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Sächsische Volkszeitung : 24.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192209246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220924
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-24
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.09.1922
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Sonniag oen Septemver 1922 Nr. 2IV, cseile 3 WWWbWlm. A. We Süll die LW Am vergangenen Montag hielt die Ortsgruppe Dres den der Christlichen Volkspartei im Gesellenhause tzine außerordentliche Hauptversammlung av. Herr Bankbevoll- machtigter Crdtel leitete die Versammlung und übermittelte Grüße des Landesvorsitzenden Studienrat Wels. Im Mittelpunkt des AbenLS stand die Rede des Reichstagsabg. Dr. Hüfle, der über die politische Lage im Reiche sprach. Der uns Dresdnern nicht mehr unbekannte Redner überbrachte zunächst die Grüße des Neichszentrums und besonders seines ersten Vorsitzenden Marx. Ausgehend von der immer »rückender werdenden Wirt, schaftlichen Not kennzeichnete er den Vertrag von Versailles als das Grundübcl. 90 Prozent der deutschen Not sind auf das Konto dieses Vertrages zu segen. Wenn man auf deutschnatio naler Seite heute vom Zusammenbruch der sogenannten Er- sullungspolitik spricht, so ist das glatte Verdrehung. Wir haben niemals Erfüllungs-Politik um der Erfüllungspolitik getrieben. Wir sind in der Reparationssrage gewiß noch nicht über den Berg, aber auf jeden Fall ist abgesehen von Frankreich in der ganzen Welt ei» gewaltiger Umschwung eingetrete». Wenn heute ein gewisses Stadium in der Reparationsfrage eingctrcten sei, wo wir einfach nicht mehr können, so hätte es der Mahnungen der Deutschnationalen keineswegs bedurft. Die Verhandlungen mit Belgien werden sicherlich zu einer Verständigung fuhren und uns eine Atempause bringen, die wir zunächst brauchen. Wenn es nicht gelingt, die Lasten dieses Vertrages aus ein vernünftiges Maß herabzusetzen, dann ist jede'innere Samcrungsmaßnahme umsonst! Unter diesem großen Gesichtswinkel heißt cS Politik zu trei ben. Das Schicksal des deutschen Volkes hängt wirklich nicht von der Lösung der engen Bcrufssragen. ab. Cs darf nicht dahir. kommen, daß der Einzelne sein politisches Glaubensbekenntnis nur von den engsten, egoistischen Berufsfragen abhängig macht, der Landwirt etwa vom Getreideumlagegesetz, der Hausbesitzer vom Neichsmietengesetz u. s. f. Bei so engstirniger Einstellung ist an den erforderlichen Gedanken der Notgemeinschaft über haupt nicht mehr zu denken. Und wenn man gar glaubt, die Politischen Parteien seien überflüssig, könnten durch die Berufs organisationen ersetzt werden, so ist das Klassenkampf im wahr sten Sinn des Wortes. Daß die Gegensätze im Zentrum ziem lich stark sind, b-veist nur, daß es eine rechte Volkspartei ist, in der eben alle Stände vertreten sind. Die wirtschaftlichen Maßnahmen, die das Reich zur Hebung der Not treffen kann, müssen so lange ohne durchgreifenden Er folg bleiben, als wir unter den Vertragsfolgen zu lewen haben; man kann die deutsche Wirtschaft nicht loslösen von der Welt wirtschaft. Von den einzelnen Ständen muß man noch mehr Verständnis verlangen. Die Landwirtschaft, die heute so unzu frieden ist mit der unvermeidbaren Getreideumlage, möge doch nicht vergessen, daß einst die Zentrumspartei durch Fordern»» des Schutzzolles der deutschen Landwirtschaft geholfen habe, und vielleicht kommt auch die Zeit wieder, wo man die Hilfe des Zentrums wieder braucht! Weg vom einseitigen Klassenstand