. Ich wünschic nur, Sic dazu zu bewegen, sich ins Privat lebe» zurückzn.ziehen." „Warum?" „Weil mein NcchtSgefühl mir sagt, das; Laute, die au- Habgier und um des eigenen Vorteils willen vor nichts zurück schreckten, nicht in die Öffentlichkeit taugen. Ihr Beispiel kann nur demoralisierend auf andere wirken. Sie wissen so gut rrne ich, daß Ihr Mann mit Hilfe ungetreuer Beamter die Stadt- gemcinde durch Jahre hindurch um viele Tausende betrog und nur der Tod der Gerechtigkeit zuvorkam. Ich halte erwartet, daß Sie danach, wie Frau Merz, Takt genug besäßen, Ihr Geschäft zu verkaufen und freiwillig den Platz zu räumen. Aber Sie haben eine eiserne Stirn, Frau Gcrsdorser! Sie tragen den Kopf unentwegt so hoch, als gehörten Sie noch) immer zu den ersten Bürgern der Stadt, vor deren Redlichkeit jeder den Hut ziehen müßte, ohne zu bedenken, daß eine Schuld darum ans dem Bewußtsein anständig denkender Menschen nicht ausgelöscht ist, weil sie nicht an die große Glocke gehängt wurde! Woher Sie den Mut nahmen, heute zu mir zu kommen, und noch von Rechten zu spreche», die, wie Ihr Gewissen Ihnen doch sagen muß, länzcht verwirkt sind, begreife ich nicht! Ich aber habe Sir rrur darum empfangen, um Ihnen einmal offen zu sagen, was vielleicht schon vor zwei Jahren hätte gesagt werden sollen. Im Anschluß daran füge ich noch hinzu: Ich will Sie weder ver. Nichten noch aus Schlohstädt vertreiben, aber ich würde cs immer- hin als eine Art Sühne des Geschehenen betrachten, wenn dir Name Gersdorfcr nicht mehr als Firma in der Qessenttichkoit prange» würde!" Hart und kalt wie Schwertstreiche fielen die Wort von Dr. Erkings Lippen und jedes davon traf Frau Gersdorfcr mitte» ins zuckende Herz. -- Totenbleich, kaum fähig, sich aus den Beinen zu hatten, stand sie da. Sie hatte sick das Denken abgewöhnt -- die alte Schuld vergessen wollen — sich stets eingcredet, man wisse ntthtS, vermute höchstens, — und nun stand sie plötzlich da wie ein Gespenst von unbarmherzigen Lippen heraufbeschworep riesen groß . . . vernichtend. Taumel,id ging sie heim. Alles ringsum len v-.r ihren Augen zu schwanken. Was nun? Der Gedanke holrte sich ihr förmlich ins Gehirn wie eine spitze Nadel, aber Antwort fand sie keine. Nur daß mm alles aus war, empfand sie dunkel. Das Ge schäft, das ihr Lebensnerv gewesen war, konnte sie nicht halten. DaS Holz am Lagerplatz würde verstchlmdert werden mnj^cü, die Gläubiger über sie herfallen wie Stechfliegen. Nichis würde ihr bleiben. Bettelarm — verlaßen - - nur v»n Mitleid und Schadenfreude geleitet, würde sie dies Hau) verlassen müssen. Und warum dies alles? Ein ganzes Leben rastloser Arbeit, ein schuldbeladenes Gewissen, nutzlos hmnnsgeworfeiie Fauch ade — wofür? Um einem Phantom nackziijagen! Der großen Hoffnung, die sich nie erfüllt hatte. Um Gustl zu ermöglichen, in vor 'ekmie, reiche Kreise hipein. zuheiraten, war sie unablässig bemüht gewesen, ibm Geld zu schaffen. Um seinetwegen hatte sie ihre» Mann, der lange wider strebte. überredet, auch die unlauteren Geschäfte m.» Hobln,zex und Merz einziigehcn. Und dann war alles umsonst gevelenl Sie konnte ihm setzt nicht einmal mehr .-ürn.-.,. Aber eine rasende Sehnsucht »ach ihm, dem Verstoßenen, den sie so lange aus ihrem Herzen und ihren Gedanlm verbannt hatte, sackt, sie plötzlich. Wäre er jetzt hier. Könnte sie 'l»v alles sagen! Er wnßt: st) §ut zu trösten . . . *cs'ul als Knabe cr He i'l'liicr leiser als die anderen zu l„ 'ägen verstand'.!,, wen» irgena clwaS se l-c drückte. Sein hübsches fröhliches Gesicht, semc lacbenlcn A gen wirkten stets wie Sonnenschein. Fortsetzung folgt.