Volltext Seite (XML)
Schrittes zu überzeugen, da Calwer sich im Wahlkreise großer persönlicl)er Beliebtheit erfreut. Es wurde aber auf die „wissenscl)aftliä)e Tätigkeit Ealwers in der Agrarfrage und > in der Kvlonialpolitik", auf seine Konflikte mit dem „Vorwärts" hingewiesen und betont, wie sehr die Veröffent lichungen gegen die Partei ausgeschlachtet würden. Das schlug den. Faß den Boden aus, »ritz, einmütig wurde Calwer, der lange Jahre dort für den Reichstag kandidiert hatte, abgesägt und die Kommission, die die Kandidatenfrage erörtern wollte, beauftragt, nur solche Genossen vorzu- schlagen, die fest auf dein Boden der Resolution ständen. Ealiver, der im protestantiscl-en Stift in Tübingen so gut Flöte spielen konnte, muß also seine Stimme stets außer- lialb des Reistages erheben. Ter Streit um die Hohenlohe-Memoiren will noch nicht zur Ruhe kommen. Jetzt diskutiert man namentlich die Frage, wer die größere VeranDvortung für die „Denk würdigkeiten" und für die Form dieser Veröffentlichung zu tragen habe: Prinz Alexander Hohenlohe oder der .Herausgeber Friedrich Eurtius. Während einzelne Blätt.'r neulich ausschließlich den Prinzen als den »lüritu» raetoe der Publikation angesehen wissen wollen, bringen jetzt di: „Münch. Neuest. Nachr." einen längeren Artikel, in dem es u. a. heißt: „Prinz Alexander hat nach dem Willen des Vaters, dem er besonders in den letzten Jahren, vor allen Familienmitgliedern am nächsten gestanden hatte, dessen literarischen Nachlaß ausschließlich zur Obhut anvertrau: bekommen; und was davon an die Oeffentlichkeit tritt, dafür umß er als der Verantwortliche Hüter des Schatzes ein- stel-en. Das l)at er auch getan, und niemals wurde von seiner Seite der Versuch unternommen, nach dieser Richtung die Verantwortlichkeit von sich abzuwälzen. Er ist aus dem ihm liebgewordenen hohen Staatsamte geschieden, nachdem er die verheerende Wirkung jener Publikation in den höchsten leitenden Kreisen des Reichs tvahrgenommen hatte. Er ist geschieden, ohne auch nur einen Augenblick etwa um seltnes Wetter zu bitten oder die Sachlage anders hinzustellen als sie tvar. Bekannlich hat der Prinz in jenen kritisch» Tagen den Reichskanzler persönlich aufgesucht, um ihn über den Sachverl)alt anfzuklären. Er hatte damals eine längere Unterredung mit dem Fürsten Bülow, die durchaus sachlich verlief. Der Kernpunkt dieser Unterredung tvar die Feststellung, daß den Prinzen als den Erben der väter lichen Aufzeichnungen sowohl die Verantwortung für die Veröffentlichung im Prinzip einfach treffe aus dem Grunde, weil er sie hätte verhindern oder ihre Auswahl und Er ledigung entscheidend beeinflussen können, daß aber das vorliegende literarische Werk unter gerechter Würdigung aller Umstände nach Form und Inhalt auf das Konto des Herausgebers Friedrich Eurtius zu setzen ist. Mit anderen Worten: es ist damals zwischen dem Reichskanzler und dem (Prinzen festgestellt worden, das letzterer das Opfer seiner Vertrauensseligkeit gegenüber dem geistig sehr hochstehenden und begreiflicherweise nach einer gewissen Selbstbetätigung strebenden Herausgeber geworden ist. Auf alle Fälle muß dem Herausgeber ein ganz hervorragender Allteil an dem Buch zuerkannt werden; ja, wer die Verhältnisse und die beiden Persönlichkeiten näher kennt, wird sogar annehmen, daß die Denkwürdigkeiten in der vorliegenden Form gerade zu ihr Gepräge von Eurtius und nicht vom Prinzen Alexander erhalten haben. Wir sind in der Lage, darzu- tnn, daß gerade die Partien des Buches, die das größte Aussehen erregt