punkt. Der Aufruf der Zcntrumspartei zur Verbreiterung der Parteibusis bringt ja nichts Neues. Zusammenarbeit aller christlichen Elemente im Sinne eines Blockes der Mitte tut heute angesichts der sozialistischen Einigung doppelt not. Sich über die Rcichs-farben oder über das Problem Monarchie oder Republik zu streiten, ist Sonntagsarbeit. Darauf kommt es heute gar nicht an. Redner verurteilte dann noch die niedrige persönliche Polemik deutschnationaler Blätter gegen Herrn Hcßlcin, die einen solchen Tiefstand beweise, daß man eine Widerlegung einfach ab- lehncn muß! Mit der Mahnung, am 5. November der Christlichen Volkspartei und ihrem Spitzenkandidaten Heßlcin zum Siege zu verhelfen, schloß der Redner seine vortrefflichen Ausführungen. Hieran schlossen sich warme AbschicdSworte des Versamm lungsleiters an den nach seinem ncu-m Arbeitsfeld übersiedeln den Herrn Bürgermeister Hetzlein, in denen er zugleich den Tank der Ortsgruppe zum Ausdruck brachte, worauf der Schei dende durch einen wunderbaren Blumenschmuck geehrt, selbst das Wort'nab,n. Er gab zunächst einen kurzen Rückblick auf seine bisberige vierjährige politische Tätigkeit hier in Dresden. Jetzt sei der Ausbau der Pa r t e i ora n i sa t i o n bis zu einem gewissen Ziele durchgeführt und der 6. November wird zeige», ob wir unsere Anhänger restlos erfaßt haben. Der Kampf mutz sich freilich in Sachsen in erster Linie gegen links richten. Von namhaften Politikern ist es betont worden, daß wir auch in Sachsen besser daständcn, wenn wir eine starke Zentrumspartei gehabt hätten. Der Redner wies nochmals auf die Haltung der Rechtsparteien bei der Abstimmung über die christlichen Feiertage hin. Sie haben sich durch ihr damaliges Verhalten mitschuldig gemacht für die jetzigen Erlasse des Kultusministers. Die aus führlichen Darlegungen fanden beifällige Aufnahme. Folgende Entschließung wurde angenommen: „Die am 18. September im Gesellenhause in Dresden ver sammelten ZentrumSanhänger und -anhüngerinnen erheben Ein spruch gegen die Verordnungen des Kultusministeriums vom 12. und 24. August, welche einen Eingriff in die Freiheit der Reli gionsausübung darstellen. Es kann kein Zweifel unterliegen, daß diese Verordnungen in allen Punkten der Reich-Verfassung wider sprechen. Eine nugchoure Erregung hat sich der christlichen Eltern bemächtigt. Die Zentrumsanhängcr und -anhangerinuen ersuchen aufs Nachdrücklichste die deutsche Neichsregicrung, für die Wah rung der Reichsverfassung Sorge zu tragen. Sie benutzten dabei die Gelegenheit, in aller Öffentlichkeit der Zenlrumsfraktion des Reichstages für ihre kluge Politik den Dank der Zentrums wählerschaft zum Ausdrucke zu bringen. Nur auf dem Booen der Reichs-Verfassung können wir auch für unsere kulturellen Güter erfolgreich kämpfen. Die Rechte der christlichen Erzichungs- berecklligten in der Reichsverfassung verankert zu haben, ist das ausschließliche Verdienst der Zeutrumspartei. Mögen alle christ lichen Erziehungsberechtigten dieser Tatsache auch bei der be vorstehenden Landtagswahl für Sachsen eingedenk bleiben. Die Versammelten ZentrumSanhänger und -anhängerinuen richten au die gesamte Zentrum--Wählerschaft den Appell in dieser Zeit ideell und materiell die Partei nach allen Richtungen zu unterstütze»» Dazu gehört auch die Förderung der Zeiilrums- prcsse. Das Parteiorgan, die „Sächsische Volkszeitung", muß unter allen Umständen erhalten bleiben. Zur Arbeit in diesem Sinne fordern die Versammelten nachdrücklich aus." Zum ersten Vorsitzenden der Ortsgruppe wurde durch Zuruf Herr E i se n ba h n o b e r i n sp e k t o r Martin gegen eine Stimme gewählt, der mit kurzen Dankes- worten die Wahl annahin. Anschließend mahnte Herr Domfchke noch zu ernsterem Verständnis für die Nöte unserer Zentrums presse, insbesondere der „Säckstscben Volkszeitung". Eine Teller sammlung ergab die erfreuliche Summe von 2210 M. Die Ver sammlung war auf jeden Fall ein hoffnungsvoller Beginn der Wahlarbeit, die uns neue Erfolge bringen muß! Ein Lichtblick in dunklen Ta§en Dunkel sind unsere Tage in wirtschaftlicher, politischer und religiöser Beziehung. Dabei sind weite Kreise unseres Volkes davon überzeugt, daß letzten Endes alles auf eine religiöse Er neuerung ankommt. Mannigfache Anzeichen sind auch sck>on da für da, daß sich diese religiöse Erneuerung vorbereitet. Am er- froulichsten ist unter diesen wohl die Tatsache, daß die Idee des Laienapostolates immer mehr Anhänger gewinnt, hier und da schon kraftvoll in die Praxis umgesetzt worden ist. Diese Feststellung konnte man machen, wenn man dem Lehrgang für Caritashilfe in der Seelsorge in Essen beiwohnte. Die Verhandlungen ivavpn so bedeutsmn, daß es gerechtfertigt erscheint, eine Anzahl -dort vorgetragencr Gedanken und mitge- teiltcr Erfahrungen hier kurz darzustellen. Die Caritashilfe in der Seelsorge oder, wie man meist sagt» das Laienapostolat, hat eine dreifache Aufgabe. ES soll einmal im Wirken des Alltags, im Wirken von Person zu Person, den Nächsten religiös beeinflussen. Hierzu verpflichtet und berechtigt den..Christc» die Liebe zu Gott und dem Nächsten. Hierzu beruft W 4. «Wen MWenW In WM 1. Es wird nochmals daraus aufmerksam gemacht, daß die Platzkarten nur in der Hauptversammlung am 1. Oktober nachmittags 2 Uhr Gültigkeit haben. Die Plätze in der Be grüßungsfeier, im Pontifikalamte und in allen sonstigen Ver anstaltungen (geschlossenen Mitgliederversammlung, Frauentagung) sind wahlfrei. 2. Erneut sei darauf hingewiese», daß das Pontifikalamt Punkt 9 Uhr beginnen muß. Züge ans der Richtung Dresden, Limbach, Riesa tressen erst einige Minuten vor 9 Uhr ein. Die Besucher aus diesen Richtungen werden dringend gebeten, bereits einen früheren Zug zu benutzen, damit Störungen des Ponti fikalamtes vermieden werden. > Der Presse - Ausschuß. ihn das Sakrament der Firmung. Zn diesem Laienapostolat im engeren Sinne bedarf es keiner weiteren Ermächtigung. An ders ist es bei der sogenannten „Pfarhilfe", der organisier ten Tätigkeit einer Mehrheit von Personen. Hierzu ist weder jeder Christ verpflichtet, noch ohne Zustimmung der Seelsorger berechtigt. Endlich kann man noch nach ordnungsgemäßer Aus bildung als Bernfskraft sich zur Verfügung stellen. Zurzeit be stehen Lehrstütten in Freiburg beim Caritasverband, in Dort mund beim Fürsorgeverein, in München, Essen, Krefeld beim Dritten Orden, sowie beim Weißen Kreuz in Graz und der Jo hanneskongregation in Leutesdorf. Die Mitarbeiter für die verschiedenen Zweige der Pfarr- hilfe sucht man zuerst in den bestehenden Vereinen, ohne aber natürlich andere Personen auszuschließen. Für die Familienfür sorge wird man an die Kreise der Vinzenz- und Elisabethvcreine denken und außerdem zur Haushalts- und Hausstandsfürsorge die Kräfte des Dritten Ordens heranziehen, che dafür ausgebildet sind. Für das Standes- und Berufsapostolat gelten die Mit glieder der Standes- und Berufsvereine als geeignet. Alle ge meinsam sind dazu berufen, an der religiös-sittlichen Hebung des Volkes mitznarbeiten. Im Geiste des Vinzenzvcrcins besucht man Eheloute und