haben, ursprünglich nach dem Willen des Prinzen voll der Veröffentlichung hätten ausgeMossen werden sollen, daß dieser aber sich nach längerem Bedenken zu einer Sinnesänderung hgtte bewegen lassen. — Der Weltverkehr zur Sec umfaßt ganz riesige Werte ; es hält sehr schwer, diese genau statistisch zu erfassen. Im Jahre 1888 hat es das norwegische statistische Bureau getan, 1905 daS deutsche statistische Amt und zwar nach dem Raumgehalt der ankommenden Schiffe, was höchst interessante Zahlen gibt. Die angekommenen Seeschiffe hatten einen Tonnengehalt in tausend Registertons: in 1888 , Zunahme " (1888--,00 gesetzt) England 37 249 48 332 150 Frankreich 15 450 12 887 142 Verein. Staat. 13 363 3.0 983 232 Spanien 11 934 15 769 132 Deutschland 9 442 19 130 203 Rußland 7 413 11 375 153 Italien 7 373 12 722 173 Niederlande 5 336 1l 74l 218 Belgien 4 913 l l 6l5 236 Portugal 3 603 14 043 390 Japan 1 486 l 4 374 967 Die Reihenfolge nach der Größe des Verkehrs hat sich seit 1888 also stark verschoben, die Vereinigten Staaten haben Frankreich weit überflügelt. Deutschland hat Spanien überholt und Frankreich bald erreicht. Rußland hat sich von Italien, Holland, Belgien, sogar von Portugal und Japan, die ihrerseits die 8 eisten wieder geschlagen haben, in den Hintergrund drängen lassen. Die Verhältniszahlen geben aber natürlich insofern ein schiefes Bild, als Staaten mit einem 1888 schon stark entwickelten Seeverkehr im Nachteil gegen solche Staaten sind, die 1888 nur eine geringe Schiffahrt aufzuweisen halten, und einer absolut nicht er heblichen Zunahme des Verkehrs bereits eine Verdoppelung oder Verdreifachung desselben verdanken. Wertvollere Zahlen liefert die Untersuchung des Anteils, den die ein zelnen Staaten in den beiden in Betracht kommenden Jahren am Weltverkehr zur See gehabt haben. Er stellte sich in Hundertteilen wie folg»; in 1888 1905 Zu- oder Abnahme England 28,36 20.85 — 7.51 Proz. Frankreich 11.77 9.44 — 2 33 „ Verein. Staat. 10 18 13 36 -s- 3.18 Spanien 9.12 6 80 — 2.32 „ Deutschland 7,19 8 26 -s- 1.07 „ Rußland 5.64 4.91 — 0.73 „ Italien 5.62 5 50 — 0.12 „ Niederlande 4.06 6.07 -s- 1.01 Belgien 3.74 5 01 -s- 1.27 Portugal 2,74 6.06 -s- 3.32 Japan 1,13 6.20 -j- 6.07 Die Verschiebungen im Weltverkehr betragen hiernach insgesamt 15,02 Prozent; von diesen entfällt eine Abnahme von 7,51 Proz. allein auf England. Auch Frankreich, Spanien und Rußland sind in ihrer Bedeutung für den Seeverkehr zurückgegangen, während Japan, die Vereinigten j Staaten und Portugal ihren Anteil erheblich, Deutschland den seinen wenigstens ansehnlich gesteigert hat. — Die hessischen Schwarmgeister. Die religiösen Exaltationen machen sich nun auch bereits in den Kreisen Eschwege und Melsungen bemerkbar. In Röhrda im Netratale hat z. B. eine neue Fanarikersekte in vergangener Woche „Gottesdienst" in der dortigen Kirche abgehalten der bis 2 Uhr nachts dauerte. Um diese Zeit wurden die übrigen Einwohner durch lautgellende Rufe aus dem Schlafe geweckt. Aus der Kirche erscholl überlautes Geschrei „Komm o Herr JesuS; Du mußt kommen" usw. Auch in der Kreisstadt Eschwege scheinen schon manche von dieser Erscheinung ergriffen zu sein. In Heinebach (Kreis Melsungen) finden seit 14 Tagen religiöse Versammlungen statt, die zu sonderbaren Auftritten führen. Die anwesenden, meist Frauen, jedoch auch viele Männer, beten abwechselnd in knieender Lage. Ein Augenzeuge bekundet: Nach etwa 5 Minuten schon geriet ein laut betender Mann in solche Aufregung, daß er mit dem ganzen Körper zuckte, um sich schlug