Familien, als Elisabeth-Schwester Witwe» und deren Kinder, als Mitglied eines Jungfrauen- oder sonstigen Standesvereins befaßt man sich mit den in der Pfarre wohnen den Standesgenossen, mögen sie innerhalb oder außerhalb des Vereins stehen, sowie mit den Berufsgenossen, mik denen man im täglichen Lchen zusammenkommt, sei es an der Arbeitsstätte oder an Orten des Verkehrs (Dahn, Gasthaus) oder in einer Organi sation. Man besucht die zu- und abziehenden Familien und Ein. zelperso-nen, man bringt ihnen Kirchcnzeitung und ttcbersichtcn über die Veranstaltungen im Gotteshaus und Pereinssaal. Man veranstaltet regelmäßige Nundgänge durch die Pfarre, sieht nach dem Rechten bei allen Familiencreignissen und kommt dann meist nicht mit leeren Händen. In Dortmund z>u>m Beispiel ver breitet man Briefe an Brautleute, Mnttcrbriefe, Schriften zur Taufe, Aussegnung, Erstkommunion, Schulentlassung nsw. Die Arbeiten werden wesentlich unterstützt durch Pfarr- sekretariat und Kartei. In einer Berliner Pfarre von 20 009 Seelen besteht ersteres aus drei Abteilungen mit je einer ha»vt- amtlich angestellten Kraft und verschiedenen Helfer» und Helfe rinnen. Die Kartei ist eine vierfache. Außer der nach Straßen und Person geordneten Hanptkartei bestehen noch Vercinskarteic» zur Uebersicht Wer die Mitglieder eines Vereins und deren außenstehende StandeSgenossen, eine Caritaskartei, in welcher alle IlntcrstützungSfälle vermerkt sind, sowie eine Apostolatskartei, welche in religiös-sittlichen Fragen Auskunft gibt. Daneben ist von großer Bedeutung das Gemeindeblatt, worauf zum Beispiel in Essen besonders große Sorgfalt verwandt wird. Natürlich geht einer gedeihlichen Arbeit auch eine entspre. chende Schulung der Helfer voraus. Die allgemeine Erziehung zur Bereitschaft, apostolisch tätig zu sein, übernehmen vielfach die Gemeinden der Dritten Orden, die Kongregationen oder beson dere religiöse Laicngemeinschaften, die sich neuerdings bemerkbar machen. Die letzteren, nämlich der Apostolische Bund in Kloster Schönstadt bei Vallendar, der Jobanncsbnnd in Leutesdorf, so wie das Weiße Kreuz in Graz dürften noch besondere Bedeutung erlabgen. Sie geben auch Zeitschriften Hera»?. Den Pfarrern selbst, sowie den m der Praxis siebenden Organisationen liegt außerdem die Arbeit ob, die Helfer un mittelbar zu ibrer Tätigkeit anzuleiten und zu schulen. Hierzu dienen auch die regelmäßig stnttfindenden Besprechungen der Helfer. Die Darlegungen der in Essen auftreiendcn Weltgeistlicbm, sowie der OrdenSgcistlichen und Laie» begeisterten immer wieder die Zuhörer für dies zeitgemäße Mittel, alles in Christo zu er neuern. Wenn auch nicht jeder mitarbeite» kann, so kann er doch wenigstens sein Interesse zeigen, indem er sich mit der Sache be schäftigt, etwa eine der Zeitschriften liest oder entsprechende Vor träge besucht, auch bei gegebener Gelegenheit die Pfarrhilke durch eine Spende unterstützt, vor allein aber im Alltag die Gelegen heit nicht vorübergehcn läßt, auf den Nächsten religiös ein zuwirken. 75jähriges Bestehen der St. Trinitatis- Kirche in Leipzig Die Feier des 75jährigen Bestehens der St. TrinitatiSkirche in Leipzig nahm am Montag ihren Fortgang. Um 7 Uhr zele brierte der hochw. Herr Bischof ein Poniisikalreguicin für die Seelenruhe der verstorbenen Seelsorger, Lcürer und Gcmeinde- »ütglicder unter Assistenz der hochw. Herren Prälat Stranz, Pfarrer Haselbcrgcr und Kaplan Nönsch. Dem feierlichen Gottes dienst, bei dein der Kirchcnchor St. Trinitatis durch seine hervor ragenden Gesänge die Gläubigen erbaute, wohnrcn auch die Schulkinder mit ihren Lehrern nnd^ehrersiuien bei. Am Abende folgte eine FestverMimlniig im Zcntraltheater. Punkt 8 Uhr erschien der hochw. Herr Bischof, ehrfurchtsvoll be grüßt von der weit über 1009 Köpfe zählenden Menge, die sich ans allen Schichten der katbolischcu Bevölkerung Leipzigs zu- sammensctzte. Einleitend sang der Kirchenchor den 99. Psalm. Herr Organist Bruno PertuS, in dessen Hand die Leitung des Chores liegt, gab mit der Erstaufführung dieses Werkes, das er für gemischten Chor komponiert hatte, eine beachtenswerte Probe seines musikalischen Könnens. Die Komposition, die aller dings an die Aufmerksamkeit der Sänger und Sängerinnen nicht gerade leichte Anforderungen stellt, zeichnet sich durch eine wir kungsvolle und sehr ansprechende Melodik aus. Dem Kompo nisten dankte die Festversammliing für die vortreffliche Darbie tung in lebhaftester Weise. Herr Prälat Stranz betrat nun zu einer Begrüßungs ansprache das Rednerpult und teilte zunächst einige inter essante Daten aus der Entwicklung des katholischen KirchenlebcnS in Leipzig mit. Der erste Spatenstich znm Bau der St. Trinitatis kirche erfolgte am 6. Juli 1840 und am 19. Septeinber 1847 war das Gotteshaus fertiggestellt. Am 8. August 1847 ivaren bereits 3 Glocken geweiht worden und an diesem Tage wurde auch noch nachträglich der Grundstein gelegt. Bei der Weihe der Kirche wirkte die Leipziger Singakademie, beim feierlichen Pontifikalamt durch den Portrag einer Messe mit. Mit sicht licher Genugtinmg und unter dem lebhaften Beifall der Zu hörer erwähnte der hochw. Redner, daß die Katholiken, die bis dahin kein eigenes Gotteshaus besaßen, eine vielseitige Unter stützung bei ihren andersgläubigen Leipziger Mitbürgern fan den. Von evangelischen Laien und Geistlichen wurde manch be achtenswertes Scherftein zum Kirchenba», dessen sich mich die Bischöfe und Apostolischen Vikare Franz Mauermann und Joseph Dietrich mit großer Liebe und bestem Erfolge angenommen hat. tcn, bcigetragen. Der Rat der Stadt Leipzig förderte den Bau durch Lieferung bedenkender Mengen Baumaterials. Herr Prälat Stranz begrüßte sodann die Fcstversammlung und entbot unter dem Jubel der Teilnehmer besonders dem hochw. Herrn Bischof Dr. Christian Schreiber ein herzliches Willkommen, des weiteren dem an der Festfcier teilnehmenden Altreichskanzler Fehrenbach. sowie Herrn Geheimrat Professor Freiherr von Oer als Vertreter der Kreis Haupt Mannschaft und Herrn Stadt- rat Pros. Dr. Jeremias als Vertreter der Stadt Leipzig. Der Herr Superintendent war durch eine persönliche Abhaltung anr Erscheinen leider verhindert, hatte aber eine Vertretung entsandt. Die Festrede hatte Herr Jnstizrat Dr. SchröinbgrrS übernommen. Mit dem katholischen Gruße leitete der bei alle» sächsischen Katholiken so sehr beliebte 'Redner seine großzügige» Ausführungen ein. die ein getreues Spiegelbild echt katholischen Lebens und »vahrhast katholischer Auffassung bote». Galten zu nächst seine Worte der Bedeutung der 75jährigcn Jubelfeier und mancherlei Erinnerungen und Erscheinungen im Verlause dieser Zeit, wobei er die Verdienste namhafter Personen um das kirch. liche Leben Leipzigs in meisterhafter Weise zu zeichnen verstand, so leitete er bald über zu den Geschehnissen und Wirrnissen der Gegenwart, die ja von jedem Katholiken verlangen, daß er treu und felsenfest zur heiligen Mutter Kirche steht. Den brennenden Schnlfragen und den init der Reichsversassnng in Widerspruch stehenden allzu durchsichtigen jüngsten Verordnungen des sächsi. schen Kulturkampfministers Fleißner wandte der Festredner seine besondere Aufmerksamkeit zu und betonte unter dem spontanen Beifall der Zuhörer, daß die Katholiken Sachsens und selbstverständlich auch Leipzigs nie nnd nimmer a uf die ch r i st l i cb e, a u f die konfessionelle Schule verzichten würoen. Den Leipziger Katholiken stände hierbei zudem ein verbrieftes Recht zur Seile. Auch zu den unhaltbar gewordenen Verhältnissen an der katholischen Schule zu> Leipzig-Reudnitz nahm er Stellung und ließ keinen Zweifel darüber, daß die Elternschaft dieser Ge neinde sich in einer großen Gewissensnot besändc, da man die Kinde,, it volle». Recht nur solchen Lehrkräften anvertrauen wolle, die gau: und gar auf dem Boden der konfessionellen Schule ständen und auch die Gewähr süc eine katholische Schnlerziehung im Geiste der Kirche bieten. Diese Voraussetzungen seien aber bei einem Teile der an dieser Schule wirkenden Lehrkräfte nicht inehr gegeben, »und daher sei die Aufregung der Eltern und deren Verlangen nach baldigster Abhilfe durchaus berechtigt und ganz selbstver ständlich. Was die jüngsten Verordnungen des sächsischen Kultus ministers betreffe, so sei selbstverständlich das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen. „Schließlich gibt es ja auch noch Richter in Leipzig!" (Heiterkeit und lebhafter Beifall.) Herr Justizrat Dr. Schröinbgens beschäftigte sich auch mit der wirt schaftlichen Not der heutigen Zeit, von der auch viele brave Katholiken Leipzigs betroffen würden. Mit einem warmherzigen Appell wandte er sich an die Versammlung, doch der Not der Armen zu gedenken und den Festsaal »ichr zu verlassen, ohne tu die Hüte, Teller usw. ein Scherflein zu legen „und bei diesem löblichen Tun möge man m:r ja nicht seine Kräfte unterschätzen". Des weiteren lenkte der Redner seinen Blick auf die politische Lage und auf die Umwandlungen, die seit Kriegsende das- deutsche Vaterland über sich «-gehen lassen mußte. Er bat, den gegebenen Verhältnissen Rechnung zu tragen und oerntwilligit am Ausbau des so schwer geprüften Vaterlandes nutzuwirken. Wer die christkatholischen Gesetze und die Lehre der Apostel hsiistchllich dcr StaatSmitorität kenne und beachte, dem falle die Mitwirkung am Aufbau des Vaterlandes nicht schwer. Diese Rede weckte einen stürmischen und anbaltenden Beifall. Herr Pfarrer K lc s sc-Leipzig-Gohlis gratulierte der Ge meinde St. Trinitatis- im Namen der übrigen Leipziger katho lischen Gemeinden und dankte bei dieser Gelegenheit für die liebevolle Unterstützung, durch die man die Gvhliser Gemeinde in den Stand setzte, am gestrigen Tage in Anwesenheit des hochw. Herrn Bischofs den Gruadstein zu: Akademiker- G e d ä ch t»i s k i r ch c zu legen. 6l-ich>ci!ig bat er um wei tere Zuwendungen und Zeichnung von S.nl ilscheinen sowie zum Beitritt in den in dcr Gründung begriffenen „Verein zur Förde rung des Baues einer katholischen Kirche in Leipzig-GothliS". Zur deutbar größten Freude der imposante» Festvcrsamm- li.ng bestieg nunmehr, enthujiastiscb beg.üßt, der hochw. Herr Bischof das Podium, um zunächst den Katholiken Leipzigs Worte herzlichsten Dankes- »nk-zusprechen. Er schilderte —höchst befriedigt — den Eindruck der kirchlichen Feierlichkeiten anläß lich dcr Jubelfeier. Der Kiiidergottesdieust am <-o»»tag»ach- »iitlog sei ihm die seligste Stunde gewesen, die mau ihm bieten konnte. Nach dieser Einleitung, in die der hochw. Herr auch den Tank für die heutige herrliche Fcstbersaminlung cinschloß, gell er eine fesselnde Schilderung seiner im Mai d. I. stcittgefundencii R eise zu m Hl. Vater » a ch R o m und zu», E u charisti - schen Kongreß, der dortselbst am Hiinmclsahrts-tage (26. Mail eröffnet wurde. Mit glühender Begeisterung wies- er auf die Einheit des katholischen Glaubens- gegenüber der Zer klüftung in politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten hin. Die weltumspannende Macht dcr katholischen Kirche snhrte» ge wisse Leute gar zu gern lediglich auf die „Organisation" zurück. Aber diese allein würde wie alle anderen weltlichen Einrichtungen im Laufe der Zeit zusammcnbrechen, wenn nicht die sichtluiren Zeichen der Gottcs-kraft dcr Kirche zur Seite stände». Von überwältigendem Eindruck war die Schilderung des- hochw. Herr», die seine Erlebnisse und Eindrücke Wiedergaben, als er der nächt lichen Anbetung des Allerheiligsteii Allarsakrameitts im Peters- dom beiwohnte, die um 11 Uhr nachts begann und zu welcher aus der Heilige Pater und wohl 50 000 männliche Beter sich cin- gefnnden Hatte. Um ^2.30 Uhr nachts- habe die vom Heiligen Vater zelebrierte III. Messe begonnen, nach deren Beendigung der Heilige Vater bolle anderthalb Stunden die HI. Koinmniuoil c>» die Gläubigen aus-geleilt habe. In ans-sührücher Weise ging der hochw. Herr Bischof dann auf den Verlauf der ihm gewährte» zweimaligen Audienz beim Heiligen Vater ein. die jeweils drei viertel bczw. eine halbe Stunde dauerte. Le. Heiligkeit habe ihn sofort in deutscher Sprache angeredet, die cr fließend be herrsche nnd die Unterhaltung sei lediglich in dieser Svrache ge führt worden. Es- sei ein Märchen, wenn man dem Heilige», Vater eine dcutschuusrenndliche Gesinnung »achs.ige, das gerade Gegenteil sei der Fall. Außerdem habe der Heilige Vater nicht nur Worte des herzlichsten Mitgefühls für unser armes- Vater land gehabt, soiidern auch durch die Tat bekundet, daß cr be- reit ist, zu helfen, wo cr nur kan». In ost voll köstlichem Humor durchwürzicn Ausführungen, der ja bekanntlich »»serem Ober hirten ein so freundlicher und überall willkommener Begleiter ist. berichtete der hochw. Herr, wie ihm der Heilige Vater bei >cder Audienz ansehnliche Mittel zur Verfügung gestellt habe zur Lin derung der vielen Not in der Diözese Meißen. Die Feder ist unsühig, den Eindruck wicderzngeben und die Helle Begeisterung zu schildern, die die Festvcrsanunlung erfasste, als sie ihren Bischof im apostolischen Feuereifer vor sich stehen sah, wie er die Erhabenheit des hl. katholischen Glaubens in die Herzen seiner Zuhörer schrieb nnd zu unentwegtem Vertrauen znin Heiligen Vater »nd zur Kirche mahnte. Unvergeßlich wer den diese Angcillllicke jedem Festtcilnehiner in der Erin.iernng haften bleibe», besonders als dcr hoch»'. Herr mit flammende» Worten auf seinen Wahlsprnch binwieö, der da lautet: «In der Liebe Gottes!" Und dieser Wahlspruch wird unS, wie auch der bischöfliche Redner betonte, gewiß befähigen, Aufbauleulc zu sein am Wiederaufbau des deutschen Vaterlandes. Nicht enden wollende, sich immer wieder von »einem wieder holende Beifallsstürme bewiesen dein geliebten Oberhirten, wie sehr seine Worte gezündet hatten und welch reiches Maß von Hoffnung, Liebe und Vertrauen ihm die Leipziger Katholiken entgegenbringew Das war et» würdiger schä-er icnd geßlicher Abschluß dieser herrliche» Festversammliing, ein Mark» stein in der Geschichte des katholischen Lebens Leipzigs. H. Schneider. Notel Mstenhos ° mimg rille Zimmer mit Halt« unü Wärmwasser 30 V3älr Preise irMM «onferenrsiil,
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