und den Kopf in schnellem Tempo hin und her bewegte. Sein Gebet wurde unverständlich, ja man konnte glauben, der Mann sei in Wahnsinn verfallen. Ein anderer Teilnehmer der Versammlung ging heran und stützte den Kopf des Mannes. Währenddessen stießen die meisten Anwesenden unter krampfartiger Körperzuckung unartikulierte Laute aus und machten Bewegungen mit Händen und Füßen. Die Gemeinschaftsbewegung hat vor 2 bis 8 Jahren in Großalmerode ihren Ursprung genommen. Die Sektierer glauben sich vom Geiste Gottes erfüllt, vernachlässigen ihr Tagewerk und beschäftigen sich hauptsächlich mit Beten und Singen. Sie fallen oftmals nieüer und ringen die Hände gen Himmel. Vl»ru. — Monsignore Aversa, apostolischer Delegat für Kuba, welcher am 9. August mit der Königin Luise des Nord deutschen Lloyd in Neapel gelandet ist. wird in den nächsten Tagen in Nom erwartet um dem Papste über seine Mission, welche nunmehr beendet ist, Bericht zu erstatten. Der befähigte Diplomat soll für einen hervorragenden Posten in der Kurie oder für eine Nunziatur ausersehen sein. Niederlande. — Zur Friedenskonferenz. Der allgemeine Ausschuß zur Feststellung der Schlußakte der Konferenz, der aus 25 Mitgliedern besteht, hat zur Vorbereitung dieser Akte eine Unterkommission geivählt. Die gewählten Vertreter sind Renault-Frankreich, Kriege - Deutschland. Fusinato- Jtalien, Lammasch - Oesterreich-Ungarn, Scott - Amerika, Asser-Niederlande, van den Heuvel-Belgien. «r »»«««"». — Unterhaus. Die bereits vom Oberhause ange nommene Bill, nach der Frauen Mitglieder der Munizipal- und Grafschaftsräte iverden können, ist heute vom Unter- l-ause in zweiter Lesung mit 132 gegen 13 Stimmen ange nommen worden. Nnkla«-. — Das Militärgericht in Petersburg sprach am Montag das Urteil in dem Prozesse gegen die Anarchisten und Kommunisten, die wegen räuberischer Ueberfälle und be gangener Morde, wegen des Ueberfalles auf die Forst akademie und des Meuchelmordes an dem Studenten Leontjew angeklagt waren. Vier Angeklagte wurden zum Tode, sechs zu schwerer Zwangsarbeit von verschiedener Zeitdauer und drei zur Deportation verurteilt; sechs wurden sreigesprochen. Türkei. — Ein in Saloniki ansässiger Kaufmann namens Mallah, ein Spaniole, ist im Bezirk Kruprulu von einer Bulgarenbande entführt worden, die 5000 Pfund Lösegeld verlangt. — Der Ministerrat hat. wie bereits gemeldet, den Bau eines Kreuzers durch die Genueser Finna Ansalgo auf der Marinewerft in .Konstantinopel, sowie Reparaturen an einigen Torpedobooten beschlossen, andere vom Marine ministerium verlangte Neubauten respektive Rekonstruktionen dagegen abgelehnt. Marokko. — Der König von Spanien hat dem französischen Botschafter seine volle Anerkennung über die Tapferkeit und den Mllt der französisch spanischen Truppen in Casa blanca ausgedrückt. — In Casablanca haben am 9. d. Mts. die all wöchentlichen mohammedanischen Gebetsübungen statt- gesunden, die die Eingeborenen in günstiger Weise beein flußt haben. Auf dem Gouverneurpalast war die franzö sische Flagge gehißt. Hierfür und für den französischen Schuh hat Mulcy Amin seinen Dank ausgesprochen. — Die „Agence Havas" meldet: Es trifft zu. daß Spanien an Frankreich eine Anfrage gerichtet hat bezüglich einer an die Mächte zu richtenden gemeinsamen Note, in der die Gemeinsamkeit der Ansichten und des Vorgehens der beiden Länder in der Marokkofrage zum Ausdrucke ge bracht werden soll. Die diplomatischen Verhandlungen nehmen ihren Fortgang. Die Regierung beabsichtigt keines- Wegs, neue Verstärkungen nach Marokko zu entsenden. Die jetzt dort befindlichen Streitkräste werden für ausreichend erachtet. Die Transporte nach Oran sind nur als Vor sichtsmaßregel aufzufassen, um für alle Fälle den Ereig- nissen gegenüber gesichert zu sein, deren Eintritt glücklicher- weise außerhalb de« Bereiches der Wahrscheinlichkeit liegt. — Die Deutschen in Casablanca sind durch das Bom bardement der Stadt schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Am vorigen Montag früh um 2 Uhr wurde das Konsulatskorps in Casablanca vom französischen Vertreter avisiert, daß um 5 Uhr genügend Truppen eines französischen Geschwaders die Stadt besehen würden. Beim ersten Schuß von seiten der Araber würde die Stadt bombardiert wer den. Morgens befand sich nur der französische Kreuzer „Galilee" im Hafen; er landete 60 Mann. Beim Marinetor fiel ein Schuß, das Bombardement begann sofort. Die deutsche Kolonie hatte sich der Sicherheit wegen in daS öster reichische Konsulat zurückgezogen. Infolge der ungenügenden Zahl der Landungstruppen wurde die Lage sämtlicher Europäer sehr kritisch. Tausende von Beduinen drangen j in die Stadt ein, raubten, mordeten, plünderten tagelang. ^ Die europäische Kolonie war in Lebensgefahr, viel deutsches ! Eigentum ist verloren, die deutsche Post, die Wohnung des deutschen Konsuls, Privathäuser und Magazine sind aus geraubt und verbrannt. Bis zum 7. August war die Lage verzweifelt, am 7. kamen französische Schiffe zum Schutz und landeten Fremdenlegion und Zuaven. Korea. — Der neue Kaiser von Korea bestätigte nach einer Meldung aus Söul das Todesurteil gegen den Prinzen Ai wegen dessen Agitation im Haag. Während der ein monatigen Abwesenheit des nach Tokio berufenen Marquis Jto wird General Hasegawa die neue Verwaltung organi sieren. Jedem der koreanischen Minister wird ein japanischer Vizeminister deigegeben. Diese erhalten die weitestgehenden Vollmachten. Nordamerika. — „Standard" meldet aus Washington, alle japrr- visch-amerikauischen Vertrag-Verhandlungen seien infolge der Weigerung Japans, die Bedingungen der Vereinigten Staaten anzunehmen, abgebrochen worden. AuS de« deutschen Kolonien — Die Frage, was mit Morenga geschehen wird, ist entschieden. Die Kapregierung scheint den Ernst der Lage eingesehen zu haben und will Morenga, den gefährlichsten Gegner der weißen Rasse in Südafrika, an einem der deutschen Grenze ferngelegenen Ort ansiedeln. Während seines Aufenthaltes in Upington wird er polizeilich über wacht. Dies dürfte um so nötiger sein, als er bereits- 100 Anhänger um sich versammelt hat. Aus Stadt und Vaud. (Mitteilungen auS unserem Leserkreise mit NamenSsertiguna für diese Ruvcil sin der Redaktion allezeit willkommen. Der Name des Einsenders bleibt Geheimnis der Siedaktion. Slnonhme Kuschristen müssen unberücksichtigt bleiben.) Dresden, den 13 August 1S07 Tageskalender für den 14. August. 1897.-f Dr.Alarik. Holmgreeu zu Upsala. Begründer der Lehre von der Farbenblind- heil. — 1870. Schic»ht bet CourcelleS. — 1870. Einnahme der Festung Masul. — 1865. Konvention zu Gnstein. Holstein am Oesteneich, Schleswig an Preußen zur stlbständig-n Berwnllung überlauen Herzoolum Lauenburg fällt an Preußen, ebenso der Kieler Hafen. — 1862 * Heinrich Prinz von P>eußen, Bruder des- deutschen Kaisers. — 1248. Grunosteinlegung zum Kölner Dom. —* LSelterprogno»e oer Kontgt. Säws. Landes- Wetterwarte zu Dresden kür den 14. August: Trocken bei abnehmender Bewölkung, mäßige südwestliche Winde, wärmer. —* Se. Majestät der König jagte gestern abend und heute früh bei dem Kammerherrn Freiherrn v. Burgk auf Ebersbacher Revier auf Rehböcke. —* Zur heutigen Königlichen Fcühstückstafel iw Moritzburg waren die König!. Kairmerherrrn Freiherr vorr Burgk und von Spörcker mit Einladung ausgezeichnet. —* Dem Kammersänger Karl Burrian wurde von Sr. Majestät dem König das Ritterkreuz I. Klasse des Albrechtsordens verliehen. —* Die Gartenbauschule des Gartenbau verbandes für das Königreich Sachsen eröffnete heute im nahen Laubegast ihre neuen Räume durch eine schlichte, aber stimmungsvolle Feier, die in dem mit den Büsten des Königs Friedrich August und des Kaisers Wil- Helm geschmückten Speisesaale der Anstalt stattfand. Die Festrede hielt der Vorsitzende des Kuratoriums, Handels gärtner Rudolf Seidel-Grüngräbchen, worauf Herr Geh. Oekonomierat Hänel-Kuppritz die Grüße und Glückwünsche des Landeskulturrates überbrachte. Weiter sprachen noch namens des Direktoriums der Schule König!. Gartenbau direktor Bertram, namens der Gemeinde Laubegast Ge meindeältester Weibbach, Handelsgärtner Haubold namens der Ortsgruppe des Verbandes der Handelsgärtner Deutsch lands, ferner Schuldirektor Weingart-Laubegast. An die Feier schloß sich ein Rundgang durch sämtliche Räume der Schule und des Internats sowie ein geselliges Bei sammensein im Spetsesaale der Anstalt. —* Am Montag wurde iin Saale des Dolkshauses von Max Richter-Dresden im Aufträge des Lokalkomrtees die Sozialdemokratische Landeskonferenz er- öffnet. Er sagte u. a.: „Wenn auch Unverstand und Bosheit in Verbindung mit einem unerhörten Verleumdungsfolk- zuge gegen unsere Partei bei den verflossenen Reichstags- Wahlen imstande waren, uns einen der drei Dresdener Kreise zu entreißen, so dürfen Sie doch versichert sein, daß die Genossen von Dresden-Altstadt alles daran setzen werden, diese Scharte wieder auszuwetzen. Die Erbitterung über den schmachvollen Ausfall dieser Wahl hat bei uns Erfolge hervorgebracht, wie wir sie kaum erwartet haben. Die Zahl der politisch Organisierten ist in den drei Dresdner Kreisen im letzten Jahre gestiegen von 12 800 aus 19 500. Die Zahl der Abonnenten unserer Parteipresse von 27 000 auf über 36 000. Die freien Gewerkschaften verfügen über ein Heer von 70 000 Organisierten, sie hatten eine Zunahme von über 10 000. So gerüstet, erwartet die Dresdner Arbeiterschaft die Kämpfe mit Siegeszuversicht." Die Landeskonferenz konstituierte sich hierauf. Zu Vorsitzenden wurden gewählt: Redakteur Fleischner-Dresden irnd Li- pinski-Leipzig, zu Schriftführern: Breslauer - Plauen, Müller-Chemnitz, Frau Dr. Gradnauer-Dresden und Kurze- Leipzig. Den Bericht des Zentralkomitees über Organi sation. Agitation und Presse erstattete Karl Sindcrmann. Den Kassenbericht erstattete Ernst Braun. Die Gesamt einnahmen betrugen 23 154 Mark, die Ausgaben 17 868 Mark. Die Mitgliederbeiträge sind von 33 218 auf 50 317 Mark, also um 17 099 Mark gestiegen. Im allgemeinen könne man mit der Entwicklung der Partei in Sachsen zu frieden sein. Die „Niedergcrittenen" vom 25. Januar musterten heute 80 000 Parteigenossen, darunter 26 000 Rekruten, die im verflossenen Jahre geworben wurden. —* Auf der Schiffswerft in Uebigau geriet am Sonntag vormittag ein zur Ausbesserung auf Stapel liegender großer Frachtrahn in Brand. DaS Feuer griff, begünstigt durch den Teeranstrich der Wände usw., reißend um sich, sodaß schon nach wenigen Minuten der große Kahn in seiner ganzen Länge brannte. Die gut geschulte Werft- Feuerwehr griff mit sieben Schlauchleitungen, die teils von Glundstückskydrcu'.ten. teils von Spritzen gespeist